(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur wirtschaftlichen Herstellung von geschweißten
Rohren aus Cu und Cu-Legierungen in einer kombinierten Fertigungslinie, bestehend
aus einem in Linie angeordneten Schmelzofen, einem Gießofen, einer Bandgießanlage,
einem Warmwalzwerk, einer Kühlstrecke, einem Kaltwalzwerk und einer Coileinrichtung,
sowie anschließender Rohreinform- und Schweißstrecke mit ggf. nachfolgender Zieheinrichtung
für das geschweißte Rohr. Dabei wird Rücklauf- oder Kathodenmaterial in dem Schmelzofen
zu Vormaterial für die geschweißten Rohren erschmolzen und über eine Zuführrinne in
den Gießofen geleitet. Zur Desoxidation der Schmelze zu sauerstofffreiem Kupfer wird
als Reduktionsmittel Phosphor in geringer Menge in den Gießofen oder unmittelbar in
die Zuführrinne eingeführt und die Schmelze wird in dem Gießofen oder in der Zuführrinne
mit dem Phosphor durchmischt.
[0001] Die Erfindung betrift ein Verfahren zur Herstellung von geschweißten Rohren aus Cu
und Cu-Legierungen in einer kombinierten Fertigungslinie, bestehend aus einem in Linie
angeordneten Schmelzofen, einem Gießofen, einer Bandgießanlage, einem Warmwalzwerk,
einer Kühlstrecke, einem Kaltwalzwerk und einer Coileinrichtung, sowie anschließender
Rohreinform- und Schweißstrecke mit ggf. nachfolgender Zieheinrichtung für das geschweißte
Rohr. Ein solches Verfahren ist in der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung
197 34 780.0 beschrieben.
[0002] Das beschriebene Verfahren ist vorteilhaft, weil es in einem kontinuierlichen Verfahrensablauf
wirtschaftlich in der Lage ist, geschweißte Kupferrohre und Rohre aus Kupferlegierungen
in niedriger bis hoher Kapazität herzustellen. Die kontinuierliche Verfahrensabfolge
unter Einsatz von Gießmaschinen mit sehr hohen Gießgeschwindigkeiten ermöglicht einerseits
die hohe Kapazität, ohne andererseits die Qualität der Rohre negativ zu beeinflussen.
Damit wird erstmals ein in der Praxis brauchbares Verfahren zum Herstellen geschweißter
Ne-Metallrohre geschaffen, das infolge seiner hohen Kapazität, seiner Flexibilität
und seinen niedrigen Kosten wirtschaftlich einsetzbar ist
[0003] Zur Herstellung von Halbzeugen aus Kupfer in kontinuierlichen Gießverfahren wird
wegen der hohen Reinheitsanforderungen an den Werkstoff weitgehend elektrolytisch
raffiniertes Kupfer in Form von Kathoden eingesetzt. Kupferkathoden enthalten geringe
Mengen an Sauerstoff, u. a. aus anhaftenden Sulfatresten. Da Sauerstoff einerseits
in kleinen Mengen nur einen geringen schädlichen Einfluß auf die elektrischen, mechanischen
und physikalischen Eigenschaften des Kupfers hat und andererseits der Sauerstoff andere
Verunreinigungen oxidiert, vermindert seine Anwesenheit die Leitfähigkeit und Kaltumformbarkeit
des Kupfers kaum. Aus diesem Grunde wird in der Elektrotechnik meist sauerstoffhaltiges
Kupfer verwendet. Beim Löten und Schweißen von sauerstoffhaltigem Kupfer besteht jedoch
die Gefahr der Wasserstoffversprödung, deshalb können derartige Kupfersorten für die
Herstellung von Rohren nicht eingesetzt werden. Hier ist ein sauerstofffreies Kupfer
erforderlich.
[0004] Nun ist es grundsätzlich bekannt, zur Herstellung von sauerstofffreiem Kupfer dem
geschmolzenen Metall besondere Reduktionsmittel, auch als Desoxidationsmittel bezeichnet,
wie zum Beispiel Phosphor zuzusetzen. Sie verbinden sich mit dem Sauerstoff zu Oxiden,
die als Schlacke aufsteigen. Liegen die Desoxidationsmittel im Überschuß vor, verringern
sie zwar die elektrische Leitfähigkeit und die Wärmeleitfähigkeit; diese Verringerung
wird in der Rohrtechnik, d.h. im Bauwesen und Apparatebau, aber zu Gunsten der Schweißbarkeit
hingenommen. Es wird daher in der Regel ein Kupfer mit einem kleinen Überschuß an
Phosphor eingesetzt.
[0005] Zur Herstellung von Bändern für die Erzeugung von geschweißten Kupferrohren hat sich
ein Verfahren als besonders wirtschaftlich herausgestellt, bei dem in einem Schachtschmelzofen
Vormaterial erschmolzen und über einen beheizten Gießofen einer kontinuierlich arbeitenden
Gießwalzanlage zugeführt wird. Auf dieser Gießwalzanlage wird ein Band einer bestimmten
Abmessung gegossen, in Linie warmgewalzt, anschließend in Linie gekühlt, oberflächendesoxidiert
und in einem Kaltwalzwerk auf die Dicke des Schweißrohrbandes reduziert. Nach dem
Kaltwalzen wird das Band aufgewickelt und einer Rohrschweißanlage zugeführt. Die gewalzte
Bandbreite entspricht der Breite des Schweißrohrbandes plus einer Besäumzugabe. Dieses
Rohr würde nach dem Schweißen auf unterschiedliche Rohrfertigabmessungen heruntergezogen
werden.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, das eingangs beschriebene Verfahren zur
Herstellung von geschweißten Kupferrohren durch weitere Verfahrensschritte zu optimieren,
die die Schweißbarkeit des gewalzten Bandes verbessern und somit die Herstellung eine
längsnahtgeschweißten Rohres hoher Qualität ermöglichen.
[0007] Erfindungsgemäß wird das bekannte Verfahren dadurch verbessert, daß als Vormaterial
für die geschweißten Rohre Rücklauf- oder Kathodenmaterial eingeschmolzen und über
eine Zuführrinne in den Gießofen geleitet wird, wobei zur Desoxidation der Kupferschmelze
zu sauerstofffreiem Kupfer Phosphor in geringer Menge als Reduktionsmittel in den
Gießofen oder unmittelbar in die Zuführrinne eingeführt wird. Hier wird der Überschuß
an Phosphor vom festen Kupfer unter Mischkristallbildung aufgenommen. Auf diese Weise
erhält man ein SF-Kupfer nach DIN 1708 bzw. 1787, das aus US-Normen auch als DHP-Copper
bekannt ist.
[0008] Mit der Erfindung wird ein Verfahren vorgeschlagen, das bisher ausschließlich für
die Erzeugung von Stromleitern (Gießwalzdraht) aus Elektrolytkupfer verwendet wird,
welches ebenfalls unter der Bezeichnung SE-Kupfer in der vorgenannten DIN enthalten
ist. Für sauerstofffreies Kupfer zur Herstellung von geschweißten Rohren sind solche
Gießwalzverfahren bislang nicht im industriellen Einsatz.
[0009] Es hat sich gezeigt, daß es nicht ausreicht, wenn der Phosphorgehalt des späteren
Walzmaterials zwar innerhalb der von den Normen genannten Werten liegt, aber in einer
unerwünschten Bandbreite schwankt. Gerade beim Schweißen von Kupferrohren hat sich
gezeigt, daß aus Gründen einer gleichmäßigen Qualität der Schweißnaht, insbesondere
beim Schweißen mittels hochfrequentem Strom, der Phosphorgehalt nur in einem kleinen
Bereich schwanken darf. Bei größeren Schwankungsbreiten besteht, insbesondere bei
dünnwandigen Rohren und hohen Schweißgeschwindigkeiten, die Gefahr von Fehlschweißungen,
die in der Regel zum Ausschuß des Rohres führen. Grund für diese Fehlschweißungen
ist die unterschiedliche elektrische Leitfähigkeit und die Wärmeleitfähigkeit, die
durch örtlich unterschiedliche Phosphorgehalte des Kupferbandes hervorgerufen wird.
[0010] Erfindungsgemäß sollte deshalb für längsnahtgeschweißte Rohre ein sauerstoffreies
Kupfer mit 0,015 bis 0,040 % Phosphor in einer Schwankungsbreite von ± 30 ppm verwendet
werden..
[0011] Die bekannten Gießwalzdrahtverfahren für Elektrolytkupfer arbeiten in der Regel mit
gasbeheizten Gießöfen. Diese sind für sauerstofffreies Kupfer nachteilig; denn auf
Grund der ungenügenden Badbewegung der Schmelze in derartigen Öfen ist das enge Toleranzfeld
des Rest-Phosphorgehaltes, das für die Herstellung von geschweißten Rohren unerläßlich
ist, nicht einzuhalten. Aus diesem Grund schlägt die Erfindung nach einem anderen
Merkmal vor, daß die Durchmischung der Schmelze in dem Gießofen oder in der Zuführrinne
mittels elektromagnetischer Wechselfelder einer induktiven Rührspule erfolgt. Durch
die gleichmäßige Verteilung des Phosphors in der Schmelze wird erreicht, daß beim
Schweißen des Rohres auf Grund konstanter Leitfähigkeit im Schweißrohrband weniger
Fehler auftreten, die Qualität des Rohres besser wird und die Ausschußquote sinkt.
[0012] Der Gießofen oder die Zuführrinne können erfindungsgemäß gasbeheizt oder auch induktiv
beheizt werden. Bei Verwendung eines gasbeheizten Gießofens kann das Bad der Schmelze
durch eine zusätzliche induktive Rührspule in Bewegung versetzt werden. Bei einem
induktiv beheizten Gießofens ist eine Kombination der Heizspule mit der Rührspule
denkbar; geeignet sind induktiv beheizte Gießöfen, welche mit Rinnen- oder Tiegelinduktoren
ausgerüstet sind, deren elektromagnetische Wechselfelder dazu benutzt werden, die
Kupferschmelze intensiv so gut durchzumischen, daß der Phosphorgehalt nur noch eine
Schwankungsbreite von ± 30 ppm aufweist.
[0013] Um den Phosphorgehalt in der Schmelze automatisch konstant zu halten, wird erfindungsgemäß
vorgeschlagen, daß der Sauerstoffgehalt und/oder der durchschnittliche Restphosphorgehalt
der Schmelze gemessen werden und an Hand der gemessenen Werte die Mengenzugabe des
Phosphors in die Schmelze bestimmt wird, die benötigt wird, um den restlichen Sauerstoff
im flüssigen Kupfer zu binden und den Gesamt-Phosphorgehalt auf den geforderten Wert
anzuheben.
[0014] Die Messung des Sauerstoffgehaltes in der Schmelze erfolgt vor der Zugabe von Phosphor.
Vorzugsweise wird der Phosphorgehalt der Schmelze auf Werte zwischen 0,018 % und 0,030
% eingestellt.
[0015] Das Verfahren funktioniert wie folgt:
Zur Erzeugung der Kupferschmelze wird der Schmelzofen entweder nur mit Kathoden oder
mit zusätzlichem Rücklaufmaterial chargiert. Stammt das Rücklaufmaterial aus der Rohrherstellung,
besitzt es bereits einen bestimmten Phosphorgehalt. Wird dieser Phosphorgehalt vor
dem Chargieren gemessen und ist das Gewichtsverhältnis zwischen Kathodenkupfer und
Rücklaufmaterial bekannt, läßt sich der durchschnittliche Restphosphorgehalt der Schmelze
ermitteln. An Hand des gemessenen Sauerstoffgehaltes der Schmelze kann jetzt auch
die Mengenzugabe von Phosphor bestimmt werden, das vorzugsweise in Form von Phosphor-Kupfergranulat
zugeführt wird und mit dem der restliche Sauerstoff im flüssigen Kupfer gebunden wird,
um den Gesamt-Phosphorgehalt auf einen den Vorschriften entsprechenden Wert anzuheben
[0016] Die Messung kann kontinuierlich oder in angemessenen Zeitabständen über eine unter
Umgebungsluftabschluß arbeitende Phosphordosiereinrichtung erfolgen, mit der die zur
Desoxidation erforderliche Menge von Phosphor als Phosphor-Kupfer-Granulat an die
Schmelze abgeführt wird.
1. Verfahren zur wirtschaftlichen Herstellung von geschweißten Rohren aus Cu und Cu-Legierungen
in einer kombinierten Fertigungslinie, bestehend aus einem in Linie angeordneten Schmelzofen,
einem Gießofen, einer Bandgießanlage, einem Warmwalzwerk, einer Kühlstrecke, einem
Kaltwalzwerk und einer Coileinrichtung, sowie anschließender Rohreinform- und Schweißstrecke
mit ggf. nachfolgender Zieheinrichtung für das geschweißte Rohr,
dadurch gekennzeichnet,
daß Rücklauf- oder Kathodenmaterial im Schmelzofen zu Vormaterial für die geschweißten
Rohren erschmolzen und über eine Zuführrinne in den Gießofen geleitet wird, daß zur
Desoxidation der Schmelze zu sauerstofffreiem Kupfer als Reduktionsmittel Phosphor
in geringer Menge in den Gießofen oder unmittelbar in die Zuführrinne eingeführt wird
und daß die Schmelze in dem Gießofen oder in der Zuführrinne mit dem Phosphor durchmischt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Menge des eingeführten Phosphors so dosiert wird, daß in der desoxidierten
Schmelze 0,015 bis 0,040 % Phosphor in einer Schwankungsbreite von ± 30 ppm enthalten
sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Durchmischung der Schmelze in dem Gießofen oder in der Zuführrinne mittels
elektromagnetischer Wechselfelder einer induktiver Rührspulen erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gießofen oder die Zuführrinne gasbeheizt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gießofen oder die Zuführrinne induktiv beheizt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sauerstoffgehalte und/oder der durchschnittliche Restphosphorgehalt der Schmelze
gemessen werden und an Hand der gemessenen Werte die Mengenzugabe des Phosphors in
die Schmelze bestimmt wird, die benötigt wird, um den restlichen Sauerstoff im flüssigen
Kupfer zu binden und den Gesamt-Phosphorgehalt auf den geforderten Wert anzuheben
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Messungen kontinuierlich oder in angemessenen Zeitabständen erfolgen und der
Phosphorgehalt in der Schmelze durch Dosierung des zugeführten Phosphors automatisch
konstant gehalten wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß über eine unter Umgebungsluftabschluß arbeitende Phosphordosiereinrichtung die
zur Desoxidation erforderliche Menge von Phosphor als Phosphor-Kupfer-Granulat an
die Schmelze abgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Phosphorgehalt der Schmelze auf Werte zwischen 0,018 % und 0,030 % eingestellt
wird.