[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Polyesterfasern und -filamente, welche
im geringen Umfang weitere Zusatzmittel aufweisen sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
[0002] Es ist bekannt, daß sich Fasern bzw. Filamente, welche kleine Mengen an Zusatzstoffen
enthalten, je nach Zusammensetzung der Mischung, über Schmelzspinnen verarbeiten lassen
und teilweise bei gleicher Abzugsgeschwindigkeit einen Anstieg in der Reißdehnung
im unverstreckten Garn hervorbringen können.
[0003] Der EP 0 047 464 B1 ist zu entnehmen, daß Polymethylmethacrylat (im folgenden kurz
PMMA genannt) prinzipiell zur Erhöhung der Reißdehnung bei höheren Spinngeschwindigkeiten
eingesetzt werden kann.
[0004] In diesem Dokument wird die Verwendung von in Schmelze gemischtem, umgranuliertem
Material, bestehend aus Polyester mit Zusatz von Polymethylmethacrylat, beschrieben.
Bei dieser Vorgehensweise handelt es sich um die optimalste Art einer Vormischung
zur Erreichung eines homogenen Produktes. Wie aber aus der EP 0 047 464 B1 hervorgeht,
kommt es beim Einsatz von Polymethylmethacrylaten mit hohen Molekulargewichten als
Zusatzmittel zu Problemen im Spinnprozeß (vgl. Seite 5, Zeilen 11 bis 13).
[0005] EP 0 631 638 B1 beschreibt ebenso wie EP 0 047 464 B1, daß Polymethylmethacrylat
eine begrenzte Spinnbarkeit aufweist. EP 0 631 638 B1 beschreibt nämlich ein Faserpolymer,
welches zu 0,1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Faserpolymer, eines zu 50 bis 90 % imidisierten
Polymethacrylsäurealkylesters, im wesentlichen in Form von Einlagerungen, enthält.
Ein wesentlicher Nachteil von imidisierten Polymethacrylsäurealkylester-Zusätzen ist
aber der relativ hohe Preis des Zusatzmittels. Die Kosten des imidisierten Polymethacrylsäurealkylesters
zeigen, daß die Wirtschaftlichkeit eines Prozesses, welcher das genannte Additiv benötigt,
nicht gegeben ist. Darüber hinaus ist das beschriebene Zusatzmittel nicht in großem
Maßstab erhältlich, und es ist zusätzlich eine Abhängigkeit von wenigen Herstellern
gegeben. Ein weiterer Nachteil ist, wie oben beschrieben wurde, daß die Spinnsicherheit
begrenzt ist. Es kommt mit der Verwendung dieses Materials als Zusatzmittel vermehrt
zu Fadenbrüchen.
[0006] Die in EP 0 047 464 B1 beschriebenen Molekulargewichte betragen maximal 16.000 g/mol
(vgl. Seite 9, Tabelle 5). Darüber hinaus wird in diesem Dokument erwähnt, daß bei
PMMA-Tropfendurchmessern in der Polyester-Matrix von mehr als einem µm der Dehnungszuwachs
nicht mehr optimal ist. Auf die Morphologie der Einlagerungen wird ansonsten nicht
weiter eingegangen.
[0007] Normalerweise treten, wie auch in EP 0 047 464 B1 und in "HP5, The Highly Economical
POY Process for Polyester, Fiber Producer Conference, Greenville, 1998" beschrieben,
derartige unverträgliche Einlagerungen im unorientierten Polyester-Gewölle, d.h. im
aus der Spinndüse extrudierten unorientierten Schmelzefaden, in Form von Kugeln bzw.
Tropfen auf In der EP 0 047 464 B1 ist auf Seite 4, Zeilen 13 bis 15, sowie auf Seite
5, Zeilen 8 und 9, angegeben, daß die Einlagerungen möglicherweise (ähnlich wie bei
einem Kugellager) einen "Roll-Effekt" in Fadenlaufrichtung bewirken, der zu einer
verzögerten Deformation des Polyesters führt.
[0008] Ein möglicher Zusammenhang spezieller Formen und Größen von Additiveinlagerungen
im noch unorientierten Polyester-Gewölle zu den hier benötigten speziellen Eigenschaften
des Endproduktes und zum für einen industriell einsetzbaren Prozeß essentiell wichtigen
Spinnverhalten wurde dagegen nicht erkannt.
[0009] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, Polymermischungen für die Herstellung
von Polyesterfasern und -filamenten zur Verfügung zu stellen, die gut spinnbar sind
und nicht mehr als 4 (Gew.-% Zusatzmittel enthalten, wobei das Herstellverfahren durch
die geringe Zusatzmenge, eine breite Verfügbarkeit des Zusatzmittels und durch eine
starke Erhöhung der Reißdehnung eine hohe Wirtschaftlichkeit aufweisen soll.
[0010] Diese Aufgabe wird durch die Fasern und die Filamente gemäß Anspruch 1 bzw. durch
das Verfahren nach Anspruch 8 gelöst.
[0011] In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung enthalten.
[0012] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß aus Polymermischungen aus Polyester, d.h.
insbesondere Polyethylenterephthalat (PET) und geringen Zusatzmengen von Polymethylmethacrylat
(PMMA) herstellbare Fasern bzw. Filamente sehr hohe Reißdehnungen, vor allem bei hohen
Spinngeschwindigkeiten, hervorbringen können und gleichzeitig ein hervorragendes Spinnverhalten
zeigen. Mischungen aus Polyester, d.h. insbesondere PET und Polymethylmethacrylat
und die dehnungserhöhende Wirkung des Polymethylmethacrylats sind zwar bekannt, aber
ebenso bekannt ist die Neigung zu Fadenbrüchen bei Verspinnung der Mischung, was umso
deutlicher zutage tritt, wenn sehr hohe Polymethylmethacrylat-Molekulargewichte verwendet
werden.
[0013] So wird in der EP 0 047 464 B1, wie schon oben erwähnt, beschrieben, daß die Erhöhung
des Polymethylmethacrylat-Molekulargewichtes zwar eine Verstärkung des dehnungserhöhenden
Effektes hervorbringt, aber auch, daß gleichzeitig Spinnprobleme auftreten, d.h. die
verstärkte dehnungserhöhende Wirkung bei sehr hohen Molekulargewichten des Polymethylmethacrylats
können aufgrund der damit verbundenen Neigung zu vermehrten Fadenbrüchen überhaupt
nicht zum Tragen kommen. Die Wirtschaftlichkeit eines industriellen Verfahrens auf
Basis des in EP 0 047 464 B1 beschriebenen Produktes ist somit limitiert.
[0014] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß bei der vorliegenden Erfindung die im noch
unorientierten Polyester-Gewölle eingelagerten Zusatzstoffe nicht, wie in EP 0 047
464 B1 und in "HP5, The Highly Economical POY Process for Polyester, Fiber Producer
Conference, Greenville, 1998" beschrieben, eine tropfen- bzw. kugelförmige Gestalt
aufweisen, sondern, wie in Abbildungen 1, 2 und 3 zu erkennen ist, ein neuartiges,
stäbchenförmiges bzw. wurmartig gestrecktes Aussehen hervorbringen. Der Erfindung
liegt daher die Erkenntnis zugrunde, daß gerade diese neuen charakteristischen Strukturen
der PMMA-Einlagerungen zur verbesserten Spinnbarkeit führen, und dies insbesondere
bei sehr hohen Polymethylmethacrylat-Molekulargewichten, wie im erfindungsgemäßen
Beispiel, beschrieben ist.
[0015] Bemerkenswert ist ebenfalls, daß die lateralen Durchmesser der neuartigen stäbchenförmigen
Gebilde sehr klein sind. Die im Beispiel dargestellten stäbchenartigen Einlagerungen
weisen beispielsweise einen lateralen Durchmesser von etwa 300 bis 400 nm auf, gemessen
in den aus der Spinndüse extrudierten, noch unorientierten Schmelzefäden, dem sogenannten
Gewölle.
[0016] Wichtig ist, daß der Durchmesser kleiner als 800 nm ist. Bevorzugt ist eine Größe
von weniger als 600 nm, besonders bevorzugt von weniger als 400 nm.
[0017] Die innerhalb der vorliegenden Erfindung beschriebene "stäbchenartige" Struktur der
Polymethylmethacrylat-Einlagerungen in der noch unorientierten Polyester-Matrix hat
jedoch mit den Beobachtungen, welche in EP 0 047 464 B1 beschrieben wurden, nichts
gemeinsam. Die gemäß vorliegender Erfindung festgestellten "stäbchenförmigen" Strukturen
müssen, wie auch immer, einem im Vergleich zu dem in BP 0 047 464 B1 beschriebenen
Prinzip anderen Mechanismus gehorchen. Sehr wahrscheinlich liegt hierin die Ursache
in dem deutlich besseren Laufverhalten im Rahmen der vorliegenden Erfindung.
[0018] So ist vorstellbar, daß tropfen- bzw. kugelförmige Einlagerungen in einer Polyester-Matrix
zwar eine orientierungsreduzierende Wirkung aufweisen, aber auch aufgrund der hier
zu erwartenden Molekülbewegungen der Polyester-Matrix quer zur Fadenausbreitungsrichtung
der Spinnprozeß mehr oder weniger gestört wird.
[0019] Im Falle der erfindungsgemäß erstmalig festgestellten stäbchenartigen Einlagerungen
sollten die Ausbreitungskomponenten der Polyester-Moleküle quer zum Faden reduziert
sein, was die Verbesserung im Spinnverhalten erklären würde.
[0020] Die erfindungsgemäß eingesetzte PMMA-enthaltende Polymermischung kann auch bei hohen
Spinngeschwindigkeiten problemlos mittels einer konventionellen Querstromanblasung
versponnen werden.
[0021] Gut geeignet sind aber auch andere bekannte Abkühlvorrichtungen, wie z.B. Vorrichtungen
zur passiven Abkühlung durch Luftansaugung der schnellaufenden Fäden oder Anblasvorrichtungen,
die im Zentrum des Fadenbündels angeordnet sind.
[0022] Generell ist die vorliegende Erfindung sowohl für die Herstellung von teilweise orientierten
Garnen (POY) geeignet (wie im Beispiel erläutert), als auch für die Herstellung von
Fasern (d.h. Stapelfasern), bei der deutlich langsamer gesponnen (abgezogen), dafür
anschließend viel stärker verstreckt wird (wie dem Fachmann aus Ullmann's Encyclopedia
of Industrial Chemistry, 5
th Ed., Vol. A10, Fibers, 3. General Production Technology, Seiten 550 bis 561, bekannt
ist). Der wirtschaftliche Gewinn bei der vorliegenden Erfindung äußert sich im Fall
der Faserherstellung vor allem in einem deutlich erhöhten Streckverhältnis auf der
Faserstraße, neben dem entsprechend höheren Durchsatz beim Schmelzspinnen.
[0023] Bei der Herstellung von Fasern mit der vorliegenden Erfindung wird vorzugsweise eine
Abzugsgeschwindigkeit im Bereich von 800 bis 2.400 m/min gewählt, bei der Herstellung
von teilweise orientierten Filamentgarnen (POY) eine Abzugsgeschwindigkeit von 3.000
bis 8.000 m/min.
[0024] Als Zusatzmittel hat sich das im Handel befindliche Polymethylmethacrylat-Produkt
DEGALAN® der Firma DEGUSSA als vorteilhaft erwiesen. Trotz des hohen Molekulargewichts
der Type DEGALAN® G8E von 126.580 g/mol (Gewichtsmittel gemäß nachfolgend beschriebener
Meßmethode), hat sich dieses als hervorragend geeignet herausgestellt. Das sehr hochmolekulare
Material bringt in der Mischung mit Polyester überraschenderweise neben einer enormen
Dehnungserhöhung bei hohen Spinngeschwindigkeiten auch eine hervorragende Spinnbarkeit
mit sich. Da sich selbst die Mischung aus dem sehr hochmolekularen DEGALAN® G8E und
Polyethylenterephthalat (PET) hervorragend verspinnen läßt, ist auch davon auszugehen,
daß die Typen mit geringerem Molekulargewicht (20.000 - 120.000 g/mol) als dem eingesetzten
im Vergleich zum Stand der Technik ebenfalls zu einem verbesserten Spinnverhalten
führen.
[0025] Darüber hinaus ist Polymethylmethacrylat im Vergleich zu der in EP 0 631 638 B1 beschriebenen
Additivkomponente (Polymethylmethacrylimid) deutlich billiger und gut verfügbar.
[0026] In bezug auf den dehnungserhöhenden Effekt sind erfindungsgemäß Polymethylmethacrylat-Molekulargewichte
(Gewichtsmittel) zwischen 20.000 und 200.000 g/mol geeignet. Bevorzugt geeignet sind
Molekulargewichte zwischen 50.000 und 160.000 g/mol. Ganz besonders bevorzugt geeignet
sind Molekulargewichte zwischen 80.000 und 140.000 g/mol.
[0027] Die Molekulargewichtsangaben zum PMMA beziehen sich auf folgende Meßmethode (interne
Analysenvorschrift Nr. LC 012 der EMS-CHEMIE AG):
Die Molekulargewichtsverteilung und das Gewichtsmittel (M
w) der Molmasse von PMMA werden mittels der Gel-Permeations-Chromatographie (GPC) bestimmt,
d.h. mit einem GPC-Meßgerät mit den für eine Flüssigkeitschromatographie bekannten
Apparatur-Grundkomponenten Pumpe, Chromatographiesäule und Detektor. Für die Messungen
wird ein Gerät der Firma WATERS, Typ GPC 150A mit IR-Detektor, verwendet. Als Säule
werden vier Einzelsäulen der Dimension 250 mm x 7 mm (Durchmesser) in Serie zu einer
Gesamtsäulenlänge von 1 m hintereinandergeschaltet. Die Säulen sind gefüllt mit MERCK
LiChrogel® 10 µm, und zwar in der Kombination PS4000, PS400, PS20 und PS4 (keimzeichnend
für die Porengröße) für die vier einzelnen Abschnitte, so daß jede Molekulargewichtsfraktion
des PMMA optimal aufgetrennt wird. Als Stammlösung für die PMMA-Proben dient Chloroform,
mit 0,1 % 1,2-Dichlorbenzol als Flowmarker. Als Eluent wird Chloroform in einer Flußrate
von 1 ml/min verwendet. Zur Probenvorbereitung werden jeweils 50 mg PMMA in ein verschließbares
20 ml-Glas eingewogen, mit Stammlösung bis zur Marke aufgefüllt und bis zur vollständigen
Auflösung geschüttelt. Genau gleich werden zunächst auch mindestens 5 PMMA Standards
aus dem Bereich 5.720 < M
w < 360.000 g/mol zubereitet, die von der Firma POLYMER LABORATORIES bezogen werden.
Mit den Standards wird die Molekulargewichtsmessung kalibriert. Das Injektionsvolumen
der Probenlösungen beträgt jeweils 200 µl. Alle Temperatureinstellungen sind auf 30
°C. Die Auswertung der Messungen (Chromatogramme) erfolgt mit Hilfe der GPC-Software
MILLENIUM (von WATERS) nach der Methode des Narrow Standards.
[0028] Die Menge des zugemischten PMMA liegt im Bereich von 0,1 bis 4 Gew.-%, bezogen auf
den Polyester als fadenbildendes Polymer. Bevorzugt ist der Bereich von 0,2 bis 3
Gew.-%; besonders bevorzugt ist eine PMMA-Menge im Bereich von 0,3 bis 2 Gew.-%.
[0029] Die Beimischung des Polymethylmethycrylats als Additiv zu PET kann beispielsweise
über das sogenannte "Melt Conditioning"-Verfahren zur kontinuierlichen Modifizierung
von Polymerschmelzen erfolgen (DE 40 39 857 C2). Der Offenbarungsgehalt der DE 40
39 857 C2 wird hiermit auch voll zum Inhalt dieser Anmeldung gemacht. Dort wird ein
Teil der Schmelze, die direkt aus einer Polykondensation oder von einer Aufschmelzung
kommen kann, aus dem Hauptschmelzestrom abgezweigt. Dieser Teilstrom wird in einen
Seitenstromextruder eingespeist und dort mit dem Additiv, welches in Granulat-, Pulver-
oder bevorzugt Perlenform vorliegt, beaufschlagt und anschließend dispergiert. Das
dispergierte und gemischte Schmelzekonzentrat wird danach zurück in die Hauptschmelzeleitung
geführt und dort auf die Endkonzentration verdünnt.
[0030] Anstatt des "Melt Conditioning"-Verfahrens ist es beispielsweise ebenfalls möglich,
mittels eines Aufschmelzextruders eine reine Additivschmelze zu erzeugen und in den
Hauptschmelzestrom zu injizieren. Eine entsprechende Anordnung an Mischelementen sorgt
danach für eine Homogenisierung und Dispergierung des Additives im fadenbildenden
Matrixpolymer (Polyethylenterephthalat).
[0031] In dem Fall, wenn von PET-Granulat ausgegangen und dieses in einem Spinnextruder
aufgeschmolzen wird, ist es weiter möglich, das PMMA als Additiv (in Granulat-, Pulver-
oder Perlenform) direkt zum PET-Granulat in den Spinnextruder einzudosieren, dort
das Additiv im Polyethylenterephthalat zu dispergieren und anschließend die Schmelzemischung
zu verspinnen. Auch bei dieser Beimischungsvariante ist wie beim "Melt Conditioning"-Verfahren
die Ausgangsform des PMMA als Perlen bevorzugt, weil dies eine feine Verteilung in
der PET-Schmelze begünstigt und zudem die PMMA-Handelsprodukte in der Regel ohnehin
auch in dieser Form erhältlich sind. Diese Perlen kann man sich als Meine Kügelchen
mit einem Durchmesser von etwa 0,3 mm vorstellen; sie werden gelegentlich auch als
Grieß bezeichnet.
[0032] Das Additiv kann sowohl als reine Substanz als auch in Masterbatchform zugegeben
werden. Zusätzlich können auch weitere Zusatzstoffe oder Additive einverleibt und
mit versponnen werden. Das Polyethylenterephthalat selber kann auch bereits die üblichen
Zusatzstoffe wie Mattierungsmittel (Titandioxid), Stabilisatoren, Katalysatoren etc.
enthalten. Im Zusammenhang dieser Anmeldung vesteht man unter "Polyethylenterephthalat"
(PET) oder "Polyester" die Polyester, die mindestens 80 % Polyethylenterephthalat-Einheiten
und maximal 20 % Einheiten enthalten, stammend von einem anderen Diol als Ethylenglykol
wie z.B. Diethylenglykol, Tetramethylenglykol oder einer anderen Dicarbonsäure als
Terephthalsäure, beispielsweise Isophthalsäure, Hexahydroterephthalsäure, Dibenzoesäure.
[0033] Man kann Polyethylenterephthalat gegebenenfalls mit geringen Molmengen eines Verzweigungsmittels
mit 3 bis 4 funktionellen Alkohol- oder Säuregruppen, Trimethylpropan, Trimethyloletan,
Pentaerythrit, Glycerin, Trimesinsäure, Trimellitsäure oder Pyromellitsäure, modifizieren.
[0034] Der Ausgangspolyester kann aber auch bekannte Zusätze enthalten, um die Fähigkeit
der Färbung zu modifizieren, wie z.B. Natrium-3,5-dicarboxybenzolsulfonat.
[0035] In der Schmelzeleitung besteht z.B. die Möglichkeit, weitere dynamische und/oder
statische Mischer einzusetzen. Dazu können auch dynamische und/oder statische Mischer
direkt vor dem Spinnpaket plaziert werden.
[0036] Bei einer besonderen Ausführungsart der Erfindung wird die gebrauchsfertig dispergierte
Schmelzemischung, die nach irgendeiner der beschriebenen Beimischungsvarianten hergestellt
werden kann, zunächst nicht zu Fäden versponnen, sondern granuliert. Dieses Hochleistungsgranulat
kann später an herkömmlichen Spinnmaschinen mit Aufschmelzextruder weiterverarbeitet,
d.h. zu Fasern oder Filamenten versponnen werden. Dabei hat der Weiterverarbeiter,
beispielsweise ein Kunde des Granulatherstellers, alle Vorteile des erfindungsgemäß
modifizierten Polyesters, ohne daß er hierzu seine konventionelle Spinnmaschine mit
teuren Dosierungs- und Mischeinrichtungen nachrüsten und ein separates Additiv zukaufen
muß. Das ganze Handling ist also auf diese Weise für einen Weiterverarbeiter so einfach
wie mit normalem PET-Granulat.
[0037] Die Figuren 1, 2 und 3 zeigen REM-Querschnittsaufnahmen eines erfindungsgemäßen Schmelzefadens
im Matrix-Polymer (PET), der unter der Düsenplatte im unorientierten Zustand entnommen
wurde. Insbesondere ist aus Fig. 3 ("Stäbchen", seitlich angeschnitten) die axiale
Einlagerung des PMMA-Additivs ersichtlich (Erstreckung in Fadenachse).
[0038] Die Erfindung wird nun anhand des folgenden Beispiels näher erläutert, ohne sie darauf
einzuschränken.
[0039] Verwendet wurden übliche, dem Fachmann bekannte Spinnmaschinen, wie sie z.B. in Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, 5
th Ed. Vol. A10, Fibers, 3. General Production Technology, Seite 535, Figure 26, beschrieben
sind.
Beispiel:
[0040] Die Ergebnisse der in der Tabelle 1 aufgeführten Versuche wurden an einer 6-fädigen
Produktionsspinnstelle erhalten. Tabelle 1 zeigt Resultate aus Spinnversuchen bei
einer Aufwickelgeschwindigkeit (Vwick) von 4,950 m/min. Die Spinntemperatur betrug
285 °C, wobei der Bereich von 280 °C bis 295 °C bevorzugt ist. Zur Abkühlung der Filamente
kam eine passive Abkühlung zum Einsatz, wie sie z.B. in DE 197 16 394 C1 beschrieben
ist. Nach Durchlaufen der Abkühlstrecke wurde das Garn über ein kaltes Galetten-Duo
geführt und anschließend aufgewickelt. Die Galetten- bzw. Abzugsgeschwindigkeit, d.h.
die eigentliche Spinngeschwindigkeit, betrug bei allen Varianten, außer bei der Nullprobe
"Null-2", 5.000 m/min. Bei der Variante "Null-2" (konventionell, ohne Additive) belief
sich die Galettengeschwindigkeit auf 3.225 m/min. Verwendet wurde zur Additiv-Einmischung
das "Melt Conditioning"-Verfahren (DE 40 39 857 C2), welches üblicherweise zur Schmelzemodifizierung
in kontinuierlichen Polyester-Polykondensationsanlagen mit direkt angeschlossener
Spinnerei verwendet wird. Zur Herstellung der Garne wurde ein gewöhnliches, für textile
Einsatzzwecke übliches, mattiertes Polyethylenterephthalat der Firma EMS-CHEMIE AG
mit der Typenbezeichnung Grilene® M764 verwendet. Der eingesetzte Zusatzstoffwar ein
Polymethylmethacrylat der Firma DEGUSSA mit der Typenbezeichnung DEGALAN® G8E mit
einem Molekulargewicht von 126.580 g/mol (Gewichtsmittel). Die Konzentration belief
sich auf 0,65 bis 0,90 Gewichtsprozent. Die mittleren lateralen Durchmesser der Polymethylmethacrylat-Einlagerungen
(s. Abb. 1, 2, 3 ) betrugen weniger als 400 nm.
Das Spinnverhalten war sehr gut. Es wurden ausschließlich Vollspulen hergestellt.
[0041] Tabelle 2 zeigt textile Daten des Texturgarnes. Die mit dem modifizierten Polyester
erreichten Qualitätsdaten entsprechen demjenigen von gutem, konventionell hergestellten
Texturgarn. Der Gewinn liegt aber in der enormen Produktivitätssteigerung in der Spinnerei,
wenn man bedenkt, daß normales POY-Garn nur bei ca. 3.200 m/min gesponnen wird.
Tabelle 1
6-fädige Position einer Produktionsanlage |
Add.-Typ |
G8E |
G8E |
G8E |
Null-1 |
Null-2 |
Menge (%) |
0,65 |
0,76 |
0,90 |
- |
- |
RD (%) |
120,6 |
126,6 |
134,1 |
64,7 |
121,8 |
RF (cN/dtex) |
2,4 |
2,24 |
2,01 |
3,07 |
2.31 |
Titer (dtex) |
129,7 |
131,2 |
129,7 |
124,9 |
125,3 |
Vwick (m/min) |
4950 |
4950 |
4950 |
4950 |
3170 |
Spinnverhalten |
sehr gut |
sehr gut |
sehr gut |
gut |
sehr gut |
Durchmesser (nm)* |
kleiner 400 |
kleiner 400 |
|
|
|
*:mittlerer lateraler "Stäbchendurchmesser" unter der Spinndüse |
Tabelle 2
Strecktexturierung |
Add.-Typ |
G8E |
G8E |
Null-2 |
|
Menge (%) |
0,65 |
0,76 |
- |
|
RD (%) |
21,3 |
21,7 |
21,4 |
|
RF (cN/dtex) |
4,08 |
4,06 |
4,1 |
|
Titer (dtex) |
80,7 |
77,1 |
75,8 |
|
Vtex (m/min) |
800 |
800 |
800 |
|
Verstreckverhältnis |
1,68 |
1,74 |
1,695 |
|
Laufverhalten |
sehr gut |
sehr gut |
sehr gut |
|
[0042] Die Abkürzungen in den Tabellen 1 und 2 haben folgende Bedeutungen:
- G8E =
- PMMA-Typ der Firma DEGUSSA mit dem Handelsnamen DEGALAN® als Additiv in der angegebenen
Menge dem PET zugesetzt.
- Null-1 =
- Nullvariante (Vergleichsbeispiel) ohne Additivzusatz, nur PET vom Typ Grilene® M764
der EMS-CHEMIE AG (relative Viskosität = 1,64 gemessen 1 %-ig in m-Kresol)
- Null-2 =
- wie Null-1, aber mit tieferer Spinn- und Aufwickelgeschwindigkeit
- RD =
- Reißdehnung
- RF =
- Reißfestigkeit
1. Fasern und Filamente aus überwiegend Polyethylenterephthalat als fadenbildendem Polymer,
dadurch gekennzeichnet, daß sie 0,1 bis 4 Gew.-% bezogen auf das fadenbildende Polymer, Polymethylmethacrylat
mit einem gewichtsmäßig mittleren Molekulargewicht von zwischen 20.000 und 200.000
g/mol als weiteres Polymer, überwiegend in Form von stäbchenförmigen Einlagerungen,
gemessen in den aus der Spinndüse extrudierten, noch unorientierten Schmelzefäden,
enthalten, wobei die laterale Teilchengröße der stäbchenförmigen Einlagerungen des
weiteren Polymers kleiner als 800 nm ist, und wobei die Abzugsgeschwindigkeit der
Spinnfäden bei der Herstellung bis zu 8.000 m/min beträgt.
2. Fasern bzw. Filamente gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die stäbchenförmigen Polymethylmethacrylat-Einlagerungen einen mittleren lateralen
Durchmesser kleiner 600 nm aufweisen.
3. Fasern bzw. Filamente gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die stäbchenförmigen Polymethylmethacrylat-Einlagerungen einen mittleren lateralen
Durchmesser von kleiner 400 nm aufweisen.
4. Fasern bzw. Filamente gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Polymethylmethacrylat ein gewichtsmäßig mittleres Molekulargewicht von zwischen
50.000 und 160.000 g/mol aufweist.
5. Fasern bzw. Filamente gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Polymethylmethacrylat ein gewichtsmäßig mittleres Molekulargewicht von zwischen
80.000 und 140.000 g/mol aufweist.
6. Fasern bzw. Filamente gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie 0,2 bis 3 Gew.-% Polymethylmethacrylat enthalten.
7. Fasern bzw. Filamente gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie 0,3 bis 2 Gew.-% Polymethylmethacrylat enthalten.
8. Verfahren zur Herstellung von im wesentlichen aus Polyethylenterephthalat bestehenden
schmelzgesponnenen Fasern und Filamenten durch Polykondensation oder Aufschmelzen
des fadenbildenden Polymers und anschließendem Schmelzspinnen, dadurch gekennzeichnet, daß dem fadenbildenden Polymer 0,1 bis 4 Gew.-%, bezogen auf das fadenbildende Polymer,
eines Polymeren aus im wesentlichen Polymethylmethacrylat mit einem gewichtsmäßig
mittleren Molekulargewicht von zwischen 20.000 und 200.000 g/mol vor dem Schmelzspinnen
zugemischt und darin dispergiert werden und beim Schmelzspinnen eine Abzugsgeschwindigkeit
der Fäden von bis zu 8.000 m/min eingestellt wird, wobei durch die Dispergierung in
den aus der Spinndüse extrudierten, noch unorientierten Schmelzefäden stäbchenförmige
Einlagerungen des PMMA mit einer lateralen Teilchengröße von kleiner als 800 nm erhalten
werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man dem fadenbildenden Polymer 0,2 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das fadenbildende
Polymer, des Polymethylmethacrytats zumischt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß man dem fadenbildenden Polymer 0,3 bis 2 Gew.-%, bezogen auf das fadenbildende
Polymer, des Polymethylmethacrylats zumischt.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß man zur kontinuierlichen Modifizierung der Polyethylenterephthalatschmelze einen
Teil der Schmelze aus dem Hauptschmelzestrom abzweigt, diesen Teilstrom in einen Seitenstrom-Extruder
einspeist, dort mit dem Polymethylmethacrylat beaufschlagt und dieses darin dispergiert,
das dispergierte und gemischte Schmelzekonzentrat aus dem Seitenstrom zurück in die
Hauptschmelzeleitung führt, dort auf die Endkonzentration verdünnt und anschließend
die Schmelzemischung verspinnt.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß mittels eines Aufschmelzextruders eine PMMA-Schmelze erzeugt und diese in den
Hauptschmelzestrom aus Polyethylenterephthalat injiziert wird, danach mit Hilfe einer
Mischeinrichtung homogenisiert und im Matrix-Polymer dispergiert und anschließend
die Schmelzemischung versponnen wird.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß von Polyethylenterephthalat-Granulat ausgegangen und dieses in einem Spinnextruder
aufgeschmolzen wird, und daß das PMMA direkt zum Polyethylenterephthalat-Granulat
in den Spinnextruder zudosiert und dort im Polyethylenterephthalat dispergiert wird,
und man anschließend die Schmelzemischung verspinnt.
14. Verfahren nach Anspruch 11 oder Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Polymethylmethacrylat in Perlenform zudosiert wird.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig mit dem Polymethylmethacrylat noch weitere Zusatzstoffe oder Additive
zudosiert und dem fadenbildenden Polymer beigemischt werden.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die gebrauchsfertig dispergierte Schmelzemischung nicht unmittelbar anschließend
zu Fäden versponnen, sondern zunächst granuliert und später an einer Spinnmaschine
mit Aufschmelzextruder weiterverarbeitet wird.
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Herstellung von Fasern die Abzugsgeschwindigkeit 800 bis 2.400 m/min
beträgt.
18. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Herstellung von teilweise orientierten Filamentgarnen die Abzugsgeschwindigkeit
3.000 bis 8.000 m/min beträgt.