[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betrieb einer Verbrennungsmotoranlage
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie auf eine mit einem solchen Verfahren betreibbare
Verbrennungsmotoranlage nach dem Oberbegriff des Anspruchs 8. Anlagen dieser Art werden
insbesondere in Kraftfahrzeugen eingesetzt und enthalten eine Abgasreinigungskomponente,
in der sich während des Betriebs Schwefel anreichert, der im Kraftstoff enthalten
ist. Solche schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponenten können insbesondere Stickoxid(NO
x)-Speicherkatalysatoren oder sogenannte Schwefelfallen sein.
[0002] Die schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente bedarf von Zeit zu Zeit einer
Desulfatisierung, um sie wieder vom angesammelten, meist in Sulfatform vorliegenden
Schwefel zu befreien. So ist beispielsweise bekannt, daß die Schwefelvergiftung von
NO
x-Speicherkatalysatoren deren Speicherkapazität herabsetzt. Weiter ist bekannt, daß
die Desulfatisierung bevorzugt bei erhöhten Abgastemperaturen und fetten Abgaszusammenensetzungen
abläuft.
[0003] Herkömmlicherweise werden Desulfatisierungsvorgänge im laufenden Motorbetrieb immer
dann durchgeführt, wenn der Schwefelgehalt in der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
ein gewisses Maß überschritten hat. Dies wird z.B. im Fall eines NO
x-Speicherkatalysators dann angenommen, wenn dessen Speicherkapazität merklich nachläßt.
Bei Verfahren dieser Art, wie sie in der Offenlegungsschrift EP 0 636 770 A1 und der
deutschen Patentanmeldung Nr. 197 47 222.2 beschrieben sind, wird diese nachlassende
Speicherkapazität daran erkannt, daß sich die Adsorptions- und Desorptionsphasen verkürzen.
Die Dauer der Adsorptionsphasen kann durch einen stromabwärts des NO
x-Speicherkatalysators positionierten NO
x-Sensor und die Dauer der Desorptionsphasen durch eine dort positionierte Lambda-Sonde
überwacht werden.
[0004] Zur Durchführung der Desulfatisierungsphasen wird in der genannten EF 0 636 770 A1
vorgeschlagen, den Verbrennungsmotor von magerem auf fettes Motorluftverhältnis, d.h.
Luft/Kraftstoff-Verhältnis des dem Motor zugeführten Luft/Kraftstoff-Gemischs, umzustellen
und bei Bedarf zusätzlich eine elektrische Heizeinrichtung für den NO
x-Speicherkatalysator zu aktivieren. Die jeweilige Desulfatisierungsphase wird für
einen vorgegebenen Zeitraum von z.B. 10 min. beibehalten. Bei dem Verfahren der genannten
deutschen Patentanmeldung Nr. 197 47 222.2 wird die Einstellung eines ausreichend
fetten Motorluftverhältnisses von einer Zudosierung von Sekundärluft in den Abgasstrang
stromaufwärts des NO
x-Speicherkatalysators begleitet. Dabei kann eine Regelung und nicht nur Steuerung
des Katalysatorluftverhältnisses, d.h. des Luft/Kraftstoff-Verhältnisses des den NO
x-Speicherkatalysator durchströmenden Abgases, vorgesehen sein, und die Katalysatortemperatur
kann auf einen gewünschten Wert eingestellt werden.
[0005] In der Offenlegungsschrift DE 195 22 165 A1 sind ein weiteres derartiges Verfahren
mit periodischer Desulfatisierung eines NO
x-Speicherkatalysators im laufenden Motorbetrieb bei erkanntem Nachlassen von dessen
Speicherkapazität sowie eine diesbezügliche Verbrennungsmotoranlage bekannt, wobei
dort zur Aktivierung einer jeweiligen Desulfatisierungsphase auf ein fetteres Motorluftverhältnis
und einen späteren Zündzeitpunkt für den jeweiligen Motorzylinder umgestellt und außerdem
Sekundärluft in den Abgasstrang stromaufwärts des NO
x-Speicherkatalysators zugeführt wird. Dies erfolgt vorzugsweise so, daß während der
Desulfatisierung, die für eine vorgebbare Zeitdauer aufrechterhalten wird, die Katalysatortemperatur
auf einen gewünschten, erhöhten Sollwert eingeregelt wird.
[0006] Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung eines Verfahrens und
einer Verbrennungsmotoranlage der eingangs genannten Art zugrunde, bei denen eine
übermäßige Schwefelansammlung in einer schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
durch entsprechende Desulfatisierungsvorgänge vermieden wird, die den normalen Motorbetrieb
möglichst wenig beeinflussen und keinen nennenswerten Kraftstoffmehrverbrauch verursachen.
[0007] Die Erfindung löst dieses Problem durch die Bereitstellung eines Betriebsverfahrens
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie einer Verbrennungsmotoranlage mit den Merkmalen
des Anspruchs 8 oder 9.
[0008] Gemäß dem Verfahren nach Anspruch 1 wird jeweils bei einem Kaltstart ein Desulfatisierungsvorgang
ausgelöst, in welchem der Betrieb der Verbrennungsmotoranlage auf den entsprechenden
Desulfatisierungsmodus eingestellt wird. In dem an eine Kaltstartaktivierung anschließenden
Zeitraum wird der Verbrennungsmotor meist ohnehin noch nicht primär nach kraftstoffverbrauchsminimierenden
Kriterien betrieben, wie sie für einen Normalbetriebsmodus bei warmgelaufenem Motor
Anwendung finden können, da z.B. zunächst in einem Katalysatorheizmodus versucht wird,
vorhandene Abgasreinigungskomponenten, insbesondere eine oder mehrere Abgaskatalysatoreinheiten,
möglichst rasch auf Betriebstemperatur zu bringen. Dazu kann beispielsweise der Verbrennungsmotor
noch nicht im sogenannten, verbrauchsgünstigen Schichtladebetrieb gefahren werden,
und entsprechende Katalysatorheizmaßnahmen sind auch bei Motoren mit Direkteinspritzung
zweckmäßig. Da die motorischen Katalysatorheizmaßnahmen, die beispielsweise die Einstellung
eines fetten Motorluftverhältnisses beinhalten, weitestgehend mit den motorischen
Maßnahmen zur Desulfatisierung der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
korrespondieren, entsteht durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise kein merklich
höherer Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu einem Anlagenbetrieb ohne Desulfatisierungsvorgänge.
Da die Zeitabstände, zu denen spätestens wieder ein nächster Desulfatisierungsvorgang
notwendig ist, typischerweise merklich größer als die Zeitabstände aufeinanderfolgender
Kaltstarts sind, reichen die Kaltstart-Desulfatisierungsphasen im allgemeinen zur
Erzielung einer rechtzeitigen und ausreichenden Entschwefelung aus, ohne daß zusätzliche
Desulfatisierungsvorgänge bei warmgelaufenem Motor notwendig sind. Dadurch werden
der normale Motorbetrieb nicht gestört und ein damit einhergehender Kraftstoffmehrverbrauch
vermieden.
[0009] Bei einem nach Anspruch 2 weitergebildeten Verfahren wird nach der Aktivierung eines
Motorkaltstarts der Betrieb der Verbrennungsmotoranlage zunächst auf einen Katalysatorheizmodus
eingestellt, bis die Temperatur der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
einen vorgebbaren Entschwefelungsmindestwert überschreitet, wonach dann der Betrieb
auf den Desulfatisierungsmodus umgestellt wird. Der anfängliche Katalysatorheizmodus
ermöglicht ein sehr rasches Erreichen einer ausreichenden Entschwefelungstemperatur
für die zu desulfatisierende Abgasreinigungskomponente. In weiterer Ausgestaltung
dieser Maßnahme kann gemäß Anspruch 3 während des Katalysatorheizmodus Sekundärluft
in die schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente oder stromaufwärts davon in
den Abgasstrang eingespeist werden, wodurch sich in Verbindung mit der Wahl eines
fetten Motorluftverhältnisses die Abgastemperatur rasch steigern läßt. Bei Umstellung
auf den Desulfatisierungsmodus wird diese Sekundärluftzufuhr beendet.
[0010] Ein nach Anspruch 4 weitergebildetes Betriebsverfahren eignet sich für Verbrennungsmotoranlagen,
die im Abgasstrang stromabwärts der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
eine Oxidationskatalysatoreinheit, d.h. eine solche mit oxidierender Funktion, aufweisen,
wie z.B. einen Dreiwege-Katalysator oder einen NO
x-Speicherkatalysator. Gemäß dieser Verfahrensvariante wird während der Desulfatisierung
Sekundärluft in den Abgasstrang für die Oxidationskatalysatoreinheit eingespeist,
d.h. direkt in diese oder in den Abgasstrangabschnitt zwischen ihr und der momentan
desorbierenden, schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente. Dies erlaubt ein
Oxidieren sowohl von Kohlenmonoxid und unverbrannten Kohlenwasserstoffen als auch
von eventuell bei der Desulfatisierung entstehendem Schwefelwasserstoff.
[0011] Ein nach Anspruch 5 weitergebildetes Betriebsverfahren eignet sich für Verbrennungsmotoranlagen
mit zwei oder mehr seriell hintereinanderliegenden, schwefelanreichernden Abgasreinigungseinheiten.
Verfahrensgemäß werden die schwefelanreichernden Abgasreinigungseinheiten im Desulfatisierungsmodus
nacheinander entschwefelt, und zwar in einer der Abgasströzaungsrichtung entsprechenden
Reihenfolge. Dieser Desulfatisierungsprozeß wird von einer Sekundärluftzuführung begleitet,
mit der Sekundärluft jeweils nur noch stromabwärts von derjenigen schwefelanreichernden
Abgasreinigungseinheit in den Abgasstrang zugeführt wird, die gerade entschwefelt
wird. Damit wird einerseits eine unerwünschte Sekundärluftzufuhr zu derjenigen Abgasreinigungseinheit,
die gerade desulfatisiert wird, vermieden und andererseits eine Oxidation von Kohlenmonoxid,
unverbrannten Kohlenwasserstoffen und bei der Entschwefelung eventuell entstehendem
Schwefelwasserstoff gewährleistet.
[0012] Bei einem nach Anspruch 6 weitergebildeten Verfahren, das nach einer Kaltstartaktivierung
den Katalysatorheizmodus und anschließend den Desulfatisierungsmodus beinhaltet, wird
vorteilhafterweise das Motorluftverhältnis im Desulfatisierungsmodus leicht fett eingestellt,
d.h. kraftstoffreicher als das stöchiometrische Verhältnis, jedoch kraftstoffärmer
als im Katalysatorheizmodus, was sich günstig auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt.
[0013] Gemäß einem nach Anspruch 7 weitergebildeten Verfahren wird die Dauer des jeweiligen
Desulfatisierungsmodus aus einer sensorischen Überwachung des Schwefelspeicherzustands
der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente oder einer modellbasierten Schätzung
ermittelt. In einer solchen Schätzung finden neben der verbrauchten Kraftstoffmenge
und dem Schwefelgehalt des Kraftstoffs auch zwischenzeitlich stattgefundene, natürliche
Desulfatisierungsvorgänge Berücksichtung. Darunter sind solche Desulfatisierungsprozesse
zu verstehen, die bei warmgelaufenem Motor in Zeiträumen stattfinden, in denen aufgrund
des aktuellen Motorbetriebszustands in der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
desulfatisierungsfördernde Bedingungen herrschen, insbesondere ausreichend hohe Temperatur
und ausreichend fettes Luft/Kraftstoff-Verhältnis des Abgases, wie z.B. bei Autobahn-
und/oder Vollastfahrt.
[0014] Die Verbrennungsmotoranlage nach Anspruch 8 beinhaltet wenigstens zwei seriell in
den Abgasstrang geschaltete, schwefelanreichernde Abgasreinigungseinheiten sowie Sekundärluftzufuhrmittel,
die je einen eigenen Sekundärluftzufuhrzweig für die schwefelanreichernden Atgasreinigungseinheiten
enthalten. Damit ist eine gezielte, verfahrensgemäße Sekundärluftzufuhr zur jeweiligen
schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente möglich, um beispielsweise diese schneller
auf Betriebstemperatur zu bringen oder im zugeführten Abgas enthaltene Kohlenwasserstoffe,
Kohlenmonoxid und/oder Schwefelwasserstoff zu oxidieren.
[0015] Die Verbrennungsmotoranlage nach Anspruch 9 beinhaltet stromabwärts der schwefelanreichernden
Abgasreinigungskomponente, die eine oder mehrere serielle Abgasreinigungseinheiten
umfassen kann, eine Oxidationskatalysatoreinheit. Die vorgesehenen Sekundärluftzufuhrmittel
umfassen neben einem oder mehreren Sekundärluftzufuhrzweigen für die schwefelanreichernde
Abgasreinigungskomponente zusätzlich einen eigenen Sekundärluftzufuhrzweig für die
Oxidationskatalysatoreinheit, so daß in dieser beispielsweise während eines Desulfatisierungsvorgangs
in der stromaufwärtigen, schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente gebildeter
Schwefelwasserstoff oxidiert werden kann.
[0016] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt
und wird nachfolgend beschrieben. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- ein schematisches Blockdiagramm einer Verbrennungsmotoranlage und
- Fig. 2
- ein schematisches Betriebsablaufdiagramm eines Verfahrens zum Betrieb der Verbrennungsmotoranlage
von Fig. 1.
[0017] Die in Fig. 1 gezeigte Verbrennungsmotoranlage, die insbesondere für ein Kraftfahrzeug
vorgesehen sein kann, beinhaltet einen Verbrennungsmotor 1, an den sich ausgangsseitig
ein Abgasstrang 2 anschließt. Dem Abgasstrang 2 ist eine Abgasreinigungsanlage zugeordnet,
die eine schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente in Form zweier hintereinandergeschalteter
NO
x-Speicherkatalysatoren K1, K2 und einen nachgeschalteten Dreiwege-Katalysator K3 umfaßt,
der unter anderem eine oxidierende Funktion hat und damit als Oxidationskatalysatoreinheit
fungiert. Mit einer Bypassleitung 3, in die ein ansteuerbares Ventil 4 geschaltet
ist, können die beiden NO
x-Speicherkatalysatoren bei Bedarf umgangen werden. Die beiden NO
x-Speicherkatalysatoren K1, K2 dienen dazu, im Abgas enthaltene Stickoxide periodisch
zu adsorbieren und zwecks Konvertierung, z.B. durch Abgasrückführung oder eine katalytische
Reduktion, wieder zu desorbieren, wie dies an sich bekannt ist und daher hier keiner
näheren Erläuterung und zeichnerischen Darstellung bedarf.
[0018] Die Abgasreinigungsanlage beinhaltet des weiteren Desulfatisierungsmittel, um die
NO
x-Speicherkatalysatoren K1, K2 vom angereicherten Schwefel, genauer von dem für die
Stickoxid-Adsorptionsfunktion vergiftend wirkenden Sulfat, befreien zu können. Diese
Desulfatisierungsmittel umfassen Sekundärluftzuführungsmittel in Form einer Sekundärluftleitung
L1 mit zugehöriger Sekundärluftpumpe 5. Die Sekundärluftleitung L1 verzweigt sich
stromabwärts der Pumpe 5 in drei Leitungszweige L2, L3, L4, von denen ein erster Zweig
L2 in einen ersten Abgasstrangabschnitt 2a zwischen Motor 1 und dem stromaufwärtigen
NO
x-Speicherkatalysator K1, ein zweiter Leitungszweig L3 in einen zweiten Abgasstrangabschnitt
2b zwischen den beiden NO
x-Speicherkatalysatoren K1, K2 und ein dritter Leitungszweig L4 in einen dritten Abgasstangabschnitt
2c zwischen dem stromabwärtigen NO
x-Speicherkatalysator K2 und dem Dreiwege-Katalysator K3 münden. Jeder Leitungszweig
L2, L3, L4 kann mittels eines zugehörigen, ansteuerbaren Ventils 6, 7, 8 geöffnet
und geschlossen werden.
[0019] Darüber hinaus umfassen die Desulfatisierungsmittel eine Desulfatisierungssteuereinheit,
die vorzugsweise als entsprechender Steuerteil in Software oder Hardware in ein Motorsteuergerät
integriert ist, das den Motor 1 und die übrigen Komponenten der Abgasreinigungsanlage
2 steuert. Soweit die diesbezüglichen Komponenten in Fig. 1 nicht gezeigt sind, können
hierfür dem Fachmann geläufige, herkömmliche Komponenten verwendet werden. Dabei sind
lediglich die Steuereinheiten so auszulegen, daß sie die gesamte Verbrennungsmotoranlage
gemäß dem nachfolgend erläuterten Verfahren betreiben können. Die Implementierung
dieser Betriebsverfahrensschritte beispielsweise in das Motorsteuergerät ist dem Fachmann
bei Kenntnis dieser Verfahrensschritte ohne weiteres möglich, so daß darauf hier nicht
näher eingegangen zu werden braucht.
[0020] In Fig. 2 ist in Diagrammform ein Beispiel des erfindungsgemäßen Betriebsverfahrens
für die Verbrennungsmotoranlage von Fig. 1 illustriert. Das Verfahrensbeispiel zeigt
schematisch den zeitabhängigen Betriebsablauf für den Fall eines Kaltstarts. Dabei
sind im Diagramm von Fig. 2 in vier übereinanderliegenden Diagrammen die Fahrzeuggeschwindigkeit
v
Fzg, die Abgastemperatur T, das Luft/Kraftstoff-Verhältnis λ und die Sekundärluftmasse
mL, d.h. die von den Sekundärluftzufuhrmitteln in den Abgasstrang 2 eingespeiste Sekundärluftmenge,
in ihrem Zeitverlauf wiedergegeben.
[0021] In einer ersten, zeitlich sehr kurzen Phase A wird ein Motorstart bei kaltem Motor
1 ausgelöst, d.h. die Fahrzeuggeschwindigkeit v
Fzg ist null und die Abgastempteratur T liegt auf Umgebungstemperatur. Nach dieser Aktivierung
eines Motorkaltstarts wird der Betrieb in einer anschließenden Phase B auf einen Katalysatorheizmodus
eingestellt. In diesem wird durch entsprechende Motorsteuerungsmaßnahmen und Sekundärluftzuführung
eine möglichst rasche Steigerung der Abgastemperatur bewirkt, um die Abgasreinigungsanlage,
speziell die Abgaskatalysatoren K1, K2, K3, schnell auf Betriebstemperatur zu bringen.
Das dem Motor 1 zugeführte Luft/Kraftstoff-Gemisch wird hierzu fett eingestellt, d.h.
auf einen Lambdawert kleiner eins, wie an einer entsprechenden, durchgezogen gezeichneten
Kennlinie λ
M des Motorluftverhältnisses dargestellt. Gleichzeitig wird über den ersten Leitungszweig
L2 Sekundärluft in den stromaufwärtigen Abgasstrangabschnitt 2a eingespeist, wie mit
einer entsprechenden, durchgezogen gezeichneten, ersten Sekundärluftkennlinie m
L2 gezeigt. Die beiden anderen Sekundärluftleitungszweige L3, L4 bleiben geschlossen.
[0022] Die Sekundärluftzuführung in den vom Motor 1 abgehenden Abgasstrangabschnitt 2a führt
zu einer mageren Abgaszusammensetzung, d.h. die Lambdawerte λ
K1, λ
K2 und λ
K3 in den drei Katalysatoreinheiten K1, K2, K3 liegen über dem stöchiometrischen Wert
eins, wie in Fig. 2 durch die gestrichelte Kennlinie λ
K1, die durchgezogene Kennlinie λ
K2 und die strichpunktierte Kennlinie λ
K3 gezeigt. Wie weiter in Fig. 2 anhand entsprechender Temperaturkennlinien T
K1, T
K2 und T
K3 dargestellt, nimmt durch diese Maßnahmen im Katalysatorheizmodus die Abgastemperatur
T
K1 vor dem stromaufwärtigen NO
x-Speicherkatalysator sehr schnell zu und erreicht am Ende dieser Heizphase B eine
zur Durchführung einer anschließenden Desulfatisierungsphase ausreichende Entschwefelungstemperatur
von typischerweise etwa 550°C oder mehr. Parallel dazu nehmen auch die Abgastemperatur
T
K2 vor dem stromabwärtigen NO
x-Speicherkatalysator und die Abgastemperatur T
K3 vor dem Dreiwege-Katalysator K3 in etwas geringerem Maße zu, wobei der Dreiwege-Katalysator
K3 am Ende der Heizphase B seine Anspringtemperatur für die Oxidation von unverbrannten
Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid erreicht hat. Wie anhand einer Geschwindigkeitskennlinie
v
F zu erkennen, wird das Fahrzeug in der letzten Hälfte der Heizphase B angefahren.
[0023] Nachdem die Katalysatoreinheiten K1, K2, K3 auf diese Weise auf Betriebstemperatur
gebracht wurden, wird vom Katalysatorheizmodus B auf einen Desulfatisierungsmodus
umgeschaltet, der zwei aufeinanderfolgende Desulfatisierungsphasen C, D beinhaltet.
In der ersten Desulfatisierungsphase C wird der Motoranlagenbetrieb primär auf die
Desulfatisierung des stromaufwärtigen NO
x-Speicherkatalysators K1 eingestellt. Dazu wird die Zuführung von Sekundärluft über
den ersten Leitungszweig L2 zu diesem NO
x-Speicherkatalysator K1 abgestellt, d.h. die zugehörige Luftmassenkennlinie m
L2 fällt auf null ab. Gleichzeitig wird über den zweiten Leitungszweig L3 Sekundärluft
in den Abgasstrangabschnitt 2b vor dem stromabwärtigen NO
x-Speicherkatalysator K2 zugeführt, wie am Anstieg einer zugehörigen, gestrichelt gezeichneten,
zweiten Sekundärluftkennlinie m
L3 zu erkennen. Das Motorluftverhältnis λ
M wird beim Übergang zum Desulfatisierungsmodus auf einen nur noch geringfügig unter
dem stöchiometrischen Wert eins liegenden Wert angehoben, d.h. der Motor 1 wird leicht
fett betrieben.
[0024] Durch diese Maßnahmen ändert sich das Katalysatorluftverhältnis λ
K1 im stromaufwärtigen NO
x-Speicherkatalysator K1 von einem mageren auf einen leicht fetten, den Desulfatisierungsvorgang
fördernden Wert, während sich die Katalysatorluftverhältnisse λ
K2, λ
K3 in den beiden anderen Katalysatoren K2, K3 nicht wesentlich ändern und im mageren
Bereich verbleiben. In diesen Katalysatoreinheiten K2, K3 können dadurch sowohl unverbrannte
Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid als auch das möglicherweise bei der Desulfatisierung
des stromaufwärtigen NO
x-Speicherkatalysators K1 entstehender Schwefelwasserstoff oxidiert werden. Alternativ
zur gezeigten Sekundärluftzufuhr allein über den zweiten Leitungszweig L3 kann in
dieser Betriebsphase mit im wesentlichen gleicher Wirkung eine Sekundärluftzufuhr
nur über den dritten Leitungzweig L4 für den Dreiwege-Katalysator K3 oder eine solche
über den zweiten und dritten Leitungszweig L3, L4 vorgesehen sein.
[0025] Die Dauer der Desulfatisierungsphase C für den stromaufwärtigen NO
x-Speicherkatalysator wird mittels einer Modellrechnung bezüglich der Schwefelvergiftung
ermittelt. In diese modellbasierte Schätzung des zu Beginn vorliegenden Schwefelgehalts
im zu desorbierenden NO
x-Speicherkatalysator gehen als maßgebende Einflußgrößen der verbrauchte Kraftstoff
und dessen Schwefelgehalt sowie die Auswertung natürlicher Desulfatisierungsprozesse
ein, wie sie gegebenenfalls während einer vorangegangenen Normalberiebs-Fahrphase
mit warmgelaufenen Motor aufgetreten sein können, indem zeitweise die dafür günstigen
Bedingungen vorgelegen haben. Dies ist z.B. bei Autobahn- und Vollast-Betriebsphasen
der Fall. Zusätzlich oder alternativ zu dieser modellbasierten Schätzung kann eine
sensorische Diagnose des NO
x-Speicherzustands vorgesehen sein.
[0026] Sobald dann die erste Desulfatisierungsphase C für die ermittelte Dauer durchgeführt
worden ist, wird auf die zweite Desulfatisierungsphase D umgeschaltet, in welcher
primär der in Abgasströmungsrichtung nächste NO
x-Speicherkatalysator K2 desulfatisiert wird. Hierzu wird die Sekundärluftzufuhr über
den zweiten Leitungszweig L3 für diesen stromabwärtigen NO
x-Speicherkatalysator K2 beendet, d.h. die zugehörige Kennlinie m
L3 fällt auf null ab. Gleichzeitig wird spätestens jetzt mit der Zuführung von Sekundärluft
über den dritten Leitungszweig L4 für den Dreiwege-Katalysator K3 begonnen, wie in
Fig. 2 anhand einer zugehörigen, dritten Luftmassenkennlinie m
L4 dargestellt. Das Motorluftverhältnis λ
M wird unverändert im leicht fetten Bereich belassen.
[0027] Durch diese Maßnahmen fällt das Katalysatorluftverhältnis λ
K2 für den nun zu desulfatisierenden NO
x-Speicherkatalysator K2 vom vormals mageren in den leicht fetten Bereich ab, wie es
für den Desulfatisierungsprozeß günstig ist. Das Katalysatorluftverhältnis λ
K3 im Dreiwege-Katalysator K3 bleibt hingegen im mageren Bereich, so daß dort weiterhin
die Oxidation von unverbrannten Kohlenwasserstoffen, Kohlenmonoxid und gegebenenfalls
bei der Desulfatisierung entstehendem Schwefelwasserstoff gewährleistet ist.
[0028] Sobald dann die wiederum geeignet ermittelte Dauer der Desulfatisierungsphase D für
den stromabwärtigen NO
x-Speicherkatalysator K2 abgelaufen ist, wird die Verbrennungsmotoranlage für eine
nächste Phase E auf Normalbetrieb umgestellt, d.h. auf kraftstoffverbrauchs- und motorleistungsoptimierten
Betrieb. Das Motorluftverhältnis λ
M wird in diesem Normalbetrieb möglichst mager eingestellt. Im Motor dadurch entstehende
Stickoxide werden von den NO
x-Speicherkatalysatoren K1, K2 adsorbiert. Sobald deren NO
x-Speicherkapazität erschöpft ist, werden sie in herkömmlicher Weise einem Desorptionsvorgang
unterzogen, wozu bei Bedarf auch die Sekundärluftzufuhrmittel aktiviert werden können.
[0029] Es versteht sich, daß in der beschriebenen Weise auch mehr als zwei seriell hintereinanderliegende
NO
x-Speicherkatalysatoren oder andersartige schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponenten
desulfatisiert werden können.
[0030] Das erfindungsgemäße Betriebsverfahren kann im übrigen auch bei Fehlen einer Sekundärluftzuführung
angewendet werden, sofern es die Abgasemissionen an unverbrannten Kohlenwasserstoffen
und Kohlenmonoxid in der Kaltstartphase zulassen. Die jeweils geeigneten Betriebsbedingungen
werden dann allein durch Betriebssteuerungsmaßnahmen am Motor 1 selbst und ohne Sekundärluftzuführung
in den Abgasstrang eingestellt. Insbesondere wird der Motor während der Kaltstartphase
mit einem fetten Abgasgemisch versorgt, so daß einerseits eine schnelle Katalysatoraufheizung
und andererseits eine Entschwefelung der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
erreicht wird.
1. Verfahren zum Betrieb einer Verbrennungsmotoranlage, insbesondere eines Kraftfahrzeuges,
die einen Verbrennungsmotor (1) mit zugehörigem Abgasstrang (2), eine im Abgasstrang
angeordnete, schwefelanreicherne Abgasreinigungskomponente (K1, K2) und Mittel zur
Desulfatisierung der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente umfaßt, wobei
- der Betrieb der Verbrennungsmotoranlage zu vorgebbaren Zeitpunkten auf einen Desulfatisierungsmodus
eingestellt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
- der Betrieb der Verbrennungsmotoranlage jeweils im Anschluß an eine Kaltstartaktivierung
des Verbrennungsmotors vor Übergang in einen Normalbetriebsmodus auf den Desulfatisierungsmodus
eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
der Betrieb der Verbrennungsmotoranlage nach einer jeweiligen Motorkaltstartaktivierung
zunächst auf einen Katalysatorheizmodus zur Aufheizung der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
eingestellt und dann auf den Desulfatisierungsmodus umgestellt wird, wenn die Temperatur
der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente einen vorgebbaren Entschwefelungsmindestwert
überschritten hat.
3. Verfahren nach Anspruch 2 zum Betrieb einer Verbrennungsmotoranlage, die des weiteren
Mittel zur Sekundärluftzuführung an einer oder mehreren Stellen des Abgasstrangs (2)
beinhaltet, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
im Katalysatorheizmodus Sekundärluft in die schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente
oder den Abgasstrangabschnitt stromaufwärts davon zugeführt und diese Sekundärzuluftfuhr
bei Umstellung auf den Desulfatisierungsmodus beendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zum Betrieb einer Verbrennungsmotoranlage,
die des weiteren Mittel zur Sekundärluftzuführung an einer oder mehreren Stellen des
Abgasstrangs (2) und stromabwärts der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
(K1, K2) eine Oxidationskatalysatoreinheit (K3) beinhaltet, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
im Desulfatisierungsmodus Sekundärluft in die Oxidationskatalysatoreinheit oder in
den Abgasstrangabschnitt zwischen der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
und der Oxidationskatalysatoreinheit zugeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4 zum Betrieb einer Verbrennungsmotoranlage, die des
weiteren Mittel zur Sekundärluftzuführung an einer oder mehreren Stellen des Abgasstrangs
(2) beinhaltet und bei der die schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente mehrere
seriell in den Abgasstrang geschaltete Abgasreinigungseinheiten (K1, K2) umfaßt, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die schwefelanreichernden Abgasreinigungseinheiten (K1, K2) im Desulfatisierungsmodus
in Abgasströmungsrichtung nacheinander in einer jeweils zugehörigen Desulfatisierungsphase
desulfatisiert werden, wobei während der jeweiligen Desulfatisierungsphase Sekundärluft
in den Abgasstrang ausschließlich an einer oder mehreren Stellen stromabwärts der
schwefelanreichernden Abgasreinigungseinheit, die momentan desulfatisiert wird, zugeführt
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
das Luft-Kraftstoff-Verhältnis (λM) des den Verbrennungsmotor (1) zugeführten Luft-Kraftstoff-Gemischs im Desulfatisierungsmodus
kraftstoffreicher als der stöchiometrische Wert und kraftstoffärmer als im Katalysatorheizmodus
gewählt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die Dauer des jeweiligen Desulfatisierungsmodus aus einer sensorischen Überwachung
des Speicherzustands der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente und/oder
einer modellbasierten Schätzung der gespeicherten Schwefelmenge ermittelt wird, wobei
die Schätzung wenigstens in Abhängigkeit vom verbrauchten Kraftstoff und dessen Schwefelgehalt
sowie von während eines vorangegangenen Normalbetriebsmodus eventuell stattgefundenen,
natürlichen Desulfatisierungsprozessen erfolgt.
8. Verbrennungsmotoranlage, insbesondere für ein Kraftfahrzeug, mit
- einem Verbrennungsmotor (1) mit zugehörigem Abgasstrang (2),
- einer im Abgasstrang angeordneten, schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
(K1, K2) und
- Mitteln zur Desulfatisierung der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente,
die Sekundärluftzufuhrmittel umfassen,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente wenigstens zwei seriell in den
Abgasstrang geschaltete Abgasreinigungseinheiten (K1, K2) beinhaltet und
- die Sekundärluftzufuhrmittel je einen eigenen Sekundärluftzufuhrzweig (L2, L3) für
die schwefelanreichernden Abgasreinigungseinheiten aufweisen.
9. Verbrennungsmotoranlage, insbesondere nach Anspruch 8, mit
- einem Verbrennungsmotor (1) mit zugehörigem Abgasstrang (2),
- einer im Abgasstrang angeordneten, schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente
(K1, K2) und
- Mitteln zur Desulfatisierung der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente,
die Sekundärluftzufuhrmittel umfassen,
dadurch gekennzeichnet, daß
- stromabwärts der schwefelanreichernden Abgasreinigungskomponente (K1, K2) eine Oxidationskatalysatoreinheit
(K3) vorgesehen ist und
- die Sekundärluftzufuhrmittel mindestens je einen Sekundärluftzufuhrzweig (L2, L3;
L4) für die schwefelanreichernde Abgasreinigungskomponente (K1, K2) einerseits und
die Oxidationskatalysatoreinheit (K3) andererseits aufweisen.