(57) Die Erfindung betrifft die Anwendung des Verfahrens, Werkstoffe aus Kunststoff durch
nachträgliche Aktivierung ihrer Oberflächen mittels Fluorierung oder Plasma-Behandlung
in ihren Benetzungseigenschaften zu verbessern. Das Verfahren soll eingesetzt werden
bei Kunststoffteilen von Geschirrspülmaschinen oder Waschmaschinen, die mit der Spül-
oder Reinigungsflüssigkeit direkt beaufschlagt sind. Nach diesem Verfahren werden
vollständig aus einem polymeren Werkstoff, wie Polypropylen, Polyethylen, deren Copolymerisate,
Polyamid oder aus einem Regenerat dieser Kunststoffe gefertigte oder mit diesem Kunststoff
überzogene und in den Spülwasserkreislauf einbezogene Bauteile behandelt. Durch diese
Behandlung wird ohne zusätzliche konstruktive Maßnahmen eine wesentliche Verbesserung
des Abtropfverhaltens an den Spülgutträgern, wie Besteckschubladen, Geschirrkörben
usw. erreicht und eine durch lipophile Lebensmittelfarbstoffe bewirkte Verfärbung
der Bauteile kann nicht mehr auftreten.
[0001] Der Gegenstand der Erfindung betrifft die Anwendung des Verfahrens, Werkstoffe aus
Kunststoff durch nachträgliche Aktivierung ihrer Oberflächen mittels Fluorierung oder
Plasma-Behandlung in ihren Eigenschaften für nachfolgende Behandlungen zu verbessern.
[0002] Derartige Verfahren werden allgemein bei der Oberflächenreinigung und -behandlung
von Kunststoffteilen nachträglich eingesetzt, um die unumgänglichen Vorbehandlungen
für einen späteren Bearbeitungsvorgang, wie Verkleben, Lackieren, Bedrucken, Beschichten
usw. an den verschiedenen Formteilen zu reduzieren oder ganz durch unbedenkliche Verfahren
zu ersetzen. Mit diesen Verfahren wird die Benetzbarkeit der Werkstückoberflächen
heraufgesetzt.
[0003] So ist z. B. durch das Niederdruck-Plasmaverfahren (allgemein Plasma-Verfahren) in
einem "trockenen Prozeß" neben einer gaschemischen Entfettung der Werkstückoberfläche
auch eine Änderung der Oberfläche erreichbar, die sich beispielweise in einer merklichen
Erhöhung der Oberflächen-Benetzbarkeit äußert. Grundsätzlich werden im Plasma Kunststoffe
behandelt, die vakuumbeständig sind und einer Temperaturbelastung von mindestens 50°
C widerstehen. Zur Erzeugung eines Niederdruckplasmas wird dabei in eine Vakuumkammer
(Prozeßkammer) bei einem Druck von 1 mbar ein Gas oder Gasgemisch eingeleitet und
durch Anlegen einer hochfrequenten Wechselspannung in ionisierten Zustand versetzt.
Dieses Plasma mit seinen hochaktiven Teilchen zeichnet sich durch starke Reaktionsfähigkeit
aus und aktiviert die Werkstückoberflächen. Das Verfahren findet Verwendung in der
Elektronik, in der Automobilindustrie sowie bei der Verarbeitung von Formteilen für
Verpackungen. Vorwiegend werden dabei Kunststoff-Formteile aus Polyethylen (PE), Polypropylen
(PP) und/oder deren Copolymerisate bearbeitet. Das Plasma-Verfahren ist im Sonderdruck
aus "Adhäsion" Heft 5, Jahrgang 1989, Aufsatz "Oberflächenbehandlung mittels Niederdruckplasma"
von Gerhard Liebel, ausführlich beschrieben.
[0004] Beim Aktivieren durch Fluorierung werden Kunststoffoberflächen mit elementarem Fluor
behandelt. Auch diese Behandlung bewirkt eine nachhaltige Oberflächenveredelung durch
Erhöhung der Wasserbenetzbarkeit, welche jedoch die mechanischen Eigenschaften des
Werkstoffes nicht beeinflußt. Der Kunststoff gewinnt dadurch hochwertige Vorteile,
wie Beklebbarkeit, geringe Permeabilität von verschiedenen Lösungsmitteln oder Gasen,
niedrigen Reibungs-Koeffizient und hohe Resistenz gegenüber aggressiven Chemikalien.
Insbesondere hat sich dieses Verfahren bei der Produktion von Kunststoff-Kraftstoff-Tanks
durchgesetzt. Die fluorierten Behälter sind nach der Behandlung mit einer Sperrschicht
ausgerüstet, welche die Kraftstoffpermeation bis auf wenige Prozentwerte verringert
(sh. Kautschuk-Plastik-Zeitung, Nr. 421 vom 23. August 1990, "Sie sind am Zug", Fluorierung
von Kraftstoff-Tanks).
[0005] Bei wasserführenden Haushaltgeräten, wie Geschirrspül- oder Waschmaschinen, insbesondere
jedoch bei Geschirrspülmaschinen ist es allgemein bekannt, die mit der Spül- oder
Reinigungsflüssigkeit in Berührung kommenden Formteile und Baugruppen, wie Spülgutträger,
Spülbehälter usw. aus einem hochwertigen polymeren Kunststoff, wie z. B. Polypropylen
(PP) zu fertigen oder wenigstens die Oberflächen der Teile mit einem entsprechenden
Werkstoff (z. B. Polyamid) zu überziehen (sh. deutsche Gebrauchsmuster DE 73 29 899
U1 und DE 70 01 337 U1). Diese Maßnahmen dienen einerseits dem Korrosionsschutz der
mit der Spül- oder Reinigungsflüssigkeit in Berührung kommenden Teile und schonen
andererseits das im Korb abgelegte Geschirr oder Besteck.
[0006] Das bekannte Überziehen eines Geschirr- oder Besteckkorbes mit Kunststoff kann jedoch
aufgrund der nicht optimalen Abtropfeigenschaften des verwendeten Kunststoffes nicht
verhindern, daß sich dennoch Wassertropfen an den Berührungsstellen zwischen Kunststoff
und Geschirr oder Besteck am Korbgestell anhängen, welche auch im Programmabschnitt
"Trocknen" oftmals nicht ganz beseitigt werden können. Eine mangelhafte Wassertropfenableitung
wirkt sich ungünstig auf die zum optimalen Spülen und Reinigen notwendige Wassermenge
im Hinblick auf einen geringen Wasser- und Heizenergieverbrauch aus und begünstigt
eine negative Wasserfleckenbildung an den Geschirr- und Besteckteilen. Ein optimales
Reinigungs- und Spülergebnis ist somit nicht immer zu erreichen. Ferner erfordert
die völlige Beseitigung hängengebliebener Wassertropfen eine erhöhte Trocknungsleistung
oder eine verlängerte Programmlaufzeit.
[0007] Zur Verbesserung dieser negativen Eigenschaften der Körbe ist es auch bekannt geworden,
die Spülgutträger oder Besteckschubladen mit zusätzlichen Tropfenableitern zu versehen,
bzw. die Maschen und Gitter der Korbgestelle in der Profilgebung schneidenförmig oder
sägezahnförmig auszubilden (sh. EP-PS 0 186 157). Diese Maßnahmen komplizieren und
verteuern aber Herstellung der Spülgutträger aus hochwertigem Kunststoff und verringern
die Problematik nur teilweise.
[0008] Darüber hinaus besteht das Problem, daß sich kunststoffüberzogene Teile im Spülprozeß
mit der Zeit verfärben, wobei in der Regel eine Gelbfärbung bzw. gelb-rötliche Verfärbung
zu erkennen ist. Die Verfärbung tritt praktisch an allen der Spülflüssigkeit ausgesetzten
Kunststoffteilen auf, die im Spülbehälter sowie außerhalb des Spülbehälters im Leitungsweg
des Spülwassers angeordnet sind. Besonders fallen die Gelbverfärbungen bei den mit
Kunststoff überzogenen Geschirrkörben und den Besteckkörben sowie Besteckschubladen
aus Kunststoff auf; im wesentlichen jedoch an PP-Kunststoffteilen. Wie festgestellt
werden konnte, resultiert die Verfärbung zum einen daraus, daß sich die Reinigungs-und
Spülmittel für das Geschirr wesentlich geändert haben. Frühere Reinigungsmittel mit
Chlor als Inhaltsstoff hatten Bleichwirkung, die eine Verfärbung des Kunststoffs weitestgehend
verhinderte. Derzeit eingesetzte Reiniger ersetzen Chlor durch Sauerstoff, wobei die
Sauerstoffbleiche eine Verfärbung jedoch behindern kann. Hervorgerufen aber werden
Kunststoffverfärbungen durch Carotin (Betacarotin), welches als fettlöslicher Naturfarbstoff
in den vom Geschirr abzuspülenden Lebensmittelresten anfällt.
[0009] Ausgehend von einem Verfahren der eingangs genannten Art liegt der Erfindung die
Aufgabe zugrunde, eine einfache kostengünstige Verbesserung des Abtropfverhaltens
der mit der Spül- oder Reinigungsflüssigkeit von wasserführenden Haushaltgeräten in
Berührung kommenden Kunststoffteile der Geräte zu schaffen und bei diesen Teilen auch
eine Materialverfärbung im bei längerem Gebrauch zu verhindern.
[0010] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Anwendung des Verfahrens,
Werkstoffe aus Kunststoff durch nachträgliche Aktivierung ihrer Oberflächen mittels
Fluorisierung oder Plasma-Behandlung in ihren Benetzungseigenschaften zu verbessern,
auf Kunststoffteile von Geschirrspülmaschinen oder Waschmaschinen, die mit der Spül-
oder Reinigungsflüssigkeit direkt beaufschlagt sind.
[0011] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile sind insbesondere darin zu sehen, daß ohne
zusätzliche konstruktive Maßnahmen an den Spülgutträgerbehältern, wie Besteckschubladen,
Geschirrkörbe usw. mit vertretbarem Geräte-Programmaufwand hinsichtlich Zeit und Kosten
eine wesentliche Verbesserung des Abtropfverhaltens bei den Spülgutträgern erreicht
wird. Dies trifft ebenso für gegebenenfalls aus Kunststoff gefertigte Geschirrspülbehälter
oder Kunststoff-Laugenbehälter, Wassereinspülkästen oder dergl. von Waschmaschinen
zu. Neben der verbesserten Abtropfwirkung wird zusätzlich ein erhöhter Korrosionsschutz
bei den behandelten Kunststoffteilen erreicht.
[0012] Besteckschubladen oder Spülbehälter werden üblicherweise als Formteile aus einem
hochwertigen polymeren Kunststoff-Werkstoff, z. B. aus Polypropylen (Polymerisat)
gefertigt. Bei den Geschirrkörben ist es üblich, diese als Halbzeuge aus Metalldraht
zu fertigen und anschließend für den Korrosionsschutz mit einem Polyamid (Thermoplast)
zu ummanteln. Dabei sind für die Wassertropfenableitung die Besteck- und die Geschirrhalter
sowie die Korbböden in einer speziellen aufwendigen Profilgebung geformt. Bei der
erfindungsgemäßen Anwendung des Verfahrens zur Aktivierung der Oberflächen von Kunststoff
hingegen können derartige konstruktive Maßnahmen an den Spülgutträgern und den Spülbehältern
zur Wassertropfenableitung unterbleiben bzw. auf eine vereinfachte Formgebung zurückgeführt
werden. Es hat sich gezeigt, daß das an sich bekannte und in der Regel für einen Lackauftrag
auf Kunststoff abgestellte Plasma- oder Fluorierverfahren die behandelte Kunststoffoberfläche
für Wasser überraschend so verändert, daß sich anhaftendes Wasser als dünner Wasserflim
ausbreitet. Darüber hinaus wird in ebenso überraschender und nicht naheliegender Weise
durch die Erfindung erreicht, daß die besonders bei Geschirrspülmaschinen bekannte
durch Carotin verursachte Materialverfärbung an den im Spülwasserumlauf befindlichen
Kunststoffteilen nicht mehr auftritt. Ebenso besteht bei Anwendung der Fluorierung
oder der Plasma-Behandlung bei den Kunststoff-Spülgutträgern die Möglichkeit, ein
weniger teueres Regenerat des hochwertigen Kunsttoffes mit Erfolg einzusetzen, dessen
umweltfreundliche Vorteile auf der Hand liegen. Die Vorteile für die Praxis sind darin
zu sehen, daß ein preiswerter wirtschaftlicher Kunststoff mit gezielt verbesserten
Oberflächeneigenschaften verwendet werden kann, welcher auch sehr langlebig ist.
[0013] Die in Geschirrspülmaschinen im Spülwasserumlauf befindlichen Bauteile, wie bspw.
Geschirrkörbe, Besteckschubladen oder Besteckkörbe sowie Siebe und dergl. haben eine
unterschiedliche Wasserbenetzbarkeit der Oberflächen. Spritzfrisch sind beispielsweise
die Produkte aus PP-Material (Polypropylen) lipophil und demnach wasserabweisend sowie
fettfreundlich. Geht man davon aus, daß im Spülprozeß gehärtete Fette der Lebensmittelreste
sehr gut fettlösliche Betacarotinfarbstoffe aufnehmen und zu den Kunststoff-Bauteilen
transportieren, so kann auf einem unbehandelten Kunststoff aufgrund des lipophilen
(fettfreundlichen) Charakters der normalen PP-Oberflächen der Farbstoff substantiv
auf das PP-Material aufziehen und dieses verfärben.
[0014] Die in Haushalten erkennbaren Verfärbungen an unbehandelten Kunststoff-Bauteilen
von Geschirrspülmaschinen können von Bauteil zu Bauteil verschieden sein. Es wurde
festgestellt, daß eine starke Verfärbung z. B. durch Tomatenmark in Lebensmitteln
hervorgerufen wird. Öle (bspw. Olivenöle) können eine leichtere Gelbverfärbung und
gehärtete Fette (z.B. Bratfette) kräftige Rotverfärbungen bewirken. Für den Farbstofftransport
ist in allen Fällen immer ein Fett notwendig.
[0015] Am Beispiel der in Geschirrspülmaschinen eingesetzten Besteckkörbe oder Besteckschubladen
soll der mit dem erfindungsgemäß eingesetzten Verfahren vorteilhaft erzielte Effekt
der Verbesserung des Wasser-Abtropfverhaltens sowie der Farbbeständigkeit bzw. der
Vermeidung einer Materialverfärbung näher beschrieben werden.
[0016] Um die Bildung von Wassertropfen zu verhindern, wird die fertige Besteckschublade
einer Oberflächenbehandlung nach dem Plasma-Verfahren oder durch Fluorierung nachträglich
unterzogen. Diese Behandlung macht die Kunststoffoberfläche der Besteckschublade hydrophil,
also fettabweisend und wasserfreundlich.
[0017] Die hydrophile Oberflächeneigenschaft bewirkt, daß sich der Randwinkel eines Tropfens
sehr klein bzw. extrem flach einstellt. Hierdurch wird die Benetzungseigenschaft der
Oberfläche erhöht. Spülwassertropfen können sich gut flächig und dünn ausbilden, wodurch
ein schnelles Abtropfen der Spülflüssigkeit besorgt wird. Bei derart behandelten Besteckkörben
oder Besteckschubladen, die der Spül- oder Reinigungsflüssigkeit ausgesetzt sind,
verringert sich deshalb auch die gebundene Restwassermenge in den Maschen und Gittern
des Korbes gegenüber einem unbehandelten Spülgutträger um ca. 40 bis 50 Prozent. Ebenso
wirken sich die veränderten Benetzungseigenschaften energiesparend beim Geschirrtrocknen
aus. Auch werden Wasserränder oder dergl. an den Bestecken und Gläsern vermieden.
[0018] Weil andererseits die Besteckschublade nach ihrer Behandlung durch das Plasma-Verfahren
oder durch die Fluorierung hydrophil wird, kann der fettlösliche Naturfarbstoff Betacarotin
nicht mehr verfärbend wirken, da eine Fettfreundlichkeit der Kunststoffoberfläche
der Besteckaufnahme nach der Behandlung nicht mehr vorhanden ist. Somit ist auch das
Problem der Materialverfärbung des Kunststoffs im Gebrauch der Geschirrspülmaschine
beseitigt. Eine durch lipophile Lebensmittelfarbstoffe bewirkte Verfärbung der Bauteile
kann nicht mehr auftreten. Insbesondere Carotinverfärbungen (auf Betacarotin basierend)
treten nicht mehr auf.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl bei neuen als auch bei bereits in Gebrauch
befindlichen Kunststoff-Bauteilen (insbesondere bei den Geschirrkörben oder dgl.)
anwendbar. Ebenso kann das Verfahren auch für Kunststoff-Laugenbehälter oder -Wassereinlaufkästen
von Waschmaschinen mit gleichen Vorteilen eingesetzt werden.
1. Anwendung des Verfahrens, Werkstoffe aus Kunststoff durch nachträgliche Aktivierung
ihrer Oberflächen mittels Fluorierung oder Plasma-Behandlung in ihren Benetzungseigenschaften
zu verbessern, auf Kunststoffteile von Geschirrspülmaschinen oder Waschmaschinen,
die mit der Spül- oder Reinigungsflüssigkeit direkt beaufschlagt sind.
2. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß vollständig aus einem polymeren Werkstoff, wie Polypropylen, Polyethylen, deren
Copolymerisate, Polyamid oder aus einem Regenerat dieser Kunststoffe gefertigte oder
mit diesem Kunststoff überzogene und in den Spülwasserkreislauf einbezogene Bauteile
behandelt werden.
3. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 und 2, insbesondere auf Kunststoffteile von
Geschirrspülmaschinen,
dadurch gekennzeichnet,
daß Spülbehälter oder Spülgutträger in Form von Besteckkörben, Besteckschubladen oder
Geschirrkörben zur Verbesserung des Wasser-Abtropfverhaltens und/oder zur Vermeidung
einer Materialverfärbung behandelt werden.