[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entsanden von in Formsand abgegossenen Gußstücken
mittels wenigstens eines auf die Sandform wirkenden Fluid-Druckimpulses.
[0002] In der heutigen Gießereitechnik ist die Herstellung der Sandform für den kastengebundenen
oder kastenlosen Guß und das anschließende Abgießen zu einem hohen technologischen
Stand perfektioniert. Dies gilt aber nicht für die Nachbehandlung der Gußstücke, insbesondere
das Grobentsanden und Entsanden der Gußstücke. Soweit es sich hierbei um mechanische
Verfahren handelt, wird der Formballen, gegebenenfalls zusammen mit dem Formkasten
vibriert, gewälzt oder gestoßen, was einerseits mit einem relativ hohen Energieaufwand,
andererseits mit erheblicher Lärmemission verbunden ist. Hinzu kommt, daß der Ordnungszustand
der Gußstücke im Formballen aufgelöst wird und die Gußstücke selbst und untereinander
in ungeordnete Positionen gelangen, die durch die am Gußstück vorhandenen Speiser
und Steiger bis zu komplizierten Wirrlagen reichen. Sie lassen sich deshalb mit automatisierten
Einrichtungen kaum mehr handhaben, so daß manuell eingegriffen werden muß. Hinzu kommt,
daß die Gußstücke in Bereichen, in denen sie von Formsand freigelegt sind, durch die
mechanischen Kräfte direkt beaufschlagt und dadurch oft beschädigt werden. Dies gilt
vor allem beim Entsanden auf Ausschlagrosten, Schwingförderern oder in Kühltrommeln.
[0003] Es hat deshalb nicht an Versuchen gefehlt, diese mechanischen Entsandungsverfahren
zu substituieren und insbesondere die Lärm- und Staubemission zu reduzieren oder gar
zu vermeiden. So ist unter anderem das Grobentsanden mittels Druckwasser bekannt,
wodurch Lärm und Staubentwicklung weitgehend vermieden werden. Problematisch ist aber
der erhebliche Wasserbedarf und die aufgrund der wasserwirtschaftlichen Vorschriften
notwendige Aufbereitung des Wassers. Auch können am Guß Temperatur- und Spannungsrisse
entstehen. Diese Probleme entfallen beim Entsanden mittels Druckluftimpuls (DE-Zeitschrift
"Gießereitechnik" 1998, Seite 37). Bei diesem Verfahren wird das gleiche Prinzip genutzt,
wie es bei Formmaschinen zum Herstellen der Form eingesetzt wird. Bei diesen bisher
nur für den Kastenguß bekannten Verfahren wird auf den Formkasten eine Haube aufgesetzt
und mittels eines schnellöffnenden Ventils ein großflächiger Druckluftstoß auf die
Sandoberfläche zur Wirkung gebracht. Dieses bekannte Verfahren arbeitet mit einem
relativ geringeren Energieaufwand und reduzierter Lärmemission bei gleichzeitig schonender
Behandlung der Gußstücke. In der Praxis konnte sich das Verfahren bisher nicht durchsetzen,
weil das Gußstück nur unzureichend entsandet wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein mit Fluid-Druckimpuls arbeitendes Verfahren
vorzuschlagen, das bei geringem Energieaufwand und geringer Lärmemission ein weitgehend
vollständiges Entsanden des Gußstücks ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Fluid zu wenigstens einem
Schneidstrahl gebündelt und dieser an die Sandform zur Wirkung gebracht wird. Beispielsweise
kann der Schneidstrahl unter einem steilen Winkel zur Oberfläche der Sandform ausgerichtet
werden. Es können auch mehrere aufeinanderfolgende Fluid- Druckimpulse erzeugt werden,
die zu mehreren zeitlich nacheinander wirkenden Schneidstrahlen führen. Im übrigen
wird man die Schneidstrahlgeometrie, den Auftreffwinkel des Schneidstrahls, sowie
die Impulsdauer und Impulstärke an die jeweiligen Gegebenenheiten (Größe der Sandform,
Formsandhöhe über dem Guß, Anzahl der Gußstücke in der Form, Härte desselben etc.)
anpassen.
[0006] Gemäß einem Ausführungsbeispiel kann das Fluid zu einem punktförmigen Schneidstrahl
gebündelt und können Schneidstrahl sowie Gußstück relativ zueinander bewegt werden.
Stattdessen ist es auch möglich, das Fluid zu einem linien- bis streifenförmigen Schneidstrahl
zu bündeln, wobei der Schneidstrahl vorzugsweise eine der Erstreckung der Sandform
in einer Richtung etwa entsprechende Länge aufweist.
[0007] Der in erfindungsgemäßer Weise ausgebildete Schneidstrahl dringt durch den Formsand
bis auf die Gußstückoberfläche vor und wird dort teilweise reflektiert, teilweise
auf die Gußstückoberfläche umgelenkt, so daß der Formsand in einer kombinierten Schneid-
und Schälbewegung vom Gußstück getrennt wird. Bei kleinen Gußstücken und kleinen Formballen
reicht in der Regel ein einziger Schneidstrahl aus, während bei großflächigen oder
großvolumigen Gußstücken oder bei Formballen aus Mehrfachformen gleichzeitig mehrere
Schneidstrahlen auf der Sandoberfläche zur Wirkung gebracht werden. Dies kann stationär
geschehen oder aber werden Schneidstrahl und Formballen relativ zueinander bewegt.
Dabei kann die Bewegungsrichtung auf die vorgebene Formballen- oder Gußstückkontur
abgestimmt werden.
[0008] Das Fluid kann ein Gas oder eine Flüssigkeit sein. Es kann ferner Festkörperpartikel
enthalten. Als Fluid bietet sich vornehmlich Druckluft an, die in jedem Gießereibetrieb
zur Verfügung steht. Vorzugsweise wird aber ein Druckluft-Partikelgemisch verwendet,
wodurch die Schneidwirkung verstärkt wird. Als partikelförmige Komponente kommt vor
allem Sand, insbesondere der beim Auspacken anfallende trockene Formsand in Frage,
da dieser zusammen mit dem beim Entsanden anfallenden Formsand wieder für die Formerei
aufgearbeitet werden kann.
[0009] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Gußstück nur oberflächig entsandet,
wohingegen die Formkerne im Gußstück verbleiben. Sie können anschließend separiert
werden, so daß das Kernmaterial weitgehend nicht in den Formsand gelangt und diesen
verunreinigt, sondern gesondert aufgearbeitet werden kann.
[0010] Bei Mehrfachformen mit gleichem oder gleichartigem Gußstück, die in einem einzigen
Formballen auf Abstand angeordnet sind, wird der Schneidstrahl vorzugsweise auch auf
die Zwischenräume zwischen den Gußstücken ausgerichtet und der dort befindliche Formsand
gleichsam durchgeschossen.
[0011] Auch bei Gußstücken, die bei Projektion in die Positionsebene der Sandform nicht-lineare,
jedoch von Formsand ausgefüllte Konturen aufweisen, empfiehlt sich die Ausrichtung
des Schneidstrahls auch auf die gußfreien Formsandbereiche.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet ferner die vorteilhafte Möglichkeit, die Gußstücke
mit dem anhaftenden Formsand in der beim Abgießen eingenommenen Position dem Schneidstrahl
auszusetzen.
[0013] Damit befinden sich die Gußstücke nach dem Entsanden im wesentlichen in der gleichen
geordneten Position, die sie im Formballen eingenommen hatten. Aus diesem Ordnungszustand
lassen sich die Gußstücke problemlos handhaben bzw. in definierten Positionen weiterfördern.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich sowohl bei Kastenguß als auch bei kastenlosem
Guß anwenden. Bei kastengebundenen Formen wird vorzugsweise der oben liegende Kasten
vor dem Entsanden abgezogen und der überstehende Formballen dem Schneidstrahl ausgesetzt.
[0015] Nachstehend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung wiedergegebenen Ausführungsbeispiels
beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens;
- Fig. 2
- einen vergrößerten Längsschnitt eines Teils der Vorrichtung;
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf die Darstellung gemäß Fig. 2,
- Fig. 4
- einen Schnitt IV-IV gemäß Fig. 3,
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der verschiedenen Verfahrensstufen
und
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung einer anderen Ausführungsform des Verfahrens
[0016] Die in Fig. 1 schematisch gezeigte Vorrichtung weist einen Druckluftbehälter 1 auf,
der über einen Kompressor mit Druckluft gefüllt wird. Der Druckluftbehälter 1 ist
durch ein in den Behälter öffnendes Ventil 2 verschlossen, das mit extrem kurzen Öffnungszeiten
arbeitet. An das Ventil 2 schließt sich eine Luftleiteinrichtung 3 an, die an ihrer
Unterseite 4 einen Luftaustritt aufweist.
[0017] Bei dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel dient die zuvor beschriebene Vorrichtung
zum Entsanden von Kastenguß. Bei den aus der Formmaschine bzw. der Kühlstrecke herangeförderten
Formkästen ist der Oberkasten bereits abgezogen, so daß der Formballen 6 im Unterkasten
7 auf der Transportbahn 5 der Vorrichtung zugefördert wird. auf der Transportbahn
gelangt der Unterkasten 7 unter den Druckluftbehälter bzw. die Luftleiteinrichtung
4. Nach schlagartigem Öffnen des Ventils 2 tritt die Druckluft an der Austrittseite
4 strahlförmig aus, trifft auf die Formsandoberfläche des Formballens 6 und durchschneidet
den Sandballen bis auf die eingebetteten Gußstücke. Die Druckluft wird auf der Oberfläche
der Gußstücke teils reflektiert, teils entlang der Oberfläche umgelenkt und schneidet
bzw. schält dabei den Formsand zur Seite hin weg. Gegebenenfalls kann der Druckluftstrahl
durch Relativverschiebung des Unterkastens 5 gegenüber der Luftleiteinrichtung 3 auf
unterschiedliche Bereiche des Formsandballens einwirken, bis schließlich aller Formsand
zur Seite weggeschleudert ist. Danach gelangt der Unterkasten 7, mit dem oberhalb
desselben entsandeten Gußstücke 9 in eine Position, in der aus dem Unterkasten entnommen
werden kann.
[0018] In den Fig. 2 bis 4 ist die Luftleiteinrichtung 3 gemäß Fig. 1 näher gezeigt. Von
dem Ventil 2 gemäß Fig. 1 ist in Fig. 2 lediglich der Austrittsquerschnitt erkennbar,
an den die Luftleiteinrichtung 3 anschließt. Die Luftleiteinrichtung 3 verengt sich
in der Zeichenebene der Fig. 2 lunettenartig nach außen (Fig. 3), während sie sich
in der Ebene senkrecht dazu trichterförmig verjüngt (Fig. 4). Die Luftleiteinrichtung
3 ist an ihrer Unterseite durch einen Flansch 11 abgeschlossen, der ein konisches
Einlaufstück 12 und daran anschließend eine Flachdüse 13 (Fig. 4) aufweist. Hierdurch
wird die impulsartig in die Luftleiteinrichtung 3 gelangende Druckluft zu einem langgestreckten,
streifenförmigen Strahl gebündelt, der an der Luftaustrittsseite 4 der Luftleiteinrichtung
3 austritt und unmittelbar nach dem Austritt auf den Formsandballen schneidenartig
auftrifft. Die Luftleiteinrichtung 3 weist mittig eine Trennwand 14 auf, deren Oberkante
15 unterhalb des Austrittsquerschnitts des Ventils 2 nach unten bogenförmig zurückgeschnitten
ist.
[0019] In Fig. 5 ist das bereits mit Bezug auf Fig. 1 beschriebene Verfahren in seinen einzelnen
Stufen gezeigt. Der Unterkasten 7 ruht auf einer geschlossenen Unterlage 8, beispielsweise
einer Palette. Nach dem Abziehen des Oberkastens liegt der oberer Formballen 6 frei
und wird der Unterkasten 7 unter die Luftleiteinrichtung gefahren (Fig. 5a), derren
Austrittsöffnung in Form einer Breitschlitzdüse vorzugsweise unmittelbar (auf der
Oberfläche des Formballen 6 aufliegt, der Luftleiteinrichtung 3 sind mit geringem
Abstand oberhalb des Formballens 6 seitliche Leitbleche 10 zugeordnet, die die austretende
Luft soweit sie reflekiert wird zur Seite hin abdrängt und dadurch den seitlichen
Abtransport des Formsandes unterstützen. Nach dem Entsanden liegt das Gußstück 9,
soweit es in den Oberkasten ragt, frei (Fig. 5b) und kann in der nächsten Station
aus dem Unterkasten 7 ausgehoben werden (Fig. 5c).
[0020] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 6 wird der Unterkasten 7 auf eine durchlässigen
Unterlage 16, z.B. einen Rost, verbracht. Die Sandform enthält mehrere einzelne Gußstücke
17, die mit Abstand voneinander in der Teilungsebene der Sandform angeordnet sind.
Die Luftleiteinrichtung 3 weist mehrere Düsen 18 in Anpassung an die Anzahl der Gußstücke
auf , so daß je ein Schneidstrahl zwischen die Gußstücke und zwischen die äußeren
Gußstücke und der Formkastenwandung gerichtet ist (Fig. 6a). Nach Öffnen des Ventils
2 am Druckbehälter 1 bläst die schlagartig austretende Druckluft den Formsand aus
dem Unterkasten 7 durch den Rost 10 nach unten aus, wobei die Gußstücke 17 freigelegt
werden (Fig. 6b). Wie aus Fig. 6c ersichtlich , bewahren die Gußstücke 17 den im Formballen
vorgegebenen Ordnungszustand und können in diesem Ordnungszustand in eine weitere
Nachbearbeitungsstation transportiert oder auch mit Handhabungsgeräten in definierte
Positionen umgesetzt werden.
1. Verfahren zum Entsanden von in Formsand abgegossenen Gußstücken mittels wenigstens
eines auf die Sandform wirkenden Fluid-Druckimpulses, dadurch gekennzeichnet, daß
das Fluid zu wenigstens einem Schneidstrahl gebündelt und dieser unmittelbar an der
Sandform zur Wirkung gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schneidstrahl unter einem
steilen Winkel zur Oberfläche der Sandform ausgerichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid zu einem punktförmigen
Schneidstrahl gebündelt und Schneidstrahl sowie Gußstück relativ zueinander bewegt
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid zu einem linien-
bis streifenförmigen Schneidstrahl mit einer der Erstreckung der Sandform in einer
Richtung etwa entsprechenden Länge gebündelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Schneidstrahlen
gleichzeitig auf der Oberfläche der Sandform zur Wirkung gebracht werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der auf der
Sandform bzw. dem Gußstück reflektierende Schneidstrahl unmittelbar nach seinem Austritt
mittels in geringen parallelen Abstand zur Oberfläche der Sandform angeordneter Leitbleche
zur Seite abgelenkt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Fluid
Druckluft verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid
ein Festkörper-Partikel enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Fluid ein Druckluft-Sandgemisch
verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß als Sand der beim Auspacken
der Sandform anfallende trockene Formsand verwendet wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß bei Mehrfachformen
mit auf Abstand im Formsand eingebetteten Gußstücken der (die) Schneidstrahl(en) auf
die Zwischenräume zwischen den Gußstücken ausgerichtet wird (werden).
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß bei Gußstücken,
die bei Projektion in die Positionsebene der Sandform nicht lineare, jedoch vom Formsand
ausgefüllte Konturen aufweisen, der Sandstrahl auch auf die gußfreien Sandformbereiche
ausgerichtet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußstücke
mit dem anhaftenden Formsand in der beim Abgießen eingenommenen Position dem Schneidstrahl
ausgesetzt werden und nach dem Entsanden ihre Position beibehalten.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Sandform
für das Entsanden auf einer durchlässigen Unterlage gelagert wird.
15. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 14 bei kastenlosen Sandformen,
dadurch gekennzeichnet, daß der Formballen mit seiner größeren Oberfläche dem Schneidstrahl
ausgesetzt ist.
16. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 14 bei Kastenformen, dadurch
gekennzeichnet, daß das oben liegende Kastenteil abgezogen und der überstehende Formballen
dem Schneidstrahl ausgesetzt wird.