(19)
(11) EP 0 992 636 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
12.04.2000  Patentblatt  2000/15

(21) Anmeldenummer: 99810857.5

(22) Anmeldetag:  24.09.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7E04B 1/86
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 06.10.1998 CH 202698

(71) Anmelder: Lignoform Benken AG
8717 Benken (CH)

(72) Erfinder:
  • Bruhin, Pirmin
    8725 Gebertingen (CH)
  • Keller, Josef
    8610 Uster (CH)

(74) Vertreter: Groner, Manfred et al
Isler & Pedrazzini AG, Patentanwälte, Postfach 6940
8023 Zürich
8023 Zürich (CH)

   


(54) Schallabsorbierende Platte für die Raumgestaltung


(57) Die schallabsorbierende Platte weist eine Frontseite (9) auf, in die mehrere Löcher für die Durchleitung von Schall zu einer rückseitig angeordneten Schicht (3) aus schallabsorbierendem Material eingearbeitet sind. Frontseitig ist eine Membran als Deckschicht (2) aus Holz oder holzähnlichem Werkstoff angeordnet und die genannten Löcher sind Mikroperforationen (5) in dieser Deckschicht (2). Hinter der Deckschicht (2) ist eine tragende Schicht (3) mit Durchgängen (13) für die Schallaufnahme angeordnet. Die Deckschicht (2) und die tragende Schicht (3) sind miteinander fest verbunden.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine schallabsorbierende Platte für die Raumgestaltung, mit einer Frontseite, in die mehrere Löcher für die Durchleitung von Schall zu einer rückseitig angeordneten Schicht aus schallabsorbierendem Material eingearbeitet sind.

[0002] Schallabsorbierende Platten dieser Gattung sind aus zahlreichen Ausführungen bekannt.

[0003] Die EP 0 388 355 des Anmelders zeigt eine gattungsgemässe Platte, bei welcher in die Frontseite und die Rückseite Nuten eingearbeitet sind, die sich schneiden und dadurch Durchbrüche durch die vorzugsweise aus Holz hergestellte Platte schaffen. Sind diese Nuten V-Nuten, so ergeben sich vergleichsweise kleine Durchbrüche, welche in grösserer Distanz kaum sichtbar sind und in einem Bildfurnier einer Holzoberfläche wenig stören. Die Nuten der Frontseite sind aber dennoch gut sichtbar und können ein für den Architekten ungewünschtes Bild ergeben. Hinter der Platte ist eine schallabsorbierende Schicht, beispielsweise eine Glasfasermatte, angeordnet.

[0004] Eine ähnliche schallabsorbierende Platte ist aus der GB 1,147,428 bekannt geworden. Bei dieser sind in der Frontseite Nuten und in die Rückseite Fräsungen eingearbeitet. Die Durchbrüche sind hier Schlitze. Diese Schlitze sind vermutlich auch aus grösserer Distanz sichtbar und können für den gehobenen Raumausbau störend sein.

[0005] Weitere Platten dieser Art zeigen die DE 2 96 16 050 U1, die EP 0 150 500 A1 sowie die EP 0 528 061 A1.

[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Platte der genannten Art zu schaffen, bei welcher eine Holzoberfläche besser zur Geltung kommt und die dennoch eine hohe Absorptionsleistung im Hauptbereich der Tieftonabsorption gewährleistet. Die Platte soll vergleichsweise kostengünstig in Serie herstellbar sein. Zudem soll es möglich sein, die Platte so auszubilden, dass sie in Fluchträumen verwendbar ist, in denen hohe Brandschutzauflagen bestehen.

[0007] Die Aufgabe ist bei einer schallabsorbierenden Platte dadurch gelöst, dass frontseitig eine Deckschicht aus Holz oder holzähnlichem Werkstoff angeordnet ist und die genannten Löcher Mikroperforationen in dieser Deckschicht sind, wobei der Durchmesser dieser Mikroperforationen kleiner als 1,5 mm ist, dass hinter der Deckschicht eine tragende Schicht mit Durchgängen für die Schallaufnahme angeordnet ist und dass die Deckschicht und die tragende Schicht fest miteinander verbunden sind.

[0008] Bei der erfindungsgemässen Platte sind die Löcher Mikroperforationen, die beispielsweise durch Stanzen herstellbar sind und die eine Oberfläche eines Holzfurniers wesentlich weniger stören als die üblichen Nuten und Bohrungen. Das Holz der Platte ist vorzugsweise auf die frontseitig angeordnete Deckschicht reduziert. Da der Holzanteil gering ist, kann die schallabsorbierende Platte durch entsprechende Wahl der tragenden Schicht so hergestellt werden, dass sie auch hohen Brandschutzvorschriften entspricht. Die frontseitig angeordnete Deckschicht und die tragende Schicht sind fest miteinander verbunden. Aufgrund der geringen Stärke der Deckschicht kann diese sehr flexibel sein, und es ist möglich, auch gebogene schallabsorbierende Platten herzustellen.

[0009] Nach einer Weiterbildung sind die Mikroperforationen Stanzungen, welche die Holzschicht durchdringen. Diese Stanzungen sind vorzugsweise zylindrische Durchbrüche. Die Durchbrüche können auch Bohrungen sein. Solche Durchbrüche können mit einem geeigneten Bohrer, Stanzwerkzeug oder mit einem Laser hergestellt werden. Sie können mit einem sehr kleinen Durchmesser, beispielsweise mit einem Durchmesser von lediglich 0,5 mm hergestellt werden. Solche Stanzungen sind dann in einem Abstand von beispielsweise 2 bis 3 m kaum sichtbar. Bei der erfindungsgemässen Platte dominiert die Holzstruktur und die Durchbrüche sind kaum noch wahrnehmbar.

[0010] Die Stärke der Deckschicht ist vorzugsweise kleiner als 1,5 mm und liegt vorzugsweise im Bereich von 0,5 bis 1,0 mm. Eine solche Deckschicht kann beispielsweise aus einem mehrschichtigen Deckfurnier hergestellt werden.

[0011] Die Platte kann dann besonders kostengünstig, leicht und unbrennbar hergestellt werden, wenn gemäss einer Weiterbildung der Erfindung die tragende Schicht zementgebunden ist. Das Trägermaterial kann dann ein Kunststoff, beispielsweise rezykliertes Polystyrol sein. Eine solche Platte ist dann besonders leicht und dennoch stabil. Die Verwendung von rezykliertem Kunststoff ist ökologisch sehr sinnvoll und vermindert zudem die Kosten für die Herstellung. Es hat sich gezeigt, dass eine Platte mit rezykliertem Polystyrol so stabil hergestellt werden kann, dass sie trittfest ist.

[0012] Die Absorptionsleistung lässt sich erhöhen, wenn gemäss einer Weiterbildung der Erfindung in die tragende Schicht Vertiefungen eingearbeitet sind, die sich jeweils hinter den Mikroperforationen befinden. Diese Vertiefungen sind beispielsweise Nuten, die entsprechend auf die Mikroperforationen ausgerichtet sind. Hinter jeder Mikroperforation befindet sich somit eine Vertiefung in der tragenden Schicht. Diese Vertiefungen sind wesentlich breiter als die Mikroperforationen und können den Schall aufnehmen und an die tragende Schicht weitergeben.

[0013] Die tragende Schicht und die Deckschicht sind gemäss einer Weiterbildung miteinander verklebt oder verleimt. Rückseitig der tragenden Schicht ist vorzugsweise eine weitere Platte mit Durchbrüchen, beispielsweise eine Hartfaserplatte, aufgebracht, vorzugsweise aufgeklebt oder aufgeleimt. Dieser sandwichartige Aufbau ermöglicht auch die Herstellung einer an sich beliebig gebogenen Platte. Dazu werden nach einem erfindungsgemässen Verfahren die Schichten sowie Klebe- oder Leimschichten sandwichartig aufeinandergelegt und in einer Formpresse zu der gewünschten gebogenen Form verpresst. Die tragende Schicht kann hierbei wie die Deckschicht flexibel und biegbar sein. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die tragende Schicht aus rezykliertem Polystyrol besteht, das mit Zement gebunden ist. Das Polystyrol besteht hierbei aus unterschiedlich grossen Partikeln, zwischen denen Durchgänge bestehen. Durch diese Durchgänge kann der Schall auf die Rückseite der Platte hindurchtreten. Messungen haben ergeben, dass eine solche Platte hauptsächlich im Tieftonbereich absorbiert. Wesentlich ist auch, dass infolge der Stabilität der schallabsorbierenden Platte diese ohne Rahmen verwendet werden kann. Sie kann damit eigentlich wie eine massive Holzplatte verwendet werden, wobei sie jedoch wesentlich leichter und selbstverständlich schallabsorbierend ist.

[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1
eine Ansicht einer erfindungsgemässen Platte,
Figur 2
einen Abschnitt einer erfindungsgemässen Platte,
Figur 3
die einzelnen Schichten der Platte vor dem Verleimen oder Verkleben, und
Figur 4
einen Teilschnitt durch die Platte gemäss Figur 1.


[0015] Die Figur 1 zeigt eine Platte 1, die eine Membran 2 als Deckschicht, eine Tragschicht 3 und eine rückseitige Schicht 4 aufweist. Die Membran 2 ist frontseitig angeordnet und bildet somit die sichtbare Oberfläche 9. Die Platte 1 ist gemäss Figur 1 gebogen, sie kann jedoch auch eben sein. Die Deckschicht ist vorzugsweise eine Membran, kann aber auch eine akustisch im wesentlichen nicht schwingende Schicht, beispielsweise ein aufgeklebtes Furnier sein.

[0016] Die Membran 2 ist aus Holz hergestellt und ist beispielsweise ein mehrschichtiges Sperrholz. Die Stärke der Membran 2 ist vorzugsweise kleiner als 1,5 mm und liegt vorzugsweise im Bereich von 0,5 bis 1,0 mm. Die Membran 2 ist in regelmässiger oder unregelmässiger Anordnung mit einer Vielzahl von durchgehenden Perforationen 5 versehen. Diese Perforationen 5 bilden vorzugsweise zylindrische Löcher mit einem Durchmesser kleiner als 1,5 mm. Vorzugsweise liegt der Durchmesser der Perforationen 5 im Bereich von 0,1 bis 1,1 mm. Diese Perforationen 5 besitzen beispielsweise einen Raster von 5 mm, wenn die Perforationen gemäss Figur 1 in Reihen angeordnet sind. Diese Reihen können jedoch auch versetzt sein und es ist auch denkbar, die Perforationen 5 unregelmässig verteilt anzuordnen. In der Regel ist mit einer Ausnahme eines Randes 9a die gesamte Oberfläche 9 perforiert. Denkbar sind jedoch auch Ausführungen, bei denen gemäss Figur 1 lediglich ein Teilbereich der Oberfläche 9 perforiert ist. Die Perforationen 5 werden vorzugsweise mit einem geeigneten Stanzwerkzeug hergestellt. Denkbar ist jedoch auch eine Herstellung mit einem anderen geeigneten Werkzeug, beispielsweise einem Laser.

[0017] Die Membran 2 ist mit der tragenden Schicht 3 fest verbunden, insbesondere verklebt oder verleimt. Diese tragende Schicht 3 besteht gemäss Figur 4 aus unregelmässigen, unterschiedlich grossen Teilen 12, die aus einem vorzugsweise leichten Material bestehen. Das Material ist vorzugsweise ein rezyklierter Kunststoff, beispielsweise Polystyrol. Die Teile 12 sind in Zement 14 gebunden. Im Zement 14 befinden sich unregelmässig verteilt Durchgänge 15, durch welche der Schall von der Oberfläche 9 der Platte 1 auf die Rückseite 10 geleitet werden kann. Um die Einleitung des Schalles in die tragende Schicht 3 zu erhöhen, ist vorgesehen, in die tragende Schicht 3 Ausnehmungen 6, beispielsweise V-förmige Nuten einzuarbeiten, die jeweils hinter den Perforationen 5 angeordnet sind. Der beispielsweise in Richtung des Pfeils 11 einfallende Schall gelangt dann durch die Perforationen 5 in die Ausnehmungen 6 und von diesen in die Durchgänge 15 und schliesslich auf die Rückseite 10 der Platte. Die Durchgänge 6 sind, wie ersichtlich, breiter als die Perforationen 5 und erhöhen damit die Fläche, über welche der Schall in die tragende Schicht 3 eingeleitet werden kann.

[0018] Die tragende Schicht 7 ist nicht brennbar. Im Brandfall schmelzen die Teile 12, die Struktur der tragenden Schicht 3 bleibt jedoch erhalten. Da die Membran 5 sehr dünn und damit der Holzanteil klein ist, eignet sich die Platte 1 auch für die Auskleidung in Fluchträumen.

[0019] Rückseitig an der tragenden Schicht 3 ist eine Schicht 4 angeordnet, die beispielsweise eine dünne Hartfaserplatte ist und die Durchbrüche 7 aufweist. Die Schicht 4 ist vorzugsweise ebenfalls mit der tragenden Schicht verleimt oder verklebt.

[0020] Zur Herstellung der Platte 1 werden die Membran 2, die tragende Schicht 3 sowie die Schicht 4 geleimt und sandwichartig aufeinandergelegt. Rückseitig an der Schicht 4 kann gemäss Figur 1 noch ein Vlies 4 befestigt werden. Die aufeinandergelegten Schichten werden in einer Formpresse miteinander verpresst. Nach dem Verpressen sind die Schichten miteinander verbunden und damit die Platte stabil. Da die Schichten flexibel und biegbar sind, können diese auch zu einer gebogenen Platte verpresst werden. Beispielsweise zeigt die Figur 1 eine gebogene Platte, die sich beispielsweise als Absorber und gleichzeitig Lichtreflektor eignet. Die erfindungsgemässe Platte 1 kann beispielsweise als Decken- oder Wandverkleidung verwendet werden. Weitere Anwendungen sind Türen- und Schranktürverkleidungen sowie freistehende Paravents.


Ansprüche

1. Schallabsorbierende Platte für die Raumgestaltung, mit einer Frontseite (9), in die mehrere Löcher für die Durchleitung von Schall zu einer rückseitig angeordneten Schicht (3) aus schallabsorbierendem Material eingearbeitet sind, dadurch gekennzeichnet, dass frontseitig eine Deckschicht (2) aus Holz oder holzähnlichem Werkstoff angeordnet ist und die genannten Löcher Mikroperforationen (5) in dieser Deckschicht (2) sind, wobei der Durchmesser dieser Mikroperforationen kleiner als 1,5 mm ist, dass hinter der Deckschicht (2) eine tragende Schicht (3) mit Durchgängen (13) für die Schallaufnahme angeordnet ist und dass die Deckschicht (2) und die tragende Schicht (3) fest miteinander verbunden sind.
 
2. Platte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikroperforationen (2) Stanzungen sind, welche die Deckschicht (2) durchdringen.
 
3. Platte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckschicht (2) eine Stärke kleiner 1,5 mm aufweist.
 
4. Platte nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Stärke der Deckschicht im Bereich von 0,5 bis 1,0 mm liegt.
 
5. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die tragende Schicht (3) aus zementgebundenen Teilchen (12) besteht.
 
6. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die tragende Schicht (3) rezyklierte und gebundene Festkörperteile (12) aufweist.
 
7. Platte nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Festkörperteile (12) rezykliertes Polystyrol sind.
 
8. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass in die tragende Schicht (3) Vertiefungen (6) eingearbeitet sind, die sich jeweils hinter den Mikroperforationen (5) befinden.
 
9. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens die tragende Schicht (3) und die Deckschicht (2) miteinander verklebt oder verleimt sind.
 
10. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass rückseitig an der tragenden Schicht (3) eine weitere durchbrochene Schicht (4) befestigt ist.
 
11. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckschicht (2) eine Membran ist.
 
12. Verfahren zur Herstellung einer Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckschicht (2), die tragende Schicht (3) und eine rückseitig angeordnete Schicht (4) mit dazwischen angeordneten Klebe- oder Leimschichten sandwichartig aufeinandergelegt und in einer Formpresse in der gewünschten Form verpresst werden.
 
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die tragende Schicht (3) eine nichtbrennbare, schallabsorbierende und biegbare Schicht ist.
 




Zeichnung