[0001] Die Erfindung betrifft eine zylinderselektive Regelung des Luft-Kraftstoff-Verhältnisses
bei einem mehrzylindrigen Verbrennungsmotor sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
einer solchen zylinderselektiven Regelung gemäß den Oberbegriffen der Ansprüche 1
bzw. 7.
[0002] Es ist bekannt, daß für eine hohe Konvertierungs- bzw. Umwandlungsrate der in den
Abgasen vorhandenen Schadstoffe ein geregelter Katalysatorbetrieb erforderlich ist.
Dabei wird die Abgaszusammensetzung durch eine Lambda-Sonde überwacht, und bei einer
Abweichung von einem Luftverhältnis λ = 1 wird die Luft-Kraftstoff-Zusammensetzung
korrigiert.
[0003] Die Lambda-Sonde ist üblicherweise als Meßfühler im Abgasstrom vor dem Katalysator
eingebaut und zwar nach einer Zusammenführung der Abgasrohre von den einzelnen Zylindern.
Damit liefert die Lambda-Sonde einen gemittelten Wert über die einzelnen Zylinder.
Gemischschwankungen zwischen den einzelnen Zylindern werden in der Regel aber nicht
ausgeglichen und verursachen aus zwei Gründen eine Emissionsverschlechterung. Zum
einen wird die Regelfrequenz der Lambdaregelung durch Gemischunterschiede verkürzt.
Dadurch wird das über Regelparameter eingestellte mittlere Lambda verfälscht. Zum
anderen strömen die einzelnen Zylinder in der Regel verschiedene Bereiche des Katalysators
an. Durch die Gemischunterschiede arbeiten diese Bereiche nicht im optimalen Lambdabereich.
[0004] In der EP 0 670 419 A1 und der EP 0 670 420 A1 sind Systeme zum Abschätzen der Luft-Kraftstoff-Verhältnisse
in den einzelnen Zylindern eines mehrzylindrigen Verbrennungsmotors beschrieben. Mit
diesem System soll den Gemischschwankungen zwischen den einzelnen Zylindern Rechnung
getragen werden. Dabei wird ein mathematisches Modell entwickelt, um das Systemverhalten
in Abhängigkeit eines Ausgabesignals eines Breitband-Luft-Kraftstoff-Sensors zu beschreiben.
Eine Beobachtung der Entwicklung des Zustands des mathematischen Modells gibt einen
Aufschluß über das Luft-Kraftstoff-Verhältnis in den einzelnen Zylindern, woraufhin
eine entsprechende Kraftstoff-Luft-Verhältnisänderung für jeden Zylinder veranlaßt
werden kann.
[0005] Das oben beschriebene Verfahren ist jedoch relativ rechenaufwendig und stützt sich
auf die Signale von Breitband-Lambdasonden.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine einfache zylinderselektive Regelung des Luft-Kraftstoff-Verhältnisses
bei einem mehrzylindrigen Verbrennungsmotor der eingangs genannten Art anzugeben,
das über eine lange Betriebsdauer funktionssicher ist und deren Entwicklungs- und
Absicherungsaufwand geringer ausfällt. Ferner ist auf ein kostengünstiges System zu
achten.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1 bzw. 7 genannten Merkmale verfahrens-
bzw. vorrichtungstechnisch gelöst.
[0008] Um die Gemischschwankungen zwischen den Zylindern zu minimieren, werden die arbeitsspielsynchronen
Spannungsschwankungen der in Form von Sprungsonden gewählten Lambda-Sonden ausgewertet
und den einzelnen Zylindern zugeordnet. Insbesondere wird die Spannungsabweichung
des Lambda-Sonden-Spannungssignals eines Zylinders in Relation zu den Spannungssignalen
der - bezogen auf die Zündfolge - benachbarten Zylinder gebildet. Mit dem Differenzwert
wird dann eine Korrektur der Einspritzung vorgenommen.
[0009] Gemäß einer vorzugsweisen Ausführungsform der Erfindung wird ein Korrekturwert für
die Einspritzmenge aus einer Kennlinie oder einem Kennfeld entnommen.
[0010] Um die Rechenbelastung zu reduzieren, könnte die zylinderindividuelle Gemischanpassung
oberhalb einer festen Grenzzahl abgeschaltet werden.
[0011] Vorzugsweise werden pro Zylinder zwei Korrektur-Werte für die Einspritzmenge berechnet,
beispielsweise ein Term für langfristige und ein Term für kurzfristige Abweichungen
(z.B. Tankentlüftung).
[0012] Der langfristige Term kann bei Erfüllung vorgegebener Bedingungen zu einer Lambda-Adaption
einen Adaptionswert für die Zylindergemischanpassung bilden und nach Motorabstellen
in der Haltephase des Steuergeräts nichtflüchtig gespeichert werden.
[0013] Insgesamt bringt die vorliegende Erfindung den Vorteil, daß von einer langen Betriebsdauer
mit hoher Regelgenauigkeit ausgegangen werden kann. Ferner sind Sprungsonden deutlich
kostengünstiger als Breitband-Lambda-Sonden, so daß allgemein mit geringeren Entwicklungs-
und Herstellungskosten zu rechnen ist.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels und mit Bezug auf
die beiliegenden Zeichnungen näher erläutert. Die Zeichnungen zeigen in
- Fig. 1
- einen schematischen Aufbau einer Vorrichtung zur Durchführung der erfindungsgemäßen
zylinderselektiven Regelung und
- Fig. 2
- ein Zeitspannungsdiagramm bei einer Lambda-Sprungsonde.
[0015] In Fig. 1 ist eine Vorrichtung zur Durchführung der erfindungsgemäßen zylinderselektiven
Regelung dargestellt. Dabei weist ein Motor 10 eine Mehrzahl von Zylindern auf. Im
vorliegenden Fall besitzt der Motor 10 vier Zylinder.
[0016] Der Motor 10 wird über einen Einlaßtrakt 12 mit Luft versorgt, wobei die Luftmenge
von einem Luftmengenmesser 16 bestimmt wird. Ein entsprechendes Signal wird an ein
Steuergerät 24 abgegeben.
[0017] Die Abgase des Motors werden über einen Abgastrakt 14 an die Umgebung abgeführt.
[0018] Im Abgastrakt ist ein Katalysator 18 zur Umwandlung der Schadstoffe in ungiftige
Stoffe vorgesehen. Zwischen dem Motor 10 und dem Katalysator 18 ist eine Lambda-Sonde
30 angeordnet, die als Sprungsonde ausgebildet ist. Die Lambda-Sonde gibt ein der
Abgaszusammensetzung entsprechendes Spannungssignal an das Steuergerät 24 ab. Bei
einem mageren Gemisch (λ > 1) beträgt die Sondenspannung beispielsweise um 100 mV.
Im Bereich λ = 1 ändert sich die Sondenspannung fast sprunghaft und erreicht bei fettem
Gemisch (λ < 1) Werte von 800 mV und darüber. Gerade die starke Änderung der Sondenspannung
im Bereich λ = 1 ermöglicht es, bereits geringe Abweichungen vom optimalen Luft-Kraftstoffverhältnis
zu erkennen. Die vorliegende Erfindung basiert darauf, daß sich der Sprung zwar in
einem schnellen Spannungsanstieg, jedoch nicht in einer reinen Rechteckspungcharakteristik
manifestiert. Im übrigen ist es bekannt, daß Sprungsonden sehr zuverlässig und kostengünstig
sind.
[0019] Das Steuergerät 24 erhält im vorliegenden Fall überdies Temperaturwerte T des Kühlmittels,
Drehzahlwerte n über die Drehzahl des Motors sowie eine Betriebsspannung U
B.
[0020] Da bei der vorliegenden Erfindung die Spannungsschwankungen der Lambda-Sonden ausgewertet
und den einzelnen Zylindern zugewiesen werden, ist es notwendig, das gerade vorliegende
Arbeitsspiel eines jeden Zylinders zu kennen. Dazu wird im vorliegenden Signal ein
Kurbelwellensensor 32 verwendet, dessen Signale ebenfalls an das Steuergerät 24 abgegeben
werden.
[0021] Das Steuergerät 24 berechnet aufgrund der vorliegenden Informationen eine Einspritzzeit
t
i für jeden Zylinder und gibt diese an Einspritzventile 20 weiter. Die Einspritzventile
20 liefern den von einer Kraftstoffzufuhr 22 erhaltenen Kraftstoff über Leitungen
26 entsprechend der Einspritzzeit t
i an die im Motor 10 arbeitenden Zylinder.
[0022] Das Steuergerät 24 berechnet zunächst eine Einspritzzeit für jeden Zylinder aufgrund
der ihm vorliegenden Daten, wie Temperatur T, Drehzahl n und Luftmengensignale und
erzeugt eine Grundeinspritzzeit ti_zyl_z, wobei der Buchstabe z einen bestimmten Zylinder
bezeichnet. Zu dieser Grundeinspritzzeit wird sodann eine zylinderindividuelle Gemischanpassung
berechnet und zwar aus der Differenz von zwei - bezogen auf die Zündfolge - benachbarten
Zylinder.
[0023] Dies wird nachfolgend anhand Fig. 2 erläutert. In Fig. 2 ist ein Sondenspannungssignal
ULS_1_z über die Zeit S dargestellt. Im Verlauf der Spannung ist die Sondenspannung
für verschiedene Zylinder z angegeben.
[0024] Die Spannungsabweichung eines Zylinders z errechnet sich nun aufgrund der Spannungswerte
der bezogen auf die Zündfolge benachbarten Zylinder. Die Spannungsdifferenz für den
ersten Zylinder (z=1) ULS_1_diff_1 berechnet sich wie folgt:

[0025] Dabei ist ULS_1_z die Sondenspannung am z-ten Zylinder. Entsprechend berechnen sich
die Differenzen ULS_1_diff_z bei den anderen Zylindern.
[0026] Entsprechend der ermittelten Spannungsabweichung wird aus einer Kennlinie eine Einspritzkorrektur
KF_ti_zyl_z entnommen. Mit dieser Korrektureinspritzzeit wird die Grundeinspritzzeit
ti_zyl_z korrigiert.
[0027] Sind die Bedingungen zu einer Lambda-Adaption erfüllt, wird ein Adaptionswert der
Zylindergemischanpassung gebildet und nicht flüchtig gespeichert.
[0028] Insgesamt ist mit der vorliegenden Erfindung eine einfache und kostengünstige Möglichkeit
einer zylinderselektiven Regelung gegeben.
1. Zylinderselektive Regelung des Luft-Kraftstoff-Verhältnisses bei einem mehrzylindrigen
Verbrennungsmotor, bei der
- eine im Abgastrakt angeordnete Lamda-Sonde (30) ein einem Luft-Kraftstoff-Verhältnis
entsprechendes Spannungssignal erzeugt,
- das Spannungssignal einer Berechnungseinheit (24) zugeführt wird, welche das Luft-Kraftstoff-Verhältnis
für jeden einzelnen Zylinders bestimmt,
- eine Kraftstoffzuteilungseinheit eine Kraftstoff-Einspritzmenge zumindest in Abhängigkeit
von einem Basis-Kraftstoffeinspritzwert und den ermittelten Luft-Kraftstoff-Verhältnissen
der einzelnen Zylinder bestimmt und
- eine Kraftstoffzufuhreinheit (20) die von der Kraftstoffzuteilungseinheit bestimmte
Kraftstoff-Einspritzmenge den Zylindern des Verbrennungsmotor (10) zuführt,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Berechnungseinheit (24) das Spannungssignal kurbelwinkelsynchron erfaßt und
einem bestimmten Zylinder zuordnet,
daß für jeden Zylinder eine Spannungsabweichung in Relation zu den Spannungssignalen
der benachbarten Zylindern bestimmt wird und
daß eine Korrektur der Einspritzmenge in Abhänigigkeit der Spannungsabweichung durchgeführt
wird.
2. Zylinderselektive Regelung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Korrekturwert für die Einspritzmenge aus einer Kennlinie oder einem Kennfeld
entnommen wird.
3. Zylinderselektive Regelung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Sprungssonde als Lamda-Sonde (30) verwendet wird.
4. Zylinderselektive Regelung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Korrektur oberhalb einer bestimmten Grenzdrehzahl nicht mehr durchgeführt
wird.
5. Zylinderselektive Regelung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß pro Zylinder zwei Korrektur-Werte für die Einspritzmenge berechnet werden.
6. Zylinderselektive Regelung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Korrekturwerte nicht-flüchtig abgespeichert werden.
7. Vorrichtung zur Durchführung der zylinderselektiven Regelung des Luft-Kraftstoff-Verhältnisses
bei einem mehrzylindrigen Verbrennungsmotor gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, bei
der
- im Abgastrakt eine Lamda-Sonde (30) zur Erzeugung eines einem Luft-Kraftstoff-Verhältnis
entsprechendem Spannungssignal vorgesehen ist,
- eine Bestimmungseinheit (24) vorgesehen ist, der das Spannungssignal zugeführt wird,
um das Luft-Kraftstoff-Verhältnis für jeden einzelnen Zylinders zu bestimmen,
- eine Kraftstoffzuteilungseinheit vorgesehen ist, die eine Kraftstoff-Einspritzmenge
zumindest in Abhängigkeit von einem Basis-Kraftstoffeinspritzwert und den ermittelten
Luft-Kraftstoff-Verhältnissen der einzelnen Zylinder bestimmt, und
- eine Kraftstoffzufuhreinheit (20) vorgesehen ist, die von der Kraftstoffzuteilungseinheit
bestimmte Kraftstoff-Einspritzmenge den Zylindern des Verbrennungsmotors (10) zuführt,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bestimmungseinheit (24) derart ausgebildet ist,
- um das Spannungssignal kurbelwinkelsynchron zu erfassen und einem bestimmten Zylinder
zuordnen,
- für jeden Zylinder die Spannungsabweichung in Relation zu den Spannungssignalen
der benachbarten Zylindern zu bestimmen und
- eine Korrektur der Einspritzmenge in Abhänigigkeit der Spannungsabweichung durchzuführen.