[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von Flüssigkeiten, insbesondere
zum Verdichten von verflüssigten Gasen, unter Einsatz eines Verdichters, welcher einen
Zylinder und einen Kolben umfaßt, und den Verdichter. Die Erfindung betrifft ferner
eine Gasversorgungsanlage zur Bereitstellung von Hochdruckgas für einen Verbraucher,
welche einen Speicherbehälter zur Speicherung von verflüssigtem Gas, einen Verdampfer
zum Verdampfen des verflüssigten Gases und einen Verdichter mit Zylinder und Kolben
zum Pumpen von verflüssigtem Gas umfaßt.
[0002] Neben der Gasversorgung mit Druckgas aus Flaschenbündeln oder Druckgasbehältern,
in denen das Gas unter hohem Druck vorliegt, ist es bekannt, das Gas verflüssigt unter
hohem Druck zum Verbrauchsort zu fördern, wo es mittels eines Verdampfers verdampft
wird. Zur Förderung des Gases wird ein Teil des verflüssigten Gases aus einem Speicherbehälter
entzogen, durch einen separaten Verdampfer geführt und anschließend in den Kopfraum
des Speicherbehälters eingeleitet, um dort den Druck solange zu erhöhen, bis der gewünschte
Druck erreicht ist, mit dem das Gas zum Verbrauchsort gefördert werden soll, wobei
in der Regel die Speicherbehälter wiederholt mit verflüssigtem Gas gegen einen hohen
Druck im Speicherbehälter befüllt werden müssen und wobei wegen der Beaufschlagung
des Kopfraumes des Speicherbehälters mit verdampftem Gas und des ein thermischen Ausgleichs
des verdampften Gases mit dem verflüssigten Gas eine klare Phasentrennung verschwinden
kann. Nach der EP 0 416 630 B1 ist eine Druckerhöhung in einem Speicherbehälter, beispielsweise
für verflüssigten Stickstoff, zum einen dadurch vorgesehen ist, daß ein Verdampfer
in einer Rückführleitung vom Boden zum Kopf des Speicherbehälters angeordnet ist,
zum anderen mittels einer Pumpe verflüssigtes Gas aus dem Speicherbehälter abgezogen,
durch einen weiteren Verdampfer geführt und das entstehende Hochdruckgas in Flaschenbündeln
gespeichert wird, von denen aus es wieder dem Kopfraum des Speicherbehälters für verflüssigtes
Gas zur Druckbeaufschlagung zugeführt werden kann.
[0003] Um den Einsatz von Hochdruckgaseinheiten wie Flaschenbündel zu umgehen und die Effektivität
der Förderung von verflüssigtem Gas mittels Beaufschlagung mit einem Hochdruckgas
zu erhöhen, wurde in der DE 196 16 811 A1 vorgeschlagen, verflüssigtes Gas aus einem
Speicherbehälter in einen Vorlagebehälter mit einem im Vergleich zum Speicherbehälter
erheblich kleineren Volumen einzuleiten, dessen Größe derart gewählt wird, daß die
Zeitspanne zu seiner Entleerung kleiner ist als zum Erreichen eines thermischen Gleichgewichts
im Vorlagebehälter. Anschließend wird der Kopfraum des Vorlagebehälters mit verdampftem
Gas aus einem externen Verdampfer beaufschlagt, bis das verflüssigte Gas mit dem benötigten
Hochdruck zum Verbrauchsort gefördert werden kann. Jeweils nach Entleerung des Vorlagebehälters
wird dieser erneut mit verflüssigtem Gas befüllt.
[0004] Aus der DE 197 16 414 C1 ist ein Verfahren zur Bereitstellung von Hochdruckgas für
einen Verbraucher bekannt, wobei das Gas verflüssigt mit niedrigem Druck einem Speicherbehälter
entnommen wird, wobei verflüssigtes Gas aus dem Speicherbehälter in einen Vorlagebehälter
eingeleitet und außerhalb des Vorlagebehälters in einem Verdampfer verdampft wird,
sowie eine Gasversorgungsanlage zur Bereitstellung von Hochdruckgas für einen Verbraucher
umfassend einen Speicherbehälter zur Speicherung von verflüssigtem Gas, einen über
eine Leitung mit dem Speicherbehälter verbundenen Vorlagebehälter und einen Verdampfer
zum Verdampfen des verflüssigten Gases aus dem Vorlagebehälter.
[0005] Zur Förderung des Gases mit größerer Effektivität unter verhältnismäßig geringem
apparativen und energetischem Aufwand wird nach der DE 197 16 414 C1 das durch die
Verdampfung des verflüssigten Gases erhaltene Gas zumindest teilweise zum Antrieb
eines Kolbens eines Arbeitszylinders verwendet und mit Hilfe des Arbeitszylinders
ein Kolben eines Pumpzylinders angetrieben, welcher verflüssigtes Gas vom Vorlagebehälter
zum Verdampfer pumpt. Über das Pumpen und die Verdampfung kann ein Gas mit einem höheren
Druck als dem für den Verbraucher benötigten Hochdruck gewonnen werden.
[0006] Gas unter hohem Druck wird für zahlreiche industrielle Verfahren benötigt. Beispiele
dafür sind in der DE 197 16 414 C1 aufgezählt. Dabei werden Gase mit Drücken zwischen
30 und 500 bar benötigt, die im gasförmigen oder im überkritischen Zustandsbereich
vorliegen.
[0007] Nach der DE 197 16 414 C1 kommen Zylinder - dort als Pumpzylinder bezeichnet - zum
Einsatz, welche mit einem Saug- und Pumptakt betrieben werden, wobei im Saugtakt verflüssigte
Gase in den Zylinderraum angesaugt und im Pumptakt aus dem Zylinder gepumpt werden.
Die verflüssigten Gase werden dabei in der Regel in der Nähe des Siedezustands angesaugt.
Neben den erwähnten verflüssigten Gasen können aber auch andere Flüssigkeiten mittels
eines Zylinders angesaugt und verdichtet werden. Dies ist immer dann besonders kritisch,
wenn die Temperatur der Flüssigkeit beim Ansaugen nur wenig unterhalb der Siedetemperatur
liegt.
[0008] Aufgabe vorliegender Erfindung ist es, ein Verfahren zum Verdichten von Flüssigkeiten,
insbesondere von verflüssigten Gasen, unter Einsatz eines Verdichters und eine Gasversorgungsanlage
zur Bereitstellung von Hochdruckgas für einen Verbraucher der eingangs genannten Art
aufzuzeigen, welche auf einfache Art und Weise ein effektives, aber problemloses Verdichten
von Flüssigkeiten ermöglichen und gewährleisten. Insbesondere sollte ein Ansaugen
von zu verdichtenden Flüssigkeiten bei einer Temperatur nur wenig unterhalb der entsprechenden
Siedetemperatur sicherstellt werden. In Ausgestaltungen sollte ferner den Anforderungen
beim Verdichten von verflüssigten Gasen Rechnung getragen werden.
[0009] Diese Aufgabe wird für das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gelöst, daß sich der
Kolben im Zylinder mit einer Geschwindigkeit zwischen 1 und 250 mm/s bewegt.
[0010] Ein bevorzugter Bereich der Kolbengeschwindigkeit liegt zwischen 2 und 200 mm/s.
Besonders bevorzugt werden Kolbenbewegungen zwischen 5 und 100 mm/s. In vorteilhafter
Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens bewegt sich der Kolben im Zylinder
mit einer Geschwindigkeit kleiner oder gleich 50 mm/s.
[0011] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß durch die Vorgabe der erwähnten Geschwindigkeiten
auch Flüssigkeiten bei einer Temperatur nur wenig unterhalb ihrer Siedetemperatur
verdichtet werden können. Ein ungewollter Umschlag in die Gasphase kann wirksam verhindert
werden.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in Verbindung mit einer Gasversorgungsanlage
eingesetzt werden. In diesem Fall wird die Flüssigkeit innerhalb einer Gasversorgungsanlage
zur Bereitstellung von Hochdruckgas für einen Verbraucher verdichtet, wobei in der
Gasversorgungsanlage verflüssigtes Gas mit niedrigem Druck einem Speicherbehälter
entnommen und verdampft wird.
[0013] Die gestellte Aufgabe wird für die erfindungsgemäße Gasversorgungsanlage dadurch
gelöst, daß Antriebsmittel für den Kolben vorgesehen sind, die zu einer Bewegung des
Kolbens im Zylinder mit einer Geschwindigkeit zwischen 1 und 250 mm/s führen.
[0014] Das verflüssigte Gas kann in den Zylinderraum eingeleitet und/-oder aber über den
Kolben angesaugt werden. Der Zylinder kann - wie dies an sich aus der DE 197 16 414
C1 bekannt ist - mit einem Saug- und Pumptakt betrieben werden, wobei im Saugtakt
Flüssigkeit in den Zylinderraum des Zylinders angesaugt und im Pumptakt aus dem Zylinder
gepumpt wird. Ebenso wie in der DE 197 16 414 C1 kann im Saugtakt verflüssigtes Gas
aus einem Vorlagebehälter angesaugt und im Pumptakt zum Verdampfer gepumpt werden.
[0015] Der Arbeitszylinder kann, wie in der DE 197 16 414 C1 beschrieben, mit zwei Arbeitstakten
betrieben werden, wobei eine entsprechend taktweise Umschaltung der Zufuhr des Gases
aus der Verdampfung zum Antrieb des Kolbens des Arbeitszylinders erfolgt.
[0016] Besondere Vorteile sind mit der Erfindung dadurch zu erzielen, daß der Kolben gegenüber
der Zylinderwand mit Dichtmitteln abgedichtet ist, die polymere Bestandteile umfassen.
Diese Maßnahme ist insbesondere bei tieferen Temperaturen der zu verdichtenden Flüssigkeiten
sinnvoll, wie sie beim Verdichten von verflüssigten Gasen üblicherweise vorliegen.
[0017] Die Flüssigkeit kann in den Zylinder durch mindestens ein Saugventil angesaugt werden.
Das Saugventil kann vorteilhafterweise als Rückschlagventil ausgebildet sein.
[0018] Das Saugventil kann polymere Bestandteile umfassende Ventildichtmittel enthalten.
In diesem Fall können die Dichtflächen innerhalb des Ventils auch bei tieferen Temperaturen,
wie sie beim Verdichten von verflüssigten Gasen üblicherweise vorliegen, ein effektives
Verschließen des Ventils sicherstellen.
[0019] Bevorzugt kann das Saugventil durch Schwerkraft in seine Dichtstellung fallen. Sie
müssen nicht zusätzlich durch Federkraft in die Dichtstellung angedrückt werden. Zusätzliche
elastische Mittel zum Andrücken mit Federkraft können deshalb entfallen.
[0020] Im erfindungsgemäßen Verfahren kann, wie dies in der DE 197 16 414 C1 beschrieben
ist, das durch die Verdampfung des verflüssigten Gases erhaltene Gas zumindest teilweise
zum Antrieb eines Kolbens eines Arbeitszylinders zur Gewinnung von Hochdruckgas verwendet
werden.
[0021] Dabei kann im erfindungsgemäßen Verfahren der Kolben des Zylinders mit Hilfe des
Arbeitszylinders oder fremd angetrieben werden. Im letztgenannten Fall kann der Kolben
im Zylinder der Gasversorgungsanlage beispielsweise mit einem hydraulischen Antrieb,
einem pneumatischen Antrieb oder mit einem Kurbelantrieb versehen sein.
[0022] Die Erfindung kann abgesehen von Flüssigkeiten, d.h. Stoffe, die auch bei Normalbedingungen
in flüssiger Phase vorliegen, zum Verdichten von Gasen oder Gasgemischen auch im überkritischen
Zustand eingesetzt werden. Mit der Erfindung können insbesondere als Flüssigkeit verflüssigter
Stickstoff, verflüssigtes Argon, verflüssigter Sauerstoff und/oder verflüssigter Kohlendioxid
verdichtet werden.
[0023] Eine Regelvorrichtung für die exakte Einstellung des Druckes auf den benötigten Arbeitsdruck
für den Verbraucher kann in der erfindungsgemäßen Gasversorgungsanlage vorgesehen
sein. Sie bringt zusätzliche Vorteile und macht die Anlage flexibel.
[0024] Es können an verschiedenen Stellen der erfindungsgemäßen Gasversorgungsanlage Absperrorgane
angebracht sein, wie beispielsweise in der Leitung für verflüssigtes Gas vom Speicherbehälter
zum Vorlagebehälter. Diese Leitung sollte möglichst kurz gewählt sein. Der Vorlagebehälter
kann mit einer Niveauregulierung ausgestattet sein.
1. Verfahren zum Verdichten von Flüssigkeiten, insbesondere zum Verdichten von verflüssigten
Gasen, unter Einsatz eines Verdichters, welcher einen Zylinder und einen Kolben umfaßt,
dadurch gekennzeichnet, daß sich der Kolben im Zylinder mit einer Geschwindigkeit zwischen 1 und 250 mm/s
bewegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Kolben im Zylinder
mit einer Geschwindigkeit kleiner oder gleich 50 mm/s bewegt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit
innerhalb einer Gasversorgungsanlage zur Bereitstellung von Hochdruckgas für einen
Verbraucher verdichtet wird, wobei in der Gasversorgungsanlage verflüssigtes Gas mit
niedrigem Druck einem Speicherbehälter entnommen und verdampft wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder
mit einem Saug- und Pumptakt betrieben wird, wobei im Saugtakt Flüssigkeit in den
Zylinder angesaugt und im Pumptakt aus dem Zylinder gepumpt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben
gegenüber der Zylinderwand mit Dichtmitteln abgedichtet ist, die polymere Bestandteile
umfassen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit
in den Zylinder durch mindestens ein Saugventil angesaugt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Saugventil als Rückschlagventil
ausgebildet ist.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Saugventil polymere
Bestandteile umfassende Ventildichtmittel enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Saugventil durch
Schwerkraft in seine Dichtstellung fällt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben
im Zylinder hydraulisch, pneumatisch oder über einen Kurbelantrieb angetrieben wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß das durch
die Verdampfung des verflüssigten Gases erhaltene Gas zumindest teilweise zum Antrieb
eines Kolbens eines Arbeitszylinders zur Gewinnung von Hochdruckgas verwendet wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit
verflüssigten Stickstoff, verflüssigtes Argon, verflüssigten Sauerstoff und/oder verflüssigtes
Kohlendioxid enthält.
13. Verdichter zum Verdichten von Flüssigkeiten, insbesondere zum Verdichten von verflüssigten
Gasen, umfassend einen Zylinder und einen Kolben, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben gegenüber der Zylinderwand mit Dichtmitteln abgedichtet ist, die
polymere Bestandteile umfassen.
14. Gasversorgungsanlage zur Bereitstellung von Hochdruckgas für einen Verbraucher umfassend
einen Speicherbehälter zur Speicherung von verflüssigtem Gas, einen Verdampfer zum
Verdampfen des verflüssigten Gases und einen Verdichter mit Zylinder und Kolben zum
Pumpen von verflüssigtem Gas, dadurch gekennzeichnet, daß Antriebsmittel für den Kolben vorgesehen sind, die zu einer Bewegung des Kolbens
im Zylinder mit einer Geschwindigkeit zwischen 1 und 250 mm/s führen.
15. Gasversorgungsanlage nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein
Saugventil vorgesehen ist, über welches das verflüssigte Gas in den Zylinder angesaugt
wird.
16. Gasversorgungsanlage nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Saugventil
als Rückschlagventil ausgebildet ist.
17. Gasversorgungsanlage nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, daß das Saugventil
polymere Bestandteile umfassende Ventildichtmittel enthält.
18. Gasversorgungsanlage nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß
das Saugventil durch Schwerkraft in seine Dichtstellung fällt, ohne daß zusätzliche
Mittel zum Andrücken mit Federkraft in die Dichtstellung vorgesehen sind.
19. Verdichter und/oder Gasversorgungsanlage nach einem der Ansprüche 13 bis 18, dadurch
gekennzeichnet, daß der Kolben im Zylinder mit einem hydraulischen Antrieb, einem
pneumatischen Antrieb oder mit einem Kurbelantrieb versehen ist.