[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auftragen eines Farbdekors auf ein Substrat
unter Verwendung eines Trägers mit sog. "Release"-Eigenschaften.
[0002] Als Material für die Substrate kommen hier insbesondere in Betracht: Glas, Metall,
Keramikmaterialien, Kunststoffe, Holz, Holzwerkstoffe, Textilien und Leder.
[0003] Träger mit "Release"-Eigenschaften sind als solche bekannt (vgl. EP 0 573 676 A1).
Als flächige Träger mit "Release"-Eigenschaften kommen insbesondere in Betracht bestimmte
Papiere oder auch Kunststofffolien, die an ihrer Oberfläche so gestaltet bzw. präpariert
sind, daß unter bestimmten Bedingungen aufgetragene Farbschichten oder Lackschichten
in der Art eines "Abpellens" (wie ein Abziehbild) auf ein Substrat übertragbar sind.
Für die hier vorliegende Erfindung kommen insbesondere als Träger mit "Release"-Eigenschaft
Kunststofffolien, wie insbesondere Polyesterfolien, in Betracht, die eine geeignete
Trennschicht aufweisen, um die "Release"-(Abpell)-Eigenschaft zu erreichen.
[0004] Die genannte EP 0 573 676 A1 beschreibt bereits die Verwendung eines Trägers mit
"Release"-Eigenschaft zum Auftragen von Farbdekor auf ein Substrat. Bei diesem Stand
der Technik wird zu diesem Zweck zunächst das Farbdekor auf einen Träger mit "Release"-Eigenschaft
aufgebracht, danach über das auf den Träger aufgebrachte Farbdekor ein Lack aufgetragen,
der Lack anschließend teilvernetzt und danach unter Druck und/oder erhöhter Temperatur
der teilvernetzte Lack mitsamt dem Farbdekor vom Träger auf das letztlich zu dekorierende
Substrat so übertragen, daß der Lack unter dem Farbdekor auf dem Substrat aufliegt.
Abschließend erfolgt dort eine weitere Vernetzung des Lackes auf dem Substrat.
[0005] Für die hier in Rede stehende Technik der Farbdekorierung kommt es bei einer Vielzahl
von Anwendungen darauf an, das Substrat in geeigneter Weise mit einem Lack zu grundieren.
[0006] Die vorliegende Erfindung hat das Ziel, ein Verfahren zum Auftragen eines Farbdekores
auf ein Substrat der eingangs genannten Art so auszugestalten, daß eine Grundierung
des Substrates mit sehr guter Haft- und Abdeckwirkung erreicht wird. Weiterhin soll
das Verfahren dekorierte Substrate (Gegenstände) liefern, die einen sehr guten optischen
Eindruck der Dekoration zeigen, insbesondere eine Tiefenwirkung der Farbgebung, eine
gute Haftung der aufgetragenen Farb- bzw. Lackschichten untereinander und auch eine
hohe Kratz- und Abriebfestigkeit einer die Farbdekorierung abdeckenden Lackschicht.
[0007] Gemäß einer ersten Variante der Erfindung werden diese Ziele mit zumindest folgenden
Schritten erreicht:
a) Ein Farbdekor wird auf einen flächigen Träger mit "Release"-Eigenschaft aufgebracht,
b) über das auf den Träger aufgebrachte Farbdekor wird eine erste Lackschicht aufgetragen,
c) der aufgetragene Lack wird teilvernetzt,
d) der teilvernetzte Lack mitsamt dem Farbdekor wird vom Träger auf das Substrat so
übertragen, daß der Lack unter dem Farbdekor auf dem Substrat aufliegt und der Träger
vom Farbdekor entfernt wird,
e) über das auf das Substrat übertragene Farbdekor wird eine weitere Lackschicht aufgetragen,
und
f) die Lackschichten werden mittels Strahlung gehärtet.
[0008] Gemäß einer zweiten Variante der Erfindung werden die obengenannten Ziele mit folgenden
Schritten erreicht:
a) Ein Farbdekor wird auf einen flächigen Träger mit "Release"-Eigenschaft aufgebracht,
b) über das auf den Träger aufgebrachte Farbdekor wird eine Kleberschicht aufgetragen,
c) der aufgetragene Kleber wird getrocknet oder zumindest teilgetrocknet,
d) das Farbdekor mit dem gehärteten oder teilgehärteten Kleber wird so auf das Substrat
übertragen, daß der Kleber unter dem Farbdekor auf dem Substrat aufliegt und der Träger
vom Farbdekor entfernt wird,
e) über das auf das Substrat übertragene Farbdekor wird eine Lackschicht aufgetragen,
und
f) die Lackschicht wird gehärtet und dabei wird der Kleber durch Wärme aktiviert,
um eine vollständige Verklebung mit dem Substrat zu erreichen.
[0009] Gemäß einer dritten Variante der Erfindung werden die obengenannten Ziele mit folgenden
Schritten erreicht:
a) Auf einen Träger mit "Release"-Eigenschaft wird ein härtbarer Lack aufgetragen,
b) der härtbare Lack wird gehärtet oder zumindest teilweise gehärtet;
c) auf den Lack wird ein Farbdekor aufgebracht,
d) auf das Farbdekor wird ein Kleber aufgebracht,
e) vom Träger mit "Release"-Eigenschaft werden die genannte Lackschicht, das Dekor
und die Kleberschicht so auf das zu dekorierende Substrat aufgetragen, daß die Kleberschicht
zu unterst auf dem Substrat aufliegt, wobei der Kleber durch Druck und/oder Wärme
zum Verkleben auf dem Substrat aktiviert wird.
[0010] Für das Farbdekor werden bei allen Varianten der Erfindung bevorzugt diffundierbare
Dispersionsfarbstoffe verwendet, d.h. das Farbdekor weist derartige Dispersionsfarbstoffe
auf.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß bei oder
nach der Strahlungshärtung die obere Lackschicht erwärmt wird, insbesondere mit einem
Heißgas.
[0012] Dabei wird das Heißgas bevorzugt in Form eines Heißgasmessers über die obere Lackschicht
geführt, und zwar derart, daß die Gastemperatur des Heißgases und eine Relativbewegung
zwischen dem Heißgas und dem Substrat so gesteuert werden, daß im wesentlichen nur
die obere Lackschicht wirksam erwärmt wird.
[0013] Eine andere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Strahlungshärtung
mit Elektronenstrahl durchgeführt wird.
[0014] Weiterhin sieht die Erfindung bevorzugt vor, daß die erste Lackschicht ein Grundierungslack
ist.
[0015] Die Teilvernetzung der ersten Lackschicht gemäß Schritt (c) wird bevorzugt mit UV-Strahlung
durchgeführt.
[0016] Insbesondere ist bevorzugt vorgesehen, daß die Erwärmung der oberen Lackschicht mit
einem Heißgasstrahl durchgeführt wird, der zumindest in einer Richtung eine Abmessung
(Breite) hat, die klein ist im Vergleich zur Abmessung des Farbdekors und der Lackschichten
in dieser Richtung.
[0017] Dabei ist bevorzugt vorgesehen, daß der Heißgasstrahl auf eine Temperatur erhitzt
wird, bei der er bewirkt oder zumindest fördert, daß der Farbstoff in die über ihm
liegende Lackschicht diffundiert. Hierdurch wird insbesondere eine sehr gute ästhetische
Wirkung des dekorierten Produktes erreicht, insbesondere eine gewisse Tiefenwirkung
der Farbgebung. Die Farbstoffmoleküle diffundieren unterschiedliche Strecken, je nach
Molekulargewicht, in den darüberliegenden Lack, was den optischen Eindruck der Dekoration
positiv beeinflußt.
[0018] Die Haftung der Schichten untereinander und auch die mechanischen Eigenschaften der
aufgetragenen Lack- und Farbstoffschichten können gemäß einer weiteren bevorzugten
Ausgestaltung der Erfindung dadurch gefördert werden, daß der Gasstrahl beim Auftreffen
auf die oberste Lackschicht die Form eines Messers hat und linienförmig über die Lackschicht
geführt wird. Insbesondere kann mit dieser Technik eine genau gezielte Temperaturerhöhung
für eine bestimmte Zeitspanne bis zu einer bestimmten Tiefe der Schichten erreicht
werden, ohne daß die unterste Lackschicht auf die gleiche Temperatur erhöht wird wie
die oberste Lackschicht auf dem Substrat. Hierdurch kann die Diffusion der Farbstoffmoleküle
in gewünschter Weise gesteuert werden, nämlich insbesondere in die über der Farbstofflicht
liegende Lackschicht, für die deshalb insbesondere ein Transparent-Lack oder ein zumindest
weitgehend transparenter oder weißer Lack vorgesehen ist.
[0019] Bei der farbigen Dekorierung und Lackierung von Produkten sind häufig die Rand- und
Kantenbereiche des Produktes kritisch. Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung
wird die Qualität der lackierten Dekorierung insbesondere im Kantenbereich dadurch
gefördert, daß der linienförmige Heißgasstrahl (insbesondere Heißluftstrahl) so geführt
wird, daß er die betroffene Kante bzw. den Rand des Substrates mit den daraufliegenden,
die Kante überdeckenden Farb- und Lackschichten erfaßt, also z. B. bei einer rechtwinkligen
Kante auf beide Flächen gleichermaßen einwirkt.
[0020] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigt:
- Figur 1
- schematisch einen Träger mit "Release"-Eigenschaft und darauf aufgebrachter Farbdekorschicht
sowie daraufliegender Lackschicht;
- Figur 2
- ein zu dekorierendes Substrat mit daraufliegenden Lack-, Farb- und Lackschichten;
- Figur 3
- schematisch eine Abwandlung des Ausführungsbeispieles gemäß den Figuren 1 und 2, bei
der ein Kleber statt einer Lackschicht verwendet wird; und
- Figur 4
- schematisch ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0021] Figur 1 zeigt einen Träger 10 mit "Release"-Eigenschaften. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel
handelt es sich um einen Polyesterfilm.
[0022] Auf den Träger 10 ist ein Farbdekor 12 aufgedruckt, z. B. mit Rotationsdruck oder
Digitaldruck. Die zur Verfügung stehenden Drucktechniken sind als solche dem Fachmann
bekannt.
[0023] Auf das Farbdekor 12 wird eine erste Lackschicht 14 aufgetragen. Beim Ausführungsbeispiel
wird ein Lack gewählt, der als Grundlack für das letztlich zu dekorierende Substrat
geeignet ist, also die Oberflächenstruktur des Substrates in der gewünschten Weise
so abdeckt, daß eine gute Haftung aller aufgetragenen Lack- und Farbschichten am Substrat
erreicht ist. Die Lackschicht kann transparent oder gefärbt sein. Weiterhin kann insbesondere
die zu unterst auf dem Substrat aufgetragene Lackschicht bevorzugt eine Basisfarbe
für das darüberliegende Dekor sein. Wenn z.B. das Dekor nußbaumartig sein soll, kann
die Grundfarbe einer der Lackschichten oder auch beider Lackschichten braun sein.
Weiterhin kann vorgesehen sein, daß die Lackschichten, besonders die untere Lackschicht
am Substrat, haftvermittelnde Eigenschaften hat. Auch kann die Grund-Lackschicht hinsichtlich
des Auftragsgewichtes so gewählt werden, daß Unebenheiten, Risse, Löcher etc. im Substrat
ausgeglichen werden. Weiterhin kann die Grund-Lackschicht Klebeeigenschaften haben,
insbesondere kann es sich bei der Grund-Lackschicht insgesamt um einen Kleber handeln.
[0024] Als Lacke können insbesondere eingesetzt werden Acryllack, Polyurethanlack, Polyesterlack
und dergleichen. Insbesondere werden wasserlösliche Lacke verwendet, vorzugsweise
keine Lacke mit Lösungsmittel.
[0025] Der auf das Farbdekor 12 aufgetragene Lack 14 wird einer sog. Teilvernetzung unterzogen.
Eine "Teilvernetzung" bedeutet, daß der Lack noch nicht vollständig einer Vernetzung
unterzogen wird, sondern nur teilweise, so daß später noch eine vollständige Vernetzung
ermöglicht ist. Die Vernetzung von Lacken ist dem Fachmann als solches bekannt. Eine
Vernetzung kann z. B. mit erhöhten Temperaturen, insbesondere mittels Infrarotstrahlern
durchgeführt werden. Die Vernetzung wird durch sog. Härter gefördert. Beim dargestellten
Ausführungsbeispiel wird zur Erreichung einer anschließenden guten Grundierung des
zu dekorierenden Substrates und einer guten Haftung der Schichten die Teilvernetzung
der ersten Lackschicht 14 mit UV-Strahlung 16 durchgeführt.
[0026] Nach der Teilvernetzung wird das so vorbereitete System aus Träger 10, draufliegender
Farbdekorschicht 12 und daraufliegender teilvernetzter erster Lackschicht 14 auf ein
zu dekorierendes Substrat 18 gelegt, um die Lackschicht 14 und das Farbdekor 12 auf
das Substrat 18 zu übertragen. Dabei liegt die Lackschicht 14 zu unterst direkt auf
dem Substrat 18, wie in Figur 2 gezeigt ist. Die Übertragung erfolgt mit der eingangs
erläuterten "Release"-Technik. Die erste Lackschicht 14 dient als Grundierung des
Substrates 18.
[0027] Über die so übertragenen Lack- und Farbstoffschichten 14, 12 wird eine zweite Lackschicht
20 aufgetragen. Für die zweite Lackschicht 20 können die obengenannten Lackarten Verwendung
finden, insbesondere ein Transparent-Lack oder ein (leicht) weiß gefärbter Lack.
[0028] Die Decklackschicht 20 wird relativ dick gewählt, insbesondere im Bereich von 40
bis 120 µm, besonders bevorzugt im Bereich von 60 bis 100 µm. Diese Stärken der Lackschicht
20 haben Bedeutung für die weiter unten beschriebene Diffusion der Farbstoffmoleküle.
[0029] Nach dem Auftrag der zweiten Lackschicht 20 erfolgt eine Elektronenstrahlhärtung.
In Figur 2 ist der Elektronenstrahl mit dem Bezugszeichen 22 schematisch angedeutet.
Eine Lackhärtung mit Elektronenstrahl (ESH) ist als solche dem Fachmann geläufig.
[0030] Die Lackhärtung wird so durchgeführt, daß im wesentlichen beide Lackschichten 14,
20 durchgehärtet werden.
[0031] Bezüglich der verwendeten Lacke gilt allgemein Folgendes:
a) Zumindest einer der genannten Lacke kann thermoplastischer Natur sein. In diesem
Fall wird er nicht mit Strahlung teilvernetzt, sondern thermisch getrocknet oder angetrocknet,
bevor die Übertragung auf das zu dekorierende Substrat erfolgt. Im Falle einer thermischen
Trocknung oder Antrocknung "schmilzt" der Lack (ggf. leicht) an und beim Aufpressen
und Erwärmen verbindet er sich mit dem Substrat bzw. haftet gut auf dem Substrat.
Bei einem thermisch trocknenden (härtenden) Lack ist in der Regel eine Nachhärtung
mit Strahlung nicht sehr effektiv.
Als solche Lacke kommen insbesondere in Betracht thermoplastische Bindemittelsysteme,
also z.B. Acryllacke, PU-Lacke, Polyesterlacke etc., und zwar in wäßriger, lösungsmittelhaltiger
Form oder in reiner Form. Solche Lacke können auch sogenannte Härter enthalten.
b) Andererseits kann, wie oben anhand des Ausführungsbeispieles näher beschrieben,
der Lack strahlenvernetzbar sein. In diesem Falle wird er mit UV teilvernetzt und
nach dem Aufbringen auf das Substrat wieder mit Strahlung weitervernetzt, vorzugsweise
mit Elektronenstrahl. Der Lack kann in diesem Falle gemäß einem radikalischen oder
einem kationischen Mechanismus härten und es können die jeweils bekannten Bindemittel
eingesetzt werden.
c) Weiterhin kann der Lack im eigentlichen Sinn ein Kleber sein. In Betracht kommen
sowohl thermisch härtende Kleber oder strahlungshärtende Kleber. Im ersten Fall erfolgt
die Verarbeitung wie vorstehend unter a) angegeben ist. Im zweiten Fall (strahlenhärtend)
kann die oben beschriebene Teilvernetzung bzw. die Vollvernetzung mit Strahlung durchgeführt
werden, wobei die klebenden Eigenschaften bei der Teilvernetzung erhalten bleiben.
Die Vollvernetzung kann mit ESH durchgeführt werden.
[0032] In den vorstehenden Fällen b) und c) können die Lacke ebenfalls in wäßriger, lösungsmittelhaltiger
oder in 100 %-iger Form auf die Farbe aufgebracht werden.
[0033] Nach der ESH oder anders durchgeführten Härtung wird ein sog. "Heißluftmesser" eingesetzt.
Dabei handelt es sich um einen Heißluftstrahl, der aus einer Düse 24 direkt auf die
oberste Lackschicht 20 aufgebracht wird. Hierzu strömt Heißluft 26 durch die Düse
24. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Heißluftstrahl "messerförmig",
d. h. er hat die Form einer Linie, die senkrecht zur Zeichnungsebene steht und sich
bevorzugt über die gesamte Breite der Lack- und Farbstoffschichten sowie des Substrates
18 erstreckt. Ein solches "Heißluftmesser" kann entsprechend dem Pfeil 28 relativ
zum Substrat 18 mit den daraufliegenden Lack- und Farbstoffschichten bewegt werden.
[0034] Ein solches "Heißluftmesser" 24, 26 kann beim hier angewandten Prozeß in verschiedener
Weise förderlich eingesetzt werden. Zunächst kann das Heißluftmesser dazu dienen,
die Übertragung des Farbdekors 12 mit der teilvernetzten Lackschicht 14 vom Träger
10 auf das Substrat 18 (also den Übergang von Figur 1 zu Figur 2) zu fördern. Dabei
kann mit dem Heißluftmesser zunächst der bei diesem Vorgang obenaufliegende Träger
10 mit den darunterliegenden Farb- und Lackschichten 12, 14 gegen das Substrat 18
gedrückt werden. Streicht das Heißluftmesser über den Träger 10, erfolgt eine ganzflächige,
gleichmäßige Anlage und der teilvernetzte Lack wird gegen das Substrat 10 gedrückt
und seine Haftwirkung am Substrat gefördert. Dies erleichtert das Abziehen ("Abpellen")
des Träges 10.
[0035] Besonders förderlich für die hier angewandte Dekorationstechnik ist der Einsatz des
Heißluftmessers 24, 26 nach der Elektronenstrahlhärtung der Lackschichten 14, 20.
Mit dem Heißluftmesser kann die Temperatur der oberen Lackschicht 20 und der darunterliegenden
Farbstoffschicht 12 gezielt kurzzeitig so erhöht werden, daß ein deutlicher Temperaturgradient
von oben nach unten gegeben ist, d. h. die oberste Lackschicht 20 ist heißer als die
untere Lackschicht 14. Dies bewirkt, daß die Farbstoffmoleküle aus der Farbdekorschicht
12 in die obere Lackschicht 20 diffundieren. Bei diffundierbaren Dispersionsfarbstoffen
hängt die Farbe und damit die Diffusionsgeschwindigkeit des Farbstoffes in der Regel
vom Molekulargewicht ab. Grob gesagt haben z. B. gelbe Farben ein typisches Molekulargewicht
von 200 bis 300, rot von 250 bis 350, blau von 300 bis 400 und schwarz von 350 bis
500. Dies hat zur Folge, daß bei der vorstehend beschriebenen Thermo-Diffusion die
hellen Farbstoffe, wie gelb, weiter diffundieren als die dunkleren Farbstoffe, wie
z. B. blau oder schwarz. Hierdurch wird eine 3-dimensionale Tiefenwirkung der Farbdekorierung
erreicht. Die obengenannten Stärken für die obere Lackschicht 20 ermöglichen diese
Tiefenwirkung aufgrund unterschiedlicher Diffusionsstrecken der einzelnen Farbstoffmoleküle.
[0036] Besonders das genannte Heißluftmesser ist für diesen Prozeß geeignet, weil es eine
kurzzeitige sehr gezielte Temperaturerhöhung mit dem genannten Temperaturgradienten
ermöglicht. Die Temperatur der Heißluft 26 und die Geschwindigkeit der Relativbewegung
zwischen Düse 24 und Substrat 18 mit den daraufliegenden Lack- und Farbstoffschichten
wird so eingestellt, daß der vorstehend erläuterte Effekt erzielt wird. Das lokal
begrenzte Heißluftmesser ermöglicht eine kurzzeitige Temperaturerhöhung mit Temperaturgradienten,
ohne daß sofort eine vollständig gleichmäßige Verteilung der Erwärmung auftritt, d.
h. ohne daß sich eine gleichmäßige Temperaturverteilung in den Lack- und Farbstoffschichten
einstellt, bevor die oben beschriebene gezielte Diffusion der Farbstoffmoleküle in
die oberste Lackschicht 20 im wesentlichen erreicht ist.
[0037] Wie gesagt, ist die Düse 24 so geformt, daß der Heißluftstrahl in Form einer langgestreckten
Linie auf die oberste Lackschicht 20 trifft. Dies ermöglicht insbesondere eine qualitativ
gute Dekorierung des Substrates 18 im besonders kritischen Kantenbereich 30. Dazu
wird der linienförmige Heißluftstrahl (das "Heißluftmesser") schräg über den Kantenbereich
30 geführt, so daß auf beiden Kantenflächen eine gleichmäßige Druck- und Temperatureinwirkung
durch den Gasstrahl gegeben ist. Es können auch mehrere Heißluftmesser gleichzeitig
mit unterschiedlichen Winkeln eingesetzt werden.
[0038] Figur 3 zeigt eine Abwandlung des vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispieles
der Erfindung, wobei statt der ersten, auf dem Substrat zu Liegen kommenden Lackschicht
nun eine Kleberschicht 14a verwendet wird. Es können z. B. Kleber auf Wasser- oder
Lösungsmittelbasis verwendet werden. In Betracht kommen z.B. Polyurethan-Kleber oder
auch Kleber auf Acrylatbasis.
[0039] Das Verfahren läuft ansonsten analog dem vorstehend anhand der Figuren 1 und 2 beschriebenen
Verfahren, d. h. auf einen Träger (in Figur 3 nicht gezeigt) mit "Release"-Eigenschaft
wird zunächst ein Farbdekor der genannten Art aufgetragen und darüber die Kleberschicht
14a. Die Kleberschicht 14a wird dann getrocknet oder zumindest teilweise getrocknet
und mittels der "Release"-Technik werden dann das Farbdekor 12 und die darunterliegende
Kleberschicht 14a auf das zu dekorierende Substrat 18 übertragen, wobei die Kleberschicht
14a zu unterst auf dem Substrat liegt, wie in Figur 3 dargestellt ist. Dann kann eine
Lackschicht 20a über das Farbdekor 12 aufgetragen werden. Beim Härten der Lackschicht
kann gleichzeitig auch der Kleber aktiviert werden, z. B. durch Wärme. Dies ist in
der Klebertechnik als solches bekannt.
[0040] Figur 4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung, bei dem zwischen dem
Träger 10a mit "Release"-Eigenschaft und dem Farbdekor 12 eine härtbare Lackschicht
20a vorgesehen ist. Die härtbare Lackschicht 20a besteht insbesondere aus mit UV-Strahlung
härtbarem Lack. Diese UV-härtbare Lackschicht 20a hat insbesondere den Zweck, das
Ablösen des Trägers 10a zu erleichtern. Der Träger 10a kann einfacher von der Lackschicht
20a abgezogen werden als von einer Farbdekorschicht 12. Zwischen dem Farbdekor 12
und dem zu dekorierenden Substrat 18 ist, wie beim Ausführungsbeispiel gemäß Figur
3, eine Kleberschicht 14a angeordnet.
[0041] Die Schicht 20a aus UV-härtbarem Lack ist bevorzugt dehnbar und flexibel. Z. B. kann
folgende Mischung verwendet werden: 40 bis 60 Gew% aliphatisches Urethan-Acrylat;
20 bis 40 Gew% Polyetheracrylat; 10 bis 30 Gew% Monoacrylat und 2 bis 5 Gew% Photoinitiator.
[0042] Dabei wird bevorzugt für den Träger mit "Release"-Eigenschaft das Material PVA verwendet.
[0043] Das Verfahren für die Dekorierung gemäß Figur 4 läuft im wesentlichen wie folgt:
Zunächst wird der Träger 10a mit "Release"-Eigenschaft, z. B. ein PVA-Träger, mit
einer Schicht 20a aus UV-härtbarem Lack beschichtet. Der Lack wird gehärtet, zumindest
teilweise, so daß auf ihn das Farbdekor 12 der obengenannten Art aufgetragen werden
kann. Auf das Farbdekor 12 wird eine Kleberschicht 14a der obengenannten Art aufgebracht
und das ganze wird auf das zu dekorierende Substrat 18 gelegt, wobei unter Anwendung
von Druck und/oder erhöhter Temperatur eine Aktivierung des Klebers 14a erfolgt und
wobei dann der Träger 10a von der obersten Lackschicht 20a in einfacher Weise abgezogen
werden kann.
[0044] Es kann anschließend eine Nachhärtung des Lackes und/oder auch eine Nachaktivierung
des Klebers erfolgen.
1. Verfahren zum Aufbringen eines Farbdekors (12) auf ein Substrat (18) mit zumindest
folgenden Schritten:
a) ein Farbdekor (12) wird auf einen flächigen Träger (10) mit "Release"-Eigenschaft
aufgebracht,
b) über das auf den Träger (10) aufgebrachte Farbdekor (12) wird eine erste Lackschicht
(14) aufgetragen,
c) der aufgetragene Lack (14) wird teilvernetzt,
d) der teilvernetzte Lack (14) mitsamt dem Farbdekor (12) wird vom Träger (10) auf
das Substrat (18) so übertragen, daß der Lack (14) unter dem Farbdekor (12) auf dem
Substrat (18) aufliegt und der Träger (10) vom Farbdekor (12) entfernt wird,
e) über das auf das Substrat (18) übertragene Farbdekor (12) wird eine weitere Lackschicht
(20) aufgetragen, und
f) die Lackschichten (14, 20) werden vollständig gehärtet.
2. Verfahren zum Aufbringen eines Farbdekors (12) auf ein Substrat (18) mit zumindest
folgenden Schritten:
a) Ein Farbdekor (12) wird auf einen flächigen Träger (10) mit "Release"-Eigenschaft
aufgebracht,
b) über das auf den Träger (10) aufgebrachte Farbdekor (12) wird eine Kleberschicht
(14a) aufgetragen,
c) der aufgetragene Kleber (14a) wird getrocknet oder zumindest teilgetrocknet,
d) das Farbdekor (12) mit dem gehärteten oder teilgehärteten Kleber (14a) wird so
auf das Substrat (18) übertragen, daß der Kleber (14a) unter dem Farbdekor (12) auf
dem Substrat (18) aufliegt und der Träger (10) vom Farbdekor (12) entfernt wird,
e) über das auf das Substrat (18) übertragene Farbdekor (12) wird eine Lackschicht
(20a) aufgetragen, und
f) die Lackschicht (20a) wird gehärtet und der Kleber (14) wird aktiviert, um eine
vollständige Verklebung mit dem Substrat (18) zu erreichen.
3. Verfahren zum Aufbringen eines Farbdekors (12) auf ein Substrat (18) mit zumindest
folgenden Schritten:
a) Auf einen Träger (10a) mit "Release"-Eigenschaft wird ein härtbarer Lack (20a)
aufgetragen,
b) der härtbare Lack (20a) wird gehärtet oder zumindest teilweise gehärtet;
c) auf den Lack (20a) wird Farbdekor (12) aufgebracht,
d) auf das Farbdekor (12) wird ein Kleber (14a) aufgebracht,
e) vom Träger (10a) mit "Release"-Eigenschaft werden die genannte Lackschicht (20a),
das Dekor (12) und die Kleberschicht (14a) so auf das zu dekorierende Substrat (18)
aufgetragen, daß die Kleberschicht (14a) zu unterst auf dem Substrat (18) aufliegt,
wobei der Kleber durch Druck und/oder Wärme zum Verkleben auf dem Substrat aktiviert
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
bei oder nach der Härtung, insbesondere einer Strahlungshärtung, die obere Lackschicht
(20) erwärmt wird, insbesondere mit einem Heißgas (26).
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Lackhärtung mit Elektronenstrahl (22) durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine Relativbewegung (28) zwischen einem Gasstrahl (26) und dem Substrat (18) mit
den daraufliegenden Farb- und Lackschichten (12, 14, 20) durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die erste Lackschicht (14) ein Grundierungslack ist.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Teilvernetzung gemäß Schritt (c) mit UV-Strahlung durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine Erwärmung der oberen Lackschicht (20; 20a) mit einem Heißgasstrahl durchgeführt
wird, der zumindest in einer Richtung eine Abmessung (Breite) hat, die klein ist im
Vergleich zur Abmessung des Farbdekors und der Lackschichten in dieser Richtung.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Heißgasstrahl (26) auf eine Temperatur erhitzt wird, bei der er bewirkt oder zumindest
fördert, daß der Farbstoff in die über ihm liegende Lackschicht (20) diffundiert.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gastemperatur des Heißgases und eine Relativbewegung (28) zwischen dem Heißgas
(26) und dem Substrat (18) so gesteuert werden, daß im wesentlichen nur die obere
Lackschicht (20) wirksam erwärmt wird oder die obere Lackschicht wesentlich stärker
erwärmt wird als die untere Lackschicht auf dem Substrat.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Gasstrahl (26) zumindest eine Kante des Substrates (18) mit den daraufliegenden,
die Kante überdeckenden Farb- und Lackschichten (12, 14, 20) erfaßt.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Gasstrahl beim Auftreffen auf die oberste Lackschicht (20) die Form eines Messers
hat und linienförmig über die Lackschicht geführt wird.