(19)
(11) EP 0 993 968 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.04.2000  Patentblatt  2000/16

(21) Anmeldenummer: 98119330.3

(22) Anmeldetag:  13.10.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B44C 1/17, B05D 1/28
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: Bush Industries, Inc.
Jamestown, N.Y. 14702-0460 (US)

(72) Erfinder:
  • Walter, Thomas, Dr.
    26133 Oldenburg (DE)
  • Zaher, Maximilian
    26125 Oldenburg (DE)

(74) Vertreter: von Hellfeld, Axel, Dr. Dipl.-Phys. 
Wuesthoff & Wuesthoff Patent- und Rechtsanwälte Schweigerstrasse 2
81541 München
81541 München (DE)

   


(54) Verfahren zum Dekorieren eines Gegenstandes


(57) Ein Verfahren zum Dekorieren von insbesondere Gegenständen aus Holz oder einem Holzwerkstoff sieht folgende Schritte vor:
  • Übertragen eines Farbdekors von einem Träger mit "Release"-Eigenschaft auf eine Polyolefin-Folie,
  • Auflegen der Folie mit dem Dekor auf den Gegenstand so, daß das Dekor unter der Folie liegt, und
  • Erwärmen des Dekors und der Folie, so daß Farbmoleküle des Dekors in die Folie diffundieren.



Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Dekorieren eines Gegenstandes. Als Material des Gegenstandes kommen insbesondere in Betracht Holz oder Holzwerkstoffe. Das Verfahren kann aber auch zum Dekorieren von Gegenständen aus Kunststoff, Metall, Keramik, Textilien oder Leder dienen.

[0002] Die Dekoration erfolgt mit Farbstoffen, die ein Motiv darstellen oder auch einfarbig eingesetzt werden können. Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren zum Dekorieren von Möbeln oder Möbelteilen geeignet.

[0003] Die EP 0 573 676 A1 beschreibt die Verwendung eines Trägers mit "Release"-Eigenschaft zum Auftragen von Farbdekor auf ein Substrat. Bei diesem Stand der Technik wird zu diesem Zweck zunächst das Farbdekor auf einen Träger mit "Release"-Eigenschaft aufgebracht, danach über das auf den Träger aufgebrachte Farbdekor ein Lack aufgetragen, der Lack anschließend teilvernetzt und danach unter Druck und/oder erhöhter Temperatur der teilvernetzte Lack mitsamt dem Farbdekor vom Träger auf das letztlich zu dekorierende Substrat so übertragen, daß der Lack unter dem Farbdekor auf dem Substrat aufliegt. Abschließend erfolgt dort eine weitere Vernetzung des Lackes auf dem Substrat.

[0004] Sollen dreidimensionale Gegenstände mit der "Release"-Technik farbig dekoriert werden (wobei unter einer farbigen Dekoration auch eine homogene, einfarbige Dekoration zu verstehen ist), treten insbesondere im Bereich von Kanten und auch bei kompliziert geformten dreidimensionalen Gegenstände Probleme hinsichtlich der Qualität der Dekorierung auf.

[0005] Es ist bekannt, daß PVC-Folien hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften gut zur Beschichtung von Gebrauchsgegenständen, wie z. B. Möbeln, geeignet sind. Sollen jedoch die Gegenstände farbig dekoriert werden, z. B. in der Art eines Holz-Musters oder dergleichen, so hat PVC den Nachteil, daß es schlecht bedruckbar ist. Auch führt die Verwendung von Folien zur Beschichtung von Gegenständen gemäß dem Stand der Technik nicht zu einer ästhetisch ansprechenden Dekorierung.

[0006] Die Erfindung hat das Ziel, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem Gegenstände so mit einer Folie beschichtet werden können, daß ein sowohl hinsichtlich der mechanischen Stabilität der Dekorierung als auch ihrer ästhetischen Wirkung gutes Ergebnis erzielt wird.

[0007] Die Erfindung erreicht dieses Ziel mit zumindest folgenden Schritten:

a) Aufbringen eines Dekors auf eine Fläche einer Polyolefin-Folie,

b) Auflegen der Folie mit dem Dekor auf den Gegenstand so, daß das Dekor unter der Folie liegt, und

c) Erwärmen des Dekors und der Folie, so daß Farbmoleküle des Dekors in die Folie diffundieren.



[0008] Der Begriff "Polyolefin-Folie" im Sinne dieser Anmeldung erfaßt allgemein Polyolefine, copolimere Polyolefine und auch Mischungen daraus. Ein besonders bevorzugtes Beispiel eines copolimeren Polyolefins zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung ist das sog. ESI der Firma DOW Chemical, d. h. ein Ethylen-Styrol-Interpolymer, das unter der Bezeichnung ESI angeboten wird. Es hat für die hier vorgesehenen Zwecke insbesondere die folgenden vorteilhaften Eigenschaften: Es klebt unter Druck und Temperatur, ist gut verformbar, läßt sich gut mit der sog. "Release"-Technik dekorieren, und ist gut lackierbar.

[0009] Beim erfindungsgemäß vorgesehenen Erwärmen des Dekors und der Folie diffundieren die Farbstoffmoleküle im Polyolefin und erzeugen so einen ansprechenden Dekor-Effekt mit Tiefenwirkung. Ein Holzwerkstoff gewinnt den Eindruck von Holz und über dies die physikalischen und chemischen Vorteile einer Beschichtung.

[0010] Es kann auch PVC als Material für die Folie verwendet werden.

[0011] Eine Polyolefin-Folie ist mit herkömmlichen Drucktechniken nur schlecht bedruckbar. Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist deshalb vorgesehen, daß das Dekor von einem Träger mit "Release"-Eigenschaft auf die Folie übertragen wird, bevor dann die Folie in der oben beschriebenen Weise auf den Gegenstand aufgebracht und erwärmt wird.

[0012] Träger mit "Release"-Eigenschaften sind als solche bekannt (vgl. EP 0 573 676 A1). Als flächige Träger mit "Release"-Eigenschaften kommen insbesondere in Betracht bestimmte Papiere oder auch Kunststofffolien, die an ihrer Oberfläche so gestaltet bzw. präpariert sind, daß unter bestimmten Bedingungen aufgetragene Farbschichten oder Lackschichten in der Art eines "Abpellens" (wie ein Abziehbild) auf einen Gegenstand oder eine Folie übertragbar sind. Für die hier vorliegende Erfindung kommen insbesondere als Träger mit "Release"-Eigenschaft Kunststofffolien in Betracht, wie insbesondere Polyesterfolien. Zur Förderung des Abpellens sind im Stand der Technik auch geeigente Trennschichten für die Folie mit "Release"-Eigenschaft bekannt.

[0013] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß über das Dekor auf der Folie eine Grundierungsschicht aufgebracht wird, die bei Schritt b) unter dem Dekor auf dem Gegenstand zu liegen kommt.

[0014] Die Grundierungsschicht ermöglicht ein Grundieren des Gegenstandes, was insbesondere bei Holz und Holzwerkstoffen zur Wirkung kommt. Gleichzeitig schafft die Grundierung eine mechanisch und thermisch feste Verbindung zwischen dem Gegenstand und der Folie. Hierzu ist gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, daß die Grundierungsschicht Klebeeigenschaft hat.

[0015] Die Klebeeigenschaft der Grundierungsschicht kann gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung durch einen Schmelzkleber erzeugt werden, der bei erhöhter Temperatur seine Klebeeigenschaft entwikkelt.

[0016] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung hat die Grundierungsschicht thermoplastische Eigenschaften. Dies ist besonders geeignet für ein festes, ganzflächiges Anhaften der Folie auf dem Gegenstand.

[0017] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Grundierungsschicht eine Grundfarbe enthält, die für die Gesamt-Dekorierung wirksam ist. Soll z. B. der Gegenstand so dekoriert werden, daß er den Eindruck von Holz vermittelt, kann die Grundfarbe der Holzfarbe entsprechen und die darauf gesetzte Dekorierung mittels der PVC-Folie ergänzt diese Grundfarbe um Feinheiten der Holzstruktur, wie Maserungen etc.

[0018] Die Folie ist bevorzugt klar, d. h. transparent.

[0019] Die obengenannten Schritte b) und c) können bevorzugt im wesentlichen zeitlich überlappend ausgeführt werden, d. h. ein Gegenstand wird unter Erwärmung mit der dekorierten Folie belegt, insbesondere im wesentlichen allseitig ummantelt. Die Erwärmung erfolgt bevorzugt auf Temperaturen im Bereich von 120°C bis 250°C, besonders bevorzugt auf Temperaturen im Bereich von 160°C bis 190°C.

[0020] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß ein Lack auf die Folie aufgetragen wird. Der Lack ist vorzugsweise mittels Elektronenstrahl härtbar. Bei dieser Variante der Erfindung ist bevorzugt vorgesehen, daß auch die oben erläuterte Grundierungsschicht durch Elektronenstrahl aktivierbar ist, z. B. hinsichtlich ihrer Klebeeigenschaft. Beim Härten mit Elektronenstrahl verbindet sich der Lack mit dem Polyolefin (sog. "Pfropf"-Polymerisation).

[0021] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer schematischen Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
Figur 1
eine Folie mit aufgetragenem Dekor und einer Grundierungsschicht; und
Figur 2
die Folie gemäß Figur 1 beim Auflegen auf einen zu dekorierenden Gegenstand.


[0022] Figur 1 zeigt eine Folie 10 aus ESI (siehe oben). Auf die Folie 10 ist ein Dekor 12 aus diffusionsfähigen Farbstoffmolekülen aufgetragen. Das Farbdekor 12 wird insbesondere mittels der eingangs erläuterten "Release"-Technik auf die Folie 10 aufgebracht. Da die Folie 10 aus ESI nicht ohne weiteres mit den diffundierbaren Farbstoffen bedruckbar ist, wird das farbige Dekor zunächst auf einen Träger (nicht dargestellt) mit "Release"-Eigenschaft aufgedruckt. Als Träger mit "Release"-Eigenschaft kommt insbesondere ein Polyesterfilm in Betracht. Nachdem das farbige Dekor 12 vom Polyesterfilm auf den Film 10 durch "Release"-Abpellen übertragen worden ist, wird über das Farbdekor 12 eine Grundierungsschicht 14 aufgebracht. Die Grundierungsschicht 14 bewirkt später eine Grundierung des zu dekorierenden Gegenstandes 16 (Figur 2). Als Material für die Grundierungsschicht 14 kommen insbesondere in Betracht Schmelzkleber, Thermoplaste und Klebefolien. Die Grundierungsschicht 14 kann eine Grundfarbe enthalten, mit der der Gegenstand 16 gefärbt werden soll.

[0023] Die mit dem Farbdekor 12 und der Grundierungsschicht 14 versehene Folie 10 nach Figur 1 wird gemäß Figur 2 auf einen zu dekorierenden Gegenstand 16 gelegt. Unter Erwärmung auf die angegebenen Temperaturen erfolgt eine Ummantelung des Gegenstandes 16, wobei die Folie 10 oben liegt. Aufgrund der Erwärmung diffundieren die Farbstoffmoleküle in die Folie und erzeugen den oben erläuterten Farbeindruck. Weiterhin bewirkt die Erwärmung eine mechanisch stabile, ganzflächige Verklebung aller Systemkomponenten.

[0024] Die Erwärmung kann mit IR-Strahlung oder anders erfolgen. Z. B. kann für die Erwärmung und auch für die mechanische Ummantelung des Gegenstandes 16 ein sog. "Heißluftmesser" eingesetzt werden. Ein "Heißluftmesser" ist ein heißer Luftstrahl in Form eines schmalen Streifens, der über die Folie mit dem darunterliegenden Gegenstand geführt wird, so daß die Folie sich allseitig an den Gegenstand anschmiegt und gleichzeitig erwärmt wird.

[0025] Über die Folie 10 kann gemäß Figur 2 ein Lack 18 aufgetragen werden. Bevorzugt wird ein durch Elektronenstrahl härtbarer Lack verwendet. Beim Elektronenstrahlhärten (ESH) erfolgt dann eine sog. Pfropf-Polymerisation des Lackes mit dem Polyolefin. Dabei kann auch die Grundschicht 14 so gewählt werden, daß sie durch den Elektronenstrahl aktivierbar ist, d. h. ihre Klebeeigenschaften entfaltet.


Ansprüche

1. Verfahren zum Dekorieren eines Gegenstandes mit zumindest folgenden Schritten

a) Aufbringen eines Dekors (12) auf eine Fläche einer Polyolefin-Folie (10),

b) Auflegen der Folie (10) mit dem Dekor (12) auf den Gegenstand (16) so, daß das Dekor (12) unter der Folie (10) liegt, und

c) Erwärmen des Dekors (12) und der Folie (10), so daß Farbmoleküle des Dekors (12) in die Folie (10) diffundieren.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Dekor (12) von einem Träger mit "Release"-Eigenschaft auf die Folie (10) übertragen wird.
 
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
über das Dekor (12) auf der Folie (10) eine Grundierungsschicht (14) aufgebracht wird, die bei Schritt b) unter dem Dekor (12) auf dem Gegenstand (16) liegt.
 
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundierungsschicht (14) Klebeeigenschaft hat.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundierungsschicht (14) einen Schmelzkleber aufweist.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundierungsschicht (14) thermoplastische Eigenschaften hat.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundierungsschicht (14) einen thermisch oder durch Strahlung aktivierbaren Kleber enthält.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundierungsschicht (14) eine Grundfarbe enthält.
 
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Folie (10) bei Schritt b) mit einer Temperatur von 120°C bis 250°C auf den Gegenstand (16) gelegt wird, insbesondere in Form einer Ummantelung des Gegenstandes (16).
 
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
ein Lack (18) auf die Folie (10) aufgetragen wird.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Lack (18) durch Elektronenstrahl härtbar ist.
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Grundierungsschicht (14) durch Elektronenstrahl insbesondere hinsichtlich ihrer Klebeeigenschaft aktivierbar ist.
 
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Gegenstand (16) aus Holz oder einem Holzwerkstoff besteht.
 




Zeichnung







Recherchenbericht