[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst, welches im wesentlichen aus einem nicht walzkraftübertragenden
Führungsständer, paarweise über walzkraftübertragende Zuganker verbundenen Lagereinbaustücken
für die Walzen sowie einem auf den Säulen des Führungsständers fest angeordneten Anstellgetriebe
besteht.
[0002] Walzgerüste mit paarweise über walzkraftübertragende Zuganker verbundenen Lagerbaustücken
der Walzen, auch als vorgespannte ständerlose Walzgerüste bezeichnet, sind beispielsweise
aus der DE 43 22 389 A1 bekannt, wobei hier ein Duo-Walzgerüst offenbart wird.
Dieses Walzgerüst zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß die Lagereinbaustücke
mit den in ihnen gelagerten Walzen und Zugankern durch letztere verbunden sind, die
die Walzkräfte aufnehmen und in einem auf den Säulen des Führungsständers fest angeordneten
Anstellgetriebe hängend drehgelagert sind. Der Drehantrieb der Zuganker erfolgt über
das besagte Anstellgetriebe, wobei durch die in den Lagereinbaustücken befestigten
Gewindemuttern und die zugehörigen Links- bzw. Rechtsgewinde der Zuganker eine Anstellung
der oberen und unteren Walze realisiert wird.
Unter Voraussetzung, daß exakt gleiche Walzendurchmesser vorliegen, ist mit dieser
technischen Lösung eine exakte symmetrische Verstellung der Walzen zur Walzlinie gewährleistet,
da die Lage der Walzlinie bei jeglicher Verstellung unverändert bleibt.
[0003] Ist die Forderung nach exakt gleichen Walzendurchmessern nicht erfüllt oder handelt
es sich bei dem betrachteten Walzgerüst um ein Universalwalzgerüst mit Horizontal-
und Vertikalwalzen zur Herstellung von Doppel-T-Profilstahl, wird infolge stetig steigender
Anforderungen der profilverarbeitenden Industrie an die Qualität der zu walzenden
Profile, insbesondere an die Toleranzhaltigkeit und Symmetrie derselben, eine zusätzliche
asymmetrische Verstellung der Horizontalwalzen in Bezug auf die Walzlinie unerläßlich,
wogegen der Walzenballen der Vertikalwalzen immer symmetrisch zur Walzlinie angeordnet
bleibt.
Auch beim Walzen von U-Profilen auf Universalwalzgerüsten besteht die Forderung nach
einer asymmetrischen Verstellung des Horizontalwalzenpaares zur Walzlinie in der Größenordnung
vom 0,3 bis zum 0,4-fachen der Flanschbreite des größten U-Profils, wobei auch hier
der Walzenballen der Vertikalwalzen immer symmetrisch zur Walzlinie angeordnet bleibt.
[0004] Eine technisch fortschrittliche Lösung zur Bewältigung des dargestellten Problems,
das heißt, eine asymmetrische Verstellung der Horizontalwalzen der Walzgerüste vorstehend
beschriebener ständerloser Bauarten zu realisieren, ist bisher unbekannt geblieben.
Hier setzt die nachfolgend beschriebene Erfindung an.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, Walzgerüste der gattungsbestimmenden Art so zu verbessern,
daß neben der ansich bekannten symmetrischen Verstellung der Horizontalwalzen zur
Walzlinie mittels des Anstellgetriebes auch eine asymmetrische Verstellung realisierbar
ist, wobei die Walzlinie bei Universalwalzgerüsten definiert ist durch die Ballenmitte
der Vertikalwalzen und/oder die Mitte der Armaturen sowie bei Duo-Walzgerüsten ausschließlich
durch die Mitte der Armaturen.
[0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe in Verbindung mit den Merkmalen im Oberbegriff des
Anspruches 1 dadurch gelöst, daß die Zuganker vertikal verstellbar und drehbar im
Anstellgetriebe aufgehängt sind.
[0007] In einer Ausgestaltung der Erfindung ist das Anstellgetriebe durch zwei getrennt
voneinander betriebene Antriebsbaugruppen, zum einen für die vertikale Verstellung
der Zuganker und zum anderen für die Drehung der Zuganker, gebildet.
[0008] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist jeder Zuganker über ein Bewegungsgewindepaar
an einem Antriebsgetrieberad für die vertikale Verstellung des Zugankers aufgehängt.
[0009] Weiterhin wird im Sinne der Erfindung vorgeschlagen, daß das Antriebsgetrieberad
der Antriebsbaugruppe für die vertikale Verstellung des jeweiligen Zugankers sich
drehbar gelagert am Getriebegehäuse mittels Stützlager abstützt und mit einer Gewindespindel
drehfest verbunden ist, die Gewindespindel ihrerseits, das Bewegungsgewindepaar bildend,
in eine drehfeste, jedoch axial verschiebbare Mutter einschraubbar ist, die Antriebsbaugruppe
für die Drehung des jeweiligen Zugankers ein drehbar gelagertes Antriebsgetrieberad
aufweist, welches drehfest mit dem axial verschiebbaren Zuganker verbunden ist und
an der oberen Stirnseite des Zugankers eine Mutter drehfest, jedoch lösbar angeordnet
und so als Stützlager ausgebildet ist, daß sie sich am Kopf einer drehfest, jedoch
lösbar mit der Mutter der Antriebsbaugruppe für die vertikale Verstellung des Zugankers
verbundenen Schraube gleitend abstützt.
[0010] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile werden insbesondere darin gesehen, daß sowohl
über eine symmetrische als auch eine asymmetrische Anstellung der Horizontalwalzen
zur Walzlinie bei Duo- und bei Universalwalzgerüsten der gattungsbestimmenden Art
unmittelbar auf die Qualität der zu walzenden Profile Einfluß genommen werden und
die Anstellung der Horizontalwalzen schnell und problemlos erfolgen kann.
[0011] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles.
[0012] Es zeigen:
- Figur 1
- die Seitenansicht eines Walzgerüstes,
- Figur 2
- die Schnittdarstellung nach Figur 1 in einem ausgewählten Bereich des Anstellgetriebes.
[0013] Gemäß Figur 1 besteht das erfindungsgemäße Walzgerüst, hier in Form eines Universalwalzgerüstes,
aus dem Führungsständer 1, auf dessen Säulen 2 das Anstellgetriebe 3 fest angeordnet
ist.
Zwischen den Säulen 2 des Führungsständers 1 sind die Lagereinbaustücke 4 der Horizontalwalzen
5 und die Lagereinbaustücke 6 der Vertikalwalzen 7 geführt. Die Zuganker 8, welche
die Lagereinbaustücke 4 der Horizontalwalzen 5 kraftübertragend verbinden, sind jeweils
vertikal verstellbar und drehbar im Anstellgetriebe 3 aufgehängt.
[0014] Wie in Figur 2 ersichtlich, ist das Anstellgetriebe 3 durch zwei getrennt voneinander
betriebene und übereinander angeordnete Antriebsbaugruppen 9 und 10 gebildet. Hierbei
ist die oben liegende Antriebsbaugruppe 9 für die vertikale Verstellung und die unten
liegende Antriebsbaugruppe 10 für die Drehung des jeweiligen Zugankers 8 vorgesehen.
Jeder Zuganker 8 ist über ein Bewegungsgewindepaar 11 an einem Antriebsgetrieberad
12 der Antriebsbaugruppe 9 für die vertikale Verstellung des Zugankers 8 aufgehängt.
Das Antriebsgetrieberad 12 stützt sich dabei drehbar gelagert vermittels Stützlager
13 am Getriebegehäuse 14 ab und ist mit einer Gewindespindel 15 drehfest verbunden,
die ihrerseits in eine drehfeste, jedoch axial verschiebbare Mutter 16 einschraubbar
ist.
Gewindespindel 15 und Mutter 16 bilden somit das genannte Bewegungsgewindepaar 11.
Ebenfalls an der Mutter 16 ist aus Montagegründen im unteren Bereich derselben axial
eine Schraube 17 drehfest, jedoch aus besagten Gründen lösbar befestigt, deren Kopf
18 eine mit Außengewinde behaftete Mutter 19 aufnimmt, die ihrerseits ebenfalls drehfest,
jedoch lösbar an der oberen Stirnseite des Zugankers 8 in einer Gewindebohrung desselben
eingeschraubt ist.
Infolge dieser konstruktiven Ausbildung wirkt die Mutter 19 als Stützlager und stützt
sich gleitend am Kopf 18 der Schraube 17 ab.
[0015] Die Antriebsbaugruppe 10 für die Drehung des jeweiligen Zugankers 8 weist ebenfalls
ein drehbar gelagertes Antriebsgetrieberad 20 auf, welches seinerseits drehfest mit
dem axial verschiebbaren Zuganker 8 verbunden ist.
[0016] Nachfolgend wird die Funktion und Wirkungsweise der Erfindung näher beschrieben.
[0017] Die Zuganker 8 werden mittels der Antriebsbaugruppe 10 bekanntermaßen in Drehung
versetzt und besorgen die symmetrische Verstellung der Lagereinbaustücke 4 sowie der
Horizontalwalzen 5 zur Walzlinie 21 über Links- und Rechtsgewinde 22, 23 sowohl an
den Zugankern 8 als auch in den Gewindemuttern 24, 25 der zugehörigen Lagereinbaustücke
4.
[0018] Die Walzlinie 21 entspricht ebenfalls der Symmetrielinie der Vertikalwalzen 7, die
ihrerseits im Walzgerüst fest angeordnet sind und keiner Verstellung bedürfen.
[0019] Um bei Bedarf eine asymmetrische Verstellung der Horizontalwalzen 5 zur Walzlinie
21 und damit zur Symmetrielinie der Vertikalwalzen durchführen zu können, wird die
Antriebsbaugruppe 9, insbesondere das Antriebsgetrieberad 20 in Drehung versetzt.
Entsprechend der gewünschten Vertikalbewegung links- oder rechtsdrehend.
Dabei dreht sich die Gewindespindel 15 des Antriebsgetrieberades 20 in die Mutter
16 hinein oder aus dieser heraus, woraus wiederum die vertikale Bewegung des jeweiligen
Zugankers 8 resultiert.
Die Mutter 17 wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel mittels einer geeigneten Nut-Feder-Führung
sicher am Getriebegehäuse 14 vertikal geführt.
Der Zuganker 8 ist seinerseits mittels einer Nut-Feder-Führung am Antriebsgetrieberad
20 vertikal geführt.
[0020] Es versteht sich von selbst, daß die Erfindung nicht auf die vorstehende bevorzugte
Ausführungsform der Aufhängung der Zuganker 8 im Anstellgetriebe 3 beschränkt ist.
Weitere äquivalente Ausführungsformen sind denkbar und werden durch die Erfindung
mit erfaßt.
Auch ist die vorbeschriebene Erfindung besonders für Duo-Walzgerüste der gattungsbestimmenden
Art geeignet.
1. Walzgerüst, bestehend aus einem nicht walzkraftübertragenden Führungsständer, paarweise
über walzkraftübertragende Zuganker verbundenen Lagereinbaustücken für die Walzen
sowie einem auf den Säulen des Führungsständers fest angeordneten Anstellgetriebe,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Zuganker (8) vertikal verstellbar und drehbar im Anstellgetriebe (3) aufgehängt
sind.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Anstellgetriebe (3) durch zwei getrennt voneinander betriebene Antriebsbaugruppen
(9, 10), zum einen für die vertikale Verstellung der Zuganker (8) und zum anderen
für die Drehung der Zuganker (8), gebildet ist.
3. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
jeder Zuganker (8) über ein Bewegungsgewindepaar (11) an einem Antriebsgetrieberad
(12) für die vertikale Verstellung des Zugankers (8) aufgehängt ist.
4. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
- das Antriebsgetrieberad (12) der Antriebsbaugruppe (9) für die vertikale Verstellung
des jeweiligen Zugankers (8) sich drehbar gelagert am Getriebegehäuse (14) mittels
Stützlager (13) abstützt und mit einer Gewindespindel (15) drehfest verbunden ist,
- die Gewindespindel (15) ihrerseits, das Bewegungsgewindepaar (11) bildend, in eine
drehfeste, jedoch axial verschiebbare Mutter (16) einschraubbar ist,
- die Antriebsbaugruppe (10) für die Drehung des jeweiligen Zugankers (8) ein drehbar
gelagertes Antriebsgetrieberad (20) aufweist, welches drehfest mit dem axial verschiebbaren
Zuganker (8) verbunden ist und
- an der oberen Stirnseite des Zugankers (8) eine Mutter (19) drehfest, jedoch lösbar
angeordnet und so als Stützlager ausgebildet ist, daß sie sich am Kopf (18) einer
drehfest, jedoch lösbar mit der Mutter (16) der Antriebsbaugruppe (9) für die vertikale
Verstellung des Zugankers (8) verbundenen Schraube (17) gleitend abstützt.