[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur hydraulischen Drehwinkelverstellung einer
Welle zu einem Antriebsrad, insbesondere der Nockenwelle einer Brennkraftmaschine,
nach der Gattung des Hauptanspruches.
[0002] Eine derartige Vorrichtung ist beispielsweise aus der US-A 4,858,572 bekannt. Bei
dieser gattungsgemäßen Vorrichtung ist ein Innenteil drehfest mit dem Ende der Nockenwelle
verbunden, das an seiner Außenseite mehrere über den Umfang verteilte radiale Schlitze
aufweist, in denen Flügelelemente radial verschieblich geführt sind. Dieses Innenteil
wird von einem Zellenrad umgeben, das mehrere hydraulisch beaufschlagbare Zellen aufweist,
die durch die Flügel in zwei gegeneinander auf diese einwirkende Druckräume unterteilt
werden. Durch Druckbeaufschlagung dieser Druckräume kann in Abhängigkeit von der Druckdifferenz
das Innenteil und damit die Nockenwelle relativ zum Zellenrad verdreht werden.
[0003] Aus der DE 39 22 962 A1 ist weiterhin eine Vorrichtung zur hydraulischen Drehwinkelverstellung
einer Nockenwelle zu ihrem Antriebsrad bekannt, bei der das Innenteil mit festen,
radial verlaufenden Stegen versehen ist.
[0004] Bei diesen bekannten Vorrichtungen zur hydraulischen Drehwinkelverstellung einer
Welle zu ihrem Antriebsrad sind die für die Verdrehung erforderlichen Kräfte in Abhängigkeit
von der Verdrehrichtung unterschiedlich. Die erforderlichen Kräfte bei einer Verdrehung
in Antriebsrichtung sind bei Vernachlässigung der durch den jeweiligen Nockenauflauf
und Nockenablauf verursachten Kräfte bzw. Momente größer als die für eine Verdrehung
gegen die Antriebsrichtung. Da der Hydraulikkreislauf für eine derartige Vorrichtung
auf die maximal erforderliche Kraft ausgelegt ist, sind entsprechend große wirksame
Druckflächen erforderlich, die ein entsprechend großes hydraulisches Schluckvolumen
erfordern. Dadurch wird in Abhängigkeit von der Auslegung der Druckmittelversorgung
die Verstellgeschwindigkeit begrenzt.
[0005] Es ist demgegenüber die Aufgabe der Erfindung, eine gattungsgemäße Vorrichtung zur
hydraulischen Drehwinkelverstellung einer Welle zu ihrem Antriebsrad dahingehend zu
verbessern, daß bei vorgegebenem maximalen Verstelldruck eine schnellere Verstellung
möglich ist und/oder eine Reduzierung des maximal erforderlichen Druckes bzw. eine
Reduzierung des maximal erforderlichen Fördervolumens ermöglicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruches
gelöst. Wird das sich aus den Druckräumen und der Druckmittelzu- und Druckmittelabfuhr
zusammensetzende hydraulische System der Vorrichtung dahingehend ausgelegt, daß die
die Verdrehung verursachende hydraulisch verursachte Kraft für die beiden Drehrichtungen
bei gleichen Betriebsbedingungen der Brennkraftmaschine unterschiedlich ist, kann
insgesamt eine drehrichtungsbezogen optimale Auslegung dieses hydraulischen Systems
erfolgen, so daß insgesamt eine schnellere Verstellung und/oder eine Reduzierung des
maximal erforderlichen hydraulischen Druckes bzw. Fördervolumens möglich ist.
[0007] Insbesondere wenn das hydraulische System der Vorrichtung so ausgelegt ist, daß die
hydraulisch wirksame Gesamtfläche der Druckräume drehrichtungsbezogen unterschiedlich
ist, können schnellere Verstellzeiten ermöglicht werden. Die für eine Verdrehung gegen
die Antriebsdrehrichtung wirkende hydraulisch wirksame Gesamtfläche ist dabei größer
ausgelegt als die für eine Verdrehung in Gegenrichtung. Dadurch wird das für die Verdrehung
in Antriebsrichtung nötige Schluck- bzw. Fördervolumen gegenüber dem maximal erforderlichen
Volumen deutlich verringert, so daß bei gleichbleibendem Förderdruck bzw. Fördervolumen
eine schnellere Verstellung möglich ist. Bei einer Verdrehung gegen die Antriebsrichtung
ist gleichzeitig das aus den zu entlastenden Druckräumen zu verdrängende Ölvolumen
geringer, so daß insgesamt geringere Drosselverluste auftreten und auch dadurch eine
schnellere Verstellung möglich ist.
[0008] Eine derartige drehrichtungsbezogen unterschiedliche Auslegung des Hydrauliksystems
der Vorrichtung läßt sich auf besonders vorteilhafte Weise bei symmetrischem Aufbau
der Vorrichtung erzielen, wenn mindestens ein Druckraum ständig druckentlastet ist.
[0009] Der ständig druckentlastete Druckraum ist dabei auf besonders vorteilhafte Weise
mit dem Ölrücklauf der Brennkraftmaschine verbunden, so daß in diesen Druckraum eindringendes
Lecköl abfließen kann und es nicht zum Aufbau eines gegen die Verdrehung wirkenden
Gegendruckes kommen kann.
[0010] Eine drehrichtungsbezogen unterschiedliche Auslegung des Hydrauliksystems der Vorrichtung
kann dabei auf besonders vorteilhafte Weise so ausgelegt werden, daß die Anzahl der
bei Drehbewegung in jeweils eine der beiden Richtungen mit Druck beaufschlagten Druckräume
unterschiedlich ist. Dabei ist die Anzahl der für eine Verdrehung gegen die Antriebsdrehrichtung
mit Druck beaufschlagten Druckräume größer als die bei entsprechender Verdrehung in
Gegenrichtung mit Druck beaufschlagten Druckräume. Die Größe der wirksamen Druckflächen
je Druckraum kann dabei auf vorteilhafte Weise in den jeweils druckbeaufschlagten
Druckräumen gleich ausgebildet sein.
[0011] Weitere Vorteile und vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus
den Unteransprüchen und der Beschreibung.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der nachfolgenden Beschreibung und Zeichnung
näher erläutert. Letztere zeigt in
- Fig. 1
- eine Ansicht der Verstelleinrichtung von der der Nockenwelle abgewandten Seite her
gesehen und in
- Fig. 2
- einen vereinfacht dargestellten Schnitt entlang der Linie II-II nach Fig.
[0013] In der Zeichnung ist mit 1 die Nockenwelle einer Brennkraftmaschine dargestellt,
an deren freien Ende das Innenteil 2 einer Verstellvorrichtung 3 drehfest angeordnet
ist. Dieses Innenteil 2 ist in diesem Ausführungsbeispiel mit vier radial angeordneten
Stegen 4a bis 4d versehen. Das Innenteil wird von einem Zellenrad 5 umfaßt, das auf
nicht näher dargestellte Weise mit der Kurbelwelle der Brennkraftmaschine verbunden
ist und demzufolge als Antriebsrad wirkt. Das Zellenrad 5 ist mit vier nach innen
ragenden radialen Stegen 6a bis 6d versehen, zwischen denen vier Zellen ausgebildet
sind, die durch die Stege des Innenteils in jeweils zwei Druckräume 7a bis 7d bzw.
8a bis 8d unterteilt sind. Diese Druckräume sind so ausgebildet, daß die gesamte,
radiale Stirnfläche der Stege 4a bis 4d in beide Verstellrichtungen gleich ist. Die
Druckräume 7a bis 7d sind jeweils über eine radiale Bohrung 9a bis 9d im Innenteil
2 mit einer Ringnut 10 an der Nockenwelle 1 verbunden. Die Druckräume 8a bis 8c sind
über radiale Bohrungen 11a bis 11c im Innenteil 2 mit einer zweiten Ringnut 12 in
der Nockenwelle 1 verbunden. Die radialen Bohrungen 9a bis 9d und 11a bis 11c sind
jeweils so angeordnet, daß sie im Fußbereich der Stege 4a bis 4d in die entsprechenden
Druckräume münden. Die beiden Ringnuten 10 und 12 sind jeweils mit einem in der Nockenwelle
1 verlaufenden Druckkanal 13 bzw. 14 verbunden. Diese Druckkanäle 13 und 14 sind auf
an sich bekannte Weise über ein Nockenwellenlager 15 mit jeweils einer Steuerleitung
16 bzw. 17 verbunden. Die beiden Steuerleitungen 16 und 17 sind mit einem beispielsweise
als 4/3-Wegeventil ausgebildeten Steuerventil 18 verbunden. Dieses Steuerventil 18
ist darüber hinaus mit einer Druckmittelpumpe 19 und einem Öltank 20 verbunden.
[0014] In diesem Ausführungsbeispiel wird die Nockenwelle 1 bzw. das Zellenrad 5 über eine
Endloskette von der Kurbelwelle der Brennkraftmaschine angetrieben. Ein derartiger
Steuerkettentrieb ist üblicherweise im Inneren der Brennkraftmaschine angeordnet bzw.
gekapselt, so daß eine Schmierung des Kettentriebes ohne Austritt von Öl an die Umgebung
möglich ist.
[0015] Es ist jedoch ohne weiteres möglich, den Antrieb der Nockenwelle bzw. des Zellenrades
5 über einen Zahnriemen zu bewirken, so daß dieser Steuertrieb üblicherweise an der
Stirnseite der Brennkraftmaschine außerhalb des eigentlichen Maschinengehäuses angeordnet
ist, und eine Schmierung nicht erforderlich bzw. nicht vorgesehen ist.
[0016] Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Druckraum 8d über eine radiale
Bohrung 21 mit dem Außenumfang des Zellenrades 5 verbunden. Durch diese radiale Bohrung
21 kann sich das im Druckraum 8d infolge von Leckverlusten über die Dichtspalte an
den Stegen 4a und 6d im Druckraum ansammelnde Öl ständig abfließen, so daß der Druckraum
8d ständig druckentlastet ist.
[0017] Ist aufgrund der Einbaulage der Verstellvorrichtung bzw. aufgrund der Antriebsart
der Nockenwelle ein derartiger Ölabfluß nach außen nicht möglich, kann der Druckraum
8d ohne weiteres über das Innenteil 2 druckentlastet werden. Dabei kann beispielsweise
eine radiale Bohrung im Innenteil mit einem weiteren Druckkanal in der Nockenwelle
verbunden werden, der beispielsweise mit dem Innenraum des nicht dargestellten Zylinderkopfes
und dem darin befindlichen Ölrücklauf verbunden ist.
[0018] In der in Fig. 1 dargestellten Schaltstellung II (Neutralstellung) des Steuerventils
18 sind die Anschlüsse an die beiden Steuerleitungen 16 und 17, die Druckmittelpumpe
19 und der Öltank 20 jeweils einseitig verschlossen. In dieser Schaltstellung ist
die Verstellvorrichtung hydraulisch eingespannt und behält die jeweilige relative
Lagezuordnung von Innenrad und Zellenrad bei. Die Antriebsdrehrichtung der Nockenwelle
1 bzw. des Zellenrades 5 ist bei der in Fig. 1 dargestellten Ausbildung und Ansicht
der Verstellvorrichtung im Uhrzeigersinn ausgelegt.
[0019] In der Schaltstellung I des Steuerventils 18 sind die Druckräume 7a bis 7d über die
Bohrungen 9a bis 9d, die Ringnut 10, den Druckkanal 14 und die Druckleitung 17 mit
der Druckmittelpumpe 19 verbunden und entsprechend mit Druck beaufschlagt. Gleichzeitig
sind die Druckräume 8a bis 8c über die Bohrungen 11a bis 11c, die Ringnut 12, den
Druckkanal 13 und die Druckleitung 16 mit dem Öltank 20 verbunden und somit entlastet.
Der Druckraum 8d ist gleichzeitig über die Bohrung 21 ständig druckentlastet. Das
Innenteil 2 wird durch die Druckbeaufschlagung der Druckräume 7a bis 7d bei der in
Fig. 1 gewählten Blickrichtung im Gegenuhrzeigersinn zum Zellenrad 5 verdreht. Die
Verdrehung des Innenteils relativ zum Zellenrad erfolgt also gegen die Antriebsdrehrichtung.
Durch diese Verdrehung wird gleichzeitig das in den Druckräumen 8a bis 8c befindliche
Druckmittel zusätzlich zum Öltank 20 verdrängt.
[0020] In der Schaltstellung III des Steuerventils 18 sind dagegen die Druckräume 8a bis
8c mit der Druckmittelpumpe und die Druckräume 7a bis 7d mit dem Öltank 20 über die
zuvor beschriebenen Leitungsverbindungen verbunden. Durch die Druckbeaufschlagung
der Druckräume 8a bis 8c wird das Innenteil 2 relativ zum Zellenrad im Uhrzeigersinn
verdreht. Gleichzeitig wird das in den Druckräumen 7a bis 7d befindliche Druckmittel
zum Öltank 20 verdrängt. Bei der Verdrehung des Innenteils relativ zum Zellenrad in
Antriebsdrehrichtung werden in diesem Ausführungsbeispiel nur drei Druckräume mit
Druck beaufschlagt, deren wirksame hydraulische Fläche so ausgelegt ist, daß in allen
Betriebsbedingungen der Brennkraftmaschine eine ausreichend schnelle Verstellung möglich
ist. Durch die Reduzierung der mit Druck zu beaufschlagenden Druckräume bei dieser
Verstellrichtung ist aufgrund des verringerten Schluckvolumens der zu beaufschlagenden
Druckräume eine sehr schnelle Verstellung möglich.
[0021] Wird bei diesem Ausführungsbeispiel das Innenrad gegen die Antriebsdrehrichtung relativ
zum Zellenrad verdreht, werden vier Druckräume mit Druck beaufschlagt. Gleichzeitig
muß aus drei Druckräumen das darin befindliche Druckmittel verdrängt werden. Der vierte
nicht mit Druck beaufschlagte Druckraum 8d ist gleichzeitig ständig über die Bohrung
21 druckentlastet. Durch die Reduzierung der Anzahl der Druckräume, aus denen Druckmittel
zu verdrängen ist, ist eine deutliche Reduzierung des hydraulischen Widerstandes bzw.
der bei der Verdrängung auftretenden Drosselwiderstände möglich, so daß insgesamt
eine sehr schnelle und verlustarme Verstellung möglich ist.
1. Vorrichtung zur relativen Drehwinkeländerung der Nockenwelle einer Brennkraftmaschine
zu einem Antriebsrad, mit einem drehfest mit der Nockenwelle (1) verbundenen Innenteil
(2), das zumindest annähernd radial verlaufende Stege oder Flügel (4a bis 4d) aufweist,
und mit einem angetriebenen Zellenrad (5), das mehrere über den Umfang verteilte,
durch Stege (6a bis 6d) begrenzte Zellen aufweist, die von den darin winkelbeweglich
geführten Stegen oder Flügeln des Innenteils in zwei Druckräume (7a bis 7d, 8a bis
8d) unterteilt sind, bei deren hydraulischer Druckbeaufschlagung bzw. Druckentlastung
die Nockenwelle (1) über die Stege oder Flügel zwischen zwei Endstellungen relativ
zum Zellenrad (5) verdrehbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß die die Verdrehung verursachende, infolge der Druckbeaufschlagung bzw. Druckentlastung
auf die Stege oder Flügel einwirkende Kraft für die beiden Drehrichtungen bei gleichen
Betriebsbedingungen der Brennkraftmaschine unterschiedlich ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die drehrichtungsbezogene
hydraulisch wirksame Gesamtfläche der Druckräume (7a bis 7d, 8a bis 8d) unterschiedlich
ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Druckraum
(8d) ständig druckentlastet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der ständig druckentlastete
Druckraum (8d) mit dem Ölrücklauf (20) der Brennkraftmaschine verbunden ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Anzahl der bei Drehbewegung in jeweils eine der beiden Richtungen mit Druck beaufschlagten
Druckräume (7a bis 7d, 8a bis 8c) unterschiedlich ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei
einer Verdrehung gegen die Antriebsdrehrichtung mehr Druckräume (7a bis 7d, 8a bis
8c) mit Druck beaufschlagt werden als bei einer Verdrehung in Antriebsdrehrichtung.