[0001] Die Erfindung betrifft einen Isolierhohlkörper für elektrische Anwendungen mit vorzugsweise
einheitlich kontinuierlichem Querschnitt mit mindestens zweischichtigem Aufbau.
[0002] Speziell bei der Verbindungstechnik von Starkstromkabeln aber auch bei Sammelschienen
in Schaltanlagen sind relativ kurze Stücke elektrotechnisch zu isolieren, wobei zur
Steuerung des Feldes ein mehrschichtiger Werkstoffverbund eingesetzt wird. Neben einer
reinen hochisolierenden Materialkomponente werden zur Feldsteuerung in der Regel durch
Rußzusätze geringfügig leitende Modifikationen dieser Komponenten eingesetzt (sog.
halbleitende Materialien oder Schichten).
[0003] Materialtechnisch ist weitgehend bekannt, als Basis für isolierende wie halbleitende
Schichten oder Teile Elastomerwerkstoffe einzusetzen. Je nach Anwendungsfall werden
zur Herstellung dieser Teile überwiegend diskontinuierliche Verfahren wie Preß- oder
Spritzgießverfahren eingesetzt. Für elektrische Verbindungselemente (Muffen) werden
dabei häufig die getrennt gefertigten Feldsteuerelemente beim letzten Arbeitsschritt
in die Werkzeuge eingesetzt und zum Endelement gefertigt.
[0004] Bei stromleitenden Teilen wird zusätzlich der auf Endmaß abgesetzte metallene Leiter
bzw. Vorformling in die entsprechende Form eingesetzt und mit den Isoliermaterialien
auf Elastomerbasis umhüllt. Speziell für Verbindungsmuffen im Spannungsbereich bis
30 kV sind auch Anwendungen bekannt, aus den dem Stand der Technik entsprechenden
Elastomermaterialien kontinuierlich gefertigte Mehrschichtisolierungen herzustellen,
die anschließend für den Anwendungsfall abgelängt, vorbereitet und mit bekannten Montagetechniken
wie z.B. der Kalt- oder Warmschrumpftechnik aufgesetzt werden.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, für die beschriebenen Anwendungsfälle, speziell für
kontinuierlich gefertigte, montagefähige Mehrschichtisolierungen, einen Isolierhohlkörper
mit alternativem Isoliermaterialien einzusetzen.
[0006] Die Lösung der Aufgabe findet sich im 1. Patentanspruch. In den Unteransprüchen und
in den Nebenansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung beansprucht.
[0007] Als Isolierwerkstoff wird vernetzter, thermoplastischer Werkstoff vorgeschlagen,
vorzugsweise Polyethylen (VPE) oder ein copolymeres Polyethylen-Derivat. Der Werkstoff
wird - wie bekannt - peroxidisch, silan- oder strahlenvernetzt eingesetzt. Für die
Leitschicht sollen als halbleitende Materialien ebenfalls die aus der Kabeltechnik
bekannten Compounde schwerpunktmäßig auf Basis copolymerer Derivate des Polyethylens
eingesetzt werden. Leitschichten können durch Rußfüllung mit einem elektrischen Widerstand
im Bereich von 10
8 bis 10
10 Ω cm erzeugt werden. Für bestimmte Anwendungen kommen Leitschichten als resistiv
steuernde Schichten infrage.
[0008] Es ist Vorteil der Erfindung, daß für montagefähige Hochspannungsisolierungen die
aus der Kabeltechnik bekannten Verfahren und Materialien mit großtechnisch nachgewiesener
Eignung für elektrische Isolierungen angewandt werden können. Der langgestreckte Isolierhohlkörper
läßt sich kontinuierlich mit vorzugsweise einheitlichem Innenprofil und/oder Querschnitt
in beliebigen Längen herstellen. Das Innenprofil kann dem Querschnitt eines elektrischen
Leiters angepaßt sein. Als Anwendungen komt die Isolation von Stromsammelschienen
oder von Kabelspleißen - als Muffenkörper - infrage. Die innere Oberfläche des Isolierhohlkörpers
sollte glatt sein, so daß insbesondere bei Hochspannungsanwendungen keine Hohlräume
beim Aufschrumpfen auf elektrische Leiter entstehen.
[0009] Ein montagefähiger Isolierhohlkörper als Hochspannungsisolierung besteht mindestens
aus zwei, vorzugsweise aber drei vorzugsweise durch Koextrusion erzeugte Werkstoff-Schichten;
eine innere und/oder äußere halbleitende Schicht mit einer Dicke von vorzugsweise
dünner als 1 mm. Der Isolierhohlkörper sollte einheitlich kontinuierliches Innenprofil
haben, beispielsweise rund oder sektorförmig mit radialer - vorzugsweise zylindrischer
- Symmetrie. Mindestens eine Schicht besteht aus einem halbleitendem Polyethylen oder
copolymeren Derivat. Mit einem einheitlichen Innenprofil wird der röhrenförmige Isolierhohlkörper
einem elektrischen Leiter mit ebenfalls einheitlichem Außenquerschnitt angepaßt.
[0010] In einer beispielhaften Ausführung wird die innere Leitschicht des Isolierhohlkörpers
mechanisch verstärkt ausgebildet. Es sollte eine druckbeständige und flexible Schicht
sein. Die Schicht besteht vorzugsweise aus beschichtetem hochfestem Gewebe, Geflecht
oder Gestrick aus Metall, Glasfasern oder aus Kunststoff, wobei die Verstärkerschicht
den thermischen und mechanischen Anforderungen bei der Beschichtung und Vernetzung
des Isolierwerkstoffs entsprechend ausgesucht ist oder mit dem Material der Innenschicht
identisch ist. Insbesondere für die Herstellung in einer Kettenlinie (Extrusionsverfahren),
muß die Verstärkerschicht Längskräfte aufnehmen können. Die Verstärkerschicht geht
bei der Herstellung mit der untersten Isolierschicht eine innige Verbindung ein. Es
können auch metallbeschichtete Kunststofffasern eingesetzt werden. Besonders geeignet
sind Gewebe, die auch nach Integration in die innere Leitschicht eine bestimmte Flexibilität
oder Dehnbarkeit beibehalten.
[0011] Neben dem Isolierhohlkörper als erfindungsgemäßer Gegenstand wird ein Herstellverfahren
beansprucht, wobei der Isolierkörper in einem kontinuierlichen Verfahren - nämlich
durch Extrusion - hergestellt wird. Der hierbei entstehende Hohlkörper nahezu beliebiger
Länge wird in vorbestimmte Längen (Gebrauchslängen) zerlegt, wobei die Längen dem
elektrischen Leiter angepaßt werden, zu dessen Isolierung der Isolierhohlkörper eingesetzt
werden soll. Der so hergestellte Isolierhohlkörper wird gedehnt und kann für die weitere
Verwendung gelagert werden. Vorzugsweise soll die Dehnung oberhalb des Kristallit-Schmelzpunkts
vorgenommen werden.
[0012] Es wird hier also die bei Elastomeren bekannte Warmschrumpftechnik eingesetzt. Zur
Dehnung kann man die Gebrauchslängen bei Temperaturen knapp oberhalb des Kristallitschmelzpunkts
auf einen Zylinder als Dehnkörper mit bis zu zweifachem Durchmesser gegenüber dem
Herstelldurchmesser des Isolierhohlkörpers aufspannen. Es kommt hierbei ein Bereich
der Aufweitung von etwa dem 1,2-fachen bis zum 2-fachen infrage. Bei der anschließenden
Abkühlung behält der Isolierhohlkörper etwa den aufgeweiteten Durchmesser bei und
läßt sich vom Dehnkörper herunternehmen.
[0013] Der abgekühlte, aufgeweitete Isolierhohlkörper kann dann auf einen zu isolierenden,
vorzugsweise zylindrischen Leiter mit einem dem Innenprofil des Isolierhohlkörpers
angepaßten Querschnitt montiert werden, wobei der Leiter einen Außendurchmesser hat,
der vorzugsweise größer ist als der Herstelldurchmesser des Isolierhohlkörpers und
nur etwas kleiner ist als der aufgeweitete Durchmesser. Dadurch wird eine fester,
möglichst unveränderlicher Sitz des Isolierhohlkörpers auf dem Leiter erreicht.
[0014] Durch kurze Erwärmung des Isolierhohlkörpers auf etwa oder etwas oberhalb der Kristallitschmelztemperatur
werden die Rückstelleffekte aktiviert und der Isolierhohlkörper umhüllt bei der folgenden
Abkühlung durch Schrumpf und Schwindung den elektrischen Leiter.
[0015] Bei diesem Verfahren wird eine möglicherweise vorhandene dünnwandige metallene Innenschicht
als Teil der Verstärkerschicht ebenfalls Teil des Metallquerschnittes des Leiters.
[0016] Als weiterer zur Erfindung gehörender Gegenstand wird ein langestreckter elektrischer
Leiter beansprucht, der mit einem Isolierhohlkörper nach einem der Ansprüche 1 bis
9 umhüllt ist.
[0017] Als elektrischer Leiter kann vorzugsweise eine Sammelschienen zum Einsatz in Schaltanlagen
des Mittel- oder Hochspannungsbereichs vorgesehen sein.
[0018] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird in der einzigen Figur dargestellt. Sie
zeigt einen Querschnitt durch einen Isolierhohlkörper mit Verstärkungsschicht.
[0019] Der röhrenförmige Isolierhohlkörper 10' hat einen kreisrunden und im wesentlichen
über seine Länge konstanten Querschnitt, eine Gesamtwanddicke W und eine lichte Weite
D. Er besteht im wesentlichen aus einem vernetzten, thermoplastischen Isolierwerkstoff
12, beispielsweise VPE, mit einer inneren 11' und einer äußeren Leitschicht 13. Die
innere Leitschicht 11' des Isolierhohlkörpers ist mit einer integrierten Verstärkungsschicht
7 versehen.
1. Langgestreckter Isolierhohlkörper (10') für elektrische Anwendungen bestehend aus mindestens zwei Schichten, innen eine Leitschicht
(11') und darauf eine Isolierschicht (12), beide Schichten im wesentlichen aus vernetztem, thermoplastischem Werkstoff.
2. Isolierhohlkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Isolierhohlkörper (10') auf seiner Länge ein einheitliches Innenprofil (D) hat.
3. Isolierhohlkörper nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Werkstoff vernetztes Polyethylen oder ein vernetztes copolymeres Polyethylen-Derivat
ist.
4. Isolierhohlkörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Leitschicht (11') durch Rußfüllung des Werkstoffs gebildet ist.
5. Isolierhohlkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rußfüllung des Werkstoffs der inneren Leitschicht (11') so vorgenommen ist, daß sich ein elektrischer Widerstand im Bereich von 108 bis 1010 Ω cm einstellt.
6. Isolierhohlkörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Leitschicht (11') verstärkt (7) ausgebildet ist.
7. Isolierhohlkörper nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkung (7) als Gewebe, Geflecht oder Gestrick aus Metall, Glasfasern oder aus Kunststoff ausgebildet
ist.
8. Isolierhohlkörper nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkung (7) aus metallbeschichteten Kunststoffasern besteht.
9. Isolierhohlkörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Innenprofil des Isolierhohlkörpers (10') dem Querschnitt eines elektrischen Leiters angepaßt ist.
10. Verfahren zum Herstellen eines langgestreckten Isolierhohlkörpers (10') nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Isolierkörper (10') in einem kontinuierlichen Verfahren mit einem vorgegebenen Innenprofil (D) hergestellt wird, daß eine vorbestimmte Länge abgetrennt und diese Länge gedehnt
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Dehnung bei einer Temperatur in der Nähe des Kristallit-Schmelzpunkts vorgenommen
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge um einen Faktor von 1,2 bis 2 des ursprünglichen Innenprofils (D) gedehnt wird.
13. Langestreckter elektrischer Leiter, dadurch gekennzeichnet, daß der Leiter mit einem Isolierhohlkörper (10') nach einem der Ansprüche 1 bis 9 umhüllt ist.
14. Langestreckter elektrischer Leiter, dadurch gekennzeichnet, daß der Leiter eine Stromsammelschiene einer Mittel- oder Hochspannungsanlage ist.