[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines farbigen keramischen
Dekors mit Reliefstruktur. Das Verfahren umfaßt das Aufbringen eines Dekorbildes mittels
in der keramischen Industrie üblicher Druckverfahren, das anschließende Glasieren
des bedruckten Artikels und den keramischen Brand. Die Reliefstruktur bildet sich
an den Grenzen zwischen dem Druckbild und der Glasur aus.
[0002] Im Handel befinden sich dekorierte keramische Artikel, welche außer einem farbigen
Dekorbild eine Reliefstruktur aufweisen. Derartige Dekore werden hergestellt, indem
auf einen ungebrannten unglasierten keramischen Artikel das farbige Dekorbild unter
Verwendung einer pastösen keramischen Farbe (= Farbpaste) von Hand oder mittels üblicher
direkter Druckverfahren aufgebracht wird; die keramische Farbpaste enthält in diesem
Fall eine hydrophobierende Komponente, welche während des Trocknungsprozesses an die
Oberfläche aufschwimmt und diese wasserabstoßend macht. Nach dem Trocknen des Dekorbilds
wird der Gegenstand in üblicher Weise unter Verwendung einer üblichen wäßrigen Glasurzusammensetzung
glasiert und anschließend in bekannter Weise gebrannt. Da auf dem hydrophoben farbigen
Dekorbild die Glasur nicht haften kann beziehungsweise sich zurückzieht, ergeben sich
in den Randzonen des Dekorbilds Reliefstrukturen. Sofern mehrfarbige Dekore auf den
keramischen Artikel aufgebracht werden sollen, ist das genannte Verfahren sehr zeitaufwendig,
da nach jedem Farbauftrag zwischengetrocknet werden muß.
[0003] Das zuvor gewürdigte Verfahren ist auch aus der GB-Patentschrift 1 415 833 bekannt.
Das Dekorbild wird unter Verwendung keramischer Farben, welche in einem geeigneten
Medium, wie Wasser, suspendiert sind, auf den ungebrannten Scherben aufgedruckt. Die
zum Drucken verwendete Paste enthält ein wasserabstoßendes Material, wie Alkydharze,
Silikone und thermoplastische Wachse. Bei den zu verwendenden Druckfarben kann es
sich um Kaltdruckfarben oder um thermoplastische Farben handeln. Die Druckfarbe umfaßt
außer einem Harz ein färbendes Oxid und einen Glasfluß.
[0004] Wie von den Erfindern der vorliegenden Anmeldung festgestellt wurde, ist die hydrophobierende
Wirkung der die zuvor genannten hydrophobierenden Komponenten enthaltenden thermoplastischen
Farbpasten insbesondere dann unzureichend, wenn die Pigment-Volumen-Konzentration
in der Farbe hoch ist und/oder hydrophile Pigmente verwendet werden. Die Aufgabe der
Erfindung richtet sich somit darauf, das gattungsgemäße Verfahren zu verbessern. Das
Verfahren sollte es ferner ermöglichen, in einfacher Weise mehrfarbige Dekore mit
gutem Reliefeffekt herzustellen. Gemäß einer weiteren Aufgabe sollte zwecks Rationalisierung
das Verfahren auch maschinell ausführbar sein. Thermoplastische sowie UV-härtende
Farbpasten eignen sich für solche maschinellen Dekorationen mit hoher Taktfrequenz,
also niedriger Taktzeit, jedoch bleiben wegen der sehr kurzen Trocknungszeit die hydrophobierenden
Substanzen in der Farbmasse eingeschlossen, so daß sie ihre Funktion versagen.
[0005] Gefunden wurde ein Verfahren zur Herstellung eines farbigen keramischen Dekors mit
Reliefstruktur, umfassend Aufbringen eines ein- oder mehrfarbigen Dekorbilds auf einen
unglasierten ungebrannten oder bisquit-gebrannten keramischen Artikel durch direktes
oder indirektes Bedrucken unter Verwendung einer oder mehrerer thermoplastischer oder
UV-härtender keramischer Farbpasten, im Falle UV-härtender Farbpasten Härten derselben
unter UV-Bestrahlung, Aufbringen einer wäßrigen Glasur auf den mit dem Dekorbild versehenen
Artikel und Brennen bei einer auf den Artikel, die Dekorfarbe(n) und die Glasur abgestimmten
Brenntemperatur, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man vor dem Glasieren das ein-
oder mehrfarbige Dekorbild teilweise oder vollständig mit einem hydrophoben organischen
Material bedruckt.
[0006] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird das Dekorbild im keramischen Heißsiebdruckverfahren
oder Tamponumdruckverfahren auf den keramischen Artikel aufgebracht. Zur Herstellung
mehrfarbiger Dekore umfassen die genannten Druckverfahren mindestens zwei Farbstationen.
Mehrfarbige Dekore lassen sich unter Verwendung von handelsüblichen technischen Einrichtungen,
wie beispielsweise Vierfarben-Siebdruckmaschinen oder Vierfarben-Tamponumdruckmaschinen,
herstellen. Die erfindungswesentliche hydrophobierende Schicht aus einem hydrophobierenden
Material wird in der letzten Druckstation im wesentlichen passergenau auf das gesamte
Dekorbild oder Teile desselben aufgebracht. Anstelle einer keramischen Farbe wird
der letzten Druckstufe somit ein hydrophobierendes Material zugeführt und im Sinne
einer Beschichtung auf das Dekorbild aufgebracht.
[0007] Zur Herstellung des Dekorbildes werden übliche thermoplastische oder UV-härtende
keramische Farbpasten verwendet. Die thermoplastischen Farbpasten enthalten außer
den farbgebenden Pigmenten einen glasbildenden Fluß - üblicherweise handelt es sich
hier um Glasfritten - und ein thermoplastisches Harz oder Harzgemisch. Das oder die
thermoplastischen Harze werden derart ausgewählt, das der Erweichungspunkt unterhalb
der Temperatur des Druckwerkzeugs liegt und eine für das Druckverfahren geeignete
Verarbeitungsviskosität der Druckfarbe erhalten wird. Zweckmäßigerweise liegt der
Erweichungspunkt des Harzes oder Harzgemisches im Bereich von 40 bis 90 °C.
[0008] Geeignete thermoplastische Harze sind beispielsweise Methacrylate, Styrolacrylate,
hydrierte Kolophoniumharze und Dammarharze; geeignet sind auch Mischungen vorgenannter
Harze und Kombinationen derselben mit Wachsen, wie Polyethylenwachs, Esterwachs, Amidwachs
und/oder Weichmachern, wie z.B. Phthalate. Die Pigment-Volumen-Konzentration, welche
das Verhältnis der Summe der farbgebenden Pigmente sowie der glasbildenden Materialien
zum Volumen der gesamten keramischen Farbpaste darstellt, liegt üblicherweise im Bereich
von 40 bis 70 %. Bevorzugte Zusammensetzungen enthalten 60 bis 85 Gew.-% keramische
Farbe (= Pigment + Glasfluß) und 40 bis 15 Gew.-% thermoplastische Harze.
[0009] Gemäß einer alternativen Ausführungsform werden anstelle von thermoplastischen Harzen
in den Dekorfarben UV-härtende Harzsysteme eingesetzt. UV-härtende Harzsysteme enthalten
üblicherweise ein oder mehrere UV-härtende Monomere oder Oligomere oder Gemische dieser
reaktiven Stoffe mit Polymeren, Fotoinitiatoren sowie gegebenenfalls Weichmacher und
Lösungsmittel, insbesondere Reaktivlösungsmittel. Geeignete UV-härtende Monomere sind
Acryl- und Methacrylsäureester; geeignete Polymere sind Methacrylat/Acrylatharze sowie
Stryrolacrylate und Alkydharze. Unter den Fotoinitiatoren sind insbesondere Gemische
von Benzyldimethylketal mit Aminsynergisten und Triarylphosphinoxiden geeignet. Bevorzugte
UV-härtende keramische Farbpasten enthalten keramische Farben in einer Menge von 30
bis 80 Gew.-%, UV-härtende Bindemittel (Monomere, Oligomere und Polymere) in einer
Menge von 10 bis 70 Gew.-% und Fotoinitiatoren in einer Menge von 1 bis 15 Gew.-%
sowie übliche Verarbeitungshilfsmittel, wie solche aus der Reihe der Entschäumer,
Dispergiermittel, Lösungsmittel, Weichmacher.
[0010] Das Dekorbild wird in dem Fachmann bekannter Weise auf einen unglasierten und ungebrannten
oder bisquit-gebrannten keramischen Artikel aufgedruckt. Üblicherweise handelt es
sich bei den keramischen Artikeln um solche aus Steingut, Steinzeug, Bisquit-Porzellan
und Bisquit-Bone China. Die Bestandteile der keramischen Farbpaste werden vor ihrer
Anwendung in bekannter Weise intensiv miteinander homogenisiert. Die eigentlichen
Druckverfahren sind dem Fachmann geläufig. Bei der Verwendung der thermoplastischen
keramischen Farben wird das Druckwerkzeug, im Falle des Siebdrucks das Sieb und im
Falle des Tamponumdrucks die Gravur, auf eine solche hohe Temperatur gebracht, daß
die thermoplastische Farbe schmilzt und druckbar wird. Das zu dekorierende Objekt
wird auf niedriger Temperatur gehalten, damit die Farbe dort erstarrt und haften bleibt.
Im Falle der Verwendung von UV-härtenden keramischen Farben schließt sich unmittelbar
an den Druck die Härtung unter UV-Bestrahlung an.
[0011] Geeignete Materialien zur Erzeugung der wasserabweisenden Schicht auf zumindest Teilen
des Dekorbildes werden ausgewählt aus der Reihe: natürliche Wachse, wie Carnaubawachs
und Bienenwachs; synthetische Wachse, wie Polyolefinwachse, insbesondere Polyethylenwachse
mit einem Tropfpunkt im Bereich von 40 bis 90 °C; Silikonöle; Alkydharze mit hohem
Ölgehalt; Fette und Öle; Kohlenwasserstoffharze. Die genannten hydrophobierenden Komponenten
können für sich allein oder in Kombination miteinander und gegebenenfalls in Gegenwart
eines zur Viskositätseinstellung verwendeten Lösungsmittels eingesetzt werden. Zum
Bedrucken des Dekorbildes mit dem hydrophobierenden Material wird letzteres mittels
eines beheizten Siebs, wie eines Stahlsiebs (z.B. 30 bis 90 mesh) verwendet. Es kann
einfach oder mehrfach bedruckt werden. Gleiches gilt auch für den Tamponumdruck.
[0012] An die Schritte des Auf bringens des Dekorbilds und der hydrophobierenden Schicht
schließt sich das Glasieren an. Das Glasieren erfolgt unter Verwendung einer wäßrigen
Glasur, welche durch Stauchen, Sprühen oder mittels der Wasserfalltechnik aufgebracht
werden kann. Die Glasur kann transparent oder transluzent oder auch selbst gefärbt
sein. Das in der hydrophobierenden Schicht abgedeckte Dekorbild nimmt die Glasur nicht
an beziehungsweise die wäßrige Suspension zieht sich von diesen Stellen zurück und
sammelt sich im Grenzbereich an. Nach dem Glasieren wird der Gegenstand in bekannter
Weise dem keramischen Brand unterzogen. Die Brenntemperatur und der Brennzyklus richten
sich sowohl nach dem zu brennenden keramischen Material als auch der Zusammensetzung
der Glasur und der Dekorfarbe. Im allgemeinen wird bei einer Temperatur im Bereich
von 900 bis 1250 °C gebrannt; bevorzugte Brenntemperaturen für Steinzeug sind 1100
bis 1150 °C und für Steingut 1000 bis 1100 °C.
[0013] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird das Dekorbild gut hydrophobiert, so daß
dieses im wesentlichen nicht von der Glasur überdeckt wird. Andererseits bilden sich
durch das Zurückziehen der Glasur vom Dekorbild an den Rändern desselben deutliche
Reliefstrukturen aus. Das erfindungsgemäße Dekorverfahren läßt sich einfach und mittels
üblicher technischer Mittel und Einrichtungen durchführen. Auf diese Weise ist es
möglich, qualitativ hochwertige mehrfarbige Dekore mit der Reliefstruktur zu erzeugen.
[0014] Anhand der nachfolgenden Beispiele und Vergleichsbeispiele wird die Erfindung weiter
erläutert.
Beispiele und Vergleichsbeispiele
[0015] Auf Steinguttassen wurde in bekannter Weise und Verwendung einer keramischen Farbpaste
aus einer keramischen Farbe (Nr. 142200 der Firma Cerdec AG) und einem thermoplastischen
Medium (Gewichtsverhältnis 3 zu 1) mittels Heißsiebdruck ein Dekor aufgedruckt. Die
verwendeten Medien folgen aus der Tabelle.
[0016] Erfindungsgemäß wurde anschließend das Dekor mittels Heißsiebdruck (49 mesh Stahlsieb)
mit einem hydrophoben organischen Material bedruckt, wobei dieses Material identisch
mit dem thermoplastischen Material war. In den Vergleichsbeispielen entfiel dieser
Druck.
[0017] Schließlich wurden die dekorierten Tassen, welche erfindungsgemäß, nicht aber in
den Vergleichsbeispielen zusätzlich eine hydrophobierende Schicht auf dem Dekor enthielten,
in üblicher Weise unter Verwendung eines wäßrigen Glasurschlickers glasiert und gebrannt
(T = 1100 °C).
[0018] Thermoplastisches Harz in der Farbpaste und hydrophobes Material waren identisch
(Mengen in Gew. -%):
1 |
Polyethylenwachs |
80 % |
|
Dammarharz |
20 % |
2 |
Carnaubawachs |
70 % |
|
Methacrylatpolymer nicht-trocknendes |
10 % |
|
Alkydharz |
20 % |
3 |
Polyethylenwachs (Tropfpunkt 50 °C) |
100 % |
[0019] Während die Dekore ohne die zusätzliche hydrophobierende Schicht völlig ungenügend
wasserabstoßend waren und die Glasur das Dekor überdeckte, zog sich die Glasur von
den die erfindungsgemäße zusätzliche hydrophobierende Schicht enthaltenden Dekoren
rasch und vollständig zurück, wobei nach dem Brand ungetrübte Dekore mit einer Reliefstruktur
erhalten wurden.
1. Verfahren zur Herstellung eines farbigen keramischen Dekors mit Reliefstruktur, umfassend
Aufbringen eines ein- oder mehrfarbigen Dekorbilds auf einen unglasierten ungebrannten
oder bisquit-gebrannten keramischen Artikel durch direktes oder indirektes Bedrucken
unter Verwendung einer oder mehrerer thermoplastischer oder UV-härtender keramischer
Farbpasten, im Falle UV-härtender Farbpasten Härten derselben unter UV-Bestrahlung,
Aufbringen einer wäßrigen Glasur auf den mit dem Dekorbild versehenen Artikel und
Brennen bei einer auf den Artikel, die Dekorfarbe(n) und die Glasur abgestimmten Brenntemperatur,
dadurch gekennzeichnet,
daß man vor dem Glasieren das ein- oder mehrfarbige Dekorbild teilweise oder vollständig
mit einem hydrophoben organischen Material bedruckt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Dekorbild im keramischen Mehrfarben-Heißsiebdruckverfahren oder Tamponumdruckverfahren
auf den keramischen Artikel aufbringt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in der letzten Farbstation einer Mehrfarben-Druckmaschine, insbesondere Siebdruckmaschine,
ein hydrophobes Material passergenau auf die gewünschten Flächen des ein- oder mehrfarbigen
Dekorbilds aufdruckt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das hydrophobe Material auswählt aus der Reihe der Polyolefinwachse, natürliche
Wachse, Silikonöle, Alkydharze, Fette und Öle.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das hydrophobe Material thermoplastisch oder UV-härtend ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen keramischen Artikel aus der Reihe Steingut, Steinzeug, Bisquit-Porzellan,
Bisquit-Bone China dekoriert.
7. Farbiges Dekor mit Reliefstruktur aufweisender keramischer Artikel, hergestellt nach
einem der Ansprüche 1 bis 6.