[0001] Die Erfindung betrifft eine Straßentunnelanordnung zur Verkehrserschließung von Ballungsräumen
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Es wird geschätzt, daß der Verkehr in Europa noch auf eine Dauer von ca. 10 Jahren
und in Schwellen- und Entwicklungsländern noch auf eine Dauer von ca. 30 Jahren stark
zunehmen wird. Das größte Verkehrswachstum werden hier die sogenannten Megastädte,
also Metropolen und Ballungsräume mit vielen Millionen Einwohnern zu verzeichnen haben.
Unabhängig von den öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere dem öffentlichen Personennahverkehr
in solchen Städten werde die vorhandenen Innenstadtstraßen dem zunehmenden Verkehrsaufkommen
nicht mehr gewachsen sein. Auch eine weitgehende Auslagerung auf den öffentlichen
Personennahverkehr ist nicht möglich, und zwar nicht nur wegen fehlender Akzeptanz,
sondern auch, weil der öffentliche Personennahverkehr nicht die Kapazität hat, einen
großen Teil des Individualverkehrs zusätzlich aufzunehmen.
[0003] Es besteht daher die Aufgabe, ein Konzept zur Lösung des Verkehrsproblems von Ballungsräumen
und Megastädten zu entwerfen.
[0004] Ein solches Konzept ist Gegenstand des Anspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind den Unteransprüchen entnehmbar.
[0005] Die erfindungsgemäße Lösung für die Verkehrsprobleme der Megastädte basiert darauf,
daß die Stadt oder der Ballungsraum verkehrstechnisch unterirdisch über Tunnelröhren
erschlossen wird. Diese Tunnelröhren liegen soweit unterhalb der Erdoberfläche, daß
sie nicht mehr im Bereich der Ver- und Entsorgungsleitungen und der U-Bahn sind. Eine
Tiefe von 30 - 50 m ist hierfür in den meisten Fällen ausreichend. Der Bau der Tunnelröhren
erfolgt in an sich bekannter Tunnelbauweise. Die hierbei auftretenden Probleme wie
das Abfangen der Erdlast, die Drainage des Grundwassers und die Belüftung wurden im
Tunnelbau bereits gelöst. Auf entsprechende Konzepte kann zurückgegriffen werden.
[0006] Über dieses unterirdische Röhrensystem werden erfindungsgemäß Parkhäuser bzw. Parkgaragen
erschlossen, die ebenfalls unterirdisch angeordnet sind, und zwar an strategisch wichtigen
Punkten unter dem Stadtzentrum. Von diesen Parkhäusern führen Zugangsvorrichtungen
wie Aufzüge für Personen und Güter oder Treppen zur Oberfläche. Die Parkhäuser sind
vorzugsweise an Knotenpunkten des oberirdischen Personenverkehrs, um ein unmittelbares
Umsteigen in den Nah- und Fernverkehr zu ermöglichen. Ferner sollen die Parkhäuser
unmittelbaren Zugang zu wichtigen Bürogebäuden, Behörden, Einkaufszentren und anderen
innerstädtischen Bereichen geben, die täglich von vielen Personen erreicht werden
müssen. Sofern nicht an allen erwünschten Punkten Parkhäuser und Zugangsvorrichtungen
für die Oberfläche angeordnet werden können, müssen die wichtigen Innenstadtbereiche
jedenfalls schnell zu Fuß erreichbar sein.
[0007] Zum erfindungsgemäßen Konzept gehört ferner die Einbringung des von außen kommenden
Verkehrs in das Tunnelsystem. Diese erfolgt über eine, den Ballungsraum bzw. die Stadt
umgebende Ringstraße, welche oberirdisch oder selbst unterirdisch innerhalb eines
Ringtunnels angeordnet sein kann und über Zubringertunnels mit dem inneren Röhrensystem
verbunden ist. Anstelle eines Ringtunnels oder einer Ringstraße können auch mehrere
Ringstraßen in verschiedenen Abständen vom Zentrum des Ballungsraumes angeordnet sein.
Diese können auch unmittelbar mit einer Umgehungsstraße oder einem Umgehungsring verbunden
sein.
[0008] Im Ergebnis wird der innerstädtische Kraftfahrzeug Personenverkehr von den bestehenden,
oberirdischen Stadtstraßen weggenommen und unter die Erde verlagert. Die oberirdischen
Stadtstraßen werden nur noch für Spezialverkehrsaufgaben benötigt, beispielsweise
besondere Zulieferungen, Feuerwehreinsätze usw. ansonsten bleiben die oberirdischen
Straßen für den Individualverkehr gesperrt bzw. können nur mit Sondergenehmigung befahren
werden. Der Fern- und Durchgangsverkehr wird in an sich bekannter Weise über eine
große, oberirdische Ringstraße um die Stadt bzw. den Ballungsraum herumgeleitet.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden unter Bezugnahme auf die
begleitenden Zeichnungen näher beschrieben, welche zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Draufsicht auf eine erste Ausführungsform der Erfindung;
- Fig. 2
- eine Detaildarstellung des Bereiches A aus Fig. 1;
- Fig. 3
- eine schematische Draufsicht auf eine alternative Ausführungsform der Erfindung mit
dem Grundkonzept der Ausführungsform gem. Fig. 1 und 2;
- Fig. 4
- eine schematische Draufsicht auf eine weitere alternative Ausführungsform der Erfindung.
[0010] Ein erstes System gemäß der vorliegenden Erfindung ist in Fig. 1 dargestellt. Dies
zeigt ein erstes, aus zwei Einzeltunneln 1A, 1B bestehendes Tunnelpaar, welches eine
Stadt in einer Richtung geradeaus durchquert. Die beiden Tunnelröhren 1A, 1B verlaufen
hierbei parallel, jede Tunnelröhre ist für Einbahnverkehr ausgebildet und beinhaltet
eine Straße mit beispielsweise drei Fahrspuren. Das Röhrenpaar 1A, 1B befindet sich
unterhalb der Erdoberfläche in einer Tiefe von ca. 30 m.
[0011] Der Abstand der beiden Tunnelröhren 1A, 1B voneinander liegt ebenfalls bei ca. 30
m.
[0012] Ein zweites Paar von Tunnelröhren 2A, 2B verläuft etwa senkrecht zu dem ersten Paar
1A, 1B. Auch diese Tunnelröhren weisen einen Abstand zueinander von etwa 30 m auf
und durchqueren in gerader Linie das Zentrum der Stadt. Auch jede Tunnelröhre dieses
Paars ist für den Einbahnverkehr ausgelegt und beinhaltet beispielsweise eine Straße
mit drei Fahrspuren. Der Abstand zwischen den beiden Einzeltunnels 2A, 2B liegt ebenfalls
bei ca. 30 m, die Tiefe des zweiten Paars von Tunnelröhren 2A, 2B liegt deutlich unter
der Tiefe des ersten Paares, beispielsweise 30 m darunter. Hierdurch können sich die
beiden Paare 1A, 1B; 2A, 2B etwa im Stadtzentrum störungsfrei kreuzen.
[0013] Die Einspeisung des Verkehrs in die beiden Paare von Tunneln 1A, 1B; 2A, 2B erfolgt
von der den Ballungsraum umgebenden (nicht dargestellten) Ringstraße.
[0014] Zusätzlich zu den beiden beschriebenen Tunnelpaaren 1A, 1B; 2A, 2B sind konzentrisch
zum Kreuzungspunkt dieser Tunnelpaare, der sich etwa im Zentrum der Stadt befindet,
Ringtunnels R1 bis R4 angeordnet. Der Durchmesser des ersten Ringtunnels liegt bei
1.200 bis 1.600 m. Die weiteren Ringtunnels folgen in einem Abstand von ca. 800 m.
Der erste Ringtunnel R1 beinhaltet eine Einbahnstraße, in der der Verkehr im Uhrzeigersinn
geführt ist, der darauf folgende Ringtunnel R2 eine Einbahnstraße mit Verkehrsführung
entgegen dem Uhrzeigersinn, etc. Aufeinanderfolgende Ringtunnel beinhalten demnach
jeweils eine Einbahnstraße mit entgegengesetzter Verkehrsrichtung. Die Anzahl der
Ringtunnels entspricht der Größe der Stadt bzw. des Ballungraums und ist nicht beschränkt.
[0015] Die Ringtunnels R1 bis R4 liegen in einer Tiefe zwischen der Tiefe des ersten Paars
1A, 1B und des zweiten Paars 2A, 2B von Tunnelröhren. Die verkehrsmäßige Anbindung
der Tunnelröhren 1A, 1B und 2A, 2B an die Ringtunnels R1 bis R4 erfolgt durch Seitenabbieger
und Schnecken, wie es schematisch in Fig. 2 am Beispiel des Kreuzungspunktes 1A-R3
dargestellt ist. Der vom Ringtunnel R3 kommende Verkehr kann über einen Seitenabbieger
nach rechts in die zum Stadtzentrum führende Tunnelröhre 1A abbiegen. Ferner kann
der von der Peripherie in der Tunnelröhre 1A Richtung Stadtzentrum fahrende Verkehr
über die dargestellte Schnecke nach links in den Ringtunnel R3 abbiegen. Im dargestellten
Ausführungsbeispiel sind 16 Schnecken und 32 Seitenabbieger erforderlich. Diese Zahl
richtet sich jedoch nach der Anzahl der Paare und der Anzahl der Ringtunnel.
[0016] Da die Ringtunnel R1 bis R 4 auf einer andern Höhe liegen als die Paare von Tunnelröhren
1A, 1B und 2A, 2B ist mit jedem Abbiegevorgang auch eine Höhenänderung verbunden,
was bei ausreichend langer Ausbildung der Abbiegespuren jedoch keine tatsächliches
Problem ist.
[0017] Selbstverständlich ist weder die Anzahl der Ringtunnels R1 bis R4 noch die Anzahl
der Paare von Tunnelröhren 1A, 1B bzw. 2A, 2B beschränkt. In Fig. 3 ist beispielsweise
eine Anordnung mit 3 Paaren von Tunnelröhren 1A, 1B, 2A, 2B und 3A, 3B dargestellt.
[0018] Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Konzepts zeigt Fig. 4. Anstelle
des Ringtunnelsystems wird hier ein quadratisch angeordnetes Tunnelröhrensystem verwendet.
Dieses besteht aus einer ersten Vielzahl, parallel im Abstand von etwa 1.000 m zueinander
verlaufenden Tunnelröhren ET 1 bis ET 9 und einer zweiten Vielzahl, ebenfalls parallel
zueinander im Abstand von etwa 1.000 m verlaufenden Tunnelröhren ET I bis ET IX. Die
beiden Vielzahlen von Tunneln stehen in einem Winkel von etwa 90° aufeinander, bilden
also ein orthogonales Gitter.
[0019] Jeder Tunnel der ersten Vielzahl und jeder Tunnel der zweiten Vielzahl weist eine
Straße mit einer oder mehreren Fahrspuren auf. Die Fahrtrichtung in zueinander benachbarten
Tunnels ist jeweils gegenläufig.
[0020] Die Einspeisung des Verkehr erfolgt ebenfalls über eine (nicht dargestellte) Ringstraße
oder einen Ringtunnel.
[0021] Die erste Vielzahl von Tunnelröhren ET 1 bis ET 9 liegt auf einer anderen Tiefe als
die zweite Vielzahl ET I bis ET IX, um ungestörte Kreuzungen zu ermöglichen. Vorzugsweise
ist nur rechts abbiegen erlaubt, so daß hier lediglich mit Seitenabbiegern gearbeitet
werden muß.
Die Tiefe der ersten Vielzahl von Tunnels ET 1 bis ET 9 liegt bei etwa 50 m unter
der Erdoberfläche während die zweite Vielzahl um etwa 5 - 10 m tiefer liegt.
[0022] Die Anordnung und Bedienung von Parkhäusern ist bei beiden Systemen im wesentlichen
gleich. Parkhäuser befinden sich an strategisch wichtigen Punkten und Zubringervorrichtungen
wie Lifte und Treppen führen an die Oberfläche.
1. Straßentunnelanordnung zur Verkehrserschließung von Ballungsräumen, gekennzeichnet durch mindestens eine entlang der Peripherie des Ballungsraumes angeordnete Ringstraße
und eine Vielzahl von innerhalb dieser Ringstraße in regelmäßigen Abständen angeordneten
und straßenverkehrsmäßig an die Ringstraße angebundenen, in einer Tiefe unterhalb
der Ver- und Entsorgungssysteme des Ballungsraumes verlaufenden Straßentunnelröhren
sowie einer Vielzahl unterirdischer, über die Straßentunnelröhren straßenverkehrsmäßig
erschlossener Parkgaragen mit Zugangsvorrichtungen für Personen und Güter zur Oberfläche
des Ballungsraumes.
2. Tunnelanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ringstraße ebenfalls unterirdisch in einem Tunnel angeordnet ist.
3. Tunnelanordnung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Tunnelröhren in einer Tiefe von 30 - 50 m unter der Erdoberfläche liegen.
4. Tunnelanordnung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere oberirdische oder in einem Tunnel verlaufende Ringstraßen in verschiedenem
Abstand vom Zentrum des Ballungsraumes angeordnet sind.
5. Tunnelanordnung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in jeder Tunnelröhre nur eine in einer Richtung zu befahrende Straße angeordnet
ist.
6. Tunnelanordnung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Paar (1A, 1B) geradeaus nebeneinander verlaufender Tunnelröhren den Ballungsraum
in einer ersten Tiefe durchquert und mindestens ein weiteres Paar (2A, 2B) ebenfalls
geradeaus nebeneinander verlaufender Tunnelröhren den Ballungsraum in einer zweiten
Tiefe durchquert, wobei sich das erste Paar (1A, 1B) und das zweite Paar (2A, 2B)
etwa im Zentrum des Ballungsraumes in der Projektion schneiden.
7. Tunnelanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß genau zwei Paare (1A, 1B; 2A, 2B) von Tunnelröhren vorgesehen sind, die sich
im Zentrum des Ballungsraums unter einem Winkel von etwa 90° schneiden.
8. Tunnelanordnung nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß eine Vielzahl von Ringtunnels (R1, R2, R3, R4) konzentrisch zum Schnittpunkt
der beiden Paare (1A, 1B; 2A, 2B) vorgesehen sind, aufeinander folgende Ringtunnels
(R1, R2, R3, R4) gegenläufige Einbahnstraßen beinhalten und die Ringtunnels (R1, R2,
R3, R4) durch Schnecken- bzw. Seitenabbieger mit den Paaren (1A, 1B; 2A, 2B) verbunden
sind.
9. Tunnelanordnung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der von dem inneren Ringtunnel (R1) gebildete Ring einen Durchmesser zwischen
1.000 und 2.000 m aufweist und die Ringtunnels (R1, R2, R3, R4) zueinander einen Abstand
zwischen 500 und 1.200 m aufweisen.
10. Tunnelanordnung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß das erste Paar (1A, 1B) von Tunnelröhren auf gleicher Höhe im Abstand von ca.
30 m zueinander angeordnet ist, das zweite Paar (2A, 2B) von Tunnelröhren mit seinen
Scheiteln ca. 30 m unter den Sohlen des ersten Paares (1A, 1B) angeordnet sind und
höhenmäßig zwischen dem ersten Paar (1A, 1B) und dem zweiten Paar (2A, 2B) von Tunnelröhren
die Ringtunnels (R1, R2, R3, R4) angeordnet sind.
11. Tunnelanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Tunnelröhren aus einer ersten Vielzahl, den Ballungsraum in regelmäßigen
Abständen parallel durchquerenden Tunnelröhren (ET 1 bis ET 9) und einer zweiten Vielzahl,
den Ballungsraum in regelmäßigen Abständen parallel durchquerenden Tunnelröhren (ET
I bis ET IX) besteht, wobei die zweite Vielzahl (ET I bis ET IX) zur ersten Vielzahl
(ET 1 bis ET 9) im wesentlichen senkrecht verläuft und in einer anderen Tiefe angeordnet
ist.
12. Tunnelanordnung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß jeweils benachbarte Tunnelröhren der ersten Vielzahl (ET 1 bis ET 9) und der
zweiten Vielzahl (ET I bis ET IX) Einbahnstraßen mit gegenläufiger Verkehrsrichtung
beinhalten.
13. Tunnelanordnung nach einem der Ansprüche 11 und 12, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Vielzahl (ET 1 bis ET 9) von Tunnelröhren ca. 50 m, unter der Erdoberfläche
und die zweite Vielzahl von Tunnelröhren (ET I bis ET IX) in einem vertikalen Abstand
von ca. 10 m zu der ersten Vielzahl (ET 1 bis ET 9) angeordnet ist.
14. Tunnelanordnung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugangsvorrichtungen von den Parkgaragen zur Oberfläche des Ballungsraumes
Treppen und/oder Aufzüge für Personen und Güter sind.
15. Tunnelanordnung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß über die Zugangsvorrichtungen Anschlußstellen des öffentlichen Personennahverkehrs
und des Fernverkehrs unmittelbar erschlossen werden.