[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Bauteils mittels
Innenhochdruck-Umformen aus einem Rohr mit mindestens einem Abschnitt unterschiedlicher
Wanddicke. Die vorliegende Erfindung trifft ferner ein derartiges Rohr.
[0002] Für den Innenhochdruck-Umformprozeß (IHU) werden üblicherweise Rohre als Halbzeuge
eingesetzt. Im Automobilbau erfordern belastungsgerecht dimensionierte Bauteile oft
eine abgestufte Wanddicke. Um diese Forderung zu erfüllen, müssen für den IHU-Prozeß
diese Rohre in abgestufter Wanddicke hergestellt werden.
[0003] Aus der DE 196 04 357 A1 ist ein Verfahren zum Herstellen von Rohren mit Abschnitten
unterschiedlicher Wanddicke aus einem anfangs ebenen Blech bekannt, bei dem zunächst
eine gezielte walzende Verformung des Blechs mit in Walzrichtung bereichsweise wechselnden
Blechdicken vorgenommen wird. Daraus resultiert eine gezielte partielle Wanddickenreduktion.
Anschließend wird das gewalzte Blech zugeschnitten, zu einem Rohr umgeformt und entlang
der Stoßkanten gefügt. Eine derartige Fertigung mit durchgehendem Material in einem
Herstellungsprozeß ist jedoch aufwendig und kostspielig.
[0004] Aus der DE 43 20 656 A1 ist ein Verfahren zum Herstellen eines Rohrträgers nach dem
Innenhochdruck-Umformverfahren bekannt, bei dem ein gerader Rohrkörper aufgeweitet
wird, wobei der aufzuweitende Rohrkörper aus unterschiedliche Wandstärken aufweisenden
Rohrabschnitten zusammengeschweißt ist. Diese Anfertigung von sogenannten "tailored
tubes" als Schweißkonstruktion ist aufwendig und für den Innenhochdruck-Umformprozeß
wegen der Schweißnähte nicht unproblematisch.
[0005] Aus der DE 36 10 481 A1 ist ein weiteres Verfahren zur Herstellung von Rohren mit
einer oder mehreren Innenwandverdickungen bekannt, wobei die Verdickungen aus einem
zylindrischen Rohr durch spangebende Verfahren und/oder Umformverfahren gefertigt
sind. Dabei werden in einem Rohr mit gleicher Wanddicke in einem ersten Schrift durch
spangebende Verfahren oder Umformverfahren nach außen oder außen und innen geformte
Wandverdickungen hergestellt, die in einem zweiten Schrift vorzugsweise durch Kalthämmern
nach innen umgeformt oder ausgeformt werden. Auch dabei handelt es sich um ein vergleichsweise
aufwendiges und kostspieliges Verfahren.
[0006] Die EP 0 733 540 B1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Hohlprofils für
eine Trägerstruktur eines Kraftfahrzeuges durch hydraulisches Aufweiten eines Ausgangsteiles,
wobei als Ausgangsteil ein Strangpreßprofil benutzt wird, das im Querschnitt Bereiche
mit unterschiedlichen Wanddicken aufweist. Die Wandstärke des Ausgangsteils wird dabei
so gewählt, daß das im Innenhochdruck-Umformverfahren hergestellte Hohlprofil an den
erforderlichen Stellen die nötige Wanddicke aufweist. Nachteilig daran ist, daß für
verschiedene Hohlprofile mit unterschiedlichen Wandstärken jedesmal separate Strangpreßprofile
als Ausgangsprodukt hergestellt werden müssen.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht demnach darin, ein Verfahren der oben
genannten Art bereitzustellen, bei dem die Wanddickenabstufung auf möglichst einfache
Art und Weise erreichbar ist.
[0008] Die Lösung besteht darin, daß ein zusammengesetztes Rohr verwendet wird, wobei auf
ein Innenrohr mit gleichmäßiger Wanddicke zur Erzeugung des mindestens einen Abschnittes
unterschiedlicher Wanddicke mindestens ein äußerer Rohrabschnitt aufgeschoben wird
und daß das zusammengesetzte Rohr dem Innenhochdruck-Umformprozeß unterworfen wird,
so daß die Teile durch den Formgebungsprozeß fest miteinander verbunden werden.
[0009] Erfindungsgemäß ist also vorgesehen, die Abstufung der Wanddicke durch Übereinanderschieben
von Rohrabschnitten zu erreichen. Dieses zusammengesetzte Halbzeug wird dann im IHU-Werkzeug
wie gewohnt umgeformt. Beim Umformprozeß wird der Außendurchmesser des inneren Rohres
auf das Maß des Außenrohres gebracht, so daß beide Teile durch die Formgebung miteinander
verbunden werden. Die Länge des resultierenden Bauteils ergibt sich dabei aus der
Länge des Innenrohrs. Der äußere Rohrabachnitt bzw. die äußeren Rohrabschnitte erzeugen
die Aufdickung. Dadurch wird erreicht, daß das Druckmedium während des Innenhochdruck-Umformprozesses
nicht zwischen die Rohre gelangt und eine gemeinsame Umformung gewährleistet wird.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen. Zur Erzeugung
mehrerer Abschnitte unterschiedlicher Wanddicke können mehrere äußere Rohrabschnitte
mit verschiedenen Durchmessern übereinander auf das Innenrohr geschoben werden. Stattdessen
können die äußeren Rohrabschnitte partiell übereinandergeschoben werden.
[0011] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung sieht vor, daß mindestens ein Ende eines
äußeren Rohrabschnittes im Querschnitt schräg gestaltet wird, so daß nach dem Innenhochdruck-Umformprozeß
eine im wesentlichen absatzfreie äußere Kontur des fertigen Bauteils resultiert. Die
äußere Kontur bedarf dann keiner Nachbearbeitung, um eventuelle Absätze oder Fügestellen
abzuschleifen oder in vergleichbarer Weise nachzubearbeiten.
[0012] Vor und/oder nach dem Innenhochdruck-Umformprozeß können eine oder mehrere zusätzliche
Verbindungen zwischen dem Innenrohr und dem mindestens einen äußeren Rohrabschnitt
hergestellt werden, beispielsweise durch Laserschweißen oder andere Fügetechniken.
Damit wird gewährleistet, daß das zusammengesetzte Halbzeug im IHU-Werkzeug nicht
verrutscht. Diese zuätzlichen Verbindungen können beispielsweise nach dem Umformprozeß
dadurch hergestellt werden, daß das resultierende Bauteil mit einem oder mehreren
anderen Bauteilen verbunden wird.
[0013] Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden im folgenden anhand der beigefügten
Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1a
- eine schematische teilweise geschnittene Darstellung eines zusammengesetzten Rohres
aus einem Innenrohr und einem vollständig auf das Innenrohr aufgeschobenen äußeren
Rohrabschnitt;
- Figur 1b
- ein Bauteil aus einem zusammengesetzten Rohr gemäß Figur 1a nach dem Umformprozeß
in schematischer Darstellung;
- Figur 2a
- ein zusammengesetztes Rohr aus einem Innenrohr und mehreren partiell übereinander
geschobenen äußeren Rohrabschnitten;
- Figur 2b
- ein Bauteil aus einem zusammengesetzten Rohr gemäß Figur 2a nach dem Umformen in schematischer
Darstellung.
[0014] In Figur 1a ist ein zusammengesetztes Rohr 10 dargestellt, welches aus einem Innenrohr
11 und einem äußeren Rohrabschnitt 12 besteht. Das Innenrohr 11 weist dabei die benötigte
Bauteillänge auf. Der äußere Rohrabschnitt 12 ist nach Art einer Manschette vollständig
über das Innenrohr 11 geschoben, so daß es einen mittleren Bereich 11b überdeckt und
die äußeren Bereiche 11a unbedeckt bleiben. An den Außenrändern 13 und 14 des äußeren
Rohrabschnittes 12 sind nach innen verlaufende Abschrägungen 15, 16 vorgesehen.
[0015] Das Innenrohr 11 und der äußere Rohrabschnitt 12 bestehen beispielsweise aus einem
Stahlblech, welches zu einem Rohr geformt und an den Stoßkanten gefügt ist. Das zusammengesetzte
Rohr 10 wird in üblicher Weise einem Innenhochdruck-Umformprozeß unterzogen. Das resultierende
Bauteil 20 ist in Figur 1b schematisch dargestellt. Das Bauteil 20 besteht aus äußeren
Bereichen 21, welche aus dem Innenrohr 11 hervorgingen und dem in Figur 1a bezeichneten
Bereich 11a entsprechen und einem verdickten Bereich 22, der aus dem in Figur 1a mit
11b bezeichneten Bereich des Innenrohres und dem äußeren Rohrabschnitt 12 hervorging.
Die äußere Kontur des Bauteils 20 weist keinerlei Absätze auf, da die Wand des ehemaligen
Innenrohrs sich vollkommen an die schräge Kontur 15, 16 des äußeren Rohrabschnittes
12 angeschmiegt hat. Im resultierenden Bauteil 20 sind die beiden Teile, nämlich das
Innenrohr 11 und der äußere Rohrabschnitt 12, durch die Formgebung fest miteinander
verbunden. Diese Verbindung kann durch Herstellen weiterer Verbindungspunkte, z. B.
durch Laserschweißen oder durch andere Fügetechniken weiter verfestigt werden. Diese
Verbindungspunkte können vor oder nach dem Umformprozeß hergestellt werden. Da dann
die Verbindungspunkte nach dem Umformprozeß hergestellt, können sie dadurch erzeugt
werden, daß das Bauteil 20 mit einem oder mehreren beliebigen weiteren Bauteilen verbunden
wird.
[0016] In Figur 2a ist ein weiteres Ausführungsbeispiel eines zusammengesetzten Rohres 30
schematisch und teilweise geschnitten dargestellt. Das zusammengesetzte Rohr 30 besteht
aus einem Innenrohr 31 und drei äußeren Rohrabschnitten 32, 33, 34, die partiell auf
das Innenrohr 31 übereinandergeschoben sind, so daß ein äußerer Bereich 31a des Innenrohrs
31 und die äußeren freien Enden 32a, 33a, 33b der äußeren Rohrabschnitte 32, 33, 34
unbedeckt bleiben. Die äußeren freien Enden 32a 33a und 34a der äußeren Rohrabschnitte
32, 33, 34 weisen wiederum eine nach innen gerichtete Abschrägung 32b, 33b, 34b auf.
Das zusammengesetzte Rohr 30 wird einem üblichen Innenhochdruck-Umformprozeß unterworfen.
[0017] Das resultierende Bauteil 40 ist schematisch und teilweise geschnitten in Figur 2b
dargestellt. Das Bauteil 40 weist einen dünnen Bereich 41 auf, der aus dem äußeren
Bereich 31a des Innenrohrs 31 resultiert, sowie stufenweise verdickte Bereiche, nämlich
einen einfach verdickten Bereich 42, einen doppelt verdickten Bereich 43 und einen
dreifach verdickten Bereich 44. Die verdickten Bereiche 42, 43, 44 ergeben sich aus
der Addition der Wanddicken der verschiedenen partiell übereinander geschobenen äußeren
Rohrabschnitte 32, 33, 34. Auch hier gewährleistet die Gestaltung der äußeren freien
Enden 32a, 33a, 34a der äußeren Rohrabschnitte 32, 33, 34 eine absatzfreie Kontur.
[0018] Auch in diesem Fall können vor oder nach dem Umformprozeß weitere Verbindungspunkte
zwischen dem Innenrohr 31 und den äußeren Rohrabschnitten 32, 33, 34 hergestellt werden.
Diese Teile sind allerdings schon durch die Formgebung fest miteinander verbunden.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0019]
- 10
- Rohr
- 11
- Innenrohr
- 11a
- äußerer Bereich von 11
- 11b
- mittlerer Bereich von 11
- 12
- äußerer Rohrabschnitt
- 13
- äußeres Ende von 12
- 14
- äußeres Ende von 12
- 15
- Abschrägung
- 16
- Abschrägung
- 20
- Bauteil
- 21
- dünner Bereich von 20
- 22
- verdickter Bereich von 20
- 30
- Rohr
- 31
- Innenrohr
- 31a
- äußerer Bereich von 31
- 32
- äußerer Rohrabschnitt
- 32a
- freies Ende von 32
- 32b
- Abschrägung an 32a
- 33
- äußerer Rohrabschnitt
- 33a
- freies Ende von 33
- 33b
- Abschrägung an 33a
- 34
- äußerer Rohrabschnitt
- 34a
- freies Ende von 34
- 34b
- Abschrägung an 34a
- 40
- Bauteil
- 41
- dünner Bereich von 40
- 42
- einfach verdickter Bereich von 40
- 43
- zweifach verdickter Bereich von 40
- 44
- dreifach verdickter Bereich von 40
1. Verfahren zum Herstellen eines Bauteils (20, 40) mittels Innenhochdruck-Umformen aus
einem Rohr mit mindestens einem Abschnitt unterschiedlicher Wanddicke, dadurch gekennzeichnet, daß ein zusammengesetztes Rohr (10, 30) verwendet wird, wobei auf ein Innenrohr
(11; 31) mit gleichmäßiger Wanddicke zur Erzeugung des mindestens einen Abschnitts
unterschiedlicher Wanddicke mindestens ein äußerer Rohrabschnitt (12; 32, 33, 34)
aufgeschoben wird und daß die Teile (11, 12; 31, 32, 33, 34) durch den Formgebungsprozeß
fest miteinander verbunden werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die äußeren Rohrabschnitte (12, 32, 33, 34) vollständig oder partiell übereinander
geschoben werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung mehrerer Abschnitte unterschiedlicher Wanddicke mehrere äußere
Rohrabschnitte (32, 33, 34) mit verschiedenen Durchmessern übereinander auf das Innenrohr
(31) geschoben werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Ende (13, 14; 32a, 33a, 34a) des mindestens einen äußeren Rohrabschnittes
(12; 32, 33, 34) im Querschnitt schräg gestaltet wird, so daß nach dem Innenhochdruck-Umformprozeß
eine im wesentlichen absatzfreie äußere Kontur des Bauteils (20, 40) resultiert.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß vor und/oder nach dem Fügeprozeß ein oder mehrere zusätzliche Verbindungen zwischen
dem Innenrohr (11; 31) und dem mindestens einen äußeren Rohrabschnitt (12; 32, 33,
34) hergestellt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die ein oder mehreren zusätzlichen Verbindungen beim Verbinden des aus dem Innenhochdruck-Umformprozesses
resultierenden Bauteils (20, 40) mit einem oder mehreren anderen Bauteilen hergestellt
wird.
7. Rohr mit mindestens einem Abschnitt unterschiedlicher Wanddicke, insbesondere zur
Verwendung in einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es sich um ein zusammengesetztes Rohr (10, 30) handelt, welches ein Innenrohr
(11, 31) mit gleichmäßiger Wanddicke aufweist, auf welches zur Erzeugung des mindestens
einen Abschnitts unterschiedlicher Wanddicke mindestens ein äußerer Rohrabschnitt
(12; 32, 33, 34) aufgeschoben ist.
8. Rohr nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die äußeren Rohrabschnitte (12; 32, 33, 34) vollständig oder partiell übereinander
geschoben sind.
9. Rohr nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung mehrerer Abschnitte unterschiedlicher Wanddicke mehrere äußere
Rohrabschnitte (32, 33, 34) mit verschiedenen Durchmessern übereinander auf das Innenrohr
(31) geschoben sind.
10. Rohr nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Ende (13, 14; 32a, 33a, 34a) des mindestens einen äußeren Rohrabschnittes
(12; 32, 33, 34) im Querschnitt schräg gestaltet ist.
11. Rohr nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß es ein oder mehrere zusätzliche Verbindungen zwischen dem Innenrohr (11, 31)
und dem mindestens einen Rohrabschnitt (12; 32, 33, 34) aufweist.