[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Entsäuerungsmittel für organisches Material
sowie ein Verfahren zur Entsäuerung von organischem Material.
[0002] Zur Erhaltung von Schriftgut, insbesondere Papieren, Büchern sowie Gegenständen aus
Holz oder Textilien oder dergleichen ist es bekannt, dieses durch eine (chemische)
Behandlung haltbar zu machen.
[0003] Ein wesentliches Problem zur Erhaltung von Schriftgut oder dergleichen, insbesondere,
wenn es von wesentlichem historischem Interesse ist, ist die Entsäuerung der vorstehend
genannten Materialien, da sich dieses Material aufgrund seines herstellungsbedingten
Gehalts an Säuren oder des Einflusses von sauren Materialien aus der Umwelt über die
saure Katalyse zersetzt.
[0004] Diese saure Hydrolyse wird allgemein als Hauptursache des Zerfalls organischer Materialien
oder des Papierzerfalls angesehen. Die chemische Ursache dafür ist vor allem der Säuregehalt,
der den hydrolytischen Abbau z. B. der Cellulosekettenmoleküle z. B. in den Fasern
im Schriftgut katalysiert. Entsprechend dieser Alterungsursache konzentrieren sich
heutige Verfahren der Papierkonservierung vornehmlich auf die Papierentsäuerung und
das Anlegen einer alkalischen Pufferreserve.
[0005] Der größte Säureanteil im Papier ist herstellungsbedingt seit der industriellen Papierherstellung
ab Mitte des 19. Jahrhunderts die "saure Leimung in der Masse". Dabei werden zum Leimen
Kollophoniumharze mit Aluminiumsulfat sauer im Papierbrei (in der Masse) ausgefällt.
Aluminiumsulfat, das in wässeriger Lösung eine saure Reaktion zeigt, hydrolysiert
dabei im Laufe der Zeit auch weiter im Papier und setzt dabei Schwefelsäure frei.
[0006] Daneben ist es bekannt, daß saure Schadgase aus der Umwelt, wie Schwefeloxide (SOx),
Halogenwasserstoffe (HX) sowie Stickoxide (NOx) aus der Luft absorbiert werden und
in Verbindung mit Wasser Säuren bilden.
[0007] Daher ist die Alterungsbeständigkeit eines organischen Materials eng mit der Säurekonzentration
in diesem organischen Material verbunden.
[0008] Vorrangiges Ziel der meisten konservatorischen Maßnahmen ist deshalb die Entsäuerung
von sauren bzw. sauer gewordenen organischen Materialien, insbesondere Papier. Um
einen langfristigen Säureschutz zu erhalten, wird überdies bei der Behandlung angestrebt,
noch eine zusätzliche alkalische Reserve zu deponieren.
[0009] Über die verschiedenen Entsäuerungssysteme und -mittel, deren Vorteile, Anwendung
und Vergleiche und Untersuchungen sind dazu im Stand der Technik zahlreiche Angaben
zu finden.
[0010] Es ist dabei bekannt, daß Entsäuerungssysteme für Papier einerseits in Einzelblattverfahren
und Massenentsäuerungsverfahren unterschieden werden können. Andererseits unterscheiden
sich die Verfahren in der Polarität der verwendeten Lösungsmittel. Da polare Lösungsmittel
z. B. auf Cellulose bzw. Papier quellend wirken und Farben und Tinten teilweise lösen,
wird bei den Massenentsäuerungssystemen weitgehend ein unpolares Lösungsmittel verwendet.
Klassische Behandlungsmethoden arbeiten dabei im Einzelblattverfahren mit Wasser als
Lösungsmittel.
[0011] Es ist ebenfalls bekannt, daß die meisten wässerigen Entsäuerungsverfahren mit Erdalkalihydroxiden,
-oxiden, -hydrogencarbonaten oder -carbonaten als Entsäuerungsmittel arbeiten. Es
wird angenommen, daß sich im Laufe der Zeit diese Erdalkaliverbindungen in ihre Carbonate
umwandeln, wobei wegen deren geringer Löslichkeit sich im Papier nur ein schwach alkalischer
pH-Wert einstellt, der für eine relativ hohe Alterungsbeständigkeit sorgt.
[0012] Es ist ebenfalls bekannt, daß bei der wässerigen Entsäuerung Calcium- und/oder Magnesiumhydrogencarbonate
verwendet werden, die aus den entsprechenden Erdalkalicarbonataufschlämmungen durch
Einleiten von Kohlendioxid herstellbar sind.
[0013] Bei den nichtwässerigen Verfahren haben sich am stärksten Erdalkalialkoholate und
deren -carbonate in der Praxis durchgesetzt. Da jedoch die Calciumverbindungen nur
äußerst schwierig zu synthetisieren sind und auch eine relativ geringe Löslichkeit
besitzen, werden fast ausschließlich Magnesiumverbindungen verwendet.
[0014] Da eine manuelle oder auch automatisierte Entsäuerung großer Archiv- und Bibliotheksbestände
durch das Einzelblattverfahren aus Kosten- und Kapazitätsgründen nicht möglich ist,
ist die Behandlung dieser enormen Bestände an insbesondere saurem Schriftgut nur im
Massenentsäuerungsverfahren zu bewältigen.
[0015] Bekannt sind als Verfahren zur Massenentsäuerung von Papieren das sogenannte Diethylzink-Verfahren
(DEZ-Verfahren), das kanadische und französische Wei T'o-Verfahren, das sogenannte
FMC-Verfahren, das Entsäuerungsverfahren der Deutschen Bibliothek Leipzig, das Bookkeeper-Verfahren,
das Booksaver-Verfahren, das Wiener Verfahren sowie das Bückeburger Verfahren.
[0016] Beim DEZ-Verfahren ist dabei problematisch, daß wegen seiner großen Reaktionsfreudigkeit
sich z. B. das Diethylzink an der Luft selbst entzündet, mit Wasser äußerst heftig
reagiert und sich bereits bei Temperaturen oberhalb von 120°C zersetzt.
Beim Wei T'o-Verfahren handelt es sich um ein in flüssiger Phase arbeitendes nichtwässeriges
Verfahren, bei dem als Entsäuerungsmittel Magnesiummethylcarbonat in einer Mischung
aus Methanol und Fluorkohlenwasserstoffen (FCKW) als Lösungsmittel eingesetzt wird.
FCKW's sind ökologisch bedenklich und können bei diesem Verfahren nicht vollständig
zurückgewonnen werden. Aufgrund des Zusatzes von Alkohol bluten einige Tinten und
Stempelfarbe aus. Auch die Verklebungen von Bucheinbänden können in Mitleidenschaft
gezogen werden. Deshalb ist es bei diesem Verfahren notwendig, das zu behandelnde
Material vorzusortieren, ca. 30% muß bei üblichem Schriftgut aussortiert werden.
[0017] Beim sogenannten Bookkeeper-Verfahren werden die Bücher mit einer Suspension aus
fein gemahlenem Magnesiumoxid in fluorierten Kohlenwasserstoffen behandelt, wobei
zusätzlich ein Tensid als Benetzungsmittel zugegeben wird. Trotz des Vorteils einer
nicht notwendigen Vortrocknung müssen die Bücher zur gleichmäßigen und ausreichenden
Tränkung bewegt werden, um eine hinreichende Verteilung des eingesetzten Magnesiumoxids
sicherzustellen. Nachteil dieses Verfahrens sind die nicht quantitativ zurückgewinnbaren
teuren Perfluorkohlenwasserstoffe als Lösungsmittel sowie der staubige Belag aufgrund
auf den Papieroberflächen abgesetzten Magnesiumoxids.
[0018] Beim sogenannten Wiener Verfahren tritt gleichzeitig eine Entsäuerung und Festigung
ein, das die Tränkung ganzer Buchblöcke mit einer wässerigen Erdalkalihydrogencarbonat/Methylcellulose-Lösung
betrifft. Nach der Behandlung ist eine Schockgefrierung erforderlich und das Wasser
muß durch Gefriertrocknung über einen extrem langen Zeitrang entfernt werden. Da die
Einbände vor der Behandlung entfernt werden müssen, eine starke Quellung während der
Behandlung eintritt und somit eine Glättung/Pressung nach der Behandlung erforderlich
ist, ist dieses Verfahren für eine Massenbehandlung nur unzureichend geeignet. Nachteil
dieses Verfahrens ist auch, daß stark geschädigte Papiere nicht behandelt werden können
und wasserlösliche Tinten ausbluten.
[0019] Beim sogenannten Bückeburger Verfahren handelt es sich um ein automatisiertes Verfahren
zur Einzelblaukonservierung, wobei bei diesem Verfahren die Stufen der Fixierung der
Schreib- und Druckstoffe, Entsäuerung und Deponierung einer alkalischen Reserve mit
einer wässerigen Magnesiumhydrogencarbonatlösung sowie Leimung mit Carboxymethylcellulose
zur Erhöhung der Festigkeit durchlaufen werden müssen. Weil es sich hier um ein automatisiertes
Einzelblattverfahren handelt, ist dieses Verfahren kein richtiges Massenentsäuerungsverfahren.
[0020] In der Praxis hat sich das Entsäuerungssystem der Deutschen Bibliothek Leipzig bewährt.
In diesem Verfahren wird ein Magnesium-Titan-Doppelalkoxid als Entsäuerungsmittel
verwendet. Da dieses Entsäuerungsmittel in unpolaren Lösungsmitteln, wie z. B. Hexamethyldisiloxan
(HMDO), löslich ist, kann mit diesem Verfahren nahezu alles Schriftgut aus Papier
entsäuert werden, ohne daß Farben ausbluten oder Bucheinbände geschädigt werden. Trotzdem
ist auch hier, wie bei den anderen genannten Massenentsäuerungsverfahren, eine extreme
Vortrocknung des Papiers notwendig, da über den Restfeuchtegehalt des Papiers die
Menge an hydrolysiertem Entsäuerungsmittel als alkalische Reserve gesteuert wird.
Diese Vortrocknung ist apparativ sehr aufwendig, zeitintensiv und für das Papier eine
Belastung.
[0021] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Entsäuerungsmittel sowie ein Verfahren zur
Entsäuerung von organischem Material in der Masse bereitzustellen, bei dem eine ausreichende
Entsäuerung der behandelten Materialien unter möglichst gleichzeitiger Festigung ohne
Beschädigung des zu behandelnden Materials herbeigeführt wird.
[0022] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 5 gelöst.
[0023] Bevorzugte Weiterbildungen sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0024] Gemäß der Erfindung wird ein Entsäuerungsmittel für organisches Material bereitgestellt,
das eine Dispersion alkalischer Metallverbindungen in Form von Nanopartikeln in einem
Lösungsmittel enthält. Durch den Einsatz einer nanoskaligen Dispersion der vorstehend
genannten Art wird das Papier völlig von dem Entsäuerungsmittel durchdrungen. Es kommt
zu keiner oberflächlichen Ablagerung des Entsäuerungsmittels als staubiger Belag.
Unter nanoskaligen Partikeln sind nachfolgend immer Teilchen zu verstehen, deren Größe
weniger als 1 µm beträgt, vorzugsweise von 1 bis 900 nm, insbesondere 1 bis 200 nm.
[0025] Als für die Erfindung vorteilhafte Verbindungen zur Behandlung des organischen Materials
haben sich insbesondere nanoskalige Dispersionen alkalischer Metallverbindungen, bevorzugt
Erdalkaliverbindungen wie Erdalkalicarbonate, -hydrogencarbonate, -oxide, -hydroxide
oder Mischungen dieser Verbindungen gezeigt, die als eine stabile nanoskalige Dispersion
bereitgestellt wird, bei der die Aggregation der einzelnen Partikel vermieden wird.
Calciumcarbonat und Magnesiumcarbonat, aber auch Mischungen aus den beiden Verbindungen
haben sich für die Zwecke der Erfindung als besonders geeignet erwiesen.
[0026] Durch den Einsatz von Calciumcarbonat kommt es nicht zur Entwicklung hoher pH-Werte
von weit über pH 9 in dem Papier, die insbesondere die oxidativen Zersetzungsprozesse
z. B. im Papier aufgrund der alkalischen Bedingungen fördern. Gleichzeitig wird wegen
des Fehlens dieser oxidativen Zersetzungsprozesse eine Vergilbung des zu behandelnden
Materials verhindert.
[0027] Für die Erfindung hat es sich als vorteilhaft erwiesen, als Lösungsmittel unpolare
Lösungsmittel, organische, aprotische Lösungsmittel, wie z. B. Alkane oder Hexamethyldisiloxan,
einzusetzen. Dadurch wird das aus bei der Verwendung von Alkoholen bekannte Anlösen
von Farben und Tinten im zu behandelnden Material ausgeschlossen. Auch entstehen im
Zuge der Neutralisationsreaktion keine Alkohole, wie z. B. bei den Alkoholaten als
Entsäuerungsmittel und deren nachfolgende Hydrolyse. Aufgrund dessen kommt es auch
nicht zu einer Verschmierung des zu behandelnden organischen Materials, insbesondere
Schriftguts, durch ausblutende Farbmittel.
[0028] Vorteilhafterweise werden dabei als Lösungsmittel Kohlenwasserstoffe, insbesondere
Alkane, siliciumorganische Verbindungen wie Siloxane, Fluorkohlenwasserstoffe, Fluorchlorkohlenwasserstoffe,
Chlorkohlenwasserstoffe, verflüssigte Gase oder überkritische Gase, insbesondere überkritisches
Kohlendioxid, eingesetzt.
[0029] Erfindungsgemäß werden dabei die nanoskalige Dispersion akalischer Metallverbindungen,
insbesondere Erdalkaliverbindungen, in dem organischen Lösungsmittel in von 0,1 bis
15 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 3 Gew.-%, eingesetzt.
[0030] Durch den Einsatz von unpolaren Lösungsmitteln kann dabei die nanoskalige Dispersion
durch eine sogenannte "sterische Stabilisierung" stabilisiert werden. Dabei werden
die einzelnen Teilchen mit Dispergiermittel ummantelt, die bewirken, daß bei einer
Zusammenlagerung der einzelnen Partikel im Bereich der überlappenden Dispergiermittelfilme
durch die höhere Konzentration an dieser Stelle sich ein osmotischer Druck aufbaut,
der die Teilchen wieder auseinanderdrückt. Dafür ist in der Regel eine Filmdicke an
Dispergiermittel von mindestens 0,5 nm um die Teilchen notwendig, aber auch höhere
Dicken von z. B. 5 nm oder mehr sind möglich. Oligomere und polymere Substanzen mit
einer Molmasse zwischen 500 und 50.000 Dalton sind für diese Anwendung am besten geeignet.
Bei zu hohen Molmassen ist oft eine Aggregation zu beobachten.
[0031] Erfindungsgemäß ist es ebenfalls vorgesehen, dem Entsäuerungsmittel Additive zuzusetzen,
die z. B. der Verbesserung der mechanischen Festigkeit des zu behandelnden Materials
dienen. Durch den Einsatz von Imprägniermitteln wie Celluloseether, polymeren Polysacchariden
oder Polyvinylalkoholen kommt es dabei zur Verbesserung der mechanischen Festigkeit
des zu behandelnden organischen Materials. Durch den Einsatz von Polyelektrolyten
wie Polyacrylate, Polymaleate oder dergleichen ist überdies auch der Einsatz von stark
polaren Lösungsmitteln, wie Wasser, möglich, da dadurch eine Stabilisierung der nanoskaligen
Dispersion über elektrostatische Abstoßung möglich ist. Vorzugsweise werden diese
Imprägniermittel und/oder Additive in Mengen von 0,1 bis 10 Gew.-%, insbesondere von
0,1 bis 2 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Entsäuerungsmittels, zugesetzt.
Geeignete Additive sind Dispersionsstabilisatoren, Papierfestigungsmittel, Reduktionsmitel
und Antioxidationsmittel.
[0032] Erfindungsgemäß haben sich Calciumcarbonat und Mischungen aus Calcium- und Magnesiumcarbonat
enthaltende Entsäuerungsmittel als vorteilhaft erwiesen, da bei seiner Verwendung
der pH-Wert im Bereich zwischen pH 7 und pH 8 gehalten werden kann, wodurch alkalisch
unterstütze Abbaumechanismen weitgehend vermieden werden können. Die vorstehend genannten
Erdalkaliverbindungen sind gegenüber anderen chemischen Substanzen, solange sie keine
Säuren darstellen, relativ inert.
[0033] In Kombination mit anderen Mitteln zur Festigung des Papieres wie Isocyanaten, Silanolen,
Silanolethern, Polymethacrylaten oder dergleichen oder Zusatz eines Polysaccharidethers
wird dabei das zu behandelnde Material hinreichend stabilisiert.
[0034] Diese Additive zur Festigung können in der Dispersion als Stabilisator wirken und
übernehmen nach der Applikation eine festigende Funktion in dem behandelten Material.
[0035] Der Einsatz dieser Mittel ist nicht beschränkt, wobei jedoch vorteilhafterweise der
Gesamtgehalt aller zugesetzten Additive den vorstehend genannten Wert von 0,1 bis
15 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 3 Gew.-%., bezogen auf das Gesamtgewicht des Entsäuerungsmittels,
nicht überschreiten soll.
[0036] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Entsäuerung von organischem Material wird
das zu behandelnde Material mit einem Entsäuerungsmittel der vorstehend genannten
Art behandelt. Diese Behandlung kann in Abhängigkeit von dem beabsichtigten Zweck
bzw. des zu behandelnden Materials durch Tränken oder Sprühen erfolgen.
[0037] Damit ist eine Massenentsäuerung ohne Vortrocknung möglich. Dies stellt gegenüber
den bekannten Verfahren einen erfindungswesentlichen Vorteil dar, da sich die bekannten
Entsäuerungsmittel in Gegenwart von Wasser sofort hydrolytisch zersetzen. Ohne diese
Vortrocknung wird daher das Papier einer geringeren Belastung ausgesetzt und die bei
dieser Vortrocknung eintretende Schädigung des Papiers (Verhornung) tritt nicht auf.
Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Entsäuerungsmittels zur Entsäuerung von organischem
Material sind daher die mit der Vortrocknung einhergehenden erheblichen apparativen
Aufwände, hohen Energien und viel Zeit nicht erforderlich. Eine Vortrocknung vor einer
regulären im Stand der Technik bekannten Entsäuerungsbehandlung dauert ca. 2 Tage.
Soll die Behandlung des Materials durch Tränken mit dem nanoskaligen Entsäuerungsmittel
erfolgen, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Behandlungskammer zu evakuieren,
um eine optimale Durchtränkung des Behandlungsgutes mit der Entsäuerungsdispersion
zu gewährleisten.
[0038] Erfindungsgemäß ist es möglich, das Entsäuerungsmittel sowohl in der Massenentsäuerung
als Tauchverfahren für ganze Bücher, als auch in der Einzelblattbehandlung in Form
einer Sprühbehandlung anzuwenden. Für die Sprühbehandlung ist es dabei möglich, das
erfindungsgemäße Entsäuerungsmittel als Dispersion in einem Lösungsmittel oder als
Aerosol einzusetzen, wobei die gasförmige Komponente beim Aerosol vorzugsweise aus
Luft, Stickstoff oder Kohlendioxid besteht.
[0039] Zur Herstellung der nanoskaligen Dispersionen für die Dispersion in organischen Lösungsmitteln
haben sich im wesentlichen zwei verschiedene Verfahren als erfolgversprechend erwiesen:
[0040] Handelsübliches erhältliches feinstgefälltes Calciumcarbonat kann als Ausgangsmaterial
zur Herstellung von nanoskaligem Calciumcarbonat verwendet werden. Dieses Calciumcarbonat
weist zwar bereits Partikelgröße im Nanometer-Bereich auf, diese Einzelpartikel sind
aber zu Aggregaten fest verbacken und lassen sich nur schwer trennen. Diese handelsüblich
erhaltbaren Calciumcarbonate werden in einem organischen Lösungsmittel in Anwesenheit
eines Dispergiermittels in an sich bekannter Weise mittels Kugelmühlen, Drallmühlen
oder Ultraschall zu nanoskaligen Dispersionen dispergiert. Werden diese feinstgefällten
Calciumcarbonate ohne Dispergierung eingesetzt, kommt es zu staubigen Ablagerungen
auf den Papieroberflächen, wie man es auch bei den mit dem Bookkeeper-Verfahren behandelten
Büchern beobachtet.
[0041] Ein weiteres Verfahren betrifft die Herstellung von zuerst der Erdalkaliverbindung,
z. B. des Carbonats in einem organischen Lösungsmittel. Dabei wird ausgehend von z.
B. Calciumoxid in einem organischen Lösungsmittel, vorzugsweise Oktan, eine Dispersion
hergestellt. Dieser Dispersion wird wenig Alkohol, vorzugsweise Methanol oder Ethanol,
wenig Wasser und ein Dispergiermittel zugesetzt. Unter starkem Rühren wird in diese
Dispersion Kohlendioxid eingeleitet, welches zur Umwandlung von Calciumoxid zu Calciumcarbonat
führt. Dabei werden die vorliegenden Partikel zu Nanopartikeln zersprengt, die durch
das anwesende Dispergiermittel über eine sterische Hinderung stabilisiert werden.
[0042] In ähnlicher Weise kann auch von z. B. Calciumhydroxid ausgegangen werden, wobei
keine Wasserzugabe erforderlich ist.
[0043] Einfacher ist die Herstellung der nanoskaligen Dispersion mit hydrolyseempfindlichen
Ausgangsmaterialien, die dann unter Anwesenheit des Dispergiermittels im organischen
Lösungsmittel mit Wasser hydrolysiert werden. Im Falle des Calciums können hier beispielsweise
Calciumhydrid, Calciumcarbid, Calciumalkoholate oder Alkylcalciumcarbonate als Ausgangssubstanz(en)
verwendet werden. Prinzipiell könnte auch von metallischem Calcium ausgegangen werden.
Durch langsame Wasserzugabe kommt es zu der Hydrolyse, wobei die vorliegenden Partikel
zu Nanopartikeln zersprengt werden. Ein kontinuierlicher Wasserentzug ist für die
Bildung einer stabilen nanoskaligen Dispersion notwendig. In Anwesenheit von Kohlendioxid
bildet sich eine über das Dispergiermittel stabilisierte nanoskalige Dispersion aus
Calciumcarbonat aus.
[0044] Wie auch für die Herstellung von nanoskaligen Dispersionen aus Calciumverbindungen
können selbstverständlich auch entsprechende nanoskalige Dispersionen aus Magnesiumverbindungen
unter Einsatz der entsprechenden Ausgangsverbindungen hergestellt werden.
[0045] Obwohl erfindungsgemäß vorzugsweise unpolare Lösungsmittel eingesetzt werden sollen,
können auch nanoskalige Dispersionen aus Calciumcarbonat mit Wasser als Lösungsmittel
in Anlehnung an die Verfahren der gefällten Calciumcarbonate hergestellt werden. Um
dabei Partikel der gewünschten Größe zu erhalten, muß ein entsprechend abgeändertes
Dispergiermittel eingesetzt werden, wobei bei den wässerigen Verfahren auch noch die
elektrostatische Abstoßung zur Stabilisierung beiträgt.
[0046] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Beispiels näher erläutert.
[0047] Ein Buch aus sauer geleimtem Holzschliffpapier (0,05 m Säure/kg) wurde mit einer
nanoskaligen Calciumcarbonat-Dispersion insgesamt ohne Vortrocknung getränkt. Das
eingesetzte nanoskalige Calciumcarbonat war mit einer Alkylarylsulfonsäure stabilisiert
und dieses Calciumcarbonat wurde in 2 Gew.-% in Cyclohexan eingesetzt.
[0048] Mit dem erfindungsgemäßen Entsäuerungsmittel konnte eine gleichmäßige Entsäuerung
des gesamten Buches mit einer alkalischen Reserve von ca. 1,2% CaCO3 (0,24 mmol Base/kg)
herbeigeführt werden.
1. Entsäuerungsmittel für organisches Material enthaltend eine Dispersion von Nanopartikeln
aus alkalischen Metallverbindungen in einem Lösungsmittel.
2. Entsäuerungsmittel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die alkalischen Metallverbindungen Erdalkalicarbonate, Erdalkalihydrogencarbonate,
Erdalkalioxide, Erdalkalihydroxide oder Mischungen aus diesen Substanzen sind.
3. Entsäuerungsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Lösungsmittel ein unpolares organisches Lösungsmittel, eine siliciumorganische
Verbindung, verflüssigtes Gas oder überkritisches Gas ist.
4. Entsäuerungsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Mittel Additive enthält.
5. Verfahren zur Entsäuerung von organischem Material,
dadurch gekennzeichnet, daß
das zu behandelnde Material mit einem Entsäuerungsmittel nach einem der Ansprüche
1 bis 4 behandelt wird.
6. Verwendung des Entsäuerungsmittels nach einem der Ansprüche 1 bis 4 in der Form eines
Aerosols.