[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Artilleriegeschoß nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Herkömmliche Artilleriegeschosse entsprechend der DE 38 04 351 A1 haben einen auf
die Geschoßspitze aufschraubbaren Zünder. Dies hat den Nachteil, daß für unterschiedliche
artilleristische Aufgaben, wie Detonation mit Bodenabstand, Detonation nach Durchdringen
einer Struktur und zur Bekämpfung von Zielen im Schutzzustand unterschiedliche Zünder
verwendet werden müssen. Darüber hinaus kann die Aufgabe der Bekämpfung von Zielen
im Schutzzustand hinter harten Strukturen, wie z. B. Betondecken oder Betondecken
mit Schuttüberdeckung nur in begrenztem Umfang erfüllt werden, da die Gefahr besteht,
daß beim Penetrationsvorgang der Zünder beschädigt wird oder insbesondere bei Schrägbeschuß
von der Geschoßspitze abbricht.
[0003] Bei einem Artilleriegeschoß nach der DE 195 35 218 C2 wird ein unterkalibriger Penetrator
mit Sprengladung und Bodenzünder aus einem vollkalibrigen Hülsenkörper mittels einer
dort angeordneten Treibladung beschleunigt. Dabei durchschlägt der Penetrator den
an der Geschoßspitze liegenden Annäherungszünder und die Geschoßhaube. Beim Zielaufschlag
wird die zeitverzögerte Zünderfunktion des Bodenzünders in Gang gesetzt. Nach dem
Durchschlag zündet der Bodenzünder die Sprengladung, wodurch der Penetrator und die
Hülse des Penetrators in Splitter zerlegt wird. Aufgrund des unterkalibrigen Penetrators
ist sowohl die Masse des Penetrators als auch die Größe der Sprengladung verhältnismäßig
klein, so daß die Wirkung im Ziel nicht immer ausreichend ist.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Artilleriegeschoß vorzuschlagen, das
erfolgreich zur Bekämpfung von unterschiedlichen Zielen geeignet ist. Insbesondere
sollen Ziele im Schutzzustand hinter harten Strukturen, wir Betondecken, oder Betondecken
mit Schuttüberdeckung bekämpft werden. Daneben sollen auch Ziele über Luftsprengpunkt
und Ziele im Aufschlag bekämpft werden.
[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen entnehmbar.
[0006] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist anhand der Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 ein Artilleriegeschoß im Längsschnitt und
Fig. 2 einen Querschnitt II - II nach Fig. 1
[0007] Ein vollkalibriges Artilleriegeschoß 1 mit Führungsring 2 besitzt ausschließlich
eine heckseitige Öffnung 3, die über ein eingeschraubtes Bodenstück 4 verschlossen
ist. Ein Gewindeverbindung zwischen einer Geschoßhülle 6 und dem Bodenstück 4 ist
mit 5 bezeichnet.
[0008] Die Geschoßhülle 6 weist eine dünne Hülle 46 auf und ist etwa gleich dick ausgebildet,
wobei an der Geschoßspitze ein Penetrator 7 vorgesehen ist.
[0009] Der Penetrator 7 ist entweder einstückig mit der Geschoßhülle 6 oder aus einem Schwermetall
gebildet, das über bekannte Verbindungsarten mit der Geschoßhülle 6 verbunden ist.
[0010] Im Anschluß an den Penetrator 7 in Richtung des Bodenstücks 4 ist die Geschoßhülle
6 durch drei Stege 8 verstärkt. Die Stege 8 erstrecken sich etwa über 50% der Länge
der Ogive 40 und sind am Boden 41 abgestützt. Die Stege 8 sind einstückig mit der
Geschoßhülle 6. Die Zwischenräume 9 zwischen den Stegen 8 nehmen Segmente 10 aus Konstruktionssplittern
11, wie Kuben, Kugeln auf. Dabei bleibt ein konisch zur Spitze hin verlaufender Kanal
12 frei. In den Kanal 12 erstreckt sich eine Sprengladung 13 bis zum Boden 41 des
Penetrators 7.
[0011] Im Anschluß an die bodenseitig auslaufenden Stege 8 folgen weitere Segmente 14, 15
aus Konstruktionssplittern, nämlich Platten 16 und vorgekerbte Ringe 17.
[0012] Das Bodenstück 4 trägt in einer Vertiefung 18 einen Bodenzünder 19. Der Bodenzünder
19 weist eine nicht näher gezeigte mechanische Sicherungseinrichtung 31, eine zeitverzögernde
Einheit 32 mit einer elektronischen Zeitverzögerung bis 50 ms, einen Detonator 20
und eine Verstärkungsladung 21 auf.
[0013] Der Bodenzünder 19 sitzt zentral in einer kugelförmigen, konkaven Ausnehmung 22 des
Bodenstücks 4.
[0014] Der Penetrator 7 weist umfangsseitig eine Stufe 25 zur Befestigung einer Haube 26
aus Kunststoff auf. Die Haube 26 enthält einen Kopfzünder 30 mit Sensoren 33, 34 zur
Detektion eines Zielabstandes (Annäherungsfunktion) und des Aufschlages (Aufschlagzünderfunktion).
Die nicht näher gezeigten Sensoren 33, 34 sind in bekannter Weise durch Kabel oder
Signalleitungen, wie Glasfaser, mit dem Bodenzünder 19 verbunden.
[0015] Bei der Bekämpfung eines nicht gezeigten Betonbunkers mit Schuttüberdeckung bzw.
einer Betondecke mit Schuttüberdeckung erfolgt der Aufschlag des Artilleriegeschosses
1 auf dem Schutt. Der Kopfzünder 30 sensiert den Aufschlag und setzt den Bodenzünder
19 in Gang. Dort wird in bekannter Weise die mechanische Sicherungseinrichtung entriegelt
und die elektronische Zeitverzögerung in Gang gesetzt. Während des Durchgangs des
Artilleriegeschosses 1 durch den Schutt wird der Kopfzünder 30 zerstört, so daß das
Artilleriegeschoß 1 mit dem Penetrator 7 auf die Betondecke aufschlagen und diese
als Ganzes durchdringen. Entsprechend der Zeitverzögerung detoniert das Artilleriegeschoß
1 hinter der Betondecke mit Splitterwirkung.
[0016] Zur Bekämpfung von Zielen über Luftsprengpunkt detektiert der Kopfzünder 30 den vorgesehenen
Bodenabstand und es erfolgt die Detonation des Artilleriegeschosses 1 mit Splitterwirkung.
[0017] Bei Bekämpfung von Zielen im Aufschlag tritt die Detonation des Artilleriegeschosses
1 aufgrund der Sensierung des Kopfzünders 30 ein.
[0018] Die kugelförmige, konkave Ausnehmung 22 des Bodenstücks 4 zentriert die Detonationswellen
in Richtung des Penetrators 7, so daß aufgrund der vorgegebenen Laufrichtung der Detonationswellen
von hinten nach vorne ein erhöhter Splitteranteil in Flugrichtung des Artilleriegeschosses
1 vorliegt. Dies führt insbesondere bei den Bekämpfungsarten Luftsprengpunkt und Ziele
im Schutzzustand zu einer gegenüber bekannten Artilleriegeschossen mit Kopfzündern
deutlich gesteigerten Wirkung.
[0019] Die Geschoßhülle 6 ist im Anschluß an die, durch den Penetrator 7 gebildete massive
Struktur als dünne Hülle 46 ausgebildet, um die eingelegten Konstruktionssplittersegmente
10 bei der Beschleunigung durch die Detonationswelle nicht oder wenig zu behindern.
Die Stabilität der Geschoßhülle 6 wird in diesem Bereich (Ogivenbereich) durch die
Rippenstruktur der Geschoßhülle 6 erreicht. Zur Steigerung der Splitterwirkung in
den Segmenten 14, 15 sind Konstruktionssplitter unterschiedlicher Größe und Gewichte
vorgesehen.
1. Artilleriegeschoß (1) mit einem Kopf- und einem Bodenzünder (30, 19) und einer Sprengladung
(13), wobei der Kopfzünder (30) als Annäherungszünder ausgebildet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kopfzünder (30) nur die das Zielkriterium detektierenden Sensoren, für Aufschlag,
Zielabstand, Wärmestrahlung enthält und mit dem Bodenzünder (19) verbunden ist,
der Bodenzünder (19) eine Sicherungsvorrichtung (31), eine zeitverzögernde Einheit
(32) und einen Detonator (21) zur Zündung einer Sprengladung (13) aufweist und
der Kopfzünder (30) einem Penetrator (7) vorgelagert ist.
2. Artilleriegeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kopfzünder (30) in einer Haube (26) angeordnet und
die Haube (26) mit dem Penetrator (7) verbunden ist.
3. Artilleriegeschoß nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Haube (26) als Teil einer Geschoßogive (40) ausgebildet ist.
4. Artilleriegeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Geschoßhülle (6) ogivenseitig den Penetrator (7) und daran anschließend in
Richtung eines Bodenstücks (4) eine dünne Hülle (46) aufweist, die sich bis zum Bodenstück
(4) fortsetzt.
5. Artilleriegeschoß nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dünne Hülle (46) im Anschluß an den Penetrator (7) durch Rippen (8) verstärkt
ist, wobei die Rippen (8) am Boden (41) des Penetrators (7) abgestützt sind.
6. Artilleriegeschoß nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Geschoßhülle (6) innenseitig durch Splitter (10, 14, 15) verstärkt ist.
7. Artilleriegeschoß nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Splitter (14, 15) aus Konstruktionssplittern (16, 17) bestehen und an der
Geschoßhülle (6) anliegen, und
die Konstruktionssplitter (16, 17) unterschiedlich groß und schwer sind.
8. Artilleriegeschoß nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Geschoßhülle (6) bodenseitig mit einem Bodenstück (4) lösbar verbunden ist.
9. Artilleriegeschoß nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Bodenstück (4) eine kugelförmige, konkave Ausnehmung (22) aufweist, in deren
Zentrum der Bodenzünder (19) sitzt.
10. Artilleriegeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sprengladung (13) aus einem unempfindlichen kunststoffgebunden Sprengstoff
besteht.