[0001] Die Erfindung betrifft einen Überstromauslöser für elektrische Schutzschaltgeräte,
insbesondere Leitungsschutzschalter oder Motorschutzschalter, mit elektromagnetischer
und thermoelektrischer Auslösung.
[0002] Ein derartiger Überstromauslöser ist bereits in der DE-PS 36 37 275 offenbart. Dieser
vorbekannte Überstromauslöser ist bis zum siebenfachen Nennstrom des Schaltgerätes
eigensicher. Für den Motorschutz werden Jedoch Überstromauslöser mit magnetischen
Ansprechwerten bis zu dem zwanzigfachen Nennstrom benötigt, wodurch sich bei dem vorbekannten
Überstromauslöser ein ungeschützter Bereich zwischen dem siebenfachen Nennstrom und
dem gewünschten Ansprechwert des Magnetauslösers ergibt.
[0003] Aus der DE-OS 19629062 ist es weiterhin im Rahmen einer Weiterentwicklung des zuvor
erwähnten Überstromauslösers bekannt, den Anker im kalten Zustand mittels eines zusätzlichen
Bimetalls bis ca. zum zehnfachen Nennstrom im Sinne eines Verhinderns des Ansprechens
festzuhalten und erst bei größeren Stromstärken mechanisch dieses Bimetall durch die
Magnetkraft zu überwinden. Fließt bei diesem vorbekannten Überstromauslöser ein Strom
in der Größenordnung zwischen dem sieben- und zehnfachen Nennstrom, also bis zum magnetischen
Haltestrom, kommt es zu einem schnellen Ausbiegen des Bimetalls und damit zur Freigabe
des Ankers mit der Folge, daß der kritische Bereich des Schutzschalters mittels des
Magnetauslösers thermisch geschützt wird. Als nachteilig ist an dieser prinzipiell
zuverlässig arbeitenden Überstromauslöser anzusehen, daß die Herstellung seiner Teile
eine außerordentlich hohe Genauigkeit erforderlich macht, welche mit einfachen Mitteln
in der Serienfertigung nicht ohne weiteres zu erreichen ist.
[0004] Der Erfindung liegt demgemäß die Aufgabe zugrunde, einen Überstromauslöser der eingangs
genannten Art so weiterzubilden, daß für seinen kritischen Bereich zwischen dem sieben-
und zehnfachen Nennstrom die Eigensicherheit mit geringen konstruktiven Aufwand gewährleistet
ist.
[0005] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch im Patentanspruch 1 genannten Merkmale
gelöst. Bevorzugte Merkmale, die die Erfindung vorteilhaft weiterbilden, sind den
nachgeordneten Patentansprüchen zu entnehmen.
[0006] Vorteilhaft wird somit gemäß der Erfindung die Ansprechzeit der Bimetallscheibe im
kritischen Bereich zwischen dem sieben- bis zwölffachen Nennstrom unter Verwendung
des Magnetankers so stark verkürzt, daß der für die Eigensicherheit des Schaltgerätes
erforderliche thermische Schutz gewährleistet ist. Dabei wird die Magnetkraft der
stromdurchflossenen Spule verwendet, um direkt über den Anker und ein rohrförmiges
Betätigungsorgan die Bimetallschnappscheibe zu beaufschlagen. In günstiger Weise fungiert
die Bimetallscheibe als Ankerfesselungsfeder, die den Anker mechanisch bis zum magnetischen
Ansprechwert des Schutzschalters festhält. Sobald der magnetische Ansprechwert erreicht
ist, drückt der Anker über das rohrförmige Betätigungsorgan die Bimetallscheibe derart
über ihren Schnappunkt, daß der Stößel das Schaltschloß des Schutzschalters entklinken
kann. Bei stromdurchflossener Spule drückt der Anker je nach Höhe der Stromstärke
mehr oder weniger auf die Bimetallschnappscheibe mit dem Effekt, daß im kritischen
Bereich zwischen dem sieben- und zehnfachen Nennstrom das Umschnappen der über den
Tragkörper beheizte Scheibe beschleunigt wird. Hierdurch wird die Schnappzeit der
Schnappscheibe so verkürzt, daß der Schutzschalter schnell und damit eigensicher abschaltet.
[0007] Die gegenseitige Unterstützung von Magnetanker und Bimetallschnappscheibe erfolgt
im wesentlichen nur im kritischen Bereich zwischen dem sieben- und zehnfachen Nennstrom.
Die beispielsweise für Leitungsschutzschalter vorgeschriebene Auslösekennlinie kommt
dabei dadurch zustande, daß bei höheren Strömen nur der Magnetanker und bei niederen
Strömen nur die Bimetallschnappscheibe wirksam sind.
[0008] Aufgrund der erfindungsgemäßen Konzeption läßt sich vorteilhaft mit einfachen Mitteln
leicht eine Serienfertigung realisieren. Die Voraussetzung für eine kostengünstige
Produktion ist durch die geringe Anzahl einfacher Teile gegeben, und durch die Verwendung
von ausschließlich rundsymmetrischen Teilen wie Tragkörper, Anker, Rohr, Stößel, Kern,
Schnappscheibe, O-Ring und Deckel wird ein kombinierter Überstromauslöser verfügbar
gemacht, der ohne zusätzliche Montagemaßnahmen für die vollmechanische Serienfertigung
konzipiert ist.
[0009] Für die Funktion des erfindungsgemäßen überstromauslösers kommt es zum einen auf
eine innige Verbindung der Bimetallschnappscheibe mit dem Tragkörper, beispielsweise
über einen elastischen O-Ring, an, um für die elektrothermische Auslösung einen guten
Wärmeübergang vom Tragkörper zur Schnappscheibe zu gewährleisten. Darüber hinaus ist
es jedoch auch wichtig, daß im betriebsbereiten Zustand der Abstand zwischen Anker
und Kern (Ankerluftspalt) nicht größer sein darf als der Schnapphub der Bimetallscheibe,
um sicherzustellen, daß beispielsweise bei hohen Kurzschlußströmen der Anker die Schnappscheibe
nicht mechanisch deformiert.
[0010] Das bei dem erfindungsgemäßen Überstromauslöser vorgesehene Stößel-Betätigungsorgan
ist vorzugsweise durch die Bohrung des Kerns geführt und bevorzugt als Rohr ausgebildet,
welches vorzugsweise den Stößel lose umgibt. Hierdurch ergibt sich eine außerordentlich
kompakte Gestaltung des Stößel-Betätigungsorgans mit optimaler Kraftübertragung und
-einleitung in die Schnappscheibe.
[0011] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist der Kern in dem Tragkörper in
seiner Lage bezüglich des Ankers einstellbar befestigt, wodurch sich eine zusätzliche
Justiermöglichkeit für den Ankerluftspalt ergibt.
[0012] Die Schnappscheibe ist in dem Aufnahmeende des Tragkörpers bevorzugt mittels eines
elastischen O-Rings randseitig beaufschlagt angebracht, wobei der O-Ring vorzugsweise
mittels einer deckelförmigen Kappe gegen die Schnappscheibe gepreßt ist, wobei die
Kappe eine mittige Stößeldurchtrittsöffnung aufweist.
[0013] Die Bohrung im Kern ist nach einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung mit einem
Führungsabschnitt für das Stößelbetätigungsorgan, vorzugsweise in Form eines Rohrführungsabschnitts,
und einem vergleichsweise durchmessergrößerem Abschnitt gebildet, wobei der Kern selbst
vorzugsweise nahe dem Aufnahmeende des Tragkörpers befestigt ist, um eine kompakte
Überstromauslösergestaltung zu ermöglichen.
[0014] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist der Anker eine rückseitige
Ausnehmung für die Aufnahme einer sich am Anschlagende abstützenden Schwingungsdämpfungsfeder
auf. Durch diese Maßnahme wird vorteilhaft der Bewegung des Ankers mit Netzfrequenz
derart begegnet, daß eine störende Geräuschentwicklung zuverlässig unterbunden wird.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Schnittansicht durch ein Ausführungsbeispiel eines Überstromauslösers in seiner
Bereitschaftsstellung;
- Fig. 2
- eine Schnittansicht des Überstromauslösers von Figur 1 nach elektromagnetischer Auslösung;
und
- Fig. 3
- eine Schnittansicht des Überstromauslösers von Figur 1 nach elektrothermischer Auslösung.
[0016] In Figur 1 ist schematisiert ein Schnitt durch einen Überstromauslöser 10 für Schutzschaltgeräte
dargestellt, der einen wärmeleitenden rohrförmigen Tragkörper 11 aufweist, welcher
mit einer Spule 12 umwickelt ist. Der Tragkörper 11 besitzt ein eingeformtes Anschlagende
13 und ein diesem gegenüberliegendes erweitertes Aufnahmeende 14 für die Anlage und
radiale Lagerung einer Bimetallschnappscheibe 15.
[0017] In dem Tragkörper 11 ist nahe von dessen Aufnahmeende 14 ein Kern 16 befestigt, der
eine zentrale Führungsbohrung 18 und eine breitere Bohrung 19 mit vergleichsweise
größerem Innendurchmesser besitzt.
[0018] Zwischen dem Kern 16 und dem Anschlagende 13 des Tragkörpers 11 ist ein in dem rohrförmigen
Tragkörper 11 verschiebbar gelagerter Anker 20 angeordnet, wobei zwischen dem Kern
16 und dem Anker 20 ein Abstand s als Ankerluftspalt gebildet ist. Der Anker 20 weist
eine rückseitige Ausnehmung 21 für die Aufnahme einer sich am Anschlagende 13 abstützenden
Schwingungsdämpfungsfeder 22 auf. Diese Schwingungsdämpfungsfeder 22 hat lediglich
die Funktion, eine störende Geräuschentwicklung des Ankers 20 aufgrund der Netzfrequenz
zu unterbinden, greift jedoch nicht funktionell in die sonstige Wirkungsweise des
Überstromauslösers 10 ein.
[0019] Das Aufnahmeende 14 des Tragkörpers 11 ist mittels einer Kappe 23 verschlossen, die
ebenso wie der Tragkörper 11, der Kern 16 und der Anker 20 rotationssymmetrisch ausgebildet
ist. Die Kappe 23 besitzt eine mittige Führungsöffnung 24 für die Führung eines in
Figur 1 nach links ausrückbaren Stößels 25. Das rückseitige Ende des Stößels 25 ragt
durch eine mittige Öffnung 31 der Schnappscheibe 15 und durch ein rohrförmiges Betätigungsorgan
26 verschiebbar gelagert in Richtung auf den Anker 20.
[0020] Das rohrförmige Betätigungsorgan 26 ist in seiner Außenseite in der Führungsnut 18
des Kerns 16 drehverschiebbar gelagert, liegt lose mit seinem einen Ende an dem Anker
20 und mit seinem anderen Ende an der Schnappscheibe 15 an. Eine Verdickung 27 an
dem Stößel 25 ist gemäß Figur 1 so angeordnet, daß die Bimetallscheibe 15 zwischen
der Verdickung 27 und dem Ende des rohrförmigen Bedienungsorgans 26 liegt. Das Anschlagende
13 besitzt weiterhin eine Öffnung 28, durch die der Überstromauslöser auch manuell
durch Eindrücken des Ankers 20 auslösbar ist.
[0021] Der Abstand s zwischen dem Kern 16 und dem Anker 20 ist derart gewählt, daß er mindestens
dem halben und höchstens dem ganzen Schnapphub der Schnappscheibe 15 entspricht, um
einerseits eine ausreichende Funktion zu gewährleisten und andererseits eine mechanische
Beschädigung der Schnappscheibe 15 bei Auslösung durch den Anker 20 zu vermeiden.
[0022] Die Schnappscheibe 15 ist in dem Aufnahmeabschnitt 14 im betriebsbereiten Zustand
derart aufgenommen und gehalten, daß sie in einem seitlichen Kontakt mit dem abgewinkelten
Tragkörperabschnitt 29 durch einen elastischen O-Ring 30 gedrückt wird, der seinerseits
mittels der Kappe 23 beaufschlagt wird.
[0023] Figur 2 zeigt den Überstromauslöser 10 nach elektromagnetischer Auslösung, wobei
der Anker 20 an dem Kern 16 anliegt und die Schnappscheibe 15 durch das rohrförmige
Betätigungsorgan 26 zur Bewegung in die Umschnappsteilung gebracht wurde, in der der
Stößel 25 seine ausgerückte Auslösestellung erreicht.
[0024] Figur 3 zeigt den Überstromauslöser 10 nach elektrothermischer Auslösung allein aufgrund
der Wirkungsweise der Schnappscheibe 15, die beim Umschnappen an den verdickten Abschnitt
27 des Stößels 25 angreift und diesen in die dargestellte Ausrückstellung bringt.
1. Überstromauslöser für Schutzschaltgeräte, insbesondere Leitungsschutzschalter oder
Motorschutzschalter mit elektromagnetischer und thermoelektrischer Auslösung, bestehend
aus
einem wärmeleitenden rohrförmigen und mit einer Spule (12) umwickelten Tragkörper
(11), der ein Anschlagende (13) und ein gegenüberliegendes erweitertes Aufnahmeende
(14) für die Anlage und die radiale Lagerung einer Bimetall-Schnappscheibe (15) mit
mittiger Bohrung (31) aufweist,
einem in dem Tragkörper (11) befestigten Kern (16) mit einer zentralen Bohrung (18,
19),
einem in dem Tragkörper (11) zwischen dessen Anschlagende (13) und dem Kern (16) bewegbaren
Anker (20), und
einem Stößel (25), der sich durch die Bohrung (31) in der Schnappscheibe (15) und
die Bohrung (18, 19) im Kern (16) in Richtung des Ankers (20) erstreckt, wobei der
Stößel (26) thermoelektrisch mittels der Schnappscheibe (15) über eine Verdickung
(27) und elektromagnetisch mittels des Ankers (20) über ein Stößel-Betätigungsorgan
(26) ausrückbar ist, und wobei im betriebebereiten Zustand der Abstand (s) zwischen
Anker (20) und Kern (16) höchstens dem Schnapphub der Schnappscheibe (15) entspricht.
2. Überstromauslöser nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Stößel-Betatigungsorgan (26) durch die Bohrung (18, 19) des Kerns (16) geführt
ist.
3. Überstromauslöser nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Stößel-Betätigungsorgan (26) als Rohr ausgebildet ist.
4. Überstromauslöser nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rohr (26) den Stößel (25) lose umgibt.
5. Überstromauslöser nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern (16) in dem Tragkörper (11) über ein Gewinde (17) in seiner Lage bezüglich
des Ankers (20) einstellbar befestigt ist.
6. Überstromauslöser nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schnappscheibe (15) in dem Aufnahmeende (14) des Tragkörpers (11) mittels
eines elastischen O-Rings (30) randseitig beaufschlagt ist.
7. Überstromauslöser nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der O-Ring (30) mittels einer Kappe (23) an die Schnappscheibe (15) gepreßt ist,
die in dem Aufnahmeende (14) befestigt ist und die eine mittige Stößel-Durchtrittsöffnung
(24) aufweist.
8. Überstromauslöser nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bohrung im Kern (16) mit einem Stößel-Betätigungsorgan-Führungsabschnitt (18)
und einem vergleichsweise durchmessergrößerem Abschnitt (19) gebildet ist.
9. Überstromauslöser nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern (16) nahe dem Aufnahmeende (14) des Tragkörpers (11) befestigt ist.
10. Überstromauslöser nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Anker (20) eine rückseitige Ausnehmung (21) für die Aufnahme einer sich am
Anschlagende (13) abstützenden Schwingungsdämpfungsfeder (22) aufweist.