[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung
von gehärteten, insbesondere von strahlungsgehärteten Lackschichten auf einer Substratoberfläche.
[0002] Lackschichten werden heutzutage u.a. mit Hilfe der Methode der Strahlungshärtung
hergestellt. Bei der Strahlungshärtung wird ein leicht verarbeitbares Gemisch von
reaktiven Einsatzstoffen und Additiven durch Belichtung in ein dreidimensionales,
mechanisch stabiles Polymernetzwerk überführt. Dabei wird die reaktive Lackformulierung
zunächst auf das zugehörige Substrat aufgebracht und in einem zweiten Schritt durch
optische Belichtung, vorzugsweise mit einem UV-Belichter, oder mittels Elektronenstrahlhärtung
vernetzt. Beispiele hierfür sind die optisch über Photoinitiatoren gestarteten Polymerisationen
von niederviskosen Lackformulierungen reaktiver Monomere, Oligomere und Präpolymere,
beispielsweise die radikalische Acrylatpolymerisation oder die kationische Vinylether-
oder Epoxidpolymerisation, oder die optische Vernetzung linearer Polymere mit reaktiven
Seitenketten. Ferner finden Polymerisate auf der Basis von (Meth)acrylaten, (Meth)acrylamiden,
Maleinimid-Vinylether, Wasserstoffabstraktionssysteme, ungesättigte Polyester sowie
säurehärtbare Harze Verwendung. Typische Anwendungen sind Beschichtungen von Papier,
Skiern, Möbeln, Fußböden, Metallen, Kunststoffen, bzw. Klebstoffe.
[0003] Bei einer strahlungshärtbaren Lackierung wie beispielsweise der UV-Lackierung oder
der Elektronenstrahlhärtung von komplex gestalteten dreidimensionalen Oberflächen
wie beispielsweise der von Kraftfahrzeugen muß die Belichtung gleichmäßig erfolgen,
um zu vermeiden, daß an kritischen Stellen wie beispielsweise an Kanten oder auf innenliegenden
Flächen ungehärtete Bereiche zurückbleiben. Zurückbleibende ungehärtete Bereiche können
mitunter zu Verklebungen, zur Emission niedermolekularer Verbindungen, teilweise verbunden
mit einer Geruchsbelästigung und/oder einer Gesundheitsgefährdung, sowie zu mangelhaftem
Glanz und mangelhafter Schutzwirkung des Lackes führen. Dies macht oftmals ein teueres
Nacharbeiten erforderlich, wenn nicht gar die mit hohen Kosten verbundene Entsorgung
wertvoller Substrate. Um eine gleichmäßige Belichtung von großflächigen Substraten
gewährleisten zu können, müssen bislang großflächige Strahler, insbesondere UV-Strahler
in Kombination mit 3D-Robotik eingesetzt werden. Dies erfordert hohe Investitionen
in maßgeschneiderte Belichteranlagen mit entsprechend hohen Betriebskosten und langsamen
Durchsatzzeiten und eventuell teurer thermischer Nachbehandlung, wie beispielsweise
bei Dualcure-Formulierungen. Ein weiteres Problem herkömmlicher Lackierungsverfahren
tritt bei der Verwendung pigmentierter oder mit Lichtschutzadditiven versehener Lackformulierungen
auf. Letztere werden hauptsächlich bei Außenanwendungen eingesetzt. In beiden Fällen
kann es hier zu Wechselwirkungen mit dem zur Belichtung eingestrahlten Licht kommen,
so zum Beispiel zur Absorption oder zur Streuung von UV-Licht. Dies wiederum hat zur
Folge, daß wegen des

Abschattungseffektes" des zur Aktivierung notwendigen Lichts eventuell eine nur unzureichende
Aktivierung der Vernetzungsreaktion durch das Photoinitiatorsystem erfolgt. Es ist
somit sehr schwierig, zu einer homogenen Durchhärtung, insbesondere in tieferen Lackschichten,
zu gelangen.
[0004] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung und ein Verfahren
bereitzustellen, mit deren Hilfe einfach und vergleichsweise schnell eine gleichmäßige
Lackschicht ohne Auftreten oben dargelegter Probleme hergestellt werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren nach Anspruch 1 und der entsprechenden
erfindungsgemäßen Vorrichtung nach Anspruch 10 gelöst. Zweckmäßige Weiterbildungen
sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren stellt ein Verfahren zur Herstellung mindestens einer
Lackschicht, vorzugsweise einer gehärteten Lackschicht an mindestens einer Stelle
einer Substratoberfläche dar, wobei das Verfahren mindestens die folgenden Schritte
in der folgenden Reihenfolge aufweist:
a) Initiieren mindestens einer Vernetzungsreaktion in mindestens einer reaktiven Lackformulierung;
b) Aufbringen, vorzugsweise homogenes Aufbringen der mindestens einen reaktiven Lackformulierung
vor Einsetzen der mindestens einen Vernetzungsreaktion an der mindestens einen Stelle
der Substratoberfläche.
[0007] Dabei wird unter

Initiieren mindestens einer Vernetzungsreaktion" verstanden, daß die Vernetzungsreaktion
zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht läuft, in der mindestens einen reaktiven Lackformulierung
aber ein Zustand geschaffen wird, aufgrund dessen nach einer gewissen Zeitspanne die
Vernetzungsreaktion ablaufen wird.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich demgemäß insbesondere dadurch aus, daß
die mindestens eine Vernetzungsreaktion im Gegensatz zu aus dem Stand der Technik
bekannten Lackierungsverfahren nun bereits vor Aufbringung der Lackformulierung auf
die zugehörige Substratoberfläche initiiert wird. Dies erlaubt eine homogene Initiierung
der Vernetzungsreaktion und vermeidet so eine ungleichmäßige Vernetzung, so zum Beispiel
von komplex geformten dreidimensionalen Substraten, bei denen oftmals bei herkömmlichen
Lackierungsverfahren ein erheblicher Aufwand betrieben werden muß, um tatsächlich
jede Stelle der zu lackierenden Oberfläche gleichermaßen zu behandeln, um so eine
gleichmäßige Lackschicht zu erhalten.
[0009] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in Schritt
a) die Vernetzungsreaktion in der mindestens einen reaktiven Lackformulierung optisch
initiiert. Vorzugsweise erfolgt dies durch UV-Belichtung oder Elektronenbestrahlung
der mindestens einen reaktiven Lackformulierung. In einer dabei verwendbaren reaktiven
Lackformulierung muß eine Vernetzungsreaktion optisch aktivierbar sein, so daß aus
einer niederviskosen Lackformulierung eine hochviskose, mechanisch stabile Lackschicht
entstehen kann.
[0010] Vorzugsweise umfaßt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die mindestens eine reaktive
Lackformulierung mindestens einen Photoinitiator. Dieser mindestens eine Photoinitiator
kann mit entsprechend eingestrahltem Licht in einer Weise wechselwirken, daß er dadurch
in die Lage versetzt wird, die Vernetzungsreaktion in der mindestens einen Lackformulierung
einzuleiten. Beispiele hierfür sind die optisch über Photoinitiatoren gestarteten
Polymerisationen von niederviskosen Lackformulierungen reaktiver Monomere, Oligomere
und Präpolymere oder die optische Vernetzung linearer Polymere mit reaktiven Seitenketten.
Hier können unter anderem die radikalische Acrylatpolymerisation und die kationische
Vinylether- oder Epoxidpolymerisation genannt werden. Die noch niederviskose Lackformulierung
wird nun vor Aufbringen auf die betreffende Substratoberfläche mit Licht bestrahlt,
vorzugsweise mit UV-Licht. Dabei ist es verhältnismäßig einfach, eine homogene UV-Belichtung
zu erreichen. So kann zum Beispiel an der Ausspritzdüse für die reaktive Lackformulierung
oder in der entsprechenden Zuleitung eine homogene Durchflutung mit UV-Licht dadurch
vorgenommen werden, daß von verschiedenen Seiten belichtet wird oder die Zuleitung
als UV-Lichtleiter ausgelegt ist. Vorteilhaft ist es hier auch, daß bei diesen kleinen
Abmessungen bzw. Geometrien nicht nur mit konventionellen UV-Strahlern, sondern auch
mit UV-Lasern gearbeitet werden kann. Letztere werden bevorzugt eingesetzt aufgrund
ihrer einfachen Strahlführung und der Möglichkeit der optimalen Anpassung der Laserwellenlänge
an die Absorption des in der reaktiven Lackformulierung enthaltenen Photoinitiatorsystems,
wie sie beispielsweise in J.-P. Fouassier,
Photoinitiation, Photopolymerization and Photocuring, Hanser Publishers, München, 1995 beschrieben sind.
[0011] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
in Schritt a) die Vernetzungsreaktion in der mindestens einen reaktiven Lackformulierung
thermisch initiiert. Das bedeutet, daß hier die Vernetzungsreaktion innerhalb der
mindestens einen reaktiven Lackformulierung durch Einstellen einer bestimmten Temperatur
initiiert wird. Auch hier ist es, ebenso wie bei der optischen Initiierung, relativ
einfach, die noch nicht auf das entsprechende Substrat aufgebrachte Lackformulierung
auf eine einheitliche, zur Initiierung der Vernetzungsreaktion nötige Temperatur zu
bringen, was nach Aufbringen der Lackformulierung auf das Substrat erheblich erschwert
wird, nicht zuletzt auch aufgrund der möglichen thermischen Wechselwirkungen der Lackformulierung
mit dem Substrat.
[0012] Vorzugsweise werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren Vorkehrungen getroffen, die
es ermöglichen, die Vernetzungsreaktion in der reaktiven Lackformulierung, die initiiert,
eingeleitet und letztlich ablaufen soll, kinetisch zu steuern; entscheidend ist hierfür
die Induktionsperiode, wie in J.-P. Fouassier,
Photoinitiation, Photopolymerization and Photocuring, Hanser Publishers, München, 1995, S. 165, Figur 5.1 beschrieben. Durch die entsprechende
kinetische Einstellung der Vernetzungsreaktion wird verhindert, daß die belichtete
reaktive Lackformulierung nicht schon vor dem Auftreffen auf der entsprechenden Substratoberfläche
und vor ihrem dortigen Verteilen, vorzugsweise homogenen Verteilen vernetzt und somit
in einen Zustand übergeht, der ein gleichmäßiges Verteilen der Lackformulierung auf
der Substratoberfläche erheblich erschweren würde. Die Zeitspanne zwischen der Initiierung
der Vernetzungsreaktion und ihrem tatsächlichen Einsatz muß mindestens so groß sein,
daß die noch niederviskose reaktive Lackformulierung zur Substratoberfläche gelangen
und dort zu einem Film der gewünschten Homogenität verlaufen kann. Erst anschließend
setzt die Vernetzungsreaktion ein, wodurch letztlich eine gehärtete Lackschicht erhalten
wird. Diese weist alle mechanischen Eigenschaften auf, wie beispielsweise Kratzfestigkeit
und Elastizität, sowie eine gute Chemikalienbeständigkeit, wie sie von den nach den
bisherigen Verfahren hergestellten strahlungsgehärteten Lackschichten bekannt sind.
Neben der Steuerung der Kinetik der Vernetzungsreaktion wird vorzugsweise auch darauf
geachtet, daß die Initiierung, beispielsweise die UV-Belichtung der Lackformulierung,
unmittelbar, d.h. etwa Sekundenbruchteile vor der Aufbringung der Lackformulierung
auf das Substrat vorgenommen wird. Die Lackformulierung wird also erst kurz vor oder
nach dem Verlassen der Aufbringeinheit belichtet, und es wird des weiteren vorzugsweise
auf einen kurzen Abstand der Aufbringeinheit zur Substratoberfläche geachtet.
[0013] Vorzugsweise wird die Temperatur der reaktiven Lackformulierung derart eingestellt,
daß die Vernetzungsreaktion auch nach ihrem Initiieren nicht sofort, sondern erst
verzögert einsetzt. Dabei wird die reaktive Lackformulierung in der Weise präpariert,
daß die notwendige Applikationsviskosität erhalten bleibt, so beispielsweise durch
höhere Anteile an Reaktivverdünnern. Letztere gewähren auch noch bei erniedrigten
Temperaturen ein homogenes Verteilen der Lackformulierung auf der entsprechenden Substratoberfläche.
Vorzugsweise erfolgt nach der Aufbringung der kalten Lackformulierung auf das Substrat
eine Temperung des Substrats auf bis zu 140 °C, vorzugsweise auf eine Temperatur unter
100 °C. Dadurch wird der Einsatz und der Verlauf der Vernetzungsreaktion beschleunigt.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
eine ausreichend langsame Vernetzungsreaktion verwendet. Das bedeutet, daß man die
reaktive Lackformulierung so wählt bzw. so synthetisiert, daß die darin auszulösende
Vernetzungsreaktion genügend langsam abläuft, so daß nach ihrer Initiierung für die
noch niederviskose Lackformulierung ausreichend Zeit bleibt, um zur entsprechenden
Substratoberfläche zu gelangen und zu einem homogenen Film zu verlaufen. Ein Beispiel
für einen solchen Reaktionstyp stellt die kationische Polymerisation dar. Nach J.-P.
Fouassier,
Photoinitiation, Photopolymerization und Photocuring, Hanser Publishers, München, 1995, S. 214, ist mit der Verwendung des Diglycidylethers
von Bisphenol-A ein solches System gezeigt.
[0015] Weiterhin bevorzugt wird die Vernetzungsreaktion durch eine räumliche Trennung von
Photoinitiatoren und den reaktiven, zu vernetzenden Lackformulierungsbestandteilen,
wie beispielsweise reaktiven Monomeren und Präpolymeren, verzögert. Dabei wird dies
vorzugsweise über Nanostrukturierung der Lackformulierung vorgenommen. Vorzugsweise
werden beispielsweise die in der Lackformulierung enthaltenen Photoinitiatoren in
Partikel eingebettet. Diese Partikel weisen hierbei vorzugsweise einen Durchmesser
im nm- bis µm- Bereich, besonders bevorzugt im Bereich von 10nm bis 100µm auf. Somit
kann die Vernetzungsreaktion um die Zeit verlangsamt werden, die die Photoinitiatoren
bzw. ihre Spaltprodukte zum Herausdiffundieren aus den Partikeln benötigen. In einer
anderen bevorzugten Ausführungsform werden die Photoinitiatoren nicht nur in Partikeln
eingebettet, sondern in Latices oder Dendrimeren fixiert. Die Verzögerungszeit der
Vernetzungsreaktion, die dadurch erreicht wird, entspricht nun der Zeit, die die reaktiven
Bestandteile der Lackformulierung, wie beispielsweise reaktive Monomere oder Oligomere,
zum Hineindiffundieren in die Latices benötigen.
[0016] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
die kinetische Steuerung der Vernetzungsreaktion über eine sogenannte Dualcure-Applikation
erreicht. Eine Dualcure-Applikation bezeichnet ein Harzsystem, das nach zwei Mechanismen
gehärtet werden kann, z.B. durch physikalische Trocknung und anschließende UV-Härtung,
kombinierte UV- und Elektronenstrahl-Härtung, Kombination von Strahlungshärtung und
Vernetzung über Isocyanate, evtl. in Kombination mit Alkoholen oder Aminen, wobei
die Isocyanate ggfs. verkappt sein können; Kombination von Strahlungshärtung und Vernetzung
über Epoxide, ggfs. mit Aminen, die verkappt sein können, oder über Säuren; Aminoharze,
die sowohl säurehärtbar als auch thermisch härtbar sind; Sauerstoff-härtende Systeme,
wie z.B. Allylverbindungen oder ungesättigte Fettsäureester von z.B. in der reaktiven
Lackformulierung enthaltenen Epoxiden und NCO-Gruppen-haltigen Verbindungen auf der
entsprechenden Substratoberfläche in Gegenwart einer optisch aktivierbaren Säure oder
Base, wie z.B. in J.-P. Fouassier,
Photoinitiation, Photopolymerization and Photocuring, Hanser Publishers, München, 1995 erwähnt. Dies führt zu einer relativ schnellen Vorvernetzung
der Epoxide und einer verzögerten Nachvernetzung über die NCO-Gruppen und die zuvor
gebildeten OH-Reaktionsprodukte der Polyaddition. Es liegt somit letztlich eine doppelte
Vernetzung vor. Auf diese Weise kann der Verlauf und die endgültige Vernetzung zeitlich
aufeinander abgestimmt werden.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden durch die
kinetische Steuerung der Vernetzungsreaktion, d.h. durch gezielte Reaktionsführung,
die rheologischen Eigenschaften während der Applikationsphase der Lackformulierung
aufder Substratoberfläche dynamisch eingestellt. Dadurch können Viskositätsmodifier
(Rheologieadditive) ersetzt werden, was wiederum typische Lackierprobleme wie beispielsweise
die Ablaufneigung an senkrechten Flächen beseitigt.
[0018] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
zwischen Schritt a), d.h. dem Initiieren der Vernetzungsreaktion in mindestens einer
reaktiven Lackformulierung, und Schritt b), nämlich dem homogenen Aufbringen der mindestens
einen reaktiven Lackformulierung vor Einsetzen der Vernetzungsreaktion an mindestens
einer Stelle der Substratoberfläche, ein weiterer Schritt a') eingeführt, nämlich
ein Zumischen von mindestens einem UV-Schutzmittel zu der mindestens einen reaktiven
Lackformulierung. Dabei werden die UV-Schutzmittel vorzugsweise in Reaktivverdünnern
gelöst und kurz nach der UV-Belichtung der photoinitiatorhaltigen reaktiven Lackformulierung
und kurz vor deren Aufbringen auf der Substratoberfläche in vorzugsweise turbulenter
Strömung homogen zugemischt. Durch diese Art der Beimischung der UV-Schutzmittel entstehen
keine Beeinträchtigungen der Homogenität der UV-Belichtung, d.h. die UV-Strahlungshärtung
der Lackformulierung wird nicht beeinträchtigt, während gleichzeitig aber durch Zusatz
der UV-Schutzmittel eine UV-Langzeitstabilisierung gewährleistet wird.
[0019] Vorzugsweise ist in einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
zwischen Schritt a) und Schritt b) ein weiterer Schritt a'') vorgesehen, in dem mindestens
ein Pigment der mindestens einen reaktiven Lackformulierung zugemischt wird. Hierbei
wird das Pigment, beispielsweise für Basecoats, vorzugsweise kurz nach dem Initiieren
der Vernetzungsreaktion in der mindestens einen reaktiven Lackformulierung, beispielsweise
durch UV-Belichtung einer photoinitiatorhaltigen Lackformulierung, und kurz vor Aufbringung
derselben in turbulenter Strömung zugemischt. Das Pigment ist dabei vorzugsweise in
Reaktivverdünnern dispergiert. Als Pigmente lassen sich hier beispielsweise die in
J.-P. Fouassier,
Photoinitiation, Photopolymerization and Photocuring, Hanser Publishers, München, 1995, S. 285 bis 297 beschriebenen verwenden; durch die
nachträgliche Zumischung sind jedoch auch alle anderen konventionellen, mit der Strahlunghärtung
nicht kompatiblen, weil absorbierend und damit nicht durchhärtbaren Pigmente, wie
sie z.B. im Automobilbereich verwendet werden, denkbar. Durch diese Art der Beimischung
eines Pigments wird insbesondere im Falle der Strahlungshärtung, d.h. der Initiierung
der Vernetzungsreaktion durch Belichtung, insbesondere durch UV-Belichtung, diese
in ihrer Homogenität nicht beeinträchtigt.
[0020] Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren auch zur Ausbesserung bzw. zur Reparatur
von Lackschichten auf einer Substratoberfläche verwendet. Hierbei wird zum Aufbringen
der mindestens einen reaktiven Lackformulierung vor Einsetzen der mindestens einen
Vernetzungsreaktion an der mindestens einen Stelle der Substratoberfläche eine Handspritzpistole
verwendet. Dabei ist die nötige lokale Aufbringung der Lackformulierung aufder Substratoberfläche,
nämlich genau an der defekten bzw. auszubessernden Stelle gewährleistet. Darüber hinaus
ist die Verwendung einer Handspritzpistole sehr praktisch und überall unmittelbar
vor Ort möglich.
[0021] Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung auch eine Vorrichtung zur Herstellung
mindestens einer vorzugsweise gehärteten Lackschicht an mindestens einer Stelle einer
Substratoberfläche, wobei die erfindungsgemäße Vorrichtung mindestens die folgenden
Elemente aufweist:
a) mindestens einen Vorratsbehälter für mindestens eine reaktive Lackformulierung,
b) mindestens eine Belichtungseinheit, bevorzugt eine UV-Belichtungseinheit, weiter
bevorzugt einen UV-Laser, und
c) mindestens eine Applikationseinheit mit einer Düse, insbesondere ein Sprühkopf
und/oder
d) eine Glocke für eine elektrostatische Applikation (ESTA-Glocke), wobei die mindestens
eine Belichtungseinheit so ausgebildet ist, daß die in der mindestens einen Belichtungseinheit
generierte Strahlung in der mindestens einen Applikationseinheit mit der reaktiven
Lackformulierung in Kontakt gebracht wird.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist mindestens
ein Lichtleiter vorgesehen, mit dessen Hilfe das in der mindestens einen Belichtungseinheit
generierte Licht in der mindestens einen Applikationseinheit mit der reaktiven Lackformulierung
in Kontakt gebracht wird. Dieser mindestens eine, vorzugweise mehrere Lichtleiter,
vorzugsweise UV-Lichtleiter werden kurz vor der Düse der Applikationseinheit eingebracht.
Bei der Apptikationseinheit handelt es sich vorzugsweise um einen Sprühkopf oder um
eine ESTA-Glocke. Mittels der Lichtleiter wird ohne großen Aufwand eine homogene Belichtung,
insbesondere UV-Belichtung, der reaktiven Lackformulierung kurzzeitig vor Verlassen
der Applikationseinheit erreicht. Man kann hierbei konventionelle Aufbringanlagen,
beispielsweise Lackierroboter, verwenden und diese mit einer fasergekoppelten Belichtung,
vorzugsweise einer fasergekoppelten UV-Belichtung nachrüsten. Dadurch werden erhebliche
Investitionskosten und Betriebskosten eingespart, da teure Einbrennöfen und Flächenbelichter
entfallen. Auch aus ökologischer Sicht ist dieser minimale Energieaufwand als erheblicher
Vorteil gegenüber dem Stand der Technik zu sehen. Alle weiteren positiven Eigenschaften
der Strahlungslackierung, wie beispielsweise Lösungsmittelfreiheit und Fehlen von
Monomeremission, bleiben erhalten. Des weiteren steigt auch der Durchsatz, da der
geschwindigkeitsbestimmende Schritt unter Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
die Applikation der reaktiven Lackformulierung, wie beispielsweise das Aufsprühen
der reaktiven Lackformulierung auf die Substratoberfläche, und nicht mehr zusätzlich,
wie bisher, die zum Teil langwierige Belichtung ist. Außerdem beträgt der Platzbedarf
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung einen Bruchteil des Platzbedarfs einer bisher
verwendeten Anlage. Damit ist man bei einem beliebigen Lackiervorgang wesentlich flexibler
in der Handhabung. So ist es beispielsweise in der Autoindustrie von großem Vorteil,
den Lackiervorgang auch aufengerem Raum durchführen zu können.
[0023] Ebenso betrifft die vorliegende Erfindung auch eine Lackschicht, die durch ein Verfahren,
wie oben beschrieben, herstellbar ist.
[0024] Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung in Verbindung
mit der entsprechenden Figur. Es zeigt:
- Fig. 1
- Schematischer Aufbau einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung mindestens
einer gehärteten Lackschicht an mindestens einer Stelle einer Substratoberfläche.
[0025] In Figur 1 ist schematisch der Aufbau einer erfindungsgemäßen Vorrichtung gezeigt.
Über eine Zuführung 5 wird die mindestens eine reaktive Lackformulierung aus einem
Vorratsbehälter in die mit einer Düse 6 versehene Applikationseinheit geleitet. Unmittelbar
vor dem Düsenausgang sind zwei Lichtleiter 3 und 4, vorzugsweise UV-Lichtleiter angebracht.
Von der Belichtungseinheit 1, bei der es sich vorzugsweise um einen UV-Belichter,
besonders bevorzugt um einen UV-Laser, handelt, wird das Licht durch einen an der
Belichtungseinheit angeordneten Verschluß 2, an dem die Lichtleiter 3, 4 angebracht
sind, über diese beiden Lichtleiter 3, 4 zur Applikationseinheit geleitet, und zwar
unmittelbar vor die Düse 6 der Applikationseinheit. Durch diese hier dargestellte
erfindungsgemäße Anordnung der Lichtleiter 3, 4 wird eine homogene UV-Belichtung der
reaktiven Lackformulierung kurz vor Verlassen der Applikationseinteit unmittelbar
an der Ausgangsöffhung der Düse 6 erreicht. Die Vernetzungsreaktion in der reaktiven
Lackformulierung wird somit an dieser Stelle initiiert. Die Vernetzungsreaktion wird
dabei so gewählt oder mit Hilfe anderer Methoden kinetisch so gesteuert, daß sie an
dieser Stelle, d.h. unmittelbar vor der Ausgangsöffnung der Düse 6 initiiert, aber
noch nicht eingeleitet wird oder abläuft. Die Applikationseinheit wird in einem kurzen
Abstand zur betreffenden, zu lackierenden Substratoberfläche angeordnet. Somit soll
sichergestellt werden, daß die Zeitspanne zwischen UV-Belichtung der reaktiven Lackformulierung
kurz vor der Ausgangsöffnung der Düse 6 und dem Auftreffen der reaktiven Lackformulierung
auf der Substratoberfläche ausreichend groß ist, so daß die noch nicht vernetzte Lackformulierung
noch ausreichend Zeit hat zu einer homogenen Schicht auf der Substratoberfläche zu
verlaufen. Erst anschließend wird durch die einsetzende Vernetzungsreaktion eine gehärtete
Lackschicht erhalten, die alle Eigenschaften, wie zum Beispiel Kratzfestigkeit und
Elastizität, sowie eine gute Chemikalienbeständigkeit besitzt, wie sie von strahlungsgehärteten
Lackschichten bekannt sind.
1. Verfahren zur Herstellung mindestens einer Lackschicht an mindestens einer Stelle
einer Substratoberfläche, das mindestens die folgenden Schritte in der folgenden Reihenfolge
aufweist:
a) Initiieren mindestens einer Vernetzungsreaktion in mindestens einer reaktiven Lackformulierung;
b) Aufbringen der mindestens einen reaktiven Lackformulierung vor Einsetzen der mindestens
einen Vernetzungsreaktion an der mindestens einen Stelle der Substratoberfläche.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt a) die Vernetzungsreaktion
der mindestens einen reaktiven Lackformulierung optisch initiiert wird, insbesondere
durch UV-Belichtung.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
reaktive Lackformulierung mindestens einen Photoinitiator umfaßt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Vernetzungsreaktion kinetisch steuerbar ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die kinetische Steuerung der
Vernetzungsreaktion über Variation der Temperatur der reaktiven Lackformulierung erfolgt
und/oder über Verwendung einer ausreichend langsam ablaufenden Vernetzungsreaktion,
insbesondere einer kationischen Polymerisation, und/oder über ein räumliches Trennen
des mindestens einen Photoinitiators von den zu vernetzenden Lackformulierungsbestandteilen
und/oder über Verringerung der Reaktivität des mindestens einen Photoinitiators.
6. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, daß das räumliche
Trennen des mindestens einen Photoinitiators von den zu vernetzenden Lackformulierungsbestandteilen
durch eine Nanostrukturierung der Lackformulierung erreicht wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verfahren nach Schritt a) und vor Schritt b) mindestens den folgenden weiteren Schritt
aufweist:
a') Zumischen von mindestens einem UV-Schutzmittel zu der mindestens einen reaktiven
Lackformulierung.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verfahren nach Schritt a) und vor Schritt b) mindestens den folgenden weiteren Schritt
aufweist:
a'') Zumischen von mindestens einem Pigment zu der mindestens einen reaktiven Lackformulierung.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt b) das Aufbringen der mindestens einen reaktiven Lackformulierung vor Einsetzen
der mindestens einen Vernetzungsreaktion an der mindestens einen Stelle der Substratoberfläche
mit Hilfe einer Handspritzpistole erfolgt.
10. Vorrichtung zur Herstellung mindestens einer Lackschicht an mindestens einer Stelle
einer Substratoberfläche, die mindestens die folgenden Elemente aufweist:
a) mindestens einen Vorratsbehälter für mindestens eine reaktive Lackformulierung,
b) mindestens eine Belichtungseinheit, bevorzugt eine UV-Belichtungseinheit, weiter
bevorzugt einen UV-Laser, und
c) mindestens eine Applikationseinheit mit einer Düse, insbesondere ein Sprühkopf
und/oder
d) eine Glocke für eine elektrostatische Applikation (ESTA-Glocke),
dadurch gekennzeichnet, daß
die mindestens eine Belichtungseinheit so ausgebildet ist, daß die in der mindestens
einen Belichtungseinheit generierte Strahlung in der mindestens einen Applikationseinheit
mit der mindestens einen reaktiven Lackformulierung in Kontakt gebracht wird.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Lichtleiter
verwendet wird, um das in der mindestens einen Belichtungseinheit generierte Licht
in der mindestens einen Applikationseinheit mit der mindestens einen reaktiven Lackformulierung
in Kontakt zu bringen.
12. Lackschicht, herstellbar durch ein Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9.