(19)
(11) EP 1 002 925 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.05.2000  Patentblatt  2000/21

(21) Anmeldenummer: 99890364.5

(22) Anmeldetag:  12.11.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7E06B 3/673
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 19.11.1998 AT 193398

(71) Anmelder: Lisec, Peter
3363 Amstetten-Hausmening (AT)

(72) Erfinder:
  • Lisec, Peter
    3363 Amstetten-Hausmening (AT)

(74) Vertreter: Beer, Manfred, Dipl.-Ing. et al
Lindengasse 8
1070 Wien
1070 Wien (AT)

   


(54) Verfahren zum Zusammenbauen von Isolierglas mit einem thermoplastischen Abstandhalter


(57) Um beim Verpressen von Isolierglas mit einem thermoplastischen Abstandhalter (2) Druckausgleich zu erlauben, damit im Inneren des gepreßten Isolierglases Überdruck vermieden wird, wird an wenigstens einer Stelle des thermoplastischen Abstandhalters (2), der auf eine (1) der Glasscheiben (1, 8) aufgespritzt ist, eine flache Vertiefung (4) vorgesehen. Die flache Vertiefung (4) wird durch bereichsweises Verformen des Abstandhalters (2) in Richtung auf die Glasscheibe (1), auf die der Abstandhalter aufgespritzt worden ist, hin erzeugt. Dabei wird der Abstandhalter 2 im Bereich der Vertiefung 4 soweit verformt, wie der Abstandhalter 2 beim Verpressen des Paketes aus Glasscheiben und Abstandhalter zu einer Isolierglasscheibe verformt wird. Die freie, der zweiten Glasscheibe (8) zugekehrte Fläche (5) im Bereich der Vertiefung (4) hat von der Glasscheibe (1), auf die der Abstandhalter (2) aufgespritzt ist, bevorzugt einen Abstand, der dem Abstand der beiden Glasscheiben (1, 8) im fertiggepreßten Isolierglas entspricht. Von Vorteil ist dabei, daß im Ergebnis - anders als bei Kerben im Abstandhalter - eine Isolierglasscheibe erhalten wird, deren Abstandhalter über seine ganze Länge die gleichen Eigenschaften und Abmessungen hat.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Zusammenbauen und Verpressen von Isolierglas mit den Mermalen des einleitenden Teils des unabhänigen Anspruches.

[0002] Neben Isolierglas, bei dem die wenigstens zwei Glasscheiben durch einen beidseitig mit Dicht- und Klebemittel (z.B. einem Butylkautschuk) belegten, metallischen, meist als Hohlprofil ausgebildeten Abstandhalter mit Abstand voneinander verbunden sind, ist auch Isolierglas bekannt, bei dem zwischen den Glasscheiben des Isolierglases ein Strang aus thermoplastischem Kunststoff als Abstandhalter vorgesehen ist.

[0003] Beim Verpressen von Isolierglas mit einem thermoplastischen Abstandhalter ergeben sich insoferne Probleme, als der thermoplastische Abstandhalter beim Pressen von Isolierglas in einer Richtung quer zur Ebene des Isolierglases gestaucht wird, so daß, wenn nicht besondere Maßnahmen getroffen werden, im Innenraum des Isolierglases Überdruck entsteht, der zur Folge hat, daß die Glasscheiben mehr oder weniger stark nach außen gewölbt, also konvex, sind. Dies gilt auch für Isolierglas, bei dem der Scheibenzwischenraum zur Verbesserung der thermischen Isoliereigenschaften, und zur Verbesserung des Schallschutzes mit einem anderen Gas als Luft, z.B. mit einem Edelgas, gefüllt ist.

[0004] Es ist schon vorgeschlagen worden, in dem auf die eine Glasscheibe aufgespritzten, thermoplastischen Abstandhalter in seiner der zweiten Glasscheibe zugekehrten Seite wenigstens eine Kerbe vorzusehen, mit dem Ziel, beim Pressen des Isolierglases einen Druckausgleich zu erlauben. Solche Kerben in der einen Seite des Abstandhalters ergeben aber eine Druckausgleichsöffnung mit einer nur geringen Querschnittsfläche, so daß der Druckausgleich bei den angestrebten, kurzen Taktzeiten unvollständig ist, und im gepreßten Isolierglas Überdruck bestehen bleibt (EP 805 254 A).

[0005] Ein Verfahren der eingangs genannten Gattung ist aus der EP 805 254 A bekannt. Nachteilig bei dem aus der EP 805 254 A bekannten Verfahren ist es, daß im Bereich der Vertiefungen, die durch Verringern der Breite des Abstandhalters schon beim Aufspritzen desselben auf die Glasscheibe erzeugt werden sollen, schlußendlich "Material", nämlich thermoplastischer Kunststoff, fehlt.

[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren der eingangs genannten Gattung anzugeben, mit dem der Druckausgleich beim Pressen von Isolierglas mit einem thermoplastischen Abstandhalter vollständig oder nahezu vollständig möglich ist.

[0007] Gelöst wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung mit einem Verfahren, das sich durch die kennzeichnenden Mermale des unabhängigen Anspruches auszeichnet.

[0008] Bevorzugte und vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche.

[0009] Dadurch, daß bei dem erfindungsgemäßen Verfahren in dem auf die eine Glasscheibe aufgespritzten Abstandhalter in seiner der zweiten Glasscheibe zugekehrten Seite durch bereichsweises Verformen des Abstandhalters eine flache Vertiefung erzeugt wird, ergibt sich nach dem Ansetzen der zweiten Glasscheibe auf den Abstandhalter eine hinreichend große, schlitzförmige Öffnung, durch die beim Pressen des Isolierglases Druckausgleich in hinreichendem Ausmaß möglich ist.

[0010] Vorteilhaft bei dem Verfahren der Erfindung ist, daß auch in dem Bereich der erfindungsgemäß hergestellten Vertiefung genauso viel Werkstoff vorhanden wie in den übrigen Bereichen des thermoplastischen Abstandhalters, da beim erfindungsgemäßen Verfahren zunächst ein Abstandhalter mit über seine gesamte Länge gleichmäßiger Querschnittsform (also noch ohne Vertiefung) aufgespritzt wird. Erst dann wird an der wenigstens einen Stelle, an der dies notwendig und für einen hinreichenden Druckausgleich förderlich ist, durch Verformen des thermoplastischen Abstandhalters eine Vertiefung hergestellt. Dabei ergibt sich auch im Bereich der Vertiefung eine Querschnittsform des Abstandhalters, die der Querschnittsform des Abstandhalters von verpreßtem Isolierglas auch außerhalb des Bereiches der ursprünglich vorhanden Vertiefungen entspricht. Es fehlt also beim erfindungsgemäßen Verfahren an keiner Stelle an "Material", so daß eine Isolierglasscheibe erzielt wird, die ringsum gleichmäßige Eigenschaften besitzt und insbesondere ringsum gleichmäßig gas- und feuchtigkeitsdicht ist.

[0011] Bevorzugt ist im Rahmen der Erfindung, wenn die Vertiefung durch bereichsweises Zusammendrücken des auf die eine Glasscheibe aufgespritzten Abstandhalters quer zur Ebene der Glasscheibe erzeugt wird. Dabei ist es bevorzugt, wenn an beiden Enden der Vertiefung ein fließender Übergang ohne scharfe Kanten zu der der zweiten, an den Abstandhalter anzusetzenden Glasscheibe zugekehrten Seite des Abstandhalters vorliegt.

[0012] Beim erfindungsgemäßen Verfahren kann man so vorgehen, daß man den Abstandhalter im Bereich der in ihm zu erzeugenden Vertiefung so weit zusammendrückt, daß die der zweiten Glasscheibe zugekehrte Fläche der Vertiefung von der Glasscheibe, auf die der Abstandhalter aufgespritzt ist, einen Abstand hat, welcher der quer zur Ebene des Isolierglases gemessenen Höhe des Abstandhalters nach dem Verpressen des Isolierglases entspricht.

[0013] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung eines Beispieles der Erfindung, in der auf die angeschlossene Zeichnung Bezug genommen wird. Es zeigt

Fig. 1 einen auf eine Glasscheibe aufgespritzten, thermoplastischen Abstandhalter mit einer Vertiefung,

Fig. 2 einen Schnitt längs der Linie II-II in Fig. 1,

Fig. 3 eine Draufsicht auf den Abstandhalter im Bereich der Vertiefung und

Fig. 4 ein Zwischenstadium beim Verpressen des Scheibenpaketes aus zwei Glasscheiben und einem dazwischen angeordneten, thermoplastischen Abstandhalter.



[0014] Auf eine Glasscheibe 1 wird nach einem an sich beliebigen Verfahren aus einer Düse ein thermoplastischer Abstandhalter 2 beispielsweise mit im wesentlichen rechteckiger Querschnittsform aufgespritzt. Auf die freie Fläche, also die von der (ersten) Glasscheibe 1 abgekehrte Fläche 3 des Abstandhalters 2 wird beim Zusammenbauen des Isolierglases eine zweite Glasscheibe 8 aufgesetzt. Beim Verpressen des so zusammengestellten Scheibenpaketes aus den beiden Glasscheiben 1 und 8 und dem dazwischen angeordneten Abstandhalter 2 wird dieser so weit zusammengedrückt, daß seine Fläche 3 dann die in Fig. 1 und 4 durch die strichlierte Linie 7 angedeutete Lage einnimmt. Ein Zwischenstadium des Verpressens des Scheibenpaketes ist in Fig. 4 wiedergegeben.

[0015] Wie Fig. 1 zeigt, ist in der Fläche 3 des thermoplastischen Abstandhalters 2 eine Vertiefung 4 vorgesehen, deren freie, von der Glasscheibe 1 weg weisende Fläche 5 von der Glasscheibe 1, auf die der Abstandhalter 2 aufgespritzt worden ist, einen kleineren Abstand aufweist, als die übrige freie Fläche 3 des Abstandhalters 2. Die Übergänge 6 zwischen der Fläche 5 im Bereich der Vertiefung 4 zur Fläche 3 des Abstandhalters 2 sind, wie in Fig. 1 gezeigt, ohne scharfe Kanten, also fließend ausgebildet.

[0016] Die Vertiefung 4 kann dadurch erzeugt werden, daß der Abstandhalter 2 im Bereich der Vertiefung 4 in Richtung auf die Glasscheibe 1 hin verformt wird. Dies kann dadurch erfolgen, daß auf den Abstandhaltaer 2 gedrückt wird, wozu beispielsweise ein Druckstempel verwendet wird, der eine der gewünschten Form der Vertiefung 4 einschließlich der Übergänge 6 entsprechende, auf den Abstandhalter 2 einwirkende Druckfläche aufweist. Der Druckstempel kann im Bereich seiner Druckfläche erwärmt sein.

[0017] Wie in Fig. 2 schematisch und idealisiert dargestellt, besitzt der Abstandhalter 2 im Bereich der Vertiefung 4 eine schienenkopf ähnliche Querschnittsform mit seitlichen Ausbauchungen 9.

[0018] Fig. 3 zeigt den Abstandhalter 2 im Bereich der Vertiefung 4 und die durch das bereichsweise Verformen des Abstandhalters 2 entstandenen, seitlichen Ausbauchungen 9 in Draufsicht. Es ist darauf hinzuweisen, daß der besseren Verständlichkeit wegen das Ausmaß der seitlichen Ausbauchungen 9 und deren Form übertrieben und idealisiert dargestellt ist.

[0019] Aus Fig. 4 ist ersichtlich, daß beim Verpressen des Scheibenpaketes aus den Glasscheiben 1 und 8 und dem zwischen diesem angeordneten, thermoplastischen Abstandhalter 2 auch bei fortgeschrittenem Verpreßvorgang, wenn also die Glasscheiben 1 und 8 einander unter Zusammendrücken des Abstandhalters 2 bereits angenähert worden sind, im Bereich der Vertiefung 4 des Abstandhalters 2 noch genügend Querschnittsfläche für einen wirksamen Druckausgleich bleibt. Erst am Ende des Preßvorganges, wenn die Seite der Glasscheibe 8, die der anderen Glasscheibe 1, auf die der Abstandhalter 2 aufgespritzt worden ist, zugekehrt ist, die durch die Linie 7 symbolisierte Endlage erreicht hat, liegt die Glasscheibe 8 auch im Bereich der vorher im Abstandhalter 2 vorhandenen Vertiefung 4 am Abstandhalter 2 an. Der Abstandhalter 2 hat dann über seine gesamte Länge im wesentlichen eine Querschnittsform, die in Fig. 2 für den Bereich der Vertiefung 4 dargestellt ist.

[0020] Insbesondere bei großformatigem Isolierglas kann im Abstandhalter 2 auch mehr als eine Vertiefung 4 hergestellt werden. Die Vertiefung 4 oder die Vertiefungen 4 können in jedem Fall beispielsweise eine Länge von etwa 3 cm haben. Sinngemäß kann das erfindungsgemäße Verfahren auch bei Isolierglas an mehr als zwei Glasscheiben angewendet werden.

[0021] Zusammenfassend kann ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung wie folgt beschrieben werden:

[0022] Um beim Verpressen von Isolierglas mit einem thermoplastischen Abstandhalter 2 Druckausgleich zu erlauben, damit im Inneren des gepreßten Isolierglases Überdruck vermieden wird, wird an wenigstens einer Stelle des thermoplastischen Abstandhalters 2, der auf eine 1 der Glasscheiben 1, 8 aufgespritzt ist, eine flache Vertiefung 4 vorgesehen. Die flache Vertiefung 4 wird durch bereichsweises Verformen des Abstandhalters 2 in Richtung auf die Glasscheibe 1, auf die der Abstandhalter aufgespritzt worden ist, hin erzeugt. Dabei wird der Abstandhalter 2 im Bereich der Vertiefung 4 soweit verformt, wie der Abstandhalter 2 beim Verpressen des Paketes aus Glasscheiben und Abstandhalter zu einer Isolierglasscheibe verformt wird. Die freie, der zweiten Glasscheibe 8 zugekehrte Fläche 5 im Bereich der Vertiefung 4 hat von der Glasscheibe 1, auf die der Abstandhalter 2 aufgespritzt ist, bevorzugt einen Abstand, der dem Abstand der beiden Glasscheiben 1, 8 im fertiggepreßten Isolierglas entspricht. Von Vorteil ist dabei, daß im Ergebnis - anders als bei Kerben im Abstandhalter - eine Isolierglasscheibe erhalten wird, deren Abstandhalter über seine ganze Länge die gleichen Eigenschaften und Abmessungen hat.


Ansprüche

1. Verfahren zum Zusammenbauen und Verpressen von Isolierglas mit einer ersten Glasscheibe (1), mit einer zweiten Glasscheibe (8) und mit einem zwischen diesen angeordneten Abstandhalter (2) aus thermoplastischen Kunststoff, bei dem der Abstandhalter (2) auf die erste Glasscheibe (1) aufgespritzt wird, und im Abstandhalter (2), bevor die zweite Glasscheibe (8) auf die von der ersten Glasscheibe (1) abgekehrte Fläche (3) des Abstandhalters (2) aufgesetzt wird, in der der zweiten Glasscheibe (8) zugekehrten Fläche (3) des Abstandhalters (2) eine Vertiefung (4) hergestellt wird, wobei dann die zweite Glasscheibe (8) auf den Abstandhalter (2) aufgesetzt und das Scheibenpaket gepresst wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Vertiefung (4) hergestellt wird, indem der Abstandhalter (2) bereichsweise durch Druck auf die der zweiten Glasscheibe (8) zugekehrte Fläche (3) des Abstandhalters (2) auf die erste Glasscheibe (1) zu unter Verkleinern seiner quer zur Ebene der ersten Glasscheibe (1), auf die der Abstandhalter (2) aufgespritzt worden ist, gemessenen Höhe verformt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Abstandhalter (2) mehr als eine Vertiefung (4) hergestellt wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstandhalter (2) verformt wird, bis die freie, der zweiten Glasscheibe (8) zugekehrte Fläche (5) des Abstandhalters (2) im Bereich der Vertiefung (4) von der ersten Glasscheibe (1), auf die der Abstandhalter (2) aufgespritzt worden ist, einen Abstand (Linie 7) aufweist, der dem Abstand der einander zugekehrten Flächen der Glasscheiben (1) und (8) bei verpresstem Isolierglas entspricht.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Vertiefung (4) im Abstandhalter (2) an ihren beiden Enden mit fließenden Übergängen (6) in die der zweiten Glasscheibe (8) zugekehrten Fläche (3) des Abstandhalters (2) hergestellt wird.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Glasscheibe (1) und die zweite Glasscheibe (8) beim Verpressen des Scheibenpaketes aus den Glasscheiben (1) und (8) und dem dazwischen angeordneten Abstandhalter (2) einander angenähert werden, bis die zweite Glasscheibe (8) an der der zweiten Glasscheibe (8) zugekehrten Fläche (5) der Vertiefung (4) im Abstandhalter (2) anliegt.
 




Zeichnung