TECHNISCHES GEBIET
[0001] Bei der Erfindung wird ausgegangen von einem Rotor für eine Strömungsmaschine, insbesondere
einen Turbolader, nach den Oberbegriff von Patentanspruch 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Ein Rotor der vorgenannten Art ist in EP 0 590 197 B beschrieben. Dieser Rotor weist
ein hohen Temperaturen ausgesetztes Turbinenrad aus gamma-Titanaluminid auf sowie
eine Lagerwelle mit einem Stahlkörper aus einem niedriglegierten Stahl, beispielsweise
einem Vergütungsstahl mit einem Kohlenstoffanteil von ca. 0,4 Gewichtsprozent, einem
Chromanteil von ca. 1 Gewichtsprozent sowie einem vergleichsweise geringen Molybdänanteil.
Zwischen Turbinenrad und Stahlkörper ist ein Zwischenstück aus einer Nickelbasis-Legierung
vorgesehen, welches mit dem Turbinenrad reibverschweisst ist. Das Zwischenstück weist
vorteilhafterweise einen relativ niedrigen Anteil an Nickel auf, da so die Reibschweissverbindung
des Gamma-Titanaluminidkörpers mit dem Zwischenstück bei vergleichsweise niedrigen
Temperaturen hergestellt werden kann. Das Risiko von Rissbildungen wird so beim Reibschweissen
in dem zur Versprödung neigenden Gamma-Titanaluminidkörper erheblich herabgesetzt
und ein Rotor mit einer hohen mechanischen Festigkeit sowohl bei Raumtemperatur als
auch bei Temperaturen bis 700°C erreicht.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0003] Der Erfindung, wie sie in den Patentansprüchen definiert ist, liegt die Aufgabe zugrunde,
einen Rotor der eingangs genannten Art anzugeben, welcher sich nicht nur durch eine
besonders grosse mechanische Festigkeit auszeichnet, sondern bei dem zugleich Wärmefluss
vom Turbinenrad in die Lagerwelle gering gehalten wird.
[0004] Beim Rotor nach der Erfindung wird durch geeignete Ausbildung des Zwischenstücks
sowohl bei Raumtemperatur als auch bei Temperaturen bis 700°C eine besonders hohe
mechanische Festigkeit erreicht. Dies ist vor allem der vorteilhaften Ausbildung des
Zwischenstücks zu verdanken, welches bei der Herstellung des Rotors durch Reibschweissen
in besonders fester Weise mit dem Stahlkörper der Lagerwelle und mit dem Turbinenrad
verbunden werden kann. Durch den Einbau wärmeflusshemmender Bestandteile kann zugleich
am Turbinenrad auftretende Wärme nur zu einem sehr geringen Teil vom Turbinenrad über
die Lagerwelle abfliessen. Das temperaturempfindliche Lager der mit dem Turbinenrad
verbundenen Welle bleibt so vor unzulässiger Temperaturbelastung verschont.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
[0005] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigt
die einzige Figur eine Aufsicht auf einen axial geführten Schnitt durch einen erfindungsgemässen
Rotor eines Turboladers.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0006] In der Figur bezeichnet 1 einen Rotor eines Turboladers mit einem als Welle des Turboladers
dienenden zylinderförmigen Stahlkörper 2, dessen eines Ende ein beispielsweise aus
einer Aluminiumlegierung bestehendes Verdichterrad 3 trägt, und dessen anderes Ende
über ein Zwischenstück 4 mit einem Gamma-Titanaluminidkörper 5 starr verbunden ist.
Der Gamma-Titanaluminidkörper 5 ist zumindest ein Teil eines dem Abgas einer Verbrennungsmaschine
ausgesetzten Turbinenrades 6 des Turboladers.Das Bezugszeichen 7 bezeichnet eine Diffusionsschicht,
welche die starre Verbindung zwischen dem Zwischenstück 4 und dem Gamma-Titanaluminidkörper
5 bewirkt.
[0007] Der Stahlkörper 2 weist eine Länge von beispielsweise 200 mm und einen Durchmesser
von beispielsweise 45 mm auf. Er besteht aus einem niedriglegierten Stahl, beispielsweise
einem Vergütungsstahl mit einem Kohlenstoffanteil von ca. 0,4 Gewichtsprozent, einem
Chromanteil von ca. 1 Gewichtsprozent sowie einem vergleichsweise geringen Molybdänanteil.
Ein solcher Stahl ist etwa ein Stahl des Typs St 575. Die Wärmeleitfähigkeit des Stahlkörpers
2 beträgt bei Raumtemperatur ca. 44 W/m·K und bei einer Betriebstemperatur von ca.
400°C ca. 37 W/m·K.
[0008] Das Zwischenstück 4 ist aus zwei Zylinderabschnitten 40, 41 aufgebaut. Der an den
Stahlkörper 2 anschliessende Zylinderabschnitt 41 enthält vier Scheiben aus einem
Stahl mit einer gegenüber dem Stahl des Stahlkörpers 2 geringen Wärmeleitfähigkeit.
Der Zylinderabschnitt 40 enthält eine Scheibe aus einer Nickel- oder aus einer Kobalt-Basislegierung.
Die Durchmesser der Zylinderabschnitte 40 und 41 sind an den Durchmesser des Stahlkörpers
2 angepasst. In axialer Richtung weisen die Zylinderabschnitte 40 bzw. 41 Längen von
typischerweise 10 bis 20 mm bzw. 10 bis 30 mm auf. Ist der Werkstoff des Zylinderabschnitts
40 als Nickel-Basislegierung ausgeführt, so weist diese Legierung vorzugsweise einen
Nickelanteil kleiner 65 Gewichtsprozent auf. Eine solche Legierung kann sowohl mit
dem Zylinderabschnitt 41 als auch mit dem Gamma-Titanaluminidkörper 5 durch Reibschweissen
verbunden werden, ohne dass bei hohen mechanischen und thermischen Belastungen während
des Betriebes des Turboladers ein Aufbrechen der Schweissstellen oder ein Versprödungsbruch
des Rotors 1, insbesondere im Bereich des gegenüber Stahl und der Nickel-Basislegierung
vergleichsweise spröden Gamma-Titanaluminidkörpers 5, zu befürchten ist. Besonders
vorteilhafte Legierungen, wie beispielsweise die unter der Bezeichnung INCONEL 718
von der Firma INCO vertriebene Nickel-Basislegierung, sind dem einleitend genannten
Stand der Technik nach EP 0 590 197 B zu entnehmen.
[0009] Der Gamma-Titanaluminidkörper 5 weist einen an das Zwischenstück 4 angepassten zylindrischen
Ansatz 8 von beispielsweise ebenfalls 45 mm Durchmesser auf und ist von einer intermetallischen
Verbindung auf der Basis eines dotierten Gamma-Titanaluminids gebildet. Bevorzugte
Legierungen sind dem zuvor genannten Stand der Technik zu entnehmen.
[0010] Der Zylinderabschnitt 41 kann anstelle aus vier auch aus nur einer oder auch mehr
als vier Scheiben bestehen. Die Scheiben des Zylinderabschnitts 41 und der Zylinderabschnitt
40 sind durch Schweissen, insbesondere Reibschweissen, starr miteinander verbunden.
Die Wärmeleitfähigkeit des so gebildeten Zwischenstücks 4 ist relativ gering und wird
umso stärker herabgesetzt, je mehr Stahlscheiben verwendet werden. Als Material für
die Scheiben des Zylinderstücks 41 wird mit Vorteil ein hochlegierter Stahl verwendet,
beispielsweise ein solcher mit einer thermischen Leitfähigkeit bei Raumtemperatur
kleiner 20 W/m·K. Solche Stähle sind typischerweise Stähle mit Legierungsanteilen
grösser 10 Gewichtsprozent, wie beispielsweise Stähle mit einem Chrom- und Nickelanteil
zwischen ca. 20 und 40 Gew%. Bevorzugte Beispiele stellen folgende Stähle dar:
X6CrNiTi18-10 mit der Zusammensetzung in Gewichtsprozent
[0011]
- C
- bis 0,08
- Si
- bis 1,0
- Mn
- bis 2,0
- Cr
- 17 - 19
- Ni
- 9 - 12
- Ti
- bis 0,7
[0012] Rest Eisen und nicht zu vermeidende Verunreinigungen
und mit einer thermischen Leitfähigkeit bei Raumtemperatur von ca. 16 W/m·K und bei
400 °C von ca. 20 W/m·K.
X8CrNiMoVNb16-13 mit der Zusammensetzung in Gewichtsprozent
[0013]
- C
- bis 0,1
- Si
- bis 0,6
- Mn
- bis 1,5
- Cr
- 15,5 ― 17,5
- Ni
- 12,5 ― 14,5
- Mo
- 1,1 bis 1,5
- V
- 0,6 bis 0,9
- Nb+Ta
- bis 1,2
- N
- 0,06 bis 0,14
[0014] Rest Eisen und nicht zu vermeidende Verunreinigungen
und mit einer thermischen Leitfähigkeit bei Raumtemperatur von ca. 13 W/m·K und bei
400 °C von ca. 21 W/m·K.
X 12 CrNi 25 21 mit der Zusammensetzung in Gewichtsprozent
[0015]
- C
- bis 0,15
- Si
- bis 0,75
- Mn
- bis 2,0
- C
- 24 - 26
- Ni
- 19 - 22
[0016] Rest Eisen und nicht zu vermeidende Verunreinigungen
und mit einer thermischen Leitfähigkeit bei Raumtemperatur von ca. 13 W/m·K und bei
400 °C von ca. 16 W/m·K.
X 6 CrNiMoTi17-12-2 mit der Zusammensetzung in Gewichtsprozent
[0017]
- C
- bis 0,08
- Si
- bis 1,0
- Mn
- bis 2,0
- C
- 16 - 19
- Ni
- 10 ― 14
- Mo
- 2,0 bis 2,5
- Ti
- bis 0,7
[0018] Rest Eisen und nicht zu vermeidende Verunreinigungen
und mit einer thermischen Leitfähigkeit bei Raumtemperatur von ca. 15 W/m·K und bei
400 °C von ca. 20 W/m·K.
[0019] Der Rotor 1 wurde aus den einzelnen Komponenten wie folgt hergestellt: Zunächst wurde
an den Stahlkörper 2 das Zwischenstück 4 angeschweisst. Hierbei wurde in einem routinemässig
ausgeführten Reibschweissvorgang zunächst eine der Scheiben das Zylinderabschnitts
41 auf dem zum Turbinenrad 6 weisenden Ende des Stahlkörpers 2 angebracht und wurden
darauf der Reihe nach in entsprechender Weise die verbleibenden drei Scheiben des
Zylinderabschnitts 41 und der scheibenförmige Zylinderabschnitt 40 befestigt. Sodann
wurden der Gamma-Titanaluminidkörper 5 mit dem aus dem Zwischenstück 4 und dem Stahlkörper
2 gebildeten Körper durch Reibschweissen verbunden wie dies im vorgenannten Stand
der Technik beschrieben ist. Hierbei bildete sich die Diffusionsschicht 7. Die Schweissverbindungen
zwischen dem Stahlkörper 2 und der zugeordneten Scheibe des Zylinderabschnitts 41
bzw. den beiden Zylinderabschnitten 40 und 41 zeichneten sich bei Raumtemperatur und
bei Temperaturen von mehr als 500°C durch eine besonders hohe Festigkeit aus, da die
zugeordneten Werkstoffe, zum einen der niedrig- und der hochlegierte Stahl und zum
anderen der hochlegierte Stahl und die Nickel- oder Kobalt-Basislegierung, ganz hervorragend
miteinander verschweisst werden konnten.
[0020] Der reibgeschweisste Rotor 1 wurde nach der Fertigstellung mit einer Geschwindigkeit
von ca. 150°C pro Stunde auf ca. 600°C aufgeheizt, einige Stunden auf dieser Temperatur
gehalten und anschliessend mit einer Geschwindigkeit von ca. 50°C pro Stunde abgekühlt.
Hierdurch wurden beim Reibschweissen möglicherweise entstandene und zu Versprödung
führende Spannungszustände entfernt.
[0021] Anhand von Zugversuchen ermittelte Festigkeitswerte eines derartig ausgebildeten
und derartig hergestellten Rotors lagen bei Raumtemperatur überwiegend bei ca. 500
MPa, wobei die Zerstörung entweder an der Diffusionsschicht 7 oder am Gamma-Titanaluminidkörper
5 eintrat. Diese hohen Festigkeitswerte reichen für den Einsatz des Rotors in einer
temperaturbelasteten Strömungsmaschine, wie insbesondere einer Gasturbine oder einem
Turbolader, vollkommen aus. Am Lager 9 des mit dem Rotor 1 nach der Erfindung ausgerüsteten
Turboladers trat eine Temperaturbelastung auf, welche gegenüber der Temperaturbelastung
bei einem vergleichbar ausgebildeten Turbolader mit einem Rotor nach dem Stand der
Technik unter vergleichbaren Betriebsbedingungen erheblich herabgesetzt ist.
BEZEICHNUNGSLISTE
[0022]
- 1
- Rotor
- 2
- Stahlkörper
- 3
- Verdichterrad
- 4
- Zwischenstück
- 5
- Gamma-Titanaluminidkörper
- 6
- Turbinenrad
- 7
- Diffusionsschicht
- 8
- Ansatz
- 9
- Lager
- 40, 41
- Zylinderabschnitte
1. Rotor für eine Strömungsmaschine, insbesondere für einen Turbolader, mit einem hohen
Temperaturen ausgesetzten Turbinenrad (5) aus einer Legierung auf der Basis eines
Gamma-Titanaluminids, einer Lagerwelle mit einem Stahlkörper (2) und einem zylinderförmigen
Zwischenstück (4), über welches das Turbinenrad (5) und der Stahlkörper (2) starr
miteinander verbunden sind, wobei die Verbindung zwischen dem Turbinenrad (5) und
dem Zwischenstück (4) durch Reibschweissen hergestellt ist, und wobei das Zwischenstück
(4) an seinem mit dem Turbinenrad (6) verbundenen Ende aus einer Nickel- oder Kobalt-Basislegierung
besteht, dadurch gekennzeichnet, dass das Zwischenstück (4) aus mindestens zwei starr
miteinander verbundenen Zylinderabschnitten (40, 41) aufgebaut ist, von denen ein
erster (40) aus der Nickel- oder Kobalt-Basislegierung und der zweite (41) von einem
Stahl gebildet ist mit einer gegenüber dem Stahl des Stahlkörpers (2) geringen Wärmeleitfähigkeit.
2. Rotor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl des zweiten Zylinderabschnitts
(41) hoch- und der Stahl des Stahlkörpers (2) niedriglegiert ist.
3. Rotor nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei Raumtemperatur die thermische
Leitfähigkeit des Stahls des zweiten Zylinderabschnitts (41) kleiner 20 W/m·K und
des Stahls des Stahlkörpers (2) grösser 30 W/m·K.
4. Rotor nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Zylinderabschnitt
(41) mindestens zwei miteinander verbundene Scheiben aufweist.