[0001] Die Erfindung betrifft ein Kunstfaserseil , vorzugsweise aus aromatischem Polyamid,
mit einer Umhüllung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Seile sind insbesondere in der Fördertechnik, wie z.B. bei Aufzügen, im Kranbau und
im Bergbau, ein wichtiges stark beanspruchtes Maschinenelement. Besonders vielschichtig
ist die Beanspruchung von getriebenen Seilen, über Seiltrollen umglenkten Seilen oder
auf Trommeln aufgewickelten Seilen, wie sie beispielsweise im Aufzugsbau und bei sSeilbahnen
verwendet werden. Dort sind grosse Seillängen notwendig und es besteht aus energetischen
Gründen die Forderung nach möglichst kleinen Massen. Hochfeste Kunstfaserseile, beispielsweise
aus aromatischen Polyamiden oder Aramiden mit hochgradig orientierten Molekülketten
erfüllen diese Anforderungen besser als herkömmliche Stahlseile. Allerdings sind Werkstoffe,
wie z.B. Aramide, besonders empfindlich gegenüber ultraviolettem (UV) Licht, oxidierenden
und reduzierenden Umwelteinflüssen, durch die die Bruchkraft und das Arbeitsvermögen
herabgesetzt werden. Aramidseile werden daher üblicherweise mit lichtbeständigem Material
ummantelt oder umflochten.
[0003] Es ist beispielsweise aus der EP 0 672 781 A1 der Anmelderin bekannt geworden, solche
ummantelte Kunstfaserseile bei Aufzugsanlagen als Tragorgane zu verwenden, um den
Kabinenrahmen einer in einem Aufzugsschacht geführten Kabine mit einem Gegengewicht
zu verbinden. Das Seil läuft über eine Treibscheibe, die zum Heben und senken der
Kabine und des Gegengewichts von einem Antriebsmotor angetrieben wird. Das Antriebsmoment
wird unter Reibschluss dem jeweils über den Umschlingungswinkel anliegenden Seilabschnitt
aufgeprägt.
[0004] Anstatt einer die gesamte Decklitzenlage umgebenden Ummantelung, ist dort jede einzelne
Litze dieser Lage mit einem ringsum geschlossenen extrudierten Mantel aus Kunststoff,
vorzugsweise Polyurethan oder Polyamid, versehen, die gesamthaft als Abriebschutz
für das Seil dienen und den gewünschten Reibwert zur Treibscheibe gewährleisten.
[0005] Dort werden die Bindekräfte zwischen den Kunststoffmänteln und der äussersten Kunstfaserlitzenlage
erreicht, indem die Kunststoffummantelung unter Druck aufgespritzt wird, so dass alle
Zwischenräume zwischen den Litzen ausgefüllt und ein Formschluss mit einer grossen
Haltefläche gebildet wird. Die bei Belastung des Seils auftretenden Schubkräfte können
unter bestimmten Bedingungen dennoch ein Verschieben oder Aufstauchen der Kunststoffmäntel
verursachen. Solche Veränderung des Seils sind unerwünscht, weil sie zum Ausfall des
Seils führen könnten. Die nötigen Bindekräfte zwischen Litze und Mantel durch Aufbringen
der Litzenmäntel im Druckspritzverfahren darzustellen, gestaltet sich jedoch aufwendig.
[0006] Demzufolge liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, den Herstellungsaufwand für
ein Kunstfaserseil zu verringern, während eine unverändert hohe Funktionalität sichergestellt
ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss mit einem Kunstfaserseil der eingangs genannten
Art mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruch 1 gelöst.
[0008] Umfangreiche Versuche der Anmelderin haben ergeben, dass anstelle einer bisher extrudierten,
schützenden Ummantelung nur durch eine Beschichtung der Kunstfaserlitzen in der äussersten
Litzenlage mit Flüssigkeit, welche UV-Stabilisatoren und andere Zusätze zum Schutz
gegen Abrieb und das Seil schädigenden Umwelteinflüssen enthält, ein zuverlässiger
UV-Schutz sowie eine ausreichende Abriebfestigkeit des Seiles dauerhaft sichergestellt
werden kann.
[0009] Die durch die Erfindung erzielten Vorteile bestehen in einer dauerhaften Bindung
der Umhüllung an die Kunstfaserlitzen der äusseren Litzenlage, weil das Material der
Umhüllung und der die Kunstfasern der Litzen fixierenden Matrix gleich sind. Durch
blosses Zumischen entsprechender Zusätze kann die Funktionalität über f die gesamte
Lebensdauer von Faserseilen auf einfache Weise verlängert werden. Die erfindungsgemässe
Umhüllung bildet weder Aufstauchungen noch ist sie verschiebbar auf den Kunstfaserlitzen.
Die Herstellung der Umhüllung erfolgt weitgehend ohne zusätzlichen vorrichtungsmässigen
Aufwand und ist einfach und kostengünstig. Ausgehend von grosserienmässig hergestellten
herkömmlichen Kunstfaserlitzen sind die Kunstfaserlitzen für die äusserste Faserlitzenlage
lediglich durch ein ohnehin vorhandenes Imprägnierungsbad zu ziehen, um die erfindungsgemässe
Beschichtung auszubilden. Die Schichtdicke ist über die Verweildauer der Kunstfaserlitze
im Imprägnierbad einstellbar. Der Beschichtungsvorgang kann ferner beliebig oft wiederholt
werden.
[0010] Eine besonders abriebfeste Ausführungsform der Beschichtung wird durch Zugabe von
Kurzfasern, beispielsweise aus Aramid, zum Imprägnierbad erreicht.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den übrigen abhängigen Ansprüchen
aufgeführt.
[0012] Anschliessend ist ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung mit Imprägniermittel
als Flüssigkeit unter Bezugnahme auf eine in der Zeichnung dargestellte Querschnittsansicht
eines aus sechszehn Litzen bestehenden Seils 1 näher beschrieben. Um eine Kernlitze
2 sind fünf gleiche Litzen 3 schraubenlinienförmig gelegt, mit denen fünf dickere
Litzen 4 abwechselnd mit fünf dünneren Litzen 5, im Parallelschlag zu einer Decklage
6 verseilt sind. Die für das dargestellte Seil 1 verwendeten tragenden Litzen 2,4,5
sind aus einzelnen Aramidfaserbündeln 7 gedreht oder geschlagen.
[0013] Die Litzen 2,3,4 und 5 bestehen im wesentlichen aus Aramidgarnen 8, die schraubenlinienförmig
in einer Matrix aus Polyurethan fixiert sind. Zum Verseilen oder Drehen werden die
Aramidgarne 8 mit einem schützenden Imprägnierungsmittel, beispielsweise mit Polyurethanlösung,
behandelt. Der Anteil des Polyurethans an jeder Litze 2,4,5 ist mit ausschlaggebend
für die Biegewechselfestigkeit des Seils 1. Je höher der Anteil des Polyurethans,
desto höher wird die Biegewechselleistung. Mit steigendem Poyurethananteil sinkt der
Füllfaktor des gesamten Seiles 1 und damit die Tragfähigkeit und das Dehnungsverhalten
des Seils 1. Der Polyurethananteil zur Imprägnierung der Litzen 2,4,5 kann je nach
gewünschten Seileigenschaften beispielsweise zwischen zehn und sechzig Prozent liegen.
[0014] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind exemplarisch sieben Aramidgarne 8
mittels Imprägnierung zu einem Filament 7 verbunden und fixiert. Die Imprägnierung
bildet dabei um jedes einzelne Filament 7 eine schützende dünne Schicht 9. Sieben
der Filamente 7 sind miteinander schraubenlinienförmig zu einer Litze 2,3,4,5 geschlagen.
In der tatsächlichen Ausbildung besitzen die Filamente 7 nicht die in der Zeichnung
dargestellte kreisrunde Form, sondern sind an die Oberfläche benachbarter Filamente
und der Litzen angepasst. Insoweit ist der Aufbau aller bei dem Ausführungsbeispiel
verwendeter Litzen 2,3,4,5 grundsätzlich gleich, jedoch kann die Anzahl der Verdrehungen
pro Meter zwischen den verschiedenen Litzenlagen und den Litzen mit verschiedenen
Litzendurchmessern unterschiedlich sein.
[0015] Jede der in der Decklage 6 verseilten dicken Litzen 4 und dünnen Litzen 5 ist erfindungsgemäss
von einer zusätzlichen Schutzschicht 10 aus Imprägniermittel umhüllt. Diese Schutzschicht
wird vorteilhafterweise durch zusätzliches Tränken in einen Imprägniermittelbad im
Durchlaufverfahren auf der Oberfläche der dicken Litzen 4 und dünnen Litzen 5 gebildet.
Das Imprägniermittel enthält neben Polyurethan auch Zusätze von UV-Stabilisatoren,
vorzugsweise Siliziumkristalle, Oxidations- und Reduktionsblocker. Durch die Zugabe
von Kurzfasern, vorzugsweise aus Aramid, erhält die Schutzschicht 10 eine verbesserte
Abriebfestigkeit.
[0016] Die Dicke 11 der Schutzschicht 10 um die einzelnen Litzen 4,5 beträgt hier 0,2 mm;
erfindungsgemäss kann sie jedoch im Bereich zwischen 0,1 und 1 mm je nach gewünschter
Schutzwirkung gewählt werden. Die Schutzschicht 10 wirkt als Abriebschutz zwischen
den dicken Litzen 4 und den dünnen Litzen 5 der Decklage 6 und bildet im Verband aller
Litzen 4,5 der Decklage 6 nach aussen eine ebenso wirkungsvolle wie kostengünstig
herzustellende Umhüllung des Seils 1. Auf einen zusätzlichen Seilmantel aus Kunststoff
kann deshalb verzichtet werden. Gemäss der Erfindung mit einer Schutzschicht 10 beschichtete
Litzen 4, 5 können als Halberzeugnis vorgefertigt werden und dann je nach Bedarf mittels
herkömmlichen Verseilmaschinen weiterverarbeitet werden, was die Herstellungskosten
des Aramidfaserseil 1 bedeutend reduziert. Statt einem Imprägniermittel kann auch
eine andere Flüssigkeit mit Hafteigenschaft auf das Seil aufgebracht werden.
[0017] Neben Anwendungen als reines Tragseil, lässt sich das Seil bei verschiedensten Anlagen
der Fördertechnik anwenden, z.B. für Aufzüge, Schachtförderanlagen im Bergbau, Lastkränen
wie Bau-, Hallen- oder Schiffskräne, Seilbahnen und Skilifte sowie als Zugmittel bei
Fahrtreppen. Der Antrieb kann sowohl durch Reibschluss über Treibscheiben oder Koeppe-Scheiben
als auch durch drehende Seiltrommeln, auf die das Seil aufgewickelt wird, erfolgen.
Unter Förderseil ist ein laufendes, angetriebenes Seil zu verstehen, das gelegentlich
auch als Zug- oder Tragseil bezeichnet wird.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1-
- Seil
- 2-
- Kernlitze
- 3-
- Litze
- 4-
- dicke Litze
- 5-
- dünne Litze
- 6-
- Decklage
- 7-
- Filament
- 8-
- Aramidfaser
- 9-
- dünne Schicht
- 10-
- Schutzschicht
- 11-
- Schutzschichtdicke
1. Umhüllung für ein Seil mit tragenden Litzen (2,3,5) aus fixierten Kunstfasern (8),
vorzugsweise Polyamidfasern, welche tragenden Kunstfaserlitzen (2,3,5) in einer äussersten
Litzenlage (6) vorzugsweise auf einem durch lagenweise miteinander verseilte tragende
Kunstfaserlitzen (2,3) gebildeten Seilinneren verseilt sind, wobei die Umhüllung (10)
mindestens die tragenden Kunstfaserlitzen (4,5) der äussersten Litzenlage (6) umgibt,
dadurch gekennzeichnet, dass die Umhüllung (10) aus einer Flüssigkeit mit Zusätzen
von UV-Stabilisatoren und anderen Zusätzen zum Schutz gegen Abrieb und das Seil schädigende
Umwelteinflüsse gebildet ist.
2. Umhüllung für ein Kunstfaserseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Flüssigkeit aus einem Imprägniermittel zum Fixieren der Kunstfasern (8) besteht.
3. Umhüllung für ein Kunstfaserseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das
Imprägniermittel Kurzfasern zum Schutz gegen Abrieb enthält.
4. Umhüllung für ein Kunstfaserseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Imprägniermittel Oxidations- und Reduktionsblocker enthält.
5. Umhüllung für ein Kunstfaserseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das
Imprägniermittel aus Polyurethanlösung besteht.
6. Umhüllung für ein Kunstfaserseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Umhüllung (10) eine Schichtdicke (11) von 0,1 bis 1 mm aufweist.
7. Verfahren zum Herstellen einer Umhüllung (10) für ein Kunstfaserseil (1) aus gebündelten
und mittels einem Imprägniermittel zu tragenden Kunstfaserlitzen (2,3,4,5) fixierten
Kunstfasern (8), vorzugsweise Polyamidfasern, welche tragenden Kunstfaserlitzen (4,5)
in einer äussersten Litzenlage (6) auf einem durch lagenweise miteinander verseilte
tragenden Kunstfaserlitzen (2,3) gebildeten Seilinneren verseilt sind, wobei die Umhüllung
(10) mindestens die tragenden Kunstfaserlitzen (4,5) der äussersten Litzenlage (6)
umgibt, dadurch gekennzeichnet, dass die Kunstfaserlitzen (4,5) der äussersten Litzenlage (6) durch Tränken mit
Imprägniermittel beschichtet werden, welches Zusätze zum Schutz gegen Abrieb und das
Seil schädigende Umwelteinflüsse enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass anschliessen an ein erstes
Tränken Kurzfasern auf die Kunstfaserlitzen (4,5) der äussersten Litzenlage (6) aufgebracht
werden und dann die Kunstfaserlitzen (4,5) wieder durch Tränken mit Imprägniermittel
beschichtet werden.
9. Aufzugsanlage mit einem Kunstfaserseil mit Umhüllung nach einem der Ansprüche 1 bis
6.