[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Kompensation von Schlupf
einer Druckformhülse auf dem Formzylinder eines Druckwerkes.
[0002] Die DE 35 43 704 C2 zeigt eine Druckformhülse, die mittels eines Schrumpfsitzes auf
dem Formzylinder gehalten wird. Bei einer derartigen kraftschlüssigen Verbindung besteht
die Gefahr, daß die Druckformhülse sich in Umfangsrichtung verdreht, wenn die Schrumpfpassung
nicht ausreichend kräftig bemessen ist.
[0003] Gemäß der DE 44 12 873 A1 ist eine Druckformhülse an ihrer Innenwandung mit einem
in Richtung der Längsachse der Hülse verlaufenden Führungselement, beispielsweise
einem Steg, versehen, der im Montagezustand der Hülse in eine Nut des Formzylinders
hineinragt. Auf diese Weise ist die Druckformhülse formschlüssig gegen Verdrehen gesichert.
Diese Sicherungsart bedarf jedoch einer besonderen Gestaltung der Hülsen.
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung und ein Verfahren zu schaffen, die
dem Verdrehen einer Druckformhülse auf einem Formzylinder ohne das Erfordernis eines
Formschlusses entgegenwirken.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche
gelöst. Dank dem Einzelantrieb eines Druckwerks ist eine sich verdrehende Druckformhülse
mitsamt dem Formzylinder in eine Sollposition zurückdrehbar. Somit ist der Weg offen,
Druckformhülsen kraftschlüssig auf Formzylindern zu montieren, ohne die Gefahr von
Makulatur oder Qualitätseinbußen bei einem Rutschen der Formhülsen einzugehen. Die
Druckformhülsen sind kostengünstig erstellbar.
[0006] Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus den Unteransprüchen in Verbindung
mit der Beschreibung.
[0007] Die Erfindung soll nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
Die einzige Zeichnung zeigt schematisch zwei Druckwerke mit einer Vorrichtung zur
Kompensation von Schlupf einer Druckformhülse.
[0008] Die Figur zeigt zwei Druckwerke 1,2 einer Rollenrotationsdruckmaschine. Jedes Druckwerk
1, 2 enthält einen Form- 3, 4, Übertragungs- 5, 6 und Druckzylinder 7, 8. Diese Druckwerkzylinder
3 bis 8 sind einseitig in einer oder beidseitig in zwei nicht dargestellten Seitenwänden
gelagert. Jeder Formzylinder 3, 4 wird von einem eigenen Motor (Elektromotor) 9, 10
angetrieben, wobei im Ausführungsbeispiel der Antrieb indirekt über die Übertragungszylinder
5, 6 erfolgt. Hierzu treiben die Motoren 9, 10 die Übertragungszylinder 5, 6 an, und
von letzteren erfolgt der Antrieb der Formzylinder 3, 4 mittels Stirnrädern 11 bis
14 auf den Zapfen dieser Zylinder. Ebenso könnten Motoren die Formzylinder 3, 4 antreiben,
und von diesen werden über Stirnräder die Übertragungszylinder 5, 6 angetrieben. Auch
kann unter Entfall der Stirnräder 11 bis 14 jeder Form- und Übertragungszylinder 3
bis 6 mit einem eigenen Motor ausgestattet sein. Auch werden beispielhaft die Druckzylinder
7, 8 von jeweils einem eigenen Motor 15, 16 angetrieben. Statt dessen können unter
Entfall der Motoren 15, 16 die Druckzylinder 7, 8 auch mittels Stirnrädern mit den
Übertragungszylindern 5, 6 in Antriebsverbindung stehen.
[0009] Der Formzylinder 3 des Druckwerks 1 trägt eine Druckformhülse 17, die kraftschlüssig
auf diesem fixiert ist. Möglichkeiten für das Wechseln einer derart mit Preßsitz positionierten
Druckformhülse sind in der bereits erwähnten DE 35 43 704 C2 aufgezeigt. Der Übertragungszylinder
5 weist eine Gummituchhülse 18 auf Analog zum Druckwerk 1 trägt der Formzylinder 4
eine Bezugsdruckformhülse 19 und der Übertragungszylinder 6 eine Gummituchhülse 20.
[0010] Die Übertragungs- und Druckzylinder 5, 7 bzw. 6, 8 jeweils eines Druckwerks 1, 2
sind für das Bedrucken einer zwischen ihnen hindurchgeführten Bahn 21 jeweils gegeneinander
anstellbar. Beim Drucken druckt das Druckwerk 1 einen ersten Bahnpunkt 22 und das
Druckwerk 2 einen zweiten Bahnpunkt 23 auf die Bahn 21. Der erste Bahnpunkt 22 wird
von einem ersten Sensor 24 und der zweite Bahnpunkt 23 von einem zweiten Sensor 25
abgetastet. Beide Sensoren 24, 25 sind auf eine Vergleichseinrichtung 26 geschaltet,
die ausgangsseitig über eine Rechner-Motor-Regelung 27 mit dem Motor 9 des Druckwerks
1 in Verbindung steht.
[0011] Der erste Bahnpunkt 22 ist der Abdruck eines ersten Formpunktes 22.1 auf der Druckformhülse
17. Der zweite Bahnpunkt 23 ist der Abdruck eines zweiten Formpunktes 23.1 auf der
Bezugsdruckformhülse 19 des Formzylinders 4. Der erste Bahnpunkt 22 ist somit ein
erster Bezugspunkt für die Position der Druckformhülse 17 in Umfangsrichtung des Formzylinders
3. Diese Position hat in einem festen Bezug zur Position der Bezugsdruckformhülse
19 zu stehen, die von dem zweiten Bahnpunkt 23 als einem zweiten Bezugspunkt verkörpert
wird. Die die Bahnpunkte 22 und 23 abtastenden Sensoren 24, 25 zeigen mit Signalen
den Vorbeigang des ersten und zweiten Bahnpunktes 22, 23 am jeweiligen Sensor 24,
25 an. In der Vergleichseinrichtung 26 werden die Signale ausgewertet. Bei einer Verdrehung
der Druckformhülse 17 gegenüber dem Formzylinder 3, also bei Schlupf der Druckformhülse
17, wird in der Vergleichseinrichtung eine Abweichung von einer Sollposition ermittelt,
worauf diese ein entsprechendes Signal zur Nachregelung des Motors 9 an die Rechner-Motor-Regelung
27 abgibt. Bei einem Schlupf der Druckformhülse 17 in Drehrichtung des Formzylinders
3 wird die Drehzahl des Motors 9 verringert, bei einem Schlupf der Druckformhülse
17 entgegen der Drehrichtung des Formzylinders 3 dagegen erhöht, bis die Druckformhülse
17 wieder die gewünschte Drehlage zur Bezugsdruckformhülse 19 einnimmt.
[0012] Als erster Bezugspunkt für die Position der Druckformhülse 17 auf dem Formzylinder
3 kann auch ein Punkt auf der Druckformhülse 17 selbst dienen, beispielsweise der
erste Formpunkt 22.1. Zu seiner Abtastung ist der Sensor 24 auf den Formzylinder 3
zu richten, wie in der Figur gestrichelt angegeben. Die Auswertung in der Vergleichseinrichtung
26 wird analog zur Auswertung bei Abtastung des ersten Bahnpunktes 22 vorgenommen,
und bei einer festgestellten Positionsabweichung der Druckformhülse 17 wird der Motor
9 entsprechend nachgeregelt.
[0013] Als zweiter Bezugspunkt für die Position der Bezugsdruckformhülse 19 kann auch ein
Punkt auf dieser selbst benutzt werden, beispiesweise der zweite Formpunkt 23.1. Zur
Abtastung des zweiten Formpunktes 23.1 ist dann der Sensor 25 auf den die Bezugsdruckformhülse
19 tragenden Formzylinder 4 zu richten. Die Auswertung erfolgt analog zur Auswertung
bei Abtastung des zweiten Bahnpunktes 23.
[0014] Als zweiter Bezugspunkt ist vorteilhaft eine Farbregistermarke oder eine Schnittregistermarke
verwendbar, die auf die Bahn gedruckt als zweiter Bahnpunkt 23 oder auf der Druckform
als zweiter Formpunkt 23.1 mit dem Sensor 25 abgetastet wird. Dabei wird als Farbregistermarke
vorteilhaft die sogenannte Standfarbe verwendet, bezüglich der die anderen Farben
ins Register gebracht werden. Vorteilhaft hat auch der zweite Bezugspunkt 23, 23.1
einen festen Bezug zum Schnittregister. Auch können der erste Bahnpunkt 22 und der
zweite Bahnpunkt 23' gemeinsam von einem Sensor, beispielsweise dem Sensor 24, abgetastet
werden, wobei es sich bei dem zweiten Bahnpunkt 23' um einen dem ersten Bahnpunkt
24 benachbarten, im Ausführungsbeispiel zeitlich vor dem zweiten Bahnpunkt 23 gedruckten
Punkt handelt.
[0015] Die Druckwerke 1, 2 des Ausführungsbeispiels arbeiten nach einem indirekten Druckverfahren,
beispielsweise im Offsetdruck. Die Vorrichtung ist auch bei anderen indirekten und
auch bei direkten Druckverfahren anwendbar. Auch kann bei den Druckwerken 1, 2 jeweils
der Druckzylinder 15, 16 durch ein einen Form- und einen Übertragungszylinder enthaltendes
Druckwerk ersetzt sein. Bei derartigen im Gummi-Gummi-Prinzip arbeitenden Doppeldruckwerken
kann die Vorrichtung zur Schlupfkompensation sowohl bei dem oberen als auch bei dem
unteren Druckwerk zur Anwendung kommen.
1. Vorrichtung zur Kompensation von Schlupf einer Druckformhülse (17) auf dem Formzylinder
(3) eines Druckwerks (1) einer Rollenrotationsdruckmaschine, der von einem eigenen
Motor (15) angetrieben wird, mit einem einen ersten Bezugspunkt (22, 22.1) für die
Position der Druckformhülse (17) in Umfangsrichtung abtastenden ersten Sensor (24),
der auf eine Vergleichseinrichtung (26) geschaltet ist, auf die weiterhin ein zweiter
Sensor (25) geschaltet ist, der einen zweiten Bezugspunkt (23, 23.1) für die Position
einer Bezugsdruckformhülse (19) eines weiteren Druckwerkes (2) abtastet, weiterhin
die Vergleichseinrichtung (26) ausgangsseitig mit dem Motor (9) in Verbindung steht
und diesen bei einer bei der Auswertung der Signale des ersten und zweiten Sensors
(24, 25) ermittelten Abweichung der Position der Druckformhülse (17) von einer Sollposition
nachregelt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Bezugspunkt ein
erster Formpunkt (22.1) auf der Druckformhülse (17) ist und zu dessen Erfassung der
erste Sensor (24) auf den Formzylinder (3) des Druckwerks (1) gerichtet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Bezugspunkt ein
von der Druckformhülse (17) auf die Bahn (21) gedruckter erster Bahnpunkt (22) ist
und zu dessen Erfassung der erste Sensor (24) auf die Bahn (21) gerichtet ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite
Bezugspunkt ein zweiter Formpunkt (23.1) auf der Bezugsdruckformhülse (19) ist und
zu dessen Erfassung der zweite Sensor (25) auf den Formzylinder (4) des weiteren Druckwerks
(2) gerichtet ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite
Bezugspunkt ein von der Bezugsdruckformhülse (19) auf die Bahn (21) gedruckter zweiter
Bahnpunkt (23) ist und zu dessen Erfassung der zweite Sensor (25) auf die Bahn gerichtet
ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als zweiter Bezugspunkt
(23, 23.1) eine Farbregistermarke dient.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als zweiter Bezugspunkt
(23, 23.1) eine Schnittregistermarke dient.
8. Verfahren zur Kompensation von Schlupf einer Druckformhülse auf dem Formzylinder eines
Druckwerks einer Rollenrotationsdruckmaschine, der von einem eigenen Motor angetrieben
wird, wobei ein Signal für die Position der Druckformhülse sowie ein Signal für die
Position einer Vergleichsdruckformhülse eines weiteren Druckwerkes gewonnen und diese
Signale einer Vergleichseinrichtung zugeführt werden, weiterhin die Signale in der
Vergleichseinrichtung ausgewertet werden und bei einer ermittelten Abweichung der
Position der Druckformhülse von einer Sollposition der Motor derart nachgeregelt wird,
daß der Formzylinder mitsamt der Druckformhülse entgegen der Schlupfrichtung der Druckformhülse
beschleunigt bzw. verzögert wird.