[0001] Dachziegel werden vorzugsweise auf Pressen hergestellt. Hierzu werden vorgeformte
Tonbatzen in einem Preßwerkzeug so umgeformt, daß sie nach Abschluß des Preßvorganges
die gewünschte Gestalt erhalten.
[0002] Als Preßwerkzeuge werden vorzugsweise Gips-, Gummi- oder Metallformen verwendet.
Die Umformung ist möglich aufgrund der Plastizität des Tones, der während des Umformvorganges
zu fließen beginnt, um so die Form vollständig auszufüllen und dadurch die endgültige
Gestalt des Dachziegel-Formlings zu erzeugen.
[0003] In der Praxis wurde beobachtet, daß während des Umformvorganges unterschiedliche
Druck- bzw. Geschwindigkeitsprofile innerhalb des Preßwerkzeuges entstehen, deren
Gestalt vom Werkstoff des Preßwerkzeuges abhängen, nämlich Gips, Gummi oder Metall.
Durch diese unterschiedlichen Geschwindigkeits- und Druckprofile können am Endprodukt
qualitative Mängel entstehen.
[0004] Gipsformen zeichnen sich einerseits durch das hervorragende Ablöseverhalten des Tones von dem
Gips der Preßform nach deren Öffnen aus. Andererseits ist die Wiederherstellung von
Gipsformen nach deren Verschleiß einfach und kostengünstig. Ihr wesentlicher Nachteil
ist allerdings eben dieser Verschleiß, da die ständige abrasive Belastung der formgebenden
Flächen zu minimalen Standzeiten führt, welche im Optimalfall nur etwa 2000 Pressungen
entsprechen. Hierdurch bedingt muß der kontinuierlich ablaufende Prozeß des Dachziegelpressens,
- Dachziegelpressen arbeiten üblicherweise mit Hubzahlen von 10 bis 20 Pressungen
pro Minute -, im Mittel alle zwei Stunden wegen Formenwechsels unterbrochen werden,
wodurch der Wirkungsgrad der Gesamtanlage deutlich sinkt. Auch stellt die ständige
Wiederherstellung der Gipsformen sowie der dafür notwendige personelle und materielle
Aufwand einen erheblichen Kostenfaktor dar.
[0005] Stahl- oder Graugußformen haben hohe Standzeiten (um eine Million Pressungen), sind aber wesentlich schwerer
und teurer als Gipsformen. Außerdem ist die auf Dauer erzielbare Qualität der verpreßten
Formlinge, insbesondere Dachziegel, niedrig im Vergleich zur Qualität beim Verpressen
in Gipsformen. Dies ist insbesondere auf einen Poliereffekt zurückzuführen, welcher
nach längerem Gebrauch der Metallformen an maßgeblichen Stellen der formgebenden Oberfläche
eintritt und hier zu unerwünschten Preßfehlern führt, welche sich um so katastrophaler
auswirken, je glatter die betreffende Stahloberfläche wird.
[0006] Die Ablösung des Formlings von der Form muß bei solchen Stahlformen entweder durch
vorheriges Beölen der Form oder der Formlinge oder mittels Elektroschock unterstützt
werden, weil der Ton an den formgebenden Flächen ankleben und somit der Formling beim
Öffnen der Form zerrissen oder zumindest beschädigt werden kann.
[0007] Seit vielen Jahren wird das sog. Elektroschockverfahren als Ablösehilfe bei dem Arbeiten
mit Stahlformen, vorzugsweise Chrom-Nickel-Formen, eingesetzt. Hier kommt es zu unkontrollierbaren
Falzabscherungen, welche in gleichem Maße zunehmen wie der Poliergrad der Formen durch
den unvermeidbaren Verschleißabtrag zunimmt.
[0008] Keramikformen sind in der Vergangenheit häufig versuchsweise zum Ersatz der bewährten Gipsformen
eingesetzt worden. Keramikformen haben zwar ein ähnliches Porengefüge wie Gipsformen,
zeigen jedoch nach einer zeitlich begrenzten Einsatzdauer zunehmend Klebeffekte, welche
die weitere Verwendung unmöglich machen.
[0009] All diese Schwierigkeiten und die erwähnte geringe Qualität sind die Gründe dafür,
daß Dachziegel in der Großserienfertigung heute fast ausschließlich in Gipsformen
verpreßt werden.
[0010] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Preßform und ein Verfahren zu ihrer Herstellung
anzugeben, mit denen gutes Ablösevermögen und hohe Qualität der Preßprodukte einerseits
und hohe Lebensdauer und niedrige Herstellkosten andererseits zugleich erreicht werden
können.
[0011] Diese Aufgabe ist durch ein Verfahren nach Anspruch 1 und eine Preßform nach Anspruch
7 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0012] Bei Einsatz einer Preßform gemäß der Erfindung werden die günstigen Reibungsverhältnisse
und damit ein Ablöseverhalten, welches für Gipsformen typisch ist, durch das erfindungsgemäße
Aufrauhen der formgebenden Flächen der metallenen Formen gänzlich oder teilweise erreicht,
die vorzugsweise aus Chrom-Nickel-Stahl oder aus Grauguß bestehen.
[0013] Mit einer Preßform nach der Erfindung lassen sich annähernd gleiche Druck- bzw. Geschwindigkeitsprofile
wie bei Gipsformen erreichen, so daß qualitativ einwandfreie Produkte, wie Dachziegel-Formlinge,
erhalten werden.
[0014] Bei einer erfindungsgemäß hergestellten Preßform ist eine gewünschte Oberfächenrauhigkeit
der formgebenden Flächen, insbesondere in den Falzbereichen der Dachziegelpreßform,
in ihrer Gesamtheit oder partiell erzielt und zwar vorzugsweise mit einer Rauhigkeitszahl
RZ = 10 bis 80 µm, insbesondere 30 bis 70 µm. Diese Rauhigkeit kann bei der Herstellung
der Form selbst oder durch eine Nachbehandlung, wie Sandstrahlen, erzeugt werden.
[0015] Durch Ablagern auf den so aufgerauhten formgebenden Flächen einer verschleißfesten
Schutzschicht aus Chrom, Nickel oder einem verschleißfesten Kunststoff, wie PTFE,
deren Stärke kleiner als die jeweilige Rauhigkeitszahl RZ ist, die zwischen 10 und
50 µm liegen kann, können die erzielten Rauhigkeiten

eingefroren" werden, d.h. über die Lebensdauer der Form beibehalten werden. Ein solches
Ablagern ist dann entbehrlich, wenn die Rauhigkeit der formgebenden Flächen aufgrund
der Herstellung und/oder Materialauswahl über die Lebensdauer zumindest weitgehend
erhalten bleibt.
[0016] Die erfindungsgemäßen Formen können einstückig oder mehrteilig gefertigt sein, wobei
zwei Ausführungsvarianten denkbar sind:
1. Eine massive Bauform, bei der die formgebende Fläche eine Seite eines massiven
Kubus darstellt, deren gegenüberliegende Fläche als Ganzes auf einer Trägerplatte
aufliegt und somit die Kraftübertragung durch das massive Metall gewährleistet ist.
2. Eine hohle Bauform, bei der die formgebende Fläche sowie die Seitenflanken mit
einer Wanddicke von 5 bis 25mm aus Metall gestaltet sind. Der sich zur Trägerplatte
bildende Hohlraum kann durch ein geeignetes Heizfluid, z.B. ein aufgeheiztes Öl, durchströmt
werden, um hierduch eine Formenaufheizung herbeizuführen.
[0017] Weiterhin sind aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzte Ober- und Unterformen denkbar,
wobei die am Produkt später sichtbaren Flächen aus einem Block einer bestimmten Metallart
gefertigt sein können, die diese umgebenden Falzbereiche hingegen aus separaten Blöcken
mit entsprechend angepaßten Rauhigkeiten. Grundsätzlich können solchermaßen aus einzelnen
Modulen zusammengesetzte Formen montiert werden, wodurch auch der Austausch einzelner,
hoch beanspruchter Preßformflächen ermöglicht wird.
[0018] Durch schockartiges Anlegen eines Gleichstromfeldes einer Spannung zwischen 20 und
200 V nach Abschluß oder noch in der Endphase des Formvorganges kann beim nachfolgenden
Entformen das Ablösen des Formlings von den Formflächen noch weiter verbessert werden.
[0019] Die Erfindung ist im folgenden anhand schematischer Zeichnungen an Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1a und 1b
- Längsschnitte und
- Fig. 1c und 1d
- Querschnitte einer ersten Ausführung einer Oberform und einer Unterform einer Preßform
für Dachziegel gemäß der Erfindung;
- Fig. 2a und 2b
- Längsschnitte und
- Fig. 2c und 2d
- Querschnitte durch eine zweite Ausführung einer Oberform und einer Unterform einer
Preßform für Dachziegel;
- Fig. 3a und 3b
- Längsschnitte und
- Fig. 3e und 3d
- Querschnitte durch eine dritte Ausführung einer Preßform für Dachziegel gemäß der
Erfindung.
[0020] In allen drei Ausführungen sind gleiche Bezugszahlen für gleiche bzw. gleich wirkende
Teile verwendet. Übereinstimmend in allen drei Ausführungen ist ferner die Gestalt
des zwischen Oberform und Unterform verbleibenden Formhohlraumes, d.h. die Gestalt
des mit der jeweiligen Preßform herzustellenden Dachziegel-Formlings. Oberform 2 und
Unterform 4 bestehen ferner in allen drei Ausführungen aus Stahl oder Grauguß. Bei
allen drei Ausführungen sind die formgebenden Flächen 3, 5 der Form gleich ausgebildet,
nämlich mit einer Kopfverfalzung 6 auf der unteren Fläche 3 der Oberform, einer Fußverfalzung
8 auf der oberen Fläche 5 der Unterform 4, einer Wasserverfalzung 10 (links in den
Fig. 1c bzw. 1d) und einem Deckfalz 12 (rechts in den Fig. 1c und 1d).
[0021] Bei der Ausführung nach Fig. 1 sind an den fett gezeichneten Stellen 61, 81, 101,
121 der genannten Verfalzungen 6, 8, 10, 12 die formgebenden Flächen aufgerauht, beispielsweise
durch Sandstrahlen oder durch Auftragen eines verschleißfesten Materials enthaltend
harte Partikel, wie Diamantkörner, wobei Rauhigkeitszahlen RZ zwischen 10 und 80 µm
eingehalten sind. Wie aus den Fig. 1a bis 1d ersichtlich, befinden sich die aufgerauhten
Stellen im Bereich der Verfalzungen, nicht jedoch in den dort vorgesehenen Vertiefungen,
die im Produktionsbetrieb nicht starken Glättungs- bzw. Poliereffekten ausgesetzt
sind, sondern auf dem besonders ausgesetzten, z.B. vorkragenden Teilen der Formen.
[0022] Bei der Ausführung nach den Fig. 2a bis 2d sind die formgebenden Flächen 3 und 5
der Oberform 2 und der Unterform 4 sämtlich und durchgehend in der beschriebenen Weise
aufgerauht.
[0023] Bei der Ausführung nach Fig. 3 sind die formgebenden Flächen wiederum nur im Bereich
der Verfalzungen 6, 8, 10, 12, hier jedoch durchgehend, d.h. auch in die Tiefen der
Falze hinein, in der beschriebenen Weise an den fett gezeichneten Stellen 66, 86,
106 und 126 aufgerauht und gegebenenfalls mit die Rauhigkeit

konservierenden" Schutzschichten überzogen.
[0024] Durch Ausüben eines Elektroschocks im Anschluß oder bereits in der Endphase des Formvorganges
durch Anlegen eines Gleichstromfeldes mit einer Spannung zwischen 20 und 200 V für
eine Zeitdauer von 0,01 bis 2s läßt sich das durch die beschriebene Aufrauhung erleichterte
Entformen noch weiter verbessern.
[0025] Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung offenbarten
Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.
1. Verfahren zum Herstellen einer Preßform, insbesondere zum Verpressen von Dachziegeln,
aus metallischem Werkstoff, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen teilweise oder insgesamt aufgerauht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die genannten formgebenden Flächen durch gezieltes Sandstrahlen aufgerauht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die genannten formgebenden Flächen durch das Auftragen verschleißfester Pulver
modifiziert aufgerauht werden, welche elektrisch leitfähige Schichten bilden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die aufgerauhten formgebenden Flächen mit Schutzschichten aus korrosions- und
verschleißfestem Metall, insbesondere aus Chrom, Nickel oder aus einem verschleißfesten
Kunststoff, wie PTFE, überzogen werden, wobei die vorher erzeugte Rauhigkeit unverändert
belassen wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der metallische Werkstoff, der zu den Preßformen verarbeitet wird, harte Bestandteile
aus anderen Werkstoffen enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die harten Bestandteile Industriediamantkörner sind.
7. Preßform aus metallischem Werkstoff, insbesondere zum Verpressen von Dachziegeln,
dadurch gekennzeichnet, daß ihre formgebenden Flächen teilweise oder insgesamt aufgerauht sind.
8. Preßform nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die aufgerauhten Flächen eine Rauhigkeit RZ im Bereich zwischen 10 und 80 µm,
insbesondere zwischen 30 und 70 µm aufweisen.
9. Preßform nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen sandgestrahlt sind.
10. Preßform nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen von einem auf dem metallischen Werkstoff aufgetragenen
verschleißfesten Pulver gebildet sind.
11. Preßform nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß eine korrosions- und verschleißfeste Schutzschicht aus Metall, insbesondere aus
Chrom oder Nickel oder aus verschleißfestem Kunststoff, insbesondere PTFE auf die
aufgerauhten formgebenden Flächen aufgetragen ist.
12. Preßform nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzschicht eine Stärke im Bereich zwischen 10 und 50 µm hat.
13. Preßform nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen harte Bestandteile, insbesondere Industriediamantkörner,
enthalten.
14. Preßform nach einem der Ansprüche 7 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen sowie die Seitenflanken der Form aus mindestens einem
Hohlkörper gebildet sind.
15. Preßform nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen aus verschiedenen Teilstücken modular aufgebaut sind.
16. Preßform nach einem der Ansprüche 7 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Ober- und eine Unterform (2, 4) aufweist, deren formgebende Flächen
(3, 5) teilweise oder insgesamt nach einem dieser Ansprüche aufgerauht ausgebildet
sind.
17. Preßform nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß die formgebenden Flächen nur in falznahen Bereichen aufgerauht sind, die beim
Formen besonders hohen Polier- oder Glättungseffekten unterliegen.
18. Preßform nach einem der Ansprüche 7 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß sie beheizbar ausgebildet ist.
19. Verfahren zum Entformen eines Formkörpers aus einer Preßform nach einem der Ansprüche
7 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß nach Abschluß oder in der Endphase des Formvorgangs und vor dem Entformen ein
Gleichstromfeld schockartig an die Form angelegt wird.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß das Gleichstromfeld mit einer Spannung im Bereich zwischen 20 und 200 V für einen
Zeitraum zwischen 0,01 und 2 Sekunden angelegt wird.