[Stand der Technik]
[0001] Das Beschichten von Bedruckstoffen ist beispielsweise aus EP 0 620 115 A1 bekannt.
Hierbei wird auf einen Bedruckstoff vorzugsweise zuerst ein Mehrfarbendruck aufgebracht,
anschließend erfolgt eine Spot-Lackierung bzw. eine vollflächige Lackierung auf dem
Bedruckstoff als Beschichtung. Spot-Lackierungen bzw. vollflächige Lackierungen sind
auf unterschiedlichste Bedruckstoffe aufbringbar, beispielsweise im Verpackungsdruck
zum Beschichten von Verpackungen. Hierbei wird insbesondere die Schöndruckseite (Oberseite)
beschichtet.
[0002] Aus DE 42 11 638 A1 ist bekannt, daß ein Bedruckstoff auch an der Widerdruckseite
(Unterseite) beschichtet wird.
[0003] Von Nachteil ist hierbei, daß beispielsweise im Verpackungsdruck anschließend eine
Weiterverarbeitung erforderlich ist. diese Weiterverarbeitung beinhaltet z.B. das
Stanzen des Bedruckstoffes in Nutzen entsprechend der gewünschten Verpackungsgröße.
Hierbei werden die Kanten des Verpackungsnutzens freigelegt und weisen somit keine
Beschichtung auf.
[0004] Gemäß DE 41 38 278 A1 ist es bekannt, daß in einem Lackwerk lediglich wahlweise der
Bedruckstoff lackiert oder gestanzt oder perforiert oder rilliert wird. Hierbei wird
wahlweise die Schöndruckseite oder Widerdruckseite lackiert oder gestanzt oder perforiert
oder rilliert.
[Aufgabe der Erfindung]
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs beschriebenen
Art zu schaffen, das die genannten Nachteile vermeidet, das insbesondere ein universelleres
Beschichten von Bedruckstoffen gestattet.
[0006] Gelöst wir die Aufgabe durch die Ausbildungsmerkmale von Haupt- und Nebenanspruch.
Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Ein erster Vorteil ist nach dem erfindungsgemäßen Verfahren darin begründet, daß
der Bedruckstoff zumindest an den Stoßkanten der Nutzen beschichtet wird. Von Vorteil
ist weiterhin daß der Bedruckstoff auch auf der Schöndruck- und/oder Widerdruckseite
(Oberseite und/oder Unterseite) in Spotbeschichtung (partielle Beschichtung) und/oder
vollflächiger Beschichtung und zusätzlich an den Stoßkanten der Nutzen beschichtet
wird.
Dabei stellt der Begriff

Nutzen" eine Anzahl von Exemplaren bzw. Einzelteilen dar, die aus einem Bedruckstoff
(Papierbahn oder Bogenmaterial) heraustrennbar sind.
[0008] Ebenso vorteilhaft ist, das verfahrensgemäß beim Verpackungsdruck die Stoßkanten
wasserdicht bzw. wasserdampfdicht und ölbeständig beschichtet werden, so daß ein Aufweichen
der Stoßkanten durch wässrige oder ölige Flüssigkeiten (im gefüllten Zustand der Verpackung)
vermieden wird. Eine Stoßkante im Verpackungsdruck stellt die Kante einer Verpackung,
z.B. einer Faltschachtel, dar, die später freiliegend mit dem Füllgut in Berührung
ist.
[0009] Erfindungsgemäß wird zumindest von einer perforierten Stoßkante pro Nutzen ausgegangen.
Diese Perforation durchtrennt in der Dicke (vollständig oder teilweise) einen Bedruckstoff
entlang einer vorgegebenen Kontur, vorzugsweise durch Stanzen, Schneiden von Löchern
oder Schlitzen, wobei die Nutzen im Verbund innerhalb des Bedruckstoffes erhalten
bleiben.
[0010] Die Perforation der Bedruckstoffe ist dabei außerhalb der Druckmaschine, vor dem
Beschichtungsvorgang, durchführbar oder ist innerhalb der Druckmaschine (Inline) vor
dem Beschichtungsvorgang durchführbar. In bevorzugter Weiterbildung ist die Perforation
nicht auf die Stoßkante jedes Nutzens beschränkt, vielmehr ist ebenso die Perforation
des gesamten Nutzens vor dem Beschichtungsvorgang durchführbar. Als Beschichtungsfluid
eignen sich vorzugsweise im Verpackungsdruck ein Dispersionslack und/oder ein strahlungshärtender
Lack mit einer hohen Wasserdichtigkeit, Wasserdampfdichte und Ölbeständigkeit. Insbesondere
für das zusätzliche Auftragen von Beschichtungsfluid (nach dem Auftrag von Dispersionslack)
eignen sich auch strahlungshärtende Lacke (UV-Lack) als Beschichtungsfluid.
[Beispiele]
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert
werden. Dabei zeigen schematisch:
- Fig. 1
- eine Offestdruckmaschine mit zwei Lackwerken,
- Fig. 2
- einen Ausschnitt eines Bedruckstoffes mit Nutzen (Draufsicht),
- Fig. 3
- ein Detail eines Nutzens (Schnitt A-A),
- Fig. 4
- ein Detail eines Nutzens (Schnitt B-B).
[0012] In einer Offsetdruckmaschine mit mehreren Druckwerken 1 für den Mehrfarbendruck ist
einem letzten Druckwerk 1 ein erstes Lackwerk 2 sowie ein zweites Lackwerk 3 in Förderrichtung
eines Bedruckstoffes 16 nachgeordnet. Jedes Druckwerk 1 besteht in bekannter Weise
aus einem Druckzylinder 11 als Bogenführungszylinder, einem Gummituchzylinder 9, einem
Plattenzylinder 8 sowie einem Farbwerk. Bei Bedarf ist dem Plattenzylinder 8 ein Feuchtwerk
zugeordnet.
[0013] Jedes Lackwerk 2, 3 besteht aus einem Druckzylinder 11 als Bogenführungszylinder,
einem Formzylinder 12 und einem Dosiersystem 13 oder 14. Hierbei besteht das Dosiersystem
13 aus einer gerasterten Auftragwalze und einem zugeordneten Kammerrakel, hingegen
besteht das Dosiersystem 14 aus einem Zweiwalzenwerk mit Lackzufuhr in den Walzenspalt.
Alternativ sind auch andere Dosiersysteme, z.B. mit einer Schöpfwalze, einsetzbar.
Die Dosiersysteme 13, 14 sind zwischen den Lackwerken 2, 3 untereinander austauschbar.
Dabei ist z.B. das Dosiersystem 13 mit gerasterter Auftragwalze im ersten Lackwerk
2 für Spotbeschichtungen anordbar.
[0014] Die Druckwerke 1 sowie die Lackwerke 2, 3 sind mittels Transfertrommeln 10 als Bogenführungszylinder
untereinander in Funktionsverbindung, wie dies bei Druckmaschinen in Reihenbauweise
bekannt ist. Zwischen dem letzten Druckwerk 1 und dem ersten Lackwerk 2 ist eine Transfertrommel
10 als Bogenführungszylinder angeordnet. In einer bevorzugten Ausbildung ist zwischen
dem letzten Druckwerk 1 und dem ersten Lackwerk 2 ein Wendesystem 15 statt der Transfertrommel
10 zum Wenden der bogenförmigen Bedruckstoffe 16, vorzugsweise nach dem Prinzip der
Hinterkantenwendung angeordnet. Dem letzten Lackwerk 3 ist ein Ausleger 5 nachgeordnet,
welcher zwecks Ablage der Bedruckstoffe 16 auf einen Auslegerstapel 6 ein umlaufendes
Fördersystem 7 mit Greifersystem aufweist. Bei Bedarf ist, zur Verbesserung der Trocknung
der Druckfarbe bzw. einer Beschichtung 19 auf dem Bedruckstoff 16, zwischen dem ersten
Lackwerk 2 und dem zweiten Lackwerk 3 ein Trocknersystem 4 mit Druckzylinder 11 und
wenigstens einer Transfertrommel 10 angeordnet.
[0015] In Fig. 2 ist ein Ausschnitt (Draufsicht) aus dem bogenförmigen Bedruckstoff 16 gezeigt.
Der Bedruckstoff 16 weist mehrere Nutzen 17 auf, welche im Verpackungsdruck, z.B.
für Faltschachteln geeignet sind. Jeder Nutzen 17 weist wenigstens eine Stoßkante
18 einer Verpackung auf. Die Stoßkante 18 ist im Verpackungsdruck, z.B. bei Faltschachteln,
der Bereich des Bedruckstoffes 16, welcher mit dem Füllgut der Faltschachteln in Kontakt
kommt. Werden als Füllgut Flüssigkeiten eingesetzt, so besteht die Gefahr, daß die
Stoßkanten 18 von der Flüssigkeit aufgeweicht werden.
[0016] Zumindest jede Stoßkante 18, vorzugsweise auch der gesamte Nutzen 17, sind bereits
vor dem Beschicken der Druckmaschine perforiert oder werden innerhalb der Druckmaschine,
z.B. im letzten Druckwerk 1 mittels Perforiereinrichtung, vor dem Beschichten perforiert.
Eine Perforation 20 erfolgt durch Stanzen oder Schneiden von aneinander gereihten
kleinen Löchern oder Schlitzen und dient dazu den Nutzen 17 (einschließlich der Stoßkante
18) später aus dem Bedruckstoff 16 zu trennen. Die Perforation 20 kann hierbei die
volle Dicke 21 des Bedruckstoffes 16 durchdringen (Fig. 3). Alternativ kann die Perforation
20 (einschließlich der Stoßkante 18) auch als Teilperforation (oder Nut) ausgeführt
werden, d.h. der Bedruckstoff 16 ist - bei Betrachtung der Dicke 21 - im Bereich der
Perforation 20 bzw. Stoßkante 18 noch mit dem Nutzen 17 im Verbund (Figur 4).
[0017] Auf den zumindest an der Stoßkante 18 perforierten Bedruckstoff 16 wird eine Beschichtung
19 aus einem wasserdichten, wasserdampfdichten und ölbeständigen Beschichtungsfluid,
z.B. einem Dispersionslack aufgetragen. Die Beschichtung 19 ist hierbei einfach oder
mehrfach auf den Bedruckstoff 16 aufbringbar. Um das Trocknen des Bedruckstoffes 16
zu beschleunigen ist es vorteilhaft, daß das Beschichtungsfluid mehrfach, d.h. mehrlagig,
als Beschichtung 19 aufgebracht wird und dazwischen jeweils der Bedruckstoff getrocknet
wird.
[0018] Nach dem zumindest einfach (einlagig) aufgebrachten Beschichtungsfluid wird der Bedruckstoff
16 zumindest einmal getrocknet. Bevorzugt wird nach jeder aufgebrachten Lage der Beschichtung
19 der Bedruckstoff 16 auch getrocknet.
[0019] Die Beschichtung 19 wird dabei als Spotbeschichtung (partielle Beschichtung) oder
als vollflächige Beschichtung auf den Bedruckstoff 16 aufgebracht. Beispielsweise
werden in einfachster Weise lediglich die Stoßkanten 18 mittels Spotbeschichtung beschichtet
und versiegelt.
[0020] Beim Auftragen der Beschichtung 19 auf die Oberfläche des Bedruckstoffes 16 diffundiert
das Beschichtungsfluid gleichzeitig in die perforierte Stoßkante 18 ein und versiegelt
diese Stoßkante 18. Sind die Nutzen 17 allseitig perforiert, so diffundiert das Beschichtungsfluid
neben der Stoßkante 18 auch in die Perforation 20 ein.
[0021] In einer Weiterbildung ist auch ein mehrfaches Auftragen von Beschichtungsfluid auf
den Bedruckstoff 16 als Beschichtung 19 realisierbar, wobei das Beschichtungsfluid
wiederum in die Stoßkante 18 sowie - falls bereits vorhanden - in die Perforation
20 eindiffundiert. Hierzu sind bevorzugt wenigstens zwei Lackwerke 2,3 mit zwischengeschaltetem
Trocknersystem 4 einsetzbar, wobei bei Bedarf auch weitere Lackwerke 2,3 mit zwischengeschalteten
Trocknersystemen 4 einsetzbar sind.
[0022] Neben dem Dispersionslack ist ebenso ein strahlungshärtender Lack (UV-Lack) als Beschichtungsfluid,
vorzugsweise bei mehrfacher Beschichtung 19, einsetzbar.
Um ein mögliches Verschmutzen des Druckzylinders, z.B. durch das Beschichtungsfluid,
welches durch die perforierte Stoßkante 18 bzw. die Perforation 20 hindurch treten
kann, zu vermeiden, wird auf den Druckzylinder 11 eine dünne Unterlage aufgebracht.
Eine derartige Unterlage ist beispielsweise als selbstklebende Unterlagefolie, vorzugsweise
aus einem Kunststoff, ausgeführt, welche vom Druckzylinder 11 bei Bedarf abgezogen
werden kann.
[Bezugszeichenliste]
[0023]
- 1
- Druckwerk
- 2
- erstes Lackwerk
- 3
- zweites Lackwerk
- 4
- Trocknersystem
- 5
- Ausleger
- 6
- Auslegerstapel
- 7
- Fördersystem
- 8
- Plattenzylinder
- 9
- Gummituchzylinder
- 10
- Transfertrommel
- 11
- Druckzylinder
- 12
- Formzylinder
- 13
- Dosiersystem
- 14
- Dosiersystem
- 15
- Wendesystem
- 16
- Bedruckstoff
- 17
- Nutzen
- 18
- Stoßkante
- 19
- Beschichtung
- 20
- Perforation
- 21
- Dicke
1. Verfahren zum Beschichten eines Bedruckstoffes in einer Druckmaschine, vorzugsweise
für den Verpackungsdruck,
dadurch gekennzeichnet,
daß der in Nutzen aufgeteilte Bedruckstoff pro Nutzen zumindest eine perforierte Stoßkante
einer Verpackung aufweist, daß anschließend zumindest auf diese Stoßkanten eine Beschichtung
aus einem wasserdichten, wasserdampfdichten, ölbeständigen Beschichtungsfluid zumindest
einfach aufgetragen wird, daß nach der ersten Beschichtung der Bedruckstoff mindestens
einmal getrocknet wird und die Beschichtung zumindest in die perforierten Stoßkanten
eindiffundiert.
2. Verfahren zum Beschichten eines Bedruckstoffes in einer Druckmaschine, vorzugsweise
für den Verpackungsdruck,
dadurch gekennzeichnet,
daß der in Nutzen aufgeteilte Bedruckstoff pro Nutzen zumindest an einer Stoßkante
einer Verpackung innerhalb der Druckmaschine perforiert wird, daß anschließend zumindest
auf diese Stoßkanten eine Beschichtung aus einem wasserdichten, wasserdampfdichten,
ölbeständigen Beschichtungfluid zumindest einfach aufgetragen wird, daß nach der ersten
Beschichtung der Bedruckstoff mindestens einmal getrocknet wird und die Beschichtung
zumindest in die perforierten Stoßkanten eindiffundiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bedruckstoff durch die volle Dicke hindurch perforiert ist oder wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bedruckstoff teilweise durch die Dicke perforiert ist oder wird.
5. Verfahren nach wenigstens Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf den Bedruckstoff eine Spotbeschichtung oder eine vollflächige Beschichtung
aufgetragen wird.
6. Verfahren nach wenigstens Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf den Bedruckstoff eine Spotbeschichtung und eine vollflächige Beschichtung
aufgetragen wird.
7. Verfahren nach wenigstens Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Beschichtungsfluid ein Dispersionslack und/oder ein strahlungshärtender Lack
auf den Bedruckstoff aufgetragen wird.
8. Verfahren nach wenigstens Anspruch 1 oder 2 und 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest auf die perforierten Stoßkanten als Beschichtungsfluid ein Dispersionslack
aufgetragen wird, anschließend der Bedruckstoff getrocknet wird und danach wenigstens
eine zusätzliche Beschichtung mit einem strahlungshärtenden Lack, zumindest auf die
Stoßkanten, aufgetragen wird.