Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft Vorrichtungen und Verfahren zur Kühlung von Bauteilen in Turbomaschinen,
insbesondere in Gasturbinen.
Stand der Technik
[0002] Die heutzutage in Turbomaschinen, insbesondere in Gasturbinen, üblichen Wirkungsgrade
bedingen sehr hohe Prozeßtemperaturen. Insbesondere im Bereich der Brennkammer und
des Turbineneintritts einer Gasturbine liegen die Temperaturen oftmals deutlich über
den maximal zulässigen Materialtemperaturen der Bauteile der Gasturbine. Um eine Schädigung
der Bauteile infolge Übertemperatur zu vermeiden, ist es somit häufig erforderlich,
diese Bauteile zu kühlen. In Gasturbinen wird zu diesem Zweck in der Regel Fluid,
zumeist Luft, aus dem Verdichter entnommen und den zu kühlenden Bauteilen zugeführt.
Das dem Verdichter entnommene Fluid weist hierbei eine deutlich niedrigere Temperatur
auf, als das durch die Brennkammer oder die Turbine strömende heiße Fluid. In einem
Verfahren zur Kühlung von Bauteilen mittels eines Kühfluides, der sogenannten Filmkühlung,
wird das Kühlfluid aus Kühlbohrungen auf die Bauteiloberfläche und somit in die Strömung
des heißen Fluides ausgeblasen. Aufgrund der Verdrängungswirkung des Kühlfluids bildet
sich eine Trennschicht in Form eines Fluidfilms zwischen dem heißen Fluid und dem
Bauteil aus. Infolgedessen wird die Wärme nicht mehr unmittelbar von dem heißen Fluid
in das Bauteil übertragen. Die Trennschicht besteht hierbei nicht nur aus dem ausgeblasenen
Kühlfluid, sondern es erfolgt insbesondere bedingt durch Wirbelsysteme auch eine Beimischung
und Durchmischung von heißem Fluid in die Trennschicht. Dies wiederum führt zu einer
Erhöhung der mittleren Temperatur des Fluides der Trennschicht, wodurch sich letztlich
die Kühlwirkung verschlechtert.
[0003] Ferner ist es insbesondere bei Bauteilspalten oftmals üblich, diese Bauteilspalte
mittels eines kontinuierlich aus dem Bauteilspalt ausströmenden Kühlfluides gegenüber
dem den Bauteilspalt überströmenden, heißen Fluid abzudichten. Gleichzeitig werden
hierbei die an den Bauteilspalt angrenzenden Bauteile gekühlt. Bauteilspalte treten
in einer Turbomaschine beispielsweise zwischen ruhenden und rotierenden Bauteilen
auf. Ebenso sind Bauteilspalte aber auch zur Berücksichtigung von im Betrieb auftretenden,
thermisch bedingten Längenänderungen der Bauteile vorgesehen. Letzteres ist beispielsweise
zumeist zwischen der Brennkammer und dem Turbineneintrittsleitrad der Fall.
Sowohl im Falle der beschriebenen Filmkühlung als auch im Falle der Abdichtung eines
Bauteilspaltes mittels eines aus dem Bauteilspalt ausströmenden Kühlfluidstroms ist
eine zuverlässige Funktionsweise nur bei einem hinreichenden Druckunterschied zwischen
dem Kühlfluid und dem heißen Fluid gewährleistet. Da das Kühlfluid in Turbomaschinen
einerseits zumeist dem Verdichter entnommen wird, andererseits aber in der Brennkammer
nur geringe Druckverluste der Strömung des heißen Fluides auftreten, liegen oftmals
insbesondere im Turbineneintrittsbereich nur sehr geringe Druckunterschiede zwischen
dem Kühlfluid und dem heißen Fluid vor. Kommt es ferner beispielsweise vor den Statoren
des Turbineneintrittsleitrades lokal zu einer Erhöhung des statischen Druckes, so
reicht der Druckunterschied des Kühlfluides gegenüber dem heißen Fluid nicht mehr
aus, um ein vollständiges Abdichten des Bauteilspaltes gegenüber dem heißen Fluid
oder auch die Ausbildung eines geschlossenen Kühlfluidfilms auf der Oberfläche eines
Bauteils sicherzustellen. Infolgedessen kommt es zu einem lokalen Eindringen von heißem
Fluid in den Bauteilspalt oder in den Kühlfluidfilm. Hierdurch kann es zu einer lokalen
Überhitzung der angrenzenden Bauteile kommen.
Zum Zwecke der Kühlung der Bereiche der Turbineneintrittsleitschaufeln sind in der
US-Patentschrift 4 739 621 unmittelbar stromauf der Turbineneintrittsleitschaufeln
spezielle Kühlfluidzuführungen mit länglichen Querschnitten angeordnet. Die konstruktive
Ausführung ist aber aufgrund der Teilevielfalt und der komplizierten Geometrie äußerst
aufwendig.
[0004] In der Patentschrift EP 0 615 055 wird vorgeschlagen, die Kühlbohrungen stromauf
der Turbineneintrittsleitschaufeln einer Gasturbine in den Bereichen vor den Leitschaufeln
mit einem größeren Querschnitt auszuführen. Die Mittelpunkte der Kühlbohrungen sind
hierbei in gleichen Abständen zueinander angeordnet. Infolge der Ausführung der Kühlbohrungen
mit unterschiedlichen Querschnitten tritt jeweils in den Bereichen vor den Turbineneintrittsleiträdern
ein größerer Kühlfluidmassenstrom aus den Kühlbohrungen in die Strömung des heißen
Fluides aus, wodurch sich eine gleichmäßige Kühlwirkung am Umfang des Turbineneintrittsleitrades
erzielen läßt. Als Nachteil ist die sehr aufwendige und somit teure Fertigung der
Kühlbohrungen mit unterschiedlichen Querschnitten zu nennen. Infolge der Variation
der Querschnitte ergibt sich überdies eine Verschlechterung der Kühleffektivität bei
einem von einem strömungstechnisch optimalen Querschnitt abweichenden Querschnitt
der Kühlbohrungen.
Darstellung der Erfindung
[0005] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren
vorzusehen, um ein oder mehrere Bauteile einer Turbomaschine auch im Falle einer lokalen
Veränderung des statischen Druckes des heißen Fluides effizient und zuverlässig zu
kühlen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zum Zwecke der Zuführung eines
Kühlfluides in dem Bauteil Kühlbohrungen angeordnet sind, die untereinander gleiche
Querschnitte aufweisen und mit unterschiedlichen Abständen zueinander angeordnet sind.
Das Bauteil wird hierbei von dem heißen Fluid überströmt. Eine lokale Erhöhung des
statischen Druckes ergibt sich beispielsweise als Folge eines lokalen Aufstaus der
Strömung vor den Schaufeln der Turbomaschine. Die Anordnung von Kühlbohrungen mit
untereinander gleichen Querschnitten läßt sich fertigungstechnisch einfach und kostengünstig
realisieren. Die Querschnitte der Bohrungen sind hierbei vorteilhaft so zu wählen,
daß bei möglichst geringen Verlusten eine maximale Kühleffektivität erzielt wird.
Ferner wurde gefunden, daß über die Variation des Abstandes der Kühlbohrungen zueinander
der lokal eingebrachte Kühlfluidmassenstrom vorteilhaft dem lokalen Bedarf angepaßt
werden kann. Es stellte sich heraus, daß durch die erfindungsgemäße Vorrichtung eine
sehr effiziente und zuverlässige Kühlung des Bauteils ermöglicht wird. Aus kühlungstechnischen
Gründen sind in der Regel kleinstmögliche Querschnitte bzw. Durchmesser der Kühlbohrungen
erwünscht. Einerseits läßt sich hierdurch die Kühleffektivität optimieren und andererseits
darüber hinaus der Kühlluftverbrauch begrenzen. Normalerweise ist jedoch aufgrund
der Betriebsbedingungen ein minimaler Querschnitt bzw. Durchmesser der Kühlbohrungen
erforderlich, so daß die Kühlbohrungen auch aufgrund von.in der Kühlluft enthaltenem
Schmutz oder Partikeln nicht verstopfen. Es stellte sich heraus, daß ein wesentlicher
Vorteil der Erfindung darin liegt, daß durch die geschickte Verteilung der Kühlbohrungen
mit gleichen und kühlungstechnisch optimierten Querschnitten und/oder Durchmessern
eine deutlich verbesserte Kühlung der Bauteile mit einer größeren Kühleffektivität
des Kühlfluides erzielt wird.
[0007] Die Ausführung der Kühlbohrungen mit gleichen Querschnitten und/oder gleichen Durchmessern
bezieht sich natürlich auf gleiche Querschnitte und/oder gleiche Durchmesser der Kühlbohrungen
innerhalb der üblichen Herstellungs- bzw. Fertigungstoleranzen. Ebenso sind anderweitige
vergleichende Aussagen bezüglich geometrischer Abmessungen immer unter dem Aspekt
üblicher Herstellungs- bzw. Fertigungstoleranzen zu bewerten.
[0008] Vorteilhaft sind die Abstände der Kühlbohrungen so gewählt und die Kühlbohrungen
so angeordnet, daß sie in einem Bereich erhöhten statischen Druckes der Fluidströmung
zueinander kleinere Abstände aufweisen als in dem Bereich niedrigeren statischen Druckes
der Fluidströmung. Als Folge einer solchen Anordnung der Kühlbohrungen resultiert
hieraus somit im Bereich erhöhten statischen Drukkes ein größerer Kühlfluidmassenstrom.
Dies führt dazu, daß sich in diesem Bereich auf der Oberseite des Bauteils ein dickerer
Kühlfluidfilm ausbildet. Es wurde gefunden, daß im Falle eines lokal erhöhten statischen
Druckes des heißen Fluides ein dickerer Kühlfluidfilm auf der Bauteiloberseite besonders
vorteilhaft ist.
[0009] Dies ist darin begründet, daß das heiße Fluid bei einem höheren statischen Druck
verstärkt in den Kühlfluidfilm eindringt oder sich mit diesem vermischt, wodurch die
Kühlwirkung des Kühlfluidfilms vermindert wird. Ferner wurde gefunden, daß sich als
Folge von Druckunterschieden, wie sie im Falle eines lokal erhöhten Druckes vorliegen,
oftmals Wirbelsysteme ausbilden. Infolge dieser Wirbelsysteme wird wiederum die Kühlwirkung
des Kühlfluidfilms insbesondere in den Bereichen erhöhten statischen Druckes beeinträchtigt.
Als Beispiel für eine derartige Wirbelbildung sei hier exemplarisch auf die Strömungsverhältnisse
bei der Umströmung einer Schaufel insbesondere im Naben- oder Gehäusebereich verwiesen.
Infolge des lokalen Aufstaus der Strömung vor der.Schaufel kommt es hier zu einer
lokalen Erhöhung des statischen Druckes. Insbesondere in den Eckenbereichen der Schaufel
zur Nabe und zum Gehäuse hin bilden sich hierdurch verursacht Wirbelsysteme, wie beispielsweise
der Hufeisenwirbel oder der Eckenwirbel, aus. Der Abstand der Kühlbohrungen ist hierbei
zweckmäßig in Abhängigkeit der Querschnitte der Kühlbohrungen und des jeweils erforderlichen
Kühlfluidmassenstroms zu wählen. Der Kühlfluidmassenstrom wiederum ist abhängig von
dem Druck des heißen Fluides im Verhältnis zu dem Druck des Kühlfluides, aber auch
von den Temperaturen des heißen Fluides und des Kühlfluides einerseits und der gewünschten
Materialtemperatur andererseits.
[0010] Zweckmäßig ist die Anordnung der Kühlbohrungen in dem Bauteil so gewählt, daß die
Kühlbohrungen zueinander in einer Reihe angeordnet sind. Die Kühlbohrungen werden
in einer Turbomaschine vorteilhaft über den gesamten Umfang der Turbomaschine verteilt.
Einerseits wird durch eine solche Anordnung in Reihe der Fertigungsaufwand deutlich
reduziert. Andererseits bildet sich hierdurch ein möglichst zusammenhängender Kühlfluidfilm
aus, der eine flächige Kühlung des Bauteils bewirkt.
[0011] Vorteilhaft sind die Kühlbohrungen mit runden oder elliptischen Querschnitten ausgeführt.
Runde oder elliptische Querschnitte lassen sich fertigungstechnisch in einfacher Weise
und somit kostengünstig realisieren.
[0012] Das Bauteil ist oftmals zweckmäßig als Plattform ausgeführt. Ebenso kann das Bauteil
aber auch als ein geschlossener Kreisring oder als ein Teilkreisring ausgeführt sein.
Im Falle der Ausführung des Bauteils als Plattform sind die Kühlbohrungen vorteilhaft
in der Plattform angeordnet. Am Umfang aneinandergereihte Plattformen dienen in Turbomaschinen
oftmals als Seitenwände des Strömungskanals. Auf derartigen Plattformen sind häufig
die Schaufeln der Turbomaschine angeordnet. Statorschaufeln sind zumeist mit am Schaufelfuß
und an der Schaufelspitze angeordneten Plattformen ausgeführt, wohingegen Rotorschaufeln
diese Plattformen oftmals nur am Schaufelfuß aufweisen. Hierbei befinden sich die
Kühlbohrungen erfindungsgemäß zweckmäßig stromauf der Schaufeln entweder auf der mit
der Schaufel verbundenen Plattform oder auf einer stromauf angeordneten Plattform
oder einem anderweitigen stromauf angeordneten Bauteil. Insbesondere bei Statorschaufeln
kommt es aufgrund der stationären Strömungsverhältnisse und infolge der lokalen Staupunktströmung
zu einem lokalen und zeitlich konstanten Anstieg des statischen Druckes vor den einzelnen
Schaufeln. Im Falle von Rotorschaufeln ändert sich der Ort des erhöhten statischen
Druckes entsprechend der Rotorumdrehung, so daß sich ein zeitlich veränderliches statisches
Druckprofil vor der Schaufelreihe ausbildet.
[0013] Oftmals verbleibt bei einer Aneinanderreihung zweier Bauteile zwischen diesen Bauteilen
ein Spalt. Bildet sich nun in einem Bereich lokal erhöhten statischen Druckes der
Strömung des heißen Fluides ein höherer statischer Druck des heissen Fluides im Vergleich
zu dem Druck eines in dem Spalt anliegenden Dichtfluides aus, so kann es zu einem
Einströmen von heißem Fluid in den Spalt kommen. Erfindungsgemäß sind die Kühlbohrungen
vorteilhaft stromauf des Spaltes in dem stromauf angeordneten Bauteil vorgesehen.
Hierdurch kommt es bereits stromauf des Spaltes zur Ausbildung des Kühlfluidfilms,
so daß der Spalt von dem Kühlfluidfilm überdeckt wird. Darüber hinaus ist es vorteilhaft,
den Kühlfluidfilm in dem Bereich erhöhten statischen Druckes des heißen Fluides lokal
zu intensivieren, beispielsweise lokal aufzudicken. Kommt es infolge der Druckverhältnisse
nun zu einem lokalen Eindringen von Fluid in den Spalt, so dringt im Falle eines beispielsweise
durch lokale Aufdickung intensivierten Kühlfluidfilms nur Fluid aus dem Kühlfluidfilm
in den Spalt ein. Das Fluid des Kühlfluidfilms weist hierbei infolge der in der Regel
geringen Vermischung des intensivierten Kühlfluidfilms mit dem heißen Fluid eine deutlich
niedrigere Temperatur im Vergleich zur Temperatur des heißen Fluides auf. Infolgedessen
ergibt sich für die an den Spalt angrenzenden Bauteile eine deutlich verminderte Temperaturbelastung
und somit im Vergleich zu einer Anordnung herkömmlicher Art eine Kühlung der Bauteile.
In einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung können die Kühlbohrungen aber auch
stromab des Spaltes angeordnet sein, wobei dann in Abhängigkeit der Ausblaserichtung
des Kühlfluides und der Entfernung der Kühlbohrungen zum Spalt eine geringere Kühlwirkung
des Spaltes erzielt wird. Vornehmlich wird hierdurch eine Kühlung der stromab der
Kühlbohrungen angeordneten Bauteile erzielt.
[0014] Die erfindungsgemäße Anordnung von Kühlbohrungen kann ferner auch vorteilhaft zur
Kühlung von Brennkammerseitenwänden oder sonstigen Hitzeschilden aber auch zur Kühlung
einer oder mehrerer Schaufeln eingesetzt werden.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0015] In den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt. Die Erfindung
ist hierbei aber nicht nur auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt,
sondern kann über die Ausführungsbeispiele hinaus ebenso auch in anderer Weise verwirklicht
werden.
[0016] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht einer Plattform, auf der eine Schaufel angeordnet ist,
mit dem sich vor der Schaufel ausbildenden Druckprofil.
- Fig. 2
- die Verteilung des statischen Druckes in einer Schaufelteilung.
- Fig. 3
- die erfindungsgemäße Anordnung der Kühlbohrungen stromauf einer Schaufel.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0017] In Figur 1 ist eine Plattform 10 mit einer auf der Plattform 10 angeordneten Schaufel
11 dargestellt. An den Seitenrändern der Plattform 10 sind in der Darstellung weitere
Plattformen 10' angedeutet, die an die Plattform 10 angrenzen. Die Darstellung entspricht
somit einer Anordnung von Plattformen, wie sie typischerweise am Umfang einer Turbomaschine
zum Einsatz kommt. Je nachdem ob die Plattformen mit den Schaufeln relativ zum Gehäuse
der Turbomaschine ruhend oder bewegt angeordnet sind, handelt es sich bei der Darstellung
um einen Ausschnitt eines Stators oder eines Rotors. Die hier beschriebene Erfindung
kommt bevorzugt im Heißgasteil einer Turbomaschine zur Anwendung, so daß die in Figur
1 dargestellte Anordnung einem Ausschnitt einer Turbine der Turbomaschine entspricht.
Die Anströmung 20 der Schaufel 11 erfolgt in der Darstellung entsprechend der Pfeilrichtung
aus der linken unteren Ecke der Figur. Das anströmende Fluid ist hier heißes Gas,
das beispielsweise beim Durchgang durch eine vorangestellte Brennkammer auf eine über
der Materialtemperatur der Bauteile liegende Temperatur aufgeheizt wurde. Aufgrund
der Profildicke der Schaufel 11 kommt es zu einer Verdrängung des anströmenden Fluides.
Hierbei bildet sich vor der Schaufel 11 ein Bereich aus, in dem die Geschwindigkeit
des anströmenden Fluides vermindert ist. Am Staupunkt der Schaufel 11 ist die Geschwindigkeit
sogar auf Null reduziert. Infolge der Geschwindigkeitsverminderung des anströmenden
Fluides kommt es zu einem lokalen Anstieg des statischen Druckes bei einem gleichzeitig
nahezu konstanten Totaldruck der Anströmung. Wie in Figur 1 dargestellt bildet sich
somit in der Strömung 20 des heißen Fluides vor der Schaufel 11 ein Profil in der
Verteilung des statischen Drucks 30 aus. Das Maximum 31 des statischen Drucks liegt
entlang des Staupunktstromfadens 32. Weiterhin in der Darstellung eingetragen ist
der mittlere statische Druck 33 des anströmenden Fluides vor der Schaufel 11. Befindet
sich vor der Plattform ein Bauteilspalt 15, der mittels eines aus dem Bauteilspalt
15 ausgeblasenen Dichtfluides 25 abgedichtet werden soll, so kann es im Falle eines
ungenügenden Druckes des ausgeblasenen Dichtfluides 25 zu einem Einströmen 21 von
heißem Fluid in den Spalt kommen. Die Dichtwirkung des aus dem Spalt ausgeblasenen
Dichtfluides 25 ist hierbei unmittelbar von den lokalen Druckverhältnissen abhängig.
Zusätzlich zur Dichtwirkung dient das Dichtfluid gleichzeitig oftmals zur Kühlung
der an den Strömungspfad angrenzenden Bauteile. Da in Turbomaschinen das Dichtfluid
zumeist aus dem Verdichterbereich entnommen wird, um es beispielsweise der Turbine
zuzuführen, liegt oftmals insbesondere im Turbineneintrittsbereich unmittelbar am
Austritt der Brennkammer ein nur sehr geringer Druckunterschied des Dichtfluides gegenüber
dem heißen Fluid vor. In einem solchen Fall kann die lokale Erhöhung des statischen
Druckes des heißen Fluides infolge des Strömungsaufstaus vor der Schaufel dazu führen,
daß der statische Druck des heißen Fluides lokal über dem Druck des Dichtfluids 25
zu liegen kommt, wodurch ein Einströmen des heißen Fluides in den Spalt verursacht
wird. Neben einer unmittelbaren Erhöhung der Temperatur der an den Bauteilspalt angrenzenden
Bauteile, die sich infolge des Wärmeübergangs des heißen Fluides auf die Seitenwände
des Spaltes einstellt, tritt infolge dieser Wirbelströmung eine verstärkte Durchmischung
der Grenzschichten oder Kühlfluidschichten auf der Plattformoberseite mit dem heißen
Gas auf. Infolge dessen wird auch die Plattform stromab des Spaltes mit einer höheren
Temperatur beaufschlagt.
[0018] Figur 2 zeigt den Verlauf des statischen Druckes 130 des heißen Fluides über eine
Teilung einer betrachteten Schaufelreihe auf der Höhe der Vorderkante der Plattform.
Der statische Druck weist in der hier gezeigten Darstellung einen näherungsweise sinusförmigen
Verlauf auf mit einem Maximum 131 des statischen Druckes, der sich als Rückwirkung
des Staupunktes der Strömung an der Schaufelvorderkante ausprägt. Darüber hinaus ist
in der Darstellung der Druck 135 eines aus dem Bauteilspalt zur Abdichtung des Bauteilspaltes
ausgeblasenen Fluides eingetragen. Aus dieser Auftragung ist ersichtlich, daß der
statische Druck des heißen Fluides in dem Bereich um das Maximum 131 im Verlauf des
statischen Druckes deutlich über dem Druck 135 des im Bauteilspalt anliegenden Fluides
in dem Bauteilspalt zu liegen kommt. In diesem Bereich 134 besteht somit eine sehr
große Gefahr, daß das heiße Fluid in den Bauteilspalt einströmt.
[0019] Um auch im Falle einer lokalen Erhöhung des Druckes des heißen Fluides eine zuverlässige
und effiziente Kühlung der betroffenen Bauteile sicherzustellen, wurden in Figur 3
Kühlbohrungen 240 stromauf einer Schaufel 211 angeordnet. Diese Kühlbohrungen 240
sind hier jeweils mit einem runden Querschnitt ausgeführt, wobei alle Kühlbohrungen
240 eine gleich große Querschnittsfläche aufweisen. Ferner erfolgt die Anordnung der
Kühlbohrungen 240 in der dargestellten Ausführung zueinander in einer Reihe. In einem
Meridianschnitt sind die Kühlbohrungen in der Regel unter einem solchen Winkel geneigt,
daß das Kühlfluid nahezu wand-parallel bzw. parallel zur Strömung des heißen Fluides
aus den Kühlbohrungen ausströmt.
Die in Figur 3 mit einem Pfeil gekennzeichnete Strömung 220 des heißen Fluides staut
sich lokal vor der Schaufel 211 auf. Hierdurch kommt es zu einem Anstieg des statischen
Druckes in einem Bereich um die Schaufelvorderkante 212 der Schaufel 211. Dieser Anstieg
des statischen Druckes zeigt sich in den als Höhenlinien 236 eingezeichneten Isobaren
der Strömung. Dieser lokale Anstieg des statischen Druckes in dem Bereich der Schaufelvorderkante
212 der Schaufel 211 führt zu einer Verminderung der Kühleffektivität eines zur Kühlung
der Bauteile aufgebrachten Kühlfluidfilms im Falle einer herkömmlichen Anordnung der
Kühlbohrungen 240. Als Ursache hierfür ist die bereits oben erwähnte Wirbelbildung
als auch eine generell sich infolge des Druckgefälles ausbildende Ausweichströmung
von dem höheren zu dem niedrigeren statischen Druck zu nennen. Diese Ausweichströmung
bildet sich in gleichem Maße auch in dem Kühlfluidfilm aus. Oftmals tritt zusätzlich
zu der in Figur 3 gezeigten Anordnung in einem geringen Abstand stromauf der Schaufel
ein Bauteilspalt zwischen beispielsweise zwei in Strömungsrichtung aneinandergereihten
Plattformen auf. Zur Abdichtung eines solchen Bauteilspalts liegt oftmals in dem Bauteilspalt
ein Fluid an, das häufig einen nur geringfügig höheren Druck als den mittleren statischen
Druck der Strömung des heißen Fluides aufweist. Infolgedessen kann es aufgrund der
lokalen Erhöhung des statischen Druckes des heißen Fluides lokal zu einem Einströmen
von heißem Fluid in den Bauteilspalt kommen.
Bei einem kleineren Abstand der Kühlbohrungen 240 in dem Bereich höheren statischen
Druckes steigt der in diesem Bereich der Plattform 210 ausgeblasene, auf die Plattformoberfläche
bezogene Kühlfluidmassenstrom. Hieraus resultiert eine Aufdickung des als Trennschicht
wirkenden Kühlfilms zwischen dem heißen Fluid und der Plattform 210. Somit ist auch
im Falle verstärkter Wirbelbildung oder auch im Falle eines Bauteilspaltes eine zuverlässige
Kühlung der Plattform 210 gewährleistet.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 10, 10', 210
- Bauteil, Plattform
- 11, 211
- Schaufel
- 212
- Schaufelvorderkante
- 15
- Bauteilspalt
- 20, 220
- Strömung des heißen Fluids
- 21
- in den Bauteilspalt eindringendes, heißes Fluid
- 25
- Dichtfluid
- 30, 130
- Verlauf des statischen Drucks
- 31, 131
- Maximum im Verlauf des statischen Drucks
- 32
- Staupunktstromfaden
- 33
- mittlerer statischer Druck
- 134, 234
- Bereich erhöhten statischen Druckes
- 135
- Druck eines Fluides in dem stromauf gelegenen Bauteilspalt
- 236
- Höhenlinien
- 240
- Kühlbohrungen
1. Bauteil (210) einer Turbomaschine, insbesondere einer Gasturbine, wobei das Bauteil
(210) von einer heißen Fluidströmung (220) überströmt wird, und die Fluidströmung
in zumindest einem Bereich des Bauteils (210) einen veränderten statischen Druck aufweist,
wobei stromauf des Bauteils (210) ein Bauteilspalt (15) angeordnet ist, ferner zum
Zwecke der Zuführung eines Kühlfluides in dem Bauteil (210) Kühlbohrungen (240) angeordnet
sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlbohrungen (240) gleiche Querschnitte aufweisen
und in unterschiedlichen Abständen zueinander angeordnet sind.
2. Bauteil nach Anspruch 1, bei dem die Kühlbohrungen (240) in einem Bereich erhöhten
statischen Drucks (234) der Fluidströmung in kleineren Abständen zueinander angeordnet
sind als im Bereich niedrigeren statischen Druckes der Fluidströmung.
3. Bauteil nach einem der vorherigen Ansprüche, bei dem die Kühlbohrungen (240) zueinander
in einer Reihe angeordnet sind.
4. Bauteil nach einem der vorherigen Ansprüche, bei dem das Bauteil als Plattform (210)
ausgeführt ist.
5. Bauteil nach Anspruch 4, bei dem stromab der Kühlbohrungen (240) auf der Plattform
(210) oder auf einer weiteren, stromab angeordneten Plattform eine Schaufel (211)
angeordnet ist.
6. Bauteil nach einem der vorherigen Ansprüche, bei dem die Kühlbohrungen (240) mit runden
oder elliptischen Querschnitten ausgeführt sind.
7. Verfahren zur Kühlung von Bauteilen (210) einer Turbomaschine, insbesondere einer
Gasturbine, wobei stromab eines Bauteilspaltes (15) angeordnete Bauteile (210) von
einer heißen Fluidströmung (220) überströmt werden, wobei die Fluidströmung (220)
in zumindest einem Bereich einen erhöhten statischen Druck (234) aufweist, und ferner
zur Kühlung zumindest eines der Bauteile (210) ein Kühlfluid zugeführt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß in dem Bereich erhöhten statischen Druckes (234) der Fluidströmung
(220) ein größerer Massenstrom des Kühlfluides zugeführt wird als in einem Bereich
niedrigeren statischen Druckes der Fluidströmung (220).
8. Verfahren nach Anspruch 7, bei dem das Kühlfluid zur Ausbildung eines Kühlfluidfilms
auf einer Bauteiloberseite des Bauteils (210) der Bauteiloberseite mittels mit gleichen
Querschnitten ausgeführten und in unterschiedlichen Abständen zueinander angeordneten
Kühlbohrungen (240) zugeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8, bei dem der Kühlfluidfilm in dem Bereich
erhöhten statischen Druckes (234) im Vergleich zu dem Bereich niedrigeren statischen
Druckes der Fluidströmung intensiviert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem das Kühlfluid der Bauteiloberseite
mittels kleinerer Abstände der Kühlbohrungen in dem Bereich erhöhten statischen Druckes
(234) im Vergleich zu dem Bereich niedrigeren statischen Druckes mit einem im Bereich
erhöhten statischen Drukkes (234) lokal größeren Massenstrom zugeführt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, bei dem das Kühlfluid mittels zueinander
in einer Reihe angeordneter Kühlbohrungen (240) auf die Bauteiloberseite des Bauteils
(210) ausgeblasen wird.