TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Technik von Dampfturbinen.
Sie betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Mehrzahl von Dampfturbinen für den
Einsatz in verschiedenen Anwendungen, welche sich durch die jeweiligen thermodynamischen
Parameter wie z.B. Kühlwassertemperatur, Umgebungstemperatur, gegebene Kesseldaten,
Prozessdampfanforderung etc. unterscheiden, wobei die Dampfturbinen jeweils wenigstens
eine Hochdruckstufe mit einer ersten Beschaufelung und eine Regelradstufe für den
Teillastbetrieb aufweisen.
STAND DER TECHNIK
[0002] Bei der Herstellung von Dampfturbinen, die als Hochdruck(HD)-Einzelmaschinen oder
als kombinierte Hochdruck/Mitteldruck(HDMD)-Maschinen vorliegen können, werden im
Auftragsfall die Beschaufelungen des Hochdruck- und/oder Mitteldruckteils individuell
an die für den jeweiligen Anwendungsfall erforderlichen bzw. spezifizierten Daten
hin ausgelegt. Dazu gehört - wenn für den Teillastbetrieb eine Regelradstufe vorhanden
ist - auch die individuelle Auslegung der Regelradstufe mit jeweils angepasster Kanalhöhe
(des Radkanals) und angepasster Anzahl der Radschaufeln bzw. der in Strömungsrichtung
vor dem Regelrad ringförmig angeordneten Düsen (zu Einzelheiten derartiger Regelradstufen
sei an dieser Stelle beispielsweise auf die Druckschriften US-A-4,812,107, US-A-4,881,872
und US-A-4,979,873 verwiesen).
[0003] Diese individuelle Anpassung der Dampfturbine hat zur Folge, dass bei jedem Auftrag
neue kundenspezifische Fertigungsdokumente für die gesamte Beschaufelung inkl. der
Kleinteile und der Regelradstufe erstellt werden müssen. Ein Wiederholeffekt bei der
Fertigung, auch des Regelrades, ist damit weitgehend ausgeschlossen. Diese Vorgehensweise
hat zwar den Vorteil, dass mit den bestehenden Auslegungswerkzeugen jede kundenspezifische
Variation innerhalb der Beschaufelungen verwirklicht werden kann. Nachteilig ist jedoch,
dass mögliche Kosteneinsparungspotentiale sehr klein sind und sich auf gestalterische
Feinheiten innerhalb der durch die bestehenden Auslegungswerkzeuge gegebenen Möglichkeiten
beschränken.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben, mit welchem auf einfache
Weise und mit hohem Anteil an kostensparenden Standardbauteilen Dampfturbinen für
unterschiedliche Anwendungsfälle und unterschiedliche thermodynamische Parameter hergestellt
werden können.
[0005] Die Aufgabe wird durch die Gesamtheit der Merkmale aus dem Anspruch 1 gelöst. Der
Kern der Erfindung besteht darin, eine fixe Standardbeschaufelung in der Hochdruckstufe
mit einer in der Auslegung von Anwendung zu Anwendung variierenden Regelradstufe zu
kombinieren, um die Dampfturbine an die jeweiligen thermodynamischen Parameter des
Anwendungsfalles (z.B. Kondensatorvakuum (Kühlwassertemperatur), Umgebungstemperaturen,
gegebene Kesseldaten verschiedener Hersteller, benötigter Prozessdampf etc.) anzupassen.
Damit beschränkt sich die ganze thermodynamische Variabilität der Dampfturbine auf
eine einzige Komponente (hier: Regelradstufe), und zwar sowohl fertigungstechnisch,
als auch beschaffungstechnisch. Da besonders die Beschaufelung mit der Bearbeitungsschnittstelle
(Eindrehungen) an Gehäuse und Welle bezüglich Wiederholeffekten ein enormes Vereinfachungs-
und Kosteneinsparungspotential aufweist, wird durch die Standardisierung der Beschaufelung
ein erheblicher Vorteil erzielt.
[0006] Eine erste bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens nach der Erfindung ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Dampfturbinen jeweils zusätzlich einen Mittel- und einen
Niederdruckteil mit einer zweiten und dritten Beschaufelung aufweisen, und dass als
zweite und dritte Beschaufelung ebenfalls eine für alle Dampfturbinen gleiche Standardbeschaufelung
verwendet wird. Durch den Einsatz solcher Standardbeschaufelungen wird in diesem Fall
eine noch grössere Vereinfachung/Ersparnis erzielt.
[0007] Eine zweite bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens zeichnet
sich dadurch aus, dass die Regelradstufe ein auf dem Rotor sitzendes Regelrad und
eine Mehrzahl von konzentrisch um die Rotorachse herum angeordneten Düsen aufweist,
und dass zur Auslegung der Regelradstufe das Regelrad und/oder die Düsen in ihrer
Anordnung und/oder Ausgestaltung variiert werden.
[0008] Eine bevorzugte Weiterbildung dieser Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Anzahl der Düsen variiert wird und/oder dass die Geometrie der einzelnen
Düsen variiert wird.
[0009] Bei einer anderen bevorzugten Weiterbildung dieser Ausführungsform weist das Regelrad
eine dritte Beschaufelungsvariation auf, bei welcher die Radschaufelgeometrie, insbesondere
die Blattdicke und/oder die Blatthöhe und/oder die Krümmung, variiert wird.
[0010] Weitere Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
KURZE ERLÄUTERUNG DER FIGUREN
[0011] Die Erfindung soll nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels im Zusammenhang
mit der Zeichnung näher erläutert werden. Es zeigen
- Fig. 1
- die beispielhafte schematische Anordnung einer Turbogruppe bzw. Dampfturbine mit angeschlossenem
Generator und Regelradstufe im Hochdruckteil, wie sie zur Verwirklichung des Verfahrens
nach der Erfindung geeignet ist; und
- Fig. 2
- im Längschnitt den schematisierten Aufbau der Hochdruckstufe mit Regelrad nach Fig.
1.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0012] In Fig. 1 ist eine beispielhafte schematische Anordnung einer Turbogruppe bzw. Dampfturbine
mit angeschlossenem Generator und Regelradstufe im Hochdruckteil dargestellt, wie
sie zur Verwirklichung des Verfahrens nach der Erfindung geeignet ist. Die Turbogruppe
bzw. Dampfturbine 10 umfasst in diesem Beispiel einen Hochdruckteil 11 mit Regelradstufe
12, einen Mitteldruckteil 12 und einen (optionalen) Niederdruckteil 22. Die Dampfturbine
10 treibt einen Generator 23 an.
[0013] In Fig. 2 ist im Längsschnitt das Beispiel eines Hochdruckteils 11 mit einer Beschaufelung
16 und einer vor dem Hochdruckteil 11 angeordneten Regelradstufe 13 gezeigt, die in
einem Gehäuse 21 untergebracht sind. Die drehenden Teile sind auf einem gemeinsamen
Rotor 18 angeordnet, der sich um eine Rotorachse 20 dreht. Die Regelradstufe 13 enthält
ein mit einer eigenen Beschaufelung (siehe dazu z.B. die US-A-4,812,107) ausgestattetes
Regelrad 19, das über einen Ring von Düsen 14 mit Dampf aus einem Einströmkanal 15
beaufschlagt wird.
[0014] Im Rahmen der Erfindung werden bei der Dampfturbine 10 die Beschaufelung 16 des Hochdruckteils
11 und die Beschaufelung des Mitteldruckteils 12 als Standardbeschaufelungen ausgeführt,
d.h., sie sind für unterschiedliche Anwendungsfälle mit unterschiedlichen thermodynamischen
Parametern fix. Die fixe Standardbeschaufelung bedeutet dabei:
- Die Geometrie der Schaufelblätter und der Deckbänder ist festgelegt und unveränderbar.
- Die Eindrehungen für Lauf- und Leitschaufeln sind festgelegt und unveränderbar.
- Die Position der Anzapfschlitze ist festgelegt und unveränderbar.
- Die Stufenzahl und die Anzahl der Schaufeln pro Stufe am Umfang sind festgelegt und
unveränderbar.
[0015] Die Anpassung der Dampfturbine 10 an die thermodynamischen Parameter des jeweiligen
Anwendungsfalles beschränkt sich ausschliesslich auf die Regelradstufe 13. Hierbei
können entweder das Regelrad 19, die Düsen,14 oder beide angepasst werden. Insbesondere
bedeutet eine in der Auslegung variable Regelradstufe 13 (wahlweise):
- Die Düsenzahl am Umfang pro HD-Einströmsektor ist variabel.
- Die Düsen- und Radkanalhöhe ist entweder in festgelegten Stufungen oder stufenlos
variierbar.
- Die Radschaufelgeometrie des Regelrades 19 (Blattdicke und Krümmung) ist variabel.
[0016] Die Zahl der Düsen 14 kann insbesondere dadurch variiert werden, dass in einzelnen
Segmenten bzw. Sektoren der Düsenanordnung Blindsegmente eingesetzt werden. Weiterhin
kann der Staffelungswinkel der Düsenprofile variiert werden. Schliesslich ist auch
eine Variation der Düsenseitenwandkonturen denkbar.
[0017] Bei der gemeinsamen Anpassung von Regelrad 19 und Düsen 14 kann neben der Höhe auch
deren Konizität oder deren Profil verändert werden.
[0018] Insgesamt ergibt sich mit der Erfindung ein Herstellungsverfahren, das sich durch
die folgenden Vorteile auszeichnet:
- Es ergeben sich Wiederholeffekte für die gesamte Beschaufelung, sowohl bei der Beschaffung
als auch bei der Fertigung.
- Es ergeben sich Wiederholeffekte bei der Bearbeitung der Gehäuse und des Rotors. Dies
drückt sich aus in konstanten, auftragsunabhängigen Fertigungsdokumenten (Guss- und
Bearbeitungszeichnungen sowie Stücklisten).
- Die Offertabwicklung ist vereinfacht, schneller und damit effizienter.
- Es ergiben sich beachtliche Gesamtkosteneinsparungen gegenüber dem Stand der Technik
von ca. 30-40% bezogen auf die Herstellungskosten.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0019]
- 10
- Dampfturbine
- 11
- Hochdruckteil
- 12
- Mitteldruckteil
- 13
- Regelradstufe
- 14
- Düse
- 15
- Einströmkanal
- 16
- Beschaufelung (Hochdruckteil)
- 18
- Rotor
- 19
- Regelrad
- 20
- Rotorachse
- 21
- Gehäuse
- 22
- Niederdruckteil
- 23
- Generator
1. Verfahren zum Herstellen einer Mehrzahl von Dampfturbinen (10) für den Einsatz in
verschiedenen Anwendungen, welche sich durch die jeweiligen thermodynamischen Parameter
wie z.B. Kühlwassertemperatur, Umgebungstemperatur, gegebene Kesseldaten, Prozessdampfanforderung
etc. unterscheiden, wobei die Dampfturbinen (10) jeweils wenigstens einen Hochdruckteil
(11) mit einer ersten Beschaufelung (16) und eine Regelradstufe (13) für den Teillastbetrieb
aufweisen, dadurch gekennzeichnet, dass als erste Beschaufelung (16) eine für alle
Dampfturbinen gleiche Stardardbeschaufelung verwendet wird, und dass die Anpassung
der einzelnen Dampfturbine (10) an die thermodynamischen Parameter der jeweiligen
Anwendung durch eine entsprechende Auslegung bzw. Variation der Regelradstufe (13)
vorgenommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dampfturbinen (10) jeweils
zusätzlich einen Mittel- und Niederdruckteil (12 bzw. 22) mit einer zweiten (17) und
einer dritten Beschaufelung aufweisen, und dass als zweite (17) und dritte Beschaufelung
ebenfalls eine für alle Dampfturbinen (10) gleiche Standardbeschaufelung verwendet
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelradstufe
(13) ein auf dem Rotor (18) sitzendes Regelrad (19) und eine Mehrzahl von konzentrisch
um die Rotorachse (20) herum angeordneten Düsen (14) aufweist, und dass zur Auslegung
der Regelradstufe (13) das Regelrad (19) und/oder die Düsen (14) in ihrer Anordnung
und/oder Ausgestaltung variiert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der Düsen (14)
variiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Düsen (14) auf einzelne
Kreissegmente bzw. Sektoren aufgeteilt sind, und dass die Anzahl der Düsen (14) durch
den Einsatz von Blindsegmenten variiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Geometrie der einzelnen
Düsen (14) variiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Regelrad (19) und die
Düsen (14) naben- und zylinderseitig abgrenzende Strömungskonturen aufweisen, welche
einen Strömungskanal bilden, der in der Höhe stufenlos oder in festgelegten Stufungen
variiert wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Regelrad
(13) eine dritte Beschaufelungsvariation aufweist, bei welcher die Radschaufelgeometrie,
insbesondere die Blattdicke und/oder die Blatthöhe und/oder die Krümmung, variiert
werden.