[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Alkylglykosiden und Alkylethern zur Verstärkung
der keimreduzierenden Wirkung von desinfektionsmittelhaltigen Reinigungsmitteln für
harte Oberflächen sowie desinfizierende Reinigungsmittel für harte Oberflächen mit
ausgewählten Desinfektionsmitteln. Als harte Oberflächen sind alle im Haushalt auftretenden,
nicht textilen Oberflächen zu verstehen, z. B. Fußböden, Arbeitsflächen, Küchengeräte,
Spülbecken, Dusch- und Badewannen, WC-Becken, Geschirr etc.
[0002] Desinfizierende Reinigungsmittel sind bekannt; bisher ist es jedoch nicht gelungen,
optimale Reinigungsleistung und optimale Desinfektionswirkung miteinander zu verbinden.
Übliche desinfizierende Reinigungsmittel enthalten z.B. quartäre Ammoniumverbindungen
in Verbindung mit nichtionischen Tensiden; solche Reinigungsmittel verfügen zwar über
ausreichende desinfizierende Wirkung, ihre Reinigungsleistung läßt jedoch zu wünschen
übrig. Andererseits hat ein Ersatz der nichtionischen Tenside durch reinigungsstarke
anionische Tenside den Nachteil, daß die desinfizierende Wirkung stark nachläßt.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ausgehend von desinfektionsmittelhaltigen
Reinigungsmitteln des Standes der Technik solche Tensidkombinationen aufzufinden,
die - neben einer guten Reinigungsleistung - für eine Verstärkung der keimreduzierenden
Wirkung der in den Reinigungsmitteln enthaltenen Desinfektionsmittel sorgen.
[0004] Eine weitere Aufgabe ist es, Reinigungsmittel für harte Oberflächen mit ausgewählten
desinfizierend wirkenden Mitteln zu entwickeln, die sowohl eine gute Reinigungsleistung
als auch eine gute Desinfektionswirkung aufweisen.
[0005] Die deutschen Offenlegungsschriften DE 34 44 958 und DE 36 19 375 beschreiben die
Verwendung von Alkylglykosiden als Potenzierungsmittel zur Steigerung der mikrobiziden
Wirksamkeit von Biguanidverbindungen bzw. von Alkoholen und Carbonsäuren, insbesondere
in Körperpflegemitteln.
[0006] In der internationalen Patentanmeldung WO 86/5199 werden Reinigungsmittel offenbart,
die als Tenside Alkylglykoside, Aminoxide und quaternäre Ammoniumverbindungen enthalten.
[0007] Die internationale Patentanmeldung WO 86/5509 offenbart desinfizierende Reinigungsmittel,
die als Tensid Alkylglykoside und als Desinfektionsmittel quarternäre Ammoniumverbindungen
enthalten. Die Reinigungswirkung dieser Zusammensetzungen läßt jedoch zu wünschen
übrig.
[0008] Schließlich werden in der deutschen Offenlegungsschrift DE 40 01 758 desinfizierende
Reinigungsmittel für automatisch betriebene Anlagen zur Sprühdesinfektion von Krankenhauseinrichtungsgegenständen
beschrieben, die als Desinfektionsmittel eine quartäre Ammoniumverbindung und das
Umsetzungsprodukt von N-substituierten Propylendiaminen mit Glutaminsäure oder Glutaminsäureestern
enthalten.
[0009] Keine der im Stand der Technik enthaltenen Druckschriften offenbart die Verwendung
der im folgenden beschriebenen speziellen Tensidkombination zur Verstärkung der keimreduzierenden
Wirkung von desinfektionsmittelhaltigen Reinigungsmitteln.
[0010] Die der Erfindung zugrundeliegende, oben beschriebene Aufgabe wurde gelöst durch
die Verwendung einer Mischung aus
a) einem Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykosid der Formel (I),
R1-O-[G]p (I)
in der R1 für einen linearen oder verzweigten Alkyl- oder Alkenylrest mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen,
[G] für eine Glykoseeinheit mit 5 oder 6 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise eine Glucoseeinheit,
und p für eine Zahl von 1 bis 10 steht
und
b) einem Alkylether der Formel II,

in der R2 für einen linearen oder verzweigten aliphatischen Alkyl-und/oder Alkenylrest mit
8 bis 18, vorzugsweise 8 bis 14, Kohlenstoffatomen, x für 0 oder Zahlen von bis zu
3, vorzugsweise bis zu 2, und y für Zahlen von 1 bis 15, vorzugsweise 2 bis 12, insbesondere
2,5 bis 10, steht. Diese Mischung gewährleistet eine Verstärkung der keimreduzierenden
Wirkung von desinfektionsmittelhaltigen Reinigungsmitteln für harte Oberflächen gegenüber
solchen desinfizierenden Reinigungsmitteln, die nur eines oder keines der beiden genannten
Tenside enthalten.
[0011] Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykoside stellen bekannte Stoffe dar, die nach den einschlägigen
Verfahren der präparativen organischen Chemie erhalten werden können. Stellvertretend
für das umfangreiche Schrifttum sei hier auf die Schriften EP-A1-0 301 298 und WO
90/3977 verwiesen.
[0012] Die Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykoside können sich von Aldosen bzw. Ketosen mit
5 oder 6 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise der Glucose ableiten. Die bevorzugten Alkyl-
und/oder Alkenyloligoglykoside sind somit Alkyl- und/oder Alkenyloligoglucoside.
[0013] Die Indexzahl p in der allgemeinen Formel (I) gibt den Oligomerisierungsgrad (DP-Grad),
d.h. die Verteilung von Mono- und Oligoglykosiden an und steht für eine Zahl zwischen
1 und 10. Während p in einer gegebenen Verbindung stets ganzzahlig sein muß und hier
vor allem die Werte p = 1 bis 6 annehmen kann, ist der Wert p für ein bestimmtes Alkyloligoglykosid
eine analytisch ermittelte rechnerische Größe, die meistens eine gebrochene Zahl darstellt.
Vorzugsweise werden Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykoside mit einem mittleren Oligomerisierungsgrad
p von 1,1 bis 3,0 eingesetzt. Aus anwendungstechnischer Sicht sind solche Alkyl- und/oder
Alkenyloligoglykoside bevorzugt, deren Oligomerisierungsgrad zwischen 1,4 und 2,0
liegt.
[0014] Der Alkyl- bzw. Alkenylrest R
1 kann sich von primären Alkoholen mit vorzugsweise 8 bis 11 Kohlenstoffatomen ableiten.
Typische Beispiele sind Caprylalkohol, Caprinalkohol und Undecylalkohol sowie deren
technische Mischungen, wie sie beispielsweise bei der Hydrierung von technischen Fettsäuremethylestern
oder im Verlauf der Hydrierung von Aldehyden aus der Roelen'schen Oxosynthese anfallen.
Bevorzugt sind Alkyloligoglucoside der Kettenlänge C
8-C
10 (DP = 1 bis 3), die als Vorlauf bei der destillativen Auftrennung von technischem
C
8-C
18-Kokosfettalkohol anfallen und mit einem Anteil von weniger als 6 Gew.-% C
12-Alkohol verunreinigt sein können sowie Alkyloligoglucoside auf Basis technischer
C
9/11-Oxoalkohole (DP = 1 bis 3).
[0015] Der Alkyl- bzw. Alkenylrest R
1 kann sich ferner auch von primären Alkoholen mit 12 bis 22, vorzugsweise 12 bis 14
Kohlenstoffatomen ableiten. Typische Beispiele sind Laurylalkohol, Myristylalkohol,
Cetylalkohol, Palmoleylalkohol, Stearylalkohol, Isostearylalkohol, Oleylalkohol, Elaidylalkohol,
Petroselinylalkohol, Arachylalkohol, Gadoleylalkohol, Behenylalkohol, Erucylalkohol,
sowie deren technische Gemische.
[0016] Bei den Alkylethern der Formel II handelt es sich um bekannte nichtionische Tenside,
die man durch Anlagerung von zunächst Propylenoxid und dann Ethylenoxid bzw. ausschließlich
Ethylenoxid an Fettalkohole erhält. Typische Beispiele sind Alkylether der Formel
(II), in der R
2 für einen Alkylrest mit 12 bis 18 Kohlenstoffatomen, x für 0 oder 1 und y für Zahlen
von 2 bis 5 steht. Die Indices x und y stellen dabei Mittelwerte dar. Weitere, besonders
geeignete, Alkylether der Formel II sind z. B. C
12-14-Fettalkohol x 6 EO, Octanol x 4 EO und C
10-14-Fettalkohol x 1 PO x 6 EO; EO steht für Ethylenoxid, PO steht für Propylenoxid. Vorzugsweise
können die Alkylether der Formel II eine eingeengte Homologenverteilung aufweisen;
in diesen Fällen werden Formulierungen mit besonders vorteilhaften physikalischen
Eigenschaften erhalten.
[0017] Als desinfizierend wirkende Inhaltsstoffe, auch Desinfektionsmittel genannt, kommen
prinzipiell alle handelsüblichen Desinfektionsmittel in Betracht, die für eine Anwendung
auf harten Oberflächen, inbesondere alle im Haushalt auftretenden harten Oberflächen,
geeignet sind. Zu nennen sind z.B. desinfizierend wirkende quartäre Phosphoniumverbindungen,
Biguanidverbindungen, (z.B. Chlorhexidin), während z.B. Phenole und Aldehyde zwar
prinzipiell verwendet werden können, aus humantoxilogischen Gründen jedoch vorzugsweise
nicht eingesetzt werden sollten.
[0018] Die oben beschriebene Tensidmischung eignet sich dann besonders, wenn die Desinfektionsmittel
ausgewählt sind aus der Gruppe
A) der stickstoffhaltigen Substanzen, die erhältlich sind durch Umsetzung von
α) - N-substituierten Propylendiaminen der Formel III,
R3 - N(R4) - CH2 - CH2 - CH2 - NH2 (III),
in der R3 für einen linearen Alkylrest mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen, bevorzugt mit 12 bis
14 Kohlenstoffatomen steht, und in der R4 für H oder für CH2-CH2-CH2-NH2 steht, mit
- Verbindungen der Formel IV,

in der R5 einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder ein Wasserstoffatom bedeutet,
β) und gegebenenfalls weitere Umsetzung der nach α) erhaltenen Produkte mit Ethylenoxid
oder Propylenoxid unter an sich bekannten Alkoxylierungsbedingungen,
γ) sowie gegebenenfalls Salzbildung der nach α) oder β) erhaltenen Produkte mit anorganischen
oder organischen Säuren,
B) der aliphatischen Amine der Formel V,

in der n für eine ganze Zahl von 2 bis 6, vorzugsweise exakt 3, R6 für einen Alkylrest mit 8 bis 18 C-Atomen, R7 für Wasserstoff, einen Alkylrest mit 8 bis 18 C-Atomen oder einen Rest -(CH2)mNH2 steht, in dem m eine ganze Zahl von 2 bis 6, vorzugsweise exakt 3 bedeutet, und
C) der quartären Ammoniumverbindungen der Formel VI,

in der R8 und R9 für Alkylreste mit 8 bis 16, vorzugsweise 10 bis 14 C-Atomen, unsubstituierte oder
mit ein oder zwei Chloratomen oder C1-C4-Alkylgruppen substituierte Benzylreste oder N- bzw. S-haltige heterocyclische Reste,
insbesondere Pyridyl, stehen und X- ein anorganisches Anion, vorzugsweise Cl- oder Br- darstellt, mit der Maßgabe, daß mindestens einer der Reste R8 oder R9 einen Alkylrest mit 8 bis 16, vorzugsweise 10 bis 14 C-Atomen, ist.
[0019] Die unter A) aufgeführten stickstoffhaltigen Substanzen sind Verbindungen, deren
antimikrobielle Wirksamkeit bekannt ist; in der Patentschrift US-4,652,585 sind mehrere
Synthesemöglichkeiten ausführlich beschrieben. Diese Schrift wird im Rahmen der vorliegenden
Erfindung ausdrücklich als Referenz angeführt.
[0020] Die unter B) genannten aliphatischen Amine sind tertiäre Amine, die mindestens eine,
vorzugsweise jedoch zwei -Aminoalkylgruppen tragen, wobei es sich um lineare Alkylgruppen
mit 2 bis 6 C-Atomen, vorzugsweise die Propylgruppe, handelt. Solche Substanzen sind
im Handel erhältlich, z.B. N,N-Bis-(3-aminopropyl)dodecylamin, das unter der Bezeichnung
Lonzabac 12 von der Fa. Lonza angeboten wird.
[0021] Die unter C) genannten quartären Ammoniumverbindungen sind ebenfalls handelsübliche
Substanzen. Beispiele hierfür snd Dimethyldioctyl-ammoniumchlorid, Didecyl-dimethyl-ammoniumchlorid,
Didodecyl-dimethyl-ammoniumchlorid, Dimethyl-ditetradecyl-ammoniumchlorid, Dihexadecyl-dimethyl-ammoniumchlorid,
Decyl-dimethyl-octyl-ammoniumchlorid, Dimethyl-dodecyl-octylammoniumchlorid, Benzyl-decyl-dimethyl-ammoniumchlorid,
Benzyl-dimethyl-dodecyl-ammoniumchlorid, Benzyl-dimethyl-tetradecylammoniumchlorid,
Decyl-dimethyl-(ethylbenzyl)-ammoniumchlorid, Decyl-dimethyl-(dimethyl-benzyl)-ammoniumchlorid,
(Chlorbenzyl)-decyl-dimethyl-ammoniumchlorid, Decyl-(dichlorbenzyl)-dimethyl-ammoniumchlorid
und die Verbindungen, die als Anionen an Stelle von Chlorid Acetat, Propionat oder
Bromid enthalten.
[0022] Einige der genannten quartären Ammoniumverbindungen, inbesondere diejenigen mit C
16-Alkylresten, können neben ihrer desinfizierenden Wirkung unter Umständen auch über
textilgewebeweichmachende Eigenschaften verfügen. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung,
die desinfizierende Reinigungsmittel für harte Oberflächen betrifft, sind solche zusätzlichen
textilgewebeweichmachenden Eigenschaften gänzlich irrelevant.
[0023] Die Verwendung von Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykosiden der Formel I in einer Menge
von 0,1 bis 20 Gew.-% ist besonders bevorzugt, insbesondere in einer Menge von 0,2
bis 10 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel; Alkylether der Formel II
sind vorzugsweise in einer Menge von 0,05 bis 20 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 10 Gew.-%,
bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel, enthalten.
[0024] Eine Verstärkung der keimreduzierenden Wirkung der in den Reinigungsmitteln enthaltenen
Desinfektionsmittel ist besonders bei Desinfektionsmittelmengen von 0,01 bis 5 Gew.-%,
insbesondere 0,02 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel, zu beobachten.
[0025] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind desinfizierende Reinigungsmittel für harte
Oberflächen, die gute Reinigungsleistung und gute Desinfektionswirkung in ganz besonderer
Weise miteinander verbinden.
[0026] Solche Reinigungsmittel werden erhalten, wenn man Alkyl- und/oder Alkenylolioglykoside
der Formel I mit einer auf C
8- bis C
10 beschränkten Alkylkettenlänge verwendet, ansonsten die bereits oben beschriebenen
Alkylether der Formel II einsetzt, wobei Alkylkettenlängen von C
8 bis C
14 bevorzugt sind, und als Desinfektionsmittel eine oder mehrere der oben unter A, B
oder C aufgeführten Verbindungen verwendet.
[0027] Insbesondere beansprucht werden deshalb wasserhaltige desinfizierende Reinigungsmittel
enthaltend
- ein Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykosid der Formel I, in der R1 für einen linearen Alkyl- oder Alkenylrest mit 8 bis 10 C-Atomen steht, in einer
Menge von 0,1 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gew.-%,
- einen Alkylether der Formel II in einer Menge von 0,05 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise
0,1 bis 10 Gew.-%, und
- ein Desinfektionsmittel, ausgewählt aus den oben unter A, unter B gemäß Formel V und
unter C gemäß Formel VI benannten Substanzen, in einer Menge von 0,01 bis 5 Gew.-%,
vorzugsweise 0,02 bis 3 Gew.-%, alle Gew.-%-Angaben bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel.
[0028] Ganz besonders positive Eigenschaften weisen die erfindungsgemäßen Reinigungsmittel
auf, wenn das Desinfektionsmittel ausgewählt ist aus den oben unter A benannten Substanzen
und den oben unter B benannten Substanzen, wobei in der Formel V n für 3 steht, R
6 einen Alkylrest mit 12 bis 16 C-Atomen darstellt und R
7 ein Aminopropylrest ist.
[0029] Alle in den Reinigungsmitteln eingesetzten Substanzen können selbstverständlich nicht
nur als Reinsubstanz, sondern auch in Form von Gemischen verschiedener Vertreter einer
Verbindungsklasse verwendet werden; so ist z.B. der gleichzeitige Einsatz eines C
8-10-Alkylglykosids und eines C
12-16-Alkylglykosids möglich (z.B. im Verhältnis 10:1 bis 1:2), oder der gleichzeitige
Einsatz eines ethoxylierten Alkylethers und eines Alkylethers, der sowohl propoxyliert
als auch ethoxyliert ist.
[0030] Daneben können auch Gemische von Desinfektionsmitteln verwendet werden, z.B. ein
unter A genanntes Desinfektionsmittel gemeinsam mit einem unter B genannten Desinfektionsmittel.
[0031] Neben den Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykosiden der Formel I und den Alkylethern
der Formel II können fakultativ noch weitere nichtionische Tenside in Mengen von bis
zu 20 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel, enthalten sein. Dazu zählen
z.B. Ethylenoxidanlagerungsprodukte an Fettsäuren, Fettaminen oder Fettsäureamide.
Auch die endgruppenverschlossenen Derivate derartiger Alkoxylierungsprodukte, vorzugsweise
mit Endgruppen, die 2 bis 10 C-Atome enthalten, kommen in Frage.
[0032] Daneben können fakultativ amphotere oder zwitterionische Tenside in einer Menge von
bis zu 10 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel, enthalten sein. Zu den
geeigneten Amphotensiden gehören Derivate tertiärer aliphatischer Amine oder quartärer
aliphatischer Ammoniumverbindungen, deren aliphatiche Reste geradkettig oder verzweigt
sein können und von denen einer eine Carboxy-, Sulfo,- Phosphono-, Sulfato- oder Phosphato-Gruppe
trägt. Beispiele für derartige Amphotenside sind Dimethyl-tetradecyl-glycin, Dimethyl-hexadecyl-glycin,
Dimethyl-octadecyl-glycin, 3-(Dimethyl-dodecylammonio)-1-propansulfonat und die unter
den Bezeichnungen Dehyton
(R) AB, CB, K und G (Lieferant Henkel) vertriebenen Amphotenside.
[0033] Anionische Tenside wie z.B. Fettalkoholsulfate, Fettalkoholethersulfate, α-Olefinsulfonate
können zwar prinzipiell in geringen Mengen von 10 Gew.-%, insbesondere bis zu 5 Gew.-%,
bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel, enthalten sein, vorzugsweise sind in den
beschriebenen Reinigungsmitteln jedoch höchstens 2 Gew.-% anionische Tenside enthalten.
Dabei ist es für den Fachmann selbstverständlich, daß er die Verträglichkeit der anionischen
Tenside mit den in den Reinigungsmitteln enthaltenen desinfizierenden Mitteln hinsichtlich
der keimreduzierenden Wirkung verifizieren muß.
[0034] Zusätzlich können die beschriebenen Reinigungsmittel wasserlösliche organische Lösungsmittel,
vorzugsweise aus den Gruppen der Alkohole mit 1 bis 4 C-Atomen, der Glykole mit 2
bis 4 C-Atomen und der aus diesen ableitbaren Diglykole und Diglykolether, enthalten.
Derartige Lösungsmittel sind beispielsweise Methanol, Ethanol, Propanol, Isopropanol,
tert.-Butanol, Ethylenglykol, Propylenglykol, Butylenglykol, Diethylenglykol, Dipropylenglykol,
Diethylenglykolmonomethylether, Diethylenglykolmonoethylether, Diethylenglykolmonopropylether
und Diethylenglykolmonobutylether. Organische Lösungsmittel können in Mengen von etwa
5 bis 40, vorzugsweise etwa 10 bis 20 Gew.-% eingesetzt werden.
[0035] Darüber hinaus können die Reinigungsmittel übliche Zusätze, wie z.B. Farbstoffe oder
Duftstoffe, Verdickungsmittel, Hydrotrope, Trübungsmittel etc. enthalten.
[0036] Aminoxide sind vorzugsweise höchstens in Mengen bis zu 2 Gew.-% enthalten, insbesondere
sind desinfizierende Reinigungsmittel gemäß der Erfindung jedoch frei von Aminoxiden.
[0037] Ein weiterer Erfindungsgegenstand ist ein Verfahren zum desinfizierenden Reinigen
harter Oberflachen, dadurch gekennzeichnet, daß eines der wie oben beschriebenen desinfektionsmittelhaltigen
Reinigungsmittel in unverdünnter Form oder in Form einer mit Wasser verdünnten Zubereitung
auf eine harte Oberfläche aufgebracht wird und die Oberfläche anschließend in üblicher
Art und Weise gereinigt wird.
[0038] Wenn das Reinigungsmittel unverdünnt aufgebracht wird, beträgt der Gehalt an Desinfektionsmittel
0,01 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel.
[0039] Wenn das Reinigungsmittel mit Wasser verdünnt wird, ist eine Anwendungskonzentration
von 0,001 bis weniger als 5 Gew.-%, insbesondere von 0,001 bis 0,05 Gew.-%, vorteilhaft.
[0040] Um auch bei Verwendung der Reinigungsmittel mit hartem Wasser eine klare Anwendungslösung
zu gewährleisten, können die Reinigungsmittel Komplexbildner enthalten. Zu nennen
sind z.B. die Natriumsalze der Methandiphosphonsäure, Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure,
1-Aminoethan-1,1-diphosphonsäure, Amino-trimethylenphosphonsäure, Ethylendiamin-tetra(methylenphosphonsäure),
Diethylentriamin-penta(methylenphosphonsäure), 2-Phosphonobutan-1,2,4-tricarbonsäure
und Nitrilotriessigsäure (NTA). Bevorzugt sind Citrate und Gluconate oder Salze der
Glutar-, Adipin- und Bernsteinsäure. Derartige Komplexbildner sind in den Reinigungsmitteln
vorzugsweise in Mengen nicht über 10 Gew.-%, insbesondere etwa 0,5 Gew.-% bis 4 Gew.-%,
enthalten.
Beispiele
Verwendete Rohstoffe:
[0041]
- Dodigen 1611 (Fa. Hoechst)
- Cocosalkyl-dimethyl-benzylammoniumchlorid
- Lonzabac 12 (Fa. Lonza)
- N,N-Bis(3-aminopropyl)-C12-alkylamin
- Bardac 22 (Fa. Lonza)
- Didecyl-dimethyl-ammoniumchlorid
- Desinfektionsmittel I
- Umsetzungsprodukt von Cocospropylen-1,3-diamin mit L-Glutaminsäure hergestellt gemäß
US-4,652,585
- Fettalkoholoxylate:
- angegeben ist die Alkylkette des Fettalkohols (FA) und die molaren Ethylenoxid (EO)-
bzw. Propylenoxid (PO)-Anteile. NRE bezeichnet FA-Alkoxylate mit eingeengter Homologenverteilung
(narrow range ethoxylated)
- Glucopon 225 (Fa. Henkel)
- C8-10-Alkyl-1.6-glucosid
- Glucopon 600 (Fa. Henkel)
- C12-16-Alkyl-1.4-glucosid
- Sokalan DCS (Fa. BASF)
- Natriumsalz eines Dicarbonsäuregemisches
Testmethoden:
Bestimmung der Keimreduktion
[0042] Die keimreduzierende Wirksamkeit der Reinigungsmittel wurde in einem quantitativen
Suspensionsversuch in Anlehnung an die Richtlinien für die Prüfung und Bewertung chemischer
Desinfektionsverfahren der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM),
Stand 1981, gegen den Bakterien-Stamm Pseudomonas aeruginosa geprüft. Dazu wurden
jeweils 10 ml des zu prüfenden Reinigungsmittels mit 0,1 ml einer Keimsuspension (ca.
10
8 -10
9 Keime pro ml) bei 20 °C vermischt. Nach einer Einwirkzeit von 5 bzw. 10 Minuten wurden
jeweils 1 ml dieser Mischungen in jeweils 10 ml einer wäßrigen Enthemmungslösung,
enthaltend 3,0 Gew.-% Tween
(R) 80, 0,3 Gew. -% Lecithin und 0.1 Gew.-% Histidin, gegeben. Von diesen Proben und
weiteren 1 : 10 Verdünnungsstufen wurden jeweils 0,1 ml auf Casein-Soja-Agarplatten
aufgebracht. Nach Bebrüten dieser Subkulturen (48 Stunden bei 30 °C) wurde die Anzahl
der vermehrungsfähigen Keime ermittelt. Zum Vergleich wurden wäßrige Lösungen der
Einzelkomponenten und reinigungsmittelfreies Wasser unter den gleichen Bedingungen
getestet. Die Differenz zwischen Wirkstoffansatz und Negativkontrolle wird in der
Tabelle als Logarithmus (= Reduktionsfaktor, [log-Stufen]) angegeben.
Bestimmung des Reinigungsvermögens
[0043] Zur Prüfung des Reinigungsvermögens diente die unten nach "Seifen-Öle-Fette-Wachse",
112, 371, (1986) beschriebene Testmethode, die sehr gut reproduzierbare Ergebnisse liefert.
Danach wurde das zu prüfende Reinigungsmittel auf eine künstlich angeschmutzte Kunststoffoberfläche
gegeben. Als künstliche Anschmutzung für die verdünnte Anwendung des Reinigungsmittels
wurde ein Gemisch aus Ruß, Maschinenöl, Triglycerid gesättigter Fettsäuren und niedersiedendem
aliphatischen Kohlenwasserstoff verwendet. Die Testfläche von 26 x 28 cm wurde mit
Hilfe eines Flächenstreichers gleichmäßig mit 2 g der künstlichen Anschmutzung beschichtet.
[0044] Ein Kunststoffschwamm wurde jeweils mit 10 ml einer 1 Gew.-%igen wäßrigen Lösung
des zu prüfenden Reinigungsmittels getränkt und mechanisch auf der ebenfalls mit 10
ml einer 1 Gew-%igen wäßrigen Lösung des zu prüfenden Reinigungsmittels beschichteten
Testfläche bewegt.
[0045] Nach 10 Wischbewegungen wurde die gereinigte Testfläche unter fließendes Wasser gehalten
und der lose sitzende Schmutz entfernt. Die Reinigungswirkung, d.h., der Weißgrad
der so gereinigten Kunststoffoberfläche wurde mit einem Farb-Differenz-Meßgerät "Microcolor"
(Dr. B. Lange) gemessen. Als Weiß-Standard diente die saubere weiße Kunststoffoberfläche.
[0046] Da bei der Messung der sauberen Oberfläche auf 100 % eingestellt und die angeschmutzte
Fläche mit 0 % angezeigt wird, sind die abgelesenen Werte bei den gereinigten Kunststoff-Flächen
mit dem Prozentgehalt Reinigungsvermögen (% RV) gleichzusetzen. Bei den nachstehenden
Versuchen sind die angegebenen % RV-Werte die nach dieser Methode ermittelten Werte
für das Reinigungsvermögen der untersuchten Reinigungsmittel. Sie stellen jeweils
Mittelwerte aus 3fachen Bestimmungen dar.
[0047] Die Meßwerte wurden in Relation zum Reinigungsergebnis eines als Standard benutzten
reinigungsstarken nichtdesinfizierenden Reinigungsmittels gesetzt.

[0048] In den nachfolgenden Tabellen sind die so ermittelten "% RV relativ"-Werte angegeben.
[0049] Das als Standard benutzte nicht-desinfizierende Reinigungsmittel hatte die Zusammensetzung:
- 2,0 %
- Alkansulfonat
- 1,5 %
- Fettalkoholethoxylat
- 0,5 %
- Seife
- 4,0 %
- Butyldiglykol
- ad 100,0 %
- Wasser, Farb- und Duftstoffe.
[0050] Es wurden desinfizierende Reinigungsmittel der folgenden Zusammensetzungen hergestellt
(Angaben in Gew.-%):
Tabelle 1
|
1 |
2(V) |
3(V) |
Glucopon 225 |
5 |
- |
5 |
C12-14-FA + 6 EO |
5 |
10 |
- |
C12-14-FA + 5 EO + 5 PO |
- |
- |
5 |
Desinfektionsmittel I |
1 |
1 |
1 |
Sokalan DCS |
5 |
5 |
5 |
Wasser |
ad 100 |
ad 100 |
ad 100 |
[0051] Zusammensetzung 1 ist erfindungsgemäß, 2(V) und 3(V) sind Vergleichsbeispiele. Die
Bestimmung der Keimreduktion (Einwirkungszeit 5 Min.) ergab folgende Ergebnisse:
- 1
- : log 4
- 2(V)
- : log 2
- 3(V)
- : log 2
[0052] Es zeigt sich, daß die erfindungsgemäße Zusammensetzung 1 eine gegenüber den Zusammensetzungen
2(V) und 3(V) um zwei Größenordnungen bessere Keimreduktion aufweist.
Tabelle 2
|
4 |
5(V) |
Glucopon 225 |
6 |
8 |
C8-FA + 1 PO + 9 EO |
2 |
- |
Desinfektionsmittel I |
0,5 |
0,5 |
Bardac 22 |
0,5 |
0,5 |
Sokalan DCS |
5 |
5 |
Wasser |
ad 100 |
ad 100 |
[0053] Die Bestimmung des Reinigungsvermögens ergab folgende Ergebnisse:
- 4:
- 70 % RV-relativ
- 5(V):
- 60 % RV-relativ
[0054] Zusammensetzung 4 ist erfindungsgemäß, 5(V) ist ein Vergleichsbeispiel.
[0055] Beide Zusammensetzungen besitzen ausreichende Desinfektions-Wirkung; es zeigt sich
jedoch, daß die erfindungsgemäße gemeinsame Verwendung von APG 225 und C
8-FA + 1 PO + 9 EO zu einer Steigerung des Reinigungsvermögens führt.

[0056] Die gemäß der Erfindung eingesetzten Zusammensetzungen 6 bis 18 verfügen über gutes
Reinigungsvermögen und gute keimreduzierende Wirkung. Die als Vergleich dienende Zusammensetzung
19 zeigt ein deutlich schlechteres Reinigungsvermögen.
1. Verwendung einer Mischung aus
a) einem Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykosid der Formel (I),
R1-O-[G]p (I)
in der R1 für einen linearen oder verzweigten Alkyl- oder Alkenylrest mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen,
[G] für eine Glykoseeinheit mit 5 oder 6 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise eine Glucoseeinheit,
und p für eine Zahl von 1 bis 10 steht
und
b) einem Alkylether der Formel II,

in der R2 für einen linearen oder verzweigten, aliphatischen Alkyl- und/oder Alkenylrest mit
8 bis 18, vorzugsweise 8 bis 14, Kohlenstoffatomen, x für 0 oder Zahlen von bis zu
3, vorzugsweise bis zu 2, und y für Zahlen von 1 bis 15, vorzugsweise 2 bis 12, insbesondere
2,5 bis 10, steht, zur Verstärkung der keimreduzierenden Wirkung von Desinfektionsmittel
enthaltenden Reinigungsmitteln für harte Oberflächen, ausgenommen
Reinigungsmittel enthaltend Desinfektionsmittel ausgewählt aus der Gruppe
A) der stickstoffhaltigen Substanzen, die erhältlich sind durch Umsetzung von
α) - N-substituierten Propylendiaminen der Formel III,
R3 - N(R4) - CH2 - CH2 - CH2 - NH2 (III),
in der R3 für einen linearen Alkylrest mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen, bevorzugt mit 12 bis
14 Kohlenstoffatomen steht, und in der R4 für H oder für CH2-CH2-CH2-NH2 steht, mit
- Verbindungen der Formel IV,

in der R5 einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder ein Wasserstoffatom bedeutet,
β) und gegebenenfalls weitere Umsetzung der nach α) erhaltenen Produkte mit Ethylenoxid
oder Propylenoxid unter an sich bekannten Alkoxylierungsbedingungen,
γ) sowie gegebenenfalls Salzbildung der nach α) oder β) erhaltenen Produkte mit anorganischen
oder organischen Säuren,
B) der aliphatischen Amine der Formel V,

in der n für eine ganze Zahl von 2 bis 6, vorzugsweise exakt 3, R6 für einen Alkylrest mit 8 bis 18 C-Atomen, R7 für Wasserstoff, einen Alkylrest mit 8 bis 18 C-Atomen oder einen Rest -(CH2)mNH2 steht, in dem m eine ganze Zahl von 2 bis 6, vorzugsweise exakt 3 bedeutet, und
C) der quartären Ammoniumverbindungen der Formel VI,

in der R8 und R9 für Alkylreste mit 8 bis 16, vorzugsweise 10 bis 14 C-Atomen, unsubstituierte oder
mit ein oder zwei Chloratomen oder C1-C4-Alkylgruppen substituierte Benzylreste oder N- bzw. S-haltige heterocyclische Reste,
insbesondere Pyridyl, stehen und X-ein Anion, vorzugsweise Cl-, Br-, Acetat oder Propionat darstellt, mit der Maßgabe, daß mindestens einer der Reste
R8 oder R9 ein Alkylrest mit 8 bis 16, vorzugsweise 10 bis 14 C-Atomen, ist.
2. Verwendung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß in den Desinfektionsmittel
enthaltenden Reinigungsmitteln
- ein Alkyl- und/oder Alkenyloligoglykosid der Formel I in einer Menge von 0,1 bis
20 Gew.-%, vorzugsweise 0,2 bis 10 Gew.-%,
- ein Alkylether der Formel II in einer Menge von 0,05 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise
0,1 bis 10 Gew.-%, und
- ein Desinfektionsmittel in einer Menge von 0,01 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise 0,02
bis 3 Gew.-%, alle Gew.-%-Angaben bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel, enthalten
sind.