[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Zuführen einer von
einer Wickelrolle abgezogenen Materialbahn zu einer Verarbeitungsmaschine gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1 bzw. des Patentanspruchs 2.
[0002] Um Materialbahnen, beispielsweise Papier- oder Kartonbahnen, Kunststoff- oder Metallfolien,
kontinuierlich einer nachfolgenden Verarbeitungsmaschine zuzuführen, werden diese
bekannterweise von Wickelrollen abgewickelt, die in eine Abwickelvorrichtung eingehängt
sind.
[0003] Sind die Wickelrollen nicht gleichmäßig rund, so führt dies beim Abwickeln zu Längenänderungen
in der ablaufenden Materialbahn, die zu Störungen in der nachfolgenden Verarbeitungsmaschine
führen können. Aus der DE 37 04 677 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung der gattungsgemäßen
Art bekannt, bei der die Materialbahn nach dem Abwickeln zum Ausgleich von Längenschwankungen
um eine Umlenkeinrichtung geführt wird, die mit einer Komponente in Richtung der zulaufenden
Materialbahn bewegbar gelagert ist. Die Umlenkeinrichtung ist eine pendelnd aufgehängte
Ausgleichswalze, deren Pendelbewegung von einem Dämpfungszylinder gedämpft wird, dessen
Gegenkraft proportional der Bahnspannung ist. Die Materialbahn wird so beruhigt und
mit konstanter Spannung der Verarbeitungsmaschine zugeführt.
[0004] Diese bekannte Lösung mit einem Luftzylinder als Dämpfungselement ist nur in der
Lage, von Unrundheiten in der Wickelrolle ausgelöste Pulsationen in der Materialbahn
mit begrenzten Frequenzen und Amplituden zufriedenstellend auszugleichen. Bei hohen
Frequenzen (beispielsweise größer als 3 Hz) und großen Längenänderungen kann die Ausgleichswalze
aufgrund ihrer Massenträgheit die erforderlichen Ausgleichsbewegungen nicht ausreichend
schnell durchzuführen.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
der gattungsgemäßen Art zu schaffen, mit dem (der) auch große Längenänderungen mit
hohen Frequenzen ausgeglichen werden können.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 bzw. des Patentanspruchs
2 gelöst.
[0007] Nach der Erfindung wird eine die Bahn umlenkende Kompensationseinrichtung eingesetzt,
die nicht frei bewegbar, sondern mittels eines gesteuerten oder geregelten Stellantriebs
mit einer Komponente in Zulaufrichtung der Materialbahn positionierbar gelagert ist.
Eine Meßeinrichtung bestimmt die Schwankungen im Durchmesser der Wickelrolle, und
in Abhängigkeit von den gemessenen Werten wird der Stellantrieb von einer Steuereinrichtung
so gesteuert oder geregelt, dass die Kompensationseinrichtung jeweils in die erforderliche
Position bewegt wird.
[0008] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte, da besonders vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung.
[0009] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand schematisch dargestellter
Ausführungsbeispiele:
- Figur 1
- zeigt die Seitenansicht einer Abwickelvorrichtung mit einer nachfolgenden an einem
Hebel aufgehängten Ausgleichswalze mit einem Stellantrieb.
- Figur 2
- zeigt eine Vorrichtung mit einer zusätzlichen Einrichtung zur Kompensation von kurzen
Pulsationswellen in der Materialbahn.
- Figur 3
- zeigt eine Ausführungsform, bei der vorteilhaft sowohl kurze als auch lange Pulsationswellen
mit einer einzigen Kompensationseinrichtung ausgeglichen werden.
[0010] Die Vorrichtung gemäß der Erfindung enthält eine Abwickelvorrichtung, in die eine
Wickelrolle 1 zum Abwickeln der Materialbahn 2 eingehängt wird. Eine Meßeinrichtung
3 mißt beim Abwickeln berührungslos kontinuierlich den Durchmesser der Wickelrolle
1, und eine Steuereinrichtung bestimmt aus den Meßwerten die Schwankungen im Durchmesser,
die durch Unrundheiten in der Wickelrolle 1 verursacht werden. Die Schwankungen im
Durchmesser der Wickelrolle 1 führen zu Längenänderungen in der ablaufenden Bahn 2,
die von der nachfolgend angeordneten Kompensationseinrichtung 4 ausgeglichen werden.
[0011] Die hinter der Abwickelvorrichtung angeordnete Kompensationseinrichtung 4 besteht
aus einer die Bahn 2 umlenkenden Walze 5, deren Position mit einer Komponente in Zulaufrichtung
der Materialbahn 2 veränderbar ist. Eine Veränderung der Position der Walze 4 führt
zu einer Längenänderung der Bahnstrecke, mit der sich eine Längenänderung der Bahn
2 ausgleichen läßt. Im vorliegenden Beispiel ist die Walze 5 als in der Position veränderbare
Umlenkeinrichtung am freien Ende eines Hebels 6 gelagert, der sich nach unten erstreckend
in Richtung zur Wickelrolle 1 hin schwenkbar aufgehängt ist. Am Hebel 6 greift ein
Stellantrieb 7 an, der von einer Steuereinrichtung gesteuert oder geregelt die Position
der Walze 5 einstellt. Bevorzugt wird die Position des Stellantriebs 7 geregelt. Dazu
wird kontinuierlich seine Stellung bestimmt und an eine Regeleinrichtung gemeldet.Als
Stellantrieb wird beispielsweise eine hydraulische Kolben-Zylinder-Einheit oder ein
stellungsgeregelter Linearmotor verwendet. Alternativ zu einer an einem Schwenkhebel
6 aufgehängten Walze 5 kann auch eine linear verschiebbare Walze oder ein anderes
linear oder entlang einer gekrümmten Bahn bewegbares Umlenkelement eingesetzt werden,
um die Länge der Bahnstrecke zu verändern.
[0012] In Bahnlaufrichtung hinter der Umlenkwalze 5 folgt eine weitere Umlenkwalze 8, die
mit einer Kraftmeßdose 9 verbunden ist. Die Kraftmeßdose 9 erfaßt die Höhe der Zugspannung
in der Bahn 2. Das Meßsignal wird für die Regelung der Drehzahl der Wickelrolle 1
und somit für die Regelung der Zugspannung in der Bahn 2 herangezogen.
[0013] Die in Figur 1 dargestellte Vorrichtung arbeitet wie folgt:
[0014] Zunächst wird die Walze 5 auf eine Mittellage voreingestellt. Beim Abwickeln mißt
die Meßeinrichtung 3 kontinuierlich berührungslos den Radius der Wickelrolle 1 an
der Bahnablaufstelle. Aus den Meßsignalen der Meßeinrichtung 3 bestimmt die Steuereinrichtung
die Schwankungen im Wickelrollendurchmesser und regelt den Stellantrieb 7, der erforderlichenfalls
die Position der Walze 5 so verändert, dass die Schwankungen in der Bahnlänge ausgeglichen
werden. Das Kompensationssystem (Meßeinrichtung 3, Steuereinrichtung, Stellantrieb
7, Walze 5) ist so dynamisch ausgelegt, dass Schwankungen mit einer Frequenz bis zu
8 Hz ausgeglichen werden können.
[0015] In Figur 2 ist eine erweiterte Ausführung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt,
die eine zusätzliche Kompensationseinrichtung 10 zum Ausgleich von kurzen Pulsationswellen
höherer Frequenz enthält, die von der Kompensationseinrichtung 4 nicht ausgeregelt
werden können.
[0016] Die zusätzliche Kompensationseinrichtung 10 besteht aus einem Umlenkrohr 11, das
an eine Druckluftzufuhr angeschlossen ist und dessen Rohrwand im von der Bahn 2 umschlungenen
Bereich eine Vielzahl von Durchtrittsöffnungen für die Druckluft aufweist. Die Bahn
2 wird so berührungslos auf einem Druckluftpolster 12 schwebend um das Rohr 11 gelenkt.
Die Höhe des Luftpolsters 12 kann über die Leistung des Druckluftgebläses zwischen
3 mm und 12 mm variiert werden. Da das Luftvolumen unter der Materialbahn 2 annähernd
masselos ist, können sehr hochfrequente Schwingungen mit kleiner Amplitude sehr weitgehend
kompensiert werden. Das Zusammenwirken der lagegeregelten Walze 5 mit dem Luftpolster
12 ermöglicht es, Schwankungen in der Bahnlänge über einen sehr weiten Frequenz- und
Amplitudenbereich auszugleichen, die durch Unrundheiten in der Wickelrolle 1 verursacht
werden.
[0017] Da der Druck des Luftpolsters 12 von der Zugspannung in der Bahn 2 abhängig ist,
kann der Wert vorteilhaft als Steuergröße zur Steuerung der Zugspannung in der Bahn
2 verwendet werden. Wie in Figur 2 angedeutet, wird der Druck im Luftpolster 12 über
eine Sonde 13 gemessen und einem Druck-/Strom-Wandler 14 zugeführt. Dort wird ein
entsprechendes elektrisches Signal erzeugt, das - wie vorstehend beschrieben - zur
Regelung der Drehzahl der Wickelrolle 1 und somit zur Regelung der Zugspannung in
der Bahn 2 verwendet wird.
[0018] In Figur 3 ist eine Ausführungsform dargestellt, bei der die beiden Kompensationseinrichtungen
5, 10 nach Figur 2 in einer einzigen Einrichtung zusammengefaßt sind:
[0019] Die lagegesteuerte Walze ist durch ein Luftrohr 15 als Umlenkeinrichtung ersetzt,
dessen Aufbau dem Luftrohr 11 nach Figur 2 entspricht und das zusätzlich wie die Walze
5 nach Figur 2 in seiner Position veränderbar ist. Die Bahn 2 wird berührungslos auf
einem Luftpolster 12 um das Rohr 15 zu einer nachfolgenden Umlenkwalze 16 geführt
und von dieser zu der Verarbeitungsmaschine geleitet. Die Position des Luftrohrs 15
wird auf die bei der Ausführungsform nach Figur 1 beschriebene Weise in Abhängigkeit
von dem Meßsignal der Meßeinrichtung 3 gesteuert, also von den Schwankungen im Durchmesser
der Wickelrolle 1. Das Luftpolster 12 kompensiert automatisch hochfrequente Pulsationen
mit geringer Amplitude. Auch bei dieser Ausführungsform wird vorteilhaft der Wert
des Drucks im Luftpolster 12 zur Steuerung der Zugspannung der Bahn 2 verwendet, wie
bei der Ausführungsform nach Figur 3 beschrieben.
1. Verfahren zum Zuführen einer von einer Wickelrolle (1) abgezogenen Materialbahn (2)
zu einer Verarbeitungsmaschine, bei dem die Materialbahn (2) nach dem Abwickeln zum
Ausgleich von Längenschwankungen um eine Umlenkeinrichtung (5, 15) geführt wird, die
mit einer Komponente in Richtung der zulaufenden Materialbahn (2) bewegbar gelagert
ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwankungen im Durchmesser der Wickelrolle (1) kontinuierlich ermittelt
werden und die Position der Umlenkeinrichtung (5, 15) in Abhängigkeit von den Schwankungen
im Wickelrollendurchmesser von einer Steuereinrichtung über einen angeschlossenen
Stellantrieb (7) gesteuert oder geregelt wird.
2. Vorrichtung zum Zuführen einer von einer Wickelrolle (1) abgezogenen Materialbahn
(2) zu einer Verarbeitungsmaschine mit
einer Abwickelvorrichtung für die Wickelrolle (1) und einer nachfolgend angeordneten
Umlenkeinrichtung (5, 15) für die Materialbahn (2), die zum Ausgleich von Längenschwankungen
in der Materialbahn (2) mit einer Komponente in Zulaufrichtung der Materialbahn (2)
bewegbar gelagert ist, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
Die Umlenkeinrichtung (5, 15) ist mittels eines gesteuerten oder geregelten Stellantriebs
(7) positionierbar gelagert,
eine Meßeinrichtung zur Messung des Durchmessers der Wickelrolle (1) beim Abwickeln,
und
eine Steuereinrichtung, die aus den Durchmesser-Meßwerten die Schwankungen bestimmt
und in Abhängigkeit von den Meßwerten den Stellantrieb (7) der Umlenkeinrichtung (5,
15) steuert oder regelt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Umlenkeinrichtung eine lagegeregelte Umlenkwalze (5) ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Umlenkeinrichtung ein die Bahn (2) berührungslos umlenkendes Luftrohr (15)
ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass hinter der ersten Umlenkeinrichtung (5) eine weitere Umlenkeinrichtung (15)
angeordnet ist, von der die Bahn (2) auf einem Luftpolster schwebend berührungslos
umgelenkt wird.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck im Luftpolster (12) gemessen und zur Steuerung der Zugspannung in
der Bahn (2) verwendet wird.