(19)
(11) EP 1 022 706 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.07.2000  Patentblatt  2000/30

(21) Anmeldenummer: 99440376.4

(22) Anmeldetag:  27.12.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7G08G 1/123
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 13.01.1999 DE 19900923

(71) Anmelder: ALCATEL
75008 Paris (FR)

(72) Erfinder:
  • Oster, Martin
    2202 Königsbrunn (AT)
  • Patka, Heinz
    1220 Wien (AT)
  • Schiehser,Günter
    1190 Wien (AT)
  • Weisbier, Peter
    1030 Wien (AT)

(74) Vertreter: Brose, Gerhard, Dipl.-Ing. et al
Alcatel Intellectual Property Department, Stuttgart Postfach 30 09 29
70449 Stuttgart
70449 Stuttgart (DE)

   


(54) Verkehrsleitsystem


(57) Die Erfindung betrifft ein Verkehrsleitsystem mit einer Zentrale (1), die mit mindestens einem Fahrzeug (3), das eine bestimmte Route (R1) befährt, in Funkverbindung steht, wobei das Fahrzeug (3) einen Fahrzeugcomputer (OBU = On-Board-Unit) (5) zur Routenvorgabe und zur routenspezifischen Steuerung von Streckenaktionen, insbesondere Ampelansteuerung, Haltestellensignalisierung, Ansage und Anzeige im Fahrzeug (3), aufweist. Damit die Funktion des Fahrzeugcomputers (5) auch bei Routenänderungen aufrechterhalten werden kann, ist vorgesehen, daß die Zentrale (1) mit einem Rechner (2) verbunden ist, der die Routenänderung, insbesondere eine Umleitungsroute (R1'), inklusive der zugeordneten Streckenaktionen, als mindestens ein Datenblock generiert, welcher mittels Datenfunk (4) an den Fahrzeugcomputer (5) des Fahrzeugs (3) gesendet wird, wobei Mittel zum selektiven Laden von Datenblöcken derart vorgesehen sind, daß der der Routenänderung entsprechende Datenblock den Ladezustand des Fahrzeugcomputers (5) modifiziert.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verkehrsleitsystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Fahrzeugcomputer, auch Boardcomputer oder On-Board-Units, nachfolgend OBU genannt, dienen der automatischen Ausführung verschiedener Aktionen in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs, beispielsweise Positionsbestimmung, Haltestellenansage oder Anzeige des Haltestellennamens. Dafür brauchen die OBUs Anwendungssoftware und Referenzdaten. Die Anwendungssoftware gibt die Art der Aktionen vor, während die Referenzdaten vorgesehene Fahrtrouten und Punkte für die Auslösung der Aktionen beinhalten.

[0002] Tritt ein Störungsfall, zum Beispiel ein Unfall oder ein Gasrohrbruch, auf einer fahrplanmäßigen Route auf, müssen die Fahrzeuge auf einer Umleitungsroute fahren. Unter Fahrzeuge sind hier sowohl Straßenfahrzeuge, beispielsweise Busse, wie auch schienengebundene Fahrzeuge, beispielsweise Straßenbahnen, einer Fahrzeugflotte zu verstehen. Die korrekte Funktionsweise der Streckenaktionen auf jeder Route, inklusive Umleitungsrouten, stellt dabei ein wesentliches Qualitätsmerkmal des öffentlichen Personennahverkehrs dar. Die Akzeptanz und die Benutzungshäufigkeit öffentlicher Verkehrsmittel durch den Fahrgast hängt ganz wesentlich von diesem Qualitätsmerkmal ab. Gerade bei Routenänderungen besteht ein verstärktes Informationsbedürfnis des Fahrgastes sowohl an der Haltestelle als auch während der Benutzung des Verkehrsmittels. Deshalb wurde bereits vorgeschlagen, für quasi vordefinierte Störfälle Umleitungsrouten als Ersatzdatenblöcke parat zu haben. Die entsprechenden Datenblöcke sind in der Datenbank der Zentrale und im OBU des Fahrzeugs eingespeichert und werden mittels einer via Datenfunk von der Zentrale an das Fahrzeug übermittelte Routennummer aktiviert. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß nur eine begrenzte Anzahl von Umleitungsrouten möglich ist. In der Praxis sind die Umfahrungsmöglichkeiten, beispielsweise im Falle einer Unfallsperrung, insbesondere bei nicht schienengebundenen Fahrzeugen nahezu unbegrenzt.

[0003] Es besteht deshalb die Aufgabe, ein Verkehrsleitsystem der oben angegebenen Gattung anzugeben, das auf einfache Weise eine Berücksichtigung einer erheblich größeren Anzahl von Routenänderungen gestattet, wobei die OBU-gesteuerten Streckenaktionen korrekt funktionieren.

[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Vorgesehen ist eine On-Line-Datenfunkübertragung der Umleitungsroute von dem Rechner der Zentrale zum OBU. Der Rechner ermittelt bedarfsgerecht eine optimale Umleitungsroute, wobei die Positionsvorgaben bildende Referenzdaten, inklusive eventueller Haltestellen, und die zugehörigen Streckenaktionen als mindestens ein Datenblock zusammengefaßt und via Datenfunk an das OBU des Fahrzeugs gesendet werden. Der Datenblock für die Änderungsroute überschreibt quasi den entsprechenden Datenblock für die fahrplanmäßige Route.

[0005] Das Überschreiben erfolgt gemäß Anspruch 2 vorzugsweise mittels des aus P198 42 779.4 bekannten Verfahrens zum selektiven Laden von Daten und Software in ein OBU. Der Download-Server stellt dabei zunächst den aktuellen Ladezustand des OBU fest und ermittelt daraus die erforderliche Änderung. Diese Analyse erfolgt datenblockweise, wodurch vorteilhafterweise nur der mindestens eine zu ersetzende oder hinzuzunehmende Datenblock an das OBU übermittelt zu werden braucht.

[0006] Gemäß Anspruch 3 erfolgt die Erstellung des neuen Datenblockes manuell. Der Download-Server ist dazu mit Bedienungsmitteln, beispielsweise in Form einer Tastatur, versehen, welche von einem Dispatcher zur Vorgabe der Datenblöcke benutzt werden.

[0007] Es ist jedoch auch möglich, die Erstellung der Datenblöcke zu automatisieren. Anspruch 4 charakterisiert eine derartige Variante auf der Grundlage an sich bekannter Navigationsmittel. Sobald der Rechner eine Störungsinformation erhält, wird eine möglichst alle vorhandenen Straßen oder Schienenwege beinhaltende digitale Streckenkarte in der Umgebung der Störungsstelle auf Umfahrungsmöglichkeiten ausgewertet. Anhand eines Entscheidungskriteriums, beispielsweise die Länge der Umleitungsstrecke wird die optimalste Route für die Umfahrung, beispielsweise die kürzeste Umleitungsstrecke, ermittelt und als Datenblock mit Referenzdaten und Streckenaktionen generiert und via Datenfunk an das OBU weitergeleitet. Das OBU übernimmt den Datenblock anstelle des nunmehr ungültigen Datenblocks und steuert die entsprechenden Systeme des Fahrzeugs an. Damit verbunden ist auch eine Fahrerinformation, die beispielsweise als visuelle Darstellung der Umleitungsstrecke und der ursprünglichen Strecke auf einem Display ausgebildet sein kann.

[0008] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines figürlich dargestellten Ausführungsbeipiels näher erläutert.

[0009] Ein im Schema dargestelltes Verkehrsleitsystem besteht im wesentlichen aus einer Zentrale 1 mit angeschlossenem Rechner 2 und zu überwachenden Fahrzeugen 3. Die Zentrale 1 steht via Datenfunk 4 in bilateraler kommunikativer Verbindung mit dem Fahrzeug 3. Das Fahrzeug 3 ist mit einem On-Board-Unit 5 ausgestattet, welches Referenzdaten und Software speichert. Die Referenzdaten charakterisieren dabei markante Punkte der Fahrtroute R1, insbesondere solche Punkte, an denen Streckenaktionen, wie beispielsweise Ampelansteuerung, Haltestellensignalisierung, Ansagen und Anzeigen im Fahrzeug 3 oder Ansteuerung eines Fahrscheinentwertungssystems, ausgelöst werden. Die Art der Streckenaktionen ist durch die im OBU 5 gespeicherte Software vorgegeben. Über ein Positionsbestimmungssystem, insbesondere satellitengestützt, erkennt das OBU 5, ob eine Streckenaktion zu initiieren ist. Auf diese Weise ist der Fahrer entlastet und der Fahrgast beispielsweise über die nächste Haltestelle sehr komfortabel informiert. So lange die im OBU 5 einprogrammierte Fahrtroute R1 befahren wird, stehen diese Hilfsmittel zur automatischen Auslösung von Streckenaktionen zur Verfügung. Tritt jedoch ein Störungsfall, beispielsweise ein Gasrohrbruch oder eine Unfallsperrung, auf der Route R1 auf und ist die Umfahrung der Störungsstelle auf einer Umleitungsroute R1' erforderlich, muß das OBU 5 entweder deaktiviert oder mit den Daten zur Routenvorgabe und zur routenspezifischen Steuerung der Streckenaktionen der Umleitungsroute R1' programmiert beziehungsweise neu geladen werden. Dazu ist der Rechner 2, in den ein Download-Server 6 integriert ist, vorgesehen. Der Download-Server 6 konfiguriert Datenblöcke in OBU gerechter Form. Das bedeutet, daß die neuen Datenblöcke über die Datenfunkverbindung 4 vom OBU 5 empfangen und verarbeitet werden können, indem beispielsweise die Daten zwischen den Haltestellen A und B durch die Umleitungsdaten zwischen den Haltestellen A - C - D - B überschrieben werden. Die Festlegung der Umleitungsroute R1' erfolgt bei dem Ausführungsbeispiel mit Hilfe eines Disponenten, der über ein Computersystem 7 mit Tastatur 8 und Display 9 eine Streckenkarte - Straßen- oder Schienenwege - auswertet. Der Disponent markiert beispielsweise die vorgesehene Umleitungsstrecke R1'. Die ausgesuchte Umleitungsstrecke R1' wird per Mausklick 10 bestätigt und mit allen zugehörigen Daten für Streckenaktionen aus einem Speicher für eine Vielzahl von vorhandenen Strecken quasi zusammengesetzt und an den Download-Server 6 übertragen. Dieser konfiguriert die empfangenen Daten wie oben beschrieben und veranlaßt die Datenfunkübertragung 4 der konfigurierten Datenblöcke an das OBU 5 des Fahrzeugs 3. Das OBU 5 ersetzt die Daten der regulären Strecke R1 zwischen den Haltestellen A und B durch die übermittelten Daten der Umleitungsstrecke R1' von Haltestelle A über die Haltestellen C und D zur Haltestelle B. Somit ist die Funktionsfähigkeit des OBU auch auf der Umleitungsstrecke R1' gegeben.

[0010] Anstelle des dispatcherunterstützen Computersystems 7 kann auch der Rechner 2 die Ermittlung der Auswahl einer geeigneten Umleitungsstrecke R1' automatisch ausführen. Wenn eine Umleitungsanforderung eingeht, sucht der Rechner 2 mit Hilfe der digital gespeicherten Streckenkarte nach Art eines Navigationssystems eine geeignete Umleitungsstrecke R1' aus. Als Auswahlkriterium kann dabei die Länge einer möglichen Umleitungsstrecke R1' im Vergleich zu anderen prinzipiell auch möglichen Umleitungsstrecken herangezogen werden.

[0011] Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das vorstehend angegebene Ausführungsbeispiel. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, welche auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung von den Merkmalen der Erfindung Gebrauch machen.


Ansprüche

1. Verkehrsleitsystem mit einer Zentrale (1), die mit mindestens einem Fahrzeug (3), das eine bestimmte Route (R1) befährt, in Funkverbindung steht, wobei das Fahrzeug (3) einen Fahrzeugcomputer (OBU = On-Board-Unit) (5) zur Routenvorgabe und zur routenspezifischen Steuerung von Streckenaktionen, insbesondere Ampelansteuerung, Haltestellensignalisierung, Ansagen und Anzeigen im Fahrzeug (3) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die Zentrale (1) mit einem Rechner (2) verbunden ist, der eine Routenänderung, insbesondere eine Umleitungsroute (R1'), inklusive der zugeordneten Streckenaktionen, als mindestens ein Datenblock generiert, welcher mittels Datenfunk (4) an den Fahrzeugcomputer (5) des Fahrzeugs (3) gesendet wird, wobei Mittel zum selektiven Laden von Datenblöcken derart vorgesehen sind, daß der der Routenänderung entsprechende Datenblock den Ladezustand des Fahrzeugcomputers (5) modifiziert.
 
2. Verkehrsleitsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rechner (2) einen Download-Server (6) zur Ladung der anhand des aktuellen Ladezustandes des Fahrzeugcomputers (5) festgestellten fehlenden und/oder auszutauschenden Datenblöcke des Fahrzeugcomputers aufweist.
 
3. Download-Server (6) für ein Verkehrsleitsystem nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch Bedienungsmittel zur Eingabe und/oder Auswahl und/oder Modifizierung der Datenblöcke.
 
4. Rechner (2) für ein Verkehrsleitsystem nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch Navigationsmittel zur Berechnung der Routenänderung, inklusive der zugeordneten Streckenaktionen, anhand einer digital gespeicherten Streckenkarte, welche eine Vielzahl möglicher Routen umfaßt.
 




Zeichnung