(19)
(11) EP 1 026 115 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.08.2000  Patentblatt  2000/32

(21) Anmeldenummer: 99102305.2

(22) Anmeldetag:  05.02.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B66B 7/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: Schmitt, Michael
30916 Isernhagen (DE)

(72) Erfinder:
  • Schmitt, Michael
    30916 Isernhagen (DE)

(74) Vertreter: VOSSIUS & PARTNER 
Siebertstrasse 4
81675 München
81675 München (DE)

   


(54) Seilhalterung für Aufzüge


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft eine Seilhalterung für Aufzüge, die die Verwendung von Gleichschlagseilen für Treibscheiben getriebene und indirekt hydraulisch betriebene Aufzüge erlaubt. Dazu ist in der Seilhalterung ein Axiallager vorgesehen, daß die Übertragung von Radialkräften oder -kraftkomponenten und Momenten auf eine Befestigungsstelle weitgehend bzw. vollständig unterbindet, so daß selbst bei der Verwendung von Gleichschlagseilen kein Auf- oder Abdrehen des Seils z.B. beim Überlauf von Umlaufrollen und der Treibscheibe erfolgt.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Seilhalterung für Aufzüge, insbesondere für durch Treibscheiben angetriebene oder indirekt hydraulisch betriebene Aufzüge. Unter dem Begriff "Aufzüge" im Sinn der vorliegenden Erfindung sollen insbesondere Personen-, Lasten- und Güteraufzüge gesehen werden.

[0002] Im allgemeinen werden laufende Seile aus wirtschaftlichen Gründen nicht dauerfest dimensioniert. Die Drähte der Seile brechen nach und nach, wenn das Seil eine bestimmte Zahl von Biegewechseln, z.B. beim Umlauf von Rollen erfahren hat. Als Ablegekriterium für laufende Seile dient gemäß DIN 15020 T2 die Anzahl der auf eine definierte Seillänge von außen sichtbaren Drahtbrüche.

[0003] Prinzipiell wird zwischen der Parallelverseilung und der Kreuzverseilung unterschieden. Bei der Parallelverseilung laufen die Drähte aller Drahtlagen einer Litze parallel, bei der Kreuzverseilung kreuzen sich die Drähte der einzelnen Drahtlagen auch bei gleicher Schlagrichtung. In Gleichschlagseilen haben die Drähte in den Litzen und die Litzen im Seil gleiche (zZ, sS), im Kreuzschlagseil entgegengesetzte (sZ, zS) Schlagrichtungen.

[0004] In Seiltrieben von Aufzügen und Hebezeugen werden im allgemeinen 6- oder 8-litzige spannungsarme Seile mit zwei oder drei Drahtlagen je Litze benutzt. Es ist allgemein bekannt, daß Seile, bei denen sich die Drähte in den Litzen linienförmig berühren (Parallelverseilung), eine größere Lebensdauer haben als Seile mit sich punktförmig berührenden Drähten (Kreuzverseilung).

[0005] Gleichschlagseile haben insbesondere den Nachteil, daß sie sich unter Last aufdrehen mit der Folge, daß sich die Last dreht, wenn sie nicht daran gehindert wird, oder daß die Länge des Seils sich verändert. Dieser Effekt tritt insbesondere dann auf, wenn das Seil über Seilrollen bzw. eine Treibscheibe geführt ist, wie es bei Aufzügen der Fall ist. Deshalb werden im Aufzugsbau vorwiegend Kreuzschlagseile verwendet, obwohl ihre Betriebsdauer gegenüber Gleichschlagseilen reduziert ist. Die reduzierte Verschleißfestigkeit der Kreuzschlagseile basiert auf den schlechteren Anlegeeigenschaften in Seilnuten von Seilrollen und Treibscheiben und den sich punktförmig berührenden Drähten. Vorzugsweise werden im Aufzugsbau Kreuzschlagseile mit sogenanntem Parallelschlag in den Macharten Seale (DIN 3058 und DIN 3062) und Warrington (DIN 3059 und DIN 3063) verwendet. Diese Seile sind jedoch gegenüber Gleichschlagseilen erheblich teurer und erfordern aufgrund der geringeren Lebensdauer kürzere Wartungsintervalle bzw. Auswechselintervalle und erhöhen dadurch die Betriebskosten.

[0006] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine verbesserte Seilhalterung für Aufzüge bereitzustellen, die insbesondere die Verwendung von Gleichschlagseilen ermöglicht. Diese Aufgabe wird durch die erfindungsgemäße Seilhalterung mit den Merkmalen der Patentansprüche gelöst.

[0007] Dabei geht die Erfindung von dem Grundgedanken aus, daß das Seil an mindestens einem seiner Enden axial drehbar angelenkt ist. Vorzugsweise ist dazu ein Axiallager, wie z.B. ein Axialwälzlager oder ein Axialgleitlager vorgesehen. Das Axiallager stützt sich mit einer ersten Lagerscheibe, vorzugsweise mit einem Federelement, an einer im wesentlichen horizontal verlaufenden Befestigungsstelle ab. Das Seil bzw. eine Seilfixiereinrichtung erstreckt sich durch eine im Axiallager sowie in den sonstigen Halterungselementen vorgesehene zentrale Öffnung und wirkt auf eine zweite Lagerscheibe des Axiallagers.

[0008] Die vorliegende Erfindung wird nachstehend beispielhaft anhand einer bevorzugten Ausführungsform in den Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1
eine Anordnung einer erfindungsgemäßen Seilhalterung an einer Befestigungsstelle an einem Aufzuggegengewicht;
Fig. 2
eine Explosionszeichnung der erfindungsgemäßen Seilhalterung im Querschnitt entsprechend der Anordnung nach Fig. 1; und
Fig. 3
eine Ausführungsform der Axiallageranordnung für die erfindungsgemäße Seilhalterung.


[0009] In Fig. 1 ist eine Anordnung 2 zur Aufnahme einer erfindungsgemäßen Seilhalterung 4 in einer Überblicksdarstellung gezeigt. Die Anordnung 2 stellt eine typische Befestigung von Seilen an einem Aufzuggegengewicht dar, wobei der hier nicht dargestellte Anschluß an die Aufzugkabine üblicherweise in ähnlicher Form ausgeführt wird. Die Anordnung 2 besteht im wesentlichen aus einem horizontalen Abschnitt 12 zum Abstützen der erfindungsgemäßen Seilhalterung 4 gegen vertikale Zugkräfte. Ein Seil 14 verbindet, über eine (nicht dargestellte) Antriebseinrichtung mit Treibscheibe, das Aufzuggegengewicht mit der Aufzugkabine. Die erfindungsgemäße Seilhalterung 4 ist jedoch auch für indirekt hydraulisch betriebene Aufzüge anwendbar. Die Anordnung 2 oder eine ähnliche Anordnung kann sowohl an nur einem Ende des Seils 14 vorgesehen sein, als auch an beiden Enden.

[0010] Das Seil 14 ist vorzugsweise, jedoch nicht zwingender Weise an dem oder den anzulenkenden Enden in einer Seilfixiereinrichtung 18, wie z.B. einem Keilschloß fixiert. Das Seil 14 ist dazu in Form einer Schlaufe 20 mit einem Keil 22 in einem Schloß 24 gehalten. Das Keilschloß bzw. die Keilfixiereinrichtung 18 weist einen im wesentlichen vertikal nach unten ragenden Tragabschnitt 26 auf, der am Halterungselement 12 axial drehbar angelenkt ist.

[0011] Die drehbare Anlenkung des Seils 14 oder vorzugsweise der Seilfixiereinrichtung 18 erfolgt mittels der erfindungsgemäßen Seilhalterung 4. Diese ist in Fig. 2 näher dargestellt. Die Erfindung geht davon aus, daß durch die drehbare Lagerung des oder der Enden des Seils 14 auch Gleichschlagseile im Aufzugsbau verwendet werden können, die nicht nur kostengünstiger herstellbar sind, sondern auch eine höhere Betriebsdauer haben. Das durch den Umlauf von Seilrollen und der Treibscheibe aufgrund der Biegungen bewirkte Drehmoment kann somit abgeführt werden, so daß sich das Seil 14 nicht auf- oder abdreht, was eine Verkürzung bzw. Verlängerung des Seils 14 zur Folge hätte. Darüber hinaus bewirkt auch die am Seil 14 angebrachte Last (Fig. 1) kein Aufdrehen, weil es drehbar gelagert ist.

[0012] Die erfindungsgemäße Seilhalterung 4 weist im wesentlichen ein Axiallager 28 auf, das mit einer ersten, oberen Lagerscheibe 30 in Wirkverbindung mit dem horizontalen Abschnitt 12 des Halterungselements der Aufzugkabine oder des Gegengewichts steht und dessen zweite, untere Lagerscheibe 32 das Seil 14 bzw. die Seilfixiereinrichtung 18 am Tragabschnitt 26 trägt. Das Axiallager 28 ist vorzugsweise ein Axialwälzlager, wie in Figuren 2 und 3 dargestellt. Zur Ausführung der erfindungsgemäßen Seilhalterung 4 ist es jedoch auch möglich, ein Axialgleitlager vorzusehen.

[0013] Vorzugsweise ist die erste Lagerscheibe 30 des Axiallagers 28 in ein Stützelement 34 eingelegt, wie in Fig. 2 dargestellt. In das Stützelement 34 ist eine Lagerscheibe 8 eingebettet, die derart ausgebildet ist, daß sie zusammen mit einer ihr gegenüberliegenden Lagerscheibe 10, ein sich am horizontalen Abschnitt 12 abstützendes Federelement 38 in geeigneter Weise in seiner Lage sichert. Das Federelement 38 ist vorzugsweise eine Spiraldruckfeder, kann jedoch auch beispielsweise ein Gummipuffer, eine Gasdruckfeder oder ähnliches sein. Das Federelement 38 dient insbesondere zur Aufnahme von Vertikalstößen bzw. ruckartigen Bewegungen im Seil 14. An der zweiten Lagerscheibe 32 ist vorzugsweise ein Aufnahmeelement 40 vorgesehen, das je nach Befestigungsart des Seils 14 oder des Trageabschnitts 26 der Seilfixiereinrichtung 18 zur Übertragung der Axialkräfte auf das Axiallager 28 ausgebildet ist.

[0014] Darüber hinaus ist an der Seilhalterung 4 vorzugsweise ein Schutzring 42 gegen Eindringen von Schmutz von außen vorgesehen.

[0015] Zur Fixierung des Seils 14 bzw. der Seilfixiereinrichtung 18 in der erfindungsgemäßen Seilhalterung 4 ist der Trageabschnitt 26 beispielsweise durch eine Bohrung im horizontalen Abschnitt 12 des Halterungselements der Aufzugkabine oder des Gegengewichts, die Lagerscheibe 10, das Federelement 38, die Lagerscheibe 8, das Stützelement 34, das Axiallager 28 und das Aufnahmeelement 40 geführt und mit einem Bolzen 6 und/oder einer Mutter 36 und einer Kontermutter 38 versehen.

[0016] Die erfindungsgemäße Seilhalterung 4 kann für Aufzüge und Hebezeuge mit nur einem Seil 14 oder auch mit mehreren Seilen 14 in Parallelschaltung verwendet werden. Die Achsen der erfindungsgemäßen Seilhalterung bzw. des Axiallagers und die des Seils 14 können parallel, wie in den Figuren 1 und 2 dargestellt, oder identisch verlaufen. Durch eine Anordnung der erfindungsgemäßen Seilhalterung 4 an beiden Enden des Seils 14 kann die Neigung des Seils 14 zum Auf- bzw. Eindrehen weiter reduziert werden. Ferner kann die erfindungsgemäße Seilhalterung 4 beispielsweise direkt an der Decke oder am Boden des Aufzugsschachts vorgesehen werden.


Ansprüche

1. Seilhalterung (4) zur Anlenkung mindestens eines Endes eines für einen Aufzug vorgesehenen Seils (14), gekennzeichnet durch ein Axiallager (28), zum Ausgleich von im Seil (14) hervorgerufenen Radialkräften oder -kraftkomponenten sowie Momenten durch eine Axialdrehung des Seils (14) relativ zur Befestigungsstelle an einer Aufzugkabine oder einem Gegengewicht.
 
2. Seilhalterung (4) nach Anspruch 1, wobei das Axiallager (28) ein Axialwälzlager ist.
 
3. Seilhalterung (4) nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine erste, obere Lagerscheibe (30) des Axiallagers (28) auf einem horizontalen Abschnitt (12) der Befestigungsstelle aufliegt und eine zweite Lagerscheibe (32) das Seil (14) trägt.
 
4. Seilhalterung (4) nach Anspruch 3, wobei zwischen der ersten Lagerscheibe (30) und dem horizontalen Abschnitt (12) ein Stützring (34) vorgesehen ist.
 
5. Seilhalterung (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei zwischen dem Axiallager (28) und dem horizontalen Abschnitt (12) ein Federelement (38) vorgesehen ist.
 
6. Seilhalterung (4) nach Ansprüch 5, wobei das Federelement (38) eine Spiraldruckfeder, ein Gummipuffer oder eine Gasdruckfeder ist.
 
7. Seilhalterung (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei das Federelement (38) zwischen dem Axiallager (28) und dem horizontalen Abschnitt (12) durch die Lagerscheiben (8) und (10) gesichert ist.
 
8. Seilhalterung (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die zweite Lagerscheibe (32) einen Seilaufnahmering (40) trägt.
 
9. Seilhalterung (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei ein Schutzring (42) gegen Eindringen von Schmutz von außen am Axiallager (28) vorgesehen ist, der sich axial und/oder radial über das Axiallager (28) hinweg erstreckt.
 
10. Seilhalterung (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Axiallager (28) eine Seilfixiereinrichtung (18) trägt, in der das Seil (14) fixiert ist.
 
11. Seilhalterung (4) nach Anspruch 10, wobei die Seilfixiereinrichtung (18) ein Keilschloß ist, das einen sich durch das Axiallager (28) erstreckenden Tragabschnitt (26) aufweist.
 
12. Seilhalterung (4) nach Anspruch 11, wobei der Tragabschnitt (26) an einem sich durch das Axiallager (28) erstreckenden Ende eine Querbohrung zur Aufnahme eines Bolzens (6) aufweist, um das Seil (14) und/oder die Seilfixiereinrichtung (18) axial zu fixieren.
 
13. Seilhalterung (4) nach Anspruch 11 oder 12, wobei an einem sich durch das Axiallager (28) erstreckenden Ende des Trageabschnitts (26) ein Außengewinde vorgesehen ist, auf das eine Mutter (36) und eine Kontermutter (38) aufschraubbar sind, um das Seil (14) und die Seilfixiereinrichtung (18) axial zu fixieren.
 




Zeichnung













Recherchenbericht