(19)
(11) EP 1 026 473 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.08.2000  Patentblatt  2000/32

(21) Anmeldenummer: 00108677.6

(22) Anmeldetag:  01.04.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F41H 9/00, F41H 11/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE DK ES FR GB GR IT NL SE

(30) Priorität: 03.05.1996 DE 19617701

(62) Anmeldenummer der früheren Anmeldung nach Art. 76 EPÜ:
97105393.9 / 0805333

(71) Anmelder: Buck Neue Technologien GmbH
83458 Schneizlreuth (DE)

(72) Erfinder:
  • Fegg, Martin
    83483 Bischofswiesen (DE)
  • Lenniger, Günter
    83435 Bad Reichenhall (DE)
  • Bannasch, Heinz
    83471 Schönau (DE)
  • Pröschkowitz, Helmut
    83324 Ruhpolding (DE)
  • Greindl, Fritz
    83435 Bad Reichenhall (DE)
  • Salzeder, Rudolf
    83451 Piding (DE)
  • Grundler, Johannes
    79395 Neuenburg/Baden (DE)
  • Wegscheider, Martin
    83457 Bayerisch Gmain (DE)

(74) Vertreter: Weber-Bruls, Dorothée, Dr. 
Forrester & Boehmert, Franz-Joseph-Strasse 38
80801 München
80801 München (DE)

 
Bemerkungen:
Diese Anmeldung ist am 200400 als Teilanmeldung zu der unter INID-Kode 62 erwähnten Anmeldung eingereicht worden.
 


(54) Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinziels und darin verwendbares Teilkörpergeschoss


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinziels zum Schutz vor Flugkörpern, die einen im Infrarot (IR)― oder Radar (RF)―Bereich oder einen in beiden Wellenlängenbereichen gleichzeitig oder seriell operierenden Zielsuchkopf aufweisen, bei dem eine im IR-Bereich Strahlung aussendende und eine RF-Strahlung rückstreuende Masse in der richtigen Position als Scheinziel zur Wirkung gebracht werden, wobei die IR-Wirkmasse und die RF-Wirkmasse simultan und am selben Ort zur Wirkung gebracht werden, wobei über eine Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung in Form einer im Täuschkörpergeschoß mittig angeordneten Anzünd- und Ausblaseinheit, um die die Wirkmassen in Längsrichtung des Täuschkörpergeschosses hintereinander angeordnet sind, die IR-Wirkmasse aktiviert und verteilt sowie die RF-Wirkmasse in Form von Dipolpaketen, die durch mindestens ein Hitzeschild vor der Ausblashitze geschützt sind, verwirbelt und verteilt werden, sowie ein in diesen Verfahren verwendbares Täuschkörpergeschoss.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinziels zum Schutz von Land-, Luft- oder Wasserfahrzeugen oder dergleichen vor Flugkörpern, die einen im Infrarot (IR)- oder Radar (RF)-Bereich oder einen in beiden Wellenlängenbereichen gleichzeitig oder seriell operierenden Zielsuchkopf aufweisen, nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, sowie ein in diesem Verfahren verwendbares Täuschkörpergeschoß.

[0002] Eine Bedrohung durch moderne, autonom operierende Flugkörper wird deutlich zunehmen, da selbst Flugkörper mit modernsten Zielsuchsystemen durch den Zusammenbruch der ehemaligen Großmacht Sowjetunion sowie durch großzügige Exportbestimmungen insbesondere asiatischer Staaten große Verbreitung finden. Die Zielsuchsysteme derartiger Flugkörper arbeiten hauptsächlich im Radarbereich (RF) und im Infrarotbereich (IR). Dabei werden sowohl das Radarrückstreuverhalten sowie die Abstrahlung spezifischer Infrarotstrahlung von Zielen, wie z.B. Schiffen, Flugzeugen, Panzern etc., zur Zielfindung und Zielverfolgung genutzt. Bei modernsten Flugkörpern geht die Entwicklung eindeutig in Richtung multispektraler Zielsuchsysteme, die gleichzeitig oder auch seriell im Radar- und Infrarotbereich arbeiten, um eine verbesserte Falschzielunterscheidung durchführen zu können. Multispektrale IR-Zielsuchköpfe arbeiten mit zwei Detektoren, die im kurz- und langwelligen Infrarotbereich empfindlich sind, zur Falschzielunterscheidung. Sogenannte Dual Mode-Zielsuchköpfe arbeiten im Radar- und Infrarotbereich. Flugkörper mit derartigen Zielsuchköpfen werden in der Anflug- und Suchphase radargesteuert und schalten in der Verfolgungsphase auf einen IR-Suchkopf um oder schalten ihn dazu. Ein Zielkriterium von Dual Mode-Zielsuchköpfen ist die Co-Location der RF-Rückstreuung und des IR-Strahlungsschwerpunktes. Durch den möglichen Zielkoordinatenvergleich können Falschziele (z.B. Clutter, wie Täuschkörper alter Art) besser ausgesondert werden. Die Co-Location von RF- und IR-Wirksamkeit ist demnach eine zwingende Voraussetzung für einen Dual Mode-Täuschkörper, um moderne Dual Mode-Zielsuchköpfe wirksam täuschen zu können, d.h. von einem zu schützenden Objekt auf ein Scheinziel zu lenken. Dabei ist lediglich die kleinstmögliche Auflösungszelle des Zielsuchkopfes (RF und IR) für die Co-Location relevant.

[0003] Ein gattungsgemäßes Verfahren ist, beispielsweise, aus "Le système franco-britannique Sibyl", Revue International De Defense, Cointrin-Genève, Band 15, Nr. 10, 1982, Seiten 1405 bis 1408, "Cartouche-leurre Gemini", Revue International De Defense, Cointrin-Genève, Band 10, Nr. 3, 1997, Seite 500, "Wallop élargit sa gamme de materials de guerre électronique", Revue International De Defense, Cointrin-Genève, Band 15, Nr. 12, 1982, Seite 1741 bis 1744, und US-A-3,841,219 bekannt.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren dahingehend weiterzuentwickeln, daß IR- und/oder RF-gelenkte Flugkörper sicher von einem eigentlichen Ziel, daß heißt einem zu schützenden Objekt, weggelenkt und auf ein Scheinziel hingelenkt werden, sowie ein Täuschkörpergeschoß bereitzustellen, das in diesem Verfahren verwendbar ist.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß über eine Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung in Form einer im Täuschkörpergeschoß mittig angeordneten Zünd- und Ausblaseinheit, um die die Wirkmassen in Längsrichtung des Täuschkörpergeschosses hintereinander angeordnet sind, die IR-Wirkmasse aktiviert und verteilt sowie die RF-Wirkmasse in Form von Dipolpaketen, die durch mindestens ein Hitzeschild vor der Ausblashitze geschützt sind, verwirbelt und verteilt werden.

[0006] Es wird vorgeschlagen, daß als Hitzeschild(e) jeweils mindestens eine elastische Folie verwendet wird/werden, die sich durch die gesamte RF-Wirkmasse erstreckt/ erstrecken.

[0007] Weiterhin wird vorgeschlagen, daß als RF-Wirkmasse zusammengerollte Radar-Dipole (Düppel) aus aluminium- oder silberbeschichteten Glasfaserfäden mit einer Dicke im Bereich von etwa 10 bis 100 µm verwendet werden.

[0008] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß Dipolpakete verwendet werden, die derart angeordnet sind, daß sie sich beim Ausblasen unmittelbar öffnen.

[0009] Ferner wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß Dipolpakete verwendet werden, die zum Schutz vor einem Ineinanderrutschen durch jeweils mindestens eine hitzebeständige Folie voneinander getrennt werden.

[0010] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß zum Anzünden und Ausblasen eine pyrotechnische Ladung verwendet wird, die durch einen Anzündverzögerer gezündet wird, der durch den Ausbrand einer Treibladung für das Täuschkörpergeschoß gezündet wird.

[0011] Außerdem wird vorgeschlagen, daß die pyrotechnische Ladung der Anzünd- und Ausblaseinheit innerhalb eines mittig in dem Geschoß angeordneten Rohres mit definierten Ausblasöffnungen abgebrannt wird.

[0012] Ferner wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß eine RF-Wirkmasse verwendet wird, die auf ihrer Mittelfläche von einer Papier-, Papp- oder Kunststofffolienhülle umgeben ist.

[0013] Dabei ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Wirkmassen einschließlich der Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung mittels eines Ausbringteils gemeinsam aus einer Geschoßhülse ausgestoßen werden.

[0014] Auch wird vorgeschlagen, daß zum Ausstoßen des Ausbringteils eine Ausstoßtreibladung verwendet wird, die durch den Anzündverzögerer gezündet wird, der vorzugsweise pyrotechnisch ist.

[0015] Es ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Wirkmassen in Flugrichtung hintereinander ringförmig um die Anzünd- und Ausblaseinheit angeordnet sind, die Anzünd- und Ausblaseinheit eine Anzünd- und Ausblasladung sowie Ausblasöffnungen umfaßt, und die Anzünd- und Ausblasladung in einer derartig auf die Anzahl und den Querschnitt der verwendeten Ausblasöffnungen abgestimmten Menge verwendet wird, daß keine großen Beschleunigungskräfte auf die Wirkmassen einwirken.

[0016] Außerdem wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß ein Geschoß mit einem Kaliber im Bereich on etwa 10 bis 155 mm verwendet wird.

[0017] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß eine IR-Wirkmasse mit Flares mit mittelwelligem Strahlungsanteil (MWIR-Flares) verwendet wird.

[0018] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß eine RF-Wirkmasse verwendet wird, deren Anteil an der Gesamtwirkmasse mehr als 50 % beträgt.

[0019] Schließlich wird erfindungsgemäß ein Täuschkörpergeschoß vorgeschlagen, das in einem solchen Verfahren verwendbar ist.

[0020] Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß bei gleichzeitiger Verwendung einer IR- und einer RF-Wirkmasse, die simultan und am selben Ort (Co-Location) zur Wirkung gebracht werden, dadurch ein wirksames Scheinziel bereitgestellt wird, daß Dual-Mode-Zielsuchköpfe, aber auch lediglich in einem Wellenlängenbereich (IR- bzw. RF-Bereich) arbeitende Zielsuchköpfe von einem zu schützenden Objekt abgelenkt werden, wobei aufgrund der besonderen Anordnung der Anzünd- und Ausblaseinheit eine besonders einfache Aktivierung und Verteilung der Wirkmassen möglich ist, und wobei die als RF-Wirkmasse eingesetzten Dipolpakete zudem leicht vor der Ausblashitze durch mindestens ein Hitzeschild geschützt werden können.

[0021] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich anhand der beigefügten Ansprüche und der nachfolgenden Beschreibung, in der der grundsätzliche Verfahrensablauf sowie zwei Ausführungsbeispiele für nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitende Täuschkörper anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert sind. Dabei zeigt:
Fig. 1
eine Prinzipskizze zu einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 2
eine Schnittansicht einer Ausführungsform eines nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitenden Täuschkörpers;
Fig. 3
eine schematische Ansicht einer RF-Wirkmasse des Täuschkörpers von Fig. 2; und
Fig. 4
eine Schnittansicht einer weiteren Ausführungsform eines gemäß der vorliegenden Erfindung arbeitenden Täuschkörpers.


[0022] Fig. 1 dient zur Veranschaulichung des prinzipiellen Verfahrensablaufes gemäß einer besonderen Ausführungsform der Erfindung. Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich am besten an dem zeitlichen Verlauf von dem Abschuß eines nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitenden Täuschkörpers bis zur Verteilung der Wirkmassen darstellen. Der zeitliche Verlauf läßt sich grob in drei Phasen einteilen:
Phase I
Abschuß eines Täuschkörpers
Phase II
Ausstoß der IR- und RF-Wirkmasse und
Phase III
Aktivierung und Verteilung der Wirkmassen


[0023] Fig. 1 gibt die Phasen II bis III schematisch wieder. Die Zündung und der Abschuß gemäß Phase I geht entsprechend dem Stand der Technik vonstatten. In der Phase II werden die Wirkmassen einschließlich eines Aktivierungs- und Verteilungsmechanismus während des Fluges aus der Geschoßhülse des Tarnkörpers ausgestoßen, um eine nachfolgende Verteilung der Wirkmassen ohne Verdämmung zu erzielen, womit der Vorteil verbunden ist, daß bei der Verteilung der Wirkmassen kein überhöhter Druck auf die Wirkmassen einwirkt. Dies führt dazu, daß die Verteilung der IR-Wirkmasse, aber insbesondere die Verteilung der RF-Wirkmasse nachhaltig verbessert wird. In der Phase III wird eine effektive Wirkmassenverteilung durch ein zentrales Ausblasen erzielt.

[0024] Fig. 2 zeigt einen Längsschnitt durch einen Täuschkörper, der gemäß der in Fig. 1 skizzierten besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens arbeitet. Mit 1 ist ein kompletter Sekundärteil zur induktiven Zündenergieaufnahme von einem Primärteil gekennzeichnet. Der Sekundärteil 1 besteht aus magnetischem Material, vorzugsweise Eisen. In einer Sekundärspule 2 wird die Zündenergie induziert. Die Wicklungen der Sekundärspule 2 bestehen aus mit Isolierlack behandeltem Kupferdraht. Die Anzahl der Wicklungen entspricht vorzugsweise derjenigen einer Primärspule, wobei aber eine Transformation prinzipiell möglich ist. Ein vorzugsweise aufgebördelter Bodendeckel 3 dient als unterer Sicherungsabschluß des Täuschkörpers. Der Bodendeckel 3 besteht vorzugsweise aus Metall. Eine Ausführung aus glas- oder kohlefaserverstärktem Kunststoff ist aber auch möglich. Den äußeren Abschußkörper bildet eine Gehäusehülse 4, die vorzugsweise aus Reinaluminium mit einem Aluminiumanteil von mehr als 99% besteht. Die Gehäusehülse 4 verbleibt im Magazin. Ein Bodenring 5 stellt eine Distanz zu einer Druckkammer 6 her. Die Druckkammer 6 nimmt das Treibgas auf, das bei einem Abbrand einer Treibladung 8 zum Ausstoßen des Täuschkörpergeschosses entsteht. Die Treibladung 8 wird mittels einer Zündpille 7 gezündet und besteht vorzugsweise aus einem Pulvertreibsatz, vorzugsweise Schwarzpulver oder schwarzpulverähnliche Treibsätze wie Nitrocellulosepulver. Ein Anzündverzögerer 11 dient zur Festlegung der Flugstrecke bis zum Ausstoß einer IR-Wirkmasse 19 und einer RF-Wirkmasse 21. Der Anzündverzögerer 11 ist pyrotechnisch ausgeführt und hat eine Durchbranddauer von 2 Sekunden. Derartige Anzündverzögerer sind im Handel erhältlich. Denkbar ist aber auch die Verwendung eines frei programmierbaren elektronischen Anzündverzögerers zur variablen Festlegung der Flugdauer. Ein Verbindungsteil 12 enthält den Anzündverzögerer 11 und eine Ausstoßtreibladung 13 zum Ausstoß eines Ausbringteiles 14. Das Verbindungsteil 12 ist vorzugsweise aus Metall gefertigt. Die Ausstoßtreibladung 13 umfaßt einen Pulvertreibsatz, vorzugsweise Schwarzpulver oder schwarzpulverähnliche Treibsätze wie Nitrocellulose. Das Ausbringteil 14 dient als Treibspiegel für die Ausstoßtreibladung 13 und ist derart ausgeführt, daß es als Halterung für einen Anzündverzögerer 15 und für ein Ausblasrohr 16 dient. Das Ausbringteil 14 ist vorzugsweise aus einem Aluminiumguß- oder Frästeil gefertigt. Der Anzündverzögerer 15 umfaßt ein pyrotechnisches Verzögerungsstück, das einen Anzünd-/Zerlegersatz 18 zündet, wenn das Ausbringteil 14 die Geschoßhülse verlassen hat. Der Anzündverzögerer 15 hat eine Brenndauer von ca. 0,1 Sekunden. Das Ausblasrohr 16 dient als Aufnehmer für den Anzünd-/Zerlegersatz 18 und zur Steuerung der Ausblasgeschwindigkeit. Die Ausblasgeschwindigkeit ist abhängig von der Länge des Ausblasrohres 16 und von dem Verhältnis des Gesamtquerschnittes von Ausblasöffnungen 17 zur Menge des Anzünd-/Zerlegersatzes 18. Allgemein läßt sich sagen, daß, je höher die Menge des Anzünd-/Zerlegersatzes 18 und je kleiner der Gesamtquerschnitt der Ausblasöffnungen 17 ist, um so größer die Ausblasgeschwindigkeit ist. In dem Ausführungsbeispiel ist das Verhältnis vorzugsweise so gewählt, daß eine Ausblaszeit von 0,1 Sekunden erreicht wird. Das Ausblasrohr 16 muß so gefertigt werden, daß möglichst keine plastische Verformung während des Ausblasvorgangs eintritt. Bei dem Ausführungsbeispiel wurde das Ausblaßrohr 16 aus Stahl gefertigt. Die Ausblasöffnungen 17 müssen derart angebracht werden, daß eine gleichmäßige Verteilung der RF- und IR-Wirkmassen 19 und 21 erreicht wird. Dies wird vorzugsweise derart erreicht, daß jeweils eine Ausblasöffnung 17 auf eine Lage der RF-Wirkmasse 21 trifft. Der Anzünd-/Zerlegersatz 18 umfaßt einen pyrotechnischen Satz, der als Abbrandprodukt eine vergleichbar große Menge an Gas liefert. Vorzugsweise werden hierzu Magnesium-Bariumnitrat oder Aluminium-Perchlorat verwendet. Die Menge des Anzünd-/Zerlegersatzes 18 ist abhängig vom Ausblasrohr 16. Die IR-Wirkmasse 19 enthält die aus dem deutschen Patent DE-PS 43 27 976 bekannte IR-Wirkmasse mit MWIR-Flares. Grundsätzlich sind jedoch alle IR-Wirkmassen verwendbar, die sich durch eine Anzündladung aktivieren lassen. Bei dem Ausführungsbeispiel werden scheibenförmige MWIR-Flares mit 1/3-Teilung verwendet. Eine Trennscheibe 20 schützt die RF-Wirkmasse 21 vor den brennenden MWIR-Flares der IR-Wirkmasse 19. Die Trennscheibe 20 kann aus Metall oder vorzugsweise aus feuerresistenter Folie gefertigt sein. Die Ausführung der RF-Wirkmasse 21 ist ausführlicher in Fig. 3 dargestellt. Als RF-Wirkmasse 21 werden aus Hitzeschutzgründen zusammengerollte Radar-Düppel mit Dipolen 30 aus Aluminium- oder Silber-beschichteten Glasfaserfäden mit einer Dicke im Bereich von etwa 10 bis 100 µm verwendet. Die Dipollänge beträgt 17,9 mm. Es sind aber auch Dipollängen ab ca. 1 mm bis ca. 25 mm möglich und vorgesehen. Die Anzahl der Umwicklungen der einzelnen Dipol-Pakete (Chaff-Pakete) ist variabel von 1 aufwärts. Vorzugsweise werden für die Pakete 1,5 Wicklungen verwendet. Der Ausstoß der Wirkmassen vor der Aktivierung und Verteilung sowie die geeignete "Verpackung" der Dipole 30 dient dazu, ein Verklumpen und Verschmelzen zu vermeiden und einen Abstand von Dipol zu Dipol von etwa 7 bis 10 λ und somit einen hohen Radarrückstreuquerschnitt zu erzeugen. Die Verpackung muß grundsätzlich flexibel genug sein, die Dipole 30 ohne äußere Einwirkung selbständig freizugeben und sie vor der Hitzeeinwirkung durch die Anzünd- und Ausblasladung zu schützen. Zudem ist die Verpackung der Dipole auf das Verteilungsprinzip abgestimmt, d.h. die verpackten Dipole 30 sind so angeordnet, daß sie sich beim Ausblasen unmittelbar öffnen. Als Material für die Wicklungen und für durch die ganze RF-Wirkmasse durchgehende Schutzfolien 31 und Schutzfolien 32 gegen das Ineinanderrutschen der Dipole 30 wird vorzugsweise Capton® oder Milinex® verwendet. Als Zwischenfolien 32 können auch Aluminiumfolien verschiedener Stärke verwendet werden. Eine dünne Aluminiumhülle 33, die aber auch eine Papier- oder Papphülle sein kann, daß sich die RF-Wirkmasse 21 nach dem Ausstoß aus der Geschoßhülse nicht sofort verteilt, sondern solange zusammenbleibt, bis die Anzünd-/Zerlegerladung 18 abbrennt. Dadurch wird gewährleistet, daß die Gesamtenergie der Ladung auf die RF-Wirkmasse 21 einwirken kann. Ein Deckel 23 dient zum Abschluß einer Geschoßhülse 22 und fixiert von oben das Ausblasrohr 16. Der Deckel 23 kann aus schweren Metallen, wie z.B. Gußeisen oder Messing, gefertigt werden, um den Schwerpunkt des Täuschkörpers möglichst weit nach vorne zu verschieben. Dadurch kann eine Stabilisierung des Fluges erreicht werden. Der Deckel 23 wird durch einen Dichtring 24 zu der Geschoßhülse 22 abgedichtet, die vorzugsweise aus Aluminium mit einem Reinheitsgrad von über 99% gezogen ist. 25 stellt ein Verschlußstück des Ausblasrohres 16 dar und gewährleistet, daß die relativ gefährliche Zerlegerladung als letzter Arbeitsgang in den Täuschkörper eingeführt werden kann.

[0025] In Fig. 4 ist eine weitere Ausführungsform eines Täuschkörpers gezeigt, der gemäß einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens funktioniert. In Fig. 4 sind dieselben Bezugszeichen wie in Fig. 2 benutzt. Im folgenden soll i.w. nur auf die Unterschiede zu dem Täuschkörper gemäß Fig. 2 eingegangen werden. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, daß das Geschoß keine Geschoßhülse (in Fig. 2 mit Bezugszeichen 22 gekennzeichnet) aufweist. Somit müssen die IR-Wirkmasse 19 und RF-Wirkmasse 21 vor ihrer Aktivierung und Verteilung nicht aus einer Geschoßhülse ausgestoßen werden und sind somit die Ausstoßtreibladung (mit Bezugszeichen 13 in Fig. 2 gekennzeichnet) für das Ausbringteil 14 sowie der Anzündverzögerer (mit Bezugszeichen 15 in Fig. 2 gekennzeichnet) nicht mehr notwendig und daher nicht vorhanden. Das Ausbringteil 14 dient auch nicht mehr zum Ausstoßen der Wirkmassen 19, 21 aus einer Geschoßhülse. Die RF-Wirkmasse 21 ist von einer Papier- bzw. Papphülle 33a anstelle einer Aluminiumhülle (Bezugszeichen 33 in Fig. 3) umgeben. Diese Papier- bzw. Papphülle 33a reicht zusammen mit dem zentralen Ausblasrohr 16 aus, die RF-Wirkmasse 21 trotz der Luftanströmung in der Flugphase vor der eigentlichen Aktivierung und Verteilung zusammenzuhalten. Ein Sicherungselement 34 sorgt für Vorrohrsicherheit. Der in Fig. 4 gezeigte Täuschkörper weist aufgrund der fehlenden Geschoßhülse den Vorteil auf, daß er im Verhältnis zu einem Täuschkörper mit Geschoßhülse einfacher herzustellen und wesentlich billiger ist.

[0026] Die in der voranstehenden Beschreibung, den Zeichnungen sowie den Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in jeder beliebigen Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.

Bezugszeichenliste



[0027] 
1
Sekundärteil zur induktiven Zündenergieaufnahme
2
Sekundärspule
3
Bodendeckel
4
Gehäusehülse
5
Bodenring
6
Druckkammer
7
Zündpille
8
Treibladung
11
Anzündverzögerer
12
Verbindungsteil
13
Ausstoßtreibladung
14
Ausbringteil für Wirkmassen
15
Anzündverzögerer
16
Ausblasrohr
17
Ausblasöffnung
18
Anzünd-/Zerlegersatz
19
IR-Wirkmasse
20
Trennscheibe
21
RF-Wirkmasse
22
Geschoßhülse
23
Deckel
24
Dichtring
25
Verschlußstück
30
Dipol
31
Schutzfolie
32
Schutzfolie
33
Aluminiumhülle
33a
Papierhülle
34
Sicherungselement



Ansprüche

1. Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinziels zum Schutz von Land-, Luft- oder Wasserfahrzeugen oder dergleichen vor Flugkörpern, die einen im Infrarot (IR)- oder Radar (RF)-Bereich oder einen in beiden Wellenlängenbereichen gleichzeitig oder seriell operierenden Zielsuchkopf aufweisen, bei dem eine im IR-Bereich Strahlung aussendende (IR-Wirkmasse) und eine RF-Strahlung rückstreuende Masse (RF-Wirkmasse) in der richtigen Position als Scheinziel zur Wirkung gebracht werden, wobei die IR-Wirkmasse und die RF-Wirkmasse simultan und am selben Ort zur Wirkung gebracht werden, dadurch gekennzeichnet, daß
über eine Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung in Form einer im Täuschkörpergeschoß mittig angeordneten Anzünd- und Ausblaseinheit, um die die Wirkmassen in Längsrichtung des Täuschkörpergeschosses hintereinander angeordnet sind, die IR-Wirkmasse aktiviert und verteilt sowie die RF-Wirkmasse in Form von Dipolpaketen, die durch mindestens ein Hitzeschild vor der Ausblashitze geschützt sind, verwirbelt und verteilt werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Hitzeschild(e) jeweils mindestens eine elastische Folie verwendet wird/werden, die sich durch die gesamte RF-Wirkmasse erstreckt/erstrecken.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als RF-Wirkmasse zusammengerollte Radar-Dipole (Düppel) aus aluminium- oder silberbeschichteten Glasfaserfäden mit einer Dicke im Bereich von etwa 10 bis 100 µm verwendet werden.
 
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Dipolpakete verwendet werden, die derart angeordnet sind, daß sie sich beim Ausblasen unmittelbar öffnen.
 
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Dipolpakete verwendet werden, die zum Schutz vor einem Ineinanderrutschen durch jeweils mindestens eine hitzebeständige Folie voneinander getrennt werden.
 
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zum Anzünden und Ausblasen eine pyrotechnische Ladung verwendet wird, die durch einen Anzündverzögerer gezündet wird, der durch den Ausbrand einer Treibladung Für das Täuschkörpergeschoß gezündet wird.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die pyrotechnische Ladung der Anzünd- und Ausblaseinheit innerhalb eines mittig in dem Geschoß angeordneten Rohres mit definierten Ausblasöffnungen abgebrannt wird.
 
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet daß eine RF-Wirkmasse verwendet wird, die auf ihrer Mittelfläche von einer Papier-, Papp- oder Kunststofffolienhülle umgeben ist.
 
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Wirkmassen einschließlich der Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung mittels eines Ausbringteils gemeinsam aus einer Geschoßhülse ausgestoßen werden.
 
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zum Ausstoßen des Ausbringteils eine Ausstoßtreibladung verwendet wird, die durch den Anzündverzögerer gezündet wird, der vorzugsweise pyrotechnisch ist.
 
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Wirkmassen in Flugrichtung hintereinander ringförmig um die Anzünd- und Ausblaseinheit angeordnet sind, die Anzünd- und Ausblaseinheit eine Anzünd- und Ausblasladung sowie Ausblasöffnungen umfaßt, und die Anzünd- und Ausblasladung in einer derartig auf die Anzahl und den Querschnitt der verwendeten Ausblasöffnungen abgestimmten Menge verwendet wird, daß keine großen Beschleunigungskräfte auf die Wirkmassen einwirken.
 
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Geschoß mit einem Kaliber im Bereich von etwa 10 bis 155 mm verwendet wird.
 
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine IR-Wirkmasse mit Flares mit mittelwelligem Strahlungsanteil (MWIR- Flares) verwendet wird.
 
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine RF-Wirkmasse verwendet wird, deren Anteil an der Gesamtwirkmasse mehr als 50 % beträgt.
 
15. Täuschkörpergeschoß, das in einem Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche verwendbar ist.
 




Zeichnung
















Recherchenbericht