[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinziels
zum Schutz von Land-, Luft- oder Wasserfahrzeugen oder dergleichen vor Flugkörpern,
die einen im Infrarot (IR)- oder Radar (RF)-Bereich oder einen in beiden Wellenlängenbereichen
gleichzeitig oder seriell operierenden Zielsuchkopf aufweisen, nach dem Oberbegriff
von Anspruch 1, sowie ein in diesem Verfahren verwendbares Täuschkörpergeschoß.
[0002] Eine Bedrohung durch moderne, autonom operierende Flugkörper wird deutlich zunehmen,
da selbst Flugkörper mit modernsten Zielsuchsystemen durch den Zusammenbruch der ehemaligen
Großmacht Sowjetunion sowie durch großzügige Exportbestimmungen insbesondere asiatischer
Staaten große Verbreitung finden. Die Zielsuchsysteme derartiger Flugkörper arbeiten
hauptsächlich im Radarbereich (RF) und im Infrarotbereich (IR). Dabei werden sowohl
das Radarrückstreuverhalten sowie die Abstrahlung spezifischer Infrarotstrahlung von
Zielen, wie z.B. Schiffen, Flugzeugen, Panzern etc., zur Zielfindung und Zielverfolgung
genutzt. Bei modernsten Flugkörpern geht die Entwicklung eindeutig in Richtung multispektraler
Zielsuchsysteme, die gleichzeitig oder auch seriell im Radar- und Infrarotbereich
arbeiten, um eine verbesserte Falschzielunterscheidung durchführen zu können. Multispektrale
IR-Zielsuchköpfe arbeiten mit zwei Detektoren, die im kurz- und langwelligen Infrarotbereich
empfindlich sind, zur Falschzielunterscheidung. Sogenannte Dual Mode-Zielsuchköpfe
arbeiten im Radar- und Infrarotbereich. Flugkörper mit derartigen Zielsuchköpfen werden
in der Anflug- und Suchphase radargesteuert und schalten in der Verfolgungsphase auf
einen IR-Suchkopf um oder schalten ihn dazu. Ein Zielkriterium von Dual Mode-Zielsuchköpfen
ist die Co-Location der RF-Rückstreuung und des IR-Strahlungsschwerpunktes. Durch
den möglichen Zielkoordinatenvergleich können Falschziele (z.B. Clutter, wie Täuschkörper
alter Art) besser ausgesondert werden. Die Co-Location von RF- und IR-Wirksamkeit
ist demnach eine zwingende Voraussetzung für einen Dual Mode-Täuschkörper, um moderne
Dual Mode-Zielsuchköpfe wirksam täuschen zu können, d.h. von einem zu schützenden
Objekt auf ein Scheinziel zu lenken. Dabei ist lediglich die kleinstmögliche Auflösungszelle
des Zielsuchkopfes (RF und IR) für die Co-Location relevant.
[0003] Ein gattungsgemäßes Verfahren ist, beispielsweise, aus "Le système franco-britannique
Sibyl", Revue International De Defense, Cointrin-Genève, Band 15, Nr. 10, 1982, Seiten
1405 bis 1408, "Cartouche-leurre Gemini", Revue International De Defense, Cointrin-Genève,
Band 10, Nr. 3, 1997, Seite 500, "Wallop élargit sa gamme de materials de guerre électronique",
Revue International De Defense, Cointrin-Genève, Band 15, Nr. 12, 1982, Seite 1741
bis 1744, und US-A-3,841,219 bekannt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren dahingehend
weiterzuentwickeln, daß IR- und/oder RF-gelenkte Flugkörper sicher von einem eigentlichen
Ziel, daß heißt einem zu schützenden Objekt, weggelenkt und auf ein Scheinziel hingelenkt
werden, sowie ein Täuschkörpergeschoß bereitzustellen, das in diesem Verfahren verwendbar
ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß über eine Aktivierungs- und
Verteilungseinrichtung in Form einer im Täuschkörpergeschoß mittig angeordneten Zünd-
und Ausblaseinheit, um die die Wirkmassen in Längsrichtung des Täuschkörpergeschosses
hintereinander angeordnet sind, die IR-Wirkmasse aktiviert und verteilt sowie die
RF-Wirkmasse in Form von Dipolpaketen, die durch mindestens ein Hitzeschild vor der
Ausblashitze geschützt sind, verwirbelt und verteilt werden.
[0006] Es wird vorgeschlagen, daß als Hitzeschild(e) jeweils mindestens eine elastische
Folie verwendet wird/werden, die sich durch die gesamte RF-Wirkmasse erstreckt/ erstrecken.
[0007] Weiterhin wird vorgeschlagen, daß als RF-Wirkmasse zusammengerollte Radar-Dipole
(Düppel) aus aluminium- oder silberbeschichteten Glasfaserfäden mit einer Dicke im
Bereich von etwa 10 bis 100 µm verwendet werden.
[0008] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß Dipolpakete verwendet werden, die derart
angeordnet sind, daß sie sich beim Ausblasen unmittelbar öffnen.
[0009] Ferner wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß Dipolpakete verwendet werden, die
zum Schutz vor einem Ineinanderrutschen durch jeweils mindestens eine hitzebeständige
Folie voneinander getrennt werden.
[0010] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß zum Anzünden und Ausblasen eine pyrotechnische
Ladung verwendet wird, die durch einen Anzündverzögerer gezündet wird, der durch den
Ausbrand einer Treibladung für das Täuschkörpergeschoß gezündet wird.
[0011] Außerdem wird vorgeschlagen, daß die pyrotechnische Ladung der Anzünd- und Ausblaseinheit
innerhalb eines mittig in dem Geschoß angeordneten Rohres mit definierten Ausblasöffnungen
abgebrannt wird.
[0012] Ferner wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß eine RF-Wirkmasse verwendet wird,
die auf ihrer Mittelfläche von einer Papier-, Papp- oder Kunststofffolienhülle umgeben
ist.
[0013] Dabei ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Wirkmassen einschließlich der Aktivierungs-
und Verteilungseinrichtung mittels eines Ausbringteils gemeinsam aus einer Geschoßhülse
ausgestoßen werden.
[0014] Auch wird vorgeschlagen, daß zum Ausstoßen des Ausbringteils eine Ausstoßtreibladung
verwendet wird, die durch den Anzündverzögerer gezündet wird, der vorzugsweise pyrotechnisch
ist.
[0015] Es ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Wirkmassen in Flugrichtung hintereinander
ringförmig um die Anzünd- und Ausblaseinheit angeordnet sind, die Anzünd- und Ausblaseinheit
eine Anzünd- und Ausblasladung sowie Ausblasöffnungen umfaßt, und die Anzünd- und
Ausblasladung in einer derartig auf die Anzahl und den Querschnitt der verwendeten
Ausblasöffnungen abgestimmten Menge verwendet wird, daß keine großen Beschleunigungskräfte
auf die Wirkmassen einwirken.
[0016] Außerdem wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß ein Geschoß mit einem Kaliber im
Bereich on etwa 10 bis 155 mm verwendet wird.
[0017] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß eine IR-Wirkmasse mit Flares mit mittelwelligem
Strahlungsanteil (MWIR-Flares) verwendet wird.
[0018] Auch wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß eine RF-Wirkmasse verwendet wird, deren
Anteil an der Gesamtwirkmasse mehr als 50 % beträgt.
[0019] Schließlich wird erfindungsgemäß ein Täuschkörpergeschoß vorgeschlagen, das in einem
solchen Verfahren verwendbar ist.
[0020] Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß bei gleichzeitiger
Verwendung einer IR- und einer RF-Wirkmasse, die simultan und am selben Ort (Co-Location)
zur Wirkung gebracht werden, dadurch ein wirksames Scheinziel bereitgestellt wird,
daß Dual-Mode-Zielsuchköpfe, aber auch lediglich in einem Wellenlängenbereich (IR-
bzw. RF-Bereich) arbeitende Zielsuchköpfe von einem zu schützenden Objekt abgelenkt
werden, wobei aufgrund der besonderen Anordnung der Anzünd- und Ausblaseinheit eine
besonders einfache Aktivierung und Verteilung der Wirkmassen möglich ist, und wobei
die als RF-Wirkmasse eingesetzten Dipolpakete zudem leicht vor der Ausblashitze durch
mindestens ein Hitzeschild geschützt werden können.
[0021] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich anhand der beigefügten Ansprüche
und der nachfolgenden Beschreibung, in der der grundsätzliche Verfahrensablauf sowie
zwei Ausführungsbeispiele für nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitende Täuschkörper
anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert sind. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine Prinzipskizze zu einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens;
- Fig. 2
- eine Schnittansicht einer Ausführungsform eines nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
arbeitenden Täuschkörpers;
- Fig. 3
- eine schematische Ansicht einer RF-Wirkmasse des Täuschkörpers von Fig. 2; und
- Fig. 4
- eine Schnittansicht einer weiteren Ausführungsform eines gemäß der vorliegenden Erfindung
arbeitenden Täuschkörpers.
[0022] Fig. 1 dient zur Veranschaulichung des prinzipiellen Verfahrensablaufes gemäß einer
besonderen Ausführungsform der Erfindung. Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich
am besten an dem zeitlichen Verlauf von dem Abschuß eines nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren arbeitenden Täuschkörpers bis zur Verteilung der Wirkmassen darstellen.
Der zeitliche Verlauf läßt sich grob in drei Phasen einteilen:
- Phase I
- Abschuß eines Täuschkörpers
- Phase II
- Ausstoß der IR- und RF-Wirkmasse und
- Phase III
- Aktivierung und Verteilung der Wirkmassen
[0023] Fig. 1 gibt die Phasen II bis III schematisch wieder. Die Zündung und der Abschuß
gemäß Phase I geht entsprechend dem Stand der Technik vonstatten. In der Phase II
werden die Wirkmassen einschließlich eines Aktivierungs- und Verteilungsmechanismus
während des Fluges aus der Geschoßhülse des Tarnkörpers ausgestoßen, um eine nachfolgende
Verteilung der Wirkmassen ohne Verdämmung zu erzielen, womit der Vorteil verbunden
ist, daß bei der Verteilung der Wirkmassen kein überhöhter Druck auf die Wirkmassen
einwirkt. Dies führt dazu, daß die Verteilung der IR-Wirkmasse, aber insbesondere
die Verteilung der RF-Wirkmasse nachhaltig verbessert wird. In der Phase III wird
eine effektive Wirkmassenverteilung durch ein zentrales Ausblasen erzielt.
[0024] Fig. 2 zeigt einen Längsschnitt durch einen Täuschkörper, der gemäß der in Fig. 1
skizzierten besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens arbeitet.
Mit 1 ist ein kompletter Sekundärteil zur induktiven Zündenergieaufnahme von einem
Primärteil gekennzeichnet. Der Sekundärteil 1 besteht aus magnetischem Material, vorzugsweise
Eisen. In einer Sekundärspule 2 wird die Zündenergie induziert. Die Wicklungen der
Sekundärspule 2 bestehen aus mit Isolierlack behandeltem Kupferdraht. Die Anzahl der
Wicklungen entspricht vorzugsweise derjenigen einer Primärspule, wobei aber eine Transformation
prinzipiell möglich ist. Ein vorzugsweise aufgebördelter Bodendeckel 3 dient als unterer
Sicherungsabschluß des Täuschkörpers. Der Bodendeckel 3 besteht vorzugsweise aus Metall.
Eine Ausführung aus glas- oder kohlefaserverstärktem Kunststoff ist aber auch möglich.
Den äußeren Abschußkörper bildet eine Gehäusehülse 4, die vorzugsweise aus Reinaluminium
mit einem Aluminiumanteil von mehr als 99% besteht. Die Gehäusehülse 4 verbleibt im
Magazin. Ein Bodenring 5 stellt eine Distanz zu einer Druckkammer 6 her. Die Druckkammer
6 nimmt das Treibgas auf, das bei einem Abbrand einer Treibladung 8 zum Ausstoßen
des Täuschkörpergeschosses entsteht. Die Treibladung 8 wird mittels einer Zündpille
7 gezündet und besteht vorzugsweise aus einem Pulvertreibsatz, vorzugsweise Schwarzpulver
oder schwarzpulverähnliche Treibsätze wie Nitrocellulosepulver. Ein Anzündverzögerer
11 dient zur Festlegung der Flugstrecke bis zum Ausstoß einer IR-Wirkmasse 19 und
einer RF-Wirkmasse 21. Der Anzündverzögerer 11 ist pyrotechnisch ausgeführt und hat
eine Durchbranddauer von 2 Sekunden. Derartige Anzündverzögerer sind im Handel erhältlich.
Denkbar ist aber auch die Verwendung eines frei programmierbaren elektronischen Anzündverzögerers
zur variablen Festlegung der Flugdauer. Ein Verbindungsteil 12 enthält den Anzündverzögerer
11 und eine Ausstoßtreibladung 13 zum Ausstoß eines Ausbringteiles 14. Das Verbindungsteil
12 ist vorzugsweise aus Metall gefertigt. Die Ausstoßtreibladung 13 umfaßt einen Pulvertreibsatz,
vorzugsweise Schwarzpulver oder schwarzpulverähnliche Treibsätze wie Nitrocellulose.
Das Ausbringteil 14 dient als Treibspiegel für die Ausstoßtreibladung 13 und ist derart
ausgeführt, daß es als Halterung für einen Anzündverzögerer 15 und für ein Ausblasrohr
16 dient. Das Ausbringteil 14 ist vorzugsweise aus einem Aluminiumguß- oder Frästeil
gefertigt. Der Anzündverzögerer 15 umfaßt ein pyrotechnisches Verzögerungsstück, das
einen Anzünd-/Zerlegersatz 18 zündet, wenn das Ausbringteil 14 die Geschoßhülse verlassen
hat. Der Anzündverzögerer 15 hat eine Brenndauer von ca. 0,1 Sekunden. Das Ausblasrohr
16 dient als Aufnehmer für den Anzünd-/Zerlegersatz 18 und zur Steuerung der Ausblasgeschwindigkeit.
Die Ausblasgeschwindigkeit ist abhängig von der Länge des Ausblasrohres 16 und von
dem Verhältnis des Gesamtquerschnittes von Ausblasöffnungen 17 zur Menge des Anzünd-/Zerlegersatzes
18. Allgemein läßt sich sagen, daß, je höher die Menge des Anzünd-/Zerlegersatzes
18 und je kleiner der Gesamtquerschnitt der Ausblasöffnungen 17 ist, um so größer
die Ausblasgeschwindigkeit ist. In dem Ausführungsbeispiel ist das Verhältnis vorzugsweise
so gewählt, daß eine Ausblaszeit von 0,1 Sekunden erreicht wird. Das Ausblasrohr 16
muß so gefertigt werden, daß möglichst keine plastische Verformung während des Ausblasvorgangs
eintritt. Bei dem Ausführungsbeispiel wurde das Ausblaßrohr 16 aus Stahl gefertigt.
Die Ausblasöffnungen 17 müssen derart angebracht werden, daß eine gleichmäßige Verteilung
der RF- und IR-Wirkmassen 19 und 21 erreicht wird. Dies wird vorzugsweise derart erreicht,
daß jeweils eine Ausblasöffnung 17 auf eine Lage der RF-Wirkmasse 21 trifft. Der Anzünd-/Zerlegersatz
18 umfaßt einen pyrotechnischen Satz, der als Abbrandprodukt eine vergleichbar große
Menge an Gas liefert. Vorzugsweise werden hierzu Magnesium-Bariumnitrat oder Aluminium-Perchlorat
verwendet. Die Menge des Anzünd-/Zerlegersatzes 18 ist abhängig vom Ausblasrohr 16.
Die IR-Wirkmasse 19 enthält die aus dem deutschen Patent DE-PS 43 27 976 bekannte
IR-Wirkmasse mit MWIR-Flares. Grundsätzlich sind jedoch alle IR-Wirkmassen verwendbar,
die sich durch eine Anzündladung aktivieren lassen. Bei dem Ausführungsbeispiel werden
scheibenförmige MWIR-Flares mit 1/3-Teilung verwendet. Eine Trennscheibe 20 schützt
die RF-Wirkmasse 21 vor den brennenden MWIR-Flares der IR-Wirkmasse 19. Die Trennscheibe
20 kann aus Metall oder vorzugsweise aus feuerresistenter Folie gefertigt sein. Die
Ausführung der RF-Wirkmasse 21 ist ausführlicher in Fig. 3 dargestellt. Als RF-Wirkmasse
21 werden aus Hitzeschutzgründen zusammengerollte Radar-Düppel mit Dipolen 30 aus
Aluminium- oder Silber-beschichteten Glasfaserfäden mit einer Dicke im Bereich von
etwa 10 bis 100 µm verwendet. Die Dipollänge beträgt 17,9 mm. Es sind aber auch Dipollängen
ab ca. 1 mm bis ca. 25 mm möglich und vorgesehen. Die Anzahl der Umwicklungen der
einzelnen Dipol-Pakete (Chaff-Pakete) ist variabel von 1 aufwärts. Vorzugsweise werden
für die Pakete 1,5 Wicklungen verwendet. Der Ausstoß der Wirkmassen vor der Aktivierung
und Verteilung sowie die geeignete "Verpackung" der Dipole 30 dient dazu, ein Verklumpen
und Verschmelzen zu vermeiden und einen Abstand von Dipol zu Dipol von etwa 7 bis
10 λ und somit einen hohen Radarrückstreuquerschnitt zu erzeugen. Die Verpackung muß
grundsätzlich flexibel genug sein, die Dipole 30 ohne äußere Einwirkung selbständig
freizugeben und sie vor der Hitzeeinwirkung durch die Anzünd- und Ausblasladung zu
schützen. Zudem ist die Verpackung der Dipole auf das Verteilungsprinzip abgestimmt,
d.h. die verpackten Dipole 30 sind so angeordnet, daß sie sich beim Ausblasen unmittelbar
öffnen. Als Material für die Wicklungen und für durch die ganze RF-Wirkmasse durchgehende
Schutzfolien 31 und Schutzfolien 32 gegen das Ineinanderrutschen der Dipole 30 wird
vorzugsweise Capton® oder Milinex® verwendet. Als Zwischenfolien 32 können auch Aluminiumfolien
verschiedener Stärke verwendet werden. Eine dünne Aluminiumhülle 33, die aber auch
eine Papier- oder Papphülle sein kann, daß sich die RF-Wirkmasse 21 nach dem Ausstoß
aus der Geschoßhülse nicht sofort verteilt, sondern solange zusammenbleibt, bis die
Anzünd-/Zerlegerladung 18 abbrennt. Dadurch wird gewährleistet, daß die Gesamtenergie
der Ladung auf die RF-Wirkmasse 21 einwirken kann. Ein Deckel 23 dient zum Abschluß
einer Geschoßhülse 22 und fixiert von oben das Ausblasrohr 16. Der Deckel 23 kann
aus schweren Metallen, wie z.B. Gußeisen oder Messing, gefertigt werden, um den Schwerpunkt
des Täuschkörpers möglichst weit nach vorne zu verschieben. Dadurch kann eine Stabilisierung
des Fluges erreicht werden. Der Deckel 23 wird durch einen Dichtring 24 zu der Geschoßhülse
22 abgedichtet, die vorzugsweise aus Aluminium mit einem Reinheitsgrad von über 99%
gezogen ist. 25 stellt ein Verschlußstück des Ausblasrohres 16 dar und gewährleistet,
daß die relativ gefährliche Zerlegerladung als letzter Arbeitsgang in den Täuschkörper
eingeführt werden kann.
[0025] In Fig. 4 ist eine weitere Ausführungsform eines Täuschkörpers gezeigt, der gemäß
einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens funktioniert. In Fig. 4 sind dieselben
Bezugszeichen wie in Fig. 2 benutzt. Im folgenden soll i.w. nur auf die Unterschiede
zu dem Täuschkörper gemäß Fig. 2 eingegangen werden. Ein wesentlicher Unterschied
besteht darin, daß das Geschoß keine Geschoßhülse (in Fig. 2 mit Bezugszeichen 22
gekennzeichnet) aufweist. Somit müssen die IR-Wirkmasse 19 und RF-Wirkmasse 21 vor
ihrer Aktivierung und Verteilung nicht aus einer Geschoßhülse ausgestoßen werden und
sind somit die Ausstoßtreibladung (mit Bezugszeichen 13 in Fig. 2 gekennzeichnet)
für das Ausbringteil 14 sowie der Anzündverzögerer (mit Bezugszeichen 15 in Fig. 2
gekennzeichnet) nicht mehr notwendig und daher nicht vorhanden. Das Ausbringteil 14
dient auch nicht mehr zum Ausstoßen der Wirkmassen 19, 21 aus einer Geschoßhülse.
Die RF-Wirkmasse 21 ist von einer Papier- bzw. Papphülle 33a anstelle einer Aluminiumhülle
(Bezugszeichen 33 in Fig. 3) umgeben. Diese Papier- bzw. Papphülle 33a reicht zusammen
mit dem zentralen Ausblasrohr 16 aus, die RF-Wirkmasse 21 trotz der Luftanströmung
in der Flugphase vor der eigentlichen Aktivierung und Verteilung zusammenzuhalten.
Ein Sicherungselement 34 sorgt für Vorrohrsicherheit. Der in Fig. 4 gezeigte Täuschkörper
weist aufgrund der fehlenden Geschoßhülse den Vorteil auf, daß er im Verhältnis zu
einem Täuschkörper mit Geschoßhülse einfacher herzustellen und wesentlich billiger
ist.
[0026] Die in der voranstehenden Beschreibung, den Zeichnungen sowie den Ansprüchen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in jeder beliebigen Kombination
für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich
sein.
Bezugszeichenliste
[0027]
- 1
- Sekundärteil zur induktiven Zündenergieaufnahme
- 2
- Sekundärspule
- 3
- Bodendeckel
- 4
- Gehäusehülse
- 5
- Bodenring
- 6
- Druckkammer
- 7
- Zündpille
- 8
- Treibladung
- 11
- Anzündverzögerer
- 12
- Verbindungsteil
- 13
- Ausstoßtreibladung
- 14
- Ausbringteil für Wirkmassen
- 15
- Anzündverzögerer
- 16
- Ausblasrohr
- 17
- Ausblasöffnung
- 18
- Anzünd-/Zerlegersatz
- 19
- IR-Wirkmasse
- 20
- Trennscheibe
- 21
- RF-Wirkmasse
- 22
- Geschoßhülse
- 23
- Deckel
- 24
- Dichtring
- 25
- Verschlußstück
- 30
- Dipol
- 31
- Schutzfolie
- 32
- Schutzfolie
- 33
- Aluminiumhülle
- 33a
- Papierhülle
- 34
- Sicherungselement
1. Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinziels zum Schutz von Land-, Luft- oder Wasserfahrzeugen
oder dergleichen vor Flugkörpern, die einen im Infrarot (IR)- oder Radar (RF)-Bereich
oder einen in beiden Wellenlängenbereichen gleichzeitig oder seriell operierenden
Zielsuchkopf aufweisen, bei dem eine im IR-Bereich Strahlung aussendende (IR-Wirkmasse)
und eine RF-Strahlung rückstreuende Masse (RF-Wirkmasse) in der richtigen Position
als Scheinziel zur Wirkung gebracht werden, wobei die IR-Wirkmasse und die RF-Wirkmasse
simultan und am selben Ort zur Wirkung gebracht werden, dadurch gekennzeichnet, daß
über eine Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung in Form einer im Täuschkörpergeschoß
mittig angeordneten Anzünd- und Ausblaseinheit, um die die Wirkmassen in Längsrichtung
des Täuschkörpergeschosses hintereinander angeordnet sind, die IR-Wirkmasse aktiviert
und verteilt sowie die RF-Wirkmasse in Form von Dipolpaketen, die durch mindestens
ein Hitzeschild vor der Ausblashitze geschützt sind, verwirbelt und verteilt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Hitzeschild(e) jeweils
mindestens eine elastische Folie verwendet wird/werden, die sich durch die gesamte
RF-Wirkmasse erstreckt/erstrecken.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als RF-Wirkmasse zusammengerollte
Radar-Dipole (Düppel) aus aluminium- oder silberbeschichteten Glasfaserfäden mit einer
Dicke im Bereich von etwa 10 bis 100 µm verwendet werden.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Dipolpakete
verwendet werden, die derart angeordnet sind, daß sie sich beim Ausblasen unmittelbar
öffnen.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Dipolpakete
verwendet werden, die zum Schutz vor einem Ineinanderrutschen durch jeweils mindestens
eine hitzebeständige Folie voneinander getrennt werden.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zum
Anzünden und Ausblasen eine pyrotechnische Ladung verwendet wird, die durch einen
Anzündverzögerer gezündet wird, der durch den Ausbrand einer Treibladung Für das Täuschkörpergeschoß
gezündet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die pyrotechnische Ladung der
Anzünd- und Ausblaseinheit innerhalb eines mittig in dem Geschoß angeordneten Rohres
mit definierten Ausblasöffnungen abgebrannt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet daß eine
RF-Wirkmasse verwendet wird, die auf ihrer Mittelfläche von einer Papier-, Papp- oder
Kunststofffolienhülle umgeben ist.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Wirkmassen einschließlich der Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung mittels eines
Ausbringteils gemeinsam aus einer Geschoßhülse ausgestoßen werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zum Ausstoßen des Ausbringteils
eine Ausstoßtreibladung verwendet wird, die durch den Anzündverzögerer gezündet wird,
der vorzugsweise pyrotechnisch ist.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Wirkmassen in Flugrichtung hintereinander ringförmig um die Anzünd- und Ausblaseinheit
angeordnet sind, die Anzünd- und Ausblaseinheit eine Anzünd- und Ausblasladung sowie
Ausblasöffnungen umfaßt, und die Anzünd- und Ausblasladung in einer derartig auf die
Anzahl und den Querschnitt der verwendeten Ausblasöffnungen abgestimmten Menge verwendet
wird, daß keine großen Beschleunigungskräfte auf die Wirkmassen einwirken.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Geschoß mit einem Kaliber im Bereich von etwa 10 bis 155 mm verwendet wird.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine
IR-Wirkmasse mit Flares mit mittelwelligem Strahlungsanteil (MWIR- Flares) verwendet
wird.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine
RF-Wirkmasse verwendet wird, deren Anteil an der Gesamtwirkmasse mehr als 50 % beträgt.
15. Täuschkörpergeschoß, das in einem Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche
verwendbar ist.