[0001] Verfahren für die Aufbereitung und die Konditionierung von im Kreislauf gefahrenem
Walzöl, insbesondere von Walzöl für Aluminiumfolienwalzwerke, bei welchem aus dem
zurückgeführten Walzöl durch Filtration und unter geregelter Zugabe von Filterhilfsmitteln
Schmutz und Abriebpartikel entfernt werden und in dem gereinigten Walzöl eine die
elektrostatische Aufladung verhindernde Leitfähigkeit eingestellt wird.
[0002] Beim Walzen von Metallfolien wird zum Kühlen und Schmieren Walzöl verwendet, welches
normalerweise aus einer ausreichend temperaturbeständigen Mineralölfraktion besteht.
Zur Verminderung des Walzölverbrauches ist es üblich, das Walzöl im Kreislauf zu fahren
und dabei kontinuierlich in ausreichendem Maße zu reinigen und für den erneuten Einsatz
zu konditionieren. An Verunreinigungen enthält das im Kreislauf gefahrene Walzöl im
wesentlichen metallische Abriebpartikel des Walzguts und deren Oxidationsprodukte.
Die Reinigung erfolgt gewöhnlich in Anschwemm-Filtern, z. B. in Filterpressen, in
denen die Abrieb- und Schmutzpartikel soweit wie möglich aus dem Walzöl entfernt werden.
[0003] Zur Verbesserung des Filtervorganges und um ein möglichst reines Walzöl zu erhalten
ist es üblich, dem Walzöl vor der Filtrierung als Filterhilfsmittel Kieselgur oder
Bleicherde zuzugeben, durch welche der Abscheidegrad der verwendeten Anschwemmfilter
deutlich verbessert wird. Bei Einsatz konventioneller Filterhilfsmittel wie z. B.
Kieselgur und Bleicherde erfolgt bei jedem Filterzyklus neben einer Grundanschwemmung
eine Nachdosierung der Hilfsstoffe. In das poröse Volumen der Filterhilfsstoffe und
in deren Zwischenräume werden Schmutzpartikel eingelagert und verstopfen im Laufe
eines Filterzyklus allmählich die freien Poren und Kanäle. Da es unüblich ist, während
eines laufenden Zyklusses den Filterkuchen aufzulockern oder rückzuspülen, sinkt ständig
die relative Porosität des Filterkuchens, verbunden mit der Tatsache, daß bei konstant
gehaltenem Volumenstrom einerseits der Differenzdruck über dem Filterkuchen steigt,
während andererseits die Klärschärfe steigt, das Filtrat folglich immer sauberer wird.
[0004] Nach dem Stande der Technik ist es auch bekannt, ein Filterhilfsmittel zu verwenden,
welches 50% Zellulosefasern und 50% Zitronensäure enthält. Diese Filterhilfsmittel
ist recht wirksam, aber in seiner Wirkungsweise nur schwer zu kontrollieren. Das Filterhilfsmittel
wird in Form eines Filterkuchens auf dem Filtervlies angeschwemmt. Da bei Einsatz
dieses Mittel primär chemische Effekte zwischen der Säure und den Verunreinigungen
wirksam werden, spielt die Verweilzeit der beteiligten Komponenten eine große Rolle.
Diese ist relativ kurz, der Wirkmechanismus der Ölreinigung daher relativ träge. Infolgedessen
muß für eine hohe Umsetzungsrate viel Säure in den Filterkuchen eingebracht werden
(Überdosierung).
[0005] Zur verbesserten Abscheidung von Feinstpartikeln ist es auch bekannt, dem Walzöl
vor der Filtration als Filterhilfsmittel ein Flockungsmittel beizugeben, durch welches
die Feinstpartikel zu größeren Aggregaten agglomeriert werden, so daß sie in dem Anschwemmfilter
besser zurückgehalten werden.
[0006] Ein erhebliches Problem bei der Aufbereitung und Verwendung von solchen Walzölen
ergibt sich daraus, daß das Walzöl in seinem Ausgangszustand und auch im gereinigten
Zustand praktisch keine elektrische Leitfähigkeit hat, d.h. also ein guter Isolator
ist, so daß die Gefahr einer elektrostatischen Aufladung besteht, deren Entladungsfunken
Brände, Explosionen oder Verpuffungen in dem Walzwerk und gegebenenfalls auch in der
Aufbereitungsanlagen auslösen können.
[0007] Um die elektrostatische Aufladung zu vermeiden, ist es bekannt, dem Walzöl in ausreichenden
Mengen Leitfähigkeitsadditive beizumischen, die die Leitfähigkeit des Walzöls so weit
erhöhen, daß sich die oben angesprochenen elektrischen Ladungspotentiale nicht ausbilden
können. Diese Leitfähigkeitsadditive sind allerdings ökologisch und gesundheitlich
bedenklich, so daß eine pauschale, vorbeugende Beimischung dieser Mittel hohe Umweltbelastungen
und entsorgungstechnische Schwierigkeiten verursacht.
[0008] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, das Verfahren der eingangs genannten Art dahingehend
weiterzubilden, daß auf die schädlichen Leitfähigkeitsadditive verzichtet werden kann,
ohne daß die aus der elektrischen Aufladung resultierenden Gefahren zunehmen.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, daß als Filterhilfsmittel ein
Flockungsmittel verwendet wird, dessen Zugabemengen in Abhängigkeit von der im Filtrat
verbleibenden Restverschmutzung derart geregelt werden, daß im Filtrat eine vorgegebene,
durch die verbleibende Restverschmutzung verursachte Mindestleitfähigkeit erhalten
bleibt.
[0010] Die Erfindung geht von der Überlegung aus, daß man eine ausreichende Leitfähigkeit
des Walzöls nicht nur durch die Zugabe von Leitfähigkeitsadditiven erreichen kann,
sondern auch dadurch, daß in dem Filtrat gezielt eine ausreichend hohe Restverschmutzung
aufrechterhalten wird. Die beim Verfahren gemäß der Erfindung nach der Filtration
im Walzöl verbleibenden Abrieb- und Schmutzpartikel können nämlich ebenso wie ein
Leitfähigkeitsadditiv wirken.
[0011] Die Restverschmutzung wird einerseits so hoch eingestellt, daß die elektrostatische
Aufladung des Walzöls unterbunden wird, und andererseits so niedrig eingestellt, daß
Fleckenbildungen auf dem Walzgut vermieden werden.
[0012] Dadurch, daß beim Verfahren gemäß der Erfindung als Filterhilfsmittel nicht Kieselgur
oder Bleicherde verwendet werden, sondern ein Flockungsmittel, ist es möglich, die
Schmutzkonzentration im Filtrat im Bedarfsfall - d. h. wenn die Regelung es erfordert
- auch gezielt zu erhöhen, nämlich dadurch, daß entsprechend weniger Flockungsmittel
zugegeben wird. Demgegenüber kann man bei der Verwendung von Kieselgur oder Bleicherde
als Filterhilfsmittel die Schmutzkonzentration im Filtrat nur weiter herabsetzen,
ohne Filterwechsel aber nicht wieder erhöhen. Ebenso könnte bei der oben erläuterten
Verwendung von Zitronensäure als Filterhilfsmittel die für die Funktion erforderliche
Überdosierung im Filterkuchen nicht ausreichend schnell abgebaut werden. Erst die
Verwendung von Flockungsmittel als Filterhilfsmittel ermöglicht also die erfindungsgemäß
angestrebte, gezielte Einstellung der Restverschmutzung.
[0013] Neben der oben erläuterten Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit bringt die in
dem Walzöl verbleibende, gezielt eingestellte Restverschmutzung den Vorteil mit sich,
daß der Griff zwischen den Walzen und dem Walzgut im Walzwerk besser wird. Verbessert
werden also nicht nur die elektrischen, sondern auch die mechanischen Eigenschaften
des Walzöls.
[0014] Schließlich ist beim Verfahren gemäß der Erfindung auch der Gesamtverbrauch an Filterhilfsmitteln
- hier Flockungsmittel - deutlich geringer, als bei den nach dem Stande der Technik
üblichen Verfahren, weil bewußt auf eine vollständige Reinheit des Filtrates verzichtet
wird.
[0015] Zweckmäßig wird die Leitfähigkeit im Filtrat auf Werte zwischen

und

, vorzugsweise jedoch zwischen

bis

eingestellt. Es hat sich herausgestellt, daß bei diesen Werten elektrostatische Aufladungen
des Walzöls und dadurch verursachte Brände, Explosionen oder Verpuffungen zuverlässig
vermieden werden. In diesem Leitfähigkeitsbereich ist auf der anderen Seite die Restverschmutzung
so gering, daß der Walzvorgang durch die Restverschmutzung nicht gestört wird und
der Griff zwischen den Walzenoberflächen und dem Walzgut optimal ist.
[0016] Vorzugsweise wird als Flockungsmittel eine Dicarbonsäure mit der allgemeinen Formel
HOOC-A-COOH
verwendet, wobei A eine gerade und verzweigte Kette von 5 bis 15 Kohlenstoffatomen
oder Phenylen ist. Mit einem derartigen Flockungsmittel arbeitet das Verfahren gemäß
der Erfindung optimal. Alternativ sind natürlich auch andere Flockungsmittel für das
Verfahren gemäß der Erfindung verwendbar.
[0017] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung erläutert,
in der schematisch eine Aluminiumfolienwalzanlage mit angeschlossener Walzölaufbereitung
dargestellt ist.
[0018] In der Zeichnung ist das nur schematisch dargestellte Walzwerk mit dem Bezugszeichen
1 bezeichnet. Das Walzwerk 1 wird mit im Kreislauf gefahrenen Walzöl gekühlt und geschmiert.
Der Walzölkreislauf ist durch Pfeile 2 bezeichnet.
[0019] Das aus dem Walzwerk 1 abfließende, mit Abriebpartikeln und Schmutz beladene Walzöl
wird über eine Rohrleitung 2 einer Schmutzölkammer 3 zugeleitet. Auf dem Wege dahin
wird dem Walzöl über eine Dosierpumpe 4 aus einem Vorratsbehälter 5 ein Flockungsmittel
zugegeben. Das mit Flockungsmittel angereicherte Walzöl verbleibt etwa 5 Minuten in
der Schmutzölkammer 3 und durchläuft sodann eine Filteranlage 6, üblicherweise ein
Anschwemmfilter. In dieser Filteranlage 6 werden die gröberen Abrieb- und Schmutzpartikel
sowie die durch das Flockungsmittel gebildeten Flocken abgeschieden und mit dem Filterkuchen
(vgl. Pfeil 7) entfernt. Das aus der Filteranlage 6 abfließende Filtrat durchläuft
eine Meßkammer 8, in welcher die Restverschmutzung und/oder die dazu proportionale
elektrische Leitfähigkeit des Walzöls gemessen werden. Anhand der in der Meßkammer
8 gewonnenen Meßdaten wird die Dosierpumpe 4 derart angesteuert, daß sich die gemessene
elektrische Leitfähigkeit in dem Filtrat auf Werte zwischen

und

, vorzugsweise zwischen

und

einregelt. Das so auf eine gezielt beibehaltene Restverschmutzung eingestellte Walzöl
wird anschließend dem Walzwerk 1 wieder zugeführt.
[0020] Bei der oben angegebenen elektrischen Leitfähigkeit wird die Bildung von zündfähigen
elektrostatischen Potentialen in der Gesamtanlage zuverlässig vermieden. Außerdem
ist die zu diesen Leitfähigkeitswerten proportionale Restverschmutzung gering genug,
daß der Walzvorgang durch diese Verschmutzung nicht negativ beeinflußt wird. Im Gegenteil,
durch die verbleibende Restverschmutzung wird der Griff zwischen den Walzen des Walzwerkes
und dem Walzgut verbessert, was sich qualitätssteigernd auf den Walzprozeß auswirkt.
1. Verfahren für die Aufbereitung und Konditionierung von im Kreislauf gefahrenem Walzöl,
insbesondere von Walzöl von Aluminiumfolienwalzwerke, bei welchem aus dem zurückgeführten
Walzöl durch Filtration und unter geregelter Zufuhr von Filterhilfsmitteln Schmutz
und Abriebpartikel entfernt werden und in dem gereinigten Walzöl eine die elektrostatische
Aufladung verhindernde elektrische Leitfähigkeit eingestellt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Filterhilfsmittel ein Flockungsmittel verwendet wird, dessen Zugabemengen
in Abhängigkeit von der im Filtrat verbleibenden Restverschmutzung derart geregelt
werden, daß im Filtrat eine vorgegebene, durch die verbleibende Restverschmutzung
verursachte Mindestleitfähigkeit erhalten bleibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Filtrat ein Leitfähigkeitsbereich
von

bis

, vorzugsweise von

bis

eingestellt wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Flockungsmittel
eine Dicarbonsäure mit der allgemeinen Formel
HOOC-A-COOH
verwendet wird, wobei A eine Gerade und verzweigte Kette mit 5 bis 15 Kohlenstoffatomen
oder Phenylen ist.