[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Metallschäumen sowie
die auf diesem Wege erhaltenen schaumförmigen Metallkörper.
[0002] Der Stand der Technik zur Herstellung von Metallschäumen umfaßt im wesentlichen fünf
prinzipielle Vorgehensweisen:
1. das Kompaktieren von Metallpulvern mit geeigneten Treibmitteln und Erhitzen der
so gewonnenen Grünkörper auf Temperaturen oberhalb der Liquidustemperatur der Metallmatrix
und oberhalb der Zersetzungstemperatur des verwendeten Treibmittels;
2. das Lösen bzw. Einblasen von Treibgasen in Metallschmelzen;
3. das Einrühren von Treibmitteln in Metallschmelzen;
4. das Sintern metallischer Hohlkugeln;
5. die Infiltration von Metallschmelzen in Füllkörper, die nach Erstarren der Schmelze
entfernt werden.
[0003] ad 1) Die DE 197 44 300 A beschäftigt sich mit der Herstellung und Verwendung von
porösen Leichtmetall-Teilen bzw. Leichtmetall-Legierungsteilen, wobei die aus einer
Pulvermischung (Leichtmetall- bzw. Al-Legierung und Treibmittel) gepreßten Körper
in einem beheizbaren geschlossenen Gefäß mit Einlaß- und Austrittsöffnung auf Temperaturen
oberhalb der Zersetzungstemperatur des Treibmittels und/oder Schmelztemperatur des
Metalls bzw. der Legierung erhitzt werden.
[0004] ad 2) Die JP 03017236 A beschreibt ein Verfahren zur Erzeugung metallischer Artikel
mit Hohlräumen, indem man Gase in einer Metallschmelze löst und den Aufschäumvorgang
dann durch plötzliche Druckverringerung einleitet. Abkühlen der Schmelze stabilisiert
den so erhaltenen Schaum.
[0005] Die WO 92/21457 lehrt die Herstellung von Al-Schaum bzw. Al-Legierungsschaum durch
das Einblasen von Gas unter die Oberfläche eines geschmolzenen Metalls, wobei Abrasivstoffe,
wie z. B. SiC, ZrO
2 usw., als Stabilisatoren dienen.
[0006] ad 3) Der Lehre der JP 09241780 A folgend, werden metallische Schäume unter kontrollierter
Freisetzung von Treibgasen gewonnen, indem die Metalle zunächst bei Temperaturen unterhalb
der Zersetzungstemperatur des verwendeten Treibmittels geschmolzen werden. Durch nachfolgendes
Dispergieren des Treibmittels im geschmolzenen Metall und Erhitzen der Matrix über
die dann zur Freisetzung von Treibgasen benötigte Temperatur etabliert sich ein Metallschaum.
[0007] metallischer Hohlkugeln, die aus der thermischen Zersetzung ad 4) Die Herstellung
ultraleichter Ti-6Al-4V-Hohlkugelschäume beruht auf der bei Temperaturen ≥ 1000 °C
erfolgenden Sinterung hydrierter Ti-6Al-4V-Hohlkugeln bei 600 °C hervorgehen (Synth./Process.
Lightweight Met. Mater. II, Proc. Symp. 2nd (1997), 289-300).
[0008] ad 5) Schaumaluminium wird nach Infiltration geschmolzenen Aluminiums in einen porösen
Füllstoff durch Entfernen desselben aus dem erstarrten Metall erhalten (Zhuzao Bianjibu
(1997) (2) 1-4; ZHUZET, ISSN: 1001-4977).
[0009] Bei Würdigung des Standes der Technik ist festzustellen, daß die Verfahren, die ein
Vorkompaktieren Treibmittel enthaltender Grünkörper vorsehen, aufwendig und kostspielig
sind und sich nicht zur Herstellung von Massengütern eignen. Außerdem ist diesen Verfahren
gemeinsam, daß die angestrebte Temperaturdifferenz zwischen dem Schmelzpunkt des zu
schäumenden Metalls und der Zersetzungstemperatur des verwendeten Treibmittels möglichst
gering sein soll, da sonst bereits während des Kompaktierens oder später in der Aufschmelzphase
störende Treibmittelzersetzung stattfindet.
In Analogie dazu gilt diese Betrachtung auch für das Eintragen von Treibmitteln in
Metallschmelzen.
[0010] Dem Versintern präformierter Hohlkugeln zu einem metallischen Schaum kommt allenfalls
akademisches Interesse zu, da die Herstellung der Hohlkugeln bereits eine aufwendige
Verfahrenstechnik erfordert.
[0011] Unter diesem Aspekt ist auch die Infiltrationstechnik zu bewerten, bei der man mühevoll
den porösen Füllstoff aus der Schaummatrix entfernen muß.
[0012] Das Lösen bzw. Einblasen von Treibgasen in Metallschmelzen ist nicht zur Fertigung
endkonturnaher Werkstücke geeignet, da ein System, bestehend aus der Schmelze mit
okkludierten Gasblasen, nicht ausreichend zeitstabil ist, um in formgebenden Werkzeugen
verarbeitet zu werden.
[0013] Vor diesem Hintergrund war es Aufgabe der Erfindung, ein einfaches und zugleich für
die Massenfertigung taugliches Verfahren zur Herstellung von Metallschäumen bereitzustellen,
das mit geringem Aufwand die Produktion von endkonturnahen Teilen gestattet und auf
der Verwendung fester, gasgenerierender Treibmittel beruht.
[0014] Erstaunlicherweise wurde nun gefunden, daß die Erzeugung metallischer Schäume weder
mit Treibmittel versehene, kompaktierte Grünkörper noch das Eintragen von Treibmitteln
in schmelzflüssige Metalle benötigt, wenn bestimmte verfahrenstechnische Randbedingungen
eingehalten werden.
[0015] In der einfachsten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es zur Erzeugung
eines porösen Metallkörpers hinreichend, eine geringe Menge des gasliefernden Treibmittels
unter das zu verschäumende, pulverförmige Metall zu mischen und dieses Gemisch zügig
zu erwärmen. Erhalten wird ein poröser Metallkörper.
[0016] Die vorgenannte Aufgabe wird somit in einer ersten Ausführungsform gelöst durch ein
Verfahren zur Herstellung von Metallschäumen, wobei man
ein oder mehrere Metallpulver, gegebenenfalls beaufschlagt mit mehr oder minder stückigen
metallischen oder nichtmetallischen, z. B. mineralischen Zuschlagstoffen, mit einem
gasabspaltenden Treibmittel vermischt,
das Gemisch in einer offenen oder geschlossenen Form gegebenenfalls auf eine Temperatur
unterhalb der Zersetzungstemperatur des Treibmittels vorerhitzt,
das Gemisch anschließend auf eine Temperatur oberhalb der Schmelztemperatur des niedrigstschmelzenden
Metalls so erhitzt, daß die Temperaturdifferenz zwischen der Gleichgewichtszersetzungstemperatur
des Treibmittels und der Schmelztemperatur des Metalls in einer Zeitspanne überbrückt
wird, die kürzer ist als die Zeit, die zur Erreichung des Gleichgewichtszustandes
im System Treibmittel//Treibgas bei dieser Temperatur erforderlich ist und
den erhaltenen Metallschaum auf eine Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes des niedrigstschmelzenden
Metalls abkühlt.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren verzichtet auf Methoden, die in der aufzuschäumenden
Metallmatrix für den Aufbau eines dem Treibmitteldruck entgegenwirkenden, mechanischen
Widerstandes verantwortlich sind. Essentiell für die vorliegende Erfindung ist jedoch,
daß die Temperaturdifferenz zwischen der Gleichgewichtszersetzungstemperatur des Treibgase
erzeugenden Stoffes bzw. Stoffgemisches und der Schmelztemperatur des zu schäumenden
Metalles bzw. der Schmelztemperatur des niedrigstschmelzenden Metalles in einem Metallgemisch
in einer Zeit überbrückt wird, die kürzer ist als die Zeit, die zur Erreichung des
Gleichgewichtszustandes im System Treibmittel//Treibgas bei dieser Temperatur erforderlich
ist.
Das rasche Erreichen der Schmelztemperatur des niedrigstschmelzenden Metalls in einem
aufzuschäumenden Metallgemisch erlaubt in vorteilhafter Weise die Nutzung Endmatrix-verträglicher
Komponenten (nichtgeschmolzene Metallpartikel) als die Gleichmäßigkeit des Metallschaums
fördernde Keimbildner.
[0018] Zur schnellen Erhitzung der Reaktionsmasse dienen beispielsweise die Induktiverhitzung
oder der Beschuß mit Laserstrahlung. In einer besonderen Modifizierung des vorgestellten
Verfahrens kann aber auch anstelle oder zusätzlich zu dem externen Energieeintrag
die Reaktionswärme eines schnellen, stark exothermen Prozesses (z. B. der aluminothermischen
Reduktion) die Aufgabe übernehmen, sowohl Schmelzwärme für das zu verschäumende Metall
als auch Zersetzungswärme für das verwendete Treibmittel zu liefern.
[0019] Prinzipiell sind alle schmelzbaren Metalle oder Metall-Legierungen im Sinne der vorliegenden
Erfindung schäumbar. Besonders bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung wird
als Metallpulver Aluminium oder Eisen sowie deren Legierungen eingesetzt. Im Gegensatz
zum üblichen Stand der Technik ist es somit möglich, nicht nur Leichtmetalle, sondern
auch Schwermetalle in Schaumform herzustellen.
[0020] Besonders bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung wird Magnesiumhydrid als
gasabspaltendes Treibmittel eingesetzt, das kommerziell erhältlich ist. Neben Magnesiumhydrid
können aber auch an sich bekannte Metallhydride, beispielsweise Titanhydrid, sowie
Carbonate, beispielsweise Calciumcarbonat, Kaliumcarbonat, Natriumcarbonat, Natriumbicarbonat,
Hydrate, beispielsweise Aluminiumsulfathydrat, Alaun, Aluminiumhydroxid oder leicht
verdampfende Stoffe, beispielsweise Quecksilberverbindungen oder pulverisierte organische
Substanzen eingesetzt werden. Im Sinne der vorliegenden Erfindung ist es selbstverständlich
besonders bevorzugt, wenn das gasabspaltende Treibmittel dieselben Metallionen enthält,
die auch für das zu schmelzende Metall vorgesehen sind.
[0021] Die erfindungsgemäß einzusetzende Menge des gasabspaltenden Treibmittels ist üblicherweise
sehr gering. So reichen die Treibmittelanteile in der Größenordnung von mehreren Zehntel
Gewichtsprozent üblicherweise aus. Als besonders günstig im Sinne der vorliegenden
Erfindung haben sich Treibmittelmengen von 0,1 bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,2 bis
5 Gew.-%, bezogen auf Metallpulver, erwiesen.
[0022] Insbesondere im letztgenannten Fall war für den Fachmann vollkommen überraschend,
daß sich beispielsweise Stahl mit einem Schmelzpunkt von 1500 °C bis 1600 °C mit Hilfe
von Magnesiumhydrid (T
zersetzung ≥ 280 °C) als Treibmittel verschäumen läßt, wenn man eine kleine Menge MgH
2 einer pulverförmigen THERMIT®-Mischung zusetzt und dann durch Zündung des Reaktionsgemisches
die aluminothermische Reduktion von Eisenoxid zu Eisen initialisiert.
[0023] Der nach dem Erkalten gewonnene und in der Längsrichtung aufgesägte Regulus gemäß
Fig. 1 enthält auf Hydridzersetzung beruhende Gasporen im metallischen Eisen.
[0024] Diese Beobachtung ist absolut verblüffend, da weder eine Vorkompaktierung der Pulvermischung
notwendig war, noch die Prämisse einer möglichst kleinen Temperaturdifferenz zwischen
dem Schmelzpunkt des Metalls und der Zersetzungstemperatur des Treibmittels erfüllt
wurde. Darüber hinaus grenzt sich diese Beobachtung von den Verfahren ab, die auf
einem nachträglichen Eintrag von Treibmitteln in die metallische Schmelze beruht,
da das Ausgangsmaterial als Festkörpermischung vorlag.
[0025] Zugleich eröffnet diese erfindungsgemäße Ausführungsform das weite Feld einer "Reaktivverschäumung"
von Metallen, wobei ein exotherm verlaufender Vorgang (beispielsweise eine Reduktion)
zeitlich und räumlich an den Aufschäumvorgang (Treibmittelzersetzung und Bildung der
Metallschmelze) gekoppelt wird.
[0026] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren entbehrliche, mechanische Vorbehandlung
der schaumbildenden Mischung läßt nahezu beliebige Formgebung bei den geschäumten
Halbzeugen zu und bereitet einer Massenfertigung den Weg.
[0027] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft daher ein schaumförmiges
Metallhalbzeug, das unter Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens erhältlich ist.
[0028] Die Qualität des nach dem neuen Verfahren gewonnenen Metallschaums (Porengröße, Porenverteilung,
etc.) hängt beispielsweise von der Abkühlrate der Metallmasse ab.
Ausführungsbeispiel
[0029] In einem Tiegel werden 6 kg einer handelsüblichen THERMIT®-Mischung mit 200 g (3,3
m-%) autokatalytisch hergestellten Magnesiumhydrids versetzt. Durch einen Thermitzünder
wird die aluminothermische Reduktionsreaktion initialisiert. Nach Abklingen der heftigen
Reaktionsphase läßt man den Ansatz im Tiegel erkalten. Der metallische Regulus wird
von Schlackenresten befreit und in Längsrichtung aufgesägt. Fig. 1 zeigt das Längsprofil
des porösen Stahlkörpers.
1. Verfahren zur Herstellung von Metallschäumen, wobei man ein oder mehrere Metallpulver,
gegebenenfalls beaufschlagt mit mehr oder minder stückigen metallischen oder nichtmetallischen,
z. B. mineralischen Zuschlagstoffen, mit einem gasabspaltenden Treibmittel vermischt,
das Gemisch in einer offenen oder geschlossenen Form gegebenenfalls auf eine Temperatur
unterhalb der Zersetzungstemperatur des Treibmittels vorerhitzt,
das Gemisch anschließend auf eine Temperatur oberhalb der Schmelztemperatur des niedrigstschmelzenden
Metalls so erhitzt, daß die Temperaturdifferenz zwischen der Gleichgewichtszersetzungstemperatur
des Treibmittels und der Schmelztemperatur des Metalls in einer Zeitspanne überbrückt
wird, die kürzer ist als die Zeit, die zur Erreichung des Gleichgewichtszustandes
im System Treibmittel//Treibgas bei dieser Temperatur erforderlich ist und
den erhaltenen Metallschaum auf eine Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes des niedrigstschmelzenden
Metalls abkühlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Energieeintrag zur
Aufschmelzung des Metalls durch Induktionserhitzung, Laserstrahlung und/oder chemische
Reaktionswärme vornimmt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als gasabspaltendes Treibmittel
Metallhydride, insbesondere Magnesiumhydride, Carbonate, Hydrate und/oder bei Reaktionstemperatur
verdampfende Stoffe einsetzt.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man das gasabspaltende Treibmittel in einer Menge von 0,1 bis 10 Gew.-%, insbesondere
0,2 bis 5 Gew.-%, bezogen auf Metallpulver, einsetzt.
5. Schaumförmiges Metallhalbzeug erhältlich nach einem der Ansprüche 1 bis 4.