Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft einen keramischen elektrischen Widerstand nach der Gattung
des Anspruchs 1 und dessen Verwendung.
Aus der DE-OS 196 51 454 A1 ist ein in einer Zündkerze angeordneter Widerstand bekannt,
der eine erhöhte Temperaturbeständigkeit aufweist. Dieser Widerstand ist zwischen
Elektrode und Anschlußbolzen der Zündkerze angeordnet, um die Elektroden- und Isolatorerosion
zu reduzieren und weiterhin eine verbesserte Funkentstörung zu gewährleisten. Jedoch
ist bei diesem Widerstand die Hochspannungsfestigkeit und Temperaturabhängigkeit noch
verbesserungsfähig.
[0002] In der EP-0412 428 B1 sind keramische Verbundkörper offenbart, die durch Pyrolyse
einer Mischung aus einem siliciumorganischen Polymer mit einem metallischen Füllstoff
erzeugt werden. Diese keramischen Formkörper besitzen eine gute Hochtemperatur- und
Verschleißfestigkeit.
[0003] In der DE 195 38 695 A1 ist ein gattungsgemäßer keramischer Widerstand als Heizleiter
für Glühstiftkerzen vorgeschlagen, der durch Keramisieren mindestens eines siliciumorganischen
Polymers und mindestens eines Füllstoffes hergestellt wird. Über die Auswahl der Füllstoffkomponente
und den Füllstoffanteil wird der spezifische Widerstand eingestellt. Jedoch wird dieser
nach der allgemeinen Mischungsregel bestimmt, die angibt, daß der Wert des spezifischen
Widerstandes einer Mischung zwischen den Werten der spezifischen Widerstände der beiden
Phasen liegt. Der dieser Mischungsregel zugrunde liegende Percolationsmechanismus
ist aber beim Erfindungsgegenstand nicht gültig.
Vorteile der Erfindung
[0004] Die Erfindung betrifft ein hochtemperatur- und hochspannungsfestes Widerstandsmaterial,
das besonders geeignet ist für die Herstellung eines vorgezogenen Widerstandes im
Isolatorfuß einer Zündkerze, d.h., für einen nahe beim Zündbereich angeordneten Widerstand,
wo Temperaturen bis 950 °C herrschen. Zugleich weist der Widerstandswert eine geringe
Abhängigkeit von der Temperatur auf zwischen Raumtemperatur und ca 1000°C, d.h., daß
der Widerstandswert in diesem Temperaturbereich nur um einen Faktor ≤ 10, schwankt.
[0005] Der erfindungsgemäße keramische Widerstand wird durch Keramisieren (Pyrolyse) eines
siliciumorganischen Polymers, insbesondere eines Polysiloxans oder einer Mischung
silicium-organischer Polymere mit Füllstoffen, vzw. aus Al
2O
3 und MoSi
2 bei einer maximalen Temperatur von ca. 1300°C hergestellt. Mit dem Füllstoffanteil
der leitenden Komponente MoSi
2, deren spezifischer Widerstand 2 x 10
-5 Ω cm bei Raumtemperatur beträgt, und der isolierenden Komponente Al
2O
3 deren spezifischer Widerstand 10
16 Ω cm bei Raumtemperatur beträgt, wird der spezifische Widerstand des Materials eingestellt.
Es entsteht durch Pyrolyse eines Polysiloxanharzes ein Formkörper aus amorphem Si-O-C,
dessen spezifischer Widerstand 4 x 10
9 Ω cm bei Raumtemperatur beträgt. Wird aber dem Polysiloxanharz als hochohmiger isolierender
Füllstoff Al
2O
3 mit einem Anteil von 10 bis 60 Vol-%, bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung,
zugegeben, weist der Formkörper einen überraschend niedrigen Widerstand auf, der unter
dem des amorphen Si-O-C Formkörpers liegt. Durch Zumischen z.B. von 40 Vol-% wird
ein spezifischer Widerstand von 40 Ω cm bei 20°C eingestellt. Die Anwesenheit von
Al
2O
3 während der Pyrolyse hat die Separation von freiem Kohlenstoff und einer kohlenstoffarmen
Restphase, SiO
2-ähnlich, in der Si-O-C-Matrix zur Folge. Der freie Kohlenstoff bildet dabei ein feines
perkolatives Netzwerk um die eher grobkörnige kohlenstoffarme Si-O-C-Restphase. Da
der spezifische Widerstand von glasartigem amorphem Kohlenstoff 10
-3 bis 10
-4 Ω cm beträgt, ist der spezifische Widerstand einer solchen Keramik sogar geringer
als der spezifische Widerstand reiner Si-O-C Keramik. Um den Widerstand einzustellen,
wird als weiterer Füllstoff vzw. MoSi
2 verwendet. Bei der Verwendung von MoSi
2 als Füllstoff entsteht während der Pyrolyse an der Oberfläche der Füllstoffpartikel
die Nowotny-Phase (Mo
4.8Si
3C
0.6). Dadurch wird Kohlenstoff aus der Si-O-C Matrix gebunden, für die Bildung des perkolativen
Netzes steht somit weniger freier Kohlenstoff zur Verfügung. Deswegen hat beispielsweise
die Si-O-C Keramik mit x < 20 Vol-% MoSi
2 und y Vol-% Al
2O
3 als Füllstoffe, bezogen auf die Polymer- Füllstoff- Mischung, einen höheren spezifischen
Widerstand als die Si-O-C-Keramik mit x + y Vol.-% Al
2O
3 als Füllstoft. Wird mehr als 25 Vol-% MoSi
2 hinzugefügt, kann die MoSi
2-Perkolationsgrenze überschritten werden, und der Widerstand des Materials wird durch
das MoSi
2 und nicht mehr durch die Si-O-C-Matrix bestimmt. In diesem Fall findet keine Erhöhung,
sondern eine Verminderung des spezifischen Widerstandes mit steigendem MoSi
2-Gehalt statt.
[0006] Die Einstellung des spezifischen Widerstands kann zusätzlich durch Veränderung der
spezifischen Pulveroberfläche des Al
2O
3 Füllstoffes erfolgen. Die spezifische Pulveroberfläche ist die Fläche, die der Oberfläche
eines Gramms Pulver entspricht. Sie wird auch BET-Oberfläche genannt, wenn sie durch
die nach Brunauer, Emmet und Teller zur Bestimmung der Oberfläche benannte BET-Methode
bestimmt wird. Wird die spezifische Pulveroberfläche des Al
2O
3 -Füllstoffes erhöht, erhöht sich auch der spezifische Widerstand der erfindungsgemäßen
Keramik. Anstelle von Al
2O
3 können auch die Oxide ZrO
2, TiO
2, FeO
3 oder eine Mischung aus diesen Oxiden als Füllstoff verwendet werden.
[0007] Eine weitere Eigenschaft des erfindungsgemäßen Widerstands ist seine geringe Temperaturabhängigkeit,
die durch die Bildung von freiem Kohlenstoff mit einem Sandabstand von etwa 10 meV
erklärbar ist.
[0008] Diese Keramiken weisen auch eine hohe Festigkeit bei Hochspannungswechselbelastungen
bei Raumtemperatur sowie bei 950°C auf . Deswegen kann diese Al
2O
3- gefüllte Pyrolyse-Keramik vorteilhaft als sogenannter vorgezogener Abbrandwiderstand
in Zündkerzen verwendet werden.
[0009] Um die zwischen Mittelelektrode und dem metallischen Isolatorgehäuse bestehende Kapazität
zu verringern, kann eine kürzere Mittelelektrode eingebaut werden. Dadurch wird der
Widerstand im Isolatorfuß näher zu den Elektroden verschoben. Dort ist der Widerstand
hohen Temperaturen bis 950°C ausgesetzt und muß eine hohe Temperatur- und Hochspannungsfestigkeit
aufweisen.
Zeichnung
[0010]
Figur 1 zeigt das Gefüge einer erfindungsgemäßen Keramik. Die größeren weißen Partikeln
(d50 < 3 µm und d90 < 8 µm) bestehen aus MoSi2. Das siliciumorganische Polymer und der Al2O3-Füllstoff bilden den

sandigen Hintergrund". Die im

sandigen Hintergrund" sichtbaren schwarzen Stellen entsprechen den in der Keramik
befindlichen Poren.
Figur 2 zeigt den inneren Aufbau einer Zündkerze, in die der erfindungsgemäße Widerstand
eingebaut ist. Der Isolatorfuß umfaßt das metallische Isolatorgehäuse 1, den Widerstand
2, die Mittelelektrode 3, die Glaseinschmelzung 4 und die Masseelektroden 5.
Ausführungabeispiele
Beispiel 1
[0011] In einen Mahltopf werden auf 1000 g Eisenmahlkugeln 28,2 g pulverförmiges kondensationsvernetzendes
Polymethylsiloxan (Hüls AG, Siliconharz NH 2100) und 56,6 g Al
2O
3-Pulver (CONDEA, Type SPA-TMX 10/2, d
50 = 2,4 µm - d
50 entspricht dem Korndurchmesser von 50% der Körner des Pulvers-, d
90 < 7,3 µm - d
90 entspricht dem Korndurchmesser von 90% der Körner des Pulvers-, BET-Oberfläche 8,4
m
2/g) und 15,2 g MoSi
2-Pulver (H.C. Starck Molybdänsilicid, Grade B, d
50 = 4,6 µm, d
90 < 8,9 µm, BET-Oberfläche 1 m
2/g) eingegeben. Dies entspricht einem Füllgrad von 34 Vol.-% Al
2O
3 und 6 Vol.-% MoSi
2 bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung. Nach einer Mahlzeit von 5 min wird die
Pulvermischung von den Eisenkugeln getrennt und mittels eines 150 µm-Siebes gesiebt.
Die Pulvermischung wird in eine Preßform eingefüllt und bei einem Druck von 10 MPa
(10 x 10
6 Pa) und einer Temperatur von 170 °C 30 min lang ausgehartet. Der so erhaltene Formkörper
wird unter fließender Argon-Atmosphäre (Ar 4.8, 5 l/h) mit folgendem Temperaturprogramm
pyrolysiert:
Aufheiz- /Abkühlrate [°C / h] |
Endtemperatur [°c] |
Haltezeit [h] |
300 |
300 |
0 |
20 |
900 |
0 |
80 |
1300 |
1 |
150 |
20 |
- |
[0012] Der spezifische Widerstand dieser Keramik beträgt bei Raumtemperatur (20°C) 76 Ω·cm
und bei 800°C 14 Ω·cm.
Beispiel 2
[0013] Es wird wie in Beispiel 1 verfahren, nur werden diesmal in einen Mahltopf auf 1000
g Eisenmahlkugeln 19,4 g Polymethylsiloxan (NH 2100), 39,0 g Al
2O
3-Pulver wie im oberen Beispiel und 41,6 g MoSi
2-Pulver wie oben eingegeben. Dies entspricht einem Füllgrad von 29 Vol.-% Al
2O
3 und 20 Vol.-% MoSi
2 bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung. Figur 1 zeigt das Gefüge dieser Keramik.
Der spezifische Widerstand dieser Keramik beträgt bei Raumtemperatur 200 Ω cm und
bei 800°C 22 Ω cm.
Beispiel 3
[0014] Wird bei der gleichen Zusammensetzung und demselben Herstellungsprozeß das Al
2O
3 -Pulver des Beispiels 2 durch ein feinkörnigeres (CONDEA, Ceralox-Division, Type
MPA-4 JM, d
50 = 0,6 µm, d
90 < 2 µm, BET-Oberfläche 12,7 m
2/g) ersetzt, so wird ein spezifischer Raumtemperaturwiderstand von 2000 Ω cm und und
ein spezifischer Widerstand bei 800°C von 120 Ω cm erhalten.
Beispiel 4
[0015] Es wird wie in Beispiel 1 verfahren, nur werden diesmal in einen Mahltopf auf 1000
g Eisenmahlkugeln 20,9 g Polymethylsiloxan (NH 2100), 26,9 g Al
2O
3-Pulver (CONDEA, Type SPA-TMX 10/2, d
50 = 2,4 µm, d
90 < 7,3 µm, BET-Oberfläche 8,4 m
2/g) und 52,2 g MoSi
2-Pulver wie oben eingegeben. Dies entspricht einem Füllstoffanteil von 25 Vol.-% Al
2O
3 und 20 Vol.-% MoSi
2 ,bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung. Der spezifische Raumtemperaturwiderstand
dieser Keramik beträgt 300 Ωcm und der spezifische Widerstand bei 800°C beträgt 25
Ω·cm.
1. Keramischer elektrischer Widerstand, der durch Pyrolyse (Keramisieren) mindestens
eines siliciumorganischen Polymers, insbesondere eines Polysiloxans, und mindestens
zweier Füllstoffkomponenten hergestellt wird, dadurch gekennzeichnet, daß der spezifische elektrische Widerstand durch ein mit Hilfe einer ersten Füllstoffkomponente
erzeugtes und durch eine weitere Komponente modifiziertes perkolatives Kohlenstoff-Netzwerk
eingestellt wird.
2. Keramischer elektrischer Widerstand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das perkolative Netzwerk durch die Anwesenheit der isolierenden Komponente Al2O3 als Füllstoff erzeugt wird.
3. Keramischer elektrischer Widerstand nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einstellung des spezifischen elektrischen Widerstandes als weitere Komponente
MoSi2 zugesetzt ist.
4. Keramischer elektrischer Widerstand nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Mischungsverhältnis der Komponenten, insbesondere Al2O3 und MoSi2, so gewählt ist, daß der spezifische elektrische Widerstand eine geringe Temperaturabhängigkeit
im Temperaturbereich von 0 bis 1000 Grad Celsius aufweist.
5. Keramischer elektrischer Widerstand nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoffanteil der ersten Komponente, insbesondere des Al2O3, bezogen auf die Polymer- Füllstoff- Mischung, von 10 bis 60 Vol-% reicht, vorzugsweise
ca. 30 Vol-% beträgt, und der Füllstoffanteil der zweiten Komponente, insbesondere
des MoSi2, bezogen auf die Polymer- Füllstoff- Mischung, unter 25 Vol-%, vzw. bei ca. 20 Vol-%
liegt.
6. Keramischer elektrischer Widerstand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
perkolative Netzwerk durch die Anwesenheit einer einzelnen isolierenden Komponente
oder einer Mischung aus wenigstens zwei der isolierenden Komponenten Al2O3, ZrO2, TiO2, Fe2O3 erzeugt wird.
7. Keramischer elektrischer Widerstand nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Einstellung des spezifischen elektrischen Widerstands zusätzlich
die spezifische Pulveroberfläche der ersten Komponente, insbesondere des Al2O3 variiert wird.
8. Verwendung des keramischen elektrischen Widerstands nach einem der vorhergehenden
Ansprüche als temperatur- und/oder hochspannungsfestes Widerstandselement.
9. Verwendung des keramischen elektrischen Widerstands nach einem der Ansprüche 1 bis
7 als Widerstandselement in einer Zündkerze.