(19)
(11) EP 1 036 529 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.09.2000  Patentblatt  2000/38

(21) Anmeldenummer: 99105580.7

(22) Anmeldetag:  18.03.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7A47G 19/22
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: Thuringia Netzsch Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG
96515 Sonneberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Netsch, Alfred
    95100 Selb (DE)
  • Fehler, Jürgen
    76337 Waldbronn (DE)

(74) Vertreter: Hübner, Gerd, Dipl.-Phys. 
Rau, Schneck & Hübner Patentanwälte Königstrasse 2
90402 Nürnberg
90402 Nürnberg (DE)

   


(54) Keramisches Trinkgefäss, insbesondere Porzellantasse


(57) Ein keramisches Trinkgefäß, insbesondere Porzellantasse, ist mit einem Boden 1 und einer umlaufenden Wand 3 versehen. Die Wand 3 ist auf ihrer Außenseite im Griffbereich 5 mit einer reliefartigen Hitzeschutzprofilierung 6 versehen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein keramisches Trinkgefäß, insbesondere eine Porzellantasse, mit einem Boden und einer umlaufenden Wand.

[0002] Herkömmlicherweise haben Tassen aus Porzellan, aus sogenanntem "vitreous china" (glasartigem Porzellan), aus "bone china" (sehr dünnem Porzellan), aus Ton oder aus dergleichen keramischen Materialien einen Henkel, um die Tasse greifen und zum Mund führen zu können. Der Henkel dient dabei in erster Linie als Hitzeschutz, da die Gefäßwand beim Befüllen mit einem heißen Getränk in der Regel nicht zu berühren ist.

[0003] Die Anbringung eines Henkels stellt nun in vielerlei Hinsicht ein Problem dar. Zum einen muß der Henkel als gesondertes Teil hergestellt und in einem aufwendigen zusätzlichen Herstellungsschritt mit einem keramischen Schlicker an die Tasse geklebt werden. Zum anderen ist die anschließende Handhabung der Tasse während der Produktion diffizil, da die Verbindung zwischen Henkel und Tasse sehr empfindlich ist. Bereits ein leichtes Anstoßen kann zum Abbrechen des Henkels führen. Das gleiche Problem tritt natürlich bei der täglichen Anwendung von Tassen auf, wo beim Bestücken von Spülmaschinen oder Einräumen von Tassen in Schränke oftmals aufgrund unachtsamer Behandlung die Henkel zu Bruch gehen.

[0004] Schließlich führt beim keramischen Brennprozeß die Anbringung eines Henkels zu der Notwendigkeit, die Wandstärke und -profilierung der Tasse selbst speziell auf den Henkel auszurichten. In der Ebene, in der der Henkel ausgerichtet ist, muß der Wandquerschnitt nämlich verstärkt ausgebildet sein, da ansonsten aufgrund beim Brennen auftretender Spannungen der Henkel zu Deformationen der Tasse führen würde.

[0005] Zusammenfassend verhindert der Henkel eine einfache und kostengünstige Massenproduktion von keramischen Trinkgefäßen und insbesondere Porzellantassen.

[0006] Ausgehend von dieser Problematik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein keramisches Trinkgefäß so zu verbessern, daß es unter Beibehaltung seiner praktischen Handhabungseigenschaften extrem einfach und insbesondere ausschließlich mit Hilfe von keramischen Guß-, Dreh- oder Preß-Massenproduktionsverfahren herstellbar ist.

[0007] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 angegebenen Merkmale gelöst. Demnach ist das Trinkgefäß henkellos ausgeführt, wobei der notwendige Hitzeschutz beim Greifen durch eine auf der Außenseite der Trinkgefäßwand im Griffbereich angeordnete reliefartige Profilierung erreicht wird. Eine derartige Profilierung läßt sich ohne weiteres mit den oben erwähnten Produktionsverfahren ohne aufwendige Sonderbehandlungen des Gefäßes herstellen.

[0008] Auch die Handhabung eines solchen Trinkgefäßes sowohl beim Trinken, als auch beim Verwahren sind wesentlich verbessert. So läßt sich das Gefäß aufgrund der Profilierung weitaus einfacher greifen und halten, als mit oft sehr filigranen oder wenig ergonomisch geformten Henkeln. Ferner stört durch die Henkellosigkeit kein vorspringendes Teil die Stapelbarkeit des Trinkgefäßes.

[0009] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung, in der ein Ausführungsbeispiel an Hand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert wird. Es zeigen:
Fig. 1
eine teilweise geschnittene Seitenansicht einer Porzellantasse,
Fig. 2
einen Teilschnitt durch ein Trinkgefäß mit einer Hitzeschutz-profilierung in einer alternativen Ausführungsform, und
Fig. 3A - C
schematische Ansichten von Trinkgefäßen mit unterschiedlichen Hitzeschutz-Profilierungen.


[0010] Wie aus Fig. 1 hervorgeht, weist eine Porzellantasse einen Boden 1 mit einem nach unten vorspringenden Standring 2 und einer einstückig damit ausgebildeten, umlaufenden Wand 3 auf. Die dargestellte Tasse ist zur Vertikalachse 4 rotationssymmetrisch ausgebildet, das heißt, sie ist henkellos. Die Grundform der Tasse kann natürlich auch eckig oder polygonal sein.

[0011] Als Hitzeschutz beim Handhaben der Tasse in gefülltem Zustand - wenn sich also die Wand 3 aufgrund eines eingefüllten Heißgetränkes stark erwärmt - ist eine im Griffbereich 5 umlaufende, reliefartige Profilierung 6 vorgesehen.

[0012] In dem in Fig. 1 gezeigten Beispiel besteht die Profilierung 6 aus von der Wand 3 vorspringenden, linearen Profilstegen 7, die horizontal etwa auf halber Höhe der Tasse horizontal umlaufen. Diese Profilstege 7 sind mit der Wand 3 einstückig ausgebildet. Im Querschnitt sind sie dreieckig (siehe Fig. 1, rechte Hälfte), wobei auch eine halbrunde (Fig. 2), trapezförmige oder andersartige Formgebung denkbar ist. Allerdings ist solchen Profilierungen der Vorzug zu geben, die in den Zenitzonen der Profilierung im Querschnitt spitz ausgebildet sind, um die Kontaktflächen zwischen dem Gefäß und der Hand des Benutzers möglichst gering zu halten. Insoweit ist also die gezeigte Dreiecksprofilierung nahezu optimal.

[0013] Die zwischen den Profilstegen 7 gebildeten Rillen 8 sollen nicht in die Basiswandstärke W eindringen, so daß keine Schwächung des Gefäßes erfolgt. Die Rillenteilung T - der regelmäßige Abstand zwischen den Zeniten der einzelnen Profilstege 7 also - sollte kleiner oder gleich der Höhe H der Profilstege 7 sein. Dadurch ist gewährleistet, daß die Hautpartien der Fingerkuppen beim Greifen nicht bis zum Rillengrund 9 vordringen können, an dem eine weitaus höhere Temperatur herrscht, als im Bereich der Stegzenite.

[0014] Fig. 2 zeigt eine Ausführungsform einer Porzellantasse, bei der die Profilstege 7' und der jeweilige Grund 9' der dazwischen gebildeten Rillen 8' jeweils halbrund ausgeführt sind. Die Reliefhöhe H dieser Profilstege 7' ist wiederum etwa gleich der Wandstärke W der Wand 3 und liegt im Bereich von drei Millimetern.

[0015] In Fig. 3A ist eine Porzellantasse dargestellt, bei der die Profilstege 7" wiederum etwa auf halber Höhe der Tasse im Griffbereich 5 umlaufend angeordnet sind, jedoch ist die Erstreckungsrichtung der Profilstege 7' nicht horizontal in Umfangsrichtung, sondern vertikal angelegt. Für die Höhe der Profilstege 7" und deren Teilung T gelten die Ausführungen, die unter Fig. 1 gemacht wurden.

[0016] Fig. 3B zeigt eine Tasse, bei der die Profilierung 6 im Griffbereich 5 durch reihenartig angeordnete, in Draufsicht runde Noppen 10 realisiert wurde.

[0017] Eine ähnliche Profilierung durch einzelne, reihenartig angeordnete Vorsprünge zeigt Fig. 3C, bei der diese Vorsprünge als in Draufsicht rautenförmige Erhebungen 11 ausgestaltet sind.

[0018] Es bleibt zu ergänzen, daß die Profilierung beispielsweise auch vor dem oberen Rand 12 der Tasse angeordnet sein kann. Ferner ist die Profilierung 6 an Tassen mit praktisch beliebigem Wandverlauf anzubringen. So kann die Wand sich flach aufweitend, wie z. B. bei einer Teeschale, mehr oder weniger bauchig oder auch nach oben sich verjüngend ausgestaltet sein. In jedem Fall bereitet es kein Problem, eine Profilierung anzubringen. Dies kann in besonders vorteilhafter Weise durch alle üblichen keramischen Formgebungsprozesse erfolgen, wie z. B. plastische Formgebung, Druckguß, klassischer statischer Guß oder isostatisches Pressen.

[0019] Falls gewünscht, kann zur Erhöhung der thermischen Abschirmung die Profilierung auf ihrer Außenseite mit einer nicht-keramischen Abdeckung, wie beispielsweise aus einem umlaufenden Band aus einem Schrumpfelastomer, versehen sein.


Ansprüche

1. Keramisches Trinkgefäß, insbesondere Porzellantasse, mit einem Boden (1) und einer umlaufenden Wand (3), dadurch gekennzeichnet, daß die Wand (3) des henkellosen Trinkgefäßes auf ihrer Außenseite im Griffbereich (5) mit einer reliefartigen Hitzeschutz-Profilierung (6) versehen ist.
 
2. Trinkgefäß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung (6) etwa auf halber Höhe (H) des Trinkgefäßes horizontal umläuft.
 
3. Trinkgefäß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung (6) durch von der Wand (3) vorspringende Profilstege (7, 7', 7") ausgebildet ist, die zwischen sich Rillen (8, 8') bilden.
 
4. Trinkgefäß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilstege (7, 7', 7") im Querschnitt halbrund, dreieckig oder trapezförmig ausgebildet sind.
 
5. Trinkgefäß nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rillenteilung (T) kleiner oder gleich der Höhe (H) der Profilstege (7, 7', 7") ist.
 
6. Trinkgefäß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung durch einzelne, reihenartig angeordnete Vorsprünge (10, 11) gebildet ist.
 
7. Trinkgefäß nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorsprünge als in Draufsicht runde oder ovale Noppen oder eckige Erhebungen (11) gebildet sind.
 
8. Trinkgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Reliefhöhe (H) der Profilierung (6) etwa gleich der Wandstärke (W) des Gefäßes ist, vorzugsweise etwa 2 bis 4 mm beträgt.
 
9. Trinkgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung (6) auf ihrer Außenseite mit einer nicht-keramischen Abdeckung, insbesondere einem umlaufenden Band aus einem Schrumpfelastomer, versehen ist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht