[0001] Die Erfindung betrifft ein keramisches Trinkgefäß, insbesondere eine Porzellantasse,
mit einem Boden und einer umlaufenden Wand.
[0002] Herkömmlicherweise haben Tassen aus Porzellan, aus sogenanntem "vitreous china" (glasartigem
Porzellan), aus "bone china" (sehr dünnem Porzellan), aus Ton oder aus dergleichen
keramischen Materialien einen Henkel, um die Tasse greifen und zum Mund führen zu
können. Der Henkel dient dabei in erster Linie als Hitzeschutz, da die Gefäßwand beim
Befüllen mit einem heißen Getränk in der Regel nicht zu berühren ist.
[0003] Die Anbringung eines Henkels stellt nun in vielerlei Hinsicht ein Problem dar. Zum
einen muß der Henkel als gesondertes Teil hergestellt und in einem aufwendigen zusätzlichen
Herstellungsschritt mit einem keramischen Schlicker an die Tasse geklebt werden. Zum
anderen ist die anschließende Handhabung der Tasse während der Produktion diffizil,
da die Verbindung zwischen Henkel und Tasse sehr empfindlich ist. Bereits ein leichtes
Anstoßen kann zum Abbrechen des Henkels führen. Das gleiche Problem tritt natürlich
bei der täglichen Anwendung von Tassen auf, wo beim Bestücken von Spülmaschinen oder
Einräumen von Tassen in Schränke oftmals aufgrund unachtsamer Behandlung die Henkel
zu Bruch gehen.
[0004] Schließlich führt beim keramischen Brennprozeß die Anbringung eines Henkels zu der
Notwendigkeit, die Wandstärke und -profilierung der Tasse selbst speziell auf den
Henkel auszurichten. In der Ebene, in der der Henkel ausgerichtet ist, muß der Wandquerschnitt
nämlich verstärkt ausgebildet sein, da ansonsten aufgrund beim Brennen auftretender
Spannungen der Henkel zu Deformationen der Tasse führen würde.
[0005] Zusammenfassend verhindert der Henkel eine einfache und kostengünstige Massenproduktion
von keramischen Trinkgefäßen und insbesondere Porzellantassen.
[0006] Ausgehend von dieser Problematik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein keramisches
Trinkgefäß so zu verbessern, daß es unter Beibehaltung seiner praktischen Handhabungseigenschaften
extrem einfach und insbesondere ausschließlich mit Hilfe von keramischen Guß-, Dreh-
oder Preß-Massenproduktionsverfahren herstellbar ist.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 angegebenen Merkmale
gelöst. Demnach ist das Trinkgefäß henkellos ausgeführt, wobei der notwendige Hitzeschutz
beim Greifen durch eine auf der Außenseite der Trinkgefäßwand im Griffbereich angeordnete
reliefartige Profilierung erreicht wird. Eine derartige Profilierung läßt sich ohne
weiteres mit den oben erwähnten Produktionsverfahren ohne aufwendige Sonderbehandlungen
des Gefäßes herstellen.
[0008] Auch die Handhabung eines solchen Trinkgefäßes sowohl beim Trinken, als auch beim
Verwahren sind wesentlich verbessert. So läßt sich das Gefäß aufgrund der Profilierung
weitaus einfacher greifen und halten, als mit oft sehr filigranen oder wenig ergonomisch
geformten Henkeln. Ferner stört durch die Henkellosigkeit kein vorspringendes Teil
die Stapelbarkeit des Trinkgefäßes.
[0009] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der nachfolgenden Beschreibung, in der ein Ausführungsbeispiel an Hand der beigefügten
Zeichnungen näher erläutert wird. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine teilweise geschnittene Seitenansicht einer Porzellantasse,
- Fig. 2
- einen Teilschnitt durch ein Trinkgefäß mit einer Hitzeschutz-profilierung in einer
alternativen Ausführungsform, und
- Fig. 3A - C
- schematische Ansichten von Trinkgefäßen mit unterschiedlichen Hitzeschutz-Profilierungen.
[0010] Wie aus Fig. 1 hervorgeht, weist eine Porzellantasse einen Boden 1 mit einem nach
unten vorspringenden Standring 2 und einer einstückig damit ausgebildeten, umlaufenden
Wand 3 auf. Die dargestellte Tasse ist zur Vertikalachse 4 rotationssymmetrisch ausgebildet,
das heißt, sie ist henkellos. Die Grundform der Tasse kann natürlich auch eckig oder
polygonal sein.
[0011] Als Hitzeschutz beim Handhaben der Tasse in gefülltem Zustand - wenn sich also die
Wand 3 aufgrund eines eingefüllten Heißgetränkes stark erwärmt - ist eine im Griffbereich
5 umlaufende, reliefartige Profilierung 6 vorgesehen.
[0012] In dem in Fig. 1 gezeigten Beispiel besteht die Profilierung 6 aus von der Wand 3
vorspringenden, linearen Profilstegen 7, die horizontal etwa auf halber Höhe der Tasse
horizontal umlaufen. Diese Profilstege 7 sind mit der Wand 3 einstückig ausgebildet.
Im Querschnitt sind sie dreieckig (siehe Fig. 1, rechte Hälfte), wobei auch eine halbrunde
(Fig. 2), trapezförmige oder andersartige Formgebung denkbar ist. Allerdings ist solchen
Profilierungen der Vorzug zu geben, die in den Zenitzonen der Profilierung im Querschnitt
spitz ausgebildet sind, um die Kontaktflächen zwischen dem Gefäß und der Hand des
Benutzers möglichst gering zu halten. Insoweit ist also die gezeigte Dreiecksprofilierung
nahezu optimal.
[0013] Die zwischen den Profilstegen 7 gebildeten Rillen 8 sollen nicht in die Basiswandstärke
W eindringen, so daß keine Schwächung des Gefäßes erfolgt. Die Rillenteilung T - der
regelmäßige Abstand zwischen den Zeniten der einzelnen Profilstege 7 also - sollte
kleiner oder gleich der Höhe H der Profilstege 7 sein. Dadurch ist gewährleistet,
daß die Hautpartien der Fingerkuppen beim Greifen nicht bis zum Rillengrund 9 vordringen
können, an dem eine weitaus höhere Temperatur herrscht, als im Bereich der Stegzenite.
[0014] Fig. 2 zeigt eine Ausführungsform einer Porzellantasse, bei der die Profilstege 7'
und der jeweilige Grund 9' der dazwischen gebildeten Rillen 8' jeweils halbrund ausgeführt
sind. Die Reliefhöhe H dieser Profilstege 7' ist wiederum etwa gleich der Wandstärke
W der Wand 3 und liegt im Bereich von drei Millimetern.
[0015] In Fig. 3A ist eine Porzellantasse dargestellt, bei der die Profilstege 7" wiederum
etwa auf halber Höhe der Tasse im Griffbereich 5 umlaufend angeordnet sind, jedoch
ist die Erstreckungsrichtung der Profilstege 7' nicht horizontal in Umfangsrichtung,
sondern vertikal angelegt. Für die Höhe der Profilstege 7" und deren Teilung T gelten
die Ausführungen, die unter Fig. 1 gemacht wurden.
[0016] Fig. 3B zeigt eine Tasse, bei der die Profilierung 6 im Griffbereich 5 durch reihenartig
angeordnete, in Draufsicht runde Noppen 10 realisiert wurde.
[0017] Eine ähnliche Profilierung durch einzelne, reihenartig angeordnete Vorsprünge zeigt
Fig. 3C, bei der diese Vorsprünge als in Draufsicht rautenförmige Erhebungen 11 ausgestaltet
sind.
[0018] Es bleibt zu ergänzen, daß die Profilierung beispielsweise auch vor dem oberen Rand
12 der Tasse angeordnet sein kann. Ferner ist die Profilierung 6 an Tassen mit praktisch
beliebigem Wandverlauf anzubringen. So kann die Wand sich flach aufweitend, wie z.
B. bei einer Teeschale, mehr oder weniger bauchig oder auch nach oben sich verjüngend
ausgestaltet sein. In jedem Fall bereitet es kein Problem, eine Profilierung anzubringen.
Dies kann in besonders vorteilhafter Weise durch alle üblichen keramischen Formgebungsprozesse
erfolgen, wie z. B. plastische Formgebung, Druckguß, klassischer statischer Guß oder
isostatisches Pressen.
[0019] Falls gewünscht, kann zur Erhöhung der thermischen Abschirmung die Profilierung auf
ihrer Außenseite mit einer nicht-keramischen Abdeckung, wie beispielsweise aus einem
umlaufenden Band aus einem Schrumpfelastomer, versehen sein.
1. Keramisches Trinkgefäß, insbesondere Porzellantasse, mit einem Boden (1) und einer
umlaufenden Wand (3), dadurch gekennzeichnet, daß die Wand (3) des henkellosen Trinkgefäßes auf ihrer Außenseite im Griffbereich (5)
mit einer reliefartigen Hitzeschutz-Profilierung (6) versehen ist.
2. Trinkgefäß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung (6) etwa auf halber Höhe (H) des Trinkgefäßes horizontal umläuft.
3. Trinkgefäß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung (6) durch von der Wand (3) vorspringende Profilstege (7, 7', 7")
ausgebildet ist, die zwischen sich Rillen (8, 8') bilden.
4. Trinkgefäß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilstege (7, 7', 7") im Querschnitt halbrund, dreieckig oder trapezförmig
ausgebildet sind.
5. Trinkgefäß nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rillenteilung (T) kleiner oder gleich der Höhe (H) der Profilstege (7, 7', 7")
ist.
6. Trinkgefäß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung durch einzelne, reihenartig angeordnete Vorsprünge (10, 11) gebildet
ist.
7. Trinkgefäß nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorsprünge als in Draufsicht runde oder ovale Noppen oder eckige Erhebungen (11)
gebildet sind.
8. Trinkgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Reliefhöhe (H) der Profilierung (6) etwa gleich der Wandstärke (W) des Gefäßes
ist, vorzugsweise etwa 2 bis 4 mm beträgt.
9. Trinkgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung (6) auf ihrer Außenseite mit einer nicht-keramischen Abdeckung,
insbesondere einem umlaufenden Band aus einem Schrumpfelastomer, versehen ist.