[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Hochspannungsschaltgerät mit Serienschaltung von
mindestens zwei Vakuumschaltkammern gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie auf
ein Verfahren zum Betrieb des Hochspannungsschaltgerätes. Die Erfindung kann beispielsweise
bei gasisolierten Schaltanlagen verwendet werden. Unter dem Begriff "Hochspannung"
wird in diesem Zusammenhang der Spannungsbereich über 1000 V verstanden.
[0002] Bei Hochspannungsschaltgeräten wird die Serienanordnung von Vakuumschaltkammern in
Spezialfällen unter Zugrundelegung zweier Grundprinzipien angewendet, und zwar in
einer ungesteuerten Ausführung gemäß H. Fink, E. Sonnenschein, SF6-isolierte 52-kV-Mittelspannungs-Schaltanlage
mit Vakuumschalter, etz, Bd. 115 (1994) H. 11, S. 622-626 und unter Einsatz von Steuerkondensatoren.
Bei der ungesteuerten Ausführung steht der Einsatz des Vakuumschaltprinzips in Spannungsebenen
über 36 kV im Vordergrund, realisiert durch eine Reihenanordnung zweier auf die Bemessungsspannung
von 36 kV limitierter Vakuumschaltkammern (Standardkammern). Aus wirtschaftlichen
Gesichtspunkten wird dabei eine durch Streuphänomene (Streukapazitäten) resultierende,
unvermeidbare Versteuerung hinsichtlich der Potentialaufteilung in Kauf genommen.
Die Auslegung der Reihenanordnung muß daher nach der aufgrund der inhomogenen Spannungsverteilung
am stärksten beanspruchten Vakuumschaltkammer erfolgen, während die andere Vakuumschaltkammer
einer geringeren Spannungsbeanspruchung ausgesetzt ist und damit nicht optimal ausgelastet
wird.
[0003] Ein Beispiel für eine mit Steuerkondensatoren ausgeführte Reihenanordnung zweier
Vakuumschaltkammern stellt der Einsatz in der Bahnstromversorgung mit einer Frequenz
von 16 2/3 Hz dar. Im Vergleich zu den bei 50 Hz / 60 Hz auftretenden Lichtbogenzeiten
von 10 ms / 8.3 ms beansprucht man die Kontaktstrecken bei 16 2/3 Hz mit Lichtbogenzeiten
von 30 ms. Die zugeordnete vergleichsweise hohe thermische Beanspruchung und der resultierende
stark erhöhte Abbrand führt zu einer starken Reduzierung der Spannungsfestigkeit im
Ausschaltfall. Diesem Effekt wirkt man dadurch entgegen, daß man für Bemessungsspannungen
von z.B. 17.5 kV zwei Vakuumschaltkammern in Reihe schaltet und zusätzlich kapazitiv
besteuert.
[0004] Die bisherige Ausführung von Reihenanordnungen zweier oder mehrerer Vakuumschaltkammern
setzt grundsätzlich den Einsatz gleichartiger Schaltkammern voraus, die jeweils simultan
ein- und ausgeschaltet werden.
[0005] Die Integration der Reihenanordnung zweier Vakuumschaltkammern als Herzstück eines
Hochspannungsschaltgerätes erfordert speziell beim Einsatz innerhalb einer gasisolierten
Schaltanlage eine kapazitive Steuerung. Hintergrund dieser Maßnahme ist eine Linearisierung
der Spannungsverteilung über den beiden Vakuumschaltkammern, wobei die Steuerkapazitäten
jedoch das Löschvermögen nachteilig beeinflussen können, wie in T. Betz, D. Koenig,
Influence of grading capacitors on the breaking capability of two vacuum circuit-breakers
in series, IEEE 18 th Int. Symp. on Discharges and Electrical Insulation in Vacuum,
pp. 679-683, Eindhoven, The Netherlands, August 17-21, 1998 behandelt ist.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hochspannungsschaltgerät mit Serienschaltung
von mindestens zwei Vakuumschaltkammern der eingangs genannten Art anzugeben, das
hinsichtlich der Spannungsbelastung optimal auslastbar ist. Dabei sollen die aufgeführten
Maßnahmen gewährleisten, daß die Reihenanordnung die je nach Geometrie, Einsatz- und
Umgebungsbedingungen unterschiedlich ausfallenden Einflüsse auf das Ausschaltverhalten
zu kompensieren, ohne von außen mit Hilfe von Steuerkondensatoren starr steuern zu
müssen.
[0007] Des weiteren soll ein Verfahren zum Betrieb des Hochspannungsschaltgerätes angegeben
werden.
[0008] Diese Aufgabe wird bezüglich des Hochspannungsschaltgerätes in Verbindung mit den
Merkmalen des Oberbegriffes erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs
1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0009] Die Aufgabe wird bezüglich des Verfahrens zum Betrieb des Hochspannungsschaltgerätes
durch die im Anspruch 6 angegebenen Merkmale gelöst.
[0010] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die Spannungsverteilung
auf der Basis einer natürlichen, ausschließlich durch die Eigen- und Streukapazitäten
beeinflußten Spannungsverteilung und ohne zusätzliche Steuerkapazitäten erreicht wird.
Dadurch entfallen die bei Wieder- und Rückzündungen einer Vakuumschaltkammer entstehenden
und über die Steuerkapazitäten fließenden Ausgleichsströme, deren Amplituden mit größer
werdender Steuerkapazität ansteigen, damit zu einer Auf heizung der Kontaktstücke
der Vakuumschaltkammern führen und schließlich das Ausschaltvermögen verringern.
[0011] Als besonderer Vorteil ergibt sich die Möglichkeit, die Aufgabe zur Beherrschung
von Schaltfällen (Kurzschlußausschaltvermögen, Einschaltvermögen) unabhängig von der
Aufgabe zur Beherrschung der dielektrischen Anforderungen durch geeignete Wahl der
Vakuumschaltkammern lösen zu können.
[0012] Durch zusätzliche Maßnahmen an der Antriebseinheit kann das Lichtbogenverhalten direkt
beeinflußt werden und ermöglicht somit die Einführung eines separaten Freiheitsgrades
zur Auslegung sowohl des dielektrischen Verhaltens als auch des Ausschaltverhaltens
bei Lichtbogeneinfluß.
[0013] Die vorgeschlagenen Maßnahmen führen durch Kombination verschiedener Vakuumschaltkammern
mit unterschiedlicher Baugröße (unterschiedliche Nennspannung, unterschiedlicher Ausschaltstrom)
und/oder unterschiedlicher Kontaktstückgestaltung (unterschiedlicher Kontaktstückdurchmesser,
unterschiedlicher Kontaktabstand der Kontaktstücke, unterschiedliche Kontaktstückarten)
und allgemein unterschiedlichen Eigenkapazitäten zu unterschiedlichem Lichtbogenverhalten.
Durch gezielte Nutzung dieses Effektes ist die Auslegungsvielfalt zur Beherrschung
der einzelnen Schaltfälle im Vergleich zu bekannten Anordnungen deutlich steigerungsfähig.
Verwendet man beispielsweise zwei geeignete unterschiedliche Vakuumschaltkammern mit
unterschiedlichen Kontaktstückdurchmessern in Reihe, so können die unterschiedlichen
Eigenkapazitäten der Vakuumschaltkammern und das unterschiedliche Lichtbogenverhalten
vorteilhaft mit dem Ziel einer Erhöhung des Schaltvermögens kombiniert werden.
[0014] Hintergrund des Einsatzes von Reihenschaltungen von Vakuumschaltkammern ist der Wunsch
nach Nutzung sowohl der technischen Vorteile des Vakuumleistungsschalters in Form
eines hohen di/dt- und du/dt-Ausschaltvermögens (di/dt = Stromsteilheit, du/dt = Spannungssteilheit)
als auch der wirtschaftlichen Vorteile wie Wartungsfreiheit, geringe Antriebsenergie
und kompakte Bauweise. Diese Vorteile treten in ausgeprägter Form insbesondere bei
Vakuumschaltkammern mit geringen Kontaktabständen der Kontaktstücke auf und können
durch serielle Verknüpfung zweier oder mehrerer Vakuumschaltkammern und damit Schaltstrecken
dahingehend genutzt werden, daß Vakuumschaltkammern über den 36-kV-Spannungsbereich
hinaus auch bei höheren Nennspannungen zum Einsatz kommen. Damit ergeben sich mögliche
Alternativen zu dem bisher im Spannungsbereich über 36 kV dominierenden Löschmedium
Schwefelhexafluorid (SF6), die auch unter Umweltgesichtspunkten von Interesse sind.
[0015] Weitere Vorteile sind aus der nachstehenden Beschreibung ersichtlich.
[0016] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0017] Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele
erläutert. Es zeigen:
- Fig.1
- ein Prinzipschaltbild der Serienschaltung von Vakuumschaltkammern für Hochspannungsschaltgeräte,
- Fig. 2
- ein vereinfachtes Ersatzschaltbild zur Potentialaufteilung,
- Fig. 3
- ein Spannungs/Zeit-Diagramm zur Erläuterung des Phänomens einer Spannungsübernahme
durch eine Vakuumschaltkammer bei einer Wiederzündung der weiteren Vakuumschaltkammer.
[0018] Ein Hochspannungsschaltgerät hat zwei Hauptaufgaben zu bewältigen. Einerseits muß
es den dielektrischen Beanspruchungen bei geöffneten Kontaktstücken standhalten, andererseits
die thermischen und mechanischen Auswirkungen bei der Ausschaltung eines Kurzschlußlichtbogens
beherrschen und nach erfolgreicher Löschung dieses Kurzschlußstromes der wiederkehrenden
Spannung in Form eines transienten Einschwingvorganges widerstehen. Der zugehörige
Zeitraum erstreckt sich über einige 100 Mikrosekunden und wird im Falle der Reihenanordnung
nachweislich durch die Wahl der kapazitiven Beschaltung und die Plasmavorgänge im
Inneren der Schaltkammer geprägt. Eine gezielte Einflußnahme auf die nach Beendigung
des Lichtbogenzeitraumes folgenden transienten Vorgänge soll durch unterschiedliche
Ausgestaltung der Vakuumschaltkammern und der Kontaktstücke, durch Maßnahmen am Antrieb
und durch Nutzung unterschiedlicher Lichtbogencharakteristiken erfolgen.
Hierbei soll die Fähigkeit einer Reihenschaltung besonders ausgenutzt werden, daß
im Falle der Wiederzündung einer Schaltkammer die nicht betroffene Schaltkammer die
gesamte Spannungsbeanspruchung übernehmen kann. Dies wird im folgenden als Übernahmevorgang
bezeichnet und stellt einen besonderen Vorteil für das kapazitive Schalten zur Beherrschung
von Rückzündungen dar.
[0019] In Fig. 1 ist ein Prinzipschaltbild der Serienschaltung von Vakuumschaltkammern für
Hochspannungsschaltgeräte am Beispiel eines Schalterpols dargestellt. Eine erste Vakuumschaltkammer
1 und eine zweite Vakuumschaltkammer 2 liegen in Reihe zwischen einem hochspannungsseitigen
Anschluß 3 und einem erdseitigen Anschluß 4. Zwischen dem gemeinsamen Verbindungspunkt
5 beider Vakuumschaltkammern 1, 2 und dem erdseitigen Anschluß 4 tritt eine zu berücksichtigende
Streukapazität Cst auf.
[0020] In Fig. 2 ist ein vereinfachtes Ersatzschaltbild zur Potentialaufteilung dargestellt.
Wie zu erkennen ist, liegt die Eigenkapazität CE1 der ersten Vakuumschaltkammer 1
in Reihe zur aus der Eigenkapazität CE2 der zweiten Vakuumschaltkammer 2 und der Streukapazität
Cst gebildeten Parallelschaltung. Sowohl in Fig. 1 als auch in Fig. 2 sind die Teileinschwingspannung
U1 an der ersten Vakuumschaltkammer 1, die Teileinschwingspannung U2 an der zweiten
Vakuumschaltkammer 2 und die Gesamtemschwingspannung

angegeben.
[0021] Die Erfindung basiert auf dem Prinzip einer Reihenanordnung zweier oder mehrerer
unterschiedlicher Vakuumschaltkammern 1, 2 als Herzstück eines Hochspannungsschaltgerätes.
Durch den Einsatz unterschiedlicher Vakuumschaltkammertypen innerhalb eines Schalterpoles
können sowohl die Eigenkapazitäten als auch das Lichtbogenverhalten der beiden unterschiedlichen
Vakuumschaltkammern hinsichtlich der Spannungsbeanspruchung und des Löschvermögens
der Serienanordnung in vorteilhafter Weise kombiniert werden.
[0022] Ein spezielles Merkmal der Erfindung ist die Ausgestaltung der am hochspannungsseitigen
Anschluß 3 liegenden ersten Vakuumschaltkammer 1 mit einem größeren Kontaktstückdurchmesser
und damit einer erhöhten Eigenkapazität CE1. Die mit dem erdseitigen Anschluß 4 verbundene
zweite Vakuumschaltkammer 2 weist demgegenüber einen vergleichsweise geringeren Kontaktstückdurchmesser
mit dementsprechend vergleichsweise geringerer Eigenkapazität CE2 auf, wird jedoch
im eingebauten Zustand ergänzt durch die gegen Erdpotential wirksame Streukapazität
Cst. Bei geeigneter Wahl der Vakuumschaltkammertypen kann daher dieser Einfluß der
Streukapazitäten minimiert bzw. vollständig eliminiert werden. Die Bedingung hierzu
ist:

[0023] Die Kompensation der wirksamen Streukapazitäten durch geeignete Wahl der Eigenkapazitäten
der Vakuumschaltkammern bewirkt eine Linearisierung der Potentialaufteilung eines
ungesteuerten Schalterpoles, was insbesondere beim Einsatz des Hochspannungsschaltgerätes
in einer gasisolierten Schaltanlage von großem Vorteil ist, da in diesem Einsatzfall
höhere Streukapazitäten wirksam werden.
[0024] Ein weiterer Vorteil der Reihenanordnung von mindestens zwei Vakuumschaltkammern
1, 2 liegt darin, daß eine Rückzündung einer Vakuumschaltkammer nicht zwangsläufig
zur Rückzündung des gesamten Schalterpoles führt. Dies ist auf die zum Rückzündungszeitpunkt
weit fortgeschrittene Spannungsfestigkeit der nicht betroffenen Schaltkammer zurückzuführen.
Speziell im Fall des kapazitiven Schaltens ergibt sich auf Grund der geeigneten Auswahl
der in Reihe geschalteten, unterschiedlichen Vakuumschaltkammern die optimierte Fähigkeit
der Spannungsübernahme.
[0025] Ein unterschiedliches Lichtbogenverhalten kann durch zeitlich versetzte Öffnung der
Kontaktstücke von mindestens zwei Vakuumschattkammern erzwungen werden. Bei einer
aus zwei Vakuumschaltkammern bestehenden Reihenschaltung können sowohl die Kontaktstücke
der oberen Vakuumschaltkammer 1 als auch die der unteren Vakuumschaltkammer 2 zeitlich
verzögert geöffnet werden. Bei zeitlich versetzter Ein- und Ausschaltung der Vakuumschaltkammern
1, 2 ergibt sich in gewünschter Weise eine gezielte Verteilung der Schaltbeanspruchung
auf beide Vakuumschaltkammern, ausgedrückt durch den sich durch diese Maßnahme an
der jeweiligen Vakuumschaltkammer einstellenden Anteil der nach einer Schaithandlung
wiederkehrenden Spannung. Weiterhin kann bei zeitlich versetzter Ein- und Ausschaltung
der Vakuumschaltkammern 1, 2 die Spannungsverteilung bei reinen dielektrischen Spannungsbeanspruchungen
in gewünschter günstiger Weise beeinflußt werden.
[0026] Mehrfache Wiederzündungen, die vorwiegend bei geringen Kontaktabständen an der oberen
Vakuumschaltkammer 1 auftreten, weisen einen konditionierenden Effekt auf das Läschverhalten
der unteren Vakuumschaltkammer 2 auf und führen zu einer Erhöhung der Spannungsfestigkeit
im Vergleich zu einer Anordnung mit lediglich einer Vakuumschaltkammer.
[0027] Als besondere Eigenschaft einer Reihenanordnung von mindestens zwei Vakuumschaltkammern
ergibt sich speziell für das kapazitive Schalten der Vorteil, daß Wieder- und Rückzündungen
einer Vakuumschaltkammer von der anderen Vakuumschaltkammer (oder mehreren anderen
Vakuumschaltkammern) beherrscht werden. Hierbei steht nicht so sehr die Ertüchtigung
des Vakuumschaltprinzips zur Erzielung höherer Bemessungsspannungen im Vordergrund,
sondern die Nutzung der technischen Vorteile einer Reihenanordnung von mindestens
zwei Vakuumschaltkammern für einen speziellen Schaltfall, der, bezogen auf die im
36-kV-Spannungsbereich üblicherweise geforderte Bemessungsspannung, bereits von einer
einzigen Vakuumschaltkammer beherrscht werden könnte.
[0028] In Fig. 3 ist hierzu ein Spannungs/Zeit-Diagramm zur Erläuterung des Phänomens einer
Spannungsübernahme durch eine Vakuumschaltkammer bei einer Wiederzündung der weiteren
Vakuumschaltkammer dargestellt. Es ist der Verlauf der Einschwingspannungen U in Abhängigkeit
der Zeit t zu erkennen. Zum Zeitpunkt 0 setzt die nach erfolgreicher Lichtbogenlöschung
wiederkehrende Netzspannung in Form einer transienten Einschwingspannung U3 ein. Über
der Reihenanordnung teilt sich die gepunktet dargestellte Gesamteinschwingspannung
U3 so auf, daß eine strichpunktiert dargestellte Teileinschwingspannung U1 und eine
Teileinschwingspannung U2 (durchgezogene Linie) entsteht. Zum Zeitpunkt t1 tritt eine
Wiederzündung bei der ersten (oberen) Vakuumschaltkammer 1 auf. Die zweite (untere)
Vakuumschaltkammer 2 übernimmt zu diesem Zeitpunkt t1 die gesamte Spannungsbeanspruchung,
d. h. die zu diesem Zeitpunkt wirksame Gesamteinschwingspannung U3. Anschließend verfestigt
sich die obere Vakuumschaltkammer 1 und kann wieder einen geringen Anteil der Gesamtspannung
U3 übernehmen.
[0029] Das Ausschaltverhalten der Reihenschaltung kann unter Berücksichtigung der Potentialaufteilung
auf das singuläre Verhalten der einzelnen Vakuumschaltkammern zurückgeführt werden.
Die Potentialaufteilung wird in den ersten Mikrosekunden der Einschwingspannung infolge
von Effekten des Nachstromlichtbogens durch ohmsche (Plasma-) Widerstände bestimmt,
die den Vorgang der Wiederverfestigung innerhalb der Schaltstrecke beschreiben. Nach
einigen Mikrosekunden ist dieser Plasmawiderstand bereits so stark angewachsen, daß
die Eigen- und Streukapazitäten die Spannungsaufteilung über beide Schaltstrecken
bestimmen. Die Spannungsaufteilung wird durch die Streukapazität Cst der (unteren)
Vakuumschaltkammer 2 gegen Erde maßgeblich beeinflußt, d. h. die Streukapazität Ost
wirkt im Sinne einer Vorsteuerung (jedoch ohne deren vorstehend erläuterten Nachteile).
1. Hochspannungsschaltgerät mit Serienschaltung von mindestens zwei Vakuumschaltkammern,
dadurch gekennzeichnet, daß die in Serie angeordneten Vakuumschaltkammern (1, 2) hinsichtlich
ihrer Baugräße und/oder Kontaktstückgestaltung, wie Kontaktstückdurchmesser, Kontaktabstand
der Kontaktstücke, Kontaktstückarten unterschiedlich ausgebildet sind, wobei mindestens
eine Vakuumschaltkammer erster Art und mindestens eine Vakuumschaltkammer zweiter
Art vorgesehen sind und daß die Auswahl der Vakuumschaltkammern (1, 2) derartig erfolgt,
daß Wieder- und Rückzündungen einer Vakuumschaltkammer erster Art von mindestens einer
anderen Vakuumschaltkammer zweiter Art beherrscht werden.
2. Hochspannungsschaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die am hochspannungsseitigen
Anschluß (3) liegende Vakuumschaltkammer (1) eine erhöhte Eigenkapazität (CE1) aufweist
als die mit dem erdseitigen Anschluß (4) verbundene Vakuumschaltkammer (2).
3. Hochspannungsschaltgerät nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Summe der
Eigenkapazität (CE2) der mit dem erdseitigen Anschluß (4) verbundenen Vakuumschaltkammer
(2) und der gegen Erdpotential wirksamen Streukapazität (Cst) etwa der Eigenkapazität
(CE1) der am hochspannungsseitigen Anschluß (3) liegenden Vakuumschaltkammer (1) ist.
4. Hochspannungsschaltgerät nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
den Einbau in eine gasisolierte Schaltanlage.
5. Hochspannungsschaltgerät nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Isolation der Löschkammer gegen das Gehäuse durch SF6, N2, Luft oder andere gasförmige oder flüssige Isolierstoffe erfolgt.
6. Verfahren zum Betrieb des Hochspannungsschaltgerätes nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch das zeitlich versetzte Öffnen der Kontaktstücke von mindestens zwei Vakuumschaltkammern
(1, 2).
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktstücke der am hochspannungsseitigen
Anschluß (3) liegenden Vakuumschaltkammer (1) zeitlich verzögert geöffnet werden.