[0001] Die Erfindung betrifft eine radarabsorbierende Verbundglasscheibe, bestehend aus
wenigstens drei miteinander verbundenen Glasschichten, wobei im Bereich der Außenscheibe
eine Schicht von parallelen drahtförmigen elektrischen Leitern vorgesehen ist, die
in einem bestimmten Winkel zur Polarisationsrichtung der einfallenden elektromagnetischen
Strahlung angeordnet sind.
[0002] Eine ähnliche Bauweise einer Fensterverglasung mit radarabsorbierenden Eigenschaften
ist bereits aus der DE 42 27 032 C1 bekannt geworden. Diese besteht aus einer Außenscheibe,
die als zusammengefügte Doppelscheibe ausgeführt sein kann, in der eine Schicht mit
parallel verlaufenden drahtförmigen Leitern angeordnet ist. Die Verglasung ist nach
dem Prinzip des Jaumannabsorbers aufgebaut, d.h. der im Bereich der Außenscheibe reflektierte
Anteil der einfallenden elektromagnetischen Strahlung wird derjenige Anteil der Strahlung,
der von der im Abstand von etwa ¼ der Betriebswellenlänge angeordneten Reflexionsschicht
auf der Innenscheibe überlagert, wobei aufgrund der Gegenphasigkeit beider Anteile
eine Auslöschung stattfindet. Die beschriebene Verglasung hat sich in der Anwendung
bewährt. Bei der Herstellung derartiger Verglasungen ergibt sich jedoch das Problem,
dass die beiden Schichten, die jeweils einen definierten Anteil der einfallenden elektromagnetischen
Strahlung reflektieren, in einem größeren Abstand angeordnet werden müssen, der in
der Regel eine zweischichtige Verglasung mit eingeschlossener Luftschicht erfordert.
Außerdem ist es nicht in jedem Anwendungsfall erwünscht, dass eine metallische Reflexionsschicht
auf einer der Scheiben aufgebracht ist, da hierdurch der Grad der Transparenz der
Verglasung beeinflusst wird.
[0003] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, eine Bauweise für radarabsorbierende Verglasungen
anzugeben, die eine kompaktere Bauweise erlaubt und eine höhere Transparenz gegenüber
bekannten Ausführungsformen aufweist, die leicht herstellbar und als Fertigprodukt
kontrollierbar ist, und die in einem einzigen Verbundglas eine Anpassung an die am
Einbauort gegebenen Verhältnisse ermöglicht.
[0004] Diese Aufgabe wird in einfacher Weise dadurch gelöst, dass zwei Schichten fadenförmiger
elektrischer Leiter zwischen den Scheiben eines dreischichtigen Verbundglases angeordnet
sind, deren Abstand so bemessen ist, dass sowohl die nach außen wie nach innen abgestrahlten
Anteile der einfallenden elektromagnetischen Strahlung sich in der Phase um

der Wellenlänge unterscheiden, wobei der Abstand der einzelnen fadenförmigen Leiter
in der ersten Schicht kleiner oder gleich dem Abstand der einzelnen fadenförmigen
Leiter in der zweiten Schicht ist. Weitere Ausgestaltungsformen der Erfindung sind
in den Unteransprüchen beschrieben.
[0005] Die besonderen Vorteile der erfindungsgemäßen Bauweise liegen einmal darin, dass
gegenüber der bekannten Bauform eine wesentlich dünnere Ausführung der radarabsorbierenden
Verbundglasscheibe erzielt wird, die sich auch durch vereinfachte Herstellbarkeit
auszeichnet, und zum anderen darin, dass aufgrund der phasenschiebenden Eigenschaft
jeder der beiden Leiterschichten sowohl die in Einfallsrichtung der elektromagnetischen
Strahlung reflektierten Anteile ausgelöscht werden und zum anderen sich auch die transmittierten
Anteile der Strahlung aufgrund des gewählten Abstandes zwischen der äußeren und der
inneren Schicht der fadenförmigen elektrischen Leiter gegenseitig aufheben. Deshalb
wird neben einer hohen Reflexionsdämpfung auch eine hohe Transmissionsdämpfung erzielt.
[0006] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt und wird im folgenden näher beschrieben.
[0007] Die einzige Figur der Zeichnung zeigt einen Schnitt durch eine Verbundglasscheibe
mit drei Scheiben (1, 2, 3), die mittels nicht näher bezeichneten Klebeschichten miteinander
verbunden sind. In den Klebeschichten sind eine erste Schicht A und eine zweite Schicht
B aus parallelen fadenförmigen elektrischen Leitern L vorgesehen.
[0008] Bei einer Dimensionierung der Verbundglasscheibe für eine Betriebsfrequenz von 1
GHz ergeben sich folgende vorteilhafte Bemaßungen. Die Dicke der äußeren Scheibe 1
beträgt etwa 3 - 6 mm, die der mittleren Scheibe 2 etwa 10 - 18 mm und die der inneren
Scheibe 3 etwa 3 - 6 mm. Der Abstand d zweier benachbarter elektrischer Leiter L der
ersten Schicht A wird im Bereich 16 - 22 mm gewählt. Der Abstand d zweier benachbarter
elektrischer Leiter L der Schicht B beträgt 10 - 22 mm. Der Durchmesser der fadenförmigen
elektrischen Leiter L soll kleiner als 0,1 mm sein, damit die optische Transparenz
nicht wesentlich eingeschränkt wird.
[0009] Die Dimensionierung des Abstandes d der parallel verlaufenden fadenförmigen elektrischen
Leiter und deren Winkel zur Polarisationsrichtung der einfallenden elektromagnetischen
Strahlung S beeinflussen wesentlich die Intensität der Reflexionsunterdrückung. Unter
der Voraussetzung, dass die erfindungsgemäße Fensterverglasung das Funktionsprinzip
des bekannten Jau-mannabsorbers benutzt, erfolgt die dazu erforderliche Abstimmung
der Amplituden und Phasen der jeweiligen Anteile der elektromagnetischen Strahlung
mittels des Abstandes der fadenförmigen Leiter L untereinander und mittels des Abstandes
der ersten Schicht A zu der zweiten Schicht B, welcher durch die Dicke der mittleren
Scheibe bestimmt ist.
[0010] Aus der Dimensionierung der genannten Abstände ergibt sich auch der Reflexionsfaktor
der Verbundglasscheibe. Im Rahmen der vorgeschlagenen Dimensionierung wird ein Oberflächenwellenwiderstand
im Bereich von 40 bis 800 Ω/ erreicht. Dabei wird ein Anteil R
A von kleiner oder gleich 40 % der einfallenden elektromagnetischen Strahlung S wieder
reflektiert. Von dem durch die erste Schicht A hindurchtretenden Anteil T
A der Strahlung S wird an der zweiten Schicht B ebenso ein gleichgroßer Anteil R
B reflektiert, der zu dem im Bereich der ersten Schicht A reflektierten Anteil R
A der elektromagnetischen Strahlung S gegenphasig ist. Damit sind die Bedingungen für
eine Absorption nach dem Jaumannprinzip erfüllt. Auch die von den beiden Schichten
A und B transmittierten Anteile der elektromagnetischen Strahlung S unterliegen der
Bedingung der Gegenphasigkeit und löschen sich demzufolge aus.
[0011] Der durch die parallelen fadenförmigen elektrischen Leiter L erzeugte Reflexionsfaktor
ist stark abhängig von der Polarisationsrichtung der einfallenden elektromagnetischen
Strahlung. Aus diesem Grund sind die Leiter L im Ausführungsbeispiel im Bereich um
45° zur Polarisationsrichtung angeordnet. Die Lage der Leiter L innerhalb der Verbundglasscheibe
ist beim Herstellungsprozess leicht an die Anforderungen anpassbar. Die Anpassung
an die Verhältnisse am Einbauort erfolgt dadurch, dass der optimale Drehwinkel zur
vorherrschenden Polarisationsrichtung eingestellt wird. Die parallel verlaufenden
fadenförmigen Leiter L wirken dabei ähnlich wie eine homogene Widerstandsschicht und
weisen darüber hinaus einen definierten und einstellbaren Oberflächenwiderstand auf.
[0012] Der Abstand d der fadenförmigen Leiter L untereinander beeinflusst den äquivalenten
Flächenwiderstand der Fensterverglasung. Wird bei einer Betriebswellenlänge von 1
GHz der Abstand d kleiner als 10 mm gewählt, ergibt sich ein zu niedriger Flächenwiderstand.
Bei großem Drahtabstand (d > 30 mm) wirkt die Anordnung nicht mehr homogen, da die
Leiter L als diskrete Strahlungselemente zu wirken beginnen. Dadurch verschlechtert
sich zunehmend die Reflexionsunterdrückung.
[0013] Der Durchmesser der fadenförmigen elektrischen Leiter L wird möglichst klein gewählt.
Bei einem Durchmesser im Bereich von 0,1 bis 0,01 mm ergibt sich eine hervorragende
optische Transparenz der Verbundglasscheibe. Die Verarbeitung dieser dünnen fadenförmigen
Leiter ist noch mit vertretbarem Aufwand möglich.
[0014] In der angegebenen Dimensionierung und der vorgeschlagenen Anordnung wirken die fadenförmigen
elektrischen Leiter L nicht wie eine Anordnung flächig verteilter diskreter Strahlungselemente,
die aufgrund ihrer Frequenzselektivität schmalbandig wirksam sind. Die Gesamtheit
der fadenförmigen elektrischen Leiter L wirkt vielmehr als homogene Schicht mit genau
definierter Oberflächenleitfähigkeit und besitzt darüber hinaus noch den Vorteil der
hohen optischen Transparenz. Im Detail ist natürlich davon auszugehen, dass der einzelne
fadenförmige elektrische Leiter L ähnlich einer mittels der einfallenden elektromagnetischen
Strahlung angeregten, rundstrahlenden Antenne arbeitet.
[0015] Die erste Schicht A weist dabei einen negativen Phasengang auf, wodurch sich die
elektrisch wirksame Reflexionsebene etwas nach außen verschiebt. Die zweite Schicht
B weist einen positiven Phasengang auf, der dazu führt, dass sich der (virtuelle)
Ort der elektrisch wirksame Reflexionsebene bezüglich der Verbundglasscheibe nach
innen verschiebt. Dieser besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung wird durch
die Wechselwirkung der Drähte der Schicht B mit den Drähten der Schicht A erreicht.
Die Phasenlage der von der Schicht B abgestrahlten Anteile der elektromagnetischen
Strahlung wird durch die charakteristischen Merkmale der Schicht A beeinflusst, d.
h., dass die Eigenschaft der Phasenverschiebung an den beiden Schichten nur dann auftritt,
wenn beide Schichten aus fadenförmigen elektrischen Leitern bestehen. Der Abstand
λ/4 der beiden Schichten A und B versteht sich in diesem Zusammenhang als der elektrisch
wirksame Abstand zwischen den (virtuellen) Orten, an denen die Schichten aufgrund
der beschriebenen Phasenverschiebungen wirksam werden. Aufgrund dieser Eigenschaft
ist ein tatsächlicher Abstand zwischen den Schichten A und B möglich, der deutlich
kleiner als das Maß λ/4 der Betriebswellenlänge ist, obwohl bezüglich der elektrischen
Wirksamkeit ein λ/4-Abstand vorliegt. Somit beträgt im Ausführungsbeispiel der Abstand
der Schicht A zur Schicht B real 12 bis 20 mm gegenüber einem Wert von λ/4 von 72
mm. Die Maßgabe nach Jaumann wird somit als Wirkprinzip angewendet und dient nicht
zur Festlegung der geometrischen Orte der Schichten A und B.
[0016] Darüber hinaus muss bei der Dimensionierung auch die Dielektrizitätskonstante des
Glasmaterials berücksichtigt werden. Im Ausführungsbeispiel wurde dabei von Floatglas
mit einem ε
R von 5,5 bis 7,5 ausgegangen.
[0017] Das erfindungsgemäße radarabsorbierende Verbundglas lässt sich auf einfache Weise
an die örtlichen Gegebenheiten bei Gebäuden anpassen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen,
diese Bauweise auch bei beweglichen Geräten wie Kraftfahrzeugen oder Flugzeugen zur
Anwendung zu bringen.
1. Radarabsorbierende Verbundglasscheibe, bestehend aus wenigstens drei miteinander verbundenen
Glasschichten (1,2, 3), wobei im Bereich der Außenscheibe (1) eine Schicht (A) von
parallelen drahtförmigen elektrischen Leitern (L) vorgesehen ist, die in einem bestimmten
Winkel (α) zur Polarisationsrichtung der einfallenden elektromagnetischen Strahlung
angeordnet sind,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale
a) zwischen der äußeren Scheibe (1) und der mittleren Scheibe (2) ist eine erste Schicht
(A) paralleler fadenförmiger elektrischer Leiter (L) angeordnet und zwischen der mittleren
Scheibe (2) und der inneren Scheibe (3) ist eine zweite Schicht (B) fadenförmiger
elektrischer Leiter (L) vorgesehen,
b) der Abstand der Schichten (A, B) ist so bemessen, dass sich die von den beiden
Schichten sowohl nach außen wie nach innen abgestrahlten Anteile (RA, RB) in der Phase um

der Wellenlänge der einfallenden elektromagnetischen Strahlung unterscheiden,
c) der Abstand (d) der einzelnen fadenförmigen elektrischen Leiter (L) der ersten
Schicht (A) ist kleiner oder gleich dem Abstand der einzelnen fadenförmigen Leiter
der zweiten Schicht (B).
2. Radarabsorbierende Verbundglasscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Längsachsen der parallelen fadenförmigen elektrischen Leiter (L) in einem
bestimmten Winkel (α) zur Polarisationsrichtung der einfallenden elektromagnetischen
Strahlung, vorzugsweise im Bereich von 20° bis 90° angeordnet werden.
3. Radarabsorbierende Verbundglasscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Frequenz von 1 GHz der Abstand (d) in der ersten Schicht (A) 10 -
22 mm und in der zweiten Schicht (B) 16 - 22 mm beträgt.
4. Radarabsorbierende Verbundglasscheibe nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abstände der fadenförmigen Leiter (L) der Schichten (A und B) so gewählt
werden, dass sich ein Flächenwiderstand des Verbundglases im Bereich von 40 bis 800
Ω/ ergibt.