[0001] Die Erfindung betrifft eine Sanitärvorrichtung, insbesondere für öffentliche Zwecke,
mit einem am Boden befestigten Toilettenbecken, das auf seiner Oberseite einen Sitz
mit einer Brille und einer Rückenlehne aufweist und an einen Abfluß angeschlossen
ist.
[0002] In vielen Städten sind an stark frequentierten Orten öffentliche Sanitärvorrichtung
bzw. Toiletten vorgesehen, die entweder an einem dafür errichteten Gebäude untergebracht
oder von einer aufgestellten vorgefertigten Sanitärzelle gebildet sind. Auch in Fahrzeugen
des öffentlichen Personenverkehrs, beispielsweise in Eisenbahnen, finden sich entsprechende
öffentliche Sanitärvorrichtungen, die in einem relativ engen Abteil untergebracht
sind.
[0003] Eine wesentliche Forderung für die Ausgestaltung einer öffentlichen Sanitärvorrichtung
besteht darin, daß jeder Benutzer in der Sanitärvorrichtung eine ausreichende Bewegungsfreiheit
haben muß, was jedoch auch bedingt, das z.B. für Rollstuhlfahrer ausreichende Bewegungsflächen
vor und insbesondere neben dem Toilettenbecken vorhanden sind, da es ihnen möglich
sein muß, mit ihrem Rollstuhl neben das Toilettenbecken zu fahren und dann auf dessen
Sitz überzusetzen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß Rollstuhlfahrer häufig gewohnt
und in der Lage sind, nur von einer bestimmten Seite auf den Sitz überzusetzen, so
daß auf beiden Seiten des Toilettenbeckens ausreichend Platz freigehalten werden muß.
Darüber hinaus benötigen sie teilweise auch eine Rückenlehne, die in geeigneter Weise
ausgerichtet sein muß. Andererseits sollen öffentliche Sanitärvorrichtungen bzw. Toiletten
aus baulichen Gründen bzw. aus Platzgründen in der Regel einen möglichst geringen
Bauraum einnehmen, was dazu geführt hat, daß insbesondere Sanitärvorrichtungen in
Fahrzeugen des öffentlichen Personenverkehrs häufig sehr eng sind, einen sehr kompakten
konstruktiven Aufbau besitzen und nicht behindertengerecht sind.
[0004] Um den genannten, sich widersprechenden Anforderungen möglichst gerecht zu werden,
ist es aus der DE 196 13 147 A1 bekannt, das gesamte Toilettenbecken einschließlich
des Sitzes um eine vertikale Achse zu schwenken, so daß der Rollstuhlfahrer seine
Position relativ zu dem Toilettenbecken verändern kann, ohne den Rollstuhl bewegen
zu müssen und somit ohne zusätzlichen Bewegungsraum zu benötigen. Auf diese Weise
kann der Rollstuhlfahrer das Toilettenbecken in eine Ausrichtung bringen, die ihm
ein einfaches Übersetzen ermöglicht. Jedoch ist der mit einer derartigen Sanitärvorrichtungen
verbundene konstruktive Aufwand relativ hoch, wodurch die Sanitärvorrichtung teuer
ist. Darüber hinaus eignet sie sich aufgrund ihres Platzbedarfes insbesondere auch
für die außerhalb des eigentlichen Benutzerraums liegenden technischen Einrichtungen
und Antriebe nicht oder nur in sehr beschränktem Maße für öffentliche Toiletten in
Fahrzeugen.
[0005] Die vorgenannte Problematik tritt jedoch nicht nur bei öffentlichen Sanitärvorrichtungen
oder Toilettenanlagen, sondern auch bei räumlich engen häuslichen Toiletten in Wohnungen
auf, so daß die Erfindung auch darauf anwendbar ist.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Sanitärvorrichtung der genannten Art
zu schaffen, die auch in eng begrenzten Räumem insbesondere Rollstuhlfahrern ausreichenden
Bewegungsraum bietet.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Rückenlehne relativ zum
Toilettenbecken um eine im wesentlichen vertikale Achse schwenkbar ist.
[0008] Die Erfindung geht von der Grundüberlegung aus, daß das wesentliche Bauteil, das
die Ausrichtung der Toilette relativ zu dem Rollstuhlfahrer bestimmt, die Rückenlehne
ist, die dementsprechend von dem Benutzer in die gewünschte Position gebracht werden
muß. Mit der erfindungsgemäßen Ausgestaltung der Schwenkbarkeit der Rückenlehne relativ
zu dem Toilettenbecken ist erreicht, daß das Toilettenbecken fest am Boden installiert
sein kann, so daß die bei dem bekannten schwenkbaren Toilettenbecken notwendigen Antriebe
entfallen. Da die Rückenlehne eine relativ geringe Masse besitzt, können die zu ihrer
Verstellung notwendigen Antriebe darüber hinaus sehr klein gehalten werden, so daß
der dafür notwendige Bauraum gering ist.
[0009] In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Rückenlehne in
verschiedenen Schwenkstellungen festlegbar ist. Dies ist für eine sichere und gefahrlose
Benutzung der Sanitärvorrichtung notwendig. Die Festlegung der Rückenlehne vorzugsweise
am Toilettenbecken kann entweder stufenlos beispielsweise mittels einer Klemmvorrichtung
oder auch in abgestufter Weise erfolgen. Bei letzterer Ausgestaltung kann insbesondere
eine Rastvorrichtung vorgesehen sein.
[0010] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Rückenlehne aus einer mittleren Grundstellung
in beide Schwenkrichtungen um jeweils bis maximal ca. 90°, vorzugsweise jedoch bis
ca. 75° schwenkbar ist, so daß der in der Grundstellung vor dem Toilettenbecken befindliche
Raum gleichzeitig der in der maximalen Schwenkstellung seitlich neben dem Toilettenbecken
befindliche Raum ist.
[0011] Zur Erzielung der Schwenkbarkeit der Rückenlehne relativ zum Toilettenbecken ist
in bevorzugter Ausgestaltung vorgesehen, daß im oberen Bereich des Toilettenbeckens
ein umlaufendes Drehlager ausgebildet ist, das einen drehbaren Lagerring aufweist,
der über ein Tragteil mit der Rückenlehne verbunden ist. Damit das Drehlager vor Beschädigungen
und Verschmutzungen geschützt ist, kann es in einer innerhalb des vorzugsweise doppelschaligen
Toilettenbeckens ausgebildeten Ringkammer angeordnet sein, die insbesondere nahe dem
oberen Rand des Toilettenbeckens ausgebildet ist.
[0012] In einer ersten Ausgestaltung ist die Brille des Sitzes fest auf der Oberseite des
Toilettenbeckens montiert, so daß sich lediglich die Rückenlehne relativ zu dem Toilettenbecken
und somit der Brille verschwenken läßt. Um bei dieser Ausgestaltung in allen Schwenkstellungen
der Rückenlehne für den Benutzer gleichartige Sitzeigenschaften zu schaffen, sollte
die Brille rotationssymmetrisch, d.h. kreisringförmig ausgestaltet sein.
[0013] In einer alternativen Ausgestaltung kann vorgesehen sein, daß die Brille mit der
Rückenlehne verbunden und zusammen mit dieser relativ zum Toilettenbecken schwenkbar
ist. Diese Ausgestaltung bringt den Vorteil mit sich, daß die Brille in herkömmlicher
Weise als ovaler Ring ausgebildet sein kann, womit ein höherer Sitzkomfort verbunden
ist. Die Verbindung der Brille mit der Rückenlehne kann dabei dadurch erreicht werden,
daß die Brille an dem Tragteil montiert ist.
[0014] Die Schwenkbewegung der Rückenlehne und gegebenenfalls der Brille kann entweder manuell
erfolgen, vorzugsweise ist jedoch vorgesehen, daß der Lagerring mittels eines Antriebsmotors
drehangetrieben ist, wobei die Kraftübertragung zwischen dem Antriebsmotor und dem
Lagerring entweder über einen direkten Eingriff mittels Zahn- oder Reibrad vorgesehen
sein kann, ein besonders gleichmäßiger, störungsunanfälliger Antrieb läßt sich jedoch
erzielen, wenn der Lagerring mit dem Antriebsmotor über einen Transmissionsriemen,
insbesondere einen Zahnriemen verbunden und von diesem umschlungen ist.
[0015] Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnung ersichtlich. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Sanitärvorrichtung im Vertikalschnitt,
- Figur 2
- das Detail II aus Figur 1,
- Figur 3
- eine Aufsicht auf die Sanitärvorrichtung gemäß Figur 1,
- Figur 4
- eine alternative Ausgestaltung der Sanitärvorrichtung im Vertikalschnitt,
- Figur 5
- das Detail V in Figur 4 und
- Figur 6
- eine Aufsicht auf die Sanitärvorrichtung gemäß Figur 4.
[0016] Die in den Figuren 1 bis 3 dargestellte Sanitärrvorichtung 10 umfaßt ein doppelwandiges
Toilettenbecken 11, das an seinem unteren Ende auf einer Bodenplatte 12 fest montiert
ist. Der Innenraum des Toilettenbeckens 11 ist an seinem unteren Ende in bekannter
Weise an eine Abflußleitung 13 angeschlossen. Das Toilettenbecken 11 ist an seinem
oberen Ende im wesentlichen trichterförmig erweitert und trägt auf seiner Oberseite
eine kreisringförmige Brille 14, die fest am Toilettenbecken 11 montiert ist.
[0017] Wie insbesondere Figur 2 zeigt, ist nahe dem oberen Rand des Toilettenbeckens 11
innerhalb des doppelwandigen Aufbaus eine umlaufende Ringkammer 11a gebildet, die
auf drei Seiten von Wänden des Toilettenbeckens 11 und auf ihrer Oberseite durch die
aufgesetzte Brille 14 abgeschlossen ist. Innerhalb der Ringkammer 11a ist ein Drehlager
ausgebildet, das einen in der Wandung des Toilettenbeckens 11 festgelegten inneren
Lagerring 22 und einen innerhalb der Ringkammer 11a liegenden, drehbaren äußeren Lagerring
19 umfaßt, wobei zwischen den beiden Lagerringen 19 und 22 Kugeln 23 eines Kugellagers
ausgebildet sind. Alternativ kann jedoch auch ein Gleitlager vorgesehen sein. Der
sich im wesentlichen in einer Horizontalebene erstreckende äußere Lagerring 19 ist
auf seiner Außenseite von einem Transmissionsriemen 18 umschlungen, der mit der Ausgangswelle
eines auf der Rückseite des Toilettenbeckens 11 angeordneten Antriebsmotors 16 in
Verbindung steht, der über eine Halterung 24 an einer Raumwand angebracht ist. Durch
Aktivierung des Antriebsmotors 26 kann der äußere Lagerring 19 in eine Drehung um
eine vertikale Achse V versetzt werden, die im dargestellten Ausführungsbeispiel mit
der Mittelachse des Toilettenbeckens 11 zusammenfällt. Der äußere Lagerring 19 ist
auf seiner Oberseite mit einer Tragplatte 21 verbunden, die auf der Rückseite des
Toilettenbeckens 11 über dieses hinausragt und an ihrem hervorstehenden freien Ende
eine sich im wesentlichen nach oben erstreckende Rückenlehne 15 trägt. Bei Drehung
des äußeren Lagerrings 19 führt die Rückenlehne 15 eine Schwenkung relativ zum Toilettenbecken
11 um die vertikale Achse V aus. Dabei kann die Rückenlehne 15 aus der dargestellten
mittleren Grundstellung in beide Schwenkrichtungen um ca. 75° bis 90° relativ zum
Toilettenbecken 11 verstellt werden.
[0018] Das Toilettenbecken 11 ist mit einer Verkleidung 17 versehen, die den Antriebsmotor
16 und den Transmissionsriemen 18 vor unbefugtem Zugriff schützt.
[0019] In den Figuren 4 bis 6 ist ein alternatives Ausführungsbeispiel der Sanitärvorrichtung
dargestellt. Während in dem Ausführungsbeispiel gemäß den Figuren 1 bis 3 die Brille
14 fest am Toilettenbecken 11 montiert ist und lediglich die Rückenlehne 15 relativ
zum Toilettenbecken 11 verstellt werden kann, ist bei der alternativen Ausgestaltung
vorgesehen, daß die Brille 14 an der Tragplatte 21 befestigt ist und zusammen mit
dieser und der Rückenlehne 15 als Einheit relativ zum Toilettenbecken 11 verschwenkt
werden kann. Da bei dieser Ausgestaltung die Relativposition zwischen der Brille 14
und der Rückenlehne 15 unveränderbar ist, kann die Brille 14 als ovaler Ring ausgebildet
werden (Figur 6), wodurch der Sitzkomfort erhöht ist.
1. Sanitärvorrichtung, insbesondere für öffentliche Zwecke, mit einem am Boden (12) befestigten
Toilettenbecken (11), das auf seiner Oberseite einen Sitz mit einer Brille (14) und
einer Rückenlehne (15) aufweist und an einen Abfluß (19) angeschlossen ist, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückenlehne (15) relativ zum Toilettenbecken (11) um eine
im wesentlichen vertikale Achse (V) schwenkbar ist.
2. Sanitärvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne (15)
in verschiedenen Schwenkstellungen festlegbar und insbesondere verrastbar ist.
3. Sanitärvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne
(15) aus einer Grundstellung in beide Schwenkrichtungen um jeweils bis maximal ca.
90°, vorzugsweise bis ca. 75° schwenkbar ist.
4. Sanitärvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß im
oberen Bereich des Toilettenbeckens (11) ein umlaufendes Drehlager (20) ausgebildet
ist, das einen drehbaren Lagerring (19) aufweist, der über ein Tragteil (21) mit der
Rückenlehne (15) verbunden ist.
5. Sanitärvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Brille (14) kreisringförmig ausgestaltet ist.
6. Sanitärvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Brille (14) mit der Rückenlehne (15) verbunden und zusammen mit dieser schwenkbar
ist.
7. Sanitärvorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Brille
(14) an dem Tragteil (21) montiert ist.
8. Sanitärvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Drehlager (20) in einer im Toilettenbecken (11) ausgebildeten Ringkammer (11a) angeordnet
ist.
9. Sanitärvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der
Lagerring (19) mittels eines Antriebsmotors (16) drehangetrieben ist.
10. Sanitärvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Lagerring (19)
mit dem Antriebsmotor (16) über einen Transmissionsriemen (18) verbunden und von diesem
umschlungen ist.