[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur elektrochemischen
Herstellung von metallischem Lithium aus wässrigen Lithiumsalzlösungen, welches u.a.
ein vereinfachtes Recycling von Lithium ermöglicht.
[0002] Weiterhin beschreibt die Erfindung eine zur Ausübung dieses Verfahrens geeignete
Elektrolysezelle und das Prinzip einer Produktionsanlage.
[0003] Lithium ist eine wichtige anorganische Grundchemikalie und hat eine Reihe von Anwendungen.
So wird es zur Darstellung von Organolithiumverbindungen, als Legierungszusatz zu
Aluminium oder Magnesium und für Lithiumbatterien verwendet. Technisch wird Lithium
durch Schmelzflußelektrolyse eines eutektischen Gemischs von Lithiumchlorid und Kaliumchlorid
bei 400 bis 460 °C hergestellt. (Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Sixth
Edition, 1998 Electronic Release).
[0004] Dieser Prozeß hat einen hohen Energieverbrauch (28-32 kWh/kg Li). Außerdem hat das
Verfahren den gravierenden Nachteil, daß nur wasserfreies Lithiumchlorid eingesetzt
werden kann. Das primär als wässrige Lösung vorliegende Lithiumchlorid muß deshalb
in einem energieaufwendigen Verfahren zum wasserfreien Feststoff aufgearbeitet werden.
Da Lithiumchlorid hygroskopisch ist, erfordert die Trocknung und Handhabungen einen
besonderen Aufwand.
[0005] US 4,156,635 und J. F. Cooper et al., Proc. Eleetrochem. So. 1995, 95-11, 280-290
beschreiben ein Verfahren zur elektrochemischen Herstellung von Lithium aus einer
wäßrigen Lithiumsalzlösung mit einer Lithium-Amalgam-Elektrode. Dabei wird eine Lithiumsalzlösung,
insbesondere eine Lithiumhydroxidlösung unter Verwendung einer Amalgamkathode elektrolysiert.
Es bildet sich dabei Lithiumamalgam, das in einer zweiten Elektrolysezelle anodisch
geschaltet ist. Lithiumkathode und Amalgamanode sind dabei mit Hilfe von Bornitriddichtungen
getrennt. In dieser zweiten Elektrolysezelle dient eine 2 cm-Salzschmelze von zwei
Alkalimetalliodiden als Elektrolyt (bevorzugt LiI und CsI bzw. LiI und KI), während
kathodisch Lithiummetall abgeschieden wird. Die Stromdichte liegt dabei zwischen 1
und 4 kA/m
2, ohne daß Stofftransportlimitierung auftritt. Bei der Gewinnung des Lithiums aus
dem Amalgam nach diesem Verfahren wird nur eine Stromausbeute von 81 bis 87 % erreicht.
Ein besonders schwerwiegendes Problem ist, daß das gewonnene Lithium mit Quecksilber
kontaminiert ist, da das Quecksilber durch den Elektrolyten diffundieren kann.
[0006] EP-B 0497410 beschreibt ein Verfahren zur Änderung der Konzentration von Lithium
in einem flüssigen Metall der Gruppe Aluminium, Kupfer, Zink, Zinn und Blei auf elektrochemischem
Wege. Dabei wird eine elektrochemische Zelle verwendet, die aus dem flüssigen Metall
und einem elektrisch leitenden Material besteht, das Lithium absorbieren kann. Zwischen
diesen beiden befindet sich ein Trockenelektrolyt, der neben Li-Ionen auch andere
Alkalimetallionen leiten kann. Es wird nun eine Gleichspannung so angelegt, daß Lithiumionen
und andere Ionen der 1. Hauptgruppe aus dem flüssigen Metall durch den Trockenelektrolyten
wandern und vom elektrischen Leiter absorbiert werden. Das flüssige Metall wird dabei
anodisch, das leitende Material auf der anderen Seite des Trockenelektrolyten kathodisch
geschaltet. Folgende Trockenelektrolyten werden dabei verwendet: β-Al
2O
3, β''-Al
2O
3, Mischung aus Na
2O und Al
2O
3, NASICON und Bismut bzw. eine Bismutlegierung.
[0007] GB-B 1,155,927 beschreibt ein Verfahren, nach welchem unter Einsatz eines festen
Natriumionenleiters wie z.B. beta-Al
20
3 mit Amalgam als Anode und Natrium als Kathode auf elektrochemischem Wege Natriummetall
aus Natriumamalgam gewonnen werden kann. Die Ausführung des in GB-B 1,155,927 beschriebenen
Verfahrens führt aber bei der Übertragung auf Lithium nicht zu den dort beschriebenen
Ergebnissen hinsichtlich Lithiumumsatz, Produktreinheit und Stromdichte. Ferner verhält
sich das beschriebene System im Verlauf weniger Tage instabil, wenn der beanspruchte
Temperaturbereich eingehalten wird.
[0008] Es bestand die Aufgabe ein verbessertes Verfahren zur elektrochemischen Herstellung
von Lithium aus wäßrigen Lösungen mindestens eines Lithiumsalzes über Lithiumamalgam
zu finden, das eine energetisch günstigere Herstellung von Lithium erlaubt als die
bisher genutzte Schmelzflußelektrolyse.
[0009] Dazu soll das in US 4,156,635 und J. F. Cooper et al., Proc. Electrochem. Soc. 1995,
95-11, 280-290 beschriebene Verfahren so verändert werden, daß die oben beschriebenen
Probleme ausgeräumt werden und das Verfahren im großtechnischen Maßstab ausführbar
ist. Dazu muß auch eine höhere Stromausbeute erreicht werden als in US 4,156,635 und
J. F. Cooper et al., Proc. Electrochem. Soc. 1995, 95-11, 280-290 beschrieben. Für
die Gewinnung von Lithium aus Amalgam soll das unter GB-B 1,155,927 beschriebene Verfahren
dazu entscheidend verbessert werden.
[0010] Es müssen dabei folgende wesentliche Forderungen erfüllt werden:
[0011] Das Verfahren soll von den im industriellen Maßstab üblicherweise verwendeten Lithiumsalzlösungen
ausgehen, die beispielsweise durch Auflösung von Lithiumcarbonat in salzsaurer wässriger
Lösung erhalten werden. Auch soll es möglich sein, Li-Salzlösungen aufzuarbeiten,
die beispielsweise bei der Synthese von Li-organischen Verbindungen als Abfallströme
entstehen. Das Lithiumrnetall muß primär in einer solchen Reinheit anfallen, daß weitere
Prozeßschritte entfallen. Dazu muß der Schwermetallgehalt des Lithiums unter 1 ppm
liegen.
[0012] Das Verfahren soll im industriellen Maßstab realisierbar sein und muß deshalb ausreichend
hohe Stromdichten und Raum-Zeitausbeuten ermöglichen.
[0013] Die vorliegende Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Herstellung von metallischem
Lithium ausgehend von einer wäßrigen Lösung mindestens eines Lithiumsalzes, das die
folgenden Stufen umfaßt:
(I) Herstellung eines Lithiumamalgams aus einer wäßrigen Lösung mindestens eines Lithiumsalzes;
und
(II) Elektrolyse mit einer das Lithiumamalgam enthaltenden Anode, einem Lithiumionen-leitenden
Festelektrolyt und flüssigem Lithium als Kathode, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß das Lithiumamalgam als Anode bewegt wird.
[0014] Der Begriff

Lithiumamalgam" bezeichnet eine Lösung von Lithium in Quecksilber, die bei der Reaktionstemperatur
flüssig ist.
[0015] Das neue Verfahren ist analog zum bestehenden Verbund einer Chlor-Alkali-Elektrolyse
nach dem Amalgamverfahren realisierbar.
[0016] Ferner betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren, in dem Lithiumabfälle, z.B.
solche aus Batterien und Reaktionslösungen, wiederverwendet bzw. als Ausgangsstoffe
für die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten wäßrigen Lösungen eines Lithiumsalzes
eingesetzt werden. Beispielsweise fallen bei lithiumorganischen Reaktionen in nennenswerter
Menge Lithiumhalogenide in Form von wäßrigen Lösungen an. Aus Lithiumionen-Batterien
können ebenfalls wäßrige Lösungen verschiedener Lithiumsalze, wie z.B. Lithiumhalogenide,
Lithiumsulfat, Lithiumsulfonate oder Lithiumsalze organischer Säuren wiedergewonnen,
also z.B. herausgelöst, werden. Eine weitere Möglichkeit der Wiedergewinnung von derartigen
Lithiumsalz-Lösungen bietet der saure Aufschluß der in Batterien verwendeten Elektrolyten
und Elektroden mit beispielsweise Salzsäure oder Schwefelsäure. Die Lithiumabfälle
werden in einer bevorzugten Ausführungsform z.B. mittels Salzsäure in eine wäßrige
Lithiumchloridlösung überführt.
[0017] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in der ersten Stufe des gekoppelten
Prozesses die wäßrige Li-Salz-Lösung in einer Chlor-Alkali-Amalgamzelle elektrolysiert.
Dabei wird anodisch Chlor gebildet, wenn Lithiumchloridlösungen eingesetzt werden.
Das Chlor wird prozeßtypisch abgeführt, aufgereinigt und der üblichen Verwendung zugeführt.
Der Prozeß läuft dabei analog der Gewinnung von Chlor aus Natriumchlorid nach dem
Amalgamverfahren ab (Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, 6
th Edition, 1998 Electronic Release). Im Falle von Li-Sulfaten wid anodisch Sauerstoff
abgeschieden. Die Sole muß dann mit Base liefernden Li-Salzen im pH-Bereich von 2
bis 4 gehalten werden.
[0018] Das Lithium wird durch den Kathodenprozeß in reduzierter Form als Metall in das flüssige
Amalgam überführt. Quecksilber oder Amalgam fließt dabei kathodisch geschaltet den
Boden einer Elektrolysezelle entlang. Über dem Quecksilber fließt eine Lithiumchloridlösung
mit einem Lithiumchloridanteil von 220 bis 350 g/l. Das anodisch entstehende Chlor
und die abgereicherte Lithiumchloridlösung (160-210 g/l) werden aus der Zelle ausgetragen.
Der Lithiumanteil im Amalgam wird bei 0,02 bis 0,19 Gew.% (ca. 0,5 bis 5 at%) bevorzugt
0,04 bis 0,1 Gew.% (ca. 1 bis 3 at%) gehalten, so daß das Amalgam fließfähig bleibt.
Das abfließende Amalgam wird günstigerweise über ein Wehr geleitet. Als Anode verwendet
man in der Regel Titan, Graphit ist aber ebenfalls möglich. Stromdichten von bis zu
10 kA/m
2 sind so möglich. Die Zellspannung liegt dabei bei U = 4 bis 5 V Die Stromausbeute
ist > 90 % (bezogen auf Chlor), in der Regel liegt sie zwischen 95 und 97 %. Die Reaktionstemperatur
liegt bei 50 bis 100, bevorzugt 70 bis 90 °C.
[0019] Die Abtrennung des Chlors und das Quecksilberhandling entspricht den bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse
erreichten Standards.
[0020] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Anodenpotential so gehalten,
daß anodisch ausschließlich Lithium oxidiert wird, als Ion durch den festen Elektrolyten
im elektrischen Feld transportiert wird und schließlich kathodisch zu Lithium reduziert
wird.
[0021] Ferner liegen der vorliegenden Anmeldung folgende Figuren bei:
- Fig. 1:
- Schematische Darstellung einer im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens für die
zweite Stufe verwendbaren Elektrolysezelle, die einen Rührer umfaßt;
- Fig. 2:
- Schematische Darstellung einer in der 2. Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendbare
Elektrolysezelle umfassend einen einseitig geschlossenen rohrförmigen Festelektrolyten,
der in ein konzentrisches Edelstahlrohr eingebaut ist;
- Fig. 3:
- Schematische Darstellung der bevorzugten Querschnittsformen des erfindungsgemäß verwendeten
Festelektrolyten;
- Fig. 4:
- Schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren wird in der 2. Stufe in einer Elektrolysezelle mit
einer bewegten flüssigen Lithiumamalgamanode betrieben. Hierbei handelt es sich um
eine bewegte flüssige Anode, die während des Betriebes hinsichtlich ihres Lithiumgehaltes
abgereichert wird, so daß sie durch lithiumreicheres Amalgam, das z. B. in einer Elektrolyse
zur Gewinnung von Lithiumamalgam und Chlor aus Lithiumchlorid gewonnen werden kann,
ersetzt wird.
[0023] Dies kann in technisch einfacher Weise geschehen, da das flüssige Lithiumamalgam
problemlos zu fördern ist. In der ersten Stufe wird der konzentrierte Amalgamablauf
in der Regel über ein Wehr geführt, um die wäßrige Lithiumchloridlösung abzutrennen.
Anschließend wird der Amalgamstrom in einem Wärmeaustauscher auf die Betriebstemperatur
des erfindungsgemäßen Verfahrens erhitzt und der heißen bewegten flüssigen Anode zugeführt.
Zweckmäßigerweise führt man dies in einem Gegenstrom-Wärmeaustauscher so aus, daß
das heiß ablaufende abgereicherte Amalgam den Zulauf beheizt.
[0024] Der Ersatz von abgereichertem Amalgam kann sowohl diskontinuierlich als auch kontinuierlich
erfolgen. Bei der diskontinuierlichen Verfahrensweise werden, über den Chargenumsatz
gemittelt, höhere Lithiumkonzentrationen erreicht. Die kontinuierliche Verfahrensweise
ist aber betrieblich einfacher durchzuführen. Der Nachteil, daß in der Regel das zulaufende
Konzentrat mit im Kreis geführtem bereits abgereichertem Lithiumamalgam verdünnt wird,
kann dadurch ausgeglichen werden, daß das Verfahren mehrstufig ausgeführt wird.
[0025] Die flüssige Anode wird zweckmäßigerweise durch Rühren und/oder mit einer Pumpe in
einem unter Atmosphärendruck oder leichtem Überdruck stehenden Kreislauf bewegt. Die
durch den umsatzbedingten Austausch von Amalgam verursachte Bewegung oder die Thermokonvektion
ist im Vergleich zu der im erfindungsgemäßen Verfahren geforderten Bewegung vernachlässigbar
und reicht nicht aus, die bevorzugten Stromdichten zu erreichen.
[0026] Wenn die flüssige Anode, wie in GB-B 1,155,927 beschrieben, unbewegt betrieben wird,
sind nur Stromdichten von 20 bis 50 A/m
2 zu erreichen. Mit einer Steigerung der Zellspannung kann die Stromdichte nur unwesentlich
gesteigert werden, weil der Widerstand der Zelle mit zunehmender Stromdichte zunimmt.
Überraschenderweise werden bei moderaten Zellspannungen, d.h. Zellspannungen im Bereich
von 0,9 bis 3,5 Volt, Stromdichten von 250 bis 2000 A/m
2 erreicht, wenn die Anode bewegt wird. Dies erfolgt über eine Rührung beispielsweise
durch Einperlen von Gas oder über einen mechanischen Rührer oder mit einer Pumpe.
Bevorzugt ist eine Bewegung in Form einer erzwungenen Strömung, wie sie zum Beispiel
mit einem von einer Pumpe getriebenen Amalgamkreislauf erreicht werden kann.
[0027] Die anodenseitige Stromzufuhr erfolgt zweckmäßigerweise über das Edelstahigehäuse
der Elektrolysezelle, welches unter den Reaktionsbedingungen stabil ist. Die Anodenseite
ist gegen die Kathodenseite in geeigneter Weise elektrisch isoliert.
[0028] Die Kathode besteht aus Lithium, das bei den Temperaturen, die zur Stabilisierung
des Anodenprozesses erforderlich sind, flüssig vorliegt. Bei der Montage der Elektrolysezelle
wird das Lithium vorzugsweise in Form eines festen Reservoirs in den Kathodenraum
eingebracht. Zu Beginn der Elektrolyse wird das Lithium dann aufgeschmolzen. Das Lithium
kann aber auch in flüssiger Form zu Beginn der Elektrolyse in den Kathodenraum eingebracht
werden. In technisch einfacher Weise kann das im erfindungsgemäßen Verfahren gebildete
Lithium durch einen Obenauf aus dem Kathodenraum abgeführt werden, wobei durch Androsseln
des Lithiumstromes sichergestellt wird, daß der Druck auf der Lithiumseite höher ist
als der Druck auf der Amalgamseite. Damit wird eine potentielle Quecksilber-Kontamination
des gewonnenen Lithiums über Mikroporen oder sonstige Undichtigkeiten unterdrückt.
Der Überdruck der Kathode gegenüber der Anode beträgt im erfindungsgemäßen Verfahren
0,1 bis 5 bar, bevorzugt 0,5 bis 1 bar.
[0029] Die kathodische Stromversorgung erfolgt zweckmäßigerweise über die Lithiumfüllung
und die Ablaufrohre oder Anschlußflansche.
[0030] Der Anoden- und der Kathodenraum sind durch einen heliumdichten Lithiumionen leitenden
Festelektrolyten voneinander getrennt. Für diesen Zweck kommen keramische Materialien
oder Gläser in Betracht.
[0031] Dabei erfüllen die lonenleiter vorzugsweise die folgende Bedingungen:
1. Die Ionenleiter zeigen eine gute Li+-Ionenleitfähigkeit bei der Reaktionstemperatur (σ ≥ 0,005 S/cm)
2. Die Ionenleiter sind stabil gegenüber flüssigem Lithium und flüssigem Lithiumamalgam.
3. Die Ionenleiter haben eine vernachlässigbar geringe Elektronenleitfähigkeit.
[0032] Insbesondere sind folgende Festelektrolyten geeignet:
1. Li-β''-Al2O3 oder Li-β-Al2O3, dessen Herstellung aus Na-β''-Al2O3 bzw. aus Na-β-Al2O3 durch Austausch der Natriumionen gegen Lithiumionen möglich ist. (O. Schäf, T. Widmer,
U. Guth, Ionics 1997, 3, 277-281.)
2. Lithiumanloga von NASICON-Keramiken, die aus einem [M2(PO4)3]--Netzwerk bestehen mit M = Zr, Ti, Ge, Hf. Sie haben die allgemeine Zusammensetzung
Li1-xM2-xAx(PO4)3 oder Li1+xM2-xM'x(PO4)3 mit M= Zr, Ti, Ge, Hf; A = Nb, Ta; In, Sc, Ga, Cr, Al (A. D. Robertson, A.R. West,
A. G. Ritchie, Solid State Ionics 1997, 104, 1-11 und dort zitierte Literatur)
3. LISICONS, die eine γII-Li3PO4-Struktur haben und die Zusammensetzung Li2+2xZn1-xGeO4 mit -0,36 < x < +0,87 oder Li3+xY1-xXxO4 mit X= Si, Ge,Ti und Y= P, V, Cr (A. D. Robertson, A.R. West, A. G. Ritchie, Solid
State Ionics 1997, 104, 1-11 und dort zitierte Literatur)
4. Lithiumionenleiter mit Perowskit-Struktur der allgemeinen Zusammensetzung Li0,5-3xLa0,5+xTiO3 bzw. Li0,5-3xLn0,5+xTiO3 (A.D. Robertson, A.R. West, A.G. Ritchie, Solid State Ionics 1997, 104, 1-11 und
dort zitierte Literatur, EP 0 835 951 A1)
5. Sulfidische Gläser (R. Mercier, J. P. Malugani, B. Fahys, G. Robert, Solid State
Ionics 1981, 5, 663-666; US 4 465 746; S. Sahami, S. Shea, J. Kennedy, J. Electrochem.
Soc. 1985, 132, 985-986)
[0033] Bevorzugt sind jedoch Lithium-β''-Aluminiumoxid, Lithium-β-Aluminiumoxid und Lithium-β/β''-Aluminiumoxid,
die jeweils ausgehend von Natrium-β''-Aluminiumoxid, Natrium-β-Aluminiumoxid bzw.
Natrium-β/β''-Aluminiumoxid durch Kationenaustausch hergestellt werden können. Ebenso
bevorzugt sind Lithiumanaloga von NASICON-Keramiken. Zweckmäßigerweise hat der Festelektrolyt
die Form eines dünnwandigen und dennoch druckfesten, einseitig geschlossenen Rohres
(EP-B 0 424 673) an dessen offenem Ende ein elektrisch isolierender Ring mittels einer
heliumdichten ebenfalls elektrisch isolierenden Glaslotverbindung aufgebracht ist
(GB 2 207 545, EP-B 0 482 785). Die Wandstärke des Lithiumionen leitenden Elektrolyten
beträgt 0,3 bis 5 mm, bevorzugt 1 bis 3 mm, besonders bevorzugt 1 bis 2 mm. Die Querschnittsform
des einseitig geschlossenen Rohres ist in der bevorzugten Ausführungsform kreisrund,
in einer weiteren Ausführungsform kommen Querschnittsformen mit vergrößerter Oberfläche
zum Einsatz, die beispielsweise aus dem Verbund mehrerer kreisrunder Flächen abgeleitet
werden können, wie in Figur 3 gezeigt ist. Die Ausführung des Lithiumionen leitenden
Festelektrolyten hinsichtlich seiner Leckagedichtheit hat auf das erfindungsgemäße
Verfahren entscheidenden Einfluß, denn Quecksilber kann nur über Leckstellen im Festelektrolyten
oder Dichtungssystem in das erzeugte Lithium gelangen, da bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren die Anodenpotentiale so eingestellt werden, daß eine Bildung von Quecksilberionen
ausgeschlossen wird. In der Regel kommen Festelektrolyte zum Einsatz, die bei einem
Helium-Lecktest Leckraten von weniger als 1 *10
-9 mbar *liter *sec
-1 aufweisen, also im Rahmen der Nachweisgrenze heliumdicht sind.
[0034] Ferner werden die lösbaren Dichtverbindungen bevorzugt so ausgeführt, daß Lithium
und Amalgam jeweils zur Umgebungsatmosphäre hin abgedichtet werden. Es wird nach Möglichkeit
vermieden, zwischen Lithium und Amalgam lösbare Dichtungen zu haben, weil die lösbaren
Dichtungen in der Regel zwar flüssigkeitsdicht nicht aber gasdicht sind und dann Quecksilberdampf
durch die lösbare Dichtung diffundieren und das Lithium unerwünscht kontaminieren
könnte. In einer bevorzugten Ausführungsform kommen als lösbare Dichtverbindungen
Flachdichtungen zum Einsatz, vorzugsweise aus Graphit zum Beispiel aus unverstärktem
GRAPIHIFLEX® oder aus verstärktem Hochdruck-SIGNAFLEX® der Fa. SGL Carbon In einer
bevorzugten Ausführungsform werden die Dichtungen mit einem Inertgas, wie z.B. Argon
oder Stickstoff umspült, um ein Diffundieren von Sauerstoff zu verhindern. Mit heliumdichten
Elektrolyten und der aufgeführten Dichtungsanordnung werden Quecksilberrestgehalte
von 0,05 bis 0,3 ppm im Lithium erhalten.
[0035] Figur 1 zeigt einen typischen Versuchsaufbau:
[0036] Ähnlich wie in GB 1,15,927 für Natrium beschrieben, besteht die Zelle in ihrem Kern
aus einem einseitig geschlossenen Rohr 1 aus Lithiumionen-leitendem Festelektrolyten,
dessen Wandstärke allerdings bevorzugt 1-3 mm, anstatt der beschriebenen 5 mm beträgt.
Am offenen Ende ist ein Ring aus nicht leitendem Material 2 mittels einer Glaslotverbindung
heliumdicht angebracht. Mittels dieses Ringes wird der Lithiumionen leitfähige Rohr
mit der Öffnung nach oben in einen zylindischen Behälter 3 aus austentischem Edelstahl
1.4571 eingebaut und abgedichtet. Der Ring 2 wurde dazu mit je einer Flachdichtung
unten 4 und oben 5 über den Gehäuse- 6 und den Deckelflansch 7 mit drei Spannschrauben
8 verpresst.
[0037] An den Edelstahlbehälter ist eine Anodenstromzuführung 9 angebracht. Für die Zuführ
von Amalgam ist seitlich oben ein Rohrstutzen 10, für den Ablauf seitlich unten ein
Rohrstutzen 11 angeschweißt. Vom Deckelflansch aus ragt ein Rohr aus Edelstahl 13
als kathodische Stromzuführung 12 in die Öffnung des Lithiumionen leitenden Rohres.
Das gleiche Rohr 13 ist durch den Deckelflansch geführt und oben seitlich angebohrt
zur Abfuhr von flüssigem Lithium. Die gesamte Apparatur wird beheizt (14).
[0038] Die Anode ist die Amalgamfüllung 15 zwischen Gehäuse und der Außenwand des Lithiumionen
leitenden Festelektrolytrohres. Die Anode wird ständig durch den Magnetrührer 16 bewegt.
Die Kathode 17 ist die flüssige Lithiumfüllung innerhalb des Lithiumionen leitenden
Festelektrolytrohrs. Das gebildete flüssige Lithium wird über das beheizte Ablaufrohr
in ein, z.B. durch Argon 21 inertisiertes, teilweise mit einer inerten Flüssigkeit
22 gefülltes Gefäß 20 ausgetragen.
[0039] Beim Ersteinsatz der Lithiumionen leitenden Festelektrolyten wird häufig ein relativ
hoher Keramikwiderstand beobachtet, der im Laufe des weiteren Betriebes unverändert
hoch bleibt. Der Widerstand des Festelektrolyten kann im Vergleich zu den erreichbaren
Werten bis um den Faktor 15 überhöht sein. Dies ist vermutlich auf die mangelnde Reaktivität
der Oberfläche zurückzuführen.
[0040] Eine Absenkung des Keramikwiderstandes kann durch Konditionierung der Keramik erfolgen:
[0041] Dabei läßt sich der Keramikwiderstand z.B. deutlich absenken, wenn die Zelle zunächst
umgepolt betrieben wird, das heißt die Anode zuerst als Kathode betrieben wird. Die
Kathode kann in diesem Fall wie sonst die Anode aus Lithiumamalgam bestehen. Die Stromdichte
wird im umgepolten Zustand über eine Zeit von 1 bis 44 h, bevorzugt 2 bis 6 h linear
von 50 A/m
2 auf 1000 A/m
2 gesteigert.
[0042] Die geringsten Keramikwiderstände erhält man, wenn beim Anfahren für 1 bis 24 Stunden
bei einer Betriebstemperatur von 250 °C bis 350 °C zunächst flüssiges Lithium als
Anode eingesetzt wird, welches danach durch Amalgam ersetzt wird. Diese Ausführungsform
der Konditionierung ist besonders bevorzugt.
[0043] Beim Betreiben des erfindungsgemäßen Verfahrens muß die Einwirkung von Wasserdampf
auf die Lithiumionen leitenden Keramiken ebenfalls unbedingt ausgeschlossen werden.
In der Regel wird dazu das Wasserspuren führende Amalgam erhitzt, der Wasserdampf
abgeführt und erst dann das wasserfreie Amalgam-Quecksilbergemisch der flüssigen Anode
zugeführt. Die Abfuhr des Wasserdampfes wird zweckmäßigerweise durch Strippen mit
Inertgas oder dem Anlegen von Unterdruck unterstützt.
[0044] Die Stromdichte liegt im allgemeinen bei 0,3 bis 10 kA/m
2, bevorzugt bei 0,5 bis 3 kA/m
2. Die Stromdichte wird an der äußeren Stromquelle, in der Regel einem Netzgleichrichter,
gezielt eingestellt.
[0045] In einer besonderen Ausführungsform wird die in der zweiten Stufe erfindungsgemäß
verwendete Elektrolysezelle in die Stromversorgung der amalgamliefernden Chlorzelle
der ersten Stufe integriert, so daß ein zusätzlicher Netzgleichrichter entfallen kann
(Figur 4).
[0046] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Lithiumionen leitende Keramik als einseitig
geschlossenes Rohr ausgebildet, welches konzentrisch in den Innenraum eines größeren
Außenrohres eingebracht wird. Das Außenrohr besteht aus einem Material, das sehr dicht
ist und beständig gegenüber heißem Amalgam. Insbesondere kommen als Materialien Edelstahl
und Graphit in Frage. Der Ringspalt zwischen Außenrohr und Keramikrohr wird in Längsrichtung
mit der flüssigen Anode durchströmt. Die Spaltweite des Ringspaltes beträgt zweckmäßigerweise
1 bis 10 mm, bevorzugt 2 bis 5 mm, besonders bevorzugt 2,5 bis 3 mm. Die Strömungsgeschwindigkeit
beträgt 0,03 bis 1,0 m/s, bevorzugt 0,05 bis 0,6 m/s, besonders bevorzugt 0,1 bis
0,3 m/s. Eine höhere Strömungsgeschwindigkeit gestattet in der Regel höhere Stromdichten.
Ein weiterer bauartbedingter Vorteil der Anode in Form eines Ringspaltes liegt in
dem relativ kleinen auf die Anodenfläche bezogenen Anodenvolumen. Damit wird es möglich,
die Forderung moderater Apparategewichte und eines akzeptablen Quecksilberumlaufvermögens
zu erfüllen.
[0047] Figur 2 zeigt eine typische Ausführung:
[0048] Die Zelle besteht in ihrem Kern aus einem einseitig geschlossenen Rohr 23 aus dem
Lithiumionen leitenden Festelektrolyten. Am offenen Ende ist ein Ring aus isolierendem
Material 24 mittels einer Glaslotverbindung heliumdicht angebracht. Mittels dieses
Ringes 24 ist das Lithiumionen leitfähige Rohr mit der Öffnung nach unten in eine
konzentrisches Edelstahlrohr 25 eingebaut, so daß ein Ringspalt von bevorzugt 2 bis
5 mm entsteht. Der über den Ringspalt und die Rohrlänge definierte Anodenraum erfüllt
zum einen die Forderung nach einem apparativen Konzept, welches mit relativ kleinem
Quecksilberinhalt auskommt. Zum anderen gestattet der Ringquerschnitt eine hinsichtlich
der Stromdichte sehr effektive Durchströmung des Anodenraumes in axialer Richtung.
Zur Abdichtung wird der Ring 24 mit je einer Flachdichtung unten 26 und oben 27 über
den Gehäuse- 28 und den Deckelflansch 29 mit drei oder vier Spannschrauben 30 verpresst.
[0049] An den Edelstahlbehälter ist eine Anodenstromzuführung 31 angebracht. Für die Zufuhr
von Amalgam ist seitlich unten ein Rohrstutzen 32, für den Ablauf seitlich oben ein
Rohrstutzen 33 angeschweißt. Vom Deckelflansch aus ragt ein Rohr aus Edelstahl 34
als kathodische Stromzuführung 35 in die Öffnung des Festelektrolyten. Das gleiche
Rohr 34 ist durch den Deckelflansch geführt und dient zur freien Abfuhr von flüssigem
Lithium. Die Zelle wird beheizt (36).
[0050] Die Anode ist die Amalgamfüllung im Ringraum zwischen Stahlrohrinenwand und Außenwand
des Lithiumionen leitenden Festelektrolytrohrs. Die Kathode ist die flüssige Lithiumfüllung
innerhalb der Lithiumionen leitenden Festelektrolytrohrs.
[0051] Die Zellspannung setzt sich im wesentlichen aus den beiden folgenden Einzelbeiträgen
zusammen: Dem elektrochemischen Potential des Redoxsystems Lithium zu Lithiumamalgam
und dem ohruschen Spannungsabfall über den elektrischen Widerstand des keramischen
Elektrolyten. Damit ist die Zellspannung eine Funktion der Stromdichte. Das elektrochemische
Potential kann in stromlosen Zustand gemessen werden. Es stellt sich entsprechend
der Lithiumkonzentration in der flüssigen Anode ein. Bei einer Lithiumkonzentrationen
von 0,05 Gew.-% stellt sich im stromlosen Zustand beispielsweise eine Zellspannung
von 0,92 V ein. Bei einer Stromdichte von 1000 A/m
2 stellt sich beispielsweise eine Zellspannung von 1,95 V ein.
[0052] Die Zellspannung wird überwacht und ist limitiert, so daß Anodenpotentiale ausgeschlossen
werden bei welchen die nach der elektrochemischen Spannungsreihe edleren metallischen
Verunreinigungen in der bewegten Anode oxidiert werden könnten.
[0053] Der Wert der Zellspannung kann ein Indikator für den Stofftransport in der flüssigen
bewegten Anode zur Keramikoberfläche sein und wird in der Regel dahingehend überwacht.
Die Stofftransportlimitierung kann verursacht werden, durch eine zu niedrige Lithiumkonzentration
in der Anode und oder unzureichende Strömung und oder zu hohe Stromdichte.
[0054] Der Betrieb im Bereich der Stofftransportlimitierung, das heißt mit überhöhter Zellspannung,
ist nur kurzzeitig zu tolerieren, da nach mehrtägigem Betrieb in diesem Grenzstrombereich
irreversible Schäden an der Keramik, wie z.B. Verlust an Leitfähigkeit und mechanische
Versprödung mit Rißbildung auftreten.
[0055] In einer bevorzugten Verfahrensweise wird die Stromrichtung in Zeitintervallen von
1 bis 24 Stunden für jeweils 1 bis 10 Minuten umgepolt betrieben, indem Anode und
Kathode über einen äußeren Widerstand kurzgeschlossen werden. Der Widerstand ist so
bemessen, daß die Stromstärke beim Umpolen etwa dem 1,5-fachen der Stromstärke im
Betrieb entspricht. Die Ausbeute an gewonnenem Lithium ist bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren vollständig im Bezug auf das anodenseitig umgesetzte Lithium. Die Stromausbeute
an gewonnenem Lithium ist bei normal gepolter Betriebsweise im Rahmen der Meßgenauigkeit
100%ig. Durch das intervallweise Umpolen vermindert sich die gemittelte Stromausbeute
auf Werte von 95 % bis 98%.
[0056] Das der Anode zugeführte Amalgam wird in einer bevorzugten Ausführungsform von 0,1
Gew.-% auf 0,03 Gew.-% Lithium abgereichert. Das nicht umgesetzte Lithium geht bei
Kopplung mit einer Chloralkali-Elektrolyse nicht verloren, weil es in die Chloralkalizelle
zurückgeführt wird und über den Amalgamkreislauf von dort zurückkommt.
[0057] Dazu wird die Lithiumsalzlösung an einer Amalgam- oder Quecksilber-Kathode reduziert.
Obwohl prinzipiell alle wäßrigen Lithiumsalz-Lösungen verwendbar sind, setzt man vorzugsweise
eine wäßrige Lithiumchlorid-Lösung im Verbund der Chloralkali-Elektrolyse um.