[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Schlichten einer Fadenschar gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 und einer Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 5.
[0002] Zur Vorbereitung auf die Weberei werden eine Fadenschar bildende Kettenfäden mit
Schlichte beaufschlagt. Dabei wird die Fadenschar durch ein Schlichtebad geführt,
anschließend abgequetscht und schließlich getrocknet.
[0003] Aus der DE-C 42 37 962 ist es bekannt, die Kettfäden vor dem Schlichtebad durch ein
Wasserbad zu führen und anschließend an das Wasserbad abzuquetschen. Dabei wird das
Wasser über Raumtemperatur erwärmt und enthält chemische Zusätze. Diese Vorbehandlung
führt dazu, daß die Avivage angelöst und teilweise herausgewaschen wird. Sie verbessert
auch die Aufnahmefähigkeit des Kettmaterials.
[0004] Ein gattungsgemäßes Verfahren und eine gattungsgemäße Vorrichtung sind aus der DE-C
42 34 279 bekannt In dieser Schrift ist ein Verfahren zum Beschlichten von feinkapillarem
Garn nach Art des Mikrofilamenttyps beschrieben, bei dem das Garn (in einem ersten
Schritt) mit einer der Endkonzentration der Schlichteflotte gegenüber verdünnten Flotte
vorgenetzt und (in einem zweiten Schritt) auf eine erste Restfeuchte abgequetscht
wird und unmittelbar auf das erste Abquetschen folgend mit einer Endkonzentration
aufweisenden Schlichteflotte behandelt und anschließend bis auf eine zweite Restfeuchte
abgequetscht wird.
[0005] Die Schlichtekonzentration der verdünnten Vornetzflotte ist annähernd gleich Null;
es wird im wesentlichen Netzmittel bzw. Wasser verwendet. Die Vornetzflotte wird auf
eine Temperatur bis zu etwa 90° C erhitzt. Nach diesem Verfahren läßt sich ein Garn
des Mikrofilamenttyps herstellen, das einen relativ schlichtearmen bis schlichtefreien
Kern sowie einen für ein Verweben ausreichend stabilen, relativ viel Schlichtemittel
enthaltenden Mantel besitzt.
[0006] Zum erfolgreichen Schlichten ist es notwendig, im Schlichtetrog eine bestimmte Schlichtekonzentration
und eine bestimmte Schlichtetemperatur einzuhalten. Bei einer zu hohen Schlichtekonzentration
wird zuviel Schlichte verbraucht, was zu hohe Kosten verursacht. Eine zu geringe Schlichtekonzentration
kann zu Problemen in der nachfolgenden Weberei führen. Eine bestimmte Schlichtetemperatur,
von z.B. 85° C, wird benötigt, um eine Viskosität der Schlichteflotte einzustellen,
die einen gleichmäßigen Schlichteauftrag gewährleistet.
[0007] Der Anmelderin ist bekannt, beim einstufigen Schlichten ohne Vornetzen die Schlichtekonzentration
und die Schlichtetemperatur durch Zufuhr von Wasserdampf mit Umgebungsdruck und Zufuhr
von Schlichteflotte, im folgenden Schlichtemittel genannt, in das Schlichtebad einzustellen.
Die Einstellung erfolgt so, daß die mit der Fadenschar ausgetragene Schlichteflotte
und das aufgrund der hohen Schlichtetemperatur verdampfende Wasser ständig ersetzt
werden.
[0008] Der Anmelderin ist weiterhin bekannt, den Schlichtetrog mit einem Doppelmantel zu
versehen. Der Doppelmantel wird mit Wasserdampf mit Umgebungsdruck beheizt. Dadurch
kann die zum Aufwärmen in das Schlichtebad eingeführte Menge Wasserdampf verringert
werden.
[0009] Wird die Fadenschar in einem ersten Schritt vorgenetzt und in einem zweiten Schritt
geschlichtet, so ist die Fadenschar bereits mit Netzmittel versehen und leicht abgekühlt,
wenn sie das Schlichtebad erreicht. Die vorgenetzte Fadenschar nimmt weniger Schlichteflotte
auf als eine trockene Fadenschar. Bei einem Schlichten mit Vornetzen wird einerseits
zum Aufwärmen der mit Netzmittel versehenen Fadenschar mehr Energie und andererseits
weniger Schlichteflotte benötigt. Bei einer Erwärmung des Schlichtebades durch die
Zufuhr von Wasserdampf kann es beim Anfahren ohne ausgleichenden Maßnahmen zu einer
starken Verdünnung der Schlichtekonzentration kommen. Stellt man die Schlichtekonzentration
so ein, daß sie nach dem Anfahren den gewünschten Wert erreicht, so wird die Fadenschar
beim Anfahren mit einer zu hohen Schlichtemenge beaufschlagt. Die Anfangsmenge liegt
dabei um 15 bis 20 % über der gewünschten Schlichtemenge, wobei sich die gewünschte
Schlichtemenge erst nach den ersten 2000 bis 3000 m der Fadenschar einstellt.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist, ein Verfahren zum Schlichten einer Fadenschar gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine entsprechenden Schlichtevorrichtung gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 5, so weiterzuentwickeln, daß eine starke Verdünnung der
Schlichtekonzentration beim Anfahren vermieden wird.
[0011] Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 1 und 5 gelöst.
[0012] Erfindungsgemäß wird das Schlichtemittel des zweiten Schrittes über eine Kontaktfläche
mit einer Temperatur von 100 bis 160° C indirekt beheizt.
[0013] Wesentlich ist, daß zum Aufheizen des Schlichtemittels statt Wasserdampf und damit
Wasser lediglich Energie zugeführt wird. Dabei sind verschiedene Möglichkeiten einer
indirekten Beheizung des Schlichtemittels im Schlichtebad einsetzbar, wie eine oder
mehrere im Schlichtetrog angeordnete Heizplatten oder Heizschlangen, die durch ein
Heizmittel, wie Wasserdampf unter Druck oder Thermoöl, oder elektrisch beheizt werden.
[0014] Wesentlich ist auch, daß an der Kontaktfläche durch das Heizmittel, das eine Temperatur
von >100° C aufweist, eine Temperatur von mindestens 100° C eingestellt wird. Temperaturen
zwischen 120 und 140° C sind besonders vorteilhaft.
[0015] Die indirekte Beheizung des Schlichtemittels ermöglicht eine Einstellung der Schlichtetemperatur
ohne Zufuhr von Wasser. In das Schlichtebad wird durch Austausch von Netzmittel durch
Schlichtemittel in der Fadenschar nur eine gewisse Menge Netzmittel, vorwiegend Wasser,
eingebracht Eine gewisse Menge Wasser verdampft wegen der hohen Schlichtetemperatur
aus dem Schlichtebad. Lediglich ein geringer Überschuß von der durch die Fadenschar
eingebrachten Wassermenge, verglichen mit der Menge verdampften Wassers, führt zur
Verdünnung der Schlichteflotte beim Anfahren. Die Absenkung der Schlichtekonzentration
während des Anfahrens ist beispielsweise kleiner als 10 %, wobei das Gleichgewicht
der Schlichtekonzentration schon nach wenigen 100 m der Fadenschar erreicht ist. Derartig
gering erhöhte Anfangsmengen von Schlichtemittel, nämlich kleiner als etwa 10 %, können
in Kauf genommen werden, so daß die Schlichtekonzentration allein durch Zufuhr verbrauchten
Schlichtemiteis eingestellt werden kann. Zusätzliche Maßnahmen, wie die z.B. in der
DE 42 34 279 beschriebene Messung der Schlichtekonzentration und Regelung der Beschlichtung
aufgrund von Gewichtsmessungen oder durch Anpassen von Schlichtekonzentration durch
einen Konzentrationsmischer sind nicht mehr notwendig.
[0016] Eine z.B. um 5 bis 10° C höhere Temperatur des Netzmittels des ersten Schrittes als
die Temperatur des Schlichtemittels des zweiten Schrittes, d.h. der Schlichtetemperatur,
gemäß Anspruch 2, verringert die Temperaturdifferenz der bereits mit Netzmittel versehenen
leicht abgekühlten Fadenschar zur Schlichtetemperatur. Die mit Netzmittel versehene
Fadenschar kann schneller aufgewärmt werden. Es wird weniger Energie zum Aufwärmen
benötigt.
[0017] Gemäß Anspruch 3 wird eine Abkühlung der im ersten Schrift benetzten Fadenschar bis
zur Beaufschlagung mit Schlichtemittel im zweiten Schrift auf maximal 10° C begrenzt.
Eine Begrenzung der Abkühlung kann durch unmittelbare Folge des zweiten Schrittes
auf den ersten erfolgen. Dies kann durch eine kompakte Bauweise der Schlichtevorrichtung
ermöglicht werden. Eine Begrenzung der Abkühlung kann auch durch Isolierung der Fadenschar
durch eine Abdeckung und/oder Zufuhr von Wärme zur Fadenschar auf dem Weg vom Netzmittelbad
zum Schlichtemittelbad erfolgen. Die Begrenzung der Abkühlung stellt den geringen
Energieverbrauch im zweiten Schrift sicher.
[0018] Vorzugsweise wird die Fadenschar gemäß Anspruch 4 nach dem Vornetzen im ersten Schrift
auf eine Restfeuchte von 25 bis 60 % abgequetscht. Die Restfeuchte entspricht dem
Gewicht des Wassers bezogen auf das Gewicht der Fadenschar. Die Restfeuchte der Fadenschar
nach dem Schlichten und Abquetschen im zweiten Schrift wird, wie in der DE-C 42 34
279 beschrieben, mindestens gleich, in den meisten Fällen höher eingestellt. Eine
verhältnismäßig geringe Restfeuchte der Fadenschar nach dem ersten Schrift verhindert
eine starke Verdünnung der Schlichteflotte, trägt zu einer stabilen Schlichtekonzentration
bei und wirkt sich wegen der geringen Menge zu erwärmenden Netzmittels energetisch
günstig aus.
[0019] Bei einer erfindungsgemäßen, zur Durchführung eines Verfahrens nach den Ansprüchen
1 bis 4 geeigneten Schlichtevorrichtung gemäß Anspruch 5 weist der Schlichtemitteltrog
eine indirekte Heizung mit einer ebenen Kontaktfläche auf. Die Kontakfläche bildet
je nach benötigter Wärmeleistung einen Teil oder den gesamten Boden des Schlichtemitteltroges,
wobei die Kontaktfläche der indirekten Heizung in den Boden des Schlichtemitteltroges
integriert ist. Die Integration und die Ebenheit der Kontaktfläche gewährleisten eine
gleichmäßige Erwärmung des Schlichtemittels im Schlichtemitteltrog ohne Gefahr von
Schlichtemittelanbackungen an einer Übergangskante oder an Unebenheiten. Durch die
Integration der Kontaktfläche in den Boden wird eine einfache und kompakte Bauweise
des Schlichtemitteltroges und damit der gesamten Schlichtevorrichtung ermöglicht.
[0020] Gemäß Anspruch 6 weist die indirekte Heizung eine als Dampfdruckplatte ausgebildete
Heizplatte auf Eine, z.B. aus zwei stellenweisen miteinander verbundenen Platten bestehende,
Dampfdruckplatte hat eine geringe Bauhöhe. Auch ist ihre Fläche einfach auf die benötigte
Wärmeleistung abzustimmen.
[0021] Eine kompakte Bauweise der Schlichtemittelvorrichtung kann durch einen gemeinsamen
Trog der Netzeinheit oder der Schlichteeinheit, der durch eine Trennwand in einen
Netzmitteltrog und in einen Schlichtemitteltrog unterteilt ist, realisiert sein.
[0022] Eine kompakte Bauweise kann auch dadurch realisiert werden , daß der Schlichtemittetrog
direkt hinter dem Netzmitteltrog und mit seinem Boden etwa auf Höhe der letzten Walze
der Netzeinheit angeordnet ist. Dabei befindet sich die erste Walze der Schlichteeinheit
dicht hinter und leicht oberhalb der letzen Walze der Netzeinheit. Durch eine kompakte
Bauweise ist die Länge der freien Strecke, die die Fadenschar von der Netzeinheit
zur Schlichteeinheit überwenden muß, minimiert. Eine minimale Länge der freien Strecke
verhindert eine starke Abkühlung der Fadenschar. Zum Aufheizen des Schlichtemittels
wird nur eine verhältnismäßig geringe Energiezufuhr durch die indirekte Heizung benötigt.
Dies ermöglicht, zum Beispiel, eine verhältnismäßig kleine Heizplatte, die gut im
Schlichtemitteltrog untergebracht werden kann.
[0023] Eine Abdeckung der freien Strecke gemäß Anspruch 8 und ggf. eine Heizeinrichtung
in der Abdeckung gemäß Anspruch 9 sind weitere Maßnahmen, die eine Abkühlung der Fadenschar
auf ihrem Weg von der Netzeinheit zur Schlichteeinheit verhindern. Ein gemeinsames
Gehäuse der Netzeinheit und der Schlichteeinheit gemäß Anspruch 10 ermöglichen eine
kompakte Bauweise.
[0024] Die Erfindung wird anhand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Beispiels
weiter erläutert. Figur 1 zeigt eine Anlage zum Schlichten einer Fadenschar, Figur
2 eine Schlichtevorrichtung und Figur 3 einen vergrößerten Ausschnitt aus Figur 2.
[0025] Eine in Figur 1 dargestellte Anlage zum Schlichten einer Fadenschar 1 weist ein Lieferabteil
2, eine Schlichtvorrichtung 3, einen Trockner 4 mit Trocknungszylindern 5 und einen
Aufwickler 6 mit einem Wickelbaum 7 auf . Das Lieferabteil 2, der Trockner 4, in dessen
Gehäuse sich die Schlichtvorrichtung 3 befindet, und der Abwickler 6 sind in Transportrichtung
der Fadenschar 1 hintereinander angeordnet. Die Schlichtevorrichtung 3 weist eine
Umlenkwalze 8, eine Netzeinheit 9 und eine Schlichteinheit 10 auf. Sie ist in Figur
2 genauer dargestellt Die beispielsweise als Meß- und Abzugswalze für das Lieferabteil
2 ausgebildete Umlenkwalze 8 befindet sich im unteren Bereich oder unterhalb vor einem
Netzmitteltrog 11.
[0026] Die Netzeinheit 9 weist neben dem Netzmitteltrog 11 drei im Bereich oberhalb des
Netzmitteltroges 11 gelagerte Walzen 12, 13 und 14 auf. Der Netzmitteltrog 11 erstreckt
sich quer zu Transportrichtung der Fadenschar 1 über die gesamte Breite der gleich
breiten Walzen 12, 13 und 14. Die Durchmesser der zweiten Walze 13 und der dritten
Walze 14 sind gleich groß, der Durchmesser der ersten Walze 12 beträgt etwa die Hälfte
dieser Durchmesser. Die zweite Walze 13 und die dritte Walze 14 sind übereinander
und die erste Walze 12 im oberen Bereich vor der zweiten Walze 13 angeordnet. Dabei
ragt die zweite Walze 13 bis unterhalb einer Minimalmarkierung eines Füllstandsmessers
15 in den Netzmitteltrog 11. Die erste Walze 12 ist, wie durch einen Pfeil 16 gekennzeichnet,
mit Anpreßmitteln, zum Beispiel einem Druckluftzylinder versehen, durch die sie an
die zweite Walze 13 anpreßbar ist. Zwischen der ersten Walze 12 und der zweiten Walze
13 ist dadurch ein erster Quetschspalt 17 und oberhalb des Quetschspaltes 17 ein Zwickel
18 gebildet. In diesen Zwickel 18 mündet eine Netzmittelzufuhrvorrichtung 19. Die
zweite Walze 13 ist, wie durch einen Pfeil 20 gekennzeichnet, mit einem Antrieb verbunden.
Die dritte Walze 14 ist, wie durch einen Pfeil 21 gekennzeichnet, mit Anpreßmitteln
versehen, Gewindestangen, durch die sie zur zweiten Walze bewegbar und an diese anpreßbar
ist. Zwischen der zweiten Walze 13 und der dritten Walze 14 ist dadurch ein zweiter
Quetschspalt 22 gebildet. Durch diese Anordnung bilden die Walzen 12, 13, 14 ein Einzugwerk
für die Schlichteeinheit 10.
[0027] Ein Schlichtemitteltrog 23 der Schlichteeinheit 10 ist dicht hinter dem Netzmitteltrog
11 angeordnet. Er ist oberhalb des Netzmitteltroges 11 angeordnet, wobei sich sein
Boden 24 auf Höhe der dritten Walze 14 befindet.
[0028] Die Schlichteeinheit 10 weist neben dem Schlichtemitteltrog 23 drei im Bereich des
Schlichtemitteltroges 23 angeordnete, gelagerte Walzen 25, 26 und 27 auf. Der Schlichtemitteltrog
23 erstreckt sich, wie der Netzmitteltrog 11, quer zur Transportrichtung der Fadenschar
1 über die gesamte Breite der gleich breiten Walzen 25, 26 und 27.
[0029] Die Durchmesser der zweiten Walze 26 und der dritten Walze 27 sind gleich groß, der
Durchmesser der ersten Walze 25 beträgt etwa zwei Drittel dieser Durchmesser. Die
drei Walzen 25, 26, 27 sind hintereinander angeordnet, wobei sich die zweite und dritte
Walze 26, 27 auf gleicher Höhe befinden und bis unterhalb einer Minimalmarkierung
eines Füllstandsmessers 28 in den Schlichtemitteltrog 23 ragen. Die erste Walze 25
ist im oberen Bereich der zweiten Walze 26 angeordnet. Dabei kann sie etwas über die
zweite Walze 26 ragen. Die erste Walze 25 ist, wie durch einen Pfeil 29 gekennzeichnet,
mit Anpreßmitteln, zum Beispiel einem Druckluftzylinder, versehen, durch die sie an
die zweite Walze 27 anpreßbar ist Zwischen der ersten Walze 25 und der zweiten Walze
26 ist dadurch ein erster Quetschspalt 30 und darüber ein Zwickel 31 gebildet. In
diesem Zwickel 31 mündet eine Schlichtemittelzufuhrvorrichtung 32. Die zweite Walze
26 ist, wie durch den Pfeil 33 gekennzeichnet, mit einem Antrieb verbunden. Die dritte
Walze 27 ist, wie durch einen Pfeil 34 gekennzeichnet, mit Anpreßmitteln versehen,
durch die sie zur zweiten Walze 26 bewegbar und an diese anpreßbar ist. Zwischen der
zweiten Walze 26 und der dritten Walze 27 ist dadurch ein zweiter Quetschspalt 35
gebildet.
[0030] Der Schlichtemitteltrog 23 weist eine parallel vor einer Rückwand 36 verlaufende
Überlaufwand 37 auf, deren Höhe der maximalen Füllstandshöhe entspricht.
[0031] Der Schlichtemitteltrog 23 weist eine indirekte Heizung mit einer Heizplatte 38 auf,
und zwar einer Dampfdruckplatte, die in den Boden 24 des Schlichtemitteltroges 23
eingesetzt ist. Die Heizplatte 38 weist eine obere Platte 39 und eine untere Platte
40 auf, die an bestimmten Stellen miteinander verbunden sind. Durch diese Verbindungen
sind, zum Beispiel mäanderförmige, Kanäle für das Heizmittel zwischen den Platten
39 und 40 gebildet. Es können weitere punkförmige Verbindungen zur Stabilisierung
der Heizplatte 38 vorgesehen sein.
[0032] Wesentlich ist, daß eine zur Innenseite des Schlichtemitteltroges 23 zeigende Kontaktfläche
41 der oberen Platte 39 der Heizplatte 38 eben ist und mit einer Innenfläche 42 des
Bodens 24 abschließt (vgl. Figur 3). Zur als Dampfdruckplatte ausgebildeten Heizplatte
38 führt eine Dampfzuleitung 43 mit einem mit einer Steuerung 44 versehenen Ventil
45. An die Heizplatte 38 ist eine Abfuhrleitung mit einem Kondensator 47 zur Ableitung
des Heizmittels, nämlich des Dampfes, angeschlossen.
[0033] Statt einer Dampfdruckplatte kann die Heizplatte 38 als Thermoölplatte oder als elektrisch
beheizbare Platte ausgebildet sein. Statt zweier Platten 39, 40, die Kanäle für das
Heizmittel bilden, können zum Beispiel unterhalb des Bodens 24 oder einer anderen
Platte Heizschlangen oder miteinander verbundene Heizrohre für das Heizmittel vorgesehen
sein. Wesentlich ist, daß die indirekte Heizung eine ebene Kontaktfläche 41 aufweist.
Die Kontaktfläche 41 kann, wie in diesem Beispiel, einen Teil des Bodens 24 bilden
und mit der Innenfläche 42 des Bodens 24 abschließen. Sie kann sich auch über den
gesamten Boden 24 des Schlichtemitteltroges 23 erstrecken.
[0034] Die Schlichtevorrichtung 3 weist eine kompakte Bauweise auf. Die kompakte Bauweise
ist durch die Anordnung des Netzmitteltroges 11 und der Walzen 12, 13, 14 der Netzeinheit
vor dem Schlichtemitteltrog 23, wobei die Walzen 13, 14 der Netzeinheit 9 übereinander
und der Schlichtemitteltrog 23 oberhalb des Netzmitteltroges 11 angeordnet sind, realisiert.
Durch diese Anordnung ist die Länge einer freien Strecke 48, über die die Fadenschar
1 von der letzten Walze 14 des Netzmitteltroges 11 bis zur ersten Walze 25 des Schlichtemitteltroges
23 geführt ist, minimiert. Die freie Strecke 48 verläuft zwischen einem Ablaufpunkt
49 für die Fadenschar 1 an der Oberfläche der letzten Walze 14 der Netzeinheit 9 und
einem Auftreffpunkt 50 der Fadenschar an der Oberfläche der ersten Walze 25 der Schlichteeinheit
10, d.h. zwischen den Berührungspunkten 49 und 50 einer Tangente an die Oberflächen
der Walzen 14 und 25. Die freie Strecke 48 beträgt größenordnungsmäßig 1 m, vorzugsweise
250 bis 750 mm.
[0035] Oberhalb der freien Strecke 48 kann eine Abdeckung 51 mit einer Heizeinrichtung 52
vorgesehen sein. Die Netzeinheit 9 und die Schlichteinheit 10 können ein gemeinsames
Gehäuse 53 aufweisen.
[0036] Im Betrieb wird die Fadenschar 1 vom Lieferabteil 2 abgezogen, durch die Schlichtevorrichtung
3 und über die Trockenzylinder 5 des Trockners 4 zum Abwickler 6 geführt. Im Abwickler
6 wird sie auf einen Wickelbaum 7 aufgewickelt.
[0037] In der Schlichtevorrichtung 3 wird die Fadenschar 1 in einem ersten Schrift in der
Netzeinheit 9 mit einem Netzmittel, vorzugsweise Wasser, einer Temperatur von 65 bis
95° C beaufschlagt und auf eine Restfeuchte von 25 bis 60 % abgequetscht. Die Temperatur
des Netzmittels wird, beispielsweise um etwa 5° C, höher als die des Schlichtemittels
eingestellt. Die Restfeuchte der Fadenschar 1 beim Verlassen der Netzeinheit 9 wird
in Abhängigkeit des Netzvermögens der Fadenschar 1 und der Netzmitteltemperatur bestimmt.
[0038] In der Schlichteeinheit 10 wird die Fadenschar 1 in einem zweiten Schritt mit Schlichtemittel
einer Temperatur von 65 bis 95° C beaufschlagt und auf einer Restfeuchte von 80 bis
160 % abgequetscht.
[0039] Die Beaufschlagung der Fadenschar 1 mit Netzmittel und das anschließende Abquetschen
erfolgt zweimal hintereinander. Dazu wird die Fadenschar 1 über die Umlenkwalze 8
von unten um die Oberseite der ersten Walze 12 der Netzeinheit 9 in den durch die
Netzmittelzufuhrvorrichtung 19 mit Netzmittel gefülltem Zwickel 18 geführt und mit
Netzmittel beaufschlagt. Im ersten Quetschspalt 17 unter dem Zwickel 18 wird die Fadenschar
1 zum erstenmal abgequetscht. Die Fadenschar 1 wird anschließend um die Unterseite
der zweiten Walze 13 und damit durch das Netzmittelbad in Netzmitteltrog 11 geführt
und erneut mit Netzmittel beaufschlagt. Die Fadenschar 1 wird weiter um die Oberseite
der zweiten Walze 13 durch den zweiten Quetschspalt 22 geführt, wobei sie auf die
vorbestimmte Restfeuchte abgequetscht wird. Üblicherweise ist die Quetschkraft im
zweiten Quetschspalt 22 größer, zum Beispiel das Zehnfache, als im ersten Quetschspalt
17.
[0040] Die zuvor zweifach benetzte und abgequetschte, d.h. mit Netzmittel versehene und
auf Netzmitteltemperatur erwärmte, Fadenschar 1 wird um die dritte Walze 14 über die
freie Strecke 48 zur Oberseite der ersten Walze 25 der Schlichteeinheit 10 geführt
und kühlt ab. Die Abkühlung der Fadenschar 1 wird auf maximal 5 bis 10° C begrenzt,
wobei die Begrenzung der Abkühlung in vielen Fällen durch die geringe Länge der freien
Strecke 48 gewährleistet ist. Zusätzlich kann die Fadenschar 1 durch eine thermisch
isolierende Abdeckung 51 der freien Strecke 48, die ggf. mit einer Heizung 52 versehen
ist auf eine Temperatur nahe der Netzmitteltemperatur gehalten werden.
[0041] Im zweiten Schritt erfolgt die Beaufschlagung der Fadenschar 1 mit Schlichtemittel
und das anschließende Abquetschen ebenfalls zweimal hintereinander. Dazu wird die
Fadenschar 1 um die Oberseite der ersten Walze 25 in den durch die Schlichtemitttelzufuhrvorrichtung
32 mit Schlichtemittel gefülltem Zwickel 31 geführt und mit Schlichtemittel beaufschlagt.
Im ersten Quetschspalt 30 unter dem Zwickel 31 wird dië Fadenschar 1 zum erstenmal
abgequetscht. Die Fadenschar 1 wird anschließend um die Unterseite der zweiten Walze
26 und damit durch das Schlichtemittelbad im Schlichtemitteltrog 23 geführt und erneut
mit Schlichtemittel beaufschlagt. Anschließend wird die Fadenschar 1 durch den zweiten
Quetschspalt 35, wobei sie auf die vorbestimmte Restfeuchte abgequetscht wird, zum
Trockner 4 geführt.
[0042] Das Schlichtemittel, mit dem die Fadenschar 1 im zweiten Schritt beaufschlagt wird,
wird über die Kontaktfläche 41 der indirekten Heizung im Schlichtemitteltrog 23 mit
einer Temperatur von 100 bis 160° C beheizt. Dazu wird der als Dampfdruckplatte ausgebildeten
Heizplatte 38 Heißdampf, d.h. gesättigter Dampf unter erhöhtem Druck, zugeführt.
[0043] Die Fadenschar 1 wird mit einer Vorschubgeschwindigkeit von 60 bis 200 m/min. und
höher durch die Schlichtevorrichtung 3 geführt.
Beispiel:
[0044] Bei einer Fadenschar 1 aus Baumwolle mit einem Flächengewicht von 100 g/m
2 wird als Schlichtemittel modifizierte Stärke und als Netzmittel Wasser, ggf. mit
Zusätzen, eingesetzt. Die Netzmitteltemperatur wird auf 85° C, die Restfeuchte nach
dem Netzen (erster Schritt) auf 40 %, die Schlichtemitteltemperatur auf 80° C und
die Restfeuchte nach dem Schlichten (zweiter Schrift) auf 140 % eingestellt. Die als
Dampfdruckplatte ausgebildete Heizplatte 38 wird mit einem Heißdampf einer Temperatur
von 142° C und einem Druck von 3 bar beheizt. Die Temperatur der Kontaktfläche beträgt
dabei etwa 140° C. Die Vorschubgeschwindigkeit beträgt 120 m/min. Beim Anfahren findet
auf den ersten 200 bis 600 m, hier den ersten 400 m, der Fadenschar 1 eine Verdünnung
der Schlichtemittelkonzentration statt. Dabei liegt die Anfangamenge des auf die Fadenschar
1 aufgetragenen Schlichtemittels um 6 bis 10 %, hier um 8 %, höher als die gewünschte
Menge. Eine Steuerung oder Regelung der aufgebrachten Schlichtemenge durch aufwendige
Meß- und Regeltechnik ist nicht erforderlich.
[0045] Durch die Zweistufigkeit des Verfahrens kann bei gleichem Webnutzeffekt 50 % des
Schlichtemittels eingespart werden oder bei einer Verbesserung des Webnutzeffektes
von 3 % etwa 20 % des Schlichtemittels eingespart werden.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Fadenschar
- 2
- Lieferabteil
- 3
- Schlichtvorrichtung
- 4
- Trockner
- 5
- Trocknungszylinder
- 6
- Aufwickler
- 7
- Baum
- 8
- Umlenkwalze
- 9
- Netzeinheit
- 10
- Schlichteinheit
- 11
- Netzmitteltrog
- 12
- erste Walze
- 13
- zweite Walze
- 14
- dritte Walze
- 15
- Füllstandsmesser
- 16
- Pfeil (Anpreßmittel)
- 17
- erster Quetschspalt
- 18
- Zwickel
- 19
- Netzmittelzufuhrvorrichtung
- 20
- Pfeil (Antrieb)
- 21
- Pfeil (Anpreßmittel)
- 22
- zweiter Quetschspalt
- 23
- Schlichtemitteltrog
- 24
- Boden
- 25
- erste Walze
- 26
- zweite Walze
- 27
- dritte Walze
- 28
- Füllstandsmesser
- 29
- Pfeil (Anpreßmittel)
- 30
- erster Quetschspalt
- 31
- Zwickel
- 32
- Schlichtemittelzufuhrvorrichtung
- 33
- Pfeil (Antrieb)
- 34
- Pfeil (Anpreßmittel)
- 35
- zweiter Quetschspalt
- 36
- Rückwand
- 37
- Überlaufwand
- 38
- Heizplatte
- 39
- obere Platte
- 40
- untere Platte
- 41
- Kontaktfläche
- 42
- Innenfläche
- 43
- Dampfzuleitung
- 44
- Steuerung
- 45
- Ventil
- 46
- Abfuhrleitung
- 47
- Kondensator
- 48
- freie Strecke
- 49
- Ablaufpunkt
- 50
- Ablaufpunkt
- 51
- Abdeckung
- 52
- Heizung
- 53
- Gehäuse
1. Verfahren zum Schlichten einer Fadenschar, bei dem die Fadenschar
in einem ersten Schritt mit einem Netzmittel einer Temperatur von 65 bis 95° C beaufschlagt
und auf eine Restfeuchte abgequetscht wird und
in einem zweiten Schritt mit einem Schlichtemittel einer Temperatur von 65 bis 95°
C beaufschlagt und und auf eine Restfeuchte abgequetscht wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Schlichtemittel des zweiten Schrittes über eine Kontaktfläche (41) mit einer Temperatur
von 100 bis 160° C indirekt beheizt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß dieTemperatur des Netzmittels im ersten Schritt um etwa 5 bis 10° C höher eingestellt
wird als die Temperatur des Schlichtemittels im zweiten Schritt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Abkühlung der Fadenschar (1) zwischen dem ersten und dem zweiten Schrift
auf maximal 10° C begrenzt wird.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Restfeuchte des ersten Schrittes 25 bis 60 % beträgt.
5. Schlichtevorrichtung zum Schlichten einer Fadenschar mit
einer Netzeinheit mit einem Netzmitteltrog und mindestens einen Quetschspalt bildenden
Walzen und
einer dahinter angeordneten Schlichteeinheit mit einem Schlichtemitteltrog mit mindestens
einen Quetschspalt bildenden Walzen,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Schlichtemitteltrog (23) eine indirekte Heizung mit einer ebenen Kontaktfläche
(41) aufweist,
wobei die Kontaktfläche (41) einen Teil oder einen gesamten Boden (24) des Schlichtemitteltroges
(23) bildet.
6. Schlichtevorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die indirekte Heizung eine als Dampfdruckplatte ausgebildete Heizplatte (38)
aufweist.
7. Schlichtevorrichtung nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Länge einer freien Strecke (48), über die die Fadenschar (1) von einer letzten
Walze (14) der Netzeinheit (9) zu einer ersten Walze (25) der Schlichteeinheit (10)
geführt ist, durch kompakte Bauweise minimiert ist.
8. Schlichtevorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7
gekennzeichnet durch eine Abdeckung (49) der freien Strecke (48).
9. Schlichtevorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abdeckung eine Heizeinrichtung (50) aufweist.
10. Schlichtevorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
gekennzeichnet durch ein gemeinsames Gehäuse (53) der Netzeinheit (9) und der Schlichteeinheit (10).