[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Menschenrettung und Brandbekämpfung,
insbesondere für Auto- und Eisenbahntunnel.
[0002] Es ist bekannt, daß die Brandbekämpfung und Menschenrettung in mehrere Kilometer
langen Auto- oder Eisenbahntunneln große Probleme bereitet. Als ein Beispiel wird
auf den Brand im Mont Blanc-Tunnel im März 1999 verwiesen, bei dem 40 Todesopfer,
davon sieben Feuerwehrleute, zu beklagen waren. Mit den heute üblichen Lösch- und
Rettungsverfahren werden nur geringe Erfolge erzielt, weil es in der Regel unmöglich
ist, überhaupt bis zum Brandherd vorzudringen. Hauptursache dafür sind die Wärmeentwicklung
im Tunnel, die Ausbreitung von Brandrauch, die Entfernung, die von Hilfskräften zurückgelegt
werden muß, und die Einsatzzeit von Atemschutzgeräten. Des weiteren entsteht durch
die Einwirkung von Wärme und Brandrauch auf den Tunnel ein erheblicher Sachschaden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Menschenrettung und
Brandbekämpfung zu schaffen, mit der Brände in Tunneln besser bekämpft werden können.
[0004] Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Der Kern der Erfindung
besteht darin, in einem Tunnel zwei verfahrbare Laufkatzen vorzusehen, die jeweils
ein aufblasbares Kissen aufweisen. Im Falle eines Brandes werden die Laufkatzen zu
den beiden Seiten eines Brandherdes gefahren und die Kissen aufgeblasen. Die Kissen
sind derart dimensioniert, daß sie sich im aufgeblasenen Zustand an die Wand des Tunnels
dichtend anlegen. Von besonderem Vorteil ist, daß das Kissen auch Fahrzeuge, die auf
dem Grund des Tunnels stehen, umschließen kann, so daß auch in diesem Fall eine zumindest
hinreichende Abdichtung gewährleistet ist. Weitere Vorteile der Erfindung bestehen
darin, daß eine Möglichkeit geschaffen ist, Menschen gefahrlos aus Tunneln zu retten.
Ferner können Einsatzkräfte der Feuerwehr gefahrlos bis zum Brandherd vordringen und
dort das Feuer bekämpfen. Auch wird eine Ausbreitung von Brandrauch, Feuer und Wärmestrahlung
verhindert. Der materielle Schaden, vor allem auch an dem Tunnel selbst, kann möglichst
gering gehalten werden. Das Feuer kann durch das Abschneiden der Sauerstoffzufuhr
erstickt werden.
[0005] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0006] Zusätzliche Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung. Es zeigt
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt durch einen Tunnel mit einer Vorrichtung zur Menschenrettung
und Brandbekämpfung.
[0007] An der oberen Seite eines Tunnels 1 ist im Bereich der größten Höhe des Tunnels eine
durchgängige Schiene 2 vom Eingang bis zum Ausgang des Tunnels 1 vorgesehen. An beiden
Enden des Tunnels 1 ist eine im folgenden beschriebene Vorrichtung vorgesehen. Sie
besteht aus einer auf der Schiene 2 verfahrbaren Laufkatze 3 mit Fernsteuerung, Infrarotkamera
und dem Hauptbestandteil der Vorrichtung, einem mit einem nichtbrennbaren Gas, z.B.
Stickstoff oder Kohlendioxid, befüllbaren und mit Druck beaufschlagbarem Kissen 4.
Außerdem sind an der Lauf-katze 3 die für eine im weiteren beschriebene Fluchtkammer
8 notwendigen Preßluftatmer angebracht.
[0008] Die ferngesteuerten Laufkatzen 3 werden von beiden Seiten an einen Brandherd 5 herangefahren.
Anschließend werden die aus gasdichtem, wärmebeständigem und druckbeständigem Material
bestehenden Kissen 4 durch einen an der Laufkatze 3 befestigten Druckgasbehälter mit
einem nicht brennbaren und nicht brandfördernden Gas, wie z.B. Stickstoff, Kohlendioxid,
einem Edelgas oder Halon, befüllt, bis die Kissen 4 an den Wänden des Tunnels 1 dichtend
anliegen. Hierdurch wird der Tunnel 1 über seinen gesamten Querschnitt gegen Brandrauch
und Wärmestrahlung abdichtend verschlossen.
[0009] Der Druck in den Kissen 4 muß so hoch sein, daß der am Brandherd 5 entstehende Druck
es nicht verschieben oder zerstören kann. An ihren dem Brandherd 5 zugewandten Seiten
weisen die Kissen 4 eine feuerbeständige Beschichtung auf. Es ist möglich, diese Wandungen
der Kissen 4 aus einem mit einem hitzebeständigen Gewebe, wie z.B. Baumwolle oder
Glasfaser, verstärkten hitzebeständigen Kunststoff, wie z.B. Teflon, herzustellen.
[0010] Aufgrund der Steuerung der Laufkatze 3 über die Infrarotkamera können die Kissen
4, ohne daß Rettungskräfte den Tunnel 1 betreten müssen, bis an den Brandherd 5 herangefahren
und dort entfaltet und aufgeblasen werden. Dadurch besteht für im Tunnel befindliche
Menschen außerhalb der Kissen 4 die Möglichkeit, sich trotz zu erwartender Fahrzeugstaus
zu Fuß nach draußen zu retten, bzw. für Einsatzkräfte die Möglichkeit, im Tunnel 1
tätig zu werden. Außerdem wird das Feuer nach einer gewissen Zeit, die von vorhandenem
Sauerstoff und brennbarem Material abhängig ist, von selber ersticken. Dann können
die Kissen 4 wieder abgebaut, aufbereitet und wieder verwendet werden. Der mögliche
Verlust von Menschenleben und der Sachschaden durch Wärme und Rauchentwicklung bei
solchen Katastrophen wird sich auf den abgeschotteten Brandherd beschränken und sich
deshalb in Grenzen halten.
[0011] Es ist auch möglich, die Kissen 4 mit Vorratsdruckgasbehältern auf geeigneten LKW
Fahrgestellen zu montieren. Jedoch hat das den Nachteil, daß bei zu erwartenden Fahrzeugstaus
Probleme auftreten können, den Brandherd überhaupt zu erreichen.
[0012] Um die Überlebenschancen der eingeschlossenen Menschen zu erhöhen, ist an der dem
Brandherd 5 zugewandten Seite der beschriebenen Kissen 4 je eine Fluchtkammer 8 vorgesehen.
Diese Fluchtkammer 8 entfaltet sich automatisch mit Aufblasen des Kissens 4. Im Inneren
der Fluchtkammer 8 befinden sich mehrere Atemanschlüsse, um den dorthin geflüchteten
Personen für einige Zeit - bis zum Eintreffen von Rettungskräften - das Atmen von
Frischluft zu ermöglichen. Diese Atemanschlüsse werden durch herkömmliche, an der
Laufkatze 3 befestigte Preßluftatmer mit Atemluft versorgt. Der Zugang zur Fluchtkammer
8 wird zur Abschirmung der Wärmestrahlung des Brandherdes 5 mit einem gasdichten Reißverschluß
verschlossen. Um es den eintreffenden Rettungskräften zu ermöglichen, am Brandherd
5 Brandbekämpfungsmaßnahmen durchzuführen, sind im unteren Bereich der Kissen 4 Klappen
6 eingearbeitet. Durch diese Klappen 6 kann ein geeignetes Löschmittel, z.B. Kohlendioxid,
Stickstoff, Halon, Löschpulver, eingebracht werden.
1. Vorrichtung zur Brandbekämpfung und Menschenrettung bei Vorliegen eines Brandherdes
(5) in einem Tunnel (1),
a) mit mindestens zwei in dem eine Längs-Richtung (7) aufweisenden Tunnel (1) verfahrbaren
Laufkatzen (3), welche jeweils ein aufblasbares Kissen (4) aufweisen, das im aufgeblasenen
Zustand den Querschnitt des Tunnels (1) im wesentlichen dichtend versperrt,
b) wobei die mindestens zwei Laufkatzen (3) zu den beiden, in Längs-Richtung (7) vor
und hinter dem Brandherd (5) liegenden Seiten des Brandherdes (5) verfahrbar sind
und die jeweiligen Kissen (4) dort aufblasbar sind.
2. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine erste Laufkatze (3) vorgesehen ist, die von einem ersten Ende des Tunnels (1)
in den Tunnel (1) einfahrbar ist und daß eine zweite Laufkatze (3) vorgesehen ist,
die von einem zweiten Ende des Tunnels (1) in den Tunnel (1) einfahrbar ist.
3. Vorrichtung gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das jeweilige Kissen (4) im aufgeblasenen Zustand im wesentlichen gasdicht an der
Wand des Tunnels (1) anliegt.
4. Vorrichtung gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das jeweilige Kissen (4) mit einem Gas aufblasbar ist.
5. Vorrichtung gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas nichtbrennbar und nichtbrandfördernd ist.
6. Vorrichtung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas Kohlendioxid, Stickstoff oder Halon ist.
7. Vorrichtung gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das jeweilige Kissen (4) mindestens auf der dem Brandherd (5) zugewandten Seite eine
feuerfeste Beschichtung aufweist.
8. Vorrichtung gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kissen (4) im aufgeblasenen Zustand eine Fluchtkammer (8) zur Aufnahme von Personen
aufweist.
9. Vorrichtung gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Fluchtkammer (8) eine zum Brandherd (5) hin gerichtete Öffnung aufweist, die
gasdicht verschließbar ist.
10. Vorrichtung gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kissen (4) eine Lösch-Öffnung aufweist, durch die ein Löschmittel dem Brandherd
zuführbar ist.