[0001] Die Erfindung betrifft einen Geschoßansetzer für ein Artilleriegeschütz mit den Merkmalen
aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Ein derartiger Geschoßansetzer ist beispielsweise in EP 0 352 584 B1 beschrieben.
[0003] Bekannte Geschoßansetzer dieser Bauart werden bisher über den gesamten Elevationsbereich
(- 2,5° bis 65° Elevation) mit einem konstanten Ansetzdruck von beispielsweise 28
bar betrieben. Dies führt im niedrigen Elevationsbereich zu unnötig hohen Belastungen
des Geschoßansetzers und des Geschosses.
[0004] Außerdem ergibt sich eine hohe Abhängigkeit der Geschoßansetzkräfte von der Elevation.
Bei abnehmender Elevation steigen die Ansetzkräfte erheblich an. Dies kann zu Beschädigungen
und auch zu Ungenauigkeiten beim Ansetzvorgang führen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Geschoßansetzer mit den Merkmalen
aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 so auszubilden, daß das starke Ansteigen
der Ansatzkräfte bei abnehmender Elevation und die sich daraus ergebenden Nachteile
vermieden werden.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen aus dem kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0007] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, den auf den Kolben-Zylinderantrieb
des Geschoßansetzers einwirkenden Ansetzdruck mit abnehmender Elevation soweit zu
reduzieren, daß die Ansetzgeschwindigkeiten bei unterschiedlichen Elevationswinkeln
innerhalb eines bestimmten, vorgegebenen Bereichs bleiben.
[0008] Es hat sich gezeigt, daß mit bestimmten vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten der Beziehung
zwischen Elevation und Ansetzdruck bzw. Ansetzgeschwindigkeit erreicht werden kann,
daß über den gesamten Elevationsbereich möglichst gleiche Ansetzkräfte erzielt werden.
Dabei wird angestrebt, daß die bei maximalem Elevationswinkel und dem für diesen Elevationswinkel
vorgegebenen maximalen Ansetzdruck ermittelten Geschoßgeschwindigkeiten im Ansetzbereich
über den gesamten Elevationsbereich eingehalten werden.
[0009] Die kinematischen Überlegungen haben gezeigt, daß die Gesetzmäßigkeit, nach der bei
abnehmender Elevation der Ansetzdruck bzw. die Ansetzgeschwindigkeit abnehmen sollen,
in guter Näherung durch die Beziehung:

ausgedrückt werden kann. Hierbei bedeuten: V
Ans die Ansetzgeschwindigkeit in m/s, El den Elevationswinkel in Winkelgraden und die
Größen A, B, C und D sind durch Berechnung und Experimente ermittelte Konstanten,
die vorzugsweise folgende Werte besitzen:
A = 5,3 bis 5,8
B = 0,0516
C = 0,000019
D = 0,0000035.
[0010] Durch Berechnung und Experimente ergibt sich für die Abhängigkeit des Ansetzdruckes
von der Elevation als vorteilhafter Wert die Beziehung:

[0011] Im folgenden wird anhand der beigefügten Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel für
einen Geschoßansetzer nach der Erfindung näher erläutert.
[0012] In den Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 in einer stark schematisierten Darstellung im Längsschnitt das hintere Ende
des Waffenrohres eines Artilleriegeschützes mit einem daran angeordneten Geschoßansetzer;
Fig. 2 ein Schaltbild des pneumatischen Steuersystems für den Geschoßansetzer nach
Fig. 1;
Fig. 3 in einer Einzeldarstellung die Druckreduziereinheit des pneumatischen Steuersystems
nach Fig. 2;
Fig. 4 in einer graphischen Darstellung die Abhängigkeit der Ansetzgeschwindigkeit
vom Elevationswinkel bei einem Geschoßansetzer nach dem Stand der Technik und beim
Geschoßansetzer nach Fig. 1 bis 3.
[0013] Fig. 1 zeigt das hintere Ende des Waffenrohrs 1 eines im übrigen nicht dargestellten
Artilleriegeschützes, an dem das Bodenstück 2 mit einem Verschlußkeil 2.1 angeordnet
ist. Das Waffenrohr 1 besitzt in dem Bereich, in welchem das Geschoß ansetzen soll,
einen Übergangskegel 1.1 und ist um die Schildzapfenachse 1.2 schwenkbar. Um die gleiche
Schildzapfenachse 1.2 schwenkbar ist ein Geschoßübergabearm 2.2, an dem ein Geschoßansetzer
angeordnet ist mit einem Grundgestell 3, auf dem eine Führungsbahn 5 befestigt ist,
auf welcher ein Schlitten 4 über Gleitführungen in einer Richtung parallel zur Rohrseelenachse
R geführt ist. Der Schlitten 4 ist mit einem Kolben-Zylinderantrieb 6 gekoppelt, durch
den er in Pfeilrichtung B beschleunigt werden kann. In Längsrichtung des Schlittens
4 ist ein Stoßdämpfer 7 angeordnet, der an seiner aus dem Schlitten nach vorne herausgeführten
Kolbenstange 7.2 einen Anschlag 7.3 aufweist. Auf dem Schlitten 4 liegt das anzusetzende
Geschoß 8, und am hinteren Ende des Schlittens 4 ist ein Angriffselement 4.1 angeordnet.
In Fig. 1 ist der Schlitten 4 mit dem Geschoß 8 in der Ausgangsposition vor Beginn
des Beschleunigungsvorgangs dargestellt. In der Endlage des Schlittens 4 liegt der
Anschlag 7.3 unmittelbar am hinteren Ende des Waffenrohres 1 an.
[0014] Einzelheiten über die Konstruktion des Schlittens 4 und des Stoßdämpfers 7 können
in einer beispielhaften Darstellung dem Dokument EP 0 352 584 B1 entnommen werden.
[0015] Der Kolben-Zylinderantrieb 6 wird durch ein pneumatisches Steuersystem 19 angetrieben,
das in den Fig. 2 und 3 genauer dargestellt ist. Wie Fig. 2 zu entnehmen, ist der
Arbeitsanschluß 6.1 des Kolben-Zylinderantriebs 6 über ein schnellöffnendes, elektromagnetisch
betätigbares Steuerventil 10 einerseits mit einem Auslaß und andererseits mit einer
Druckreduziereinheit 20, die weiter unten näher beschrieben wird, und einem Druckluftspeicher
11 verbindbar. Die Druckreduziereinheit 20 ist in üblicher Weise an eine Druckluftquelle
14 angeschlossen. Der Rücklaufanschluß 6.2 des Kolben-Zylinderantriebs 6 ist über
ein Schnellentlüftungsventil 12 einerseits an einen Auslaß und andererseits über ein
zweites elektromagnetisch ansteuerbares Steuerventil 13, unter Zwischenschaltung eines
Druckbegrenzers 16, einerseits an den Druckluftspeicher 11 und andererseits an einen
Auslaß anschließbar. Durch die kurze Schaltzeit des Steuerventils 10 wird erreicht,
daß der benötigte Volumenstrom schnell am Kolben-Zylinderantrieb 6 zur Verfügung steht.
Bei Einleitung der Beschleunigung steht so schlagartig ein Druck zur Verfügung, durch
den der Kolben nach vorne geführt wird und den Schlitten beschleunigt. Dabei wird
die auf der anderen Seite des Kolbens befindliche Luftsäule beim Beschleunigungshub
über das Schnellentlüftungsventil 12 ausgestoßen. Am Ende des Beschleunigungshubes
wird der Schlitten 4 abgebremst und der Schlitten in die Ausgangslage zurückgeführt.
Dies kann entweder durch die Restenergie des beispielsweise mit einer Reibungsfeder
versehenen Stoßdämpfers 7 geschehen, wobei der Kolben-Zylinderantrieb 6 als Stoßdämpfer
wirkt, indem die Luft durch den Arbeitsanschluß 6.1 und das entsprechend umgesteuerte
Steuerventil 10 über eine Drossel 15 geführt wird oder die Rückführung geschieht,
indem der Rücklaufanschluß 6.2 über das zweite Steuerventil 13 und einen Druckbegrenzer
16 mit dem Druckluftspeicher 11 verbunden wird.
[0016] Zwischen der Druckluftquelle 14 und dem schnellöffnenden Steuerventil 10 ist die
Druckreduziereinheit 20 angeordnet, die, wie Fig. 3 zu entnehmen, ein Proportional-Druckregelventil
20.1 aufweist, das von einer elektrischen Steuereinheit 18 angesteuert wird. Der elektrischen
Steuereinheit 18 werden die für die jeweilige Elevation des Waffenrohres 1 ermittelten
Steuersignale aus der Feuerleitanlage 17 oder einem anderen Stellungsgeber z.B. dem
Winkelgeber 17.1 des Geschützes zugeführt. Hierdurch wird erreicht, daß bei abnehmender
Elevation der Ansetzdruck reduziert wird, und zwar nach Gesetzmäßigkeiten wie sie
eingangs erläutert wurden und weiter unten anhand von Fig. 4 noch einmal veranschaulicht
werden.
[0017] Der Eingangsdruck P
1 der Druckreduziereinheit 20 ist der von der Druckquelle 14 gelieferte Druck, während
der Ausgangsdruck P
2 dem in Abhängigkeit von dem Elevationswinkel reduzierten Druck entspricht. Wie Fig.
3 zu entnehmen, ist innerhalb der Druckreduziereinheit 20 dem Proportional-Druckregelventil
20.1 ein manuell betätigbares Druckreduzierventil 20.3 parallel geschaltet. Das Proportional-Druckregelventil
20.1 und das Druckreduzierventil 20.3 werden wahlweise über ein elektromagnetisches
Umschaltventil 20.2 mit dem schnellöffnenden Steuerventil 10 verbunden, wobei die
Schaltung so ist, daß das elektromagnetische Umschaltventil 20.2 im stromlosen Zustand,
also in einem Notfall das manuell betätigbare Druckreduzierventil 20.3 mit der zum
schnellöffnenden Steuerventil 10 führenden Leitung verbindet. Somit kann bei einem
Ausfall der elektrischen Energie und damit bei einem Ausfall der Ansteuerung der Druckreduziereinheit
im Notbetrieb der für unterschiedliche Elevationswinkel unterschiedliche Ansetzdruck
von Hand jeweils am Druckreduzierventil 20.3 eingestellt werden.
[0018] In Fig. 4 ist in graphischen Darstellungen die Abhängigkeit der Ansetzgeschwindigkeit
V
Ans vom Elevationswinkel El dargestellt.
[0019] Die gestrichelte Kurve ST zeigt die Abhängigkeit der Ansetzgeschwindigkeit vom Elevationswinkel
bei einem üblichen Geschoßansetzer nach dem Stand der Technik, bei dem über den gesamten
Elevationsbereich mit dem gleichen Ansetzdruck gearbeitet wird.
[0020] Die Kurve I entspricht der Beziehung

während die Kurve II der Beziehung

entspricht. Die Kurven I und II definieren eine obere und eine untere Grenze für
den Bereich, der bei bestimmten Elevationswinkeln zulässigen Ansetzgeschwindigkeiten.
[0021] Versuche haben ergeben, daß, wenn sich die Ansetzgeschwindigkeiten in Abhängigkeit
vom Elevationswinkel in den angegebenen Bereichen und insbesondere im mittleren Bereich
zwischen Kurve I und Kurve II halten, die Ansetzkräfte über den gesamten Elevationsbereich
nahezu konstant verlaufen.
1. Geschoßansetzer für ein Artilleriegeschütz, das ein in Elevation schwenkbares Rohr
aufweist, mit einem hinter dem Waffenrohr angeordneten Schlitten, der eine fluchtend
zum Ladungsraum angeordnete Aufnahmevorrichtung mit einem Angriffselement am hinteren
Ende für das Geschoß trägt und über eine Führung bewegbar auf einer parallel zur Waffenrohrachse
verlaufenden Führungsbahn geführt ist und der mit einem pneumatischen Kolben-Zylinderantrieb
zur Beschleunigung in Richtung auf das Waffenrohr gekoppelt ist und eine Bremsvorrichtung
zur Abbremsung in einem vorgegebenen Abstand vor dem Waffenrohrende aufweist, wobei
der Antrieb des Kolben-Zylinderantriebs über ein pneumatisches Steuersystem erfolgt
mit einem schnellöffnenden Steuerventil, über welches der Arbeitsanschluß des Kolben-Zylinderantriebs
wahlweise an eine Druckluftquelle oder einen Auslaß anschließbar ist, dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Druckluftquelle (14) und dem schnellöffnenden Steuerventil (10) eine
Druckreduziereinheit (20) angeordnet ist mit einem von einer elektrischen Steuereinheit
(18) angesteuerten Proportional-Druckregelventil (20.1), wobei der elektrischen Steuereinheit
(18) Signale zugeführt werden, die von der Feuerleitanlage (17) oder einem Stellungsgeber
(17.1) bereitgestellt werden, und die Ansteuerung des Proportional-Druckregelventils
(20.1) derart ist, daß bei abnehmender Elevation der Ansetzdruck gemäß einer vorgegebenen
Gesetzmäßigkeit reduziert wird.
2. Geschoßansetzer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ansetzdruck bei abnehmender
Elevation derart reduziert wird, daß die Ansetzgeschwindigkeit (V
Ans) in Abhängigkeit von der Elevation (El) folgender Beziehung genügt:

wobei A = 5,3 bis 5,8, B = 0,0516, C = 0,000019 und D = 0,0000035 ist.
3. Geschoßansetzer nach Anspruche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Proportional-Druckregelventil
(20.1) ein manuell betätigbares Druckreduzierventil (20.3) parallel geschaltet ist,
welches bei Stromausfall im Notbetrieb an Stelle des Proportional-Druckregelventils
(20.1) zwischen die Druckluftquelle (14) und dem schnellöffnenden Steuerventil (10)
einschaltbar ist.
4. Geschoßansetzer nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Proportional-Druckregelventil
(20.1) und das Druckreduzierventil (20.3) wahlweise über ein elektromagnetisches Umschaltventil
(20.2) mit dem schnellöffnenden Steuerventil (10) verbindbar sind, wobei das elektromagnetische
Umschaltventil (20.2) im stromlosen Zustand auf das Druckreduzierventil (20.3) schaltet.