(19)
(11) EP 1 041 755 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.10.2000  Patentblatt  2000/40

(21) Anmeldenummer: 00103862.9

(22) Anmeldetag:  24.02.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7H04H 1/00, G08G 1/09
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 27.03.1999 DE 19914041

(71) Anmelder: ROBERT BOSCH GMBH
70442 Stuttgart (DE)

(72) Erfinder:
  • Wunderlich, Wolfgang
    31137 Hildesheim (DE)

   


(54) Verfahren zur Übertragung und Verarbeitung von Verkehrsinformationen


(57) Bei einem Verfahren zur Information von Autofahrern, wobei digital codierte Verkehrsmeldungen empfangen und zwischengespeichert werden, wird mit den empfangenen Verkehrsmeldungen jeweils ein Zeitstempel gespeichert. Aus Ausmaßen und den Zeitstempeln mehrerer gespeicherter Verkehrsmeldungen, die das gleiche Ereignis betreffen, wird ein Maß für die Dauer des Ereignisses und/oder die Änderung des Ausmaßes abgeleitet. Die Änderung wird angezeigt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Information von Autofahrern, wobei digital codierte Verkehrsmeldungen empfangen und zwischengespeichert werden.

[0002] Mit dem Radio-Daten-System (RDS) wird eine zusätzliche und unhörbare Übermittlung von digitalen Daten parallel zu Rundfunkprogrammen in einem Datenkanal ermöglicht. Spezifikationen des Radio-Daten-Systems für UKW-Hörfunk sind unter anderem in der Druckschrift Tech. 3244 - E, März 1984 der europäischen Runfunk-Union (EBU) festgelegt. Rundfunkempfänger mit geeigneten RDS-Decodern können übermittelte Daten zusätzlich zum Audioempfang mit dem selben Empfangsteil aufnehmen und decodieren. Für die Datenübertragung sind 32 Gruppen zu jeweils 104 Bit vorgesehen, wobei jeder der übertragenen Gruppen jeweils ein bestimmter Dienst zugewiesen wird. Die Gruppe 8a ist zur Zeit für die Übertragung von digital codierten Meldungen, insbesondere Verkehrsmeldungen, vorgesehen.

[0003] Der Aufbau und die Codierung dieser Verkehrsmeldungen sind in CEN ENV 12313-1 festgelegt, der auf dem Normvorschlag ALERT C, November 1990, herausgegeben vom RDS ATT ALERT Consortium, basiert. Die wesentlichen Elemente einer Verkehrsmeldung sind dabei der Ort des Geschehens (Location) und das Ereignis (Event). Diese Angaben sind katalogisiert, das heißt, daß jedem verkehrsrelevanten Ort und jedem verkehrsrelevanten Ereignis ein eindeutiger Code zugewiesen ist. Die Verkettung der Orte in einer Ortsdatenbank entlang existierender Straßen gibt den Verlauf wieder. Außer den üblichen Einrichtungen eines Empfangsgerätes mit einem RDS-Decoder sind zur Nutzung des Verkehrsmeldungskanals TMC (Traffic Message Channel) Einrichtungen zur Decodierung, zur Speicherung, zur Weiterverarbeitung und zur Ausgabe der Verkehrsmeldungen erforderlich.

[0004] Digital codierte Verkehrsmeldungen - der Einfachheit halber im folgenden auch TMC-Meldungen genannt - können nicht nur mit Hilfe des Radio-Daten-Systems übertragen werden, sondern auch beispielsweise innerhalb des digitalen Audio-Rundfunks (DAB), insbesondere im FI-Kanal (Fast-Information-Channel). Ferner ist eine Übertragung der Meldungen über Mobilfunknetze vorgesehen, wobei sich der Broadcast-Kanal und der SMS-Kanal eignen (SMS = Short Message Service). Zur Zeit wird diesbezüglich ein Global Automotive Telematic Standard (GATS) erarbeitet. Dieser ist ein paketorientierter Datenkanal, der parallel zum gesprochenen Telefonat abgewickelt werden kann. Während bei den Rundfunksystemen, das heißt bei den unidirektionalen Netzen, nacheinander alle TMC-Meldungen gesendet werden, ist bei den bidirektionalen Netzen eine Übertragung auf Wunsch (Request) möglich.

[0005] In dem jeweiligen Empfänger wird jede TMC-Meldung in einem Speicher abgelegt und bleibt dort solange, bis sie ihre Gültigkeit verliert. Dieses ist implizit nach einer Viertelstunde (bei Übertragung über GSM nach einer halben Stunde) der Fall. Bei größeren Zeitspannen wird die Gültigkeitsdauer explizit mit übertragen, zum Beispiel "noch zwei Stunden". Besteht ein Hindernis länger als anfangs angenommen, wird dieselbe Meldung wiederholt gesendet, bevor sie ihre Gültigkeit verliert (Update-Meldung).

[0006] Staus werden üblicherweise mit einem Ausmaß in Kilometern angegeben. Häufig ist für den Autofahrer jedoch viel interessanter die Information, wielange der Stau oder ein sonstiges Verkehrshindernis noch besteht. Bei der Überlegung, eine Umleitung zu benutzen, die in der Regel komplizierter als der direkte Weg ist, spielt unter anderem auch das Zeitverhalten eines Staus eine Rolle.

[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, dem Autofahrer anhand der empfangenen TMC-Meldungen Informationen zur Entwicklung eines Staus oder eines anderen Hindernisses zu geben.

[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß mit den empfangenen Verkehrsmeldungen jeweils ein Zeitstempel gespeichert wird, daß aus Ausmaßen und den Zeitstempeln mehrerer gespeicherter Verkehrsmeldungen, die das gleiche Ereignis betreffen, ein Maß für die Dauer des Ereignisses und/oder die Änderung des Ausmaßes abgeleitet wird und daß die Änderung angezeigt wird. Obwohl auch andere sich zeitlich entwickelnde Hindernisse Gegenstand des erfindungsgemäßen Verfahrens sein können, ist vorzugsweise vorgesehen, daß das Ausmaß eine Staulänge ist.

[0009] An sich können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verschiedene Zeitstempel vorgesehen sein, die beispielsweise bei einer Zeit t=0 beim Eintreffen der ersten jeweils ein Ereignis betreffenden Staumeldung beginnen. Es ist beim erfindungsgemäßen Verfahren jedoch durchaus vorteilhaft, wenn der Zeitstempel die jeweilige Uhrzeit ist.

[0010] Die Anzeige der Änderung kann optisch oder akustisch erfolgen, wobei sowohl eine allgemeine Tendenzanzeige als auch eine genauere Anzeige, beispielsweise in Kilometer pro Zeiteinheit, möglich ist.

[0011] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird beispielsweise die Bedeutsamkeit einer Staumeldung von vielleicht nur 5 Kilometer Länge deutlich, die aber schon einige Stunden lang im Speicher vorliegt und bei der eventuell sogar die Staulänge durch eine Update-Meldung (die an der gleichen Position im TMC-Speicher landet) vergrößert wurde. Dieser Stau ist sehr zäh und lohnt, umfahren zu werden. Auch andere Meldungen, wie beispielsweise Straßensperren, können auf diese Weise praxisnäher bewertet werden im Vergleich zur bloßen Aussage "Straße gesperrt".

[0012] Um ein Überschreiben früherer Zeitstempel zu vermeiden, kann gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung vorgesehen sein, daß Folgemeldungen, die das gleiche Ereignis betreffen, mit dem Zeitstempel der ersten dieses Ereignis betreffenden Meldung versehen werden.

[0013] Bei Navigationsgeräten mit automatischer Routensuche wird den einzelnen Straßen ein Widerstandswert zugeordnet. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sind die Zeit-Dauerinformation sowie die Änderung des Ausmaßes geeignet, als Widerstandswert für eine Routensuche herangezogen zu werden.

[0014] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung anhand mehrerer Figuren dargestellt und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1
eine Tabelle empfangener und im Speicher abgelegter TMC-Meldungen für einen ersten Fall,
Fig. 2
den Inhalt von empfangenen und im Speicher abgelegten TMC-Meldungen für einen weiteren Fall und
Fig. 3
ein Blockschaltbild eines für das erfindungsgemäße Verfahren geeigneten Empfängers.


[0015] In der Tabelle nach Fig. 1 wird vorausgesetzt, daß um 12:00 Uhr eine neue Meldung mit dem Inhalt "As zwischen ... und ... 5 km Stau" eingetroffen und mit einem Zeitstempel TST = 12:00 versehen ist. Dabei bedeutet Ax eine Straßennummer. Die Pünktchen stehen für Orte auf der Straße, insbesondere Anschlußstellen einer Autobahn. Diese Meldung wurde zweimal aufgefrischt, nämlich um 12:25 Uhr und um 12:50 Uhr und dabei jeweils gemäß ALERT C-Standard als Update-Meldung gekennzeichnet. Der Zeitstempel wird dann beibehalten, weil die neu eingetroffene Meldung eine Update-Meldung ist. Aus der sich nicht ändernden Menge des Staus (Ausmaß) wird bei Eintreffen die Tendenz "gleichbleibend" abgeleitet und in geeigneter Weise angezeigt. Soll zum Beispiel um 13:05 Uhr eine Meldungsausgabe erfolgen, ergibt sich aus dem Zeitstempel, daß die Meldung bereits eine Stunde und fünf Minuten vorliegt, der Stau jedoch nicht länger wird.

[0016] Bei dem in Fig. 2 dargestellten Beispiel trifft um 15:00 Uhr eine neue Meldung ein und erhält diese Uhrzeit als Zeitstempel TST. Update-Meldungen treffen um 15:25 Uhr und um 15:50 Uhr ein, beinhalten jedoch zunehmende Angaben zur Staulänge. Deshalb wird bei Eintreffen der Update-Meldungen jeweils die Tendenz "steigend" abgeleitet. Die Ausgabe um 15:55 Uhr beinhaltet dann, daß die Meldung bereits 55 Minuten vorliegt und der Stau außerdem länger wird. Hier ist es sinnvoll, eine Umleitungsempfehlung zu befolgen.

[0017] Fig. 3 stellt einen für das erfindungsgemäße Verfahren geeigneten Empfänger dar - vorzugsweise ein Autoradio. Eine Antenne 1 ist in an sich bekannter Weise mit einem Empfangsteil 2 verbunden, an dessen Ausgang ein Stereo-Multiplex-Signal MPX ansteht, das einem Stereo-Decoder 4 und einem RDS-Decoder 3 zugeführt wird. Ausgänge des Stereo-Decoders 4 sind mit einem NF-Verstärker 5 verbunden, an den jeweils über eine Endstufe 6, 7 Lautsprecher 8, 9 angeschlossen sind.

[0018] Der RDS-Decoder selektiert aus dem Multiplex-Signal RDS-Signale und decodiert diese. Ein Mikroprozessor 13 nimmt eine Reihe von Funktionen einschließlich der Steuerung des gesamten Empfängers wahr, wobei im folgenden nur diejenigen Funktionen erwähnt sind, die für das erfindungsgemäße Verfahren wesentlich sind. Der Mikroprozessor 13 erhält vom RDS-Decoder RDS-Signale und ist mit einem Bedienteil 14, einem Display 15, einem Speicher 16 und einer Uhr 17 verbunden. Die empfangenen TMC-Meldungen werden, wie in den Figuren 1 und 2 gezeigt, im Speicher 16 abgelegt. Zur Ausgabe der TMC-Meldungen kann das Display 15 vom Mikroprozessor 13 angesteuert werden. Es ist jedoch auch eine Sprachausgabe, z.B. in Form einer Sprachsynthese, möglich, wozu die synthetisierten Audiosignale über einen Eingang 10 dem NF-Verstärker 5 zugeführt werden können.

[0019] Im Mikroprozessor 13 werden verschiedene Programme abgearbeitet, welche die einzelnen Verfahrensschritte durchführen. So wird beispielsweise bei Eintreffen einer neuen TMC-Meldung aus der Uhr 17 die Uhrzeit ausgelesen und zusammen mit der empfangenen TMC-Meldung im Speicher 16 abgelegt. Trifft eine Update-Meldung ein, so wird der im Zusammenhang mit der neuen Meldung abgelegte Zeitstempel TST aus dem Speicher 16 ausgelesen und zusammen mit der neuen Meldung im Speicher abgelegt. Zur Ausgabe dieser gespeicherten Update-Meldung wird diese aus dem Speicher 16 ausgelesen und über das Display 15 bzw. den Lautsprecher 8, 9 wiedergegeben. Dabei werden die Ereignisse (Inhalte) der Update-Meldung und der zuvor empfangenen Update-Meldung oder neuen Meldung miteinander verglichen und die Tendenz ermittelt und ebenfalls wiedergegeben.


Ansprüche

1. Verfahren zur Information von Autofahrern, wobei digital codierte Verkehrsmeldungen empfangen und zwischengespeichert werden, dadurch gekennzeichnet, daß mit den empfangenen Verkehrsmeldungen jeweils ein Zeitstempel gespeichert wird, daß aus Ausmaßen und den Zeitstempeln mehrerer gespeicherter Verkehrsmeldungen, die das gleiche Ereignis betreffen, ein Maß für die Dauer des Ereignisses und/oder die Änderung des Ausmaßes abgeleitet wird und daß die Änderung angezeigt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausmaß eine Staulänge ist.
 
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Zeitstempel die jeweilige Uhrzeit ist.
 
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Folgemeldungen, die das gleiche Ereignis betreffen, mit dem Zeitstempel der ersten dieses Ereignis betreffenden Meldung versehen werden.
 
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Maß für die Dauer des Ereignisses und/oder Änderung des Ausmaßes einem als der jeweiligen Straße zugeordneter Widerstandswert für eine Routensuche herangezogen wird.
 




Zeichnung