(19)
(11) EP 1 043 430 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.10.2000  Patentblatt  2000/41

(21) Anmeldenummer: 00810180.0

(22) Anmeldetag:  02.03.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D01G 19/26
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 31.03.1999 CH 61299

(71) Anmelder: MASCHINENFABRIK RIETER AG
8406 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Zollinger, Thomas
    8180 Bülach (CH)
  • Esposito, Christian
    8052 Zürich (CH)

   


(54) Antriebsvorrichtung für die Abreisszylinder einer Kämmaschine


(57) Die Erfindung bezieht sich auf eine Antriebsvorrichtung für Abreisswalzen (23) an einer Kämmaschine mit einem Differentialgetriebe (21), dessen eine Eingangswelle mit einem der Eingangswelle eine gleichförmige Drehbewegung erteilenden Antrieb und dessen andere Eingangswelle mit einer eine zusätzliche Drehbewegung erteilenden Steuervorrichtung verbunden ist, mit einem am Gestell gelagerten Exzenter (8), der über eine Zugstange (10) mit einer dem Exzenter eine ungleichförmige Drehbewegung konstanter Antriebsdrehzahl erteilenden und gegenüber dem Exzenterdrehpunkt (B) versetzt gelagerten Kurbel (A,E) verbunden ist, wobei der Exzenter (8) eine an einem Umfangspunkt (J) über einen drehbar am Gestell gelagerten Stützhebel (14) gelenkig abgestützte Schwinge (11) trägt, welche zur Übertragung einer ihr vom Exzenter erteilten Bewegung über eine Koppel (16) mit einem Steuerhebel (17) der genannten anderen Eingangswelle (20) für die zusätzliche Drehbewegung verbunden ist. Mit der bekannten Anordnung war eine Grenze erreicht, wobei die Erhöhung der Kammspielzahlen nicht ohne Probleme möglich war. Auf der Basis der bekannten Ausführung zur Erhöhung der Kammspielzahlen wird deshalb eine spezielle Ausführung vorgeschlagen, wobei das Verhältnis zwischen dem Abstand des Anlenkpunktes (D) der Zugstange (10) am Exzenter (8) zu dessen Drehpunkt (B) zum Abstand zwischen der Mitte (C) der Schwinge (11) und dem Drehpunkt (B) des Exzenters (8) grösser als 3,5 gewählt ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Antriebsvorrichtung für die Abreisswalzen einer Kämmaschine gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Beim Auskämmvorgang einer Kämmaschine wird das aus einem Zangenaggregat herausragende Ende (kurz "Faserbart" genannt) einer Watte durch ein Kammsegment eines unterhalb der Zange drehbar gelagerten Rundkammes ausgekämmt. Das Zangenaggregat ist so gelagert, so dass es eine Schwingbewegung ausführen kann. In seiner hinteren Stellung, wo die Auskämmung des Faserbartes stattfindet, ist die Zange geschlossen. Bei der Vorwärtsbewegung der Zange in Richtung zu einem drehbar gelagerten Abreisswalzenpaar öffnet sich die Zange und das Ende des herausragenden und ausgekämmten Faserbartes wird auf das Ende eines aus den Abreisswalzen herausragenden Faservlieses aufgelegt. Während diesem Vorgang gelangt der Faserbart in den Wirkungsbereich eines Fixkammes. Das Abreisswalzenpaar führt während eines Kammspieles eine Pilgerschrittbewegung durch und ist mit einer entsprechenden Antriebseinrichtung gekoppelt, um diese Bewegung durchzuführen. Sobald das Ende des aus der Zange herausragenden Faserbartes auf dem Ende des teilweise von den Abreisswalzen zurückbeförderten Endes des Faservlieses aufliegt, führen die Abreisswalzen eine Reversierbewegung durch. Dabei wird das Faserbartende mitgenommen und gelangt in den Klemmpunkt der Abreisswalzen. Bei weiterer Drehbewegung der Abreisswalzen wird nun über diesen Klemmpunkt ein Faserpaket auf dem Watteende der aus der Zange herausragenden Watte herausgezogen und mit dem Vliesende verlötet (bzw. verbunden). Das herausgezogenen Faserpaket ist beim Abreissvorgang durch die Nadelreihe eines Fixkammes hindurchgezogen worden, wodurch zusätzlich zur Auskämmarbeit des Rundkammes noch Kurzfasern, Nissen und sonstige Verschmutzungen abgeschieden werden. Nachdem das abgezogene Faserpaket mit dem Vliesende verlötet ist, wird die Drehrichtung der Abreisszylinder wieder reversiert und das neu gebildete Vliesende um einen Teilbetrag wieder in Richtung des Zangenaggregates verschoben für den nächsten Ansetzvorgang.

[0002] In der Literatur "Die Kurzstapelspinnerei - W.Klein; Band 3 von The Textile Institute (ISBN 3-908.059-01-1) ist auf der Seite 31 das Zusammenspiel des Bewegungsablaufes von der Zange, den Abreisswalzen und der Kämmaggregate bildlich in einer Graphik dargestellt worden. Auf den Seiten 8 bis 10 ist der Ablauf während eines Kämmspieles näher erläutert worden.

[0003] Aus der CH-PS 499 635 ist eine mechanische Antriebseinrichtung für die Durchführung der Pilgerschrittbewegung für die Abreisswalzen zu entnehmen, welche in dieser Form noch bei den heutigen Kämmaschinen, die bis zu 350 Kammspiele pro Minute (K/min) durchführen, verwendet wird.
Es besteht nun die Forderung die Leistung und damit die Kammspielzahl der Kämmaschine zu erhöhen.
Mit dem in der CH-PS 499 635 gezeigten Getriebe war man mit der bisherigen Konstruktion an eine Grenze gestossen, wo die erforderlichen Beschleunigungen der Abreisswalzen zur Durchführung der Pilgerschrittbewegung eine Erhöhung der Kammspielzahl nicht mehr mechanisch vertretbar waren. D.h. bei einer Erhöhung der Beschleunigungskräfte wären die mechanischen Belastungen, insbesondere für die Lagerungen der mechanischen Elemente zu gross geworden. Zusätzlich wäre der Lärmpegel auf ein zu hohes Mass angestiegen.

[0004] Zur Lösung dieser Probleme hat man versucht den rein mechanischen Antrieb durch einen elektromotorischen Einzelantrieb zu ersetzen. Eine derartige Lösung ist z.B. in der EP-PS 374 723 beschrieben. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese Antriebsform zwar einige Vorteile bringt insbesondere hinsichtlich der Einstellmöglichkeit, jedoch sind bei einer Erhöhung der Kammspielzahl sehr leistungsfähige Motoren notwendig, die einerseits relativ teuer sind und andererseits eine aufwendige Steuerung benötigen, um den Synchronlauf mit den übrigen am Kämmprozess beteiligten Elemente zu gewährleisten.

[0005] Die bisherigen Erhöhungen der Kammspielzahlen mit der Lösung die seit 1971 durch die CH-PS 499 635 bekannt ist, konnten insbesondere durch die Reduzierung der Massen einzelner Elemente, wie der Zange, der Abreisszylinder usw., erzielt werden. Doch hier ist man mit dem heutigen Wissensstand an eine Grenze gestossen, die eine weitere Massenreduzierung ohne Einbusse mechanischer Festigkeitswerte nicht mehr zulassen.
Aufgabe der Erfindung war es nun eine Lösung zur Erhöhung der Kammspielzahl und somit der Leistung der Kämmaschine zu finden, die einerseits zuverlässig ist und andererseits nicht teuer ist.
Da man mit der bisher verwendeten rein mechanischen Lösung (CH-PS 499 635) eine zuverlässige und weltweit im Einsatz befindliche Lösung hatte, hat man versucht auf dieser Basis eine Lösung zu finden, die eine Leistungssteigerung möglich macht. Dabei wurde über unzählige Computersimulationen und -berechnungen herausgefunden, dass bei einer ganz bestimmten Auslegung von Verhältnissen von Hebellängen im Bereich des Exzenters eine Herabsetzung der Beschleunigung der Abreisswalzen selbst bei Erhöhung der Kammspielzahl möglich ist.
D.h. durch eine gezielte Auswahl von Herbellängen im Verhältnis zueinander ist es gelungen auf der Basis des bisher bewährten Systems gelungen die Leistung der Maschine, bzw. die Kammspielzahl zu erhöhen.

[0006] Zur Lösung der Aufgabe wird nunmehr vorgeschlagen, dass das Verhältnis zwischen dem Abstand des Anlenkpunktes der Zugstange am Exzenter zu dessen Drehpunkt zum Abstand zwischen der Mitte der Schwinge und dem Drehpunkt des Exzenters grösser als 3,5 gewählt ist.
Der Antriebsbereich beim Exzenter mit den Hebellängen der Schwinge zur nachfolgenden Koppel und Steuerhebel und der Zugstange wirkt wie ein Verstärkerglied zur optimalen Übertragung der Antriebskraft unter Einhaltung kinematischer Vorgaben bezüglich der Pilgerschrittbewegung der Abreisswalzen. Eine vorteilhafte Lösung hat sich herausgestellt, wenn das zuvor beanspruchte Verhältnis sich zwischen 4 und 5 befindet.

[0007] Weiterhin vorteilhaft auf die Absenkung der Beschleunigungskurve hat sich erwiesen, wenn die Verbindungslinien vom Anlenkpunkt der Koppel an der Schwinge und von der Mitte der Schwinge zum Anlenkpunkt des Stützhebels an der Schwinge einen Winkel bilden, der grösser als 18° beträgt.
Vorzugsweise wird vorgeschlagen, dass des eingeschlossene Winkel zwischen 20° und 35° beträgt.
Weitere Vorteile der Erfindung sind anhand eines nachfolgend beschriebenen und gezeigten Ausführungsbeispieles zu entnehmen.
Es zeigen:
Fig. 1
eine Antriebsvorrichtung mit dem ungleichförmig angetriebenen Exzenter und einem Differentialgetriebe im Aufriss,
Fig. 2
die Antriebsvorrichtung der Fig. 1 im Seitenriss entlang der Linie II-II von Fig. 1 und
Fig. 3
die Antriebsvorrichtung der Fig. 1 in schematischer, ebener Darstellung.
Fig. 4
eine graphische Darstellung des Beschleunigungsverlaufes der Abreisswalzen


[0008] Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, wird eine im Maschinengestell 7 einer Kämmaschine gelagerte Rundkammwelle 1 von einer Antriebswelle 25 über ein auf dieser sitzendes Zahnrad 26 und ein auf der Rundkammwelle 1 sitzendes Zahnrad 3 angetrieben. Die Antriebswelle 25 erhält ihren Antrieb von einem Motor (nicht gezeigt) über eine Keilriemenscheibe 24. Auf der Rundkammwelle 1 sitzt eine mit dem Zahnrad 3 über eine Stellschraube 6 verbundene Stellscheibe 4, auf der mittels eines Zapfens 5, wie auch Fig. 2 zeigt, eine Zugstange 10 an einem Anlenkpunkt E angelenkt ist. Wie die Fig. 2 und 3 weiter zeigen, greift die Zugstange 10 mittels eines Zapfens 9 an einem Anlenkpunkt D an einem Exzenter 8 an. Wird dem Exzenter 8 von der Rundkammwelle 1 über die Stellscheibe 4 und die Zugstange 10 eine Bewegung erteilt, so wird, wie aus Fig. 1 und 2 ersichtlich ist, diese Bewegung von dem Exzenter 8 auf eine Schwinge 11 übertragen, die einerseits mittels eines Zapfens 15 an einem Stützhebel 14 in einem Stützhebelgelenkpunkt J angelenkt ist, wobei der Stützhebel 14 auf einer Zangenantriebsachse 22 gelagert ist, während die Schwinge 11 am gegenüberliegenden Umfangspunkt über einen Zapfen 12 an einem Anlenkpunkt G mit einer Koppel 16 gelenkig gebunden ist, die über einen Zapfen 19 mit einem Anlenkpunkt F an einen Steuerhebel 17 angelenkt ist. Der Steuerhebel 17 ist fest mit einer Achse 20 eines Differentialgetriebes 21 verbunden. Ein Steg 30' des Differentialgetriebes 21 enthält, wie Fig. 1 weiterhin zeigt, von einem auf der Rundkammwelle 1 sitzenden Zahnrad 27 über ein auf einem am Maschinengestell 7 befindlichen Zapfen 29 gelagertes Zwischenrad 28 und ein Stegrad 30 eine in ein- und derselben Richtung und mit gleichbleibender Drehgeschwindigkeit wirkende Drehbewegung. Diese Drehbewegung wird einem im Differentialgetriebe 21 und mit dessen Steg 30' verbundenen Planetenrad 32, das auf einem der Differentialgetriebeachse 20 festsitzenden Sonnenrad 31 abrollt und mit einem Planetenrad 32' verbunden ist, mitgeteilt und über ein auf der Differentialgetriebeachse 20 drehbar gelagertes und mit einem Zahnrad 34 verbundenes Sonnenrad 33 und weiter über ausserhalb des Differentialgetriebes 21 gelagerte Zahnräder 35 bzw. 36 und 37 auf Abreisswalzen 23 übertragen.

[0009] Durch Bewegungen des Exzenters 8 führt die Schwinge 11 exzentrische Bewegungen aus, die durch die am Anlenkpunkt G auf der Schwinge 11 angebrachte Koppel 16 über den Anlenkpunkt F auf den Steuerhebel 17 und damit auf die Differentialgetriebeachse 20 des Differentialgetriebes 21 übertragen werden, in diesem der von der Rundkammwelle 1 aus in ein- und derselben Richtung und mit gleichbleibender Drehgeschwindigkeit erzeugten Drehbewegung überlagert auf die Abreisswalzen übertragen.

[0010] Die Verbindungsgerade VG (Fig.3) zwischen dem Stützhebelgelenkpunkt J und dem Anlenkpunkt G der Schwinge 11 bildet einen spitzen Winkel α mit der Geraden zwischen dem Stützhebelgelenkpunkt J und dem Zentrum C der Schwinge 11. Da die Schwinge 11 am Stützhebelgelenkpunkt J um einen Anlenkpunkt K des Stützhebels 14 an der Zangenantriebsachse 22 schwenkbar ist, wird der Mittelpunkt C der Schwinge 11 bei Bewegung des Exzenters 8 auf einer Kreisbahn KZ mit einem Mittelpunkt B bewegt, wodurch der Anlenkpunkt G sich entlang einer ellipsenähnlichen Bahn EB bewegt. Die Bewegungen des Anlenkpunktes G entlang der ellipsenähnlichen Bahn EB erzeugen infolge der Koppel 16 für den Anlenkpunkt F Kreisbewegungen gemäss einer Kreisbahnkurve KS, wobei der Anlenkpunkt F und damit der Steuerhebel 17 um einen Drehpunkt H schwingen. Die ellipsenähnliche Bahn EB kann daher als Koppelkurve bezeichnet werden.

[0011] Wie Fig. 3 weiterhin zeigt, fallen die Mitten A der Rundkammwelle 1 und B des Exzenters 8 nicht zusammen. Es werden sich deshalb bei Drehung der Zugstange 10 der Anlenkpunkt E derselben auf einer Kreisbahn KE um den Mittelpunkt A der Mitte der Rundkammwelle 1 und der Anlenkpunkt D derselben auf einer Kreisbahn KD um den Mittelpunkt B, der Mitte des Exzenters 8, drehen. Der Exzenter 8 wird daher ungleichmässig angetrieben. Die Drehbewegungen erzeugen wegen des Stützhebels 14 für die Mitte C der Schwinge 11 eine Bewegung auf der Kreisbahn KZ mit dem Mittelpunkt B, der Drehachse des Exzenters 8, und für den Anlenkpunkt G Bewegungen auf de ellipsenähnlichen Bahn EB, wobei der Anlenkpunkt G einen Umlauf von G' über G" und G"' wieder nach G' vollführt. Beispielsweise entsprechen einer Lage des Anlenkpunktes D bei D' bzw. des Anlenkpunktes E bei E', die Lagen der Schwingenmitte C bei C', des Stützhebelgelenkpunktes J bei J' und des Anlenkpunktes G bei G' (gestrichelt gezeichnet). Der Bereich G' bis G", den der Anlenkpunkt G auf der ellipsenähnlichen Bahn EB durchläuft, bewirkt demnach über die Bewegungen des Anlenkpunktes F und den Steuerhebel 17 eine schnelle Rückwärtsbewegung der Abreisswalzen 23 (Rückliefern), der Bereich G" bis G"' eine Vorwärtsbewegung der Abreisswalzen 23 (Abreissen des Fasermaterials) und der Bereich G"' bis G' einen Stillstand der Abreisswalzen 23.

[0012] Einer Bewegung des Anlenkpunktes G auf der ellipsenähnlichen Bahn EB von G' nach G" entspricht eines Bewegung des Anlenkpunktes F auf der Kreisbahn von F nach F", wodurch der Steuerhebel 17 eine schnelle Bewegung durchführt, was zur Folge hat, dass die Abreisswalzen eine Rückwärtsbewegung vollführen, die bis zum Erreichen von G" des Anlenkpunktes G anhält. Infolge der weiteren Bewegung des Anlenkpunktes G von G" in Richtung auf G"' bewegt sich der Anlenkpunkt F von der Lage F" auf der Kreisbahn KS wieder in Richtung F. Der Steuerhebel 17 dreht sich dabei in umgekehrter Richtung zurück und erteilt damit den Abreisswalzen eine Vorwärtsbewegung, die so lange andauert, bis der Anlenkpunkt G auf der elliptischen Bahn EB die Lage G"' und damit der Anlenkpunkt F auf der Kreisbahn KS die Lage F erreicht hat. Bei einer Bewegung des Anlenkpunktes G auf der ellipsenähnlichen Bahn EB zwischen G"' und G' verbleibt der Anlenkpunkt F in seiner Lage bei F, was praktisch einem Stillstand des Steuerhebels 17 und damit der Differentialgetriebeachse 20 und darüber hinaus der Abreisswalzen 23 in bezug auf die zusätzliche, dem Differentialgetriebe 21 und damit den Abreisswalzen erteilte überlagerte Drehbewegung entspricht. Damit der Anlenkpunkt F in der Lage F verweilt, muss sich dabei der Anlenkpunkt G im Abschnitt G"' G' der ellipsenähnlichen Bahn EB auf einer angenäherten Kreisbahn um den Anlenkpunkt F bewegen. Wie aus Fig. 3 ersichtlich ist, entspricht die Strecke G"' G' der ellipsenähnlichen Bahn EB einer Kreisbahn mit ihrem Mittelpunkt am Anlenkpunkt F. Bei einer Bewegung des Anlenkpunktes E auf der Kreisbahn KE um den Mittelpunkt A der Rundkammwelle 1 von mehr als 180° wird sich infolge des ungleichmässig angetriebenen Exzenters 8 der Anlenkpunkt D der Zugstange 10 um weniger als 180° auf der Kreisbahn KD drehen und der Anlenkpunkt G sich im Abschnitt von G"' nach G' der ellipsenähnlichen Bahn EB auf einer bewegen, die weniger als 180° überstreicht, wodurch der Steuerhebel 17 um mehr als 180° eines Kammspieles zum Stillstand kommt. In der gezeigten Antriebsvorrichtung wird durch den ungleichmässigen Antrieb des Exzenters 8 die Verweilzeit des Anlenkpunktes F über 180° eines Kammspieles ausgedehnt, was durch ein einfaches Kurbelgetriebe, bei dem das Zentrum der Rundkammwelle und das Zentrum des Exzenters 8 zusammenfallen, nicht erreicht wird.

[0013] Die durch den umlaufenden Exzenter 8 über das auf der Kreisbahn KZ schwingende Zentrum C der Schwinge 11 erzeugte Bewegungsbahn des Anlenkpunktes G bewirkt somit die Hin- und Herbewegung des Anlenkpunktes F auf der Kreisbahn KS zwischen den Lagen F und F", die über den Steuerhebel 17 und die Differentialgetriebeachse 20 auf das Differentialgetriebe 21 und nachfolgend auf die Abreisswalzen übertragen werden, wodurch dieselben eine schnelle Rückwärtsbewegung und anschliessend eine Vorwärtsbewegung ausführen, und über die Verweilzeit des Anlenkpunktes F in der Lage F, die der Wegstrecke des Anlenkpunktes G auf der elliptischen Bahn EB zwischen G"' und G' entspricht, zum Stillstand kommen. Die Einstellung des jeweiligen Zeitpunktes, an dem Rückwärts- und Vorwärtsbewegung und Stillstand für die Abreisswalzen 23 ausgelöst werden, erfolgt mittels der Stellschraube 6 an der Stellscheibe 4, wodurch die Punkte G', G" und G"' in gewünschtem Masse verschoben und fixiert werden können.
Eine Beeinflussung der Pilgerschrittbewegung kann auch dadurch erzielt werden, indem der Anlenkpunkt E an der Stellscheibe 4 nicht nur gegenüber dem Antriebszahnrad 3 für die Rundkammwelle 1 winkelverstellt wird, sondern auch durch Ändern der Länge der Zugstange 10 durch Auswechseln derselben oder durch Verwendung einer in der Länge verstellbaren Zugstange 10 und es kann der Angriffspunkt E der Zugstange 10 an der Stellscheibe 4 radial verstellbar eingerichtet werden, so dass damit der Kurbelradius für die Bewegungen des Exzenters verändert wird. Auf diese Weise lassen sich die Verhältnisse weitestgehend beherrschen. Hinweise auf die zuletzt angesprochenen Einstellungen sind auch der korrespondierenden US-PS 3,584,346 aus den Figuren 4 und 5 nebst deren Beschreibungen zu entnehmen.

[0014] In Fig. 4 wird der Beschleunigungsverlauf (m/s2) über der Dauer eines Kammspieles aufgezeigt. Ein Kammspiel ist dabei in 40 Indexe aufgeteilt, d.h. ein mit konstanter Drehzahl umlaufender Rundkamm hat eine ganze Umdrehung innerhalb dieser 40 Index durchgeführt.
Die mit durchgezogenem Strich gezeichnete Kurve zeigt den Verlauf der Beschleunigung der Abreisswalzen während eines Kammspieles mit der erfindungsgemäss vorgeschlagenen Antriebseinrichtung mit 400 K/min. Hingegen zeigt die strichpunktierte Kurve den Beschleunigungsverlauf der Abreisswalzen mit 350 K/min der bisherigen Lösung.
Aus diesem Kurvenverlauf ist zu entnehmen, dass bis zum Index 17 die Beschleunigung am höchsten angestiegen ist. Etwa bei Index 16 beginnt der Abreiss- und Lötvorgang, wobei die Drehrichtung der Abreisswalzen reversiert wird, um ein Faserpaket aus dem Ende des von der Zange vorgelegten Faserbartes abzuziehen und mit dem Ende der gebildeten Vliesschicht zu verlöten. Ca. bei Index 24 ist der Abreissvorgang beendet.
Wie aus der Darstellung zu entnehmen ist die Beschleunigung zwischen der Kurve mit den erfindungsgemäss beanspruchten Lösung (Durchgezogene Linie) und der Kurve der bisherigen Lösung mit der strichpunktierten Darstellung im oberen Bereich eine Differenz x und im unteren Bereich eine Differenz y zu entnehmen, obwohl die neue Lösung bereits mit 400 K/min betrieben wird.
D.h. durch die erfindungsgemäss ausgeführte Getriebeeinheit mit den speziell ausgeführten Getriebeverhältnissen ist es möglich die notwendige Beschleunigung der Abreisswalzen herabzusetzen und somit gleichfalls die Beschleunigungskräfte zu minimieren. Dadurch ist es möglich die Kammspielzahlen zu erhöhen, ohne dass die mechanischen Kräfte auf die Antriebselemente und deren Lagerungen über die bisherigen ansteigen.


Ansprüche

1. Antriebsvorrichtung für Abreisswalzen (23) an einer Kämmaschine mit einem Differentialgetriebe (21), dessen eine Eingangswelle mit einem der Eingangswelle eine gleichförmige Drehbewegung erteilenden Antrieb und dessen andere Eingangswelle mit einer eine zusätzliche Drehbewegung erteilenden Steuervorrichtung verbunden ist, mit einem am Gestell gelagerten Exzenter (8), der über eine Zugstange (10) mit eine dem Exzenter eine ungleichförmige Drehbewegung konstanter Antriebsdrehzahl erteilenden und gegenüber dem Exzenterdrehpunkt (B) versetzt gelagerten Kurbel (A,E) verbunden ist, wobei der Exzenter (8) eine an einem Umfangspunkt (J) über einen drehbar am Gestell gelagerten Stützhebel (14) gelenkig abgestützte Schwinge (11) trägt, welche zur Übertragung einer ihr vom Exzenter erteilten Bewegung über eine Koppel (16) mit einem Steuerhebel (17) der genannten anderen Eingangswelle (20) für die zusätzliche Drehbewegung verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet dass das Verhältnis zwischen dem Abstand des Anlenkpunktes (D) der Zugstange (10) am Exzenter (8) zu dessen Drehpunkt (B) zum Abstand zwischen der Mitte (C) der Schwinge (11) und dem Drehpunkt (B) des Exzenters (8) grösser als 3,5 gewählt ist.
 
2. Antriebsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis zwischen dem Abstand des Anlenkpunktes (D) der Zugstange (10) am Exzenter (8) zu dessen Drehpunkt (B) zum Abstand zwischen der Mitte (C) der Schwinge (11) und dem Drehpunkt (B) des Exzenters (8) vorzugsweise zwischen 4 und 5 gewählt ist.
 
3. Antriebsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungslinien vom Anlenkpunkt (G) der Koppel (16) an der Schwinge (11) und von der Mitte (C) der Schwinge (11) zum Anlenkpunkt (J) des Stützhebels (14) an der Schwinge (11) einen Winkel bilden, der grösser als 18° beträgt.
 
4. Antriebsvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der eingeschlossene Winkel vorzugsweise zwischen 20° und 35° beträgt.
 




Zeichnung