[0001] Die Erfindung betrifft eine Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen aus Keramik.
[0002] Eine Gasentladungslampe enthält ein strahlungsdurchlässiges Entladungsgefäß, welches
eine Entladungszone mir einer gasförmigen, jonisierbaren Füllung umschließt. In dieser
Entladungszone befinden sich in geeignetem Abstand Elektroden.
[0003] Aus US 5 654 606 ist eine solche Gasentladungslampe bekannt. Anstelle der sonst üblichen
Metallelektroden wurde eine gesinterte Mischung aus Metall und keramischem Material
als Einkoppelstruktur verwendet. Durch Erzeugung einer hohen kapazitiven Spannung
zwischen den Einkoppelstrukturen erfolgt in solchen Gasentladungslampen die Erzeugung
der Ladungsträger direkt im Gasvolumen. Die Zugabe von geringen Mengen Metall war
bei den verwendeten keramischen Materialien notwendig, um eine ausreichende Stabilität
der Einkoppelstrukturen bei Temperaturschwankungen, wie sie beim Einschalten einer
solchen Gasentladungslampe auftreten können, zu gewährleisten.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Gasentladungslampe mit keramischen
Einkoppelstrukturen, die verbesserte Eigenschaften haben, zur Verfügung zu stellen.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen aus
Keramik, dadurch gekennzeichnet, daß die Einkoppelstrukturen aus einer ferroelektrischen
Keramik sind.
[0006] Ein keramische Material für solche Einkoppelstrukturen muß folgende Voraussetzungen
erfüllen: eine möglichst rechteckige Hystereseschleife, eine hohe Dielektrizitätskonstante
εr und eine hohe remanente Polarisation P
r.
[0007] Die meisten Dielektrika weisen eine geringe Höhe der Dielektrizitätskonstanten
εr und eine niedrige Feldabhängigkeit
εr(E) auf. Eine Ausnahme bilden einige ferroelektrische Materialien, bei denen sich
εr bei einer kritischen Feldstärke E
c sprunghaft sehr stark ändert.
[0008] Scheiben aus ferroelektrischen Materialien, welche ein sogenanntes nichtlineares
Verhalten aufweisen, können als Einkoppelstrukturen in Gasentladungslampen verwendet
werden. Diese Scheiben wirken als keramische Plattenkondensatoren und beim Anlegen
einer Wechselspannung laden sich die Innenflächen auf. Durch den hohen, nichtlinearen
Anstieg der Kondensatorladung wird die Zündung sowie der anschließenden Dauerbetrieb
der Lampe bewirkt.
[0009] Es ist bevorzugt, daß die ferroelektrische Keramik Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen enthält.
[0010] Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen ist ein ferroelektrisches Material
mit den geforderten nichtlinearen Eigenschaften. In Ba(Ti
l-xZr
x)O
3-Mischkristallkeramiken bewirken kleine Zusätze von Donator/Akzeptor-Kombinationen
hohe Werte für die remanente Polarisation P
r und die Dielektrizitätskonstante
εr. Außerdem besitzen diese Donator/Akzeptor-dotierten Ba(Ti
l-xZr
x)O
3-Keramiken rechteckige Hystereseschleifen.
[0011] Es ist bevorzugt, daß die Donator/Akzeptor-Kombinationen Mn
3+ und W
6+ oder Yb
3+ und Nb
5+ oder Yb
3+ und Mo
6+ oder Mg
2+ und W
6+ oder Mn
3+ und Nb
5+ oder Yb
3+ und W
6+ oder Mg
2+ und Nb
5+ oder Mn
3+ und Dy
3+, Ho
3+, Er
3+, Gd
3+, Nd
3+, Y
3+ enthalten.
[0012] Diese Donator/Akzeptor-Kombinationen bewirken eine besonders starke Steigerung für
die Werte der Dielektrizitätskonstanten
εr und der remanenten Polarisation P
r.
[0013] Es ist auch bevorzugt, daß der Gehalt an Zirkon in der ferroelektrischen Keramik
x = 0.09 beträgt.
[0014] Durch den Zusatz von BaZrO
3 zu BaTiO
3 erniedrigen sich in Mischkristallen der Zusammensetzung Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 die Koerzitivfeldstärken auf E
c < 100 V/mm. Dies ist vorteilhaft, um bei einer Betriebsspannung von 220 V Einkoppelstrukturen
in einer Dicke verwenden zu können, die eine ausreichende Durchschlagsfestigkeit aufweisen.
Bei einem Zirkon-Gehalt von x = 0.09 beträgt die Koerzitivfeldstärke E
c ≅ 70 V/mm und die Curietemperatur T
c ist mit 90 °C in einem Bereich, die noch über der Betriebstemperatur von Gasentladungslampen
liegt.
[0015] Es ist weiterhin bevorzugt, daß das Verhältnis Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) zwischen 0.997
und 0.998 liegt.
[0016] In Perowskiten übt das atomare Verhältnis der Kationen einen großen Einfluß auf die
Eigenschaften der Keramik aus. In der Mischkristallreihe Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 ist die Erhöhung der Dielektrizitätskonstanten
εr in Abhängigkeit von E
c bzw. T
c am größten, wenn das atomare Verhältnis Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) geringfügig kleiner
1 ist.
[0017] Im folgenden soll die Erfindung anhand einer Figur und eines Ausführungsbeispieles
erläutert werden. Dabei zeigt Fig. 1 eine longitudinale Seitenansicht einer beispielhaften
Gasentladungslampe.
[0018] Gemäß Fig. 1 weist eine Gasentladungslampe ein röhrenförmiges Entladungsgefäß 1 beispielsweise
aus Kalkglas auf, das eine Entladungszone 3 mit gasförmiger, ionisierbarer Füllung
umschließt. Auf der inneren Oberfläche des Entladungsgefäßes 1 ist eine lumineszierende
Schicht 2 aufgebracht. Die gasförmige, ionisierbare Füllung kann zum Beispiel Quecksilber
und Argon enthalten. Einkoppelstrukturen 4 aus Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen sind in geeignetem Abstand an
gegenüberliegenden Seiten des Entladungsgefäßes 1 in der Entladungszone 3 angebracht.
Die Einkoppelstrukturen 4 sind jeweils mit einer Stromzuführung 5, beispielsweise
einem Metallstift, verbunden. Über eine integrierte Ausströmöffnung 6 wird das Entladungsgefäß
1 evakuiert und befüllt. Beim Anlegen einer Wechselspannung an die beiden Einkoppelstrukturen
4, die zusammen wie ein keramischer Plattenkondensator wirken, werden die in der Lampe
liegenden Innenflächen aufgeladen. Der hohe, nichtlineare Anstieg der Kondensatorladung
bewirkt die Zündung sowie den anschließenden Dauerbetrieb der Lampe.
[0019] Das ferroelektrische Material für die Einkoppelstrukturen 4 muß folgende Voraussetzungen
erfüllen: hohe Werte für die remanente Polarisation P
r und die Dielektrizitätskonstante
εr, eine rechteckige Hystereseschleife, eine über der Betriebstemperatur der Lampe liegenden
Curietemperatur T
c und eine unterhalb der Betriebsspannung von 220 V liegende Koerzitivfeldstärke E
c.
[0020] Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen ist ein Material mit den geforderten
nichtlinearen Eigenschaften. Typische Akzeptor-Dotierungen stellen dabei Mn
3+, Fe
3+, Cr
3+, Mg
2+ und Lu
3+ dar, die auf den Ti
4+ - und Zr
4+-Plätzen des Perowskitgitters eingebaut werden. Als Donatoren eignen sich Nb
5+, W
6+, Mo
6+, Mo
5+ auf den Ti
4+ - und Zr
4+-Plätzen und Y
3+, Dy
3+, Er
3+, Nd
3+ und Gd
3+ auf den Ba
2+-Plätzen. Besonders vorteilhaft erwiesen sich die Kombinationen Mn
3+ und W
6+ (3:1 bis 2:1) oder Yb
3+ und Nb
5+ (1.5:1) oder Yb
3+ und Mo
6+ (2.5:1) oder Mg
2+ und W
6+ (2.5:1) oder Mn
3+ und Nb
5+ (1.5:1 bis 1:1) oder Yb
3+ und W
6+ (2.5:1) oder Mg
2+ und Nb
5+ (1.5:1) oder Mn
3+ und Dy
3+, Ho
3+, Er
3+, Gd
3+, Nd
3+, Y
3+ (1.5:1 bis 1:1).
Tabelle 1
Einfluß der Dotierungen in Ba(Ti0.91Zr0.09)O3 (Σ Verunreinigungen ≅ 750 ppm, Tsinter = 1450 °C, Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) = 0.9975) |
Dotierung [mol%] |
εr(Tc) |
εr(Ec) |
Pr [µC/cm2] |
Ec [V/mm] |
- |
61000 |
760000 |
13 |
70 |
0.15 Mn3+ / 0.10 Nb5+ |
85000 |
1300000 |
14 |
60 |
0.10 Mn3+ / 0.05 W6+ |
90000 |
1500000 |
15 |
60 |
0.15 Mn3+ / 0.1 Y3+ |
90000 |
1400000 |
15 |
60 |
0.15 Yb3+ / 0.1 Mo6+ |
900000 |
1300000 |
15 |
60 |
0.15 Yb3+ / 0.005 W6+ |
1100000 |
2000000 |
16 |
60 |
0.15 Mn3+ / 0.1 Mo3+ |
95000 |
1500000 |
15 |
60 |
0.15 Mg2+ / 0.1 Nb5+ |
120000 |
3000000 |
17 |
65 |
0.15 Mg2+ / 0.05 W6+ |
120000 |
2800000 |
17 |
60 |
[0021] Auch der Gehalt an Zirkon, das Verhältnis der Kationen sowie die Sintertemperaturen
der Herstellung, die Reinheit der Rohstoffe und die chemische Homogenität des ferroelektrischen
Materials beeinflussen die Eigenschaften der Keramik.
[0022] Keramiken aus reinem BaTiO
3 weisen Koerzitivfeldstärken von E
c > 100 V/mm auf. In Mischkristallen der Zusammensetzung Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 erniedrigen sich die Koerzitivfeldstärken auf E
c < 100 V/mm.
[0023] Die ferroelektrische Curietemperatur erniedrigt sich von T
c = 130 °C im reinen BaTiO
3 bei Zugabe von BaZrO
3 um 4 °C pro at.% Zr. Bei einem Zirkon-Gehalt von x = 0.09 beträgt die Koerzitivfeldstärke
E
c ≅ 70 V/mm und die Curietemperatur T
c liegt bei ungefähr 90 °C.
[0024] In Perowskiten kann das Verhältnis der Kationen einen großen Einfluß auf die Eigenschaften
nehmen. In BaTiO
3 übt das atomare Verhältnis von Ba/Ti einen großen Einfluß auf die Sinterbarkeit und
die dielektrischen Eigenschaften der Keramik aus. So entstehen bei Ba/Ti ≅ 1 feinkörnige
Keramiken mit hoher Dielektrizitätskonstante
εr. In Mischkristallen der Zusammensetzung Ba(Ti
0.91Zr
0.09)O
3 tritt eine Erhöhung der Dielektrizitätskonstanten
εr in Abhängigkeit von E
c bzw. T
c auf, wenn das atomare Verhältnis geringfügig kleiner 1 ist.
Tabelle 2
Einfluß des atomaren Verhältnisses Ba/(Ti,Zr) in Ba(Ti0.91Zr0.09)O3 (Σ Verunreinigungen ≅ 750 ppm, Tsinter = 1450 °C) |
Ba/(Ti,Zr) |
εr(Tc) |
εr(Ec) |
0.999 |
28000 |
150000 |
0.998 |
53000 |
470000 |
0.997 |
61000 |
650000 |
0.995 |
45000 |
380000 |
0.990 |
38000 |
260000 |
[0025] Die Sintertemperaturen bei der Herstellung sowie die Reinheit der Rohstoffe und die
chemische Homogenität des Mischkristalls Ba(Ti
l-xZr
x)O
3 haben entscheidenden Einfluß auf die Höhe der Dielektrizitätskonstanten
εr sowie der remanenten Polarisation P
r und auf die Form der Hystereseschleife. Schon kleine Verunreinigungen oder unvollkommene
Vermischung der Rohstoffe führen zu einer starken Erniedrigung der remanenten Polarisation
P
r und zu schrägen Hystereseschleifen.
Tabelle 3
Einfluß der Rohstoffreinheit und der Sintertemperatur auf die Dielektrizitätskonstante
εr bei der Curietemperatur Tc und bei der Koerzitivfeldstärke Ec in Ba(Ti0.91Zr0.09)O3 |
Σ Verunreinigungen [ppm] |
Tsinter [°C] |
εr(Tc) |
εr(Ec) |
5000 |
1325 |
16000 |
50000 |
5000 |
1450 |
22000 |
110000 |
750 |
1325 |
18000 |
70000 |
750 |
1450 |
36000 |
210000 |
1. Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen (4) aus Keramik,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einkoppelstrukturen (4) aus einer ferroelektrischen Keramik sind.
2. Gasentladungslampe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ferroelektrische Keramik Ba(Til-xZrx)O3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen enthält.
3. Gasentladungslampe nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Donator/Akzeptor-Kombinationen Mn3+ und W6+ oder Yb3+ und Nb5+ oder Yb3+ und Mo6+ oder Mg2+ und W6+ oder Mn3+ und Nb5+ oder Yb3+ und W6+ oder Mg2+ und Nb5+ oder Mn3+ und Dy3+, Ho3+, Er3+, Gd3+, Nd3+, Y3+ enthalten.
4. Gasentladungslampe nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt an Zirkon in der ferroelektrischen Keramik x = 0.09 beträgt.
5. Gasentladungslampe nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) zwischen 0.997 und 0.998 liegt.