(19)
(11) EP 1 043 751 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.10.2000  Patentblatt  2000/41

(21) Anmeldenummer: 00201149.2

(22) Anmeldetag:  28.03.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7H01J 61/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 07.04.1999 DE 19915616

(71) Anmelder:
  • Philips Corporate Intellectual Property GmbH
    52064 Aachen (DE)

    DE 
  • Koninklijke Philips Electronics N.V.
    5621 BA Eindhoven (NL)

    FR GB 

(72) Erfinder:
  • Hennings, Detlev
    52064 Aachen (DE)
  • Steigelmann, Oliver
    52064 Aachen (DE)

(74) Vertreter: Volmer, Georg, Dipl.-Ing. et al
Philips Corporate Intellectual Property GmbH, Habsburgerallee 11
52064 Aachen
52064 Aachen (DE)

   


(54) Gasentladungslampe


(57) Die Erfindung beschreibt eine Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen (4) aus Ba(Til-xZrx)O3 mit Donator/Akzeptor-Dotierungen.
Durch bestimmte Donator/Akzeptor-Kombinationen, einem optimierten Gehalt an Zirkon und einem optimierten atomaren Verhältnis der Kationen wird eine ferroelektrische Keramik erhalten, welche hohe Werte für die remanente Polarisation Pr und die Dielektrizitätskonstante εr, eine rechteckige Hystereseschleife und niedrige Koerzitivfeldstärken Ec aufweist. Bei Anlegen einer Wechselspannung an die ferroelektrischen Einkoppelstrukturen wird infolge der nichtlinearen Eigenschaften der Einkoppelstrukturen (4) die Zündung sowie der anschließende Dauerbetrieb der Lampe bewirkt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen aus Keramik.

[0002] Eine Gasentladungslampe enthält ein strahlungsdurchlässiges Entladungsgefäß, welches eine Entladungszone mir einer gasförmigen, jonisierbaren Füllung umschließt. In dieser Entladungszone befinden sich in geeignetem Abstand Elektroden.

[0003] Aus US 5 654 606 ist eine solche Gasentladungslampe bekannt. Anstelle der sonst üblichen Metallelektroden wurde eine gesinterte Mischung aus Metall und keramischem Material als Einkoppelstruktur verwendet. Durch Erzeugung einer hohen kapazitiven Spannung zwischen den Einkoppelstrukturen erfolgt in solchen Gasentladungslampen die Erzeugung der Ladungsträger direkt im Gasvolumen. Die Zugabe von geringen Mengen Metall war bei den verwendeten keramischen Materialien notwendig, um eine ausreichende Stabilität der Einkoppelstrukturen bei Temperaturschwankungen, wie sie beim Einschalten einer solchen Gasentladungslampe auftreten können, zu gewährleisten.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Gasentladungslampe mit keramischen Einkoppelstrukturen, die verbesserte Eigenschaften haben, zur Verfügung zu stellen.

[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen aus Keramik, dadurch gekennzeichnet, daß die Einkoppelstrukturen aus einer ferroelektrischen Keramik sind.

[0006] Ein keramische Material für solche Einkoppelstrukturen muß folgende Voraussetzungen erfüllen: eine möglichst rechteckige Hystereseschleife, eine hohe Dielektrizitätskonstante εr und eine hohe remanente Polarisation Pr.

[0007] Die meisten Dielektrika weisen eine geringe Höhe der Dielektrizitätskonstanten εr und eine niedrige Feldabhängigkeit εr(E) auf. Eine Ausnahme bilden einige ferroelektrische Materialien, bei denen sich εr bei einer kritischen Feldstärke Ec sprunghaft sehr stark ändert.

[0008] Scheiben aus ferroelektrischen Materialien, welche ein sogenanntes nichtlineares Verhalten aufweisen, können als Einkoppelstrukturen in Gasentladungslampen verwendet werden. Diese Scheiben wirken als keramische Plattenkondensatoren und beim Anlegen einer Wechselspannung laden sich die Innenflächen auf. Durch den hohen, nichtlinearen Anstieg der Kondensatorladung wird die Zündung sowie der anschließenden Dauerbetrieb der Lampe bewirkt.

[0009] Es ist bevorzugt, daß die ferroelektrische Keramik Ba(Til-xZrx)O3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen enthält.

[0010] Ba(Til-xZrx)O3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen ist ein ferroelektrisches Material mit den geforderten nichtlinearen Eigenschaften. In Ba(Til-xZrx)O3-Mischkristallkeramiken bewirken kleine Zusätze von Donator/Akzeptor-Kombinationen hohe Werte für die remanente Polarisation Pr und die Dielektrizitätskonstante εr. Außerdem besitzen diese Donator/Akzeptor-dotierten Ba(Til-xZrx)O3-Keramiken rechteckige Hystereseschleifen.

[0011] Es ist bevorzugt, daß die Donator/Akzeptor-Kombinationen Mn3+ und W6+ oder Yb3+ und Nb5+ oder Yb3+ und Mo6+ oder Mg2+ und W6+ oder Mn3+ und Nb5+ oder Yb3+ und W6+ oder Mg2+ und Nb5+ oder Mn3+ und Dy3+, Ho3+, Er3+, Gd3+, Nd3+, Y3+ enthalten.

[0012] Diese Donator/Akzeptor-Kombinationen bewirken eine besonders starke Steigerung für die Werte der Dielektrizitätskonstanten εr und der remanenten Polarisation Pr.

[0013] Es ist auch bevorzugt, daß der Gehalt an Zirkon in der ferroelektrischen Keramik x = 0.09 beträgt.

[0014] Durch den Zusatz von BaZrO3 zu BaTiO3 erniedrigen sich in Mischkristallen der Zusammensetzung Ba(Til-xZrx)O3 die Koerzitivfeldstärken auf Ec < 100 V/mm. Dies ist vorteilhaft, um bei einer Betriebsspannung von 220 V Einkoppelstrukturen in einer Dicke verwenden zu können, die eine ausreichende Durchschlagsfestigkeit aufweisen. Bei einem Zirkon-Gehalt von x = 0.09 beträgt die Koerzitivfeldstärke Ec ≅ 70 V/mm und die Curietemperatur Tc ist mit 90 °C in einem Bereich, die noch über der Betriebstemperatur von Gasentladungslampen liegt.

[0015] Es ist weiterhin bevorzugt, daß das Verhältnis Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) zwischen 0.997 und 0.998 liegt.

[0016] In Perowskiten übt das atomare Verhältnis der Kationen einen großen Einfluß auf die Eigenschaften der Keramik aus. In der Mischkristallreihe Ba(Til-xZrx)O3 ist die Erhöhung der Dielektrizitätskonstanten εr in Abhängigkeit von Ec bzw. Tc am größten, wenn das atomare Verhältnis Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) geringfügig kleiner 1 ist.

[0017] Im folgenden soll die Erfindung anhand einer Figur und eines Ausführungsbeispieles erläutert werden. Dabei zeigt Fig. 1 eine longitudinale Seitenansicht einer beispielhaften Gasentladungslampe.

[0018] Gemäß Fig. 1 weist eine Gasentladungslampe ein röhrenförmiges Entladungsgefäß 1 beispielsweise aus Kalkglas auf, das eine Entladungszone 3 mit gasförmiger, ionisierbarer Füllung umschließt. Auf der inneren Oberfläche des Entladungsgefäßes 1 ist eine lumineszierende Schicht 2 aufgebracht. Die gasförmige, ionisierbare Füllung kann zum Beispiel Quecksilber und Argon enthalten. Einkoppelstrukturen 4 aus Ba(Til-xZrx)O3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen sind in geeignetem Abstand an gegenüberliegenden Seiten des Entladungsgefäßes 1 in der Entladungszone 3 angebracht. Die Einkoppelstrukturen 4 sind jeweils mit einer Stromzuführung 5, beispielsweise einem Metallstift, verbunden. Über eine integrierte Ausströmöffnung 6 wird das Entladungsgefäß 1 evakuiert und befüllt. Beim Anlegen einer Wechselspannung an die beiden Einkoppelstrukturen 4, die zusammen wie ein keramischer Plattenkondensator wirken, werden die in der Lampe liegenden Innenflächen aufgeladen. Der hohe, nichtlineare Anstieg der Kondensatorladung bewirkt die Zündung sowie den anschließenden Dauerbetrieb der Lampe.

[0019] Das ferroelektrische Material für die Einkoppelstrukturen 4 muß folgende Voraussetzungen erfüllen: hohe Werte für die remanente Polarisation Pr und die Dielektrizitätskonstante εr, eine rechteckige Hystereseschleife, eine über der Betriebstemperatur der Lampe liegenden Curietemperatur Tc und eine unterhalb der Betriebsspannung von 220 V liegende Koerzitivfeldstärke Ec.

[0020] Ba(Til-xZrx)O3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen ist ein Material mit den geforderten nichtlinearen Eigenschaften. Typische Akzeptor-Dotierungen stellen dabei Mn3+, Fe3+, Cr3+, Mg2+ und Lu3+ dar, die auf den Ti4+ - und Zr4+-Plätzen des Perowskitgitters eingebaut werden. Als Donatoren eignen sich Nb5+, W6+, Mo6+, Mo5+ auf den Ti4+ - und Zr4+-Plätzen und Y3+, Dy3+, Er3+, Nd3+ und Gd3+ auf den Ba2+-Plätzen. Besonders vorteilhaft erwiesen sich die Kombinationen Mn3+ und W6+ (3:1 bis 2:1) oder Yb3+ und Nb5+ (1.5:1) oder Yb3+ und Mo6+ (2.5:1) oder Mg2+ und W6+ (2.5:1) oder Mn3+ und Nb5+ (1.5:1 bis 1:1) oder Yb3+ und W6+ (2.5:1) oder Mg2+ und Nb5+ (1.5:1) oder Mn3+ und Dy3+, Ho3+, Er3+, Gd3+, Nd3+, Y3+ (1.5:1 bis 1:1).
Tabelle 1
Einfluß der Dotierungen in Ba(Ti0.91Zr0.09)O3 (Σ Verunreinigungen ≅ 750 ppm, Tsinter = 1450 °C, Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) = 0.9975)
Dotierung [mol%] εr(Tc) εr(Ec) Pr [µC/cm2] Ec [V/mm]
- 61000 760000 13 70
0.15 Mn3+ / 0.10 Nb5+ 85000 1300000 14 60
0.10 Mn3+ / 0.05 W6+ 90000 1500000 15 60
0.15 Mn3+ / 0.1 Y3+ 90000 1400000 15 60
0.15 Yb3+ / 0.1 Mo6+ 900000 1300000 15 60
0.15 Yb3+ / 0.005 W6+ 1100000 2000000 16 60
0.15 Mn3+ / 0.1 Mo3+ 95000 1500000 15 60
0.15 Mg2+ / 0.1 Nb5+ 120000 3000000 17 65
0.15 Mg2+ / 0.05 W6+ 120000 2800000 17 60


[0021] Auch der Gehalt an Zirkon, das Verhältnis der Kationen sowie die Sintertemperaturen der Herstellung, die Reinheit der Rohstoffe und die chemische Homogenität des ferroelektrischen Materials beeinflussen die Eigenschaften der Keramik.

[0022] Keramiken aus reinem BaTiO3 weisen Koerzitivfeldstärken von Ec > 100 V/mm auf. In Mischkristallen der Zusammensetzung Ba(Til-xZrx)O3 erniedrigen sich die Koerzitivfeldstärken auf Ec < 100 V/mm.

[0023] Die ferroelektrische Curietemperatur erniedrigt sich von Tc = 130 °C im reinen BaTiO3 bei Zugabe von BaZrO3 um 4 °C pro at.% Zr. Bei einem Zirkon-Gehalt von x = 0.09 beträgt die Koerzitivfeldstärke Ec ≅ 70 V/mm und die Curietemperatur Tc liegt bei ungefähr 90 °C.

[0024] In Perowskiten kann das Verhältnis der Kationen einen großen Einfluß auf die Eigenschaften nehmen. In BaTiO3 übt das atomare Verhältnis von Ba/Ti einen großen Einfluß auf die Sinterbarkeit und die dielektrischen Eigenschaften der Keramik aus. So entstehen bei Ba/Ti ≅ 1 feinkörnige Keramiken mit hoher Dielektrizitätskonstante εr. In Mischkristallen der Zusammensetzung Ba(Ti0.91Zr0.09)O3 tritt eine Erhöhung der Dielektrizitätskonstanten εr in Abhängigkeit von Ec bzw. Tc auf, wenn das atomare Verhältnis geringfügig kleiner 1 ist.
Tabelle 2
Einfluß des atomaren Verhältnisses Ba/(Ti,Zr) in Ba(Ti0.91Zr0.09)O3 (Σ Verunreinigungen ≅ 750 ppm, Tsinter = 1450 °C)
Ba/(Ti,Zr) εr(Tc) εr(Ec)
0.999 28000 150000
0.998 53000 470000
0.997 61000 650000
0.995 45000 380000
0.990 38000 260000


[0025] Die Sintertemperaturen bei der Herstellung sowie die Reinheit der Rohstoffe und die chemische Homogenität des Mischkristalls Ba(Til-xZrx)O3 haben entscheidenden Einfluß auf die Höhe der Dielektrizitätskonstanten εr sowie der remanenten Polarisation Pr und auf die Form der Hystereseschleife. Schon kleine Verunreinigungen oder unvollkommene Vermischung der Rohstoffe führen zu einer starken Erniedrigung der remanenten Polarisation Pr und zu schrägen Hystereseschleifen.
Tabelle 3
Einfluß der Rohstoffreinheit und der Sintertemperatur auf die Dielektrizitätskonstante εr bei der Curietemperatur Tc und bei der Koerzitivfeldstärke Ec in Ba(Ti0.91Zr0.09)O3
Σ Verunreinigungen [ppm] Tsinter [°C] εr(Tc) εr(Ec)
5000 1325 16000 50000
5000 1450 22000 110000
750 1325 18000 70000
750 1450 36000 210000



Ansprüche

1. Gasentladungslampe mit Einkoppelstrukturen (4) aus Keramik,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einkoppelstrukturen (4) aus einer ferroelektrischen Keramik sind.
 
2. Gasentladungslampe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ferroelektrische Keramik Ba(Til-xZrx)O3 mit Dotierungen aus Donator/Akzeptor-Kombinationen enthält.
 
3. Gasentladungslampe nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Donator/Akzeptor-Kombinationen Mn3+ und W6+ oder Yb3+ und Nb5+ oder Yb3+ und Mo6+ oder Mg2+ und W6+ oder Mn3+ und Nb5+ oder Yb3+ und W6+ oder Mg2+ und Nb5+ oder Mn3+ und Dy3+, Ho3+, Er3+, Gd3+, Nd3+, Y3+ enthalten.
 
4. Gasentladungslampe nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt an Zirkon in der ferroelektrischen Keramik x = 0.09 beträgt.
 
5. Gasentladungslampe nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis Ba/(Ti,Zr,Dotierungen) zwischen 0.997 und 0.998 liegt.
 




Zeichnung







Recherchenbericht