(57) Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Vermeiden von Bremsverzögerungen
beim Auslösen einer Bremsung des Webmaschinen-Hauptantriebs nach lang anhaltendem,
ununterbrochenem Weben zu schaffen, und infolge der Bremsung Anlaufstellen im Gewebe
zu vermeiden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass der Webprozess wahlweise durch
einen Schussfadenbruch oder ein dem Schussbruch adäquates Ereignis in dem Schussfadenzuführsystem
zwischen der Vorratsspule und einem Vorspuler einer Webmaschine oder durch Erreichen
eines anderen, der Webmaschinen-Programmsteuerung vorgegebenen Kriteriums, unterbrochen
wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vermeiden einer Bremsverzögerung bei aus
dem Webprozess resultierenden zufälligen und/oder programmierten Auslösen von Signalen
zum Unterbrechen des Webprozesses.
[0002] Betreiber von Webmaschinen sind bestrebt, die Webmaschinen möglichst ohne Unterbrechung
des Webprozesses produzieren zu lassen. Eine erste Voraussetzung dafür ist, dass sowohl
Garne für den Schuss und die Kette zur Verfügung stehen, die reissunempfindlich sind,
die also den mechanischen Beanspruchungen beim Weben auf Webmaschinen, und hier insbesondere
auf hochtourigen Webmaschinen gerecht werden.
[0003] Aus Melliand Textilberichte (1990) 11, Seite 859 bis 860 ist bekannt, den Arbeitsprozess
von Webmaschinen möglichst umfassend zu überwachen, mit dem Ergebnis, den Anteil fehlerhaften
Gewebes gering zu halten.
So ist u.a. vor den Vorspulgeräten, also zwischen den Fadenspulen und den Vorspulgeräten,
wenigstens ein Fadenwächter vorgesehen, der bei fehlendem Schussfaden oder bei gebrochenem
Schussfaden ein elektrisches Signal zum Stillsetzen der Webmaschine auslöst, bevor
das Vorspulgerät leer läuft.
Eine auf dieser Lösung beruhende verbesserte Lösung ist in dem europäischen Patent
0 195 469 B2 offenbart. Auf diese Offenbarung wird später Bezug genommen.
[0004] Bekannt ist ferner, eine Rapportlängenmessung vorzusehen. Es wird dabei die tatsächlich
gewebte Rapportlänge mit vorgegebenen Toleranzwerten verglichen. Am Rapportende prüft
die Elektronik, ob die gewebte Stofflänge innerhalb der vorgegebenen Werte liegt.
Bei falscher Länge stoppt die Webmaschine und zeigt im Display die Abweichung.
[0005] Des weiteren sind in der Vergangenheit maschinenseitig technische Lösungen entwickelt
worden, die der Forderung nach Weben ohne Unterbrechung des Webprozesses weitgehend
gerecht werden.
[0006] Eine dieser Lösungen stellt darauf ab, in einem Schussfadenzuführsystem, bestehend
aus wenigstens einer ersten und einer zweiten Anordnung eines Garnvorrates mit Vorspuler,
die in einem sogenannten Mischwechsel betrieben werden, eine Unterbrechung des Webprozesses
dadurch zu vermeiden, dass bei Detektieren eines Schussfadenbruches innerhalb einer
der beiden Anordnungen, also zwischen dem betreffenden Garuvorrat und dem betreffenden
Vorspuler, der betroffene Vorspuler abgeschaltet wird und der andere Vorspuler automatisch
ein Signal zur Verdoppelung der Schussfaden-Lieferkapazität erhält. Dadurch wird,
trotz des Ausfalls eines Vorspulers, die Schussfaden-Lieferkapazität des Zuführsystems
ohne Unterbrechung des Webprozesses gewährleistet.
Diese vorbeschriebene technische Lösung beruht auf dem europäischen Patent 0 195 469
B2.
[0007] Wird davon ausgegangen, dass mittels der wie auch immer gearteten Maßnahmen und Mittel
ein lang andauernder Webprozess erfolgt, treten in Geweben, die auf Webmaschinen hergestellt
werden, welche eine Kupplungs-Bremskombination zwischen Antrieb und Webmaschinen-Hauptwelle
besitzen, bei einem Webstop unvermeidbar Gewebefehler auf.
[0008] Die Praxis hat gezeigt, dass ein über mehrere Stunden andauerndes Weben auf hochtourig
laufenden Webmaschinen ohne Unterbrechung des Webprozesses sich nachteilig auf das
Bremsverhalten des Webmaschinenantriebs, insbesondere auf den ersten Bremsvorgang
nach ununterbrochenem Weben auswirkt, weil die Umgebungsbedingungen der Webmaschine,
wie relativ hohe Luftfeuchtigkeit und hoher Faserflug, auf der Bremsseite der Kupplungs-Bremskombination
einen "Gleitfilm" ausbilden lassen, der beim Bremsen des Webmaschinenantriebs in Art
eines Aquaplaning auf die Bremsmittel wirkt. Dies hat zur Folge, dass nach dem elektrischen
Signal "Webstop" eine, im Vergleich zu der programmierten Halte- oder Bremsposition
der Webmaschinenhauptwelle, Bremsverzögerung auftritt. Diese Bremsverzögerung führt
z.B. dazu, dass die Weblade und damit das darauf montierte Webblatt einen Blattanschlag
an die Gewebekante ausführt, der zu einer Verdichtung des Gewebes führt. Die Folge
davon ist, dass bei einem Neustart der Webmaschine sogenannte Startmarkierungen oder
Anlaufstellen im Gewebe sichtbar werden. Ein solches Gewebe besitzt verminderte Qualität.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Vermeiden von Bremsverzögerungen
beim Auslösen einer Bremsung des Webmaschinen-Hauptantriebes zu schaffen, und in deren
Folge Anlaufstellen im Gewebe zu vermeiden.
[0010] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Danach ist erfindungswesentlich, dass z.B. ein in einem bekannten Schussfadeneintragsystem
zwischen dem Garnvorrat und dem Vorspulgerät detektierter Schussfadenbruch (unkalkulierbares
Kriterium) oder ein der Webmaschinen-Programmsteuerung vorgegebenes Kriterium (kalkulierbares
Kriterium) zum Auslösen des Bremsvorganges des elektromotorischen Webmaschinen-Hauptantriebs
mittels der zwischen Hauptantrieb und Hauptwelle der Webmaschine angeordneten Kupplungs-Bremskombination
herangezogen wird.
[0011] Ein erstes Kriterium ist erfindungsgemäß also ein elektrisches Signal, welches den
Webprozess unterbricht, wenn in einem zwischen einer Vorratsspule und einem Vorspuler
ein Schussfadenbruch auftritt, Unzulänglichkeiten im Schussfaden festgestellt werden
oder eine Vorratsspule leer läuft. Also, das elektrische Signal wird im Gegensatz
zu dem Gegenstand der Erfindung nach dem europäischen Patent 0 195 469 B2 nicht zum
Auslösen einer automatischen Umschaltung der im Mischwechsel betriebenen Vorspuler
genutzt, sondern erfindungsgemäß zum Auslösen eines Schaltvorganges in der Kupplungs-Bremskombination
verwendet.
Erst während der kurzzeitigen Unterbrechung des Webprozesses, also zwischen dem Webstopp
und dem Neustart der Webmaschine, wird automatisch das Signal zur Verdoppelung der
Schussfaden-Lieferkapazität ausgelöst, wenn das Eintragssystem zum Beispiel mit zwei
Vorspulern arbeitet.
Damit ist der Vorteil verbunden, dass zumindest das einen Schussfadenbruch oder eine
Unzulänglichkeit im Schussfaden zwischen einer Vorratsspule und einem Vorspuler detektierende
Signal das Auslösen eines Schaltvorganges, hier zum Bremsen des Webmaschinenantriebes,
in der Kupplungs-Bremskombination bewirkt.
Nach Abschluss des Bremsvorganges wird der Webmaschinenantrieb automatisch in den
vor dem Bremsvorgang vorliegenden Status gebracht.
[0012] Mit der erfindungsgemäßen Lösung kann auf das automatische Umschalten der im Mischwechsel
arbeitenden Vorspulgeräte während des Webprozesses verzichtet werden, weil der Umschaltvorgang
vorteilhafter Weise in dem Zeitraum zwischen dem Stillstand der Webmaschine und dem
Neustart der Webmaschine, der etwa 30 Sekunden beträgt, gelegt werden kann.
[0013] Ein weiteres Kriterium ist das Erreichen einer der Programmsteuerung vorgegebenen
Anzahl von Schusseinträgen oder der Ablauf einer vorgegebenen Zeitdauer bei ununterbrochenem
Weben. Mit anderen Worten ausgedrückt, bedeutet dies, dass wenn innerhalb einer vorgegebenen
Anzahl von Schusseinträgen oder innerhalb einer Zeitdauer ununterbrochenen Webens
nicht zwangsläufig eine Unterbrechung des Webprozesses wegen eines gebrochenen Schussfadens
erfolgt, dann wird nach Ablauf der vorgegebenen Kriterien der Webprozess zwangsläufig
unterbrochen, d.h. also zwangsläufig gesteuert unterbrochen.
Damit soll erfindungsgemäß erreicht werden, dass die über einen längeren Zeitraum
keinen Bremsvorgang ausführende Kupplungs-Bremskombination des Webmaschinen-Hauptantriebes
gesteuert ein Abbremsen ausführt, um Bremsverzögerungen, hervorgerufen durch auf die
Kupplungs-Bremskombination wirkende äußere Einflüsse, auszuschließen.
[0014] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Webprozess in Abhängigkeit
davon unterbrochen wird, welches Kriterium (Schussfadenbruch, Zeitablauf oder Anzahl
der Schusseinträge) in der Programmsteuerung zuerst ein elektrisches Signal auslöst.
D.h. also, wird ein elektrisches Signal aufgrund eines Schussbruches vor dem Ablauf
der vorgegebenen Kriterien ausgelöst, dann ist das Schussfadenbruchsignal selbst oder
z.B. ein Signal aufgrund einer Unzulänglichkeit im Schussfadenmaterial maßgebend für
das Auslösen des Hauptantrieb-Bremsvorganges. Die Kriterien, wie Anzahl der Schusseinträge
und Zeitdauer des ununterbrochenen Webens, werden in der Programmsteuerung dann automatisch
auf Null zurückgesetzt, wenn vor deren Ablauf ein Schussfadenbruch detektiert und
daraufhin der Webprozess automatisch unterbrochen wurde.
Mit dem erneuten Start der Webmaschine werden diese Kriterien erneut aktiviert.
[0015] Mit der erfindungsgemäßen Lösung werden in vorteilhafter Weise Bremsverzögerungen
der Kupplungs-Bremskombination nach lang anhaltendem, ununterbrochenem Webprozess
weitgehendst ausgeschlossen und in deren Folge Gewebeverdichtungen und daraus resultierende
Anlaufstellen im Gewebe vermieden.
1. Verfahren zum Vermeiden einer Bremsverzögerung beim Stopvorgang des Webprozesses insbesondere
einer mit einer Kupplungs-Bremskombination zwischen Antrieb und Hauptwelle ausgerüsteten
Webmaschine, wonach in einer Programmsteuerung die Anzahl der Schussfadeneinträge
wenigstens bis zum Unterbrechen des Webprozesses gezählt werden und wonach während
des Webprozesses unkalkulierbar auftretende Ereignisse, wie .z.B. ein Schussfadenbruch
bei einem im Mischwechsel arbeitenden Schussfadenzuführsystem und das Nichterreichen
von in der Programmsteuerung vorgegebenen kalkulierten Kriterien zum Auslösen eines
Schaltvorganges in der Kupplungs-Bremskombination im Sinne einer Unterbrechung des
Webprozesses verwendet werden, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaltvorgang zur Unterbrechung des Webprozesses wahlweise durch das bei
einem Schussfadenbruch zwischen einem Garnvorrat und einem Vorspulgerät des Schussfadenzuführsystems
ausgelöste elektrische Signal oder durch ein elektrisches Signal ausgelöst wird, das
das Erreichen eines anderen der Programmsteuerung vorgegebenen Kriteriums detektiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das andere Kriterium das Erreichen einer vorgegebenen Anzahl von Schusseinträgen
bei ununterbrochenem Weben ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das andere Kriterium der Ablauf einer vorgegebenen Zeit bei ununterbrochenem
Weben ist.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaltvorgang in Abhängigkeit davon ausgelöst wird, welches der Kriterien
in der Programmsteuerung zuerst ein elektrisches Signal erzeugt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaltvorgang zum Unterbrechen des Webprozesses ausschließlich bei Auftreten
der unkalkulierten Kriterien im Schussfadenzuführsystem zwischen dem Fadenvorrat und
dem Vorspulgerät ausgelöst wird.