[0001] Die Erfindung betrifft eine Elektrodenanordnung für elektrische Einrichtungen mit
Flüssigmetall nach dem Oberbegriff des Anspruches 1, insbesondere für selbsterholende
Strombegrenzungseinrichtungen.
[0002] Aus der Druckschrift SU 922 911 A ist eine Strombegrenzungseinrichtung bekannt, die
zwei zum Inneren der Strombegrenzungseinrichtung eben ausgebildete Elektroden aus
Festmetall enthält, die durch druckfeste Isolierkörper getrennt sind. Innerhalb der
Isolierkörper sind durch isolierende Zwischenwände mit Flüssigmetall teilweise aufgefüllte,
hintereinander liegende Verdichterräume ausgebildet, die untereinander über mit Flüssigmetall
ausgefüllte Verbindungskanäle der Zwischenwände verbunden sind. Damit besteht im Normalbetrieb
über das Flüssigmetall eine durchgehende innere leitende Verbindung zwischen den Elektroden.
Im Strombegrenzungsfall wird infolge der hohen Stromdichte schlagartig das Flüssigmetall
aus den Verbindungskanälen verdrängt. Damit ist die elektrische Verbindung der Elektroden
über das Flüssigmetall unterbrochen, was zur Begrenzung des Kurzschlußstromes führt.
Nach Abschaltung oder Beseitigung des Kurzschlusses füllen sich die Verbindungskanäle
wieder mit Flüssigmetall, worauf die Strombegrenzungseinrichtung emeut betriebsbereit
ist. In der Druckschrift DE 40 12 385 A1 wird als Medium über dem Flüssigkeitsspiegel
Vakuum, Schutzgas oder eine isolierende Flüssigkeit erwähnt. In der Druckschrift SU
1 094 088 A ist als gut leitendes Material für die Elektroden Kupfer angegeben. Es
ist nach Druckschrift DE 26 52 506 A1 bekannt, bei beweglichen Kontakteinrichtungen
Gallium-Legierungen, insbesondere GaInSn-Legierungen zu verwenden. In dieser Druckschrift
wird auch beschrieben, daß äußere Anschlußelemente an innere Kontaktelemente unter
Einschluß eines Überzugs aus Flüssigmetall angeklemmt sind.
[0003] Sowohl im Normalbetrieb durch Diffusion oder Korrosion als auch im Begrenzungsfall
durch Lichtbogenerosion gelangt Elektrodenmaterial von den Innenflächen der Elektroden
in das Flüssigmetall, was in nachteiliger Weise in erster Linie zu einer allmählichen
Auflösung der Elektrodeninnenflächen bis hin zum Lochfraß sowie in zweiter Linie zur
Verunreinigung des Flüssigmetalls führt. Dies führt zu einer geringeren Leitfähigkeit
der Einrichtung insgesamt und zu einem höheren Schmelzpunkt des Flüssigmetalls im
besonderen. Daraus resultiert wiederum eine ungenügende Stabilität und Lebensdauer
der elektrischen Einrichtung.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, der Diffusion, Korrosion und Erosion
der vom Flüssigmetall benetzten Innenflächen der Elektroden wirksam zu begegnen.
[0005] Ausgehend von einer Elektrodenanordnung der eingangs genannten Art wird die Aufgabe
erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des unabhängigen Anspruches gelöst,
während den abhängigen Ansprüchen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung zu entnehmen
sind.
[0006] Durch die Zwischenschicht aus Flüssigmetall und dem vorgelagerten Protektor wird
die Innenfläche der Elektrode weitgehend vor den erodierenden Einflüssen im übrigen
Flüssigmetall entstehender Lichtbögen und in einem gewissen Maße auch vor Diffusion
und Korrosion gegenüber dem Flüssigmetall geschützt. Damit wird eine Elektrodenanordnung
vorgeschlagen, die durch die Zwischenschicht eine ausgezeichnete elektrische Verbindung
zwischen Elektrode und Protektor gewährleistet, ohne daß es technologisch aufwendiger
Verbindungstechniken für die unterschiedlichen Materialien der Elektrode einerseits
und des Protektors anderseits bedarf.
[0007] Für das Festmaterial des Protektors sind vorteilhaft Wolfram, Molybdän, Vanadium,
Nickel, Tantal, Titan, Rhenium, Chrom oder deren Legierungen zu verwenden. Auch die
Verwendung von Edelstählen, insbesondere solchen mit hohem CrNi-Gehalt, ist vorteilhaft.
[0008] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß auf der Innenfläche
eine Materialschicht aufgebracht ist, welche das übrige Elektrodenmaterial (im allgemeinen
Kupfer) im hohen Maße vor Diffusion und Korrosion durch das Flüssigmetall der Zwischenschicht
schützt. Damit ist eine langzeitlich stabile Elektrodenanordnung entstanden, die einerseits
durch den Protektor gegen die schädlichen Einflüsse von Lichtbögen und anderseits
durch die Materialschicht gegen die schädlichen Einflüsse des Flüssigmetalls ausreichend
geschützt ist. Für diese Materialschicht werden vorteilhaft Wolfram, Molybdän, Nickel,
Chrom oder deren Legierungen vorgeschlagen. Die Materialschicht kann beispielsweise
durch Galvanisieren oder Plattieren aufgebracht werden.
[0009] An den Protektor werden keine besonderen mechanischen Anforderungen gestellt. Er
kann zweckmäßig als dünne Platte oder als ausreichend dicke Folie ausgebildet sein.
[0010] Vorteilhaft ist der von der Innenfläche der Elektrode und dem Protektor gebildete
Zwischenraum gegenüber dem übrigen Flüssigmetall dicht abgeschlossen; insbesondere
weist er einen hohen Füllstand auf. Dadurch ergibt sich eine günstige Stromverteilung
vor der Elektrode, was zu einer Reduzierung des übrigen Flüssigmetalls und damit des
Bauvolumens der Strombegrenzungseinrichtung genutzt werden kann.
[0011] GaInSn-Legierungen als zu verwendendes Flüssigmetall sind einfach zu handhaben durch
ihre physiologische Unbedenklichkeit. Eine Legierung aus 660 Gewichtsanteilen Gallium,
205 Gewichtsanteilen Indium und 135 Gewichtsanteilen Zinn ist bei Normaldruck von
10°C bis 2000°C flüssig und besitzt eine ausreichende elektrische Leitfähigkeit. Der
Erfindung steht es jedoch nicht entgegen, auch andere Flüssigmetalle mit niedrigem
Schmelzpunkt, wie beispielsweise das Rose- oder das Wood-Metall, zu verwenden.
[0012] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden in dem nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiel
erläutert, wobei in der einzigen Figur 1 eine erfindungsgemäße Elektrodenanordnung
in geöffneter perspektivischer Darstellung gezeigt ist.
[0013] In Fig. 1 ist teilweise eine nach oben und vom aufgebrochene sowie nach rechts weggebrochene
Strombegrenzungseinrichtung, wie sie beispielsweise aus der Druckschrift SU-Erfindungsschrift
922 911 bekannt ist, dargestellt. Von den beiden Elektrodenanordnungen der allseitig
von einem Isolierkörper 2 umgebenen und zum Teil mit Flüssigmetall 3 gefüllte Strombegrenzungseinrichtung
ist nur die linksseitige dargestellt und mit 1 bezeichnet.
[0014] Die Elektrodenanordnung 1 enthält eine kupfeme Elektrode 4, die in einen äußeren
Anschlußleiter 6 übergeht. Die Elektrode 4 ist an ihrer Innenfläche 8 mit einer dünnen
Materialschicht 10 beschichtet. Die Materialschicht 10 besteht im Beispiel aus aufgalvanisiertem
Wolfram und schützt die Elektrode 4 vor Diffusion des Elektrodenmaterials in Flüssigmetall
und Korrosion der Innenfläche 8 durch das Flüssigmetall. Vor der Innenfläche 8 ist
unter Belassung eines Zwischenraumes 12 ein Protektor 14 angeordnet. Der Protektor
14 besteht aus einem Material, das sowohl eine ausreichende Diffusionsbeständigkeit
gegenüber dem Flüssigmetall 3 als auch eine ausreichende Lichtbogenfestigkeit aufweist.
Der Protektor 14 schließt den Zwischenraum 12 dicht gegenüber dem Flüssigmetall 3
ab und besteht im Beispiel aus einem Edelstahlplättchen mit hohen relativ Anteilen
von Chrom und Nickel. In dem Zwischenraum 12 befindet sich eine Zwischenschicht 16
aus Flüssigmetall gleicher Zusammensetzung (dies ist jedoch nicht zwingend) wie das
übrige Flüssigmetall 3, beispielsweise eine GaInSn-Legierung. Damit besteht eine innige
elektrisch leitende Verbindung zwischen dem Flüssigmetall 3 und der Innenfläche 8
der Elektrode 4. Die flüssige Zwischenschicht 16 weist einen hohen Füllstand gegenüber
dem übrigen Flüssigmetall 3 auf, d.h., der Flüssigkeitsspiegel 18 der Zwischenschicht
16 ist wesentlich höher als der Flüssigkeitsspiegel 19 des übrigen Flüssigmetalls.
Dadurch wird sowohl im Nennbetrieb als auch bei Kurzschluß eine günstige Stromverteilung
innerhalb der Zwischenschicht 16 gewährleistet, so daß es nur zu einer geringen Stromerwärmung
sowie zu einer geringen Wahrscheinlichkeit zur Ausbildung von Lichtbögen in der Zwischenschicht
16 kommen kann.
[0015] Damit ist die Elektrodenanordnung 1 weitgehend frei von nachteiligen Materialabtragungen
und -veränderungen, wie sie bei bekannten Elektrodenanordnungen von Flüssigmetall
enthaltenden elektrischen Einrichtungen durch das Flüssigmetall und auftretende Lichtbögen
auftreten.
1. Elektrodenanordnung für elektrische Einrichtungen mit Flüssigmetall, wobei eine Elektrode
(4) aus Festmetall zum Anschließen an einen äußeren Stromkreis vorgesehen ist, die
im Inneren eines Isolierkörpers (2) mit ihrer Innenfläche (8) elektrisch leitend mit
dem Flüssigmetall (3) in Verbindung steht, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenfläche (8) über eine Zwischenschicht (16) aus Flüssigmetall innig mit
einem Protektor (14) aus Festmaterial elektrisch verbunden ist, wobei das Festmaterial
im Verhältnis zum Material der Elektrode (4) sowohl diffusionsbeständiger gegenüber
dem Flüssigmetall (3) und der Zwischenschicht (16) als auch abbrandfester gegenüber
Lichtbogeneinflüssen ist.
2. Elektrodenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Festmaterial aus Wolfram, Molybdän, Vanadium, Nickel, Tantal, Titan, Rhenium,
Chrom oder deren Legierungen besteht.
3. Elektrodenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Festmaterial aus hochlegiertem Edelstahl besteht.
4. Elektrodenanordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Festmaterial aus Edelstahl mit hohem CrNi-Gehalt besteht.
5. Elektrodenanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Innenfläche (8) eine elektrisch leitende Materialschicht (10) aufgebracht
ist, die gegenüber der Zwischenschicht (16) eine hohe Diffusionsbeständigkeit aufweist.
6. Elektrodenanordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialschicht (16) aus Wolfram, Molybdän, Nickel, Chrom oder deren Legierungen
besteht.
7. Elektrodenanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Protektor (14) planen- oder folienförmig ausgebildet ist.
8. Elektrodenanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Zwischenschicht (16) in einem gegenüber dem übrigen Flüssigmetall (3)
dicht abgeschlossenen Zwischenraum (12) befindet.
9. Elektrodenanordnung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenschicht (16) gegenüber dem übrigen Flüssigmetall (3) einen hohen
Füllstand aufweist.
10. Elektrodenanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Flüssigmetall (3) und die Zwischenschicht (16) aus einer GaInSn-Legierung
bestehen.