[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Gußstücken aus Al- und Mg-Legierungen,
bei dem in einer horizontalen Gießkammer, die mit einem Gießkolben ausgerüstet ist,
von Anfang des Gießvorganges an ein Vakuum besteht und das in der Gießkammer eingebrachte
Schmelzevolumen zum halberstarrten Zustand abgekühlt und mittels eines elektromagnetischen
Feldes gerührt wird. Die metallische Suspension wird zum Einbringen in die Gießkavität
beschleunigt und vor oder spätestens beim Erreichen der Anschnittmündung der Druckgießform
unter Druck gesetzt.
[0002] Grundsätzlich kann die Gießkammer horizontal oder vertikal angeordnet werden. Aus
dieser Anordnung ergeben sich spezifische Vor- und Nachteile für den Gießprozeß, die
sich aus dem jeweiligen charakteristischen Fluß der Schmelze von der Eingießöffnung
zur Formkavität ableiten.
Ein Unterscheidungsmerkmal, das als typisch für das Druckgießverfahren mit der horizontalen
Gießkammer angesehen werden kann, ist eine Bildung des hydrodynamisch unstabilen Schmelzeflusses,
der mit sehr hoher Geschwindigkeit die Druckgießform füllt. Der Füllvorgang kann dadurch
oft eher als Spritzen denn als Fließen angesehen werden. Bedingt durch diese Art der
Formfüllung werden Luft und oxidische Einschlüsse in das Gußstück eingebracht, die
im weiteren Risse im Inneren des Gußteils sowie Blasen an der Oberfläche erzeugen.
Daß eine solche Vorstellung richtig ist und eine ganz entscheidende Bedeutung für
die Praxis hat, zeigt eine kurze Prozeßanalyse.
[0003] Wie praktisch immer der Fall, besetzt das Gießmetall nur einen Teil der horizontalen
zylindrischen Gießkammer und bildet eine bewegliche nichtzylinderförmige geometrische
Figur, deren eine Seitenfläche vom Gießkolben begrenzt bzw. geformt ist und die andere
in der Strömungsrichtung als Freifläche bezeichnet werden kann, weil es keine geometrisch
ausgeprägte Maßbegrenzung gibt. Eine Folgerung davon ist, daß die vorgegebene konstante
hydromechanische Kraft, welche auf die instabile Kontaktfläche "Gießkolben - Schmelzeflut"
einwirkt, sich auf keinen Fall gleichmäßig auf diese verteilt und dadurch eine Bewegung
verursacht, die zum hydrodynamischen Stau vor der Anschnittmündung führt und als Ausströmungsbehinderung
wirkt. Der hydrodynamische Prozeß, der in diesem Verfahrensabschnitt nicht in einen
stabilen Zustand gebracht wird, hat auf der nächsten Etappe keine Chance, eine solche
Stabilität zu erreichen. Der aus dem Ausflußquerschnitt austretende wirbelartige Strahl
zerstiebt noch mehr in der nächsten Arbeitsphase, während der die schon turbulente
Flut mit der entsprechenden Druckkolbengeschwindigkeit an die Wand der beweglichen
Formhälfte schlägt. Dabei tritt eine Erhöhung der Einströmungsgeschwindigkeit durch
die Querschnittsverengung auf.
[0004] Aus der EP 0733421 A1, welche alle Merkmale der Oberbegriffe der unabhängigen Ansprüche
aufweist, ist bekannt, daß die laminare Einströmungsart bei der Auffüllung der Druckgießform
mit der Schmelze dadurch erreicht wird, daß die Schmelze, deren Temperatur etwas höher
als Liquidustemperatur ist, in der Gießkammer durch Abkühlung und danach Erwärmen
in die metallische Suspension gebracht wird und dann in die Formkavität unter Druck
eingepreßt wird.
[0005] Es versteht sich von selbst, daß für die Beibehaltung der bei Druckguß erforderlichen
außerordentlich niedrigen (von 5...100 ms) Formfüllzeiten die Bedingungen für eine
laminare Strömung nicht ausreichend sind, nicht einmal dann, wenn die Schmelze mit
einer sehr dünnen Schicht in die Gießkammer fließt. Dies liegt daran, daß es keinen
geschlossenen Raum gibt und keine Zeit vorgesehen ist, um die Schmelze (nach dem bekannten
Verfahren) vor der Formauffüllung hydrodynamisch zu stabilisieren. Was die Einströmungsart
betrifft bzw. irgendwelche Einwirkungen, die die turbulente Flut zu einer laminaren
umgestalten könnten, gibt es solche erfindungsgemäß keine, sowie keine Hinweise, ob
und wie in der Gießkammer ein Ausgleich der Strömungsgeschwindigkeit erfolgen könnte.
Es herrscht also in der die Gießkammer entlang fließenden Strömung ein turbulenter
Charakter, der im Bereich des Ambosses sich in einer Wirbelbildung und einem Metallstau
äußert. Das Schmelzegut schlägt an die Wand der beweglichen Formhälfte auf (der dargestellten
Anordnung entsprechend) und fließt in die Druckgießform als ein zerstiebter Freistrahl.
Eine Qualitätsverbesserung, die in höherem Maße von Nachverdichtung des schon kristallisierenden
Gußstücks abhängt, ist nach der beschriebenen Anordnung auch nicht möglich. Alle aufgezählten
Nachteile beschränken die praktische Verwendung des eingeführten Verfahrens, nach
dem wesentlich verbesserte Endprodukte nicht hergestellt werden können.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Druckgießverfahren der im Oberbegriff
des Hauptanspruches beschriebenen Art zu schaffen, bei welchem die Füllung der Druckgießform
mit einer hydrodynamisch ausgeglichenen Schmelzeflut erfolgt und die Kristallisation
des Gußstücks unter einem zusätzlichen Verdichtungsdruck bewirkt wird, ohne den Einströmungsstrahl
zu zerstieben.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einem Verfahren der eingangs genannten Art
dadurch gelöst, daß aus der in die Gießkammer eintretenden Schmelze vor der Beschleunigung
ein flüssiger Zylinder gestaltet wird und seine Gestalt bis zur hydrodynamischen Stabilisierung,
dem Temperaturausgleich und der gleichmäßigen Druckverteilung im Vormaterial erhalten
wird, wobei das kristallisierende Metall nach der Auffüllung der Druckgießform mit
dem speziell dafür gebildeten Schmelzevolumen zugespeist und das Erstarren des Gußstücks
unter dem zusätzlichen gezielten Verdichtungsdruck durchgeführt wird.
[0008] Um das Herstellungsverfahren auf solche Weise zu verwirklichen, ist die Gießkammer
erfindungsgemäß so ausgestaltet, daß sie mit dem Gegendruckkolben und dem Verdichtungskolben
versehen, nicht vor Anschnittsmündung endet und gleichzeitig einen geometrisch beschränkten
Raum darstellt. Dies ist durch besondere Ausführung der Gießkammer möglich geworden,
die eine T-Stück-Konfiguration hat, in dem der Gießkolben und der Gegendruckkolben
gegenüberliegend angeordnet sind, während der Verdichtungskolben im senkrechten Kanal
gelagert ist.
[0009] Diese Kolbenanordnung ist von großer Bedeutung und determiniert die wichtigsten technologischen
Verfahrensvorteile. Einer von ihnen besteht darin, daß die in der Gießkammer befindliche
Schmelze in der durch Verschiebung des gegenüberliegenden Kolbens zuerst in die zylindrische
Form gebracht wird, so daß eine nötige gleichmäßige Druckverteilung an der "Gießkolben-Schmelzeflut"-Kontaktfläche
gesichert ist. Außerdem treten im zusammengedrückten zylinderförmigen Schmelzevolumen
die elastisch-flüssigen Wellen ein, die die Bildung von globularen Primärkristallen
schon in der Gießkammer stimulieren. Darüber hinaus ist es bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren möglich, mit entsprechenden Vorrichtungen im geschlossenen Kammerraum statt
einer unstabilen Schmelzeflut eine mit ausgeprägt rheologischen Eigenschaften hydrodynamisch
stabile metallische Suspension herzustellen. Die Entwicklung und Erhaltung des Rheoeffektes
wird durch die Einführung eines metallischen Abkühlungspulvers erreicht.
[0010] Die Kristallisationsbedingungen, die in der Gießkammer entstehen, sind so, daß die
Morphologie des Gefüges nicht hauptsächlich von der Wärmeableitung durch die Wände
der Gießkammer abhängt, sondern von neuen festen, exogenen Kristallisationskeimen,
die die Schmelze in einem kurzen Zeitabschnitt in den halberstarrten Zustand bringen
und eine Kristallisationsgeschwindigkeit sicherstellen, die zum gleichzeitigen und
gleichmäßigen Auftreten von festen Phasen im ganzen Schmelzevolumen führen und für
die Temperaturhomogenität der auftretenden metallischen Suspension sorgen.
[0011] Unter den unterschiedlichen Prozessen, welche von dem zunehmenden äußeren Druck im
geschlossenen Schmelzevolumen beeinflußt werden, spielt seine Einwirkung auf die Entstehung
von Mikroporosität im Gußstück eine außerordentlich wichtige Rolle, weil nämlich auf
dieser Etappe die Basis für die Herstellung von porenfreien Gußteilen gelegt wird.
Diese geht von der Vorstellung aus, daß Poren, die durch einen Keimbildungsprozeß
entstehen, nur dann in der Schmelze stabil existieren, wenn die Differenz aus dem
Gasdruck und dem Druck der Schmelze größer ist als der Kapillardruck aus der Oberflächenspannung
der Schmelze. Daraus ergibt sich, daß - um die Keimbildung von Poren während der Erstarrung
zu verhindern - es notwendig ist, den Schmelzedruck zu vergrößern, was genau nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren in der Gießkammer im komprimierten Materialvolumen
stattfindet. Der in der metallischen Suspension auftretende Druck, der als Summe des
vorhandenen hydromechanischen Drucks und des inneren hydrostatischen Drucks zu verstehen
ist, macht eine Keimbildung von Poren nahezu unmöglich und schafft Kristallisationsbedingungen,
die den Dichtewert des Endproduktes wesentlich steigern.
[0012] Im Fazit entwickeln sich im geschlossenen, zusammengedrückten Schmelzevolumen dank
dem obengenannten Kolbeneinsatz und der speziellen Schmelzebehandlung gleichzeitig
laufende Prozesse, welche durch die hydrodynamische Stabilisierung, die Temperaturausgleichung
und die gleichmäßige Druckverteilung im ganzen zylindrischen Materialvolumen gekennzeichnet
sind.
[0013] Eine Materialbeschleunigung, die dieser Stabilisierungsetappe nachfolgt, wird erfindungsgemäß
aber nicht vom hydromechanischen Druck des Gießkolbens beeinflußt, sondern sie kommt
aus dem hydrodynamischen Gegendruck, der durch die Teilnahme des Gegendruckkolbens
bewirkt wird. Das steht im Zusammenhang mit der vorteilhaften Ausgestaltung der Gießkammer
und ist ein Ergebnis des Rückzugs des Gegendruckkolbens bis zum Anschnitt bzw. bis
zu der Position, an der die Anschnittmündung freigelassen ist. Wegen einer schnellen
Kolbenverschiebung entsteht auf der freien Kontaktfläche des flüssigen Zylinders ein
Druckabfall und die Schmelze ist bestrebt, einen freigelassenen Kammerraum zu besetzen.
Die schon räumlich temperaturausgeglichene und hydrodynamisch stabilisierte Schmelze
wird mit dem Gegendruckkolben in der Anschnittrichtung fortgezogen. Dabei unterscheidet
sich eine solche frontale Versetzung nach einer Einströmungsart, welche bei der Mündungsauffüllung
als laminare bezeichnet werden kann. Dabei erfüllt diese Etappe eine ganz wichtige
Rolle, um die Gießgänge mit dem wirbelfreien Schmelzestrahl zu füllen.
[0014] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
auch darin, daß die gegenliegende Fläche bzw. Stirnfläche von Gieß- und Gegendruckkolben
so ausgeführt sind, daß sie konkave, ellipsoidförmige, und zwar seitenvertauschte
Profile darstellen. Auf diese Weise gestalten solche Profile im Zwischenraum nicht
einen Zylinder mit ebener Basis, sondern einen, dessen Basis jeweils zwei Kugelabschnitte
bilden. Weil diese Gestaltabweichung weder einen Einfluß auf den Schmelzetransport
der Gießkammer entlang noch auf die Strahlbildung bei der Auffüllung der Druckkammer
ausübt, wurde im weiteren angenommen, die Gestalt des zusammengedrückten Schmelzevolumens
als Zylinder bzw. als zylinderförmiges Volumen zu bezeichnen.
[0015] Gleichzeitig schafft aber die besondere Kolbenausführung weitere technologische Vorteile.
Die kurzzeitige Druckreduzierung - wegen des Rückzuges vom Gegendruckkolben - wird
mittels der Gießkolbenverschiebung auf einer weiteren Etappe nivelliert und die Druckgießform
wird schon mit den nächsten Schmelzeportionen unter dem hydromechanischen Druck durch
die Gießkolbenbeschleunigung aufgefüllt. Der Kolbenweg endet im Mündungsbereich mit
einer Kolbenkopplung, nach der - durch die vorteilhafte Ausgestaltung - im Zwischenraum
ein kleines zylinderförmiges Schmelzevolumen auftritt, das unter der Anschnittmündung
und oberhalb des Verdichtungskolbens angeordnet ist, sich im zusammengedrückten Zustand
befindet und eine gemeinsame Achse mit der Mündung und dem Verdichtungskolben hat.
Hierdurch wird in der Nähe der Druckgießform bzw. dem Mündungsanschnitt ein zusätzliches
Schmelzevolumen ausgebildet, mit dem das schon kristallisierende Gußstück noch vor
seinem letztendlichen Erstarren zugespeist wird.
[0016] Auf solche Weise wird das schon genannte Schmelzevolumen nicht nur über die Mündung
eingepreßt, sondern es findet zusätzlich ein gezieltes Verpressen des kristallisierenden
Gußstücks mittels des Verdichtungskolbens statt. Um die geschilderten technologischen
Operationen zu realisieren, ist der Verdichtungskolben in den senkrechten Teil der
T-Konfiguration-Gießkammer so eingebaut, daß er eine senkrechte Verschiebung in die
Richtung Mündungsbereich durchsetzen kann. Das zwischen den Gieß- und Gegendruckkolben
geformte Schmelzevolumen wird aufgrund dieser Anordnung durch die Beschleunigung des
Verdichtungskolbens in die Druckgießform mit der entsprechenden hydromechanischen
Kraft gepreßt. Eine dafür obligatorische konstruktive Bedingung ist, daß der Durchmesser
der Stirnfläche des Verdichtungskolbens dem inneren Durchmesser der zylindrischen,
von Gieß- und Gegendruckkolben geformten Kontur entsprechen muß. Dadurch wird nicht
nur Einströmungszerstieben vermieden, was zu unerläßlichen Bedingungen des herkömmlichen
Verfahrens bei der Auffüllung der Druckgießform gehört, sondern es wird sowohl ein
Metallverlust herabgesetzt, weil kein Metallrest in der Anschnittmündung entsteht,
als auch eine gezielte Nachverdichtung des erstarrenden Gußstücks durchgeführt.
[0017] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt
in
- Fig. 1 eine schematische Darstellung der VACURAL-Druckgießmaschine, in T-Konfiguration
ausgerüstet, mit Gießkammer, Gieß-, Gegendruck- und Verdichtungskolben.
- Fig. 2 die Kolbenposition bei der Füllung der Gießkammer mit der Schmelze.
- Fig 3 die Kolbenposition, bei der die Schmelze in eine zylindrische Form und einen
zusammengedrückten Zustand gebracht ist.
- Fig. 4 die Kolbenposition, bei der die entstehende metallische Suspension unter dem
hydrodynamischen Druck in die Druckgießform einströmt.
- Fig. 5 die Kolbenposition, bei der unter der Mündung ein "Speicher" angelegt wird.
- Fig. 6 die Kolbenposition, bei der die Zuspeisung und die Verdichtung des kristallisierenden
Gußstücks durchgeführt werden.
- Fig 7 einen Schnitt durch den gefüllten Formhohlraum nach Abschluß des Füllvorgangs.
[0018] Auf der in Fig. 1 schematisch gezeigten Druckgießmaschine ist ein Schmelzbehälter
(1) vorgesehen, der mittels eines Saugrohres (2) mit einer T-Konfiguration-Gießkammer
(3) verbunden ist (im weiteren: Gießkammer). Durch eine Mündung (4) steht diese mit
einer Druckgießkammer (5) in Verbindung, die zwischen einer beweglichen (6) und einer
festen (7) Formhälfte liegt. In den horizontalen Zweigen der Gießkammer (3) sind Gießkolben
(8) und Gegendruckkolben (9), während im senkreten Kanal ein Verdichtungskolben (10)
gelagert ist. Das Saugrohr (2) und die Gießkammer (3) sind mit einer Pulverdosiervorrichtung
(11) und einer elektromagnetischen Rühreinrichtung (12) ausgerüstet, wobei die Letztgenannte
um die Gießkammer (3) ringförmig angeordnet ist.
[0019] Eine praktische Verwendung der Erfindung wird mit der zeichnerischen Darstellung
in Fig. 1 - Fig 7 geklärt. Die Schmelze (13) bzw. ein vorgegebenes Schmelzevolumen
gelangt aus dem Schmelzbehälter (1) mittels des Saugrohres (2) in die T-Konfiguration-Gießkammer
(3). Das geschmolzene Material wird dabei mit einem kühlenden Pulver im Saugrohr (2)
vermischt; dies erfolgt durch die Pulverdosiervorrichtung (11) (Fig. 2). Das eingeführte
Pulver ruft einen Abkühlungseffekt hervor, wodurch nicht nur die Überhitzungstemperatur
abgesenkt wird, sondern es entstehen in der Schmelze Unterkühlungsbereiche, von deren
Besonderheiten der Kristallisationsprozeß und letztendlich die Ausbildung des Gußstücks
bestimmt werden. Die abgekühlte Schmelze gelangt in die Gießkammer (3) vor dem Gießkolben
(8), der eine Position P8-1 besetzt, und fängt schon nach kurzer Zeit an, Primärkristalle
zu produzieren, die eine vorzugsweise runde Gestalt haben. Vor dem Schmelzeeintritt
ändert sich aber die Positionierung des Gegendruckkolbens (9). Mit einer die Gießkammer
(3) entlang vorgesehenen Verschiebung läßt der seine Ausgangsposition P9-1 hinter
sich, um die Position P9-2 zu besetzen. Hierdurch bildet sich in der Gießkammer (3)
ein geometrisch begrenzter Raum, in dem sich druckkolben befindet und nicht in Berührung
mit der Anschnittmündung (4) kommt.
Die Schmelzeflut, die beim herkömmlichen Verfahren in die Gießkammer (3) eintritt,
ist durch eine stark ausgeprägte hydrodynamische Instabilität gekennzeichnet, welche
sich während des Druckanstiegs mehrfach entwickelt. Erfindungsgemäß wird durch die
nachfolgende Verschiebung des Gießkolbens (8) nicht nur eine allgemeine Stabilisierung
erreicht, sondern auch in einem gewissen Grad eine Temperaturhomogenität im Schmelzevolumen.
Der Gießkolben (8) bewegt sich nach vorn bzw. dem Gegendruckkolben (9) entgegen und
besetzt eine Position P 8-2, wirkt auf die instabile zerschmolzene Flut mit einer
konstanten Antriebskraft, schiebt sie vor sich und zwingt die Schmelze (Fig. 3) hiermit
- eine zylindrische Form anzunehmen
- sich hydrodynamisch zu richten bzw. hydrodynamisch zu stabilisieren und demgemäß
- in der hydrodynamisch stabilen Flut schon auf dieser Etappe durch den zunehmenden
Druck die Kristallisationsprozesse zu aktivieren.
[0020] Es handelt sich dabei um das Eintreten von elastisch-flüssigen Wellen im zusammengedrückten
Schmelzevolumen. Ein Phänomen davon ist das Entstehen des zeichenvariablen Druckes
in der Schmelze, der zur Erhöhung der Dichte- und Energiefluktuation führt und dadurch
die Kristallisationsentwicklung stimuliert. Es setzt jedoch voraus, in der Gießkammer
(3) den fest-flüssigen Schmelzezylinder zu bilden und eine homogene Druckverteilung
zu erzielen. Ein solches Ergebnis ist von sehr großer Bedeutung, weil es eine Folgerung
von der Übereinstimmung von Kontaktflächen auf der Grenze zwischen dem flüssigen Zylinder
und Gießkolben (8) gewesen ist, so daß eine gewissermaßen homogene Druckverteilung
im Materialvolumen sichergestellt werden kann.
[0021] Die Aufrechterhaltung des erreichten Temperaturausgleichs erfolgt mittels elektromagnetischen
Rührens, wofür die Rühreinrichtung (12) um die Gießkammer (3) ringförmig angeordnet
ist. Dadurch entsteht eine erzwungene Kreisbewegung der schon mit dem kühlenden Pulver
abgekühlten Schmelze, die zum Temperaturausgleich im zylindrischen Materialvolumen
führt und zur Entwicklung von Kristallisationsbedingungen für runde (globularische)
Kristalle beitragen. In der nächsten Verfahrensetappe erfolgt der Rückzug des Gegendruckkolbens
aus der Position P9-2 auf der Ausgangsposition P9-1. Dadurch wird die Anschnittmündung
(4) geöffnet (Fig. 4), wobei nach dem Abstoppen sein konkaves ellipsoidförmiges Profil
das Mündungsprofil fortsetzt. Wegen einer schnellen Verschiebung entsteht auf der
freien Oberfläche des flüssigen Zylinders ein Druckabfall und die zusammengedrückte
rotierende metallische Suspension strebt in dieser Richtung, und zwar nur unter hydrodynamischem
Druck. Die schon temperaturausgeglichene und hydrodynamisch stabilisierte Suspension
besetzt den freien Kammerraum und wird mit dem Gegendruckkolben (9) zur Anschnittmündung
(4) fortgezogen. Unterscheidungsmerkmal dieser Arbeitsetappe besteht darin, daß
- im axial verschobenen Material in jedem/r Punkt/ Schicht homogene Druck- und Geschwindigkeitsverhältnisse
herrschen.
- die hydrodynamisch stabilisierte Strömung die Anschnittmündung (4) erreicht, ohne
einen Aufschlag eines stationären Freistrahls an eine senkrechte Wand der beweglichen
Formhälfte hervorzurufen bzw. ohne daß der Strahl zerstiebt.
- der Gießgang ebenso wie die Mündung laminar mit der Metallströmung aufgefüllt werden.
[0022] Die kurzzeitige Druckreduzierung - wegen des Rückzuges vom Kolben (9) - wird mittels
der Gießkolbenverschiebung auf der nächsten Etappe ausgeglichen (Fig. 5), welche gleichzeitig
mit dem Erreichen des Gegendruckkolbens der Position P9-1 anfängt. Der Kolbengang
ist dabei die Positionsänderung von P8-2 nach P8-3 und endet vor der Anschnittmündung
(4) nach seiner Kopplung mit dem Gegendruckkolben (9). Die metallische Suspension,
die schon den Gießgang und die Mündung auffüllt, wird durch hydromechanische Kolbeneinwirkung
in die Druckgießkammer (5) hinausgedrückt und füllt die Kavität laminar. Da die Stirnfläche
des Gießkolbens (8) genauso wie der Gegendruckkolben (9) das konkave, ellipsoidförmige
Profil hat, bildet sich im Zwischenraum ein kleiner, zylindrischer Materialbereich
aus, der sich direkt unter der Anschnittmündung (4) und oberhalb des Verdichtungskolbens
(10) in einem elasto-plastischen Zustand befindet und eine mit ihnen gemeinsame senkrechte
Achse hat. Dieser "Speicher" dient dazu, das schon kristallisierende Gußstück nachspeisen
zu können.
Die letzte Arbeitsetappe, die als das Nachverdichten des Endproduktes bezeichnet werden
kann, wird mittels der senkrechten Verschiebung des Verdichtungskolbens (10) nach
der Mündungsrichtung durchgeführt und damit der Druckgießvorgang abgeschlossen. Der
Verdichtungskolben verläßt seine Ausgangsposition P10-1 und verdrängt damit die zylindrische
Metallportion über die Mündung (4), bis die neue Position P10-2 erreicht wird (Fig
6). Dadurch wird eine Zuspeisung des schon kristallisierenden Gußstücks durchgesetzt
sowie durch die in der Mündung befindliche Stirnfläche des Verdichtungskolbens das
halberstarrte Gußstück vorgepreßt.
In der Fig. 7 ist eine wichtige erfindungsgemäße Ausgestaltung des Deformationsbereiches
der Metalleinströmung dargestellt (⌀
M - Durchmesser des zylindrischen Schmelzevolumens, ⌀
k-Durchmesser des Konturs). Seine konturgeschlossene Ausführung gestattet nicht nur
die wirbelfreie Druckgießformauffüllung, die Zuspeisung und das Nachverdichten des
Endproduktes, sondern sie schafft die Möglichkeit, den Metallverlust (Verkleinerung
des Preßrestes) beträchtlich zu verringern.
[0023] Erste Versuche mit erfindungsgemäßen Verfahren haben anschaulich gezeigt:
- Mit der räumlich beschränkten Gießkammer, die T-Stück-Konfiguration hat, und dem konturgeschlossenen
Deformationsherd für Metalleinströmung erhöht sich die Funktionsfähigkeit des gesamten
Druckvorgangs beträchtlich.
- Im Gußstück dominiert ein homogenes feinzelliges Gefüge.
- Die Entwicklung von typischen Gußfehlem wie verteilte Schrumpfungsporen, Lunker und
undichtes Gefüge wird durch die Zuspeisung und das Nachverdichten des kristallisierenden
Gußstücks behindert. Der Dichteindex der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Gußstücke erhöht sich auf das Fünffache.
1. Druckgießverfahren zur Herstellung von Gußstücken mit einer horizontalen Gießkammer
und einem Gießkolben, bei dem von Anfang an das Vakuum angelegt wird, das flüssige
Material vor dem Einbringen in die Form beschleunigt und das vor oder spätestens beim
Erreichen der Anschnittmündung der Form unter Druck gesetzt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß das flüssige Material vor der Beschleunigung in die zylindrische Form gebracht
wird, welche bis zur hydrodynamischen Stabilisierung, dem Temperaturausgleich und
der gleichmäßigen Druckverteilung im zylindrischen Materialvolumen bleibt, wobei das
kristallisierende Metall nach der Auffüllung der Druckgießform mit dem speziell dafür
gebildeten Schmelzevolumen zugespeist und die Bildung des Gußstücks unter dem zusätzlichen,
gezielten Verdichtungsdruck durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gießkammer mit dem Gegendruckkolben und dem Verdichtungskolben versehen wird,
um das flüssige Material in die zylindrische Form zu bringen, dieses die Gießkammer
entlang zu beschleunigen und das kristallisierende Metall in der Druckform zum Gußstück
zu verdichten.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gießkammer in der T-Stück-Konfiguration besteht und nicht vor der Anschnittmündung
endet, wobei der Gießkolben und der Gegendruckkolben gegenüberliegend angeordnet sind,
während der Verdichtungskolben im senkrechten Kanal gelagert ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Stirnfläche von Gieß- und Gegendruckkolben so ausgeführt ist, daß sie konkave,
ellipsoidförmige, und zwar seitenvertauschte Profile darstellen.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das flüssige Material, das vor der Beschleunigung in die zylindrische Form gebracht
wird, es sich im zusammengedrückten Zustand zwischen dem Gieß- und Gegendruckkolben
befindet.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die hydrodynamische Stabilisierung und der Temperaturausgleich des zylindrischen Schmelzevolumens
bzw. der in der Gießkammer aufgebauten metallischen Suspension mittels der Einführung
eines kühlenden Pulvers in das geschmolzene Material aktiviert und aufrechterhalten
wird, wofür die entsprechende Vorrichtung vorgesehen wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Materialbeschleunigung in die Richtung des Druckabfalls im Bereich zwischen der
Gegendruckkolbenfläche und der freien Fläche des flüssigen Zylinders nach dem schnellen
Rückzug des Gegendruckkolbens bis zur Anschnittmündung beginnt, wobei nach dem Abstoppen
sein konkaves, ellipsoidförmiges Profil das Mündungsprofil fortsetzt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
auf die schon beschleunigte und nur unter hydrodynamischem Druck stehende Schmelze
in der Druckgießform mit dem hydromechanischen Druck mittels der Gießkolbenverschiebung
eingewirkt wird, die nach seiner Kopplung mit dem Gegendruckkolben und der gleichzeitigen
Bildung des kleinen, zylindrischförmigen Schmelzevolumens im Zwischenraum vollendet
wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das eingangs erwähnte Schmelzevolumen unter der Anschnittmündung angeordnet ist, die
eine mit der Mündung gemeinsame Achse hat und sich in zusammengedrücktem Zustand befindet.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das genannte Schmelzevolumen mittels des Verdichtungskolbens in die Druckgießkammer
über die Mündung eingepreßt wird, sowie das halberstarrte Gußstück durch die in der
Mündung befindliche Stirnfläche des Verdichtungskolbens vorgepreßt wird, wobei Mündungs-
und Verdichtungskolben in einer Achse liegen.